Kapitel 8 - veröffentlicht -




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Kapitel 8 - veröffentlicht -

Beitragvon readonly1956 » Sa 24. Okt 2009, 20:41

Bones wäre begeistert, wenn er hörte, dass der 'gottverdammte Weltraumstaub' sich nicht daran gemacht hatte, irgendein tödliches Virus an Bord des Schiffes zu bringen. Nachdem sich Jim endlich durch die verschiedenen Sternenflottenkanäle vorgearbeitet hatte, um den Fortschrittsbericht zu erhalten, erfuhr er, dass die Arbeiten nach Plan verliefen – was tatsächlich ein wenig schockierend war. Keine größeren Verzögerungen oder Katastrophen hatten sich ereignet, und die veranschlagte Arbeitszeit schien zutreffend zu sein.
Er war vielleicht noch nicht allzu lange Captain, aber sogar er wusste, dass das etwas merkwürdig war. Gut, aber merkwürdig.
„Warum habe ich das Gefühl, dass sie versuchen, mich reinzulegen?“, fragte er rhetorisch und überflog die Informationen, die er erhalten hatte. Spock antwortete ihm trotzdem.
„Ich vermute, es liegt daran, dass die Sternenflotte bis jetzt ein eben solches Maß an Misstrauen gegenüber Ihren Fähigkeiten gezeigt hat.“, sagte er.
Jim war beim Lesen, weshalb es ihn tatsächlich einen Augenblick kostete zu erfassen, was Spock gerade gesagt hatte. Als er es realisierte, drehte er sich um, sah Spock an und fühlte ehrliche Verwirrung. „Was?“, fragte er.
„Ihr Misstrauen der Sternenflotte gegenüber.“, verdeutlichte Spock geduldig. „Es scheint mir wahrscheinlich, dass es aus deren korrespondierendem Misstrauen Ihnen gegenüber stammt. Ein unvorteilhafter, aber auf Gegenseitigkeit beruhender Mangel an Vertrauen.“, erklärte er. Als er erkannte, dass Jim noch immer nicht verstand, worauf er anspielte, hoben sich seine Augenbrauen etwas.
Plötzlich fühlte sich Jim, als sei er, ohne es zu merken, ein Idiot gewesen. „Sie sagen, dass die Sternenflotte mir nicht vertraut?“, fragte er, bevor er sich daran hindern konnte. Obwohl es nicht wirklich eine ungerechtfertigte Frage war, oder? Schließlich war er ein dekorierter Offizier und sie hatten ihm das Kommando über ein Raumschiff übertragen. Gewöhnlich vergab man Captainswürden nicht an Leute, denen man nicht vertraute. Selbst wenn diese Leute waghalsige Störenfriede wie James T. Kirk waren.
Spock zögerte einen Moment, bevor er ihm antwortete. „Der Großteil der Admiräle hat deutliche Vorbehalte, was Ihre Kompetenz betrifft. Sie sind immerhin ziemlich jung und haben sich einen Ruf erworben, die Regeln zu missachten. Keine dieser Eigenschaften hat Sie bei der allgemeinen Verwaltung der Sternenflotte beliebt gemacht.“, erklärte er sachlich und Jim gab sich dem surrealen Gedanken hin, dies sei so ähnlich, als versuchte Spock jemandem klar zu machen, dass sein Outfit schrecklich war- ohne ihn aktiv zu beleidigen.

Natürlich funktionierte es nicht. So etwas klappte nie.

„Warum haben sie mich dann befördert?“, fragte er. „Und woher wissen Sie darüber Bescheid?“ Er versuchte - gut, eigentlich war er nicht sicher, wie er zu klingen versuchte oder welche der unzähligen inneren Reaktionen gegenüber dieser kleinen Enthüllung nach außen sichtbar waren. Er war wütend, aber nicht auf Spock. Er fühlte sich verärgert und verwirrt, aber eigentlich nicht skeptisch der Enthüllung gegenüber. Er war es gewohnt, von Menschen unterschätzt zu werden. Auch Misstrauen war ihm nichts Neues, obwohl ihn das aus irgendeinem Grund weit mehr störte.

Spock war schwierig zu deuten, aber das war völlig normal. Weit normaler zumindest als Jims Schwierigkeiten, seine eigenen Gefühle einzuordnen. „Ihre Beförderung zum Captain war eine logische Entscheidung. Die Narada war neben ihren anderen Verbrechen für die Zerstörung eines großen Teils der Flotte verantwortlich. Ihre Rolle in Neros Untergang brachte Sie in eine ruhmreiche Position und bewies Ihr beträchtliches Geschick in Improvisation und Ihren scharfen Verstand sogar in Krisensituationen. Sie sind sich dieser Faktoren bewusst, Jim,“ den letzten Teil fügte er beinahe als Frage hinzu.
„Nun…ja.“, stimmte Jim zu. Er wusste, dass dies die Gründe waren, die ihm sein Kommando beschert hatten. Aber seine Gewichtung lag etwas mehr auf dem ‚Improvisations- und Klares-Denken- Fähigkeiten’ - Teil ' als dem ‚Scheiße, uns sind die Captains ausgegangen’ - Teil. Er hatte mehr oder weniger unter der Annahme gearbeitet, dass er es ihnen – mehr oder weniger - gezeigt hatte.

Hatte er etwa nicht?

„Aber ich dachte, dass das die Dinge waren, die sie dazu gebracht haben, mir zu vertrauen.“, gab er zu.

„Es sind diese Faktoren, mit denen Sie sich die Captainswürden verdient haben.“, stimmte Spock etwas ausweichend zu. „Aber nur Ihre fortgesetzten guten Leistungen in der Ausführung Ihrer Pflichten werden ihre verbleibenden Zweifel beschwichtigen. Ich bin der Meinung, dass ihre Unsicherheiten unbegründet sind. Jedoch muss ich zugeben, dass ich in der Vergangenheit ebenfalls Zweifel an Ihren Führungsqualitäten hegte.“

Jim lehnte sich in seinem Sitz zurück und warf der Computerkonsole einen bösen Blick zu. Er war mehr an die Sternenflotte gerichtet als die Konsole, obwohl, wenn er so darüber nachdachte, das Ding könnte auch verhext sein. „Nun, ich weiß das.“, sagte er als Antwort auf Spocks Eingeständnis. „Sie versuchten, mich wegen Meuterei aus dem Schiff werfen zu lassen. Es war ein sehr denkwürdiges Erlebnis.“

Eine kurze unangenehme Stille breitete sich aus. Jim warf Spock einen Blick zu und sah, dass sein Erster Offizier seinem Blick auswich. „Ich glaube, Sie werden feststellen, dass genau genommen diese Aktivität als Ausdruck der Sorge über Ihre Fähigkeiten als Untergebener anzusehen ist. Es ist schließlich nicht möglich, den Captain des Schiffes der Meuterei zu bezichtigen.“

Er ließ die Folgerung dieser Aussage wirken.

Für jemanden, der den halben Morgen mit Entschuldigungen verbracht hatte, schien er ziemlich willens, wieder mit Beleidigungen anzufangen. Jim war nicht ganz sicher, welches Gefühl sein Gesicht widerspiegelte, aber glücklich war es jedenfalls nicht, was Spock zum sofortigen Rückzug bewegte - wenngleich auf eine sehr ruhige und vernünftige Art und Weise.

„Ich versuchte lediglich, Ihre Frage zu beantworten, Jim, nicht Ihre Führungsqualitäten in Frage zu stellen oder anzudeuten, dass diese noch immer eine Quelle persönlicher Besorgnis sind. Als ich meine Stelle als Erster Offizier antrat, war ich noch nicht von Ihrer Fähigkeit überzeugt, ein Schiff außerhalb unheilvoller Verhältnisse zu kommandieren. Nachdem Sie sich später als mehr als qualifiziert zeigten, mit den täglichen Belangen eines Schiffes umzugehen, gab ich solche Zweifel als nicht stichhaltig auf.“, erläuterte Spock umgehend. „Wie auch immer, wegen meiner Zweifel war ich zu Beginn sehr wachsam gegenüber der Art, wie Sie Ihre Pflichten erfüllen. So gewann ich Einsicht in die Befürchtungen der Sternenflotte.“

Durch Spocks Ausführungen fühlte Jim sich nicht mehr ganz so beleidigt. Immerhin konnte er den Mann nicht wirklich dafür tadeln, dass ihn die Frage nervös machte, ob Jim es schaffen würde, sich jeden Tag wie ein Captain zu verhalten und nicht nur dann, wenn romulanische Bergarbeiter aus der Zukunft versuchten, Planeten in die Luft zu sprengen. Jim war selbst recht nervös gewesen, obwohl er es vor seiner Mannschaft mit dem üblichen Draufgängertum überspielt hatte.

Genau genommen war er noch immer ziemlich nervös. Aber das stand hier nicht zur Debatte.

„Wie meinen Sie das?“, fragte er vage, doch Spock schien die Richtung seiner Frage trotzdem zu verstehen.

„In meinen früheren Erfahrungen mit der Sternenflotte, vor dem Nero-Zwischenfall, bot sich mir die Gelegenheit, die täglichen Vorgänge eines Raumschiffes im Dienst zu beobachten. Während einige Abweichungen auf die Verminderung der Ressourcen der Sternenflotte zurückzuführen sein könnten, muss die Enterprise im Vergleich zu durchschnittlichen Schiffen der Constitution-Klasse die Sterneflotte mit ungefähr vierzig Prozent mehr Daten und Informationen bezüglich ihrer Missionen und Verwaltung versorgen.“ Dann, fast als Anmerkung, fügte Spock hinzu: „Als ich Erkundigungen über diese Änderungen der Standardprozedur einholte, wurde verlangt, dass ich darüber Stillschweigen bewahre.“

Jim starrte ihn an.

„Sie befahlen Ihnen, darüber zu schweigen?“, fragte er, stand auf und entfernte sich von seinem Sessel, als plötzlich seine aufgewühlten Emotionen in ihm hoch kochten.

Spock neigte seinen Kopf bejahend. „Eine stark vereinfachte Formulierung, jedoch zutreffend.“, stimmte er zu. „Ich entschuldige mich dafür, Sie nicht früher von der Situation in Kenntnis gesetzt zu haben. Jedoch dachte ich, es sei besser, Vorsicht walten zu lassen, und nahm an, Sie würden selbst auf diese Tatsache schließen. Ich versäumte Ihre Unerfahrenheit mit verwaltungstechnischen Vorschriften zu berücksichtigen.“, gab er zu.

Schon wieder verwirrt, schaute Jim zu ihm hinüber. „Sie hätten es mir früher gesagt?“, fragt er ungläubig. Spock warf ihm einen Blick zu, der schlicht 'selbstverständlich’ bedeutete. „Aber… wenn es Befehle der Sternenflotte sind…“, er verstummte unsicher. Nicht, dass er etwas gegen das Umgehen von Befehlen einzuwenden hatte, wenn es die Situation verlangte. Aber Spock war niemand, bei dem er auch nur in Erwägung ziehen würde, dass er diese missachten könnte.

Und egal wie viele Enthüllungen Jim über diesen Mann erfahren hatte, nahm er nicht an, dass sich daran etwas ändern würde.

Ist das eine emotionale Reaktion?, überlegte Jim, dem unvermittelt die Erkenntnis kam, dass es selbstverständlich noch andere Emotionen als Wut gab, die seinen ersten Offizier zu sonderbarem Verhalten verleiten konnten. Aber Spock wirkte auf ihn nicht so, als würde er am seidenen Faden hängen.

„Genau genommen waren es keine Befehle.“, antwortete Spock. „Ich glaube, diese genaue Untersuchung Ihres Kommandos ist „inoffiziell“. Ich muss mich entschuld-“

Bevor er das Wort beenden konnte, wurde er durch Jim unterbrochen, der eine Hand hob und sie genau auf sein Gesicht richtete. „Sagen Sie es nicht.“, sagte er entschieden, woraufhin sich ein paar Augenbrauen verblüfft hoben. Er war angespannt und unzufrieden. Aber er reservierte diese negativen Gedanken für seine Arbeitgeber; er hatte schon genug Entschuldigungen von Spock erhalten und wollte es nicht zur Gewohnheit werden lassen. Wenn überhaupt hatte ihm Spock einen enormen Gefallen getan.

Als es danach aussah, als hätte sein Erster Offizier die Botschaft verstanden, begann er wieder auf und ab zu gehen und fuhr sich mit einer Hand über den Nacken. Es war nicht so, als wäre das per se ein Problem. Er hatte nichts getan, was ihn in Schwierigkeiten bringen konnte - tatsächlich hatte er sein Bestes getan, um seiner Stellung als Captain gerecht zu werden.

Aber er tat dies, weil es seines war. Weil er es sich verdient hatte, es wollte und es nicht ertragen könnte, es zu vermasseln. Er handelte nicht unter der Annahme, dass er sauber bleiben müsste, um sich nicht den Missmut seiner Vorgesetzen zuzuziehen.
Aber nun, nachdem er wusste, dass er unter strenger-als-üblich Überwachung gestanden hatte, fühlt er sich als ob - als ob…

Als hätte es keinen Unterschied gemacht. Als hätte er genauso gut sein Bestes geben können, gerade weil er überwacht wurde und nicht, weil er es aufrichtig wollte.

Diese Arschlöcher.

War das der Eindruck, den seine Mannschaft hatte? Wie viele Leute hatten das bemerkt? Er runzelte die Stirn und dachte an die Offiziere an Bord, die mehr Erfahrung als er selbst besaßen oder Bones, Scotty, Chekov und Sulu – die Mannschaftsmitglieder, mit denen er die freundschaftlichsten Beziehungen pflegte. Dachte jeder, dass er - dass er sich bei der Sternenflotte einschmeichelte, um seine renommierte Position zu behalten?

Er fühlte sich so benutzt. Er konnte sich genau vorstellen, wie diese höhnischen Bastarde hinter ihren Schreibtischen sich selbst dafür auf die Schultern klopften, dass sie so ein straffes Regiment über ihren waghalsigen jungen 'Helden'-Captain ausübten, da es ja offensichtlich sein Verhalten verbessert hatte. Klasse, wie er sich unter ihrer Aufsicht positiv entwickelte.

Es war eine Weile her, seit Jim den Drang verspürt hatte, etwas vollkommen Dummes zu tun. Augenscheinlich aber war es kein Impuls, von dem er sich befreit hatte.

„Jim.“, sagte Spock und Jim erkannte mit einiger Überraschung, dass er für eine Sekunde völlig vergessen hatte, dass sich Spock noch immer mit ihm im Raum befand. „Sie haben keinen Grund, besorgt zu sein. Bis jetzt war ihre Führung beispielhaft.“

Aus irgendeinem Grund schien es die Sache sogar schlimmer zu machen, ihn das aussprechen zu hören.

„Haben Sie das gedacht?“, fragte er und schritt hinüber zu seinem seelenruhigen Ersten Offizier. Er war nicht wütend auf Spock. Das schien ihn aber nicht davon abzuhalten, einen Teil seiner Enttäuschung auf ihn zu richten. „Dass ich mich nur ‚gut benahm’, weil sie ein Auge auf mich hatten?“ Es war möglich. Immerhin, hatte er nicht gesagt, dass er annahm, Jim wüsste Bescheid?

Spocks Gesichtsausdruck war leicht besorgt. „Das habe ich nicht.“, erwiderte er nach einem Augenblick. Jim hielt inne und betrachtete ihn sorgfältig. Aber die einzige Reaktion, die Spock zeigte, war seinen Blick mühelos und offen zu erwidern. „Die Aufzeichnungen über Sie zeigten bereits, dass Sie der Wertschätzung von Autoritätsfiguren wenig Gewicht beimessen. Ich würde nicht erwarten, dass eine Beförderung dies zu ändern vermag.“

Er fand keine Spur von Gönnerhaftigkeit oder Täuschung in Spocks Antwort. Zufrieden wandte er sich wieder ab und klopfte mit einer Hand gegen die Seite seines Beines, während er versuchte, den verführerischen Drang zu unterdrücken, einfach wegzulaufen und etwas Schnelles und Gefährliches oder Befreiendes und Leichtsinniges zu finden und sich selbst gehen zu lassen. Ich möchte nicht mehr dieser Mensch sein, erinnerte er sich selbst, aber der Vorsatz schien nun ein wenig hohler zu sein.

Als Spock seine Bedenken äußerte, klang er aufrichtig verblüfft. „Ist das der Grund für Ihre Bestürzung? Sie sind um ihren ‚Ruf’ besorgt?“

Jim blieb stehen und überdachte die Frage. War es das? Er hatte sich nie sonderlich um seinen Ruf geschert… nun, in Ordnung, vielleicht ein wenig. Aber nie in einem Maße, dass er sich besonders darüber aufregte. Er war schließlich nicht erfreut darüber, bei jedem als pflichtvergessen zu gelten. Dessen ungeachtet war er nicht bereit, ein Vorschriften befolgendes Musterbeispiel an perfektem Verhalten zu werden.

Schließlich antwortete er auf Spocks Frage mit einer Gegenfrage. „Warum sind Sie der Sternenflotte beigetreten, Spock?“

Er wandte sich um, neugierig, ob er eine Antwort erhalten oder seine Neugier diesmal in ihre Schranken gewiesen werden würde. Spock musterte ihn reglos und sah ein wenig nervös aus.

„Es war nicht meine ursprüngliche Absicht.“, antwortete er nach einem stillen Augenblick der Erwägung. „Ich hatte mich an der Vulkanischen Akademie der Wissenschaften beworben, worin mich mein Vater bestärkte. Die Sternenflotte war meine zweite Wahl – es war nicht sicher, dass ich die strengen Standards der Akademie würde erfüllen können. Daher erschien mir eine weitere Option als ratsam,“ erklärte er.

„Und sie verweigerten Ihnen die Aufnahme?“, fragte Jim und fühlte sich sonderbar enttäuscht. Das war der Grund? Spock war in der Sternenflotte, weil er nicht gut genug für seine erste Wahl gewesen war?

Verdammt. Er bezweifelte, dass er einen tatsächlichen vulkanischen Wissenschaftler würde kennen lernen wollen.

Aber Spock neigte seinen Kopf in einer deutlich verneinenden Geste. „Nein.“, antwortete er. „Ich absolvierte die Akademieprüfungen erfolgreich.“

Verblüfft - und momentan von seinem inneren Debakel abgelenkt - fragte Jim: „Warum sind Sie dann nicht dorthin gegangen?“

„Verschiedene Gründe.“, erwiderte Spock. „Als ich dem Komitee für sein Urteil meine Zulassung betreffend präsentiert wurde, erwog ich meine Möglichkeiten sorgsam und erkannte, dass mir die Akademie nicht dieselben Möglichkeiten wie die Sternenflotte bieten konnte.“

„Welche Möglichkeiten?“, verlangte er umgehend zu wissen, im Bewusstsein, dass er unter Umständen zu aufdringlich war, jedoch außerstande, seine Neugier zu beherrschen. Spock spannte sich fast abwehrend an. Aber er antwortete mit nur geringfügigem Zögern.

„Ich… fühlte, dass ich vieles von dem, das mein vulkanisches Erbe anzubieten hatte, erlebt hatte.“, sagte er und blickte etwas unbehaglich drein. „In der Sternenflotte würde es mir möglich sein…“

Als Spock abzuschweifen schien, musterte ihn Jim neugierig. Er starrte zwanghaft auf eine der Wände, distanziert und unbeteiligt, als wäre seine Aufmerksamkeit nach innen gerichtet. Die Spannung zeigte sich um seine Augen und eine seiner Hände beugte wiederholt ihre Finger.

Sofort erkannte er, dass er einen empfindlichen Punkt getroffen hatte und war unschlüssig, ob er das Thema fallen lassen oder Spocks Aufmerksamkeit wieder darauf lenken sollte. Scheiße, dachte er. Gut gemacht, Jim. Hast du ihm nicht vorher versprochen, dass du ihm helfen würdest, gerade so etwas zu vermeiden?

„Spock…“

„Es war meine Mutter.“, sagte er endlich und verschränkte seine Hände in einer Position hinter seinem Rücken, die Jim bekannt war. Er bewegte sich oft so auf der Brücke, wenn er tief in Gedanken versunken war. „Ich trat der Sternenflotte bei, weil ich mich nicht für meine Mutter schämte. Ich sah keine Logik darin, die Frau, die verantwortlich für meine Existenz war, als Bürde zu betrachten. Mir wurde bewusst: wenn die Perspektiven der Akademie der Wissenschaften derart überholt waren, dass sie sich an den Gedanken einer allgemeinen vulkanischen Überlegenheit klammerten, war vielleicht ihr Ruf unverdient.“

Sein Blick war hart und seine Augen trafen die Jims nicht, als die Worte geradezu aus ihm hervorsprudelten.

<i>Er dreht durch</i>, dachte Jim und vergaß kurz seinen eigenen Aufruhr, als er seinen Ersten Offizier dort stehen und sichtbar um Fassung ringen sah. Er konnte die Herzschläge zwischen Spocks gleichmäßigen, tiefen Atemzügen beinahe zählen, als er in einer betont rhythmischen Weise ausatmete.

Jim wusste nicht, was er tun konnte um zu helfen. Er hatte keine Ahnung von Meditation. Aber vielleicht könnte er ihn ablenken…?

Nun, seiner Erfahrung nach waren Ablenkungen normalerweise eine gute Möglichkeit. Er räusperte sich und seine Gedanken wandten sich zurück zu dem Thema, welches ihn erst dazu gebracht hatte, seinen Ersten Offizier mit Fragen zu bombardieren.

„Ich trat der Sternenflotte bei, um meinen alten Herrn zu übertreffen.“, erklärte er. Nur eine kurze und kaum wahrnehmbare Veränderung seines Gesichtsausdrucks offenbarte, dass Spock ihn überhaupt gehört hatte. Langsam trat Jim einen Schritt nach vorne und hoffte so, Spocks Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Lange Zeit hasste ich die Sternenflotte. Ich war nicht immer sicher warum, aber schon als ich sehr klein war, wusste ich, dass sie für den Tod meines Vaters verantwortlich war. Deshalb wollte ich nichts mit ihr zu tun haben.“ Er machte einen weiteren Schritt und beobachtete Spocks Augen.

„Dann, vor einigen Jahren, geriet ich in eine Rauferei mit einem Haufen Kadetten in dieser Spelunke, in der ich gewöhnlich herumlungerte.“, fuhr er fort. „Ich traf damals Captain Pike - oder besser, jetzt Admiral Pike.“

Überraschung huschte schnell über Spocks Züge. Sein Blick richtete sich auf ihn. Irgendwann waren Jims Hände aufwärts gewandert und bildeten die allgemein gültige Geste, immer mit der Ruhe’. Er dachte nicht, dass dies wirklich helfen würde, da Spock zweifellos versuchte, sich selbst zu kontrollieren, aber die Geste war instinktiv.

„Und ich dachte, ‚Super, irgendein wichtiges Arschloch aus dem Weltall wird mir einen Vortrag über das Verprügeln seiner Lakaien halten’. Ich war überrascht, als er meinen Vater erwähnte.“, gab er zu. „Aber sogar dann konnte ich ihn nicht ausstehen oder interessierte mich besonders für das, was er zu sagen hatte. Es dauerte, bis er mir diese eine kleine Sache erzählte, so dass ich anfing darüber nachzudenken.“

Er stand jetzt da und hatte nicht die geringste Ahnung, ob sein Plan funktionieren würde oder nicht.

„Er sagte: ´Ihr Vater war zwölf Minuten lang Captain eines Raumschiffes. Er rettete achthundert Leben, einschließlich des Ihren. Ich fordere Sie heraus, das zu übertreffen.´ Und wissen Sie was, ich scherte mich nicht im Geringsten um Pike und es interessierte mich nicht, Leben zu retten. Aber ich dachte - das ist eine Idee.“, gab er zu; sein Hals wurde trocken, als er weiter sprach. Verdammt. Hatte er bis jetzt irgend jemandem davon erzählt? „Wenn ich eine größere Legende als mein alter Herr werde, dann wird niemand mehr ihn sehen, wenn er mich ansieht.“

Gut. Jetzt hatte er.

Jim schüttelte über sich selbst den Kopf. „Wirklich nobel, oder?“, fragte er und senkte seine Hände und seinen Blick, als er sich einen Augenblick in Gedanken verlor. Stille spannte sich zwischen ihnen, lang und tief.

Für einige Minuten waren das ferne Brummen der Umweltsysteme und ihre Atemzüge die einzigen Geräusche im Raum.

„Vielleicht nicht.“, erwiderte Spock. Er sah auf, und obwohl er noch immer angespannt und ungewöhnlich steif wirkte, sah es nicht mehr danach aus, als würde er einen verzweifelten Kampf führen, um seine Fassung zu bewahren. “Wie auch immer, ich denke, ich verstehe Sie nun. Ob Edelmut nun ein Motivationsfaktor in Ihrem Entscheidungsprozess war oder nicht: insgeheim ist es Ihr Wunsch, diesen Wesenszug als Grund für Ihre Handlungsweise zu betrachten. Wenn Sie ein Vermächtnis schaffen können, das das Ihres Vaters übertrifft, wollen Sie sicher sein, es auch wirklich zu verdienen. Aber wenn Sie ausschließlich als Galionsfigur betrachtet werden, haben Sie nur ihr oberflächlichstes und am wenigsten schmeichelhaftestes Ziel erreicht - seinen Ruf zu übertreffen.“, argumentierte Spock.

Noch immer argwöhnisch gegenüber dem Gemütszustand seines Freundes, zögerte Jim einen Augenblick und nickte schließlich zustimmend. „Ich nehme es an.“, erwiderte er, außerstande Spocks Einschätzung zu widerlegen. „Ich möchte einfach nicht, dass die Leute glauben, dass ich irgendetwas davon tue, weil ich an der kurzen Leine gehalten werde oder weil es mich kümmert, was die Sternenflotte über mich denkt.“

„Sie haben kein Interesse daran, dass die Sternenflotte einen falschen Eindruck von ihrer Autorität über Sie bekommt."

„Ja!“, stimmte Jim zu. „Genau!“

„Insbesondere, da sie sich in einer tatsächlichen Machtposition Ihnen gegenüber befindet.“, ergänzte der Halbvulkanier trocken.

In Ordnung. Nun, wenn man es so ausdrückte, klang es vielleicht etwas lächerlich.

„Jim,“, sagte Spock und entspannte seine Arme etwas, sodass sie wieder zwanglos seitlich an seinem Körper lagen, „Ich bezweifle nicht, dass viele Menschen im Bezug auf Sie Fehlannahmen unterliegen, besonders was Ihre Beweggründe betrifft. Dennoch, nur ein Individuum, das nicht im Mindesten mit Ihnen vertraut ist, würde annehmen, dass Sie aus Furcht vor Repressalien Ihr Verhalten anpassen, um mit den Sternenflottenrichtlinien konform zu gehen."

Der Gedanke war aufrichtig. Eine logische Einschätzung aus Spocks Sicht darüber, wie die Mannschaft ihn höchstwahrscheinlich wahrnahm. Jim kämpfte zwischen den Impulsen, seine Entrüstung bei zu behalten oder sie vorübergehend beiseite zu schieben.

Er atmete ein und dann aus. Verdammt, dachte er, Spock färbt anscheinend auf mich ab. Ich versuche mich zu beherrschen.

Diesmal bezweifelte er jedoch, dass er die Sache auf lange Sicht gesehen vergessen würde. Aber für den Augenblick kämpfte er den Impuls nieder, etwas Idiotisches zu tun oder einen Wutanfall zu bekommen. Es war schließlich immer noch sein Rang als Captain. Egal wie viele Faktoren sich in dem Versuch verschworen hatten, ihm den zu ruinieren. Er würde sie nicht gewinnen lassen - zur Hölle, wenn er sich selbst davon abhalten konnte, es zu vermasseln, dann sollte es umso einfacher sein, jemanden anderen vom Selben abzuhalten. Selbst wenn dem nicht so war. Wenn ich das hier nicht vermassle, werde ich es mir auch ganz sicher nicht von jemand anderem nehmen lassen.

Das hatte jedoch Zeit, bis sie in San Francisco waren. Er wandte sich Spock zu. „Geht es Ihnen gut?“, erkundigte er sich und erfasste die noch immer vorhandene Spannung in dessen Haltung.

Nach einem Augenblick nickte Spock. „Ich bin gefasst.“, antwortete er und begann seine Sachen zusammenzusuchen. „Wir sollten aufbrechen.“

Das war wahrscheinlich eine gute Idee, stimmte Jim innerlich zu. Er schwang seine eigene Tasche über die Schulter und behielt Spock im Blick, als sie zum letzten Mal das Gebäude verließen und die Straße entlang zur nächsten Shuttlestation gingen.

„Wissen Sie, was mich wirklich wütend über die ganze Sache macht?“, erkundigte sich Jim und behielt ein Auge auf seinem Reisegefährten. Spock sah ihn an und sein Gesichtsausdruck offenbarte nur ein geringes Maß an Neugier.

„Nein, ich weiß es nicht.“, gab er zu.

„Es bedeutet, dass man mir vorsätzlich die ganze Zeit zusätzliche Büroarbeit aufgedrückt hat.“

Spock hob eine Augenbraue in seine Richtung. „In der Tat.“, stimmte er zu, verstand aber offensichtlich nicht, worauf er hinauswollte. Jim gab ein frustriertes Knurren von sich.

„Ich hasse Büroarbeit!“, erläuterte er nachdrücklich und erregte damit die Aufmerksamkeit einer älteren Dame, die am Bürgersteig an ihnen vorüberging. Ach komm schon! Es war wirklich der unangenehmste Teil seiner Arbeit und nun zeigte sich, dass er vierzig Prozent mehr davon getan hatte, als er eigentlich hätte tun müssen? Es gab professionelle Folterknechte, die es in Betracht ziehen sollten, sich Anregungen von der Sternenflotte zu holen. „Haben Sie eine Ahnung, wie langweilig der Mist ist? Und die Art und Weise, in der sie Sachen ausdrücken! Es ist immer `Artikel´ so und so und `Vorschrift´ das und jenes, mit Zahlen und Buchstaben und ´betreffend dies und jenes von Abschnitt wie auch immer, aus dem Vertrag zwischen Depp und Idiot´. Als würde es sie umbringen, einfach eine ´Haben Sie die Oberste Direktive verletzt? Kreuzen Sie Ja oder Nein an´ - Frage zu stellen. Schweinehunde.“

Spocks Mundwinkel zuckten wieder kaum merkbar und einen Augenblick lang fühlte Jim sich zufrieden. Dann bemerkte er etwas aus dem Augenwinkel.

Er hatte sich keine großen Gedanken über den jungen Mann gemacht, der ihnen auf dem Gehsteig folgte und vermutlich auch auf dem Weg vom Hotel zur Shuttlestation war. Schließlich war es nicht ungewöhnlich, wenn mehr als nur eine Gruppe von Leuten zwischen zwei Orten unterwegs war, und es gab andere Dinge, auf die er sich konzentrieren musste. Es war schieres Glück, dass er seinen Kopf gerade in diesem Moment in die richtige Richtung drehte, um die verdächtige Position zu bemerken, in der sich die Hand des Mannes befand. Er warf einen zweiten Blick dorthin, der bestätigte, dass der Mann tatsächlich einen Phaser hatte.

Er war auf Spock gerichtet.

Was darauf folgte, geschah sehr, sehr schnell.

Es gab keine gute Deckung und Spock hatte nichts bemerkt. Er packte den Arm seines Ersten Offiziers und zog ihn mit aller Kraft in seine Richtung, gerade als der Strahl von grellem, orangerotem Licht durch die Luft zuckte, wo sich Spocks Körper noch einen Augenblick zuvor befunden hatte. Der junge Mann legte hastig für einen weiteren Schuss an. Durch einen Geistesblitz hielt er Spock eisern fest und zog ihn mit sich in den fließenden Verkehr. Dort verkniff er sich Flüche über die plärrende Hupe eines schwebenden Motorrads, das ihn an der Schulter streifte, den Stoff seiner Jacke aufriss und dort durch eine Schramme rotes Blut austreten ließ. Er ignorierte es und nutzte die heranbrausenden und durcheinander geratenen Fahrzeuge als Deckung, bis er und Spock die andere Straßenseite erreichen konnten. Protestschreie und alarmiertes Rufen folgten ihnen, als der junge Mann hektisch in ihrem Kielwasser um sich schoss und mit seinem Phaser die Seiten von Autos traf und Brandflecken auf der Straße hinterließ.

Auf der anderen Straßenseite standen die Gebäude nicht so dicht nebeneinander. Die beiden verschwanden im Schatten dazwischen und ein vertrautes ´zisch´ und eine Funkenexplosion zeigten einen Beinahetreffer nicht weit hinter ihnen an.

„Warum zum Teufel schießt er auf uns?!“, richtete Jim die Frage generell ans Universum. Er behielt Spock hinter sich, als er einen Blick hinaus auf die Straße warf, um zu sehen, ob sie verfolgt wurden. Ein fester Griff um sein Handgelenk hielt ihn jedoch davon ab und stattdessen wurde er weiter nach hinten in die schmale Gasse gezogen.

„Es erscheint unwahrscheinlich, dass seine Beweggründe logisch sind.“, bemerkte Spock knapp. Es gab ein weiteres Zischen und eine Explosion an der Wand neben ihrer Deckung, aber das Geräusch der nahenden Sirenen in der Luft kündigte an, dass ihre kurze Auseinandersetzung bald vorüber sein würde.

Es hätte die Dinge wahrscheinlich vereinfacht, wenn die Gasse durchgehend verlaufen wäre, aber es war eine Sackgasse. Mit einer nur geringen Sicht auf die Straße hinaus und mit Spocks festem Griff, der ihn daran hinderte, seinen Kopf für einen Blick hinaus zu strecken, fühlte Jim sich gefangen. Jeden Moment könnte der Verrückte herübergeschlendert kommen, am Eingang der Gasse stehen und sie spielend leicht abschießen.

Nun, hatte er sich nicht etwas früher danach gesehnt, etwas Gefährliches und Dummes zu tun? „Lassen Sie mich los, Spock.“, sagte er und zog sanft am Arm, der sich im Griff seines Freundes befand. „Ich habe eine Idee.“

Spock warf ihm einen abschätzenden Blick zu.

„Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Idee Sie schwer verletzen oder töten wird?“, fragte er unverblümt.

Jim dachte darüber nach.

„… Nicht besonders …“

„Nein.“

„Kommen Sie! `Nicht besonders´ ist eigentlich ziemlich gut für mich!“, bettelte Jim und versuchte wieder, sich nach vorne zu lehnen, um hinaus auf die Straße zu sehen. Spocks Griff wurde fester und hielt ihn davon ab.

Was auch immer sein Plan gewesen war, Jim bekam keine Chance mehr, ihn in die Tat umzusetzen. Ein roter und blauer Blitz zuckte an ihnen vorbei und das Brüllen der Sirenen erfüllte die Gasse mit einer Kakophonie von Geräuschen. Es kam Jim so vor, als habe er bis jetzt ziemlich viel von Torontos Robotpolizisten gesehen. Sie unterschieden sich aber nur geringfügig von denen Iowas, weshalb sie nicht besonders neu oder interessant waren.

Das Geräusch von Phaserschüssen begann von neuem und wurde von den gefilterten Stimmen der mechanischen Ordnungskräfte begleitet, die eine Einstellung des Feuers und eine Identifikation ihres Angreifers forderten. Eine panische, männliche Stimme folgte wenig später und Jim war endlich in der Lage, die Geschehnisse zu beobachten, als Spock ihn losließ und sich nach vorne bewegte. Zusammen lugten sie vorsichtig hinaus auf die Straße.

Dem jungen Mann waren Handschellen angelegt worden und er schimpfte vor sich hin. Sein Gesicht war rot angelaufen und Geifer flog von seinen Lippen, als er über Verrat und Invasion tobte. Jim warf Spock einen Blick zu und der stumme geteilte Rückschluss `ein Irrer´ wurde zwischen den zweien ausgetauscht. Da er nun ein unbewaffneter und verhafteter Wahnsinniger war, tauchten sie beide aus ihrer Deckung auf und Jim kam langsam von seinem Adrenalinhoch herunter und war auf dem Weg, einfach nur stocksauer zu sein.

Spock war steif wie ein Brett, seine Bewegungen minimalistisch und seine Atmung etwas unregelmäßig.

„Warten Sie hier.“, befahl Jim und ballte eine seiner Hände so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. „Ich werde mich darum kümmern.“ Hierauf schritt er, ohne auf eine Reaktion zu warten, zurück die Straße hinunter, dem chaotischen Stück der Straße entgegen, das mit hastig gestoppten Fahrzeugen und blinkenden Polizeilichtern gefüllt war. Er bahnte sich seinen Weg zum nahesten Polizisten, während er ständig ein Auge auf dem gefesselten Angreifer behielt. Jetzt, da er die Möglichkeit hatte ihn genau zu betrachten, fiel ihm auf, dass der Kerl tatsächlich recht jung war - er konnte nicht viel älter als Chekov sein. Vielleicht sogar etwas jünger.

„Bürger. Sind Sie hier um sich als Zeuge zu melden?“, fragte der Polizist, als er näher herangekommen war. Jim unterdrückte den Drang, mit den Augen zu rollen. Robotpolizisten – sicher, sie konnten nicht in Ausübung ihrer Pflicht sterben und es war unmöglich, sie zu bestechen oder einzuschüchtern, aber sie waren nicht gerade Raketenwissenschaftler.

„Beinahe, Genie.“, erwiderte er. „Mein Freund und ich sind diejenigen, auf die er das Feuer eröffnete. Ich sollte eine Aussage bei Ihnen machen.“

Sie hätten verschwinden können, aber früher oder später würde ein menschlicher Detektiv den Fall übernehmen und dann würden Leute sie ausfindig machen und belästigen - dies war einfach der leichtere Weg.

„Wenn Sie irgendwelche Verletzungen erlitten haben, bin ich in der Lage, Ihnen eine Sanitätseinheit zur Verfügung zu stellen.“, sagte der Polizist automatisch.

Jim hob die Hand. „Wir sind beide in Ordnung.“, erwiderte er und veranlasste so ironischerweise die Verletzung auf seiner Schulter, unangenehm zu ziehen.

„Sehr gut. Nennen Sie Ihren Namen…“

Obwohl er zuvor selten auf dieser Seite des Prozedere gewesen war, kannte Jim den Drill. Er begann die relevanten Informationen aufzulisten und wusste, dass der Beamte alles intern aufzeichnete und später in eine viel größere Datenbank einspeisen würde. Nicht weit entfernt überwachten einige andere Polizisten den Durchgeknallten, während ihm ein Hypospray mit Sedativum verabreicht wurde.

Jim machte sich eine mentale Notiz, Spock zu fragen, ob er einen Hang für Unglück im Urlaub hatte. Wenn man das mit Jims eigener Veranlagung, Ärger anzuziehen kombinierte, könnte es vielleicht erklären, warum sie es bis jetzt nicht geschafft hatten, zumindest einen Tag zu verbringen, ohne angegriffen zu werden.

Als er durch die Medizin beruhigt worden war, schafften es die Polizisten und der Arzt, dem schießwütigen Subjekt einen Namen zu entlocken.

Jim runzelte die Stirn, als er ihn hörte, irgendetwas regte sich in seinem Hinterstübchen. Dann klickte es. Der Nachname des Mannes.

Oh, Scheiße. Alles machte plötzlich eine verrückte, irrsinnige, äußerst Ekel erregende Art von Sinn.

„Sie Scheißkerl!“, fluchte er, bevor er sich zurückhalten konnte, und stoppte in der Mitte seiner Aussage. Er marschierte hinüber, wo der junge Mann in einem der Streifenwagen festgehalten wurde. Er war fuchsteufelswild und wirkte in seinem Zorn ausgesprochen einschüchternd, obwohl er sich dessen nicht bewusst war. „Diese beschissene Nachricht war nicht genug? Sie mussten mit einem Phaser hier her kommen, nur um ohne den Hauch eines Zweifels zu beweisen, dass sie ein echter Psycho sind?!“, verlangte er zu wissen und knallte seine Hände gegen den Streifenwagen, was seinen vormaligen Angreifer unter dem Einfluss der Drogen in Unbehagen über das Geräusch zurückschrecken ließ.

„Scher dich zur Hölle, Verräter!“, erwiderte der junge Mann betäubt, seine Augen waren glasig und seine Worte undeutlich. „Verfickte Verräter, ihr besudelt uns, indem ihr mit Außerirdischen rumfickt. Genau wie die Schlampen-Mutter des Freaks!“

Jim wusste nicht, wann ihm Spock herüber gefolgt war. Er war sich seiner Anwesenheit nicht bewusst, bis es zu einem plötzlichen Handgemenge kam und ihr Angreifer heftig mit einem ausgeprägten `rums´ gegen das Polizeifahrzeug gedrückt wurde. Der eisenharte Griff schloss sich um seinen Hals und hielt ihn fest.

Die Ärztin taumelte unter Schock zurück und die Robotpolizisten fokussierten sich auf einen sehr, sehr wütenden Halbvulkanier, der den Angreifer gerade würgte.

„Spock!“, rief Jim und war plötzlich besorgt, dass sein Erster Offizier bald ein Betäubungsmittel erhalten würde, das ihn mindestens eine Woche außer Gefecht setzen würde. Es waren etwa ein halbes Dutzend Polizisten vor Ort. Er bewegte sich auf ihn zu und erfasste den Arm, den Spock benutzte, um seinen eigenen Cousin langsam zu erwürgen und dessen Versuchen, ihn abzuwehren, er auswich. „Lassen Sie ihn los! Er ist den Ärger, den Sie sich einhandeln würden, nicht wert!“

„Beenden Sie ihren Angriff, Bürger, oder Sie werden betäubt und inhaftiert.“, verlauteten mehrere mechanische Stimmen in Einklang.

Er handelte schnell, legte seine Finger über Spocks und versuchte vergeblich, sie zu lösen, während er das panische Keuchen ignorierte, das vom Hals unter ihnen ausging. „Spock.“, bat er erneut und stand gezwungenermaßen nah genug, um beinahe direkt in sein Ohr zu sprechen. „Lassen Sie los.“

Er wusste nicht, ob es funktionieren würde. Schließlich hatte Jim, im Gegensatz zu Sarek, keine jahrelange Autorität, die ihm helfen könnte, den tobenden Ärger, der in Spocks Blut wütete zu durchdringen. Aber als sich seine Finger um die seines Ersten Offiziers legten, lockerte sich der Griff geringfügig. Um diese Gelegenheit nicht zu verspielen, nahm Jim Spocks Hand fest in seine eigene und zog ihn weg.

Einen Augenblick spürte er die Bewegung warmer Finger gegen seine Handfläche. Dann zuckte Spock zurück, als hätte er sich verbrannt, und bewegte sich dabei so abrupt, dass es sich für Jim anfühlte, als würde ihm durch die hektische Befreiung beinahe der Arm ausgerenkt.

Zuerst war Jim beunruhigt, dass er sich in einen weiteren Angriff stürzen würde, aber ein kurzer Blick in das Gesicht seines Freundes belehrte ihn eines Besseren. – Er trug dieselbe halb-schuldbewusste, hoffnungslose Miene, die er angenommen hatte, als er Jim selbst beinahe erwürgt hatte, erniedrigt durch seinen eigenen Kontrollverlust und sein Bestes versuchend, alles zu unterdrücken.

„Ich kann nicht …“, sagte er und presste seine Fingerspitzen leicht gegen seinen Schädel.

„Alles ist in Ordnung, alles wird gut.“, beruhigte ihn Jim, er hatte die Hände erhoben und hielt einen Sicherheitsabstand. – Nicht weil er Angst vor Spock hatte, sondern weil er ihn nicht bedrängen und die Situation verschlimmern wollte.

Die Ärztin schien sich von ihrem Schock erholt zu haben. Sie beobachtete sie nun beide argwöhnisch, während ihr Patient tiefe, verzweifelte Atemzüge tat. „Soll er sediert werden?“, fragte sie in einem ruhigen Tonfall, ihre Frage richtete sich offensichtlich an Jim.

„Nein.“, entgegnete Jim sofort und schaute verwundert hinüber, als Spock ihm sogleich widersprach.

„Ja.“, erwiderte sein Erster Offizier. „Geben Sie mir das Hypospray, ich werde es selber tun.“

Finster dreinblickend, hob Jim eine Hand um die Ärztin aufzuhalten, als sie Spocks Aufforderung folgen wollte. „Nein.“, wiederholte er nachdrücklicher, seine Augen trafen die seines Ersten Offiziers. Er würde nicht zulassen, dass sich der Mann selbst unter Drogen setzte, um seinem Temperament zu entkommen. Das schien ihm … falsch. „Nehmen Sie sich eine Minute, Spock, und atmen Sie.“, riet er.

„Ich kann mich nicht konzentrieren.“, beteuerte Spock. Seine Stimme klang unglaublich frustriert, als er Jim anstarrte, überfordert vom Schein der Blaulichter und den Geräuschen der Stadt.

„Doch, Sie können.“, beharrte Jim stur. „Denken Sie einfach nicht darüber nach.“

In Ordnung, das war irgendwie Bockmist, aber es war, was ihm jeder und auch seine Onkel ihm immer gesagt hatte, als er jünger war und es schien, als ob er irgendetwas, dass er eine Million Mal zuvor getan hatte, nicht schaffen würde. Du weißt, wie du das machen musst, du denkst nur zuviel darüber nach. pflegten besonders seine Lehrer zu sagen.

Dunkle Augen hefteten sich auf ihn, wütend, gedemütigt und erfüllt von Selbsthass - schwer ihnen standzuhalten. Aber Jim traf sie trotzdem.

„Sie haben das eine Million Mal gemacht, Spock.“, erinnerte er ihn. „Sie haben das Ihr ganzes Leben getan. Jetzt – bringen Sie sich unter Kontrolle.“

Einen langen, angespannten Augenblick später, schlossen sich die dunklen Augen.

Langsam atmete er aus.
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