Kapitel 2 - in Arbeit -




Das Arbeitsforum für 'Atlas' von Angelbaby1

Kapitel 2 - in Arbeit -

Beitragvon readonly1956 » So 11. Okt 2009, 19:31

Die Entdeckung von Atlas

Teil II


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Als Spock um 0700 beim Garten ankam, wartete Kirk bereits auf ihn mit der Tasche über der Schulter, in der einen Hand eine Tasse dampfenden Kaffee und in der anderen ein PADD. Er bediente den Bildschirm mit dem Daumen, bevor er Spocks Anwesenheit bemerkte und mit einem breiten Grinsen aufsah.

"Guten Morgen," grüßte der Kadett und schob das PADD in eine Seitentasche der ausgebeulten Tasche. "Sind Sie startbereit?"

"In der Tat," stimmte Spock gelassen zu, die Hände hinter dem Rücken. "Was ist der erste Tagesordnungspunkt?"

"Nun, sehen Sie," gab Kirk zu, unbestimmt mit seinem Kaffee wedelnd, "darum sind die Mittwoche so verrückt. Ich habe nur zwei feste Termine, und die liegen Stunden auseinander."

"Darf ich mich nach der Art dieser Termine erkundigen?"

"Admiral Archer belegt einen Block am Vormittag." Kirk zog ein anderes PADD aus der Reißverschlußtasche an der KLängsseite der Tasche, blätterte ein paar Seiten und gab es Spock. "Es ist ungefähr zur Brunchzeit, von 1000 bis 1145. Was ich da mache ist nicht..." Er gestikulierte erneut, diesmal mit der freien Hand, als ob er den passenden Satz aus der Luft gteifen woltle. "Der Termin ist nicht wirklich notwendig für Starfleet, wenn Sie also um die Zeit woanders zu tun haben, verstehe ich das vollkommen. Ja, ich würde es unterstützen."


Spock studierte Kirk einen Moment lang ruhig, bevor er flüchtig auf das PADD sah. Es war der Terminplan des Tages, große leere Blöcke, unterbrochen von einem Bereich, der mit ARCHER bezeichnet war, und einem anderen am Ende des Tages mit der Bezeichnung CREW. "Worauf bezieht sich dieser zweite Termin?", fragte er und gab das PADD zurück. Seine Hände bewegten sich wie von allein zu ihrem üblichen Ruhepunkt, während er eine unbestimmte Verlegenheit im Gesicht des Kadetten beobachtete.

"Das... ist auch nicht wirklich im Auftrag der Akademie," wich er aus.

Spock wartete ab.


"In Ordnung," seufzte Kirk nach wenigen Sekunden. "Jeden Mittwoch trifft sich eine Gruppe von Kadetten, die zusammen bei der Nero-Mission gedient haben, und versucht, Scotty unter den Tisch zu trinken. Was wir übrigens niemals schaffen können."

"Sie nehmen jeden Mittwoch an diesem Treffen teil?" fragte Spock verwundert und versuchte, Kirks Logik zu verstehen. Wußte er, dass all diese Kadetten darum gebeten hatten, mit ihm zu dienen? War es ein Versuch, sich beliebt zu machen?

"Wenn ich kann,", stimmte Kirk zu. "Anscheinend schmollt Chekov, wenn ich fehle, und Uhura geht mir noch tagelang damit auf die Nerven, weil er wirklich einen wirkungsvollen Schmollmund hat, also ist es auf Dauer einfacher, einfach hinzugehen und die Konsequenzen zu vermeiden."

Mit einer derartigen Aussage konfrontiert wußte Spock kaum, wo er anfangen sollte. Schmollende rusische Genies und Uhura, die freiwillig und gewohnheitsmäßig mit Kirk essen ging? "Wenn ich darf," versuchte er schließlich.

Genau in diesem Moment ertönte das unverkennbare Summen eines Kommunikators aus Kirks Tasche. Der Kadett stopfte das PADD in die Tasche und kramte nach der Lärmquelle. "Kirk hier," rief er, während er das Gerät aufklappte.

"Mr. Kirk!" krähte eine ältere Frauenstimme mit lebhaftem britischem Akzent. "Pünktlich wie immer!"

Kirk grinste. “Ich tue mein Bestes, Commander Pearson.”


"Ganz richtig! Hören Sie, wir haben hier ein Problem in den Labors mit einem neuen Programm, das wir von einem dieser Probeverträge mit Zivileinrichtungen bekommen haben. Ich dachte, Sie könnten vielleicht rasch vorbeischauen und einen Blick auf den Code werfen, bevor unsere Kommunikationskadetten sich daran die Zähne ausbeißen. Ich weiß, es ist nicht Ihr Spezialgebiet, aber sie waren in letzter Zeit eine so große Hilfe, dass ich dachte, ich kann ja wenigstens fragen."

“Ich komme gleich rüber,” versprach der Kadett..

"Guter Mann! Pearson Ende."

"So geht es los," lachte Kirk mit einem Grinsen zu Spock.

Er brauchte weniger als eine Stunde, um den Kodierfehler zu finden und zu korrigieren, der die Fehlfunktion von Commander Pearsons Programm verursacht hatte. Während dieser Zeit erhielt Kirk drei weitere Serviceanfragen und plante sie ein.

("Die Maschine macht so etwas wie put-put-put, sie müßte aber vrrrr... machen. Ich habe die Konstruktionsabteilung angerufen, aber Sie wissen, wie lange die heutzutage brauchen. Haben Sie eine Minute?"

"Weil die Techniker für die drei nächsten Generationen ausgebucht sind, haben wir selbst versucht, es in Ordnung zu bringen. Jetzt ist da nur dieser blaue Bildschirm. Haben Sie nachher Zeit?"

"Dann ging die ganze Einheit explosionsartig in Flammen auf. "Ich behme nicht an, dass Sie es sich kurz anschauen könnten?")

"Und das," stellte Kirk lapidar fest, als er den letzten Anruf beendete, "ist der Grund, warum Mittwoche verrückt sind."

"Sind die eigentlichen Reparatur- und Wartungseinheiten in meiner Abwesenheit zusammengebrochen?", fragte Spock, als sie sich auf dem Weg zum Simulationshangar machten. Was sich wie ein Getriebeschaden im Kühlsystem anhörte, hatte mehrere Einstiegslevel-Simulationen lahmgelegt, die von die Anfängerklassen für die Examensvorbereitung notwendig waren. Dozenten und Studentren waren gleichermaßen starr vor Panik, weil die Abschlußprüfungen rasch näherrückten.

"Die meisten wirklich guten Techniker arbeiten wieder auf Raumschiffen, bis die Kadetten ihren Abschluß haben und ihre Positionen einnehmen können," erklärte Kirk, während er eine weitere Lücke in seinem vormals losen Zeitplan füllte. "Diese Mittwoch-Sache ist aber mein eigener Fehler."

"In welcher Hinsicht?"

Kirk grinste bei der Formulierung. "Na ja, kurz vor Ihrer Abreise, als das Personal sozusagen spärlich gesät war, fingen einige von uns an, Dachen zu reparieren, wenn sie kaputtgingen, statt den Reparaturservice anzufordern. Wir bedauern das inzwischen natürlich alle, weil es sich schneeballartig zu so einem Mist wie Mittwoch entwickelte." Er zuckte ein wenig verlegen die Achseln. "Die Akademie hat mittlerweile keinerlei Hemmungen, den letzten Tropfen aus jedem herauszupressen, der dumm genug ist, sich freiwillig zu melden. Es ist gleichzeitig erschreckend und faszinierend. Ich meine... verdammt. Das nenne ich Ressourcen nutzen." Er stupste Spock mit dem Ellbogen an, während sie weitergingen, und grinste, als der Vulkanier ihn ansah. "Ich wäre nicht überrascht, wenn sogar Sie in das fächerübergreifende Aushilfs-Spiel hineingezogen würden, Sie arme, ahnungslose, unerschlossene Ressource."

Bevor Spcok mehr tun konnte als eine Augenbraue heben, zirpte der Kommunikator wieder.

Kirk rollte die Augen und antwortete mit einem kurzen "Kirk hier."

"Kirk, mein Junge! Ich höre, Sie haben heute einen Extra-Schatten."

Der Kadett lächelte Kirk an. Ich hab's ja gesagt. "Den habe ich, Sir. Commander Spock ist bei mir auf Befehl von Admiral Barnett."

"Sehr gut. Ich nehme nicht an, dass Sie ihn an die Chemielabors ausleihen würden? Nur vorübergehend natürlich. Einer der Dozenten ist heute spät fran und wir könnten eine Aufsicht für die Prüfungen brauchen. Ich würde normalerweise Commander Spock nicht belästigen, aber unsere Abteilung ist knapp an Personal wegen der Grippe. Es ist nur für einen Moment, höchstens eine Stunde."

Kirk sah Spock fragend an, der den Kopf zustimmend neigte. "Ich würde es nicht direkt 'ausleihen' nennen, aber Commander Spock ist schon unterwegs.'

"Wunderbar! Wir werden ihn voll funktionsfähig zurückgeben, bevor Sie überhaupt merken, dass er weg war. Wir müssen es nicht einmal Admiral Barnett gegenüber erwähnen, hmmm? Sehr gut! Stevens Ende."

"Ich denke, das war's fürs Erste," stellte Kirk fest. "Viel Glück bei der Flucht aus dem Chemielabor."

"Ich bin mit den speziellen Anforderungen an die Aufsichtsführung für einen Kollegen recht gut vertraut," sagte Spock milde. "Meine Anwesenheit sollte nicht über den Zeitrahmen einer einzelnen Unterrichtsstunde hinaus erforderlich sein, so dass ich zu diesem Zeitpunkt in der Lage sein werde, meine Beobachtung Ihres Mittwochs wieder aufzunehmen. Es sei denn," verdeutlichte er mit einem leicht herausfordernden Blick, "Sie haben mir nichts weiter zu zeigen?"

"Oh nein," lachte Kirk, "Mittwoche werden noch viel schlimmer."

"Dann werde ich Sie nach meinem Termin wieder aufsuchen," versprach Spock.

"Sie können es gerne versuchen." Der Kadett sah auf die Uhr. "Wenn sie sich irgendwann zwischen 1000 und 1145 loseisen können - worauf ich übrigens nicht wetten würde - bin ich in Admiral Archers Anwesen."

"Für den Termin, der nicht direkt etwas mit Starfleet zu tun hat," erinnerte sich der Vulkanier.

"Ja." Kirk seufzte. "Und ich sage Ihnen lieber gleich, wie ungemein begeistert ich bin, dass ausgerechnet Sie Zeuge dabei werden." Er schüttelte den Kopf, um das Thema zu beenden. "Jedenfalls, bei Admiral Archer erwischen Sie mich am ehesten.

Wenn wir uns verpassen, nun..." Er hob ironisch eine Braue und wackelte mit seinem Kommunikator. "Sie können mich ja anrufen."

"Ich bezweifle stark, dass derartige Maßnahmen erforderlich sein werden," sagte Spock, "aber ich werde es dennoch im Gedächtnis behalten."

Kirk öffnete den Mund, um zu antworten, und blickte stattdessen zum Himmel, als sein Kommunikator schon wieder zirpte. "Später," wiederhote er und grinste Spock ein letztes Mal an. Er öffnete das Gerät mit einer geübten Bewegung, während er davonjoggte. "Kirk hier."

Um gerade halb acht Uhr morgens, während der Campus größtenteils erst aufstand, war "Untertreibung" offenbar gar kein Ausdruck für den "verrückten Mittwoch."

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Admiral Archers Anwesen lag auf einem Gelände, das für hochrangige Starfleet-Beamte reserviert war. Das Haus selbst war eher kleiner als viele der nahegelegenen Gebäude, was mehr unberührtes Land übrigließ. Wie fast jeder in Starfleet wußte, nutzte Archer die zusätzlichen Freiflächen, um Hunde zu züchten. Er hatte sogar einen ganzen Zwinger im Hinterhof gebaut, nur für Beaglewelpen, was Spock zwar intellektuell wußte, aber nicht verstehen konnte.

Was Spock ebenfalls nicht verstand war, warum genau Kirk eindreiviertel mit Admiral Archer verbrachte, an einem so mit Arbeit vollgestopften Tag, wie es der Mittwoch offenbar war. Vor allem, da Kirk selbst zugegeben hatte, dass der Termin nicht grundlegend wichtig für Starfleet war. Was konnte die Ausrede dafür sein?

Die Antwort lautete: Welpen.

Um 1120 fand Spock Kirk im Hof hinter Archers Zwinger, umringt von einem Dutzend kleiner, zappelnder Beagles, die alle um seine Aufmerksamkeit bettelten. Er zog aus einer Tasche ein Sortiment Leckereien hervor, die er benutzte, um den Kleinen eine Reihe Befehle beizubringen, die sie bereitwillig, wenn acuh schlampig ausführten.

"Ich wette, das hatten Sie nicht erwartet."

Spock drehte sich um und entdeckte Admiral Archer an seiner Seite, die Augen auf Kirk und die jungen Hunde gerichtet. "Aufgrund fehlender gesicherter Parameter der Situation," verbesserte der Vulkanier ausdruckslos, "hatte ich bei meiner Ankunft keine Erwartungen, Sir."

"Trotzdem," beharrte der Admiral und lächelte schwach, als einer der Hunde sich neben Kirks Bein auf den Rücken drehte und wollte, dass er ihm den Bauch rubbelte. Als er niederkniete, um dem Wunsch nachzukommen, eilten die anderen mit ekstatischem Kläffen herbei. "Welpen."

"...In der Tat."

Eine Weile beobachteten sie schweigend, wie Kirk die Kontrolle über die Beagles zurückerlangte, mit einer meisterhaften mischung aus festen Befehlen und Leckereien. "Er revanchiert sich für einen Gefallen," erklärte Archer schließlich.

Spock sah ihn an, antwortete aber nicht.

Der Admiral ließ seine Hunde nicht aus den Augen. "Der Ingenieur, den Kirk auf Delta Vega auflas, war dort, weil ich ihn hinbeordert hatte. Scott verlor meinen preisgekrönten Hund." Archers Mund zuckte ärgerlich. "Ich hätte den schottischen Bastard bis zum jüngsten Tag dort frieren lassen, wenn Kirk ihn nicht so dringend gewollt hätte. 'Sehen Sie es nicht als den Verlust eines Beagles,' sagt er zu mir." Archer schüttelte entnervt den Kopf bei der Erinnerung. " 'Sehen Sie es so: Starfleet gewinnt einen Scotty.' Frecher Hurensohn. Es ist ein Wunder, dass noch niemand ihn umgebracht hat. Ich mag Terrier nicht einmal," fügte er leicht ungehalten hinzu.

... Was hatte das alles damit zu tun, das James Kirk beaglewelpen trainierte?

Archer seufzte, wieder kopfschüttelnd. "Kirk hat einige Erfahrung mit Hunden, und ich habe nicht mehr die Zeit, den Wurf richtig zu trainieren. Also schlug er einen Handerl vor. Er trainiert sie, die grundlegenden befehle zuverlässig zu befolgen, und ich erkläre für Scott dienstbereit als Chefingenieur der Enterprise. Es ist ein guter Handel," gab er zu, "wenn auch nicht ganz so befriedigend wie der Gedanke an Scott auf Delta Vega."

Nach einiger Zeit des Schweigens legte Spock die Hände auf den Rücken. "Wenn ich mir eine Beonachtung gestatten darf, Sir," bat er. Archer neigte den Kof. "Ungeachtet irgendwelcher persönlicher Absprachen zwischen Ihnen und Kadett Kirk überwiegt der mögliche negative Einfluss dieser Situation auf Starfleet höchstwahrscheinlich jeglichen eventuellen Nutzen. Die Akademie hat einen Bedarf für Kadett Kirks Fähigkeiten gezeigt, der seinen Einsatz als Hundetrainer ausschließt. Darüber hinaus ist Mr. Scotts Begabung für das Ingenieurwesen hier viel besser eingesetzt als auf Delta Vega, was logischerweise seinen Freistellung von jeder vorherigen Strafmaßnahme erfordert."

Archer wandte sich Spock zu. Sein Ausdruck zeigte leichten Ärger. "Sie haben den Punkt nicht erfaßt."

Überrascht begegnete der Vulkanier Archers Blick. "Sir, ich versichere Ihnen, dass meine Beobachtungen in dieser Angelegenheit auf den Tatsachen beruhen, wie Sie sie dargestellt haben, und insofern vollkommen logisch sind."

"Spock. Ich habe Scott am gleichen Tag für den Dienst auf der Entrprise freigestellt, an dem Kirk es verlangt hat."

"... Dann scheint es, als habe ich, wie Sie sagen, tatsächlich 'den Punkt nicht erfaßt'," antwortete Spock. "Vielleicht möchten Sie mich aufklären. Warum trainiert Kadett Kirk Hunde, wenn die Akademie ihn braucht?"

Archer drehte sich wieder zu Kirk. "Das Problem mit diesem Jungen," sagte er leise, "ist, dass jemand wie er heutzutage eine Seltenheit ist. Er ist sehr gut in einer Menge Dinge, für die wir verzweifelt gute Leute brauchen. Wir verlangen mehr von ihm als von irgend jemand sonst, was nicht fair ihm gegenüber ist, und wir wissen das genau so, wie wir wissen, dass wir es uns nicht leisten können, damit aufzuhören. Wir wissen auch, obwohl er jede Herausforderung, die wir ihm präsentieren, mit Bravour meistert, dass er zusammenbrechen wird, wenn er keine Luft zum Atmen bekommt. Der sture Kerl plant nur niemals Frezeit ein. Als sein psychotischer Freund, der Arzt, sich bei der Admiralität über Kirks Überarbeitung zu beklagen begann, nahmen wir daher die Sache selber in die Hand." Archer sah verstohlen zu Spock hinüber, um zu sehen, ob er selbst zwei und zwei zusammenzählen konnte.

Es war strenggenommen keine logische Situation, also war der Admiral nicht weiter überrascht, als Spock immer noch nicht begriff.

"Ich lasse Kirk herkommen," erklärte Archer knapp, "weil Hunde eine therapeutische und beruhigende Wirkung haben. Er hat zweimal die Woche 'Besprechung'-Termine mit Pike aus fast demselben Grund. Jeder muß sich irgendwie Luft machen. Wenn Welpen und Pike das sind, was nötig ist, um diesen Jungen mit voller Kapazität funktionieren zu lassen, nun... ich habe nichts dagegen, dass er hier ist."

"Ich verstehe." Offensichtlich verstand er es aber nicht, nicht ganz. "Sind dem Kadetten Ihre eigentlichen Absichten bewußt? Oder die von Admiral Pike?"

Archer zuckte die Schultern. "Wer weiß? Wenn ja, hat er es sich nicht anmerken lassen. Obwohl ich überzeugt bin, er weiß es nicht. Er hat nicht dagegen protestiert, hierher zu kommen oder sich mit Pike zu treffen, und wenn ihm jemals der Gedanke kommt, dass wir mit nutzlosen Treffen 'seine Zeit verschwenden', wird er mit Sicherheit einen ganz schönen Aufruhr veranstalten."

"...Ich verstehe," murmelte der Vulkanier, die Augen auf Kirk gerichtet.

Diesmal, dachte Archer, stimmte das wahrscheinlich sogar.

Später, als der Termin vorüber war und Spock mit Kirk zu dessen nächstem Notruf ging, mußte der Vulkanier eine Reihe Fragen bezüglich Kirks Interpretation der Situation mit Archer unterdrücken. Kirk schien Spocks selbst auferlegte Zurückhaltung zu bemerken, aber konnte sich offenbar nicht entscheiden, ob er das Schweigen brechen sollte.

Sein innerer Kampf dauerte, wie vorauszusehen, nicht lang. "Also schön," seufzte er und rückte den Träger seiner schweren Tasche zurecht. "Ich kann Ihre Anspannung kaum aushalten. Was wollen Sie wissen?"

Das genügte Spock als Erlaubnis.

"Woher wußte Admiral Archer, dass Sie, wie er es formulierte, 'Erfahrung mit Hunden' haben?"

Der Kadett hob nachlässig eine Schulter. "In meinem ersten Jahr entwischte einer seiner Hunde. Malcolm." erklärte er mit einem seltsamen halben Lächeln, "sein preisgekrönter Beagle. Ich fand ihn und behielt ihn schließlich das ganze Wochenende, bevor ich die Suchanzeige sah. Er lernte einige neue Tricks, während ich ihn hatte, und ich bermute, das hat Archer sich gemerkt. Ab da ließ er mich seine Hunde besuchen, aber erst seit wenigen Monaten darf ich sie trainieren. Züchter sind da anscheinend heikel."

"Wo haben Sie Ihre Kenntnisse in der Abrichtung von Hunden erworben?"

Kirk sah weg, den Mund zu einem schmalen, unglücklichen Strich zusammengepreßt. "Das habe ich irgendwo aufgeschnappt, als ich jünger war."

Spock dachte über diese Antwort nach. "Von einem Züchter an Ihrem Geburtsort?", bat er um Erläuterung.

"Nein." Kirks Schultern spannten sich an, als er sich in sich selber zurückzuiehen schien. "In meiner Heimatstadt gab es keine Züchter, und ich wurde auch nicht dort geboren. Ich habe es einfach irgendwo mitbekommen. Wollen Sie sonst noch etwas wissen?" fügte er als offensichtliches Ablenkungsmanöver hinzu.

Faszinierend. Warum sollte der Kadett ein solches Allerweltsthema unangenehm finden? Spock studierte ihn verstohlen von der Seite und antwortete schließlich, "... Weiß Mr. Scott, dass Sie seine Freiheit erkauft haben, indem Sie sich bereit erklärt haben, einen Wurf Beagles abzurichten?"

Kirk schauderte. "Nein," sagte er sofort und sah sich um, ob irgend jemand das gehört hatte. Spocks Augen wanderten Richtung Haarlinie. "Und Sie werden es ihm auch nicht sagen."

"Was wäre logisch daran, Mr. Scott diese Information vorzuenthalten? Menschliche emotionale Bindungen werden oft durch solche Beispiele der Zuneigung gestärkt."

"Ich würde es nicht überleben, darum nicht!" Er machte eine Handbewegung, als wolle er diesen Gedanken mit einem entschlossenen Schlag durchtrennen. "Scotty und ich können uns bei anderer gelegenheit anfreunden. Zum Beispiel Schnaps. Das scheint bisher zu funktionieren."

Spock merkte sich Kirks Reaktion, um später darübernachzudenken, währemd immer schnelleren Schrittes über den Campus gingen. "Sie sind sehr... nachdrücklich diesbezüglich."

Kirk runzelte nachdenklich die Stirn und fragte sich, mit welcher Taktik er Spock am wirkungsvollsten dazu bringen konnte, über Admiral Archers Hunde Stillschweigen zu bewahren. "Gehorsamkeitstraining steht nicht gerade im Einklang mit meinem berüchtigten Image als harter Typ. Tatsächlich," fügte er mit gewinnendem Lächeln hinzu, als das perfekte Argument sich praktisch von allein anbot, "solche widersprüchlichen Berichte über meine Verhaltensmuster würden die Leute vermutlich nur verwirren, und das geschieht im Zusammenhang mit mir ohnehin schon so oft, dass es eindeutig unlogisch wäre, auch noch Beagle-Babies ins Spiel zu bringen. Also lassen Sie uns einfach nie mehr darüber reden."

Spock hob eine Braue und warf dem Kadetten einen zweifelnden Seitenblick zu.

Kirk behielt stur sein gewinnendes Lächeln bei.

Sie hätten wahrscheinlich ewig so weitergemacht, wenn nicht eine kleine Gruppe Kadetten aus dem zweiten Jahr sie bemerkt hätte, die mit offensichtlicher Erleichterung "Mr. Kirk!" riefen.

"Ha!", triumphierte Kirk und grinste Spock an, als ob er etwas gewonnen hätte. Dann wandte er seine blendende Erscheinung den Kadetten zu, die wie ein Mann unter der ungeteilten Aufmerksamleit dieser blauen Augen zögerten. "Hey, Kids. Was gibt's?"

"Äh..." Der Anführer sah seine Freunde an und kämpfte offensichtlich darum, sich an sein ursprüngliches Problem zu erinnern. Er blinzelte, runzelte nachdenklich die Stirn und schreckte dann auf, als er sich erinnerte. "Oh ja!" Sein Ausdruck wurde flehend und verzweifelt. "Wir haben am Freitag ein Abschlußexamen in Theorie der Befehlsstrukturen, und die letzten drei Kapitel des Lehrbuchs könnten genauso gut in griechisch geschrieben sein. Können Sie uns helfen?"

"Wir bezahlen Ihr Mittagessen!", bot einer seiner Freunde voller Verwzweiflung an.

Kirk wandte sich zu Spock, der durch einen Notruf von der Wissenschaftsabteilung abgelenkt war. "Willkommen beim Mittwoch," sagte der Kadett grinsend, als Spock aufsah. "Jetzt, wo sie wissen, dass Sie reagieren, werden sie Sie wohl auf Trab halten. Ich sage Ihnen was," bot er an und verlagerte das Gewicht der Tasche auf die andere Schulter, "schicke ich Ihnen nicht eine Nachricht mit dem Ort des Treffens heute abens? Sie waren schließlich auch ein Teil der Mannschaft. So können Sie mit Uhura und den anderen die letzten Neuigkeiten austauschen, und ich muß nicht das Gefühl haben, Sie grundlos über den gesamten Campus zu schleppen."

Spock zögerte sichtlich. Es wäre nett, wieder einmal mit Uhura zu sprechen, vor allem in entspannter Atmosphäre. Aber Dr. McCoy war auch Teil der Mannschaft gewesen...

"Überlegeb Sie es sich," sagte Kirk und ergriff zum Abschied Spocks Schulter. "Kommt, Kinder," fuhr er zu den Kadetten gewandt fort und schob sie in Richtung des nächsten Restaurants. "Lasst uns den besten Weg ausarbeiten, wie ihr dieses Examen austricksen könnt."

Obwohl die jüngeren Kadetten kicherten, war Spock von der Bemerkung schockiert. Sicher würde Kirk ein solches Thema nicht in Gegenwart von jemandem diskutieren, der erst kürzlich eine formale Untersuchung seines akademischen Verhaltens gegen ihn eingeleitet hatte!

Kirk sah nur kurz zu Spock zurück und quittierte seine leicht alarmierte Reaktion mit triumphierendem Lachen. Spock wurde klar, dass er ihn, wie Menschen wohl sagen würden, 'zum Narren gehalten' hatte.

... So viel zu Kirks Versprechen, ihn vorzuwarnen.

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Nachdem er sich von Kirk getrennt hatte, entwickelte Spocks Tag sich zu einem Irrsinn, wie er ihn noch nie erlebt hatte. Nachdem bekannt war, dass er zur Verfügung stand, forderte ein großer Teil der akademischen Abteilungen ihn fast gleichzeitig an. Als Kirks formelle Einladung zum Abendessen eintraf, benutzte Spock sie als Schild, um sich vor weiteren Stunden endloser Arbeit an allen Fronten zu schützen.

"Meine Anwesenheit ist während dieser Zeitspanne an anderer Stelle erforderlich. Ich bedaure."

"Ich muss Ihre Bitte ablehnen, bei der Pilzzucht zu helfen. Ich bin bereits verabredet."

"Eine seit langem feststehende Einladung hält mich davon ab, Ihre gesamte Klasse in den Feinheiten der grundlegenden Mathematik zu unterrichten, aber vielleicht möchten Sie Ihre Aufmerksamkeit dem Lehrbuch zuwenden, das sich seit dem Eintritt in die Akademie in Ihrem Besitz befindet."

Wohl aufgrund des Kirk-Faktors war das Essen weder wo noch was Spock erwartet hatte. Die Anweisungen führten in zu einer Halle tief im Herzen des Gebiets der Konstruktionsabteilung. Im Inneren drängten sich kadetten und einige reguläre Starfleetoffiziere auf einigen metallenen Picknickbänken, das Essen und die Getränke in den Taschen verteilt, wo die Bevölkerungsdichte am größten war. Die ehemalige Crew der Enterprise hatte sich an den Grenzlinien aufgeteilt, obwohl einige Individuen mit planloser Leichtigkeit von Gruppe zu Gruppe wechselten.

Eines dieser Individuen war natürlich James Kirk. Gerade wechselte Kirk von einem Tisch mit Sicherheitspersonal, um sich zwischen Chekov und Sulu an einen anderen Tisch zu setzen, der mit großen Papierblgen bedeckt war. Er bog den Kopf, um Chekov zuzuhören, nickte an und zu, und sein Verhalten wurde nach und nach immer begeisterter. Als Cgekov verstummte, grinste Kir breit zu Sulu hinüber, der seinen Gesichtsausdruck exakt nachahmte. Dann lehnten alle drei sich über die ausgebreiteten Papiere und machten eifrig flüsternd Pläne.

Es war... nicht gerade eine beruhigende Szene.

Dr. McCoy, der mit Uhura an einem ansonsten leeren Tisch saß, schien zu einem ähnlichen Schluß zu kommen. Seine Augen verengten sich, während er Kirk beobachtete, und stellte seine Flasche ab mit etwas, das verdächtig nach bösen Absichten aussah. Uhura sah zwischen McCoy und dem ahnungslosen Verschwörertrio hin und her, dann bedeckte sie den Mund mit ihrer schlanken Hand.

Wenn sie dachte, damit ihre Belustigung zu verbergen, täuschte sie sich gewaltig.

McCoy stand mit einer einzigen verärgerten Bewegung auf; entweder sah er Uhura nicht oder zog es vor, das Vergnügen zu ignorieren, das sie offensichtlich hatte. Er ging zu Kirk hinüber und stellte sich drohend hinter ihm auf, beide Hände auf die Hüften gestützt und mit finsterem Zorn auf dem Gesicht.

Spock ging zu Uhura und nahm ihre lächelnde Begrüßung mit einem Nicken zur Kenntnis. Als ihr Lächeln sich in ein Schmunzeln verwandelte, wandten beide ihre Aufmerksamkeit der bedrohlichen Lage zu, die sich einen Tisch weiter hinter Kirks Rücken entwickelte.

"Das wird großartig," flüsterte Uhura ihm zu, leise genug, dass nur vulkanische Ohren es hören konnten. "Sulu und Chekov konnten bisher erfolgreich vermeiden, es sich mit McCoy zu verscherzen, aber es war nur eine Frage der Zeit."

Spock hob eine Braue und wartete.

Nachdem er eine Minute gelauscht hatte, war McCoys Ausdruck furchterregend geworden. Sulu bemerkte ihn zuerst und verabschiedete sich mitten im Wort aus der intensiven Diskussion mit Chekov und Kirk. Sein überraschtes Entsetzen alarmierte die anderen, die sich sofort umdrehten, um die Quelle ausfindig zu machen. Kirk schloß nur die Augen mit einem langen Seufzer, aber Chekov warf sich mit dem Oberkörper über die Papiere, benutzte die Arme als zusätzliche Sperre und hatte riesige, schreckerfüllte Augen im bleichen Gesicht.

Einen Moment lang bewegte sich niemand. Dann lachte Kirk herzlich und schüttelte Chekovs Schulter aufmunternd. "Nächste Woche," sagte er, "arbeiten wir an der Subtilität, okay? Entspann dich. Wenn wir echt in Schwierigkeiten sind, merkst du es schon."

Chekov sah nicht überzeugt aus, wich aber bereitwillig zur Seite, als McCoy ihn von den Papieren wegschob.

"Oh nein," beharrte der Arzt, während er den Plan studierte, der nun offen vor ihm lag. Er rammte einen Zeigefinger in Kirks Schulter. "Nein, Jim. Ich weiß nicht, was ihr plant, aber - nein."

Kirk grinste Chekov siegessicher an. "Siehst du, die letzte Lektion für heute. Mach dir Notizen," schlug er vor, "denn so sehen echte Schwierigkeiten aus."

"Sie werden niemanden auf Ihre Seite ziehen!", fuhr McCoy ihn an und ignorierte Kirks Zwischenbemerkung vollkommen. Chekov machte sich inzwischen gehorsam Notizen, während Sulu versuchte, heimlich den Beweis ihres Plans zusammenzurollen. McCoy schob seine Hände mit finsterem Blick zur Seite und drehte leicht den Kopf, um das Dokument besser betrachten zu können. "Warum habt ihr Karten von - Wo ist das? Ist das topographisch?", fragte er Kirk. "Versuchst du dich jetzt in Topographie?"

Kirk machte eine wegwerfende Geste. "Sei nicht albern, Bones. Ich habe kein Interesse an langweiliger Topographie."

"Oh." McCoy sah mißtrauisch, aber erleichtert aus. "Gut, denn ich kann nicht--"

"Das ist Meerestopographie," stellte der blauäugige Kadett klar und wischte zur Illustration mit dem Arm über das ganze Durcheinander, "und Chekov hat es nachgeschlagen, als er Wetterberichte machte. Das sind diese Ausdrucke hier, falls du dich gefragt hast."

"Gottverdammt, Jim!"

"Aber es so eine tolle Idee!", beharrte Kirk udn schwamg ein Bein über die Bank, so dass er die Arme beschwörend ausbreiten konnte. "Und Sulu ist echt begeister davon, nicht wahr, Sulu?" Sulu grinste. Es half nicht, den Zorn des Doktors zu besänftigen. "Ganz zu schweigen von der ganzen Recherche, die Chekov gemacht hat. Wir können all diese Bemühungen doch nicht einfach verschwenden, oder?"

"Dieser Mann ist eine wandelnde Katastrophe!", informierte McCoy die beiden anderen Kadetten in wutentbrannter Anklage. "Er kam beinahe ums Leben, als er bei strahlendem Wetter die Straße überquerte, mit nichts als einer Tasse Kaffee bewaffnet und umgeben von Medizinstudenten! Ein Floh-Impfstoff könnte das erledigen! Er braucht eure Hilfe nicht!"

Sulu und Chekov wechselten einen unbehaglichen Blick, offenbar zögernd, den Zorn des Doktors auf sich selbst zu lenken, aber ebensowenig gewillt, ihren Plan aufzugeben. "... Wissen Sie, Doktor," schlug Chekov vorsichtig vor und sammelte einige Ausdrucke ein, um sie Bones anzubieten, "die Forschung bietet eigentlich recht gute Erfolgsaussichten ohne Verletzungsgefahr."

Bones starrte den Teen mit anklagender Empörung an. Et tu, Chekov? "Ihr seid Anstifter," zischte er drohend, "und ich lasse das nicht zu!"

Kirk erhob sich von seinem Sitz, schlang einen Arm um die Schultern seines Freundes und steuerte ihn weg von seinen sich windenden 'Anstiftern'. "Du bist nur sauer, weil du keine Einladung bekommen hast," neckte er ihn gutmütig.

McCoy ließ zu, dass Kirk ihn zurück an seinen ursprünglichen Tisch zog, entspannte aber keinen einzigen Muskel.

"Komm schon, Bones," schmeichelte er und drückte ihn kurz, bevor er ihn mit einem tröstenden Schlag auf den Rücken losließ. "Es wird lustig."

"Es wird gefährlich."

"Du kannst deine Arzttasche mitbringen," versprach Kirk. Er sah auf, vermutlich mit der ansicht, Uhura anzugrinsen, bemerkte aber zuerst Spock. Sein Gesichtsausdruck erhellte sich vor Freude, in den blauen Augen stand ein strahlendes Lächeln. "Spock!", grüßte er und zog McCoy auf die Bank neben sich.

Spock ahmte die Aktion nach und nahm seinen Platz bei Uhura ein. "Guten Abend, Kadett Kirk."

"Hier heißt das 'Jim'," beharrte Kirk und verlagerte das Grinsen zu Uhura, die mit den Augen rollte.

Aber sie lächelte auch, und Spock fragte sich, wo ihre Feindseligkeit geblieben war.

Ein Teil davon war offensichtlich zu McCoy gewandert, der Spock mit offener Feindseligkeit anblickte. "Was macht er denn hier?"

Kirk sah Bones flüchtig an. "Nun," sagte er langsam, "siehst du, vor ein paar Momaten war Spock ein teil dieser lächerlich gefährlichen Föderations-rettenden Mission, in der er an Bord der Emterprise diente mit--"

"Das weiß ich!" knurrte McCoy. "Aber was macht er hier?"

Kirk runzelte die Stirn und strahlte eine Aura der Verwirrung aus. "Das ist ein Mannschaftstreffen. Spock gehört zur Mannschaft. Ich sehe das Problem nicht."

McCoy sah entschieden ungläubig aus.

"Ja, und ich muß Ihnen für die Einladung danken, Jim," fügte Spock hinzu, bevor jemand eine Bemerkung machen konnte. McCoys Ungläubigkeit wandelte sich in Schock bei Spocks formloser Anrede. Uhura mußte sich wegdrehen, um ihr Lachen zu verbergen. "Bei dieser Gelegenheit möchte ich meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, dass Sie mir gestattet haben, Sie den ganzen Tag zu begleiten. Es war von großem Nutzen für mein Verständnis der Veränderungen in der Akademie, obwohl Sie keinen entsprechenden Vorteil davon hatten."

Kirk wischte die Stimmung mit einer leichten Handbewegung weg. "Nicht alles muß sich um Nutzen drehen. Wer weiß?" Er grinste und lehnte die Arme gegen den Tisch. "Vielleicht wollte ich nur, dass jemand den Mittwoch mit mir durchsteht."

"...Ihnen ist natürlich bewußt," stellte Spock nach einem Augenblick fest, dass die Befriedigung des Wunsches nach Gesellschaft für sich henommen bereits einen Nutzen darstellt."

Kirk lachte. "Sehen Sie, genau das ist es, wovon ich rede. Sie sind echt Klasse."

McCoy sah seinen Freund mit nachdenklichem Stirnrunzeln an. "Wieviel genau hast du getrunken, bevor ich kam?"

"Ich bin von Komikern umgeben," bemerkte Jim weise zu Uhura, die wieder zu lachen begann. Er stand auf, bevor sich jemand angegriffen fühlen konnte. "Ich hole etwas zu essen. Was möchtet ihr?", bot er an.

Als er weg war, wandte Spock seine Aufmerksamkeit Uhura zu und ignorierte den Arzt, der verdrossen in sich hineinmurmelte und eine kalte Bierflasche zwischen den Händen rollte. "Ich hatte nicht erwartet, dass sich deine Meinung von Kadett Kirk so grundlegend verändert hat, während ich weg war," sagte er, wobei die eigentliche Frage dahinter versteckt war.

Uhura gab einen nachdenklichen Laut von sich. Ihr Blick glitt langsam hinüber zu Kirk, der die Arme mit Essen beladen hatte und sich über Scottys Schulter lehnte, bereits in eine neue Debatte über Schaltpläne vertieft. Er zeigte auf eine bestimmte Modifkation und bemerkte kaum, dass ein Teil des Essens ihm entglitt.

"Er ist nicht, was ich erwartet hatte," gab sie unvermittelt zu."Als wir nach dem Vorfall mit Nero zum Starfleetkommando zurückkehrten, dachte ich, er würde seine Rolle als Retter der Föderation zu Geld machen." Sie rollte die Augen bei der Erinnerung an tausend Reporter von einem Dutzend Welten, die alle ein Exklusivinterview forderten. "Es wäre nicht gerade schwierig gewesen."

"Nein," stimmte Spock zu. Jeder, der auf der Enterprise gedient hatte, hätte nach Nero ein kleines Vermögen machen können.

Nicht einer von ihnen hatte es getan.

"Und dann, unmittelbar nach deiner Abreise, wurde uns allen klar, in welchen Schwierigkeiten die Akademie steckte." Uhuras Ausdruck war schmerzlich. Sie wandte ihre Augen von Kirk ab´und richtete sie auf die verbeulte Tischplatte zwischen ihren Fingerspitzen. "Die meisten aus unserer Klasse starben. Eine Anzahl studentischer Lehrkräfte und Dozenden auch. Zuerst wußte niemand, was zu tun war, wie man weitermachen konnte mit dem Verlust eines Großteils der Strukturen, oder wie man es auch nur ... bis zum nächsten Tag schaffen sollte. Dann," erinnerte sie sich mit einem leichten Lächeln, "ging in einer der Klassen der Projektor kaputt. Anstatt jemand anzurufen, der ihn reparieren sollte, stellte sich Kirk auf den Schreibtisch und machte es selbst. Und anstatt auf einen Ersatzdozenten zu warten, der sich mit dem Unterrichtsthema nicht so genau auskannte, arbeitete Kirk den Lehrstoff durch und unterrichtete ihn selber. Dann fingen seine Klassenkameraden an, auf dem gesamten Campus dasselbe zu tun." Uhura zuckte die Schultern, verschränkte die Finger und hob die dunklen Augen voller Stolz zu Spock. "Innerhalb einer Woche wurde es ansteckend, Jeder überlebende Kadett der Abschlußklassen stand auf und schritt nach vorne. Ich unterrichte inzwischen die meisten xenolinguistischen Einführungskurse."

"Bewunderswert," stellte Spock fest und musterte die Kadetten der Abschlußklasse im Raum. Sie waren fröhlich und laut, wie die Kadetten seiner eigenen Klasse so kurz vor dem Abschluß gewesen waren, aber in ihren Gesichtern war auch eine Art von Ernsthaftigkeit. Sie saßen aufrechter und sprachen mit Offizieren mit einer Selbstsicherheit, für die man normalerweise Jahre brauchte.

Zweifellos die Ergebnisse von Admiral Barnetts 'Feuertaufe'. Spock fragte sich voller Faszination, welche Art von Offizieren aus diesen Kadetten werden würde.

"Es war nicht leicht," schloß Uhura mit einem leichten Schulterzucken, "aber es war in gewisser Weise... einfach. Es gab einen Bedarf, und wir konnten ihn befriedigen, also taten wir das. Ich erwartete, dass Kirk eine Rebellion starten würde, als mir klar wurde, wie wenige Dozenten überlebt hatten." Sie lachte, schüttelte den Kopf und richtete den Blick auf das grinsende Profil James Kirks. "Stattdessen startete er eine Revolution und zog uns alle mit hinein."

"Als ob Sie es nicht gern getan hätten," sagte McCoy bissig und zeigte mit der Öffnung seiner Bierflasche in ihre Richtung. "Als ob wir das nicht alle getan hätten." Er schüttelte den Kopf und nahm einen tiefen Zug aus der Flasche. Als er sie absetzte, war sie leer.

Uhura neigte zustimmend den Kopf. "Also wollte ich wissen, wer dieser Kirk war," fügte sie für Spock hinzu und kam auf seine ursprüngliche unausgesprochene Frage zurück, "dass wir ihm so willig folgten. Je mehr ich herausfand, desto neugieriger wurde ich, und dann begann er mit diesen Crew - Wiedersehenstreffen..."

"Und was," fragte Spock vorsichtig, "sind deine Beobachtungen?"

McCoy blickte ihn finster an, aber Uhura gab nur einen weiteren nachdenklichen Laut von sich, stützte das Kinn in eine zarte Hand. "Hast du etwas ... merkwürdiges an ihm festgestellt? Speziell in der Art, wie er sich bewegt?"

Der Arzt warf die Hände in die Luft. "Oh, nicht das schon wieder!"

Uhura errötete leicht, rollte die Augen und breitete die Hände in einer hilflosen Geste aus. "Kommen Sie, McCoy, Sie können nicht ernsthaft erwarten, dass ich ihm glaube. Es muß eine andere erklärung geben. Eine rationale Erklärung."

Spocks Augenbrauen hoben sich. "Ich nehme an, wir sprechen von Kadett Kirk?"

"Jim", betonte McCoy. "Wenn Sie schon hier sind, müssen Sie ihn wenigstens Jim nennen."

"Jim," ergänzte Spock. Er fragte sich, warum McCoy das nicht von Uhura verlangte, verfolgte das Thema aber nicht weiter. "Welche Erklärung hat Jim gegeben, die nicht deinen Vorstellungen von Rationalität entspricht?"

"Er spricht russisch," sagte Uhura, und die Worte waren eine Anschuldigung. "Vor einem Monat hörte ich ihn zufällig mit Chekov sprechen, und er spricht es fließend."

"Weigerte er sich, die Umstände zu erläutern, die zu einer solchen Fertigkeit führten?"

"Das ist das Problem!" Uhura breitete die Arme aus, ihr Ausdruck war ungläubig. "Er sagt, er hat es im Zirkus gelernt!"

"Es gibt Zirkusse in Russland," betonte McCoy, obwohl er dabei schmunzelte, so dass er sie wohl eher neckte als sonst etwas.

Uhura rümpfte die Nase. "James Kirk ist nicht abgehauen, um sich dem russischen Zirkus anzuschließen. Das ist das Lächerlichste, was ich je gehört habe."

"Was ist Kadett Chekovs Ansicht in dieser Angelegenheit?", fragte Spock höflich. Als beide ihn anstarrten, hob er eine Braue. "Sicher würde ein gebürtiger Russe in der Lage sein, die Region zu bestimmen aus der Kadett Ki... Jims Lehrer stammt."

"Das hilft auch nicht," seufzte Uhura und nahm McCoy das Bier weg, das er aus einer Kühltasche zu seinen Füßen genommen hatte. Er blickte fintser, holte sich aber ein neues. "Ich kann die regionalen Eigenarten selbst bestimmen. Er hat Merkmale von fast überall her, die er bringt, wenn ich denke, ich hab's. Frustrierend." Sie nahm einen großen Schluck und machte ein leises, anerkennendes Geräusch. "Ich würde Chekov direkt fragen, was er glaubt, woher Kirk es hat, aber es würde nichts nutzen."

"Ist Kadett Chekov nicht vertrauenswürdig?", fragte Spock.

Uhura lachte. "Nein, er ist ein guter Junge. Ein Schatz. Aber er würde behaupten, der Himmel sei grün, wenn Kirk ihm das sagt."

"Jim würde nie von Chekov verlangen, für ihn zu lügen," beharrte McCoy und blickte mißbilligend in sein Bier.

"Wie können Sie da so sicher sein?", fragte Uhura.

McCoy schmunzelte und salutierte mit seiner Flasche. "Weil Chekov behaupten würde, der Himmel sei grün, wenn Jim es ihm sagt."


"Also können wir Chekov nicht fragen," wiederholte Uhura und hob ihre Flasche in Anerkennung von McCoys Standpunkt, "und darum dachte ich, ich frage dich, ob du etwas bemerkt hast, Spock. Weil er nicht beim russischen Zirkus war. Er war nicht dort," beharrte sie, als McCoy den Mund öffnete.

"Fragen wir ihn doch selber," schlug der Arzt vor, wiederum schmunzelnd.

Uhura rollte die Augen. "Er wird nichts neues sagen, und was er normalerweise sagt, überzeugt mich nicht."


"Ja," stimmte McCoy zu und drehte sich in seinem Sitz um, auf der Suche nach seinem abwesenden Freund, "aber Ihr Gesicht, wenn er auf russisch loslegt, ist einfach--" Er unterbrach sich mit einer langen und beeindruckenden Reihe von Schimpfworten.

Uhura folgte seinem Blick und zuckte zusammen. "Verdammt," seufzte sie."Die wieder. Hat er heute abend nicht dienstfrei?"

"Bei denen," knurrte McCoy mit so echten Haß auf dem Gesicht, dass Spock fast erschrak, "hat er nie dienstfrei." Er stieß sich vom Tisch ab und ging quer durch den Raum.

James Kirk stand bei der entferntesten Tür des Jangars, die Arme mit Essen gefüllt und mit ausdruckslosem Gesicht, während er das PADD las, das ein schwarz gekleideter Bote ihm überreicht hatte. Als er fertig war, nickte er, und der Bote salutierte kurz, bevor er ging.

McCoy trieb ihn kurz darauf in die Enge, mit verschränkten Armen, um seinen Zorn im Zaum zu halten. Jim zuckte hilflos die Achseln. Sie kehrten zu Spock und Uhura zurück; McCoy verströmte machtlose Wut, während Kirk nur resigniert aussah.

"Tut mir leid, Leute," sagte er und stellte sein Essen und Getränk auf dem Tisch ab. "Sieht aus, als ob ich gehen muß. Die Pflicht ruft. Sulu," sagte er etwas lauter, "Chekov!" Als sie herüber sahen, grinste er frech. "Morgen um 0600?"

Sie erwiderten das Lächeln mehr aufgeregt als sonst etwas, und Chekov hielt einen Daumen hoch.

Jim ergriff McCoys Schulter und schüttelte sie. "Denk positiv, mann. Manchnal sitze ich auch einfach nur herum."

McCoy blickte finster und schüttelte den Trost ab. "Und manchmal zerrst du dir die Bänder. Oder hast Gehirnerschütterungen. Oder verlierst dein halbes Gewicht an Blut."

Kirk lächelte schief. "Darum denkst du positiv." Bevor jemand antworten konnte, war Jim gegangen und joggte vom Gebäude weg. Sein Gesichtsausdruck blieb in den Schatten verborgen.

Der Doktor fluchte wieder, in mehreren Sprachen, von denen nicht einmal Spock alle erkannte. Uhura zuckte zweimal zusammen.

"Er wird es schaffen," murmelte sie, als McCoy zum Ende kan,

Der Arzt funkelte sie einen Moment lang an. "Er wird sich umbringen lassen", knurrte er. "Er soll bloß nicht angekrochen kommen, wenn das passiert!" Dann stand er mit einer jähen Bewegung auf. "Ich mache meine Arzttasche bereit." Als er davonstapfte, war die Wolke der Wut um ihn herum so offensichtlich, dass Kadetten übereinander stolperten, um ihm aus dem Weg zu gehen.

Nach einer nachdenklichen Pause sah Spock Uhura an. "Darf ich nach der Natur von Jim's offenbar misslicher Lage fragen?"

Uhura biß sich auf die Lippen und zupfte am Etikett ihres Biers. "Er hilft aus." Sie rümpfte die NAse, als habe sie etwas faules gerochen. "Erfüllt einen Bedarf. Wir sind nicht ganz sicher, worum es geht, weil es so geheim ist, dass er uns nicht einmal einen Hinweis geben darf, aber... Manchmal," erklärte sie mit frustriertem Achselzucken, "wenn er von ihnen zurückkommt, ist er verletzt. Nicht jedes Mal, aber oft genug. Wer oder was immer sie sind, sie sind gefährlich."

"Wenn man weiß, dass die Forderungen seiner Gesundheit potentiell unzuträglich sind," fragte Spock, "warum weigert Jim sich dann nicht einfach?"


Einen Moment lang schwieg Uhura, das Gesicht angespannt vor Sorge, während sie das Etikett von der Flasche rupfte. "Weil er am Anfang," flüsterte sie, "versprochen hat, jedem zu helfen, der ihn braucht. Jedem, der fragt. Und diese Leute... sie fragen immer wieder. Also wehrt er sich nicht." Sie sah mit einem schmerzlichen Achselzucken zu Spock auf. "Er kann nicht. Weil er es versprochen hat."

Gelegentlich war der Kirk-Faktor ein... recht furchterregendes Phänomen.
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