Kapitel 1 - in Arbeit -




Das Arbeitsforum für 'Atlas' von Angelbaby1

Kapitel 1 - in Arbeit -

Beitragvon readonly1956 » Sa 10. Okt 2009, 15:46

Die Entdeckung von Atlas


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Teil I

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Schon von Anfang an hatte James Kirk die unlogische Gewohnheit, Spocks Erwartungen nicht zu erfüllen. Ein Kadett seines akademischen Ranges hatte keinen Grund, negative Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen wegen etwas so Gewöhnlichem wie eine Simulation zu besiegen. Darüber hinaus weigerte er sich, angemessen für den Vorfall bestraft zu werden, indem er auf Spocks Anschuldigung des Fehlverhaltens mit Zorn und Selbstgerechtigkeit reagierte anstelle der Reue, die seinen Namen binnen Minuten reingewaschen hätte. Dennoch wurde er nicht aggressiv, als Spock seinen Vater erwähnte, verlor nicht diese merkwürdige Mischung grimmigen Gleichmuts, die ihn vor der Admiralität stehen ließ, ohne auch nur ein Minimum an Schuld einzugestehen. Es war, so wandte Kirk ein, das Programm selbst, das seine Reaktion herausforderte.

Als Vulkan den Notruf übermittelte, hätte Kirk nachgeben sollen. Er hätte entweder seinen Fehler einräumen und um Flugerlaubnis bitten sollen oder sich damit begnügen, auf die Rückkehr der Flotte zu warten. Stattdessen nötigte er seinen Freund, ihn an Bord der Enterprise zu schmuggeln. Als er ertappt wurde, erwartete Spock, dass er sich Captain Pikes Befegl unterstellte, da Pike eine der wenigen Autoritätspersonen war, mit der der Kadett eine positives Verhältnis zu haben schien. Stattdessen setzte Kirk sich durch, stellte die gesamte Situation auf den Kopf, und so war es während der gesamten Mission.


Er sprang von Bohrplattformen, wenn die Logik gebot, an Ort und Stelle zu bleiben. Er kämpfte gegen Sicherheitsoffiziere, wenn er sich hätte fügen sollen, aber unterwarf sich körperlicher Mißhandlung bis hin zur Strangulation, wenn er hätte kämpfen sollen. Wenn Situation unter seiner Kontrolle war, akzeptierte er problemlos die Vorschläge der anderen trotz seiner wohldokumentierten Starfleet-Akte, die ihn als beharrlichen Einzelkämpfer auswies. Kirk war ein ärgerlicher Widersprich nach dem anderen, und sie sollten dazu bestimmt sein, Freunde zu werden? Eine derartige Möglichkeit war nahezu unfaßbar. Sie überstieg eindeutig das Vorstellungsvermögen.

So war Spock jetzt in der unglücklichen Lage, unangemessen fasziniert zu sein von dem Rätsel, das sich James T.Kirk nannte. Es mußte irgend eine Erklärung für das Verhalten des Kadetten geben, einen logischen Grund für seine Reaktionen. Durch ausreichendes Studium könnte Spock sogar einen Weg finden, Kirks Irrsinn vorherzusagen, bevor er die Galaxis weiter in Richtung Chaos trieb. Sicher, Kirks Methoden hatten die Erde gerettet und wahrscheinlich den Großteil der Föderation, aber ähnliche Anomalien ereigneten sich jeden Tag. Spock zögerte zu glauben, dass Kirks nächster Bruch der Regeln ebenso vorteilhaft enden würde. Glück, wie Menschen es nannten, konnte einen Mann auch nur bis zu einem bestimmten Punkt bringen.

Bevor Spock Gelegenheit hatte, seine Untersuchungsmethoden für die verdeckte Beobachtung von James Kirk zu entwickeln, erreichte den Vulkanier seine nächste Mission. Das war eine Überraschung, da der größte Teil von Starfleet Order hatte, nahe bei der Erde zu bleiben, bis die überlebenden Kadetten der Abschlußklasse ihr Examen machen konnten und man sie einsetzen würde, um die klaffende Lücke zu füllen, die Nero hinterlassen hatte. Es waren nicht genug, nicht einmal annähernd, aber sie waren stark und entschlossen. Starfleet hatte ihn vielen Jahren keine derart engagierte Klasse gesehen.

Spocks ungewöhnlicher Auftrag mußte wichtig sein: Seine Befehle kamen mit privater Post statt der üblichen Kommunikation, und sie enthielten keinerlei Einzelheiten. Stattdessen sollte er sich bei nächster Gelegenheit in Admiral Barnetts Büro einfinden.

Merkwürdig.

Spock ließ sein Mittagessen stehen und ging unverzüglich in Admiral Barnetts Büro. Der Assistent des Admirals wies darauf hin, dass er gerade mit einem Kadetten sprach, er Spock aber trotzdem ankündigen würde. Spock nahm das mit einer fast unmerklichen Neigung des Kopfes zur Kenntnis und ging quer durch die Halle, um vor der Tür des Admirals zu warten. Eine große, zum Bersten gefüllte Reisetasche lehnte auf der anderen Seite des Eingangs an der Wand. Spock betrachtete sie nachdenklich, unterließ es jedoch, sie gegenüber dem Assistenten zu erwähnen.

Als Spock beschloß, vor der Tür auf seinen Termin zu warten, hatte er nicht beabsichtigt zu lauschen. Seine Absichten wurden jedoch von dem Kadetten durchkreuzt, als dieser sehr deutlich sagte: "Sir, meine Noten in fortgeschrittener Programmierung und Datenbanken sind die besten seit Einrichtung der Akademie, ganz zu schweigen von meiner Leistung im Taktikunterricht. Darüber hinaus kann ich Referenzschreiben von der gesamten Fakultät für Computersprachen bringen, einschließlich der Direktion, die meine Fähigkeit untermauern, den Test nicht nur neu zu programmieren, sondern zu verbessern, und..."

Der Kadett verstummte, wahrscheinlich hatte der Admiral ihn unterbrochen, entweder wegen seines Tonfalls oder wegen der Ankündigung von Spocks Ankunft. Vielleicht beides.

“Commander Spock,” rief Admiral Barnett, als der Status der Tür von 'besetzt' zu 'frei' wechselte. "Genau zur rechten Zeit."

Spock trat ein, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Ein flüchtiger Blick auf das Büro enthüllte den Admiral an seinem Schreibtisch mit einem leicht erschöpften Gesichtsausdruck, während er die ungeteilte Aufmerksamkeit von -

Ah.

"Ich glaube, Sie kennen Kadett Kirk." Die Mundwinkel des Admirals zuckten, als ihm die ironische Untertreibung bewußt wurde. Er deutete auf Kirk, der, wie vorherzusehen, in Akademierot gekleidet war.

"In der Tat, Admiral," stimmte Spock gelassen zu. "Störe ich?"

"Er ist schon seit einer Stunde hier," sagte Barnett mit resignierter Gereiztheit. "Ich würde sagen, unser Termin ist so gut wie vorbei."

Kirk, der Spock mit offener Neugier gemustert hatte, wandte seine Aufmerksamkeit wieder Barnett zu. Sein Ausdruck wurde im Bruchteil einer Sekunde wieder hart und entschlossen. "Sir, ich --"

"Hören Sie,", sagte Barnett und deutete mit einem Finger auf den Kadetten, "Sie sagen mir nichts, was ich nicht bereits wüßte, und durch den Tod von zwanzig Prozent der Lehrkräfte dieser Akademie habe ich eine Menge zu tun auf meiner Liste. Lassen Sie uns die Zeit hier sparen."

Der Kadett machte unbewußt einen Schritt nach vorne. Seine Hände ballten sich an der Seite zu frustrierten Fäusten. "Aber Sir --"

Barnett erhob eine Hand. "Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse, Kadett. Nicht jeder, der Autorität hat, ist hinter ihnen her." Kirks Ausdruck verschloß sich; er nahm wieder Paradehaltung an. Barnett seufzte und rieb sich die Stirn. "In Ordnung, Kirk," sagte er und hob seinen Blick zu den strahlend blauen Augen des hervorragendsten und schwierigsten Studenten der Alademie. "Sie können Ihr kleines ... Projekt haben." Kirks Augen weiteten sich schockiert, seine Hände vielen herunter, während seine Schultern sich spannten. "Aber," fügte der Admiral fest hinzu, "wenn Sie sich wieder zuviel zumuten und zusammenklappen wie letzte Woche..."

"Nein, Sir," unterbrach Kirk sofort und warf Spock einen Seitenblick zu. "Das hatte ... äh, medizinische Gründe, Sir. Ich bin sozusagen aus dem Krankenbett entwischt. Aber es geht mir jetzt besser und es wird nicht wieder vorkommen."

"Passen Sie einfach auf, dass es wirklich nicht mehr vorkommt. Ihr Doktor-Freund ist eine Bedrohung."

Kirk grinste. "Ja, Sir, das ist er. Ich werde ihm erzählen, dass Sie das gesagt haben."

"Nun gut." Barnett betrachtete Kirk mißtrauisch, als wisse er, dass er übertölpelt worden war, aber nicht, wie genau. "wegtreten, Kadett. Gehen Sie zurück in Ihre Klasse."

"Sir!" Kirk schnarrte einen eleganten Salut, lächelte den Admiral und einen nachdenklichen Spock strahlend an und entfernte sich mit unverhohlener Begeisterung. Er warf die in der Halle wartende Reisetasche über die Schulter, zog ein PADD hervor und begann in atemberaubendem Tempoo zu tippen, noch bevor die Tür sich hineter ihm schloß.

"Dieser Junge," seufzte Barnett und rieb sich erneut die Stirn.

Spock sah flüchtig zur Bürotür. "Verzeihen Sie die Frage, Admiral, aber hat sich Kadett Kirk seit seiner Entlassung aus der Krankenstation unziemlich verhalten?"

Barnett runzelte die Stirn bei dieser Wortwahl. "Was genau meinen Sie damit, Commander Spock?"

Der Vulkanier hob eine Braue. "Ich wollte mich nach dem Verhalten des Kadetten seit seinem kürzlich erlittenen Trauma erkundigen, Admiral."

Der unerwarted verteidigende Gesichtsausdruck des Admirals wurde nachdenklich, als er Spock studierte. "Warum das Interesse? Die Mehrzahl der Admiräle glaubt, dass Sie und Kirk einander nicht ausstehen können."

Spocks Gesicht und Hörperhaltung gaben keinerlei Hinweis auf Emotionen, als er antwortete, "Es war eine einfache Frage, Sir. Ich bekenne mich zu keinem Interesse an Kirk über das hinaus, das ich an allen überlebenden Mitgliedern der Abschlußklasse habe."

"Nein," sinnierte Barnett, immer noch nachdenklich, "Ich nehme nicht an, dass Sie das tun würden. Gut." Er machte eine wegwerfende Handbewegung, als ob er das Thema fallenlassen wollte. "Um Ihre Frage zu beantworten, sein Verhalten seit seiner Rückkehr ging weit über das hinaus, was selbst die Akademie als geziemend ansehen würde."

Nach kurzem Zögern stellte Spock klar, "Dann ist es nicht sein Betragen, das Ihnen Frustration bereitet hat."

"Ich bin nicht frustriert," stimmte Barnett zu, schob die Papiere auf dem Schreibtisch hin und her und legte jedes an seinen ursprünglichen Platz zurück. "Ich bin entnervt. Wie kann dieser Junge auch nur daran denken, zusätzliche Projekte in Angriff zu nehmen bei seinem derzeitgen Arbeitspensum --" Der Admiral unterbrach sich kopfschüttelnd. Als er Spco wieder ansah, waren seine Augen dunkel mit einer Mischung aus Bewunderung und Sorge. "Ihnen ist natürlich bewußt, wie verzweifelt die Situation an der Akademie ist."

"Der Verlust von Dozenten und studentischen Hilfskräften hat es in mehreren Abteilungen unmöglich gemacht, den täglichen Betrieb aufrechtzuerhalten," stimmte Spock bereitwillig zu. In der gesamten Flotte waren Offiziere als temporäre Lehrkräfte eingesetzt worden, für die sie schmerzlich unvorbereitet waren, als sie auf die Studenten warteten, die ihre Ausbildung abrunden würden. Niemand war glücklich über die Ergebnisse dieser Lösung, und es war höchste Zeit, eine neue zu entwickeln, bevor zwischen widerwilligen Starfleetoffizieren und frustrierten Akademiestudenten interne Machtkämpfe ausbrachen.

"Dann wissen Sie auch, dass wir begonnen haben, unter den Kadetten nach Freiwilligen zu suchen, die zusätzliche Pflichten im Rahmen aller Ihrer Spezialisierungen über ihre üblichen Verpflichtungen hinaus übernehmen."

Spock neigte den Kopf: Die wissenschaftliche Abteilung war erfüllt von den unbeholfenen, wenn auch entschlossenen Bemühungen der Kadetten, die die anstrengende Aufgabe hatten, die Verantwortung erfahrener Offiziere zu tragen, die nie zu ihren Stationen zurückkehren würden.

Barnett zuckte einwenig hilflos die Achseln. "Als Kirk sich für das Freiwilligenprogramm meldete, gab er eine Blankovollmacht, von der jede Abteilung Gebrauch machen kann, die seine Hilfe benötigt. Ich glaube, seine genaue Formulierung war "Benutzen Sie mich wie ein billiges Flittchen, Sir." Dann machte er eine Liste seiner Fähigkeiten und Kenntnisse, von denen die Akademie vorher nichts gewußt hatte, und ich will verdammt sein, wenn er nicht jede einzelne seiner Behauptungen bewiesen hat."

Also verhielt sich James Kirk erneut auf eine Weise, die völlig außerhalb der Paramerter lag, die Spock für ihn gesetzt hatte. Der Vulkanier drehte diesen neuen Blickwinkel einen ruhigen Moment lang im Geiste und versuchte herauszufinden, wie das Puzzle aussah, wenn ein unerwartetes Teil hinzugefügt wurde, "Beabsichtigt Strafleet, von Kadett Kirks Angebot in vollem Umfang Gebrauch zu machen?", fragte er sich laut.

"Spock." Barnett legte beide Hände mit den Handflächen nach oben auf den Schreibtisch als Ausdruck der Verzweiflung. "Sie wissen das wahrscheinlich nicht, das Ihr Interesse an ihm nach Ihrer Aussage begrenzt ist, aber er war vor der Katastrophe mit Nero unter den besten drei Prozent seiner Klasse. Und jetzt nimmt er es ernst." Der Admiral lachte ungläubig, skeptisch und bewundernd und irritiert. "Um eine normale Notenverteilung aufrecht zu erhalten, müssen Kirks Dozenten seine Ergebnisse weglassen. Natürlich werden wir ihn benutzen, Commander Spock. Wir wüßten sonst nicht, was wir mit ihm machen sollen."

…Faszinierend.

"Wie auch immer." Barnett nahm ein PADD und untersuchte es kurz, bevor er es an Spock weitergab. "Konzentrieren wir uns darauf, warum Sie hier sind. Dies ist Ihre neue Mission."

Spock nahm das PADD entgegen und blätterte flüchtig durch die Informationen. Was er las, ließ beide Augenbrauen sich interessiert heben.

"Wir haben bisher drei Planeten ausfindig gemacht, die für eine neue vulkanische Kolonie geeignet sein könnten," erklärte der Admiral und lehnte sich gegen den Schreibtisch. "Ein Team wird sie auf Bewohnbarkeit untersuchen. Es ist keine lange Mission, wir planen nicht mehr als wenige Monate. Wir wollen das Team morgen losschicken, aber Zivilisten können nicht so schnell bereit sein. Wenn also ein Vulkanier dabei sein soll, dann sind Sie das."

"Mission akzeptiert, Admiral," sagte Spock sofort und blickte auf. "Ich werde die notwendige Ausrüstung zusammenstellen und morgen um 0700 bereit sein." Er zögerte und sah kurz nochmals auf das PADD, dann fügte er hinzu, "Ich möchte meiner Dankbarkeit Ausdruck verleihen, das Starfleet mir die Abreise gestattet, obwohl unsere Streitkräfte so reduziert sind."

Barnett lächelte, mit einem so warmen und verständnisvollen Ausdruck, dass Spock nicht länger als einen Moment hinsehen konnte. "Wer anders als ein Vulkanier könnte den besten Ort für Vulkanier aussuchen?"

"In der Tat," stimmte Spock zu.

"Also gut." Barnett nickte. "Wegtreten, Commander Spock."

Erfüllt von den Herausforderungen und Problemen, die die Gelegenheit, bei der Wahl einer neuen vulkanischen Heimat mitzuwirken, mit sich brachte, verstaute Spocks Geist das schwebende Rätsel des Kadetten Kirk in einer kleinen Schachtel und stellte sie zur Seite.

Aber nicht für lange.

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"Wir werden Jim Kirk die Enterprise geben."

Einen Moment lang dachte Spock, sein Gehör habe gelitten während der vergangenen drei Wonate im Weltraum. Er schhüttelte den Kopf, um es freizumachen, eine nahezu unmerkliche Bewegung, und sagte, "Wie bitte?"

Barnett sah von Spocks Missonsbericht auf, ein Grinsen in den Augen, wenn es sich auch nicht auf seinem Gesicht zeigte. "Bei seiner Abschlussfeier Freitag nächste Woche beabsichtigt die Admiralität, Kadett James Kirks Beförderung im Einsatz beizubehalten und ihm das Flaggschiff Enterprise zu geben. Sie wird bis dahin für einen Testeinsatz bereit sein, was genau so ein guter Start ist wie jeder andere."

Vulkanier gafften nicht, was der einzige Grund war, dass Spock es schaffte, seine sorgfältig ausdruckslose Haltung zu bewahren. "Sir, wenn ich eine Frage stellen darf."

Jetzt grinste Barnett offen, lehnte sich in seinem Sessel zurück und stützte die Arme auf. "Ich bitte darum, Commander Spock. Wir haben Strohhalme gezogen, um zu entscheiden, wer Ihnen die Neuigkeit beibringen wird. Ich freue mich seit Wochen darauf, Ihre Fragen zu beantworten."

"Sir," begann Spock, "während mir der Bedarf an qualifizierten Captains, den Starfleet zweifellos hat, bewußt ist, ist es doch höchst unlogisch, eine so ...beispiellose Beförderung aufgrund einer einzigen erfolgreichen Mission auszusprechen, die selbst ebenso beispiellos war."

Der Ausdruck des Admirals war eigenartig, abwechselnd amüsiert und mitfühlend, als sei Spock Opfer eines kosmischen Scherzes, den Barnett selbst bei früherer Gelegenheit erlebt hatte. Er schien Spocks verdatterte Verwirrung in allen Einzelheiten ebenso ehrlich nachzuvollziehen wie er sich darüber amüsierte. "Ich weiß, Sie sind gerade erst zurückgekommen," sagte er schließlich, aber ich mache Ihnen einen Vorschlag. Suchen Sie Jim Kirk auf und begleiten Sie ihn eine Weile. Wir können eine Ausrede erfinden, falls Sie eine bruchen, aber das glaube ich eigentlich nicht. Kirk weiß nioch nicht, wo er nach seinem Abschluß dienen wird, schon gar nicht, in welcher Funktion. Wenn Sie immer noch glauben, wir machen mit seiner Beförderung einen Fehler, wenn Sie ihm einige Tage gefolgt sind, dann werden wir Ihre bedenken in Betracht ziehen."

Spock rang mit dem Gedanken an einen Captain James T.Kirk und tat den inneren Aifruhr dann als unlogisch ab.

Barnett sah seine vorübergehenden Bedenken und schenkte ihm ein kleines, verstehendes Lächeln. "Wir waren schwer verwundert, als Sie aufbrachen,", sagte er sanft, verschränkte die Finger und betrachtete sie. "Nero nahm uns unsere Kadetten und beschädigte die Flotte damit wirksam. Wir mußten uns rasch erholen, und auf jede mögliche Art, bevor die Verletzung zur Schwäche wurde."

"Verständlich," stimmte Spock zu. "Andererseits, einem Kadetten sein eigenes Flaggshiff zu geben könnte unsere gegenwärtigen Schwierigkeiten eher betonen als sie zu mildern."

"Situationen wie unsere werden zu einer Art Feuertaufe für jeden Beteiligten," fuhr Bartlett fort, wobei er Spocks Einschätzung mit einem Nicken zur Kenntnis nahm, sie ansonsten aber ignorierte. "Man muß die Leute unter Stress setzen, ihre Grenzen testen, um fstzustellen, aus welchem Holz sie wirklich geschnitzt sind. Manche stehen das einfach nicht durch. Wir haben in letzter Zeit einige gute Rekruten verloren. Aber manchmal," murmelte er und begegnete Spocks dunklen Augen mit fester Überzeugung, "findet man einen Mann, der alles aushält, mit dem man ihn konfontiert und mehr, und nicht aufgibt. Jim Kirk wankt nicht unter dieser Belastung, und er hat nicht zugelassen, dass irgend jemand in seiner Umgebung auch nur einen Millimeter nachgibt angesichts der Verluste, die uns eigentlich verkrüppelt haben sollten. Wir brauchen ihn und Leute seiner Art dringend, Commander Spock."

"Wenn man dieser Logik folgt," erwiderte Spock glatt, "sollte seine Art, wie Sie sie nennen, in gleicher Weise belohnt werden. Was ist mit den anderen, die mit ihm auf der Enterprise dienten? Wird jeder sein oder ihr eigenes Schiff bekommen?"

Barnett lachte, was seltsam störend wirkte. "Nicht ganz," gab er zu und kramte in einer Schreibtischschublade. Er zog einen kleinen Stapel Kopien von Einsatzbewerbungen hervor, die er Spock mit einem Grinsen zuschob.

Jede Bewerbung ließ Spocks Augenbraue ein wenig nach oben zucken. "... Das ist die gesamte überlebende Besatzung der Enterprise, wie sie am Ende der Nero-Mission bestand."

Der Admiral nickte. Er sah aus wie ein kleiner Junge, der sein erstes interaktives 3D-Puzzle bekommen hatte. "Jeder einzelne, aus jeder Abteilung, Kadett oder nicht, mit der einzigen Ausnahme von Ihnen und Kirk."

Spock sah auf, mit nahezu unter dem Haaransatz versteckten Augenbrauen. "Sie verlangen alle, auf der Enterprise stationiert zu werden?"

Barnett schüttelte den Kopf. "Lesen Sie etwas genauer. Alle, außer Mr. Scott, bitten entweder mit oder unter Kirk zu dienen, wo immer er eingesetzt wird, egal in welcher Funktion. Sogar Chekov, der bei fast jedem gefragt ist, möchte einfach nur die Gelegenheit, wieder mit Kirk zu arbeiten."

"Und Mr.Scott?" wagte Spock nach kurzem Nachdenken zu fragen, während der den Stapel nach dem betreffenden Formular durchsuchte.

"Er bittet ausdrücklich darum, auf der Enterprise zu dienen," gab Barnett zu, "aber die Gerüchteküche sagt, Kirk nahm ihm das Versprechen ab, sich um sie zu kümmern, was der einzige Grund für sein abweichendes Gesuch ist."

"Wofür hat Kirk sich beworben?", fragte der Vulkanier, der das Formular des leidigen Kadetten nicht finden konnte.

"Als wir ihn fragten," erklärte Barnett, wiederum mit erstauntem Kopfschütteln, "sagte er, dass seine Blamkovollmacht auch weiterhin gilt. Er bat darum, dort zu arbeiten, wo er am meisten gebraucht wird. Jeder weiß, dass er gern wieder Captain der Enterprise wäre," fügte Bartlett hinzu, "er will es so sehr wie die Luft zum Atmen, aber er hat nicht darum gebeten. Gegen Ende der Woche werden wir einen Boten mit Kirks Befehlen und einer Kamera schicken. Sein Gesichtsausdruck, wenn er diesen Brief liest, dürfte ziemlich einzigartig sein."

Diese Einsatzbesprechung verlief ganz und gar nicht so, wie Spock es erwartet hatte.

Wir haben einen passenden Planeten gefunden, Admiral.

Gut.

Es gibt nur ein kleines Problem.

Wir werden es beheben.

Danke, Sir.

Wegtreten, Commander. Nehmen Sie sich ein paar Tage frei.

Stattdessen war sein Missionsbericht kaum der Rede wert, und James Kirk bekam die Enterprise.

James Kirk. Mit seinem eigenen Flaggschiff.

Spock dachte, eine angemessene menschliche Antwort in so einer Situaton w#re wohl: Was zur Hölle?

Barnett lachte wieder, aber diesmal schwang eine Spur Hysterie mit. "Glauben Sie mir," sagte der Admiral inbrünstig und lehnte sich vor, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, "Ich weiß, wie verrückt das klingt, wie unglaublich und unlogisch. Sie waren schließlich keine drei Monate weg. Ihre Verwirrung ist verständlich und war zu erwarten. Darum haben wir ausgelost, wer es Ihnen sagt. Aber, Spock, die Daten, die Sie verwenden, um Ihre Schlüsse zu ziehen, sind drei Monate alt, und ich kann Ihnen nicht in sinnvollen Worten erklären, wieviel sich in nur drei Monaten verändert hat."

"...Ja, Sir," sagte Spock ausdruckslos. Er legte die Bewerbungsformulare auf den Schreibtisch zurück und verschränkte die Hände hinter dem Rücken.

Der Admiral lehnte sich mit einer leicht erschöpften Haltung zurück. Er stützte seien Ellbogen wieder auf die Armlehnen und drehte das Handlgelenk, um auf die Uhr zu sehen. "Es ist fast neun," stellte er fest. "Suchen Sie Kirk auf und beobachten Sie ihn eine Weile. Bringen Sie sich aufs laufende. Lassen Sie uns wissen, was Sie herausfinden." Er trommelte mit den Fingern der rechten Hand auf das PADD, das Spock ihm gegeben hatte. "Inzwischen werde ich Ihren Missionsbericht mit den anderen Admirälen durchgehen und die beste Lösung für die Schwierigkeiten suchen, die wahrscheinlich auf Ihr Volk zukommen."

“Ja, Sir.”

Barnett sah aus, als wolle er wieder seufzen, nichte aber nur. "Gut. Wegtreten, Commander."

Spock ging ohne ein weiteres Wort und entfernte sich ohne nachzudenken von dem Gebäude. Sonnenlicht streifte ihn, ohne störende Wolken oder andere Hindernisse, so dass er seinen Schritt verlangsamte und unbewußt das gesicht nach oben hielt, um mehr Wärme abzubekommen.

So. James Kirk, wieder Captain der Enterprise. Zumindest würde er diesmal den Titel angemessen entgegennehmen können, anstatt ihn sich einfach zu nehmen.

Ah, aber das war wieder Zorn und kein geringes Maß an Frustration, was seine Gedanken von der Logik abirren ließ. Spock atmete tief ein und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Er maß seine Schritte sorgfältig und ging in Richtung des einzigen Gartens der Akademie, der der Wüstenflora gewidmet war. Es war ruhig dort und abgeschirmt. Ein guter Platz zum Nachdenken. Er suchte sich eine Bank in der entferntesten Ecke und machte es sich mit einem erneuten tiefen Atemzug bequem.

So. James Kirk wurde von der Admiralität als kompetent genug für die Captainswürde erachtet, als bereit für die Enterprise. Andererseits wäre es nicht Kirk allein, der das Schiff ungewöhnlich machte. Der größte Teil der Besatzung des Flaggschiffs und die gesamte Kommandocrew, außer möglicherweise dem ersten Offizier, wer auch immer das sein würde, waren Kadetten frisch von der Akademie. Es sagte mit Sicherheit einiges aus über die Richtung, die Starfleet einzuschlagen beabsichtigte, nachdem sie Neros Schlag überlebt hatte.

Lag es in der Absicht der Föderation, in dieser Weise Stellung zu beziehen, oder war es Zufall?

Drei Monate zuvor hatte Admiral Barnett zugegeben, dass die Lehrkräfte der Akademie alle Hände voll zu tun hatten mit dem Versuch, adäquate Herausforderungen für Kirk zu finden. Um dieselbe Zeit hatte Kirk angeboten, sich von jeder Abteilung, die ihn brauchte,"wie ein billiges Flittchen benutzen" zu lassen. Drei Monate später hatte Kirk durch Charme oder Arbeit seinen Weg gemacht und war jetzt bei Starfleet in so hohem Ansehen, dass sie ihm ihr begehrtestes Schiff gaben, wonei sie zahllose besser qualifizierte Captains übergingen, die sich in vielen Dienstjahren bewiesen hatten.

Kirk mußte folglich etwas getan hatte, das ihn für diese Beförderung besser geeignet erscheinen ließ als all diese anderen. Aber was?

Admiral Barnet schien überzeugt zu sein, dass Kirks Ernennung sinnvoll erschien, wenn Spock ihn beobachtete. Folgen Sie seinen Spuren, hatte er gesagt.

Nun denn, schön.

Es war natürlich schwieriger als Spock erwartet hatte. Eine Datenbankrecherche der zugewiesenen Wohnungen listete Kirks Apartment als offenbar seit langem unbewohnt. Nachfragen bei den Bewohnern ergaben, dass Kirk anscheinend nie dort gelebt hatte. Also begann Spock Kirks freunde zu suchen in der Annahme, sie hätten seine Adresse. Unglücklicherweise war der einzige von Jim Kirks freunden, den Spock kannte, ausgerechnet Leonard McCoy, der dem Vulkanier gegenüber nahezu feindselig eingestellt war seit Kirk's... bedauerlicher Erfahrung auf Delta Vega.

Offenbar verstand Dr. McCoy die Notwendigkeit, ein meuterndes Mannschaftsmitglied auszusetzen nur bis zu dem Punkt, an dem sein engster Freund beinahe von lokalen Wildtieren gefressen wurde. Zu diesem Zeitpunkt oder danach verwandelte sich sein Verständnis in das, was Menschen einen "Groll" nannten. Er hatte eine ziemliche Begabung dafür, diesen Groll aufrecht zu erhalten und neigte zu wütendem Knurren, wenn er in Kontakt mit gewissen Halb-Vulkaniern kam.

Diese Tendenz war nicht von der Art, die mit der Zeit vergeht.

"Was wollen Sie?", knurrte McCoy, als seine Tür sich öffnete und Spock vor ihm stand. Der Doktor hatte verschwommene Augen und sah zerknittert aus, als hätte er geschlafen oder war erst kürzlich aufgewacht.

"Ich möchte den Aufenthaltsort von Kadett Kirk in Erfahrung bringen," antwortete Spock mit den Händen hinter dem Rücken, so als wollte er den Drang unterdrücken, über McCoys Schulter zu spähen, um festzustellen, ob Kirk zu Besuch war.

Die Lippen des Doktors kräuselten sich. "Was, wollen Sie ihn diesmal persönlich zur Admiralität schleppen? Ihm die Mühe ersparen, Sie ausrufen zu lassen?"

Eine von Spocks Augenbrauen zuckte. "Ich zog meine Beschuldigung akademischer Unehrenhaftigkeit zurück, bevor die Enterprise zur Erde zurückkehrte, Dr. McCoy. Da ich kurz darauf die Erde Verließ und erst seit heute zurück bin, finde ich es höchst unwahrscheinlich, dass Kadett Kirk irgend etwas getan haben könnte, um eine derartige Aktion meinerseits zu verdienen. Darüber hinaus, wie bereits gesagt, bin ich hier, um ihn zu suchen, und kann logischerweise nicht vorher..."

"In Ordnung!", unterbrach McCoy finsteren Blickes. Er blieb im Eingang stehen ohne irgendein Zeichen, dass er entweder herauskommen oder Spock Einlaß gewähren würde. Es war ein Bruch sozialer Gepflogenheiten, den Spock dem "Groll" zuschrieb. "Warum wollen Sie ihn dann sehen?"

"Admiral Barnett hat mich dazu aufgefordert."

"Ach ja?" Der Arzt beäugte ihn wachsam. "Warum?"

"Ich mache es mir im Gegensatz zu einigen Anderen nicht zur Gewohnheit, ranghöhere Offiziere auszufragen."

Einen Augenblick lang dachte Spock, McCoy würde versuchen, ihm körperlichen Schaden zuzufügen. Stattdessen machte er seiner offenkundigen Wut mit einem gebellten "Fein!" Luft und ging zurück in sein Apartment, wo er ein Padd von einem langen, schmalen Tisch im Flur nahm. Er ging stirnrunzelnd rasch die Daten durch. "Wie spät ist es?" fragte er ohne aufzusehen.

“0927.”

McCoy schloß einen Moment die Augen und schüttelte leicht den Kopf. "Vulkanier können nicht aufrunden und einfach neun-dreißig sagen?"

"Vulkanier schätzen Genauigkeit höher als Einfachheit, Doktor."

"Sicher tun sie das." Der Arzt seufzte tief, schüttelte erneut den Kopf und durchsuchte das PADD. "Wir werden die menschliche Natur beschwichtigen und sagen, es ist 0930. Wenn Jim seinen zeitplan einhält - und mein Leben wäre einfacher, wenn er das je,als täte - hat er in diesem Moment Programmierseminar. Aber es ist bald vorbei, und er hat danach keinen Termin bis zwei. Das ist 1400 Uhr für Sie. Und viel Glück bei der Suche, falls er nach dem Seminar wegkommt. Meine Verantwortung," knurrte er, "fängt erst weitere sechs Stunden später an, da ich bis zum Morgengrauen Visite in der Krankenstation hatte. Wenn Sie mich also entschuldigen würden, Commander, gehe ich jetzt wieder ins Bett." Er zeigte mit dem Finger anklagend auf Spocks gesicht. "Machen Sie Ihren Job und gehen Sie. Der Junge hat genug am Hals, ohne dass Sie ihm Ihren Mist auch noch aufladen. Sie lassen ihn in Ruhe, haben Sie mich verstanden?"

Bevor Spock antworten konnte, glitt die Tür zu.

... Alles in allem eine erfolgreiche Begegnung.


Dann schlich sich der Kirk-Faktor in seine Erwartungen, denn der Kadett war keineswegs da, wo McCoy vorausgesagt hatte. Das Programmierseminar war gerade zu Ende, als Spock ankam, aber Kirk war nicht unter dem schatternden Gewimmel vom Studenten. Schließlich hielt Spock zwei vorübergehende Kadetten an, um nach Kirks Abwesenheit zu fragen, und die Blicke, die er erhielt, konnte man nur als verwirrt bezeichnen.

Die Mädchen sahen einander an, dann Spock, dann wieder einander, so verwirrt, als habe Spock sie nach Einzelheiten der Warpkernmechanik gefragt.

"Nun, Sir," sagte die eine zögernd, "Mr. Kirk hat ziemlich viel zu tun. Er geht gewöhnlich als erster, also müssen Sie etwas zu früh kommen, wenn Sie ihn erwischen wollen. Ich meine, er bleibt nicht einmal, um Fragen zu beantworten."

"Um Fragen zu stellen," korrigierte Spock sie abwesend, während er schon die beste Methode plante, den Kadetten ausfindig zu machen.

"Nein, Sir," berichtigte das zweite Mädchen scheu, aber fest. "Um Fragen zu beantworten."

Spcks Aufmerksamkeit wandte sich ihr erstmalls voll zu. Große graue Augen hinter noch größeren Brillengläsern, sie war hübsch, aber wirkte auf den Vulkanier nicht wie jemand, mit dem Kirk sich einen Scherz erlauben würde. "Es wäre die Verantwortung Ihres Dozenten, alle Fragen zu beantworten, die Sie haben könnten," erklärte er so einfach wie möglich. Beide Mädchen runzelten die Stirn, obwohl er nicht sicher war, warum. "Wenn Kadett Kirk einen Vorteil aus--"

"Nein," schnappten beide. Sie wechelten einen Blick, in dem Verlegenheit zu erkennen war. Dann sagte die erste, etwas größer und ohne Brille, die ihre braunen Augen verdeckte, erneut "Nein. Sir," fügte sie hastig hinzu. "Mr. Kirk würde seine Studenten niemals in irgendeiner Weise ausnutzen."

Spocks Augenbrauen schossen hoch bis zu seiner Haarlinie.

"Seine Studenten," betonte das zweite Mädchen. "Wir sind die Anfängerklasse, Sir. Unser Dozent wurde während dieser großen Katastrophe vor ein paar Monaten getötet. Mr. Kirk begann als Aushilfsdozent, bis jemand anderes gefudnen wurde, aber er war schließlich so gut, dass die Akademie sich nicht die Mühe machte."

"Die Testergebnisse unserer Klasse haben sich um durchschnittlich sechs Prozent verbessert," sagte die erste verteidigend, "wenn Sie also hier sind, um anzudeuten, dass er seine Arbeit nicht macht--"

"Er ist immer noch ein Kadett," verdeutlichte Spock. "Ein Fortgeschrittenenseminar für Studenten zu unterricheten, die auf Programmierung spezialisiert sind, ist nicht wirklich sein Job."

Die Mädchen runzelten wieder die Stirn und fummelten mit ihren Büchern und PADDS herum, mehr aus Frustration als aus Notwendigkeit. "Es ist sein Job," beharrte die erste. "Wir müssen alle Rollen ausfüllen, die nicht für uns bestimmt waren. Ich programmiere seit fast zwei Wochen zusammen mit ausgebildeten Analytikern. Das ist technisch betrachtet auch nicht mein Job, aber als überlebender Starfleet-Kadett ist es das doch und wird es bleiben, bis wir wieder genügend Leute haben. Also verzeihen Sie, wenn ich widerspreche, Commander. Aber es ist sein Job. Und er macht ihn hervorragend."

"Komm jetzt, Hannah,", drängte das zweite Mädchen und zog ihre Freundin am Ellenbogen. "Wir werden Mr.Kirks Hausaufgabe nie herausbekommen, wenn wir jetzt nicht anfangen, daran zu arbeiten."

"Ja," stimmte Hannah zu und wandte Spock mit voller Absicht den Rücken zu. "Laß uns gehen, Jackie."

Nun gut. Keine ganz so erfolgreiche Begegnung, aber dennoch produktiv. Kirk hatte in den letzten drei Monaten Verantwortung übernommen und Anhänger in der Juniorklasse gefunden, was Spock nicht erwartet hatte.

Ah. Wieder dieser Kirk-Faktor. Es begann sich definitiv ein Muster abzuzeichnen.

Spock verbrachte die nächsten paar Stunden damit, die Akademie durchzukämmen auf der Suche nach jemandem, der wußte, wo Kirk war. Die meisten Begegnungen endeten damit, dass jemand wußte wo Kirk gewesen war, aber nicht, wo er sein würde.

"Kirk? Oh ja, er war da. Er unterrichtet die meisten Anfängerkurse in Kampftaktik. Bei ihm heißt es denken oder untergehen. Aber er ist vor etwa fünfzehn Minuten gegangen."

"Sie haben ihn gerade verpaßt! Normalerweise hilft er noch etwa eine Stunde lang bei den Flugsimulationen, aber ich nehme an, er hat heute andere Verpflichtungen. Sie kennen das, immer auf dem Sprung!"

"Seine Studiengruppe ist gerade zu Ende. Ich schwöre, der Mann ist eine wandelnde Binliothek. Wenn Sie vor einer Minute hier gewesen wären--"

"Oh, nein, er mußte das Treffen diese Woche ausfallen lassen. Schach kann in diesen Zeiten schließlich nicht oberste Priorität haben!"

"Nein, Mann, er besucht diese Klasse nicht mehr. Sind Sie verrückt? Sir. Er und die Abteilungsleiterin essen ein- bis zweimal der Woche zusammen in der Cafeteria. Er bringt ihr Hirn zum Explodieren mit all dem Zeig, das er weiß, was niemand von ihm erwartet hat, und sie gibt ihre Zustimmung, dass er in der Konstruktionsabteilung aushilft. Es ist seit Monaten Tradition. Wir lauschen alle, denn manchmal trickst er sie aus, so dass sie verrät, was das Thema des nächsten Tests ist. Sie haben noch nie so viele Ingenieurstudenten am Veganertag im Café gesehen."

Es hätte frustrierend sein müssen. Im Widerspruch dazu war Spock fasziniert. Jede fruchtlose Unterhaltung hinterterließ das Gefühl, dass er einen weiteren Hinweis bekommen hatte, und zur Mittagszeit waren seine metaphorischen Hände voll mit den unerwarteten Entdeckungen aus einem Dutzend Begegnungen. Nach einer letzten Befragung (ein junger Mann, der knallrot anlief und stammelte, 'Mr. Kirk? Oh, ich weiß nicht, ich, äh ... ich spreche eigentlich nicht mit ihm. Er ist ... nun, er ist eben Kirk, wissen Sie? Aber es ist toll, wenn er meine Danbank-Klasse übernimmt. Das sind die besten Tage.'), gab Spock die Jagd auf und nahm sein Mittagessen in dem stillen Wüstengarten ein, der für ihn ein Refugium blieb.

Wer hätte ein solches Wachstum in nur drei Monaten erwartet? Wer konnte es glauben? War dieser hochgeschätzte Stützpfeielr der Starfleet-Akademie wirklich derselbe Mann, der einst eine seiner Simulationen verspottet und entweiht hatte? War dieser Kirk in jenem zornigen Kadetten die ganze Zeit verborgen gewesen? Und wenn ja, welcher Kirk kam dem am nächsten, der er einmal werden würde?

Wie hatte ein solches Rätsel so lange existiert, ohne dass Spock es bemerkt hatte?

“Commander Spock! Seit wann sind Sie zurück?”

Etwas in Spock wollte beinahe lächeln, denn hier war wieder dieser Kirk-Faktor. "Kadett Kirk," grüßte er gelassen, als der Gegnstand seiner Suchaktion sich auf den Weg entlang der filigranen Gartenwege machte, um dann grinsend vor ihm zu stehen, die riesige Reisetasche über der Schulter. "Ich bin erst heute zurückgekommen."

"Es ist schön, Sie zu sehen," stellte der Kadett fest und untersuchte mit einem flüchtigren Blick Spocks Befinden. "Haben Sie gefunden, was Sie suchten?"

"In der Tat. Von den verschiedenen Möglichkeiten, die wir untersucht haben, wären zwei geeignet, wobei eine davon der anderen vorzuziehen ist." Spock nahm Kirks physische Erscheinung als weiteren Hinweis für spätere Untersuchung in seine Sammlung auf. Seine Wunden von der Nero-Mission waren verheilt, obwaohl die Art, wie der Stoff seines Shirts um seinen Ellbogen lag, vermuten ließ, dass sich darunter eine Schicht Verbandsstoff befand. Interessant. Davon abgesehen wirkte der Kadett so aufgeweckt und verwegen wie immer, mit großen, blauen, klaren Augen.

Wenn Starfleet ein Gesicht brauchte, um die Medien zufriedenzustellen, hätten Sie es weit schlechter treffen können als mit James Kirk.

"Weswegen ist sie vorzuziehen?", fragte Kirk und steckte die Hände in die Taschen.

Spock wandte den Blick von ihm ab. "Die Oberflächentemperatur und Luftfeuchtigkeit des Planeten entsprechen zu dreiundneunzig Prozent denen von Vulkan."

"Oh. Warum siedeln Sie sich dann nicht einfach alle dort an?"

"Diese Information ist geheim," gab der Vulkanier vorsichtig zu. "Aber es ist ein Problem, mit dem fertig zu werden die Admiralität gut gerüstet ist."

Kirk grinste wieder. "Mann, Ihre Art zu sprechen ist verblüffend." Als Spocks Haltung einige Grade kühler wurde, lachte Kirk. "Nein, das ist ein Kompliment. Ich habe in letzter Zeit eine Menge über Vulkanier gelernt, daher werde ich Sie wohl vorwarnen, bevor ich anfange, Sie aufzuziehen."

"...In der Tat."

"So!" Kirk klatschte in die Hände und rieb sie erwartungsvoll. "Genug der Höflichkeiten. Was gibt's? Die Gerüchteküche macht heute Überstunden," erklärte er, als Spock eine Augenbraue hob. "Offenbar haben Sie mich gesucht?"

Spocks Miene wurde noch ausdrucksloser als üblich, bevor er die dunklen Augen auf die Überreste seines Mahls senkte. "Ja," gab er schließlich zu. "Admiral Barnett bat mich, Sie aufzusuchen."

"Oh?" Kirk schien im Geiste über einer Liste von Gründen zu grübeln, warum genau Barnett das wohl wollte. "Ich bin verblüfft," entschied er. "Barnett redet im Allgemeinen ungern mit mir, wenn er es vermeiden kann. Ich glaube, ich verursache bei ihm Kopfschmerzen oder Sodbrennen oder etwas in der Art. Bones sagt, ich werde ihn eines Tages umbringen, aber ich wette, ich werde ihm ans Herz wachsen, bevor das geschieht."

"Der Admiral hat mich nicht seinetwegen zu Ihnen geschickt," sagte der Vulkanier und hob den Blick wieder. "Er hat mich meinetwegen zu Ihnen geschickt. Um mich wieder mit den täglichen Aktivitäten der Akademie vertraut zu machen, die sich, wie er bekannte, während meiner Abwesenheit stark verändert haben, schlug er vor, dass ich Ihre Routine beobachte."

Kirk erschrak sichtbar. "Er hat was?"

"Ich brachte entsprechende Ungläubigkeit zum Ausdruck," gab Spock zu.

"Warum hat er das getan?"

"Ich konnte keine vernünftige Antwort finden. Seine Methoden sind ziemlich unlogisch."

Aus irgendeinem Grund brachte das Kirk wieder zum Grinsen. "Nun, wie auch immer. Hier sind wir also." Er verschränkte die Arme und sah nachdenklich aus. "Also soll ich etwas für Barnett erfinden, wenn er fragt, oder ist es Ihnen tatsächlich recht, mitzuziehen?"

Spock zögerte. "Während mir nicht klar ist, wen oder was wir ziehen würden--" Er machte eine Pause, um Kirk lachen zu lassen. "Ich hätte nichts dagegen... Barnetts Anweisungen zu folgen. Vorausgesetzt, natürlich, ich wäre nicht im Weg."

"Natürlich nicht," stimmte Kirk fröhlich zu. "Es wäre sicher besser, morgen in aller Frische anzufangen, aber mein Zeitplan ist mittwochs ziemlich verrückt, seien Sie also gewarnt."

“Mr. Kirk!”

Kirk hob die Augen einen Moment lang zum Himmel und wandte sich dann grinsend dem Trio Kadetten des ersten Jahrgangs zu, die den Garten zertrampelten, um ihn zu erreichen. "Hey, Kinder, gebt acht auf die Pflanzen."

Die drei sahen verlegen aus, fassten sich dann aber. "Mr. Kirk!" begann der einzige Junge in flehendem Ton. "Wir haben den ganzen Tag an diesem Konstruktionsproblem gearbeitet, das mr. Scott uns gab, und wir sitzen hffnungslos fest! Er wir uns nicht beibringen, auf Gälisch zu fluchen, wenn wir es nicht bis zum Abendessen herausbekommen haben! Können Sie uns helfen?"

"Hier ist Ihr Schmiergeld!" fügte eins der Mädchen hinzu und hielt ihm eine große Tasse Kaffee hin.

"Laßt mich mit Commander Spock zu Ende kommen, und ich werde sehen, was ich tun kann," sagte Kirk und nahm den Kaffee lächelnd an. Er sog das Aroma mit einem tiefen Atemzug ein. "Aber Scitty ist viel gescheiter als ich," warnte er die Kadetten, "ich kann also nichts versprechen."

…Scotty?

Die Kadetten grinsten einander an und tauschten verstohlene Gesten des Erfolgs aus, als Kirk sich von ihnen abwandte.

Ah. Offenbar hatte Kirk mehr Eindruck auf die unteren Jahrgänge gemacht als angenommen.

"Ich habe für den Rest des Tages allerhand Unsinn zu erledigen," sagte Kirk mit einer Bewegung zu dem kichernden Trio, "ich muß also los. "Sollen wir uns morgen hier um 0700 treffen?"

Die Kadetten verstummten und sahen mit großen Augen zwischen Kirk und Spock hin und her. Kirk fiel sofort über sie her. "Hört auf!" befahl er. "Ihr laßt Commander Spock in Ruhe, klar? Er niemals zu der Gerüchteküchtekpche beigetragen, um diese Art Tratsch zu verdienen. Okay?"

Die Kadetten kämpften sichtbar um Fassung. "Ja, Sir," brachten sie schließlich hervor.

Kirk sah skeptisch aus, nickte aber. "Also", wiederholte er zu Spock. "0700?"

"Einverstanden", antwortete der Vulkanier sofort. Erst als Kirk und sein Anhang gegagngen waren, begann Spock sich zu fragen, ob ein verrückter Mittwoch nicht ein wenig geeigneter Anfang für seine Beobachtungen war.

Noch später erwog er die Möglichkeit, dass er nicht der Einzige mit seltsamen Sprachmustern war.
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Re: Kapitel 1 - in Arbeit -

Beitragvon Sirina » Do 22. Okt 2009, 10:23

Teil I

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Schon von Anfang an hatte James Kirk die unlogische Gewohnheit, Spocks Erwartungen nicht zu erfüllen. Ein Kadett seines akademischen Ranges hatte keinen Grund, negative Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wegen etwas so Gewöhnlichem wie eine Simulation zu besiegen. Darüber hinaus weigerte er sich, angemessen für den Vorfall bestraft zu werden, indem er auf Spocks Anschuldigung des Fehlverhaltens mit Zorn und Selbstgerechtigkeit reagierte anstelle der Reue, die seinen Namen binnen Minuten reingewaschen hätte. Dennoch wurde er nicht aggressiv, als Spock seinen Vater erwähnte, verlor nicht diese merkwürdige Mischung grimmigen Gleichmuts, die ihn vor der Admiralität stehen ließ, ohne auch nur ein Minimum an Schuld einzugestehen. Es war, so wandte Kirk ein, das Programm selbst, das seine Reaktion herausforderte.

Als Vulkan den Notruf übermittelte, hätte Kirk nachgeben sollen. Er hätte entweder seinen Fehler einräumen und um Flugerlaubnis bitten sollen oder sich damit begnügen, auf die Rückkehr der Flotte zu warten. Stattdessen nötigte er seinen Freund, ihn an Bord der Enterprise zu schmuggeln. Als er ertappt wurde, erwartete Spock, dass er sich Captain Pikes Befehl unterstellte, da Pike eine der wenigen Autoritätspersonen war, mit der der Kadett eine positives Verhältnis zu haben schien. Stattdessen setzte Kirk sich durch, stellte die gesamte Situation auf den Kopf, und so war es während der gesamten Mission.

Er sprang von Bohrplattformen, wenn die Logik gebot, an Ort und Stelle zu bleiben. Er kämpfte gegen Sicherheitsoffiziere, wenn er sich hätte fügen sollen, aber unterwarf sich körperlicher Misshandlung bis hin zur Strangulation, wenn er hätte kämpfen sollen. Wenn die Situation unter seiner Kontrolle war, akzeptierte er problemlos die Vorschläge der anderen, trotz seiner wohl dokumentierten Starfleet-Akte, die ihn als beharrlichen Einzelkämpfer auswies. Kirk war ein ärgerlicher Widersprich nach dem anderen, und sie sollten dazu bestimmt sein, Freunde zu werden? Eine derartige Möglichkeit war nahezu unfassbar. Sie überstieg eindeutig das Vorstellungsvermögen.

So war Spock jetzt in der unglücklichen Lage, unangemessen fasziniert zu sein von dem Rätsel, das sich James T. Kirk nannte. Es musste irgend eine Erklärung für das Verhalten des Kadetten geben, einen logischen Grund für seine Reaktionen. Durch ausreichendes Studium könnte Spock sogar einen Weg finden, Kirks Irrsinn vorherzusagen, bevor er die Galaxis weiter in Richtung Chaos trieb. Sicher, Kirks Methoden hatten die Erde gerettet und wahrscheinlich den Großteil der Föderation, aber ähnliche Anomalien ereigneten sich jeden Tag. Spock zögerte zu glauben, dass Kirks nächster Bruch der Regeln ebenso vorteilhaft enden würde. Glück, wie Menschen es nannten, konnte einen Mann auch nur bis zu einem bestimmten Punkt bringen.

Bevor Spock Gelegenheit hatte, seine Untersuchungsmethoden für die verdeckte Beobachtung von James Kirk zu entwickeln, erreichte den Vulkanier seine nächste Mission. Das war eine Überraschung, da der größte Teil von Starfleet Order hatte, nahe bei der Erde zu bleiben, bis die überlebenden Kadetten der Abschlussklasse ihr Examen machen konnten und man sie einsetzen würde, um die klaffende Lücke zu füllen, die Nero hinterlassen hatte. Es waren nicht genug, nicht einmal annähernd, aber sie waren stark und entschlossen. Starfleet hatte ihn vielen Jahren keine derart engagierte Klasse gesehen.

Spocks ungewöhnlicher Auftrag musste wichtig sein: Seine Befehle kamen mit privater Post statt der üblichen Kommunikation, und sie enthielten keinerlei Einzelheiten. Stattdessen sollte er sich bei nächster Gelegenheit in Admiral Barnetts Büro einfinden.

Merkwürdig.

Spock ließ sein Mittagessen stehen und ging unverzüglich in Admiral Barnetts Büro. Der Assistent des Admirals wies darauf hin, dass er gerade mit einem Kadetten sprach, er Spock aber trotzdem ankündigen würde. Spock nahm das mit einer fast unmerklichen Neigung des Kopfes zur Kenntnis und ging quer durch die Halle, um vor der Tür des Admirals zu warten. Eine große, zum Bersten gefüllte Reisetasche lehnte auf der anderen Seite des Eingangs an der Wand. Spock betrachtete sie nachdenklich, unterließ es jedoch, sie gegenüber dem Assistenten zu erwähnen.

Als Spock beschloss, vor der Tür auf seinen Termin zu warten, hatte er nicht beabsichtigt zu lauschen. Seine Absichten wurden jedoch von dem Kadetten durchkreuzt, als dieser sehr deutlich sagte: "Sir, meine Noten in fortgeschrittener Programmierung und Datenbanken sind die besten seit Einrichtung der Akademie, ganz zu schweigen von meiner Leistung im Taktikunterricht. Darüber hinaus kann ich Referenzschreiben von der gesamten Fakultät für Computersprachen bringen, einschließlich der Direktion, die meine Fähigkeit untermauern, den Test nicht nur neu zu programmieren, sondern zu verbessern, und..."

Der Kadett verstummte, wahrscheinlich hatte der Admiral ihn unterbrochen, entweder wegen seines Tonfalls oder wegen der Ankündigung von Spocks Ankunft. Vielleicht beides.

“Commander Spock,” rief Admiral Barnett, als der Status der Tür von 'besetzt' zu 'frei' wechselte. "Genau zur rechten Zeit."

Spock trat ein, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Ein flüchtiger Blick auf das Büro enthüllte den Admiral an seinem Schreibtisch mit einem leicht erschöpften Gesichtsausdruck, während er die ungeteilte Aufmerksamkeit von -

Ah.

"Ich glaube, Sie kennen Kadett Kirk." Die Mundwinkel des Admirals zuckten, als ihm die ironische Untertreibung bewusst wurde. Er deutete auf Kirk, der, wie vorherzusehen, in Akademierot gekleidet war.

"In der Tat, Admiral," stimmte Spock gelassen zu. "Störe ich?"

"Er ist schon seit einer Stunde hier," sagte Barnett mit resignierter Gereiztheit. "Ich würde sagen, unser Termin ist so gut wie vorbei."

Kirk, der Spock mit offener Neugier gemustert hatte, wandte seine Aufmerksamkeit wieder Barnett zu. Sein Ausdruck wurde im Bruchteil einer Sekunde wieder hart und entschlossen. "Sir, ich --"

"Hören Sie,", sagte Barnett und deutete mit einem Finger auf den Kadetten, "Sie sagen mir nichts, was ich nicht bereits wusste, und durch den Tod von zwanzig Prozent der Lehrkräfte dieser Akademie habe ich eine Menge zu tun auf meiner Liste. Lassen Sie uns die Zeit hier sparen."

Der Kadett machte unbewusst einen Schritt nach vorne. Seine Hände ballten sich an der Seite zu frustrierten Fäusten. "Aber Sir --"

Barnett erhob eine Hand. "Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse, Kadett. Nicht jeder, der Autorität hat, ist hinter ihnen her." Kirks Ausdruck verschloss sich; er nahm wieder Paradehaltung an. Barnett seufzte und rieb sich die Stirn. "In Ordnung, Kirk," sagte er und hob seinen Blick zu den strahlend blauen Augen des hervorragendsten und schwierigsten Studenten der Akademie. "Sie können Ihr kleines ... Projekt haben." Kirks Augen weiteten sich schockiert, seine Hände vielen herunter, während seine Schultern sich spannten. "Aber," fügte der Admiral fest hinzu, "wenn Sie sich wieder zuviel zumuten und zusammenklappen wie letzte Woche..."

"Nein, Sir," unterbrach Kirk sofort und warf Spock einen Seitenblick zu. "Das hatte ... äh, medizinische Gründe, Sir. Ich bin sozusagen aus dem Krankenbett entwischt. Aber es geht mir jetzt besser und es wird nicht wieder vorkommen."

"Passen Sie einfach auf, dass es wirklich nicht mehr vorkommt. Ihr Doktor-Freund ist eine Bedrohung."

Kirk grinste. "Ja, Sir, das ist er. Ich werde ihm erzählen, dass Sie das gesagt haben."

"Nun gut." Barnett betrachtete Kirk misstrauisch, als wisse er, dass er übertölpelt worden war, aber nicht, wie genau. "wegtreten, Kadett. Gehen Sie zurück in Ihre Klasse."

"Sir!" Kirk schnarrte einen eleganten Salut, lächelte den Admiral und einen nachdenklichen Spock strahlend an und entfernte sich mit unverhohlener Begeisterung. Er warf die in der Halle wartende Reisetasche über die Schulter, zog ein PADD hervor und begann in atemberaubendem Tempo zu tippen, noch bevor die Tür sich hinter ihm schloss.

"Dieser Junge," seufzte Barnett und rieb sich erneut die Stirn.

Spock sah flüchtig zur Bürotür. "Verzeihen Sie die Frage, Admiral, aber hat sich Kadett Kirk seit seiner Entlassung aus der Krankenstation unziemlich verhalten?"

Barnett runzelte die Stirn bei dieser Wortwahl. "Was genau meinen Sie damit, Commander Spock?"

Der Vulkanier hob eine Braue. "Ich wollte mich nach dem Verhalten des Kadetten seit seinem kürzlich erlittenen Trauma erkundigen, Admiral."

Der unerwarted verteidigende Gesichtsausdruck des Admirals wurde nachdenklich, als er Spock studierte. "Warum das Interesse? Die Mehrzahl der Admiräle glaubt, dass Sie und Kirk einander nicht ausstehen können."

Spocks Gesicht und Körperhaltung gaben keinerlei Hinweis auf Emotionen, als er antwortete, "Es war eine einfache Frage, Sir. Ich bekenne mich zu keinem Interesse an Kirk über das hinaus, was ich an allen überlebenden Mitgliedern der Abschlussklasse habe."

"Nein," sinnierte Barnett, immer noch nachdenklich, "Ich nehme nicht an, dass Sie das tun würden. Gut." Er machte eine wegwerfende Handbewegung, als ob er das Thema fallenlassen wollte. "Um Ihre Frage zu beantworten, sein Verhalten seit seiner Rückkehr ging weit über das hinaus, was selbst die Akademie als geziemend ansehen würde."

Nach kurzem Zögern stellte Spock klar, "Dann ist es nicht sein Betragen, das Ihnen Frustration bereitet hat."

"Ich bin nicht frustriert," stimmte Barnett zu, schob die Papiere auf dem Schreibtisch hin und her und legte jedes an seinen ursprünglichen Platz zurück. "Ich bin entnervt. Wie kann dieser Junge auch nur daran denken, zusätzliche Projekte in Angriff zu nehmen bei seinem derzeitigen Arbeitspensum --" Der Admiral unterbrach sich kopfschüttelnd. Als er Spock wieder ansah, waren seine Augen dunkel mit einer Mischung aus Bewunderung und Sorge. "Ihnen ist natürlich bewusst, wie verzweifelt die Situation an der Akademie ist."

"Der Verlust von Dozenten und studentischen Hilfskräften hat es in mehreren Abteilungen unmöglich gemacht, den täglichen Betrieb aufrechtzuerhalten," stimmte Spock bereitwillig zu. In der gesamten Flotte waren Offiziere als temporäre Lehrkräfte eingesetzt worden, für die sie schmerzlich unvorbereitet waren, als sie auf die Studenten warteten, die ihre Ausbildung abrunden würden. Niemand war glücklich über die Ergebnisse dieser Lösung, und es war höchste Zeit, eine neue zu entwickeln, bevor zwischen widerwilligen Starfleetoffizieren und frustrierten Akademiestudenten interne Machtkämpfe ausbrachen.

"Dann wissen Sie auch, dass wir begonnen haben, unter den Kadetten nach Freiwilligen zu suchen, die zusätzliche Pflichten im Rahmen aller Ihrer Spezialisierungen über ihre üblichen Verpflichtungen hinaus übernehmen."

Spock neigte den Kopf: Die wissenschaftliche Abteilung war erfüllt von den unbeholfenen, wenn auch entschlossenen Bemühungen der Kadetten, die die anstrengende Aufgabe hatten, die Verantwortung erfahrener Offiziere zu tragen, die nie zu ihren Stationen zurückkehren würden.

Barnett zuckte ein wenig hilflos die Achseln. "Als Kirk sich für das Freiwilligenprogramm meldete, gab er eine Blankovollmacht, von der jede Abteilung Gebrauch machen kann, die seine Hilfe benötigt. Ich glaube, seine genaue Formulierung war "Benutzen Sie mich wie ein billiges Flittchen, Sir." Dann machte er eine Liste seiner Fähigkeiten und Kenntnisse, von denen die Akademie vorher nichts gewusst hatte, und ich will verdammt sein, wenn er nicht jede einzelne seiner Behauptungen bewiesen hat."

Also verhielt sich James Kirk erneut auf eine Weise, die völlig außerhalb der Parameter lag, die Spock für ihn gesetzt hatte. Der Vulkanier drehte diesen neuen Blickwinkel einen ruhigen Moment lang im Geiste und versuchte herauszufinden, wie das Puzzle aussah, wenn ein unerwartetes Teil hinzugefügt wurde, "Beabsichtigt Starfleet, von Kadett Kirks Angebot in vollem Umfang Gebrauch zu machen?", fragte er sich laut.

"Spock." Barnett legte beide Hände mit den Handflächen nach oben auf den Schreibtisch als Ausdruck der Verzweiflung. "Sie wissen das wahrscheinlich nicht, dass Ihr Interesse an ihm nach Ihrer Aussage begrenzt ist, aber er war vor der Katastrophe mit Nero unter den besten drei Prozent seiner Klasse. Und jetzt nimmt er es ernst." Der Admiral lachte ungläubig, skeptisch und bewundernd und irritiert. "Um eine normale Notenverteilung aufrecht zu erhalten, müssen Kirks Dozenten seine Ergebnisse weglassen. Natürlich werden wir ihn benutzen, Commander Spock. Wir wüssten sonst nicht, was wir mit ihm machen sollen."

… Faszinierend.

"Wie auch immer." Barnett nahm ein PADD und untersuchte es kurz, bevor er es an Spock weitergab. "Konzentrieren wir uns darauf, warum Sie hier sind. Dies ist Ihre neue Mission."

Spock nahm das PADD entgegen und blätterte flüchtig durch die Informationen. Was er las, ließ beide Augenbrauen sich interessiert heben.

"Wir haben bisher drei Planeten ausfindig gemacht, die für eine neue vulkanische Kolonie geeignet sein könnten," erklärte der Admiral und lehnte sich gegen den Schreibtisch. "Ein Team wird sie auf Bewohnbarkeit untersuchen. Es ist keine lange Mission, wir planen nicht mehr als wenige Monate. Wir wollen das Team morgen losschicken, aber Zivilisten können nicht so schnell bereit sein. Wenn also ein Vulkanier dabei sein soll, dann sind Sie das."

"Mission akzeptiert, Admiral," sagte Spock sofort und blickte auf. "Ich werde die notwendige Ausrüstung zusammenstellen und morgen um 0700 bereit sein." Er zögerte und sah kurz nochmals auf das PADD, dann fügte er hinzu, "Ich möchte meiner Dankbarkeit Ausdruck verleihen, das Starfleet mir die Abreise gestattet, obwohl unsere Streitkräfte so reduziert sind."

Barnett lächelte, mit einem so warmen und verständnisvollen Ausdruck, dass Spock nicht länger als einen Moment hinsehen konnte. "Wer anders als ein Vulkanier könnte den besten Ort für Vulkanier aussuchen?"

"In der Tat," stimmte Spock zu.

"Also gut." Barnett nickte. "Wegtreten, Commander Spock."

Erfüllt von den Herausforderungen und Problemen, die die Gelegenheit, bei der Wahl einer neuen vulkanischen Heimatplaneten mitzuwirken, mit sich brachte, verstaute Spocks Geist das schwebende Rätsel des Kadetten Kirk in einer kleinen Schachtel und stellte sie zur Seite.

Aber nicht für lange.

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"Wir werden Jim Kirk die Enterprise geben."

Einen Moment lang dachte Spock, sein Gehör habe gelitten während der vergangenen drei Monate im Weltraum. Er schüttelte den Kopf, um es freizumachen, eine nahezu unmerkliche Bewegung, und sagte, "Wie bitte?"

Barnett sah von Spocks Missionsbericht auf, ein Grinsen in den Augen, wenn es sich auch nicht auf seinem Gesicht zeigte. "Bei seiner Abschlussfeier Freitag nächste Woche beabsichtigt die Admiralität, Kadett James Kirks Beförderung im Einsatz beizubehalten und ihm das Flaggschiff Enterprise zu geben. Sie wird bis dahin für einen Testeinsatz bereit sein, was genau so ein guter Start ist wie jeder andere."

Vulkanier gafften nicht, was der einzige Grund war, dass Spock es schaffte, seine sorgfältig ausdruckslose Haltung zu bewahren. "Sir, wenn ich eine Frage stellen darf."

Jetzt grinste Barnett offen, lehnte sich in seinem Sessel zurück und stützte die Arme auf. "Ich bitte darum, Commander Spock. Wir haben Strohhalme gezogen, um zu entscheiden, wer Ihnen die Neuigkeit beibringen wird. Ich freue mich seit Wochen darauf, Ihre Fragen zu beantworten."

"Sir," begann Spock, "während mir der Bedarf an qualifizierten Captains, den Starfleet zweifellos hat, bewusst ist, ist es doch höchst unlogisch, eine so... beispiellose Beförderung aufgrund einer einzigen erfolgreichen Mission auszusprechen, die selbst ebenso beispiellos war."

Der Ausdruck des Admirals war eigenartig, abwechselnd amüsiert und mitfühlend, als sei Spock Opfer eines kosmischen Scherzes, den Barnett selbst bei früherer Gelegenheit erlebt hatte. Er schien Spocks verdatterte Verwirrung in allen Einzelheiten ebenso ehrlich nachzuvollziehen wie er sich darüber amüsierte. "Ich weiß, Sie sind gerade erst zurück gekommen," sagte er schließlich, aber ich mache Ihnen einen Vorschlag. Suchen Sie Jim Kirk auf und begleiten Sie ihn eine Weile. Wir können eine Ausrede erfinden, falls Sie eine brauchen, aber das glaube ich eigentlich nicht. Kirk weiß noch nicht, wo er nach seinem Abschluss dienen wird, schon gar nicht, in welcher Funktion. Wenn Sie immer noch glauben, wir machen mit seiner Beförderung einen Fehler, wenn Sie ihm einige Tage gefolgt sind, dann werden wir Ihre bedenken in Betracht ziehen."

Spock rang mit dem Gedanken an einen Captain James T.Kirk und tat den inneren Aufruhr dann als unlogisch ab.

Barnett sah seine vorübergehenden Bedenken und schenkte ihm ein kleines, verstehendes Lächeln. "Wir waren schwer verwundert, als Sie aufbrachen,", sagte er sanft, verschränkte die Finger und betrachtete sie. "Nero nahm uns unsere Kadetten und beschädigte die Flotte damit wirksam. Wir mussten uns rasch erholen, und auf jede mögliche Art, bevor die Verletzung zur Schwäche wurde."

"Verständlich," stimmte Spock zu. "Andererseits, einem Kadetten sein eigenes Flaggschiff zu geben könnte unsere gegenwärtigen Schwierigkeiten eher betonen als sie zu mildern."

"Situationen wie unsere werden zu einer Art Feuertaufe für jeden Beteiligten," fuhr Bartlett fort, wobei er Spocks Einschätzung mit einem Nicken zur Kenntnis nahm, sie ansonsten aber ignorierte. "Man muss die Leute unter Stress setzen, ihre Grenzen testen, um festzustellen, aus welchem Holz sie wirklich geschnitzt sind. Manche stehen das einfach nicht durch. Wir haben in letzter Zeit einige gute Rekruten verloren. Aber manchmal," murmelte er und begegnete Spocks dunklen Augen mit fester Überzeugung, "findet man einen Mann, der alles aushält, mit dem man ihn konfrontiert und mehr, und nicht aufgibt. Jim Kirk wankt nicht unter dieser Belastung, und er hat nicht zugelassen, dass irgendjemand in seiner Umgebung auch nur einen Millimeter nachgibt angesichts der Verluste, die uns eigentlich verkrüppelt haben sollten. Wir brauchen ihn und Leute seiner Art dringend, Commander Spock."

"Wenn man dieser Logik folgt," erwiderte Spock glatt, "sollte seine Art, wie Sie sie nennen, in gleicher Weise belohnt werden. Was ist mit den anderen, die mit ihm auf der Enterprise dienten? Wird jeder sein oder ihr eigenes Schiff bekommen?"

Barnett lachte, was seltsam störend wirkte. "Nicht ganz," gab er zu und kramte in einer Schreibtischschublade. Er zog einen kleinen Stapel Kopien von Einsatzbewerbungen hervor, die er Spock mit einem Grinsen zuschob.

Jede Bewerbung ließ Spocks Augenbraue ein wenig nach oben zucken. "... Das ist die gesamte überlebende Besatzung der Enterprise, wie sie am Ende der Nero-Mission bestand."

Der Admiral nickte. Er sah aus wie ein kleiner Junge, der sein erstes interaktives 3D-Puzzle bekommen hatte. "Jeder einzelne, aus jeder Abteilung, Kadett oder nicht, mit der einzigen Ausnahme von Ihnen und Kirk."

Spock sah auf, mit nahezu unter dem Haaransatz versteckten Augenbrauen. "Sie verlangen alle, auf der Enterprise stationiert zu werden?"

Barnett schüttelte den Kopf. "Lesen Sie etwas genauer. Alle, außer Mr. Scott, bitten entweder mit oder unter Kirk zu dienen, wo immer er eingesetzt wird, egal in welcher Funktion. Sogar Chekov, der bei fast jedem gefragt ist, möchte einfach nur die Gelegenheit, wieder mit Kirk zu arbeiten."

"Und Mr. Scott?" wagte Spock nach kurzem Nachdenken zu fragen, während der den Stapel nach dem betreffenden Formular durchsuchte.

"Er bittet ausdrücklich darum, auf der Enterprise zu dienen," gab Barnett zu, "aber die Gerüchteküche sagt, Kirk nahm ihm das Versprechen ab, sich um sie zu kümmern, was der einzige Grund für sein abweichendes Gesuch ist."

"Wofür hat Kirk sich beworben?", fragte der Vulkanier, der das Formular des leidigen Kadetten nicht finden konnte.

"Als wir ihn fragten," erklärte Barnett, wiederum mit erstauntem Kopfschütteln, "sagte er, dass seine Blankovollmacht auch weiterhin gilt. Er bat darum, dort zu arbeiten, wo er am meisten gebraucht wird. Jeder weiß, dass er gern wieder Captain der Enterprise wäre," fügte Barnett hinzu, "er will es so sehr wie die Luft zum Atmen, aber er hat nicht darum gebeten. Gegen Ende der Woche werden wir einen Boten mit Kirks Befehlen und einer Kamera schicken. Sein Gesichtsausdruck, wenn er diesen Brief liest, dürfte ziemlich einzigartig sein."

Diese Einsatzbesprechung verlief ganz und gar nicht so, wie Spock es erwartet hatte.

Wir haben einen passenden Planeten gefunden, Admiral.

Gut.

Es gibt nur ein kleines Problem.

Wir werden es beheben.

Danke, Sir.

Wegtreten, Commander. Nehmen Sie sich ein paar Tage frei.

Stattdessen war sein Missionsbericht kaum der Rede wert, und James Kirk bekam die Enterprise.

James Kirk. Mit seinem eigenen Flaggschiff.

Spock dachte, eine angemessene menschliche Antwort in so einer Situation wäre wohl: Was zur Hölle?

Barnett lachte wieder, aber diesmal schwang eine Spur Hysterie mit. "Glauben Sie mir," sagte der Admiral inbrünstig und lehnte sich vor, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, "Ich weiß, wie verrückt das klingt, wie unglaublich und unlogisch. Sie waren schließlich keine drei Monate weg. Ihre Verwirrung ist verständlich und war zu erwarten. Darum haben wir ausgelost, wer es Ihnen sagt. Aber, Spock, die Daten, die Sie verwenden, um Ihre Schlüsse zu ziehen, sind drei Monate alt, und ich kann Ihnen nicht in sinnvollen Worten erklären, wie viel sich in nur drei Monaten verändert hat."

"...Ja, Sir," sagte Spock ausdruckslos. Er legte die Bewerbungsformulare auf den Schreibtisch zurück und verschränkte die Hände hinter dem Rücken.

Der Admiral lehnte sich mit einer leicht erschöpften Haltung zurück. Er stützte seien Ellbogen wieder auf die Armlehnen und drehte das Handgelenk, um auf die Uhr zu sehen. "Es ist fast neun," stellte er fest. "Suchen Sie Kirk auf und beobachten Sie ihn eine Weile. Bringen Sie sich aufs laufende. Lassen Sie uns wissen, was Sie herausfinden." Er trommelte mit den Fingern der rechten Hand auf das PADD, das Spock ihm gegeben hatte. "Inzwischen werde ich Ihren Missionsbericht mit den anderen Admirälen durchgehen und die beste Lösung für die Schwierigkeiten suchen, die wahrscheinlich auf Ihr Volk zukommen."

“Ja, Sir.”

Barnett sah aus, als wolle er wieder seufzen, nickte aber nur. "Gut. Wegtreten, Commander."

Spock ging ohne ein weiteres Wort und entfernte sich ohne nachzudenken von dem Gebäude. Sonnenlicht streifte ihn, ohne störende Wolken oder andere Hindernisse, so dass er seinen Schritt verlangsamte und unbewusst das Gesicht nach oben hielt, um mehr Wärme abzubekommen.

So. James Kirk, wieder Captain der Enterprise. Zumindest würde er diesmal den Titel angemessen entgegennehmen können, anstatt ihn sich einfach zu nehmen.

Ah, aber das war wieder Zorn und kein geringes Maß an Frustration, was seine Gedanken von der Logik abirren ließ. Spock atmete tief ein und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Er maß seine Schritte sorgfältig und ging in Richtung des einzigen Gartens der Akademie, der der Wüstenflora gewidmet war. Es war ruhig dort und abgeschirmt. Ein guter Platz zum Nachdenken. Er suchte sich eine Bank in der entlegensten Ecke und machte es sich mit einem erneuten tiefen Atemzug bequem.

So. James Kirk wurde von der Admiralität als kompetent genug für die Captainswürde erachtet, als bereit für die Enterprise. Andererseits wäre es nicht Kirk allein, der das Schiff ungewöhnlich machte. Der größte Teil der Besatzung des Flaggschiffs und die gesamte Kommandocrew, außer möglicherweise dem ersten Offizier, wer auch immer das sein würde, waren Kadetten frisch von der Akademie. Es sagte mit Sicherheit einiges aus über die Richtung, die Starfleet einzuschlagen beabsichtigte, nachdem sie Neros Schlag überlebt hatte.

Lag es in der Absicht der Föderation, in dieser Weise Stellung zu beziehen, oder war es Zufall?

Drei Monate zuvor hatte Admiral Barnett zugegeben, dass die Lehrkräfte der Akademie alle Hände voll zu tun hatten mit dem Versuch, adäquate Herausforderungen für Kirk zu finden. Um dieselbe Zeit hatte Kirk angeboten, sich von jeder Abteilung, die ihn brauchte, "wie ein billiges Flittchen benutzen" zu lassen. Drei Monate später hatte Kirk durch Charme oder Arbeit seinen Weg gemacht und war jetzt bei Starfleet in so hohem Ansehen, dass sie ihm ihr begehrtestes Schiff gaben, wobei sie zahllose besser qualifizierte Captains übergingen, die sich in vielen Dienstjahren bewiesen hatten.

Kirk musste folglich etwas getan hatte, das ihn für diese Beförderung besser geeignet erscheinen ließ als all diese anderen. Aber was?

Admiral Barnett schien überzeugt zu sein, dass Kirks Ernennung sinnvoll erschien, wenn Spock ihn beobachtete. Folgen Sie seinen Spuren, hatte er gesagt.

Nun denn, schön.

Es war natürlich schwieriger als Spock erwartet hatte. Eine Datenbankrecherche der zugewiesenen Wohnungen listete Kirks Apartment als offenbar seit langem unbewohnt. Nachfragen bei den Bewohnern ergaben, dass Kirk anscheinend nie dort gelebt hatte. Also begann Spock Kirks freunde zu suchen in der Annahme, sie hätten seine Adresse. Unglücklicherweise war der einzige von Jim Kirks freunden, den Spock kannte, ausgerechnet Leonard McCoy, der dem Vulkanier gegenüber nahezu feindselig eingestellt war seit Kirk's... bedauerlicher Erfahrung auf Delta Vega.

Offenbar verstand Dr. McCoy die Notwendigkeit, ein meuterndes Mannschaftsmitglied auszusetzen nur bis zu dem Punkt, an dem sein engster Freund beinahe von lokalen Wildtieren gefressen wurde. Zu diesem Zeitpunkt oder danach verwandelte sich sein Verständnis in das, was Menschen einen "Groll" nannten. Er hatte eine ziemliche Begabung dafür, diesen Groll aufrecht zu erhalten und neigte zu wütendem Knurren, wenn er in Kontakt mit gewissen Halb-Vulkaniern kam.

Diese Tendenz war nicht von der Art, die mit der Zeit vergeht.

"Was wollen Sie?", knurrte McCoy, als seine Tür sich öffnete und Spock vor ihm stand. Der Doktor hatte einen verschwommene wirkenden Blick und sah zerknittert aus, als hätte er geschlafen oder war erst kürzlich aufgewacht.

"Ich möchte den Aufenthaltsort von Kadett Kirk in Erfahrung bringen," antwortete Spock mit den Händen hinter dem Rücken, so als wollte er den Drang unterdrücken, über McCoys Schulter zu spähen, um festzustellen, ob Kirk zu Besuch war.

Die Lippen des Doktors kräuselten sich. "Was, wollen Sie ihn diesmal persönlich zur Admiralität schleppen? Ihm die Mühe ersparen, Sie ausrufen zu lassen?"

Eine von Spocks Augenbrauen zuckte. "Ich zog meine Beschuldigung akademischer Unehrenhaftigkeit zurück, bevor die Enterprise zur Erde zurückkehrte, Dr. McCoy. Da ich kurz darauf die Erde Verließ und erst seit heute zurück bin, finde ich es höchst unwahrscheinlich, dass Kadett Kirk irgend etwas getan haben könnte, um eine derartige Aktion meinerseits zu verdienen. Darüber hinaus, wie bereits gesagt, bin ich hier, um ihn zu suchen, und kann logischerweise nicht vorher..."

"In Ordnung!", unterbrach McCoy finsteren Blickes. Er blieb im Eingang stehen ohne irgendein Zeichen, dass er entweder herauskommen oder Spock Einlass gewähren würde. Es war ein Bruch sozialer Gepflogenheiten, den Spock dem "Groll" zuschrieb. "Warum wollen Sie ihn dann sehen?"

"Admiral Barnett hat mich dazu aufgefordert."

"Ach ja?" Der Arzt beäugte ihn wachsam. "Warum?"

"Ich mache es mir im Gegensatz zu einigen Anderen nicht zur Gewohnheit, ranghöhere Offiziere auszufragen."

Einen Augenblick lang dachte Spock, McCoy würde versuchen, ihm körperlichen Schaden zuzufügen. Stattdessen machte er seiner offenkundigen Wut mit einem gebellten "Fein!" Luft und ging zurück in sein Apartment, wo er ein Padd von einem langen, schmalen Tisch im Flur nahm. Er ging stirnrunzelnd rasch die Daten durch. "Wie spät ist es?" fragte er ohne aufzusehen.

“0927.”

McCoy schloss einen Moment die Augen und schüttelte leicht den Kopf. "Vulkanier können nicht aufrunden und einfach neun-dreißig sagen?"

"Vulkanier schätzen Genauigkeit höher als Einfachheit, Doktor."

"Sicher tun sie das." Der Arzt seufzte tief, schüttelte erneut den Kopf und durchsuchte das PADD. "Wir werden die menschliche Natur beschwichtigen und sagen, es ist 0930. Wenn Jim seinen zeitplan einhält - und mein Leben wäre einfacher, wenn er das jemals täte - hat er in diesem Moment Programmierseminar. Aber es ist bald vorbei, und er hat danach keinen Termin bis zwei. Das ist 1400 Uhr für Sie. Und viel Glück bei der Suche, falls er nach dem Seminar wegkommt. Meine Verantwortung," knurrte er, "fängt erst weitere sechs Stunden später an, da ich bis zum Morgengrauen Visite in der Krankenstation hatte. Wenn Sie mich also entschuldigen würden, Commander, gehe ich jetzt wieder ins Bett." Er zeigte mit dem Finger anklagend auf Spocks Gesicht. "Machen Sie Ihren Job und gehen Sie. Der Junge hat genug am Hals, ohne dass Sie ihm Ihren Mist auch noch aufladen. Sie lassen ihn in Ruhe, haben Sie mich verstanden?"

Bevor Spock antworten konnte, glitt die Tür zu.

... Alles in allem eine erfolgreiche Begegnung.


Dann schlich sich der Kirk-Faktor in seine Erwartungen, denn der Kadett war keineswegs da, wo McCoy vorausgesagt hatte. Das Programmierseminar war gerade zu Ende, als Spock ankam, aber Kirk war nicht unter dem schnatternden Gewimmel vom Studenten. Schließlich hielt Spock zwei vorübergehende Kadetten an, um nach Kirks Abwesenheit zu fragen, und die Blicke, die er erhielt, konnte man nur als verwirrt bezeichnen.

Die Mädchen sahen einander an, dann Spock, dann wieder einander, so verwirrt, als habe Spock sie nach Einzelheiten der Warpkernmechanik gefragt.

"Nun, Sir," sagte die eine zögernd, "Mr. Kirk hat ziemlich viel zu tun. Er geht gewöhnlich als erster, also müssen Sie etwas zu früh kommen, wenn Sie ihn erwischen wollen. Ich meine, er bleibt nicht einmal, um Fragen zu beantworten."

"Um Fragen zu stellen," korrigierte Spock sie abwesend, während er schon die beste Methode plante, den Kadetten ausfindig zu machen.

"Nein, Sir," berichtigte das zweite Mädchen scheu, aber fest. "Um Fragen zu beantworten."

Spocks Aufmerksamkeit wandte sich ihr erstmals voll zu. Große graue Augen hinter noch größeren Brillengläsern. Sie war hübsch, aber wirkte auf den Vulkanier nicht wie jemand, mit dem Kirk sich einen Scherz erlauben würde. "Es wäre die Verantwortung Ihres Dozenten, alle Fragen zu beantworten, die Sie haben könnten," erklärte er so einfach wie möglich. Beide Mädchen runzelten die Stirn, obwohl er nicht sicher war, warum. "Wenn Kadett Kirk einen Vorteil aus--"

"Nein," schnappten beide. Sie wechselten einen Blick, in dem Verlegenheit zu erkennen war. Dann sagte die erste, etwas größer und ohne Brille, die ihre braunen Augen verdeckte, erneut "Nein. Sir," fügte sie hastig hinzu. "Mr. Kirk würde seine Studenten niemals in irgendeiner Weise ausnutzen."

Spocks Augenbrauen schossen hoch bis zu seiner Haarlinie.

"Seine Studenten," betonte das zweite Mädchen. "Wir sind die Anfängerklasse, Sir. Unser Dozent wurde während dieser großen Katastrophe vor ein paar Monaten getötet. Mr. Kirk begann als Aushilfsdozent, bis jemand anderes sich findet, aber er war schließlich so gut, dass die Akademie sich nicht mehr die Mühe machte."

"Die Testergebnisse unserer Klasse haben sich um durchschnittlich sechs Prozent verbessert," sagte die erste verteidigend, "wenn Sie also hier sind, um anzudeuten, dass er seine Arbeit nicht macht--"

"Er ist immer noch ein Kadett," verdeutlichte Spock. "Ein Fortgeschrittenenseminar für Studenten zu unterrichten, die auf Programmierung spezialisiert sind, ist nicht wirklich sein Job."

Die Mädchen runzelten wieder die Stirn und fummelten mit ihren Büchern und PADDS herum, mehr aus Frustration als aus Notwendigkeit. "Es ist sein Job," beharrte die erste. "Wir müssen alle Rollen ausfüllen, die nicht für uns bestimmt waren. Ich programmiere seit fast zwei Wochen zusammen mit ausgebildeten Analytikern. Das ist technisch betrachtet auch nicht mein Job, aber als überlebender Starfleet-Kadett ist es das doch und wird es bleiben, bis wir wieder genügend Leute haben. Also verzeihen Sie, wenn ich widerspreche, Commander. Aber es ist sein Job. Und er macht ihn hervorragend."

"Komm jetzt, Hannah,", drängte das zweite Mädchen und zog ihre Freundin am Ellenbogen. "Wir werden Mr. Kirks Hausaufgabe nie erledigt bekommen, wenn wir jetzt nicht anfangen, daran zu arbeiten."

"Ja," stimmte Hannah zu und wandte Spock mit voller Absicht den Rücken zu. "Lass uns gehen, Jackie."

Nun gut. Keine ganz so erfolgreiche Begegnung, aber dennoch produktiv. Kirk hatte in den letzten drei Monaten Verantwortung übernommen und Anhänger in der Juniorklasse gefunden, was Spock nicht erwartet hatte.

Ah. Wieder dieser Kirk-Faktor. Es begann sich definitiv ein Muster abzuzeichnen.

Spock verbrachte die nächsten paar Stunden damit, die Akademie durchzukämmen auf der Suche nach jemandem, der wusste, wo Kirk war. Die meisten Begegnungen endeten damit, dass jemand wusste wo Kirk gewesen war, aber nicht, wo er sein würde.

"Kirk? Oh ja, er war da. Er unterrichtet die meisten Anfängerkurse in Kampftaktik. Bei ihm heißt es denken oder untergehen. Aber er ist vor etwa fünfzehn Minuten gegangen."

"Sie haben ihn gerade verpasst! Normalerweise hilft er noch etwa eine Stunde lang bei den Flugsimulationen, aber ich nehme an, er hat heute andere Verpflichtungen. Sie kennen das, immer auf dem Sprung!"

"Seine Studiengruppe ist gerade zu Ende. Ich schwöre, der Mann ist eine wandelnde Bibliothek. Wenn Sie vor einer Minute hier gewesen wären--"

"Oh, nein, er musste das Treffen diese Woche ausfallen lassen. Schach kann in diesen Zeiten schließlich nicht oberste Priorität haben!"

"Nein, Mann, er besucht diese Klasse nicht mehr. Sind Sie verrückt? Sir. Er und die Abteilungsleiterin essen ein- bis zweimal der Woche zusammen in der Cafeteria. Er bringt ihr Hirn zum Explodieren mit all dem Zeug, das er weiß. Was niemand von ihm erwartet hat, und sie gibt ihre Zustimmung, dass er in der Konstruktionsabteilung aushilft. Es ist seit Monaten Tradition. Wir lauschen alle, denn manchmal trickst er sie aus, so dass sie verrät, was das Thema des nächsten Tests ist. Sie haben noch nie so viele Ingenieurstudenten am Veganertag im Café gesehen."

Es hätte frustrierend sein müssen. Im Widerspruch dazu war Spock fasziniert. Jede fruchtlose Unterhaltung hinterließ das Gefühl, dass er einen weiteren Hinweis bekommen hatte, und zur Mittagszeit waren seine metaphorischen Hände voll mit den unerwarteten Entdeckungen aus einem Dutzend Begegnungen. Nach einer letzten Befragung (ein junger Mann, der knallrot anlief und stammelte, 'Mr. Kirk? Oh, ich weiß nicht, ich, äh ... ich spreche eigentlich nicht mit ihm. Er ist ... nun, er ist eben Kirk, wissen Sie? Aber es ist toll, wenn er meine Danbank-Klasse übernimmt. Das sind die besten Tage.'), gab Spock die Jagd auf und nahm sein Mittagessen in dem stillen Wüstengarten ein, der für ihn ein Refugium blieb.

Wer hätte ein solches Wachstum in nur drei Monaten erwartet? Wer konnte es glauben? War dieser hochgeschätzte Stützpfeiler der Starfleet-Akademie wirklich derselbe Mann, der einst eine seiner Simulationen verspottet und entweiht hatte? War dieser Kirk in jenem zornigen Kadetten die ganze Zeit verborgen gewesen? Und wenn ja, welcher Kirk kam dem am nächsten, der er einmal werden würde?

Wie hatte ein solches Rätsel so lange existiert, ohne dass Spock es bemerkt hatte?

“Commander Spock! Seit wann sind Sie zurück?”

Etwas in Spock wollte beinahe lächeln, denn hier war wieder dieser Kirk-Faktor. "Kadett Kirk," grüßte er gelassen, als der Gegenstand seiner Suchaktion sich auf den Weg entlang der filigranen Gartenwege machte, um dann grinsend vor ihm zu stehen, die riesige Reisetasche über der Schulter. "Ich bin erst heute zurückgekommen."

"Es ist schön, Sie zu sehen," stellte der Kadett fest und untersuchte mit einem flüchtigren Blick Spocks Befinden. "Haben Sie gefunden, was Sie suchten?"

"In der Tat. Von den verschiedenen Möglichkeiten, die wir untersucht haben, wären zwei geeignet, wobei eine davon der anderen vorzuziehen ist." Spock nahm Kirks physische Erscheinung als weiteren Hinweis für spätere Untersuchung in seine Sammlung auf. Seine Wunden von der Nero-Mission waren verheilt, obwohl die Art, wie der Stoff seines Shirts um seinen Ellbogen lag, vermuten ließ, dass sich darunter eine Schicht Verbandsstoff befand. Interessant. Davon abgesehen wirkte der Kadett so aufgeweckt und verwegen wie immer, mit großen, blauen, klaren Augen.

Wenn Starfleet ein Gesicht brauchte, um die Medien zufriedenzustellen, hätten Sie es weit schlechter treffen können als mit James Kirk.

"Weswegen ist sie vorzuziehen?", fragte Kirk und steckte die Hände in die Taschen.

Spock wandte den Blick von ihm ab. "Die Oberflächentemperatur und Luftfeuchtigkeit des Planeten entsprechen zu dreiundneunzig Prozent denen von Vulkan."

"Oh. Warum siedeln Sie sich dann nicht einfach alle dort an?"

"Diese Information ist geheim," gab der Vulkanier vorsichtig zu. "Aber es ist ein Problem, mit dem fertig zu werden die Admiralität gut gerüstet ist."

Kirk grinste wieder. "Mann, Ihre Art zu sprechen ist verblüffend." Als Spocks Haltung einige Grade kühler wurde, lachte Kirk. "Nein, das ist ein Kompliment. Ich habe in letzter Zeit eine Menge über Vulkanier gelernt, daher werde ich Sie wohl vorwarnen, bevor ich anfange, Sie aufzuziehen."

"...In der Tat."

"So!" Kirk klatschte in die Hände und rieb sie erwartungsvoll. "Genug der Höflichkeiten. Was gibt's? Die Gerüchteküche macht heute Überstunden," erklärte er, als Spock eine Augenbraue hob. "Offenbar haben Sie mich gesucht?"

Spocks Miene wurde noch ausdrucksloser als üblich, bevor er die dunklen Augen auf die Überreste seines Mahls senkte. "Ja," gab er schließlich zu. "Admiral Barnett bat mich, Sie aufzusuchen."

"Oh?" Kirk schien im Geiste über einer Liste von Gründen zu grübeln, warum genau Barnett das wohl wollte. "Ich bin verblüfft," entschied er. "Barnett redet im Allgemeinen ungern mit mir, wenn er es vermeiden kann. Ich glaube, ich verursache bei ihm Kopfschmerzen oder Sodbrennen oder etwas in der Art. Bones sagt, ich werde ihn eines Tages umbringen, aber ich wette, ich werde ihm ans Herz wachsen, bevor das geschieht."

"Der Admiral hat mich nicht seinetwegen zu Ihnen geschickt," sagte der Vulkanier und hob den Blick wieder. "Er hat mich meinetwegen zu Ihnen geschickt. Um mich wieder mit den täglichen Aktivitäten der Akademie vertraut zu machen, die sich, wie er bekannte, während meiner Abwesenheit stark verändert haben, schlug er vor, dass ich Ihre Routine beobachte."

Kirk erschrak sichtbar. "Er hat was?"

"Ich brachte entsprechende Ungläubigkeit zum Ausdruck," gab Spock zu.

"Warum hat er das getan?"

"Ich konnte keine vernünftige Antwort finden. Seine Methoden sind ziemlich unlogisch."

Aus irgendeinem Grund brachte das Kirk wieder zum Grinsen. "Nun, wie auch immer. Hier sind wir also." Er verschränkte die Arme und sah nachdenklich aus. "Also soll ich etwas für Barnett erfinden, wenn er fragt, oder ist es Ihnen tatsächlich recht, mitzuziehen?"

Spock zögerte. "Während mir nicht klar ist, wen oder was wir ziehen würden--" Er machte eine Pause, um Kirk lachen zu lassen. "Ich hätte nichts dagegen... Barnetts Anweisungen zu folgen. Vorausgesetzt, natürlich, ich wäre nicht im Weg."

"Natürlich nicht," stimmte Kirk fröhlich zu. "Es wäre sicher besser, morgen in aller Frische anzufangen, aber mein Zeitplan ist mittwochs ziemlich verrückt, seien Sie also gewarnt."

“Mr. Kirk!”

Kirk hob die Augen einen Moment lang zum Himmel und wandte sich dann grinsend dem Trio Kadetten des ersten Jahrgangs zu, die den Garten zertrampelten, um ihn zu erreichen. "Hey, Kinder, gebt acht auf die Pflanzen."

Die drei sahen verlegen aus, fassten sich dann aber. "Mr. Kirk!" begann der einzige Junge in flehendem Ton. "Wir haben den ganzen Tag an diesem Konstruktionsproblem gearbeitet, dass Mr. Scott uns gab, und wir sitzen hoffnungslos fest! Er wird uns nicht beibringen, auf Gälisch zu fluchen, wenn wir es nicht bis zum Abendessen herausbekommen haben! Können Sie uns helfen?"

"Hier ist Ihr Schmiergeld!" fügte eins der Mädchen hinzu und hielt ihm eine große Tasse Kaffee hin.

"Lasst mich mit Commander Spock zu Ende kommen, und ich werde sehen, was ich tun kann," sagte Kirk und nahm den Kaffee lächelnd an. Er sog das Aroma mit einem tiefen Atemzug ein. "Aber Scotty ist viel gescheiter als ich," warnte er die Kadetten, "ich kann also nichts versprechen."

…Scotty?

Die Kadetten grinsten einander an und tauschten verstohlene Gesten des Erfolgs aus, als Kirk sich von ihnen abwandte.

Ah. Offenbar hatte Kirk mehr Eindruck auf die unteren Jahrgänge gemacht als angenommen.

"Ich habe für den Rest des Tages allerhand Unsinn zu erledigen," sagte Kirk mit einer Bewegung zu dem kichernden Trio, "ich muss also los. "Sollen wir uns morgen hier um 0700 treffen?"

Die Kadetten verstummten und sahen mit großen Augen zwischen Kirk und Spock hin und her. Kirk fiel sofort über sie her. "Hört auf!" befahl er. "Ihr lasst Commander Spock in Ruhe, klar? Er hat niemals zu der Gerüchteküche beigetragen, um diese Art Tratsch zu verdienen. Okay?"

Die Kadetten kämpften sichtbar um Fassung. "Ja, Sir," brachten sie schließlich hervor.

Kirk sah skeptisch aus, nickte aber. "Also", wiederholte er zu Spock. "0700?"

"Einverstanden", antwortete der Vulkanier sofort. Erst als Kirk und sein Anhang gegangen waren, begann Spock sich zu fragen, ob ein verrückter Mittwoch nicht ein wenig geeigneter Anfang für seine Beobachtungen war.

Noch später erwog er die Möglichkeit, dass er nicht der Einzige mit seltsamen Sprachmustern war.
Sirina
 
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Registriert: Mo 14. Sep 2009, 21:12


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