Kapitel 12 - in Arbeit -




Hier sind die Rohfassungen und späteren Versionen, so lange noch daran gearbeitet wird

Kapitel 12 - in Arbeit -

Beitragvon Sirina » Di 15. Sep 2009, 07:59

Test
Sirina
 
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von Anzeige » Di 15. Sep 2009, 07:59

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Re: Kapitel 12 - in Arbeit -

Beitragvon Sirina » Mo 19. Okt 2009, 22:11

„Home“ – Übersetzung Kapitel 12
(von Elmas, 13.10.2009)

Anmerkung der Übersetzerin: Also, ich habe mich bemüht, den Inhalt/Text möglichst genau zu übersetzen. Wir alle wissen aber ja, dass manche Ausdrücke nicht 1:1 übersetzbar sind. Auch der Ausdruck kann in der Übersetzung etwas holprig oder langatmig erscheinen, weshalb ich ihn manchmal etwas angepasst habe, um die Sache etwas flüssiger und angenehmer lesbar zu machen. Die Absätze habe ich teilweise etwas anders unterteilt oder zusammengezogen, aus den selben Gründen. Ich hoffe, das ist so in Ordnung.

Jim war nicht überrascht zu lernen - Vulkanier brachen das Gesetz nicht. Sie taten es einfach nicht. Es war aus so vielen Gründen so offensichtlich unlogisch, dass es ihnen einfach nicht in den Sinn kam. Außerdem glaubten Vulkanier sehr fest an Regeln und daran, sie zu befolgen. Daher war es eine gute Sache, dass Jim hinter dem Steuer saß, oder sie wären am Tempolimit geblieben.
Das Fenster war so weit es ging heruntergerollt und er nutzte den seltenen Moment, das Gefühl des Windes in seinen Haaren zu genießen. Sein Lächeln war so breit wie immer, Ärger für den Moment vergessen, als er in der puren menschlichen Freude, schneller zu fahren als erlaubt, aufging. Er nutzte jeden Trick, den er kannte, die patroullierenden Polizeieinheiten und Systeme mit der Leichtigkeit von mit Übung verbrachter Teenagerjahre vermeidend, sich zwischen den anderen Fahrzeugen mit einer Geschwindigkeit, Geschicklichkeit und Geschmeidigkeit hindurchschlängelnd, dass seine Durchfahrt nicht mal lange genug dauerte, um Alarm oder gar Erkennen zu verursachen.
Es war herrlich. Jim war kein Pilot, aber er war ein verdammt guter Fahrer. Das Auto war auch recht gut, nichts Aufregendes, aber ziehmlich neu und schnell reagierend.
Spock hatte gegen ihre zu hohe Geschwindigkeit und die ersten neun Verkehrsgesetze, die er gebrochen hatte, protestiert, schien aber nach einer Weile zu entscheiden, dass es unlogisch war mit Jim zu reden, wenn dieser nicht zuhörte. Stattdessen begann sein Erster Offizier, ihn zu beobachten. Normalerweise hätte dies Jim befangen gemacht, aber er stellte fest, dass er sich in diesem Moment nicht aufraffen konnte, sich darum zu scheren – die Strasse war herrlich, schnell zu fahren machte Spaß, und nach allem, was passiert war, musste er einfach mal tief durchatmen. Daher kümmerte es ihn nicht, ob er wild oder verrückt wirkte. Genau in diesem Moment schien es nicht wichtig.
Er erinnerte sich daran, wie er es das erste Mal schaffte, auf seinem alten Fahrrad auf dem Hinterrad zu fahren. Der Wind peitschte um seine Ohren und sein Herz schlug ihm bis zum Hals als die Welt kippte, als ob der Planet langsam unter ihm mit den Achseln zuckte, und er hatte einfach seinen Kopf nach hinten geworfen und seine Arme ausgestreckt. In diesem einen Moment war es das Paradies, bevor er einen spektakulären Sturz hinlegte.
Lachend erzählte er Spock davon, seine Augen auf der Strasse lassend, während die Worte über seine Lippen schlüpften.
Spock antwortete nicht, außer mit einem Kopfnicken. Aber Jim hatte seine Aufmerksamkeit. Fixiert, beinahe hingerisssen, als ob er in diesem Moment die faszinierendste Sache der gesamten Schöpfung wäre.
Er hatte keine Idee, was er getan hatte, um dieses Maß an Interesse zu verdienen, aber für jetzt schwelgte er einfach nur darin, ohne über gute oder schlechte Ideen nachzudenken oder den Grund, warum er das alles so sehr genoß. Er tat es einfach.
Mit Jim hinter dem Steuer verließen sie die Stadt recht schnell. Er hätte sich wahrscheinlich ein paar Mal verfahren, aber Spock gab einen präzisen und effizienten Navigator ab, und nachdem er sich einmal an Jims ‚einzigartigen‘ Fahrstil gewöhnt hatte, wurde er recht gut darin vorauszusehen, wann er kurz davor stand es zu vermasseln.
„Sie sind talentiert“, informierte Spock ihn an einer Stelle, und Jim schlingerte tatsächlich etwas auf der Straße wegen der unerwarteten Erklärung und des direkten Kompliments.
„Was?“, stammelte er, einen kurzen Blick hinüberwerfend.
Spock ging ins Detail.
„Ich habe sie es nun schon mehrere Male tun sehn. Sie sind in der Lage, wünschenswerte Resultate mit nicht ratsamen Handlungen zu produzieren“, erklärte er, sein Blick nachdenklich und abwesend, wie in Erinnerungen versunken. „Zuerst habe ich ihren Erfolg bei solchen Unternehmen als bloße statistische Anomalien abgetan. Aber es gibt einen Punkt, an dem statistische Anomalien aufhören, ein anwendbares Konzept zu sein. Es scheint daher begründet, dass sie ein Talent besitzen zu wissen, welche nicht ratsame Handlungen wünschenswerte Ergebnisse erzielen.“
Jim sah nochmal zu ihm hinüber, verwirrt durch den konzentrierten Blick und was Spock versuchte, ihm zu sagen.
„Sie meinen, dass ich Glück habe?“, bot er an.
„Nein“, antwortete Spock. „Wie ich sagte, eine statistische Anomalie kann die Beständigkeit ihres Erfolgs nicht erklären. Ich meine, dass sie begabt darin sind auszusuchen, welche Regeln sie brechen.“
„…Oh.“ Jim war sich nicht wirklich sicher, ob die Feststellung, von dieser Quelle kommend, sich tatsächlich noch als Kompliment qualifizierte. Aber Spock wirkte nichts weniger als aufrichtig und fasziniert. Er entschied sich, das Beste zu vermuten und nahm an, dass es gut gemeint war. „Danke?“
„Es war nur eine Beobachtung“, antwortete Spock. „Obwohl ich nachfragen muss – Wie treffen sie ihre Entscheidungen?“
Jim sah wieder zu ihm hinüber, bevor er die Augen wieder auf die Strasse richtete. Sogar er wusste es besser, als seine Konzentration abgelenkt zu lassen, wenn er so schnell fuhr wie jetzt.
„Sie meinen, wie weiß ich, welche Regeln ich brechen kann?“, stellte er klar. Spock machte eine bestätigende Geste und er atmete aus. „Hm… ich habe noch nie wirklich darüber nachgedacht.“
Schweigen folgte seiner Behauptung. Jim begann sich zu fragen, ob sie es dabei belassen würden, als Spock wieder sprach.
„Als sie das No-Win-Szenario des Kobayashi-Maru-Tests…umgingen, muss ihnen doch klar gewesen sein, dass die Akademie ihre unorthodoxen Methoden aufdecken würde und dass diese Methoden leicht als Verstoß gegen mehrere Regeln bezüglich des Verhaltens von Studenten ausgelegt werden könnten. Trotzdem müssen sie geneigt gewesen sein anzunehmen, man würde über den Verstoß hinwegsehen. Warum?“, fragte er.
Stirnrunzelnd strich Jim mit einer Hand über sein Kinn und dachte darüber nach.
„Nun“, sagte er, „ich dachte, es wäre ein Trick.“
„Ein Trick?“ Spock Augenbraue hob sich. Jim nickte.
„Ja. Ich meine, ich habe den Test davor zweimal gemacht, wissen sie – und nachdem ich durchgefallen war, habe ich es mir immer wieder durch den Kopf gehen lassen. Jeder hat gesagt, dass der Test nicht zu schlagen sei. Aber…sie lagen falsch. Sie haben nur nicht weit genug außerhalb der Box gedacht“, argumentierte er. „Der Test war nicht unschlagbar. Alles, was man tun musste, war, ihn als das zu behandeln, war er wirklich war – eine Computersimulation. Das war der Trick. In der Realität muss man keine Regeln beachten außer denen, die die Wirklichkeit einem aufzwingt. Ich dachte nicht daran, rausgeworfen zu werden, weil ich der Meinung war, den Test geknackt zu haben – dass der einzige Weg, ihn zu schlagen, der war, ihn zu hacken. Also habe ich es getan“, erklärte er. Es war lustig. Er dachte, das wäre offensichtlich.
„…Faszinierend“, erwiderte Spock. Jim sah ihn an.
„Ja?“, fragte er.
„Allerdings, aus dieser Perspektive hätte keine Simulation einen Sinn, außer als Training fürs Computerhacken, davon ausgehend, dass alle vorgeschlagenen Scenarien sehr einfach dadurch umgangen werden könnten“, argumentierte Spock.
„Ich habe nicht jeden Test, den ich gemacht habe, gehackt“, protestierte Jim. „Nur den einen, den ich nicht auf irgendeine andere Weise schlagen konnte.“
„Das ist mir bewußt“, antwortete Spock. „Ich stelle nicht ihre Integrität in Frage. Nur ihre Logik.“ Ein ironisches Grinsen verzog Jims Lippen.
„Nun, da ist ihr Problem“, sagte er, „ich bin einfach nicht genug Vulkanier dafür.“ Spocks Blick wurde irgendwie unlesbar.
„Logik gibt es nicht ausschließlich bei Vulkaniern. Noch scheint es ein Konzept zu seine, das sich ihnen entzieht, wie ich einst fälschlicherweise annahm. Sie haben schlicht eine unorthodoxe Denkweise“, sagte er vernünftig. „Meine Mutter war sehr logisch nach menschlichen Standards. Aber sie hatte viele surakische Lehren übernommen – als ich zum ersten Mal zur Erde kam, hatte ich geglaubt, dass die Mehrheit der Menschen weniger kompetent sein würde als sie.“
Jim runzelte die Stirn und versuchte sich zu erinnern, wo er das Wort schon einmal gehört hatte. Surakisch…, surakisch…
„Oh!“ Er schlug eine Hand gegen das Lenkrad, als es ihm einfiel. „Surakische Lehren – ich hab’s, nach Surak, nicht wahr?“ Sein Blick war auf die Strasse gerichtet, so dass er die Gelegenheit verpasste zu sehen, wie Spock seine Augen aufriß, oder die Art, wie sein Erster Offizier ihn ansah, als ob er angefangen hätte, in einem uralten vulkanischen Dialekt zu reden.
„Sie kennen Surak?“, fragte er, wobei seine Stimme einen leicht ungläubigen Klang annahm.
Jims Hirn stotterte kurz, als er seinen Schnitzer bemerkte. Oh Scheiße. Das war etwas, das ihm der andere Spock erzählt hatte. Surak war der Gründer der vulkanischen Philosophien von Logik und emotionaler Unterdrückung – aber er hatte vergessen, welcher seiner zwei halbvulkanischen Freunde das erwähnt hatte.
„Ähm…“, wich er brilliant aus. Spocks Gesichtsausdruck wechselte langsam von Ungläubigkeit zu seiner eher üblichen Maske – doch von einem leichten Hauch von Verdacht überzogen.
„Jim, wo haben sie von Surak erfahren?“, fragte er. Verzweifelt fischte dieser in seinem Gehirn nach einer Antwort.
„…kulturelle Studien?“ Spocks Augen verengten sich.
„Sie lügen“, sagte er, weniger beschuldigend als feststellend. Jims Augen blieben verlegen auf der Strasse. Er konnte es nicht wirklich verneinen – nicht, wenn er so offensichtlich, unverblümt darauf angesprochen wurde. Jeglicher Protest seinerseits würde unglaublich falsch klingen. Und er wäre es.
Es wäre wirklich Mist, derjenige zu sein, der Raum und Zeit zerstörte, weil er seine Spocks nicht auseinander halten konnte. Falls es hinterher noch eine Geschichtsschreibung gäbe, würde sie wahrscheinlich kein schmeichelhaftes Bild zeichnen.
„Würden sie glauben, dass ich einen vulkanischen Brieffreund habe?“, schlug er vor. Was überwiegend wahr war, außer, dass er technisch gesehen halbvulkanisch war und Jim ihm nur einmal geschrieben hatte.
Skepsis zeigte sich auf dem Gesicht seines Ersten Offiziers. Dann Verdacht. Jim sah ihn peinlich berührt an, als der Ausdruck subtil die Bandbreite durchlief, sich von Verdacht zu Begreifen bewegte und letztendlich bei Verärgerung stehen blieb.
„Sie hatten Kontakt zu meinem alternativen Ich“, verdächtigte Spock ihn und nun war es an Jim auszusehen, als hätte jemand gerade einen Kübel Eiswasser über seinen Kopf gekippt.
Er wartete eine Minute. Das Universum kollabierte nicht.
„Sie sollten nichts von ihm wissen“, platzte er schließlich in wenig eloquenter Verwirrung heraus. „Wieso wissen sie von ihm?“ Aber er begann bereits, die Antwort zu vermuten. Spock bedachte ihn erneut mit einem unlesbaren Blick.
„Jim. Dachten sie, ich würde nicht schlußfolgern, was passiert war, wenn ein Schiff aus der Zukunft auf mein Stimmmuster reagierte und mich mit ‚Botschafter Spock‘ anredet?“, fragte er steif.
„Nun, ich hoffte, dass sie es nicht würden“, antwortete Jim. „Insbesondere da der andere Spock mir sagte, dass es Raum und Zeit zerstören würde.“ Allerdings fing er an zu glauben, dass das Bockmist gewesen sein könnte.
„…Als sie wieder mit ihm sprachen, hat er es ihnen nicht erzählt?“, fragte Spock und seine Augen verengten sich.
Jim fing an, sich zu wundern, ob er an die Seite fahren sollte. Für den Fall, dass sein Erster Offizier ausflippte, war ein rasendes Fahrzeug wahrscheinlich nicht der beste Platz dafür.
„Mir was erzählen?“, fragte er.
„Dass ich ihn getroffen habe.“
Okay. Yep. Zeit, an die Seite zu fahren. Jetzt. Jim fuhr das Auto von der Strasse, zog die Bremse an und drehte sich um, um Spock seine volle Aufmerksamkeit zu schenken.
„Was?“, fragte er. Spock hielt seinem Blick gleichmütig stand, obwohl da ein irgendwie dunkler Glanz in seinem Auge war.
„Ich habe ihn getroffen“, wiederholte er. „Wir haben kurz gesprochen, als ich darüber nachdachte, bei der Sternenflotte zu kündigen, um an den vulkanischen Kolonisierungsbemühungen teilzunehmen. Er riet mir – im Wesentlichen – auf meinem gegenwärtigen Weg zu bleiben.“
Jims Kiefer klappte runter.
„Was…warum…aber…?“, stammelte er. Dann fing er sich, bemerkte, dass er warscheinlich wie ein Idiot aussah, und klappte sofort den Mund zu, während er ein Anschwellen von betrogenem Ärger fühlte.
„Warum haben sie mir das nicht gesagt?“, verlangte er zu wissen, schärfer als beabsichtigt. Sein Tonfall schien jedoch keinerlei Defensive bei Spock zu provozieren.
„Ich hatte keinen Grund, das Thema anzusprechen“, antwortete er einfach, „noch einen Grund zu glauben, dass mein alternatives Ich fortfahren würde, seinerseits solche Täuschungen durchzuführen.“
‚Er hat mich angelogen‘, dachte Jim und fühlte sich betrogen. Er hatte…verdammt. Er musste wie ein solcher Idiot ausgesehen haben. Wieder einmal.
„…Jim?“
Sich räuspernd wischte Jim den unangenehmen Gedanken und das beengte Gefühl in seiner Brust weg.
„Ja. Na ja, vielleicht dachte er, es wäre lustig“, schlug er vor und ließ den Motor wieder an, nun da es offensichtlich schien, dass Spock nicht ausflippen würde. Eine der Augenbrauen seines Ersten Offiziers wanderte nach oben.
„Das ist zweifelhaft“, sagte er.
„Ich denke, er ist etwas entspannter bezüglich seiner Emotionen als sie“, wies Jim ihn darauf hin, sein Ton klang leicht verbittert. Spock fixierte ihn wieder mit diesem konzentrierten Blick.
„Vielleicht“, räumte er ein. „Trotzdem, ich würde keine Freude daraus ziehen, sie zu täuschen. Wenn man die hohe Meinung meines anderen Ichs für sie in Betracht zieht, bezweifle ich, dass er in diesem Punkt so abweichend wäre.“ Er hielt inne und schien über etwas nachzudenken. „Er scheint sehr manipulativ zu sein – es ist eher wahrscheinlich, dass ihn diese Eigenschaft motiviert, als ein bösartiger Sinn für Humor.“
Jim rutschte unangenehm berüht hin und her, von der Idee, ‚manipuliert‘ worden zu sein genauso wenig angetan, wie davon, ausgelacht zu werden.
„Ja…. nun, ich nehme an, sie sollten wissen, dass dieses ganze ‚Erde als Fokus‘-Ding von ihm kam. Ich habe ihn über vulkanische Meditation befragt“, gab er zu. Wenn ich wieder mit dem alten Mann rede, dann werde ich… werde ich… Huh. Anscheinend hatte sein Gehirn ein paar Probleme, sich Gewaltakte gegen den Älteren auszudenken. Ich werde als extrem angepisst herüberkommen. Was ich bin. Und werde ein paar Antworten bekommen, verdammt!
Spock neigte seinen Kopf kaum sichtbar.
„Sie haben mein anderes Ich kontaktiert, um bezüglich alternativer Meditationspraxen nachzufragen?“, fragte er. Jim nickte abwesend.
„Richtig“, bestätigte er. „Ich hätte nicht darüber gelogen, aber, wissen sie – ich dachte, es wäre entweder das, oder den Stoff des Universums zerreissen.“
„Natürlich“, sagte Spock. „Wenn man ihre Fehlinformationen bedenkt, war es eine äußerst verständliche Einschätzung. In Zukunft, falls sie jemals wieder sicher sind, dass es alles Sein beenden könnte, mir ein speziefisches Wissen mitzuteilen, rate ich ihnen, dass sie mich im Unwissen lassen.“
Okay. Das war irgendwie lustig. Jim schnaubte, dann schüttelte er den Kopf leicht, so etwas wie ein Seufzen von sich gebend.
„Gleichfalls“, antwortete er.
Denn sowas passierte ja ständig. Also war es gut zu wissen, wo jeder in dieser Sache stand.
Eine weniger nervöse Stimmung legte sich über das Auto, als sie weiterfuhren. Jim konnte trotzdem nicht anders, als innerlich vor Wut darüber zu kochen, warum der ältere Spock ihn getäuscht hatte. Ihn von Delta Vega an Bord der Enterprise zu beamen, ohne sein Beisein, um die wilden Zeitreisegeschichten zu bestätigen, all die Information über vulkanische Geistespraktiken preiszugeben… warum sollte er lügen, um es zu vermeiden, die Dinge einfacher zu machen?
„…Es ist seltsam“, sagte Spock nach einer Weile, durch die Wand seines betrogenen Sinnierens brechend. Es schien, als würde in letzter Zeit jeder sein Spiel mit Jim treiben. Die Sternenflotte. Spock. Der andere Spock. Nochmal Spock.
„Was ist seltsam?“, fragte er, nicht in der Lage, feindselig gegenüber dem Spock zu fühlen, der wenigstens eine gute Entschuldigung dafür hatte, ihn gelegentlich – metaphorisch oder anders – gegen Wände zu knallen.
„Das Verhalten meines alternativen Ichs“, führte Spock aus. „Ich hatte Grund, seit unserem Treffen darüber zu grübeln. Er ist…von ihrem Wert überzeugt. Es würde logisch erscheinen anzunehmen, dass sie in seiner Zeit einen Akt ausreichender Bedeutung vollzogen haben, um solche Loyalität hervorzurufen.“
„Er sagte, wir wären Freunde“, bot Jim an. Er dachte nicht wirklich, dass das auch eine Täuschung gewesen war. Überraschenderweise, so sauer wie er darüber war, dass er ausgetrickst worden war, mochte er den alten Kerl immernoch. „Er war aber ziehmlich fertig von allem, das ihm passiert war“, fügte er hinzu. „Zuerst dachte ich, ich hätte nur irgend so einen verrückten, seltsamen Einsiedler gefunden, bis er darauf bestand, sie zu sein – was, jetzt wo ich darüber nachdenke, nicht wirklich mit dem verrückt oder seltsam half. Dann fragte er, wie ich ihn gefunden hätte, und überfiel mich fast mit diesem Hirn-rede-Zeug (Hier bin ich wirklich für eine bessere Übersetzung offen. Mir will einfach nichts einfallen).“ Was ein riesiger Haufen Nicht-Spaß gewesen war. Wie ruhig der Mann auch aussah, unter all dem brauste ein Sturm, und ein paar schreckliche Momente lang hatte Jim Angst gehabt, darin davon getragen zu werden.
„Was?“, fragte Spock scharf. Der aprupte Wechsel im Tonfall überraschte Jim, der in seiner Erinnerung fast geistesabwesend gewesen war.
„Ähm… was meinen sie, ‚was‘?“, fragte er zurück, darüber nachdenkend, was er gesagt hatte, und versuchend herauszufingen, welcher Teil die abrupte Frage verdient hatte. Spocks Blick war sehr, sehr hart geworden.
„Was meinen sie, wenn sie ‚Hirn-rede-Zeug‘ sagen?“, erläuterte er. Etwas verwirrt, runzelte Jim die Stirn.
„Sie wissen schon, wie das, was sie auf der Narada mit diesem romulanischen Kerl gemacht haben“, sagte er. „Er hat seine Hand an mein Gesicht gelegt und mir einige seiner Erinnerungen gezeigt. Oh, und er hat was gesagt… Ich glaube, es war ‚Mein Geist zu deinem Geist…‘“
„…meine Gedanken zu deinen Gedanken“, beendete Spock. Er trug einen Ausdruck wie eine Stahlfalle. „Sie sagten, er habe sie damit fast überfallen – er hat nicht erklärt, was es war? Oder um ihre Erlaubnis gebeten?“, fragte er nachdrücklich.
„Irgendwie schon“, verteidigte Jim. „Zuerst kam er auf mich zu, aber als ich ihn fragte, was er da täte, stoppte er und sagte, es wäre einfacher, es mir zu zeigen. Denke ich. Ich weiß nicht, es war ziehmlich intensiv.“
Okay. Spock war wütend. Obwohl er keine abrupten Gesten machte und nur sehr, sehr still saß, füllte das Gefühl das Auto fast spürbar. Jim überlegte, wieder an die Seite zu fahren. Aber irgendwie war er nervös, den stetigen Rhythmus des Automotors zu unterbrechen oder irgendetwas zu tun, die Stimmung zu verändern, besorgt, es würde den Damm brechen, der sehr offensichtlich errichtet worden war.
„Er benutzte diese Methode, um seine Situation zu erklären?“, fragte Spock nach einer Minute. Jim antwortete mit einem steifen, verlegenen Nicken.
„Ja. Ich konnte irgendwie verstehen warum – ich hätte ansonsten wahrscheinlich Probleme gehabt, ihm zu glauben“, schlußfolgerte er.
Aus irgendeinem Grund schien diese Erklärung Spock ein wenig zu besänftigen, obwohl es nur eine marginale Änderung dessen war, was unter seinem betont neutralen Gesichtsausdruck köchelte.
„Was ist los?“, konnte Jim sich endlich nicht mehr zurückhalten zu fragen.
„…mit dem Geist eines anderen Individuums zu verschmelzen ist keine geringfügige Sache“, antwortete ihm Spock nach einer Minute. Seine Kehle bewegte sich leicht, als er zu schlucken schien. „Es ist ein Akt, der aus Notwendigkeit durchgeführt wird, oder aus Intimität. Er hätte sich diese Freiheit nicht mit ihnen herausnehmen sollen, insbesondere, da sie mit dem Prozess nicht vertraut sind.“
Bei der Erwähnung von ‚Intimität‘ konnte Jim sein Gehirn nicht davon abhalten, in all die falschen Richtungen zu gehen. Richtungen, in die er nicht gerade mit einem Mann, der über ein Jahrhundert älter war als er, gehen wollte.
„Was meinen sie, intim wie – was?“, fragte er, plötzlich beunruhigt, und sich nun auch sehr stark Spocks physischer Präsenz neben ihm bewusst. Der Halbvulkanier atmete leicht aus.
„Er hatte Zugang zu ihrem Geist – ihren Gedanken, Erinnerungen, Gefühlen, Wahrnehmungen – und sie zu seinem. Aber sie waren mit einem solchen Kontakt nicht vertraut, somit wären sie nicht in der Lage gewesen, diesen Zugang zu beeinflussen. Er hat sich selbst in eine Position mit beträchtlichem Einfluss auf sie gebracht“, erklärte Spock. Dann fügte er, gleich einem Nachgedanken, hinzu: „Und er ist manipulativ.“
Jim brauchte einen Moment, um alle Implikationen darin zu verstehen. Ihm gefiel der Gedanke, zu einer solchen Untersuchung offen zu sein, nicht. Aber gleichzeitig dachte er nicht – nun ja, fühlte sich nicht, als ob der andere Spock viel in seinem Schädel herumgestochert hätte. Er war da gewesen mit Jim, voll beschäftigt mit den Erinnerung an zwei sterbende Planeten – mit der emotionalen Reaktion, die das bewies.
„Ich denke nicht, dass er viel gemacht hat“, sagte er beruhigend. Er wunderte sich, ob dies eines dieser kulturellen Dinge war, die etwas schwierig zu verstehen waren. Allerdings gab es eine Unzahl telepathischer Wesen im Universum – das psychologische Training der Sternenflotte hatte es erfordert, mit diesem Konzept umgehen zu können. Einige der Wesen waren angeblich freizügiger mit ihren Fähigkeiten als andere.
„Sie wüssten es nicht, wenn er das hätte“, informiert Spock ihn stur und überkreuzte seine Arme dann mit einer angespannten Geste vor seiner Brust. Einen Moment lang dachte Jim, er sähe etwas weniger wütend aus und dafür eher…verärgert.
Er kämpfte gegen den Impuls, hinüber zu greifen und eine Hand auf Spocks Schulter zu legen. ‚Wenn ich nicht ausflippe, warum tut er es dann?‘, wunderte er sich, obwohl er annahm, dass es ihn mehr beschäftigen sollte, als es tat. Der andere Spock hatte bereits bewiesen, dass er in der Lage war, ihn zu täuschen. Und, wie Spock gesagt hatte, wenn der Kerl an an seinem Kopf herumgespielt hatte, wie sollte er es wissen?
Aber seine Instinkte gingen einfach nicht mit dieser Idee konform. Einige seiner Unsicherheiten jagten sie herum, aber überraschenderweise nicht viele. Es beschäftige ihn immernoch stärker, dass er angelogen worden war.
Spock sah jedoch nicht so aus, als ob er ihm allzu viel Aufmerksamkeit widmete. Er hatte seine Augen geschlossen und murmelte eine Reihe unverständlicher – und einige nicht aussprechbare – Wörter vor sich hin. Jetzt, da er etwas mehr darüber erfahren hatte, vermutete Jim, dass es Mantras waren, um ihm beim Konzentrieren zu helfen.
Klugerweise ließ er Spock in Ruhe und richtete stattdessen seine Aufmerksamkeit wieder auf die feine Kunst, mehrfache, reuelose Verkehrsverstöße zu begehen.
Aber egal wie weit über die erlaubte Geschwindigkeitsgrenze er auch hinausging, so war es doch noch ein weiter Weg, und bald schon machten sich gewisse biologische Gebote bemerkbar. Außerdem hatte die Taubheit in seiner Kehle nachgelassen und sie hatte angefangen sich anzufühlen, als ob jemand Sandpapier an ihr entlang gerieben hatte. Eine Pause klang mehr und mehr wie eine gute Idee.
Spock schien es nicht einmal zu merken, dass Jim auf den Parkplatz eines Restaurants gefahren war, bevor der Motor stoppte. Dann öffnete er seine Augen und fixierte ihn mit einem fragenden Blick.
Jim grinste, froh darüber, dass ein Großteil der Schärfe aus dem Blick verschwunden war. Nicht dass die Schärfe nicht ihren eigenen seltsamen Reiz gehabt hätte, so heiß und scharf und gefärbt mit – weisst du was? Er würde hier aufhören. Yep.
„Hungrig?“, fragte er und widerstand gerade noch dem Drang, seinen Kopf gegen das Lenkrad zu schlagen, als sein Gehirn die Frage automatisch mit einer Anspielung verband. Nur ein Wort! Gottverdammt, er war verflucht.
Spock neigte seinen Kopf leicht in einem Halbnicken und sie stiegen aus. Jim streckte seine Arme und Beine für eine Minute und dann liefen sie zusammen zu dem ziehmlich einheitsmäßig aussehenden Etablissement. Es saß still unter einer übergroßen Plakatwand, irgendwie von seiner eigenen Werbung überschattet.
„Warum suchen sie uns nicht einen Platz? Ich verschwinde mal kurz“, sagte er, klopfte Spock kurz auf die Schulter (verdammt, schon wieder vergessen) und ging dann hastig zu den gut erkennbar gekennzeichneten hiesigen Toiletten.
Als er fertig war, gelang es ihm, Spock mit beinahe schwerkraftmäßiger Leichtigkeit zu lokalisieren. Er fand ihn an einem kleinen Tisch, der ein ganzes Stück abseits des allgemeinen Hin und Her des Etablissements stand. Das Dekor war einfach und blass, die dunklen Farben von Haar und Kleidung seines Ersten Offiziers kontrastierend. Das Fenster neben ihm war in einem sehr passenden hellen Grün gefärbt, was ihn in ein Licht setzte, das sein normalerweise unterschwellig außerirdisches Aussehen stärker betonte. ‚Exotisch‘ beschrieb es nicht mal ansatzweise, aber Jim schob diesen Gedanke beiseite und setzte sich.
„Ich habe mir die Freiheit genommen, ihnen ein Glas Wasser zu bestellen“, sagte Spock als eine Art Begrüßung und Jim nickte ein Danke, bevor er das kühle Getränk hob und seine Kehle beruhigte. Das Eis klimperte und warf reflektierte grüne Scherben auf ihn.
„Wie geht es ihnen?“, fragte er, sobald er ein gutes Drittel des Glases ausgetrunken hatte. Spock machte eine bejahende Geste, seinen Kopf leicht nickend und, nur kurz, die Augen schließend.
„Zur Zeit bin ich gefasst“, bestätigte er. „Nachdem sie letzte Nacht…gegangen waren, habe ich einige meiner Meditationspraktiken geändert.“
„Und hat es geholfen?“, fragte Jim mit ehrlicher Neugier.
Wenn Spock menschlich gewesen wäre, hatte er womöglich die ‚so lala‘ Handbewegung gemacht. Wie es war, brachte er es irgendwie fertig, das selbe Gefühl nur mit der kleinsten Bewegung seines Mundes zu vermitteln.
„Es war…irritierend. Aber auch vielversprechender als meine früheren Versuche“, antwortete er.
Dann kam ein Kellner und sie gerieten etwas ins Stocken als sie bemerkten, dass die Karte nur begrenzte vegetarische Optionen bot. Jim fand sich mit Spock durch die Karte suchend, auf der Jagd nach einem passenden Gericht, das kein einziges tierisches Produkt enthielt. Fast alle enthielten irgendwo mindestens Shrimps, Speck oder Hühnchen. Der Kellner erwies sich als wenig hilfreich. Er stand einfach nur mit der abgestumpften Gleichgültigkeit einer Person, die ihren Job nicht unbedingt mochte, da.
Sich über den Tisch lehnend, beobachtete Jim Spocks Finger, wie sie über die Zeilen der Karte fuhren – eine unnötige Geste für jemanden mit einem so präzisen Gehirn. Sie schien allerdings sehr geistesabwesend, und so vermutete er, dass es seine menschliche Seite war, die sich etwas zeigte.
„Schauen sie“, meinte Jim schließlich und wandte sich in seiner Verzweiflung an den Kellner. „Sie kochen doch auch für Menschen, die gegen einige Zutaten allergisch sind, oder?“, fragte er. Der Kellner sah ihn komisch an, nickte jedoch.
„Okay“, fuhr Jim fort und wies dann mit einem Daumen in Spocks Richtung. „Er ist gegen alles, das von einem Tier kommt, allergisch. Oder einem Fisch“, fügte er hinzu, da er er Intelligenz des Typen nicht so weit vertraute. „Also egal was er bestellt, stellen sie sicher, dass es nicht mit irgendetwas, das lebte und sich bewegte, in Berührung kommt“. ‚Oder ich hau dir was auf die Nase‘, blieb ungesagt aber stark angedeutet. Zumindest das schien den jungen Mann für einen Moment aus seiner apathischen Trance zu reissen.
„Ähm, sicher“, stimmte er, unwohl zwischen Jims halbfeindlichen Blick und Spocks sorgfältiger Neutralität hin und her blickend, zu. „Das kann ich machen.“
„Gut“, erwiderte Jim fröhlich, bevor er seinen Kopf Spock zuwandte und mit einer spielerisch einladenden Geste auf die Karte zeigte. „ Da. Suchen sie sich aus, was sie möchten.“
Spocks Mundwinkel zuckten ein winziges Stück nach oben, aber er tat ihm den Gefallen. Der Kellner schrieb ihre Bestellungen hastig auf, ging dann und überließ sie wieder der Halb-Privatssphäre ihres Tisches.
„Verdammt“, sagte Jim, „das ist ein komisches Restaurant. Kein vegetarisches Gericht?“, sinnierte er, sich etwas verlegen fühlend, als ob er das aufgrund der Fassade hätte vermuten müssen. Aber es war ja nicht so, als wäre da irgendeine Andeutung auf dem Schild gewesen.
„Es gäbe Baguettes“, meinte Spock diplomatisch, „obwohl die nach der Beschreibung auch mit Käse oder Speck hätten belegt sein können.“ Dies ist eine etwas freiere Übersetzung, da mir auf Teufel komm raus nicht einfallen will, was „bread sticks“ auf Deutsch heißen!
Jim schüttelte den Kopf, ließ ihn etwas hängen und lachte. Danach entstand eine Pause in ihrer Unterhaltung, in dieser betretenen Art, die entsteht, wenn sich einem das nächste Thema entzieht. Spock wandte seinen Blick aus dem Fenster und beobachtete durch den grünen Glasfilter, wie eine leichte Brise über den Parkplatz wehte. Er verschränkte seine Finger, lehnte seine Arme gegen den Tisch, für einen Moment sehr ruhig und fremdartig und schroff und trotzdem auch sehr vertraut und passend aussehend.
Die Peinlichkeit erstarb, entspannte sich stattdessen in eine angenehme Stille. Eine Akzeptanz der Pause in der Unterhaltung. Jim fuhr geistesabwesend mit seinem Daumen über die kühle, kondensfeuchte Oberfläche seines Wasserglases. Er dachte darüber nach, was sie tun würden, wenn sie erst in San Francisco waren. Es gab da ein paar Verwaltungsangestellte der Sternenflotte, die Zielscheibe seines Wutanfalls werden würden. Dann dachte er über die seltsame Idee nach, sich gegen seinen eigenen Ersten Offizier bewaffnen zu müssen. Spock würde jedoch mit dieser neuen Situation zurecht kommen, überlegte er. Er würde es müssen, oder ansonsten müsste Jim sich einen anderen Ersten Offizier suchen müssen. Das wusste er. Die Sternenflotte mochte nicht die gleiche rigorose Gefühlskontrolle erfordern wie die vulkanischen Traditionen, aber es gab dennoch Standards.
Nicht dass er Spock in näherer Zukunft an die psychologische Abteilung verpfeifen würde. Aber er musste jetzt trotzdem wie ein Captain denken, selbst wenn es einem auf den Geist ging.
„Jim“, sagte Spock, als Jim gerade anfing sich zu fragen, wo ihr Essen blieb. Er schaute hinüber und stellte fest, dass er unerwartet in einem konzentrierten Blick gefangen war. „Wie lautet ihre Einschätzung meines anderen Ichs?“
Mit dieser Frage überrascht, runzelte Jim die Stirn, sein Daumen hielt quietschend in seiner abgelenkten Bewegung über sein Glas inne.
„Was meinen sie mit ‚Einschätzung‘?“, entschied er sich nachzufragen.
„Ich beziehe mich auf ihre Meinung, ihre Wahrnehmung“, erklärte Spock. „Alles, was sie bemerkenswert an ihm fanden. Was sie über seinen Charakter festgestellt haben. Sie hatten ausgiebiger mit ihm zu tun als ich.“
Als er darüber nachdachte, nahm Jim an, dass er recht hatte, obwohl es seltsam schien, mehr über jemanden zu wissen, als er selbst. Irgendwie. Es schien noch seltsamer zu versuchen, seine Ansichten über einen Spock für den anderen in Worte zu fassen.
„Ich weiß nicht“, antwortete er mit den Schultern zuckend. „Ich verstehe nicht, warum er darüber gelogen hat, sie vermeiden zu müssen. Aber ansonsten ist er in Ordnung.“
Spock betrachtete ihn einen Moment lang sorgsam. Dann zog er die Augenbraue hoch, als klar wurde, dass er nicht mehr sagen würde.
„Das ist das Ausmaß ihrer Einsicht? Dass er ‚in Ordnung‘ ist?“ Jim zog sich abwehrend zurück.
„Kommen sie schon Spock“, sagte er, „ich habe nur zweimal mit ihm gesprochen. Was wollen sie hier wissen?“ Aber ihm war klar, dass er nicht gleich eine Antwort kriegen würde. Er konnte schon den Kellner mit dem Essen kommen hören.
Jim und Spock schwiegen beide, während das Essen vor ihnen abgestellt wurde, und erst als die fernen Schritte des wenig begeisterten jungen Mannes verhallten, schaute Jim von seinem Teller auf und zu seinem Ersten Offizier zurück. Spock besah sich sein Essen genau, schien es jedoch akzeptabel zu finden. Zumindest erhob er keine Einwände und begann nach einem Moment seine ordentliche und methodische Aufgabe des Essens. Seine Gabel beladend, schob Jim sie sich achtlos in den Mund. Einfach aus Prinzip. Das Universum brauchte schließlich Balance.
„Ich denke nicht wie er“, gab Spock nach einer Weile zu. Er unterbrach das Essen und schaute schließlich zu Jim auf und kreuzte dessen Blick, der überwiegend auf ihn fixiert gewesen war. Die Enthüllung kam unerwartet. Jim wartete eine Minute, aber das schien alles, was Spock zu sagen hatte.
„Hey“, sagte er letztlich, „falls es hilft, betrachten sie es so: irgendwann werden sie das. Sie wissen schon. Wenn sie ein paar Jahrhunderte hinter sich haben.“ Sein Versuch an Humor brachte ihm nur einen sehr trockenen Blick ein.
„Es ist unwahrscheinlich, dass er so alt ist“, berichtigte Spock ihn. Jims Antwort bestand aus einem Schulterzucken. „Es ist auch möglich, dass ich niemals so wie er sein werde. Meine Existenz ist unwiderruflich verschieden von seiner.“
„Ja, ich weiß“, sagte Jim und fuchtelte mit seiner Gabel durch die Luft, um sein Abtun zu unterstreichen. „Sie sind verschiedene Leute – das verstehe ich. Ich meinte nur, dass es wahrscheinlich so eine Art ‚Altersweisheit‘ ist. Oder Senilität. Suchen sie es sich aus.“
„Sie verdächtigen ihn des geistigen Verfalls?“, fragte Spock, offensichtlich ernsthaft. Jim sah ihn komisch an.
„Das war ein Witz“, erklärte er. Zu seiner Überraschung schien Spock tatsächlich in sich zusammen zu fallen. „Okay, wissen sie was“, sagte er schließlich, nicht wütend, aber etwas verärgert. „Ich rede nicht im Kreis, also was auch immer sie auffrisst, spucken sie es aus.“ Er konnte sehen, dass sein Erster Offizier das nicht erwartet hatte, da seine Schuldern sich ein klein wenig anspannten und so seine Überraschung verrichten.
„Ich werde nicht aufgefressen“, protestierte Spock voll falscher Naivität. Das brachte ihm eine auf ihn gerichtete Gabel ein.
„Stellen sie sich nicht dumm“, sagte Jim, nicht im geringsten getäuscht. „Das kriegen sie nicht hin.“ Die Kombination aus Beleidigung und Kompliment in dieser Beobachtung schienen Spock für einen Moment innehalten zu lassen.
„Ich nehme an, sie wären eine Autorität bezüglich einer solchen Fähigkeit“, antwortete er. Für eine Minute zerbrach auch Jim sich den Kopf darüber, ob er gerade ein Kompliment erhalten hatte oder beleidigt worden war. Er entschied, dass es sich wahrscheinlich ausglich. Aber er würde sich sowieso an die ‚Kompliment‘-Perspektive halten.
„Verdammt richtig. Also, was ist los?“ Spock zögerte. Er sah Jim an, als würde er etwas einschätzen, obwohl nicht zu erkennen war, was.
„Mein alternatives Ich hat sich viel Mühe gegeben, um sicher zu gehen, dass wir interagieren werden“, sagte er nach einer Weile.“Das ist unlogisches Verhalten. Unsere Zeitline wurde Dekaden vor seiner Ankunft darin verändert. Anzunehmen, dass irgendetwas beständig bleiben würde, ist unklug, und doch ist er überzeugt, dass wir uns gut kennen sollten.“ Spocks Gesichtsausdruck veränderte sich zu einem seiner Nicht-Stirnrunzeln. „Sie insbesonders wurden stark durch die von Nero verursachten Veränderungen beeinflusst. Es ist logisch anznehmen, dass sie von dem James T. Kirk, an den sich mein anderes Ich erinnert, verschieden sein würden.“
Jim hörte zu, überhaupt nicht von dem, was er hörte, überrascht oder sich Gedanken darüber machend. Er wusste, dass der andere Spock zu denken schien, er und sein Erster Offizier sollten Händchen halten und unter Regenbögen hindurchhüpfen, und er selbst hatte sich mehrere Male gedacht, dass er wahrscheinlich sehr verschieden war von dem anderen…ähm, ihm. Es ging nur darum zu erkennen, wo sein Freund damit hinwollte.
Spock atmete ein und schien sich etwas anzuspannen, als ob er sich für etwas Unangenehmes bereit machte.
„Geübte Telepathen sind in der Lage, die Gedanken oder Erinnerungen anderer zu filtern, zu verändern, in eine andere Richtung zu lenken oder sogar sie zu unterdrücken. Es ist möglich, dass mein anderes Ich in seiner Verzweiflung die Geistesverschmelzung als eine Möglichkeit nutzte, sie zu…verändern. Sie mehr zu dem James T. Kirk zu machen, den er kannte.“
Jim war ruhig. Spock fuhr fort.
„Er könnte mehr in ihnen gesucht als gefunden haben.“
Wow. Er entschied sich, die potentiell riesige und offensichtlich unbeabsichtigte Beleidigung in dieser Behauptung zu ignorieren.
„…Spock“, sagte Jim schließlich, „ich denke wirklich nicht, dass irgendsoetwas passiert ist.“
Er hatte seine Worte beruhigend gemeint, aber aus irgendeinem Grund, funktionierten sie nicht. Spocks Hand verkrampfte sich um sein Besteck, die Gabel unnatürlich in seinem Griff verbiegend.
„Ihre Überzeugung unterstützt meinen Verdacht nur noch mehr“, antwortete er. „Haben sie die ungewöhnliche Neigung, die sie zeigen, meine Übergriffe zu entschuldigen, nicht in Betracht gezogen? Ihr stures Bestehen darauf, mir zu Hilfe zu kommen?“ Jim sah Spock an, als ob ihm ein zweiter Kopf gewachsen wäre.
„Warten sie, sie denken ich tue das, weil ich einer Gehirnwäsche unterzogen wurde?“, fragte er.
Es würde eine Menge erklären, flüsterte eine böse kleine Stimme in seinem Hinterkopf. Es würde erklären, warum er Spocks Gesellschaft so genoß. Es würde erklären, warum Spocks Beleidigungen oder Angriffe mehr weh taten, als sie es sollten. Es würde sogar seine unerwartete Anziehung zu ihm erklären. Aber es würde nicht alles erklären und er konnte die Löcher in dem Argument sehen – zum Beispiel warum der ältere Spock sein Gehirn verändern würde, um ihn sich von seinem jüngeren Ich angezogen fühlen zu lassen.
„Aber wenn er das getan hätte“, meinte Jim mit Nachdruck, „warum würde er dann gehen? Wenn er sich die ganze Mühe machte, mich einer Gehirnwäsche zu unterziehen, warum würde er das tun und dann einfach ‚Tschüß‘ winken?“
Ein Mischmasch aus Gedanken und Zweifeln wirbelte durch seinen Kopf. Er dachte ehrlich nicht, dass Spock – irgendein Spock – ihm etwas so Abscheuliches und Unmoralisches antun würde. Aber kam dieser impulsive Glaube in seinen Charakter daher, dass er das getan hatte? Andererseits erinnerte er sich an die Verschmelzung mit Spock. Lebhaft. Der alte Mann war ganz bei ihm gewesen, durch seine Erinnerungen gehend, so nah, hätte es sich um eine physische Interaktion gehandelt, sie hätte Händchen halten können. Seine Stimme hatte mit Worten erklärt, sein Geist hatte in Bildern gezeigt und seine Emotionen hatten gefühlt mitgeteilt, was vorgefallen war. Und die Verbindung wurde unterbrochen, sobald das geschehen war. Er hatte nie in Betracht gezogen, dass etwas anderes passiert sein könnte. Es schien einfach nicht, als wäre dafür Zeit oder Gelegenheit gewesen.
Aber es war sein Verstand, der ihm das sagte. Und was, wenn daran herumgespielt worden war…er konnte nicht auf ihn vertrauen. Er blickte über den Tisch zu Spock, der ihn mit kleinsten Spuren von Besorgnis – vielleicht sogar Angst? – betrachtete. Könnte Spock ihm so etwas antun? Konnte er überhaupt seiner eigenen Fähigkeit, dies zu beurteilen, trauen? Aber…zumindest konnte er diesem Spock vertrauen, so etwas nicht gut zu heißen. Ansonsten hätte er es nicht aufgebracht. Er hatte eine Idee.
„Könnten sie es erkennen?“, fragte er. Spocks Gesichtsausdruck wechselte leicht von Anspannung zu Verwirrung. Jim erklärte, wobei er eine Hand hob, um an eine seiner Schläfen zu tippen. „Falls sie einen Blick hier reinwerfen würden – könnten sie erkennen, ob er etwas verändert hätte oder nicht?“
Hat er nicht, beteuerte der überwiegende Teil von Jims Instinkten. Hätte nicht irgendwer bemerkt, wenn er eine völlig andere Persönlichkeit hätte? Bones oder seine Mutter? Andererseits hatte er sich verändert. Aber er hatte gedacht, das läge eher an all den lebenswichtigen Entscheidungen, die er in den letzten paar Jahren getroffen hatte.
Nach einer Pause, die fast greifbar war, antworte Spock ihm.
„Ich könnte es“, bestätigte er, wobei er seine Hände vom Tisch nahm, so dass sie weiter weg von Jim und sicher an seiner Seite lagen. „Allerdings ist es nicht ratsam für mich, so eine Einschätzung zu versuchen, bevor ich eine bessere Selbstkontrolle erreicht habe.“
„…Nun“, kam Jim schließlich zu dem Schluss, „ich nehme an, in diesem Fall müssen wir einfach warten, bis sie soweit sind, da ich keine anderen telepathischen Freunde habe.“
Er sollte beunruhigt über seine Lage sein. Er sollte besorgt und verletzt und wütend sein – aber er war im Großen und Ganzen immer noch zu sicher, dass nichts passiert war.
„Sie gehen sehr ruhig damit um“, stellte Spock fest. „Das erhärtet meinen Verdacht.“ Jim zuckte mit den Schultern.
„Ich denke einfach nur, dass sie falsch liegen“, antwortete er offen. Und das tat er. Auch wenn er gleichzeitig schreckliche Angst hatte, dass Spock recht hatte.
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Sirina
 
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Re: Kapitel 12 - in Arbeit -

Beitragvon readonly1956 » So 25. Okt 2009, 12:39

Jim war nicht überrascht zu lernen - Vulkanier brachen das Gesetz nicht. Sie taten es einfach nicht. Es war aus so vielen Gründen so offensichtlich unlogisch, dass es ihnen einfach nicht in den Sinn kam. Außerdem glaubten Vulkanier sehr fest an Regeln und daran, sie zu befolgen. Daher war es eine gute Sache, dass Jim hinter dem Steuer saß, oder sie wären am Tempolimit geblieben.
Das Fenster war so weit es ging heruntergerollt und er nutzte den seltenen Moment, das Gefühl des Windes in seinen Haaren zu genießen. Sein Lächeln war so breit wie immer, aller Ärger für den Moment vergessen, als er in der puren menschlichen Freude aufging, schneller zu fahren als erlaubt. Er nutzte jeden Trick, den er kannte, die patroullierenden Polizeieinheiten und Systeme mit der Leichtigkeit von mit Übung verbrachter Teenagerjahre vermeidend, (vermied die patroullierenden Polizeieinheiten und Systeme mit der Leichtigkeit von mit Übung verbrachter Teenagerjahre) sich zwischen den anderen Fahrzeugen mit einer Geschwindigkeit, Geschicklichkeit und Geschmeidigkeit hindurchschlängelnd, und schlängelte sich zwischen den anderen Fahrzeugen mit einer Geschwindigkeit, Geschicklichkeit und Geschmeidigkeit hindurch, dass seine Durchfahrt nicht mal lange genug dauerte, um Alarm oder gar Erkennen zu verursachen.
Es war herrlich. Jim war kein Pilot, aber er war ein verdammt guter Fahrer. Das Auto war auch recht gut, nichts Aufregendes, aber ziemlich neu und schnell reagierend (reaktionsschnell).

Spock hatte gegen ihre zu hohe Geschwindigkeit und die ersten neun Verkehrsgesetze, die er gebrochen hatte, protestiert, schien aber nach einer Weile zu entscheiden, dass es unlogisch war mit Jim zu reden, wenn dieser nicht zuhörte. Statt dessen begann sein Erster Offizier, ihn zu beobachten. Normalerweise hätte dies Jim befangen gemacht, aber er stellte fest, dass er sich in diesem Moment nicht aufraffen konnte, sich darum zu scheren – die Strasse war herrlich, schnell zu fahren machte Spaß, und nach allem, was passiert war, musste er einfach mal tief durchatmen. Daher kümmerte es ihn nicht, ob er wild oder verrückt wirkte. Genau in diesem Moment schien es nicht wichtig.
Er erinnerte sich daran, wie er es das erste Mal schaffte(geschafft hatte), auf seinem alten Fahrrad auf dem Hinterrad zu fahren. Der Wind peitschte um seine Ohren und sein Herz schlug ihm bis zum Hals als die Welt kippte, als ob der Planet langsam unter ihm mit den Achseln zuckte, und er hatte einfach seinen Kopf nach hinten geworfen und seine Arme ausgestreckt. In diesem einen Moment war es das Paradies, bevor er einen spektakulären Sturz hinlegte.
Lachend erzählte er Spock davon, seine Augen auf der Strasse lassend, während die Worte über seine Lippen schlüpften.
Spock antwortete nicht, außer mit einem Kopfnicken. Aber Jim hatte seine Aufmerksamkeit. Fixiert, beinahe hingerisssen, als ob er in diesem Moment die faszinierendste Sache der gesamten Schöpfung wäre.
Er hatte keine Idee(Ahnung), was er getan hatte, um dieses Maß an Interesse zu verdienen, aber für jetzt (für den Moment oder einfach jetzt) schwelgte er einfach nur darin, ohne über gute oder schlechte Ideen nachzudenken oder den Grund, warum er das alles so sehr genoß. Er tat es einfach.
Mit Jim hinter dem Steuer verließen sie die Stadt recht schnell. Er hätte sich wahrscheinlich ein paar Mal verfahren, aber Spock gab einen präzisen und effizienten Navigator ab, und nachdem er sich einmal an Jims ‚einzigartigen‘ Fahrstil gewöhnt hatte, wurde er recht gut darin vorauszusehen, wann er kurz davor stand es zu vermasseln.
„Sie sind talentiert“, informierte Spock ihn an einer Stelle, und Jim schlingerte tatsächlich etwas auf der Straße wegen der unerwarteten Erklärung (Aussage, Feststellung) und des direkten Kompliments.
„Was?“, stammelte er, einen kurzen Blick hinüberwerfend.
Spock ging ins Detail.
„Ich habe Sie es (das)nun schon mehrere Male tun sehen. Sie sind in der Lage, wünschenswerte Resultate mit(durch) nicht ratsame(n) Handlungen zu produzieren(erzeugen),“, erklärte er; sein Blick war nachdenklich und abwesend, wie in Erinnerungen versunken. „Zuerst habe ich Ihren Erfolg bei solchen Unternehmen (Unternehmungen) als bloße statistische Anomalien abgetan. Aber es gibt einen Punkt, an dem statistische Anomalien aufhören, ein anwendbares Konzept zu sein. Es scheint daher begründet (Die Annahme liegt daher nahe), dass Sie ein Talent besitzen zu wissen, welche nicht ratsamen Handlungen wünschenswerte Ergebnisse erzielen.“
Jim sah nochmal zu ihm hinüber, verwirrt durch den konzentrierten Blick und was Spock versuchte, ihm zu sagen.
„Sie meinen, dass ich Glück habe?“, bot er an.
„Nein“, antwortete Spock. „Wie ich sagte, eine statistische Anomalie kann die Beständigkeit Ihres Erfolgs nicht erklären. Ich meine, dass Sie begabt darin sind auszusuchen, welche Regeln Sie brechen.“
„…Oh.“ Jim war sich nicht wirklich sicher, ob die Feststellung, von dieser Quelle kommend, sich tatsächlich noch als Kompliment qualifizierte. Aber Spock wirkte nichts weniger als aufrichtig und fasziniert. Er entschied sich, das Beste zu vermuten und nahm an, dass es gut gemeint war. „Danke?“
„Es war nur eine Beobachtung“, antwortete Spock. „Obwohl ich nachfragen muss – Wie treffen Sie Ihre Entscheidungen?“
Jim sah wieder zu ihm hinüber, bevor er die Augen wieder auf die Strasse richtete. Sogar er wusste es besser, als seine Konzentration abgelenkt zu lassen, wenn er so schnell fuhr wie jetzt.
„Sie meinen, wie weiß ich, welche Regeln ich brechen kann?“, stellte er klar. Spock machte eine bestätigende Geste und er atmete aus. „Hm… ich habe noch nie wirklich darüber nachgedacht.“
Schweigen folgte seiner Behauptung. Jim begann sich zu fragen, ob sie es dabei belassen würden, als Spock wieder sprach.
„Als Sie das No-Win-Szenario des Kobayashi-Maru-Tests… umgingen, muss Ihnen doch klar gewesen sein, dass die Akademie Ihre unorthodoxen Methoden aufdecken würde und dass diese Methoden leicht als Verstoß gegen mehrere Regeln bezüglich des Verhaltens von Studenten ausgelegt werden könnten. Trotzdem müssen Sie geneigt gewesen sein anzunehmen, man würde über den Verstoß hinwegsehen. Warum?“, fragte er.
Stirnrunzelnd strich Jim mit einer Hand über das Kinn und dachte darüber nach.
„Nun“, sagte er, „ich dachte, es wäre ein Trick.“
„Ein Trick?“ Spock Augenbraue hob sich. Jim nickte.
„Ja. Ich meine, ich habe den Test davor zweimal gemacht, wissen Sie – und nachdem ich durchgefallen war, habe ich es mir immer wieder durch den Kopf gehen lassen. Jeder hat gesagt, dass der Test nicht zu schlagen sei. Aber…sie lagen falsch. Sie haben nur nicht weit genug außerhalb der Box gedacht (evtl: über den Tellerrand hinaus geschaut)“, argumentierte er. „Der Test war nicht unschlagbar. Alles, was man tun musste, war, ihn als das zu behandeln, war er wirklich war – eine Computersimulation. Das war der Trick. In der Realität muss man keine Regeln beachten außer denen, die die Wirklichkeit einem aufzwingt. Ich dachte nicht daran, rausgeworfen zu werden, weil ich der Meinung war, den Test geknackt zu haben – dass der einzige Weg, ihn zu schlagen, der war, ihn zu hacken. Also habe ich es getan“, erklärte er. Es war lustig. Er dachte, das wäre offensichtlich.
„…Faszinierend“, erwiderte Spock. Jim sah ihn an.
„Ja?“, fragte er.
„Allerdings, aus dieser Perspektive hätte keine Simulation einen Sinn, außer als Training fürs Computerhacken, davon ausgehend, dass alle vorgeschlagenen Szenarien sehr einfach dadurch umgangen werden könnten“, argumentierte Spock.
„Ich habe nicht jeden Test, den ich gemacht habe, gehackt“, protestierte Jim. „Nur den einen, den ich nicht auf irgendeine andere Weise schlagen konnte.“
„Das ist mir bewußt“, antwortete Spock. „Ich stelle nicht Ihre Integrität in Frage. Nur Ihre Logik.“ Ein ironisches Grinsen verzog Jims Lippen.
„Nun, da ist Ihr Problem“, sagte er, „ich bin einfach nicht genug Vulkanier dafür.“ Spocks Blick wurde irgendwie unlesbar.
„Logik gibt es nicht ausschließlich bei Vulkaniern. Noch scheint es ein Konzept zu seine, das sich Ihnen entzieht, wie ich einst fälschlicherweise annahm. Sie haben schlicht eine unorthodoxe Denkweise“, sagte er vernünftig(Vorschlag, bitte?). „Meine Mutter war sehr logisch nach menschlichen Standards. Aber sie hatte viele surakische Lehren übernommen – als ich zum ersten Mal zur Erde kam, hatte ich geglaubt, dass die Mehrheit der Menschen weniger kompetent sein würde als sie.“
Jim runzelte die Stirn und versuchte sich zu erinnern, wo er das Wort schon einmal gehört hatte. Surakisch…, surakisch…
„Oh!“ Er schlug eine Hand gegen das Lenkrad, als es ihm einfiel. „Surakische Lehren – ich hab’s, nach Surak, nicht wahr?“ Sein Blick war auf die Strasse gerichtet, so dass er die Gelegenheit verpasste zu sehen, wie Spock seine Augen aufriß, oder die Art, wie sein Erster Offizier ihn ansah, als ob er angefangen hätte, in einem uralten vulkanischen Dialekt zu reden.
„Sie kennen Surak?“, fragte er, wobei seine Stimme einen leicht ungläubigen Klang annahm.
Jims Hirn stotterte kurz, als er seinen Schnitzer bemerkte. Oh Scheiße. Das war etwas, das ihm der andere Spock erzählt hatte. Surak war der Gründer der vulkanischen Philosophien von Logik und emotionaler Unterdrückung (der Unterdrückung von Emotionen)– aber er hatte vergessen, welcher seiner zwei halbvulkanischen Freunde das erwähnt hatte.
„Ähm…“, wich er brillant aus. Spocks Gesichtsausdruck wechselte langsam von Ungläubigkeit zu seiner eher üblichen Maske – doch von einem leichten Hauch von Verdacht überzogen.
„Jim, wo haben Sie von Surak erfahren?“, fragte er. Verzweifelt fischte dieser in seinem Gehirn nach einer Antwort.
„…kulturelle Studien?“ Spocks Augen verengten sich.
„Sie lügen“, sagte er, weniger beschuldigend als feststellend. Jims Augen blieben verlegen auf der Strasse. Er konnte es nicht wirklich verneinen (abstreiten)– nicht, wenn er so offensichtlich, unverblümt darauf angesprochen wurde. Jeglicher Protest seinerseits würde unglaublich falsch(unecht, unehrlich) klingen. Und er wäre es.
Es wäre wirklich Mist, derjenige zu sein, der Raum und Zeit zerstörte, weil er seine Spocks nicht auseinander halten konnte. Falls es hinterher noch eine Geschichtsschreibung gäbe, würde sie wahrscheinlich kein schmeichelhaftes Bild zeichnen.
„Würden Sie glauben, dass ich einen vulkanischen Brieffreund habe?“, schlug er vor. Was überwiegend wahr war, außer, dass er technisch gesehen halbvulkanisch war und Jim ihm nur einmal geschrieben hatte.
Skepsis zeigte sich auf dem Gesicht seines Ersten Offiziers. Dann Verdacht. Jim sah ihn peinlich berührt an, als der Ausdruck subtil die Bandbreite durchlief, sich von Verdacht zu Begreifen bewegte und letztendlich bei Verärgerung stehen blieb.
„Sie hatten Kontakt zu meinem alternativen Ich“, verdächtigte Spock ihn und nun war es an Jim auszusehen, als hätte jemand gerade einen Kübel Eiswasser über seinen Kopf gekippt.
Er wartete eine Minute. Das Universum kollabierte nicht.
„Sie sollten nichts von ihm wissen“, platzte er schließlich in wenig eloquenter Verwirrung heraus. „Wieso wissen Sie von ihm?“ Aber er begann bereits, die Antwort zu vermuten. Spock bedachte ihn erneut mit einem unlesbaren Blick.
„Jim. Dachten Sie, ich würde nicht schlußfolgern, was passiert war, wenn ein Schiff aus der Zukunft auf mein Stimmmuster reagiert und mich mit ‚Botschafter Spock‘ anredet?“, fragte er steif.
„Nun, ich hoffte, dass Sie es nicht würden“, antwortete Jim. „Insbesondere da der andere Spock mir sagte, dass es Raum und Zeit zerstören würde.“ Allerdings fing er an zu glauben, dass das Bockmist gewesen sein könnte.
„…Als Sie wieder mit ihm sprachen, hat er es Ihnen nicht erzählt?“, fragte Spock und seine Augen verengten sich.
Jim fing an, sich zu wundern(fragen), ob er an die Seite fahren sollte. Für den Fall, dass sein Erster Offizier ausflippte, war ein rasendes Fahrzeug wahrscheinlich nicht der beste Platz dafür.
„Mir was erzählen?“, fragte er.
„Dass ich ihn getroffen habe.“
Okay. Yep. Zeit, an die Seite zu fahren. Jetzt. Jim fuhr das Auto von der Strasse, zog die Bremse an und drehte sich um, um Spock seine volle Aufmerksamkeit zu schenken.
„Was?“, fragte er. Spock hielt seinem Blick gleichmütig stand, obwohl da ein irgendwie dunkler Glanz in seinem Auge war.
„Ich habe ihn getroffen“, wiederholte er. „Wir haben kurz gesprochen, als ich darüber nachdachte, bei der Sternenflotte zu kündigen, um an den vulkanischen Kolonisierungsbemühungen teilzunehmen. Er riet mir – im Wesentlichen – auf meinem gegenwärtigen Weg zu bleiben.“
Jims Kiefer klappte runter.
„Was… warum… aber…?“, stammelte er. Dann fing er sich, bemerkte, dass er warscheinlich wie ein Idiot aussah, und klappte sofort den Mund zu, während er ein Anschwellen von betrogenem Ärger fühlte (während er fühlte, wie enttäuschter Ärger in ihm aufstieg).
„Warum haben Sie mir das nicht gesagt?“, verlangte er zu wissen, schärfer als beabsichtigt. Sein Tonfall schien jedoch keinerlei Defensive bei Spock zu provozieren.
„Ich hatte keinen Grund, das Thema anzusprechen“, antwortete er einfach, „noch einen Grund zu glauben, dass mein alternatives Ich fortfahren würde, seinerseits solche Täuschungen durchzuführen.“
‚Er hat mich angelogen‘, dachte Jim und fühlte sich betrogen. Er hatte… verdammt. Er musste wie ein solcher Idiot ausgesehen haben. Wieder einmal.
„…Jim?“
Sich räuspernd wischte Jim den unangenehmen Gedanken und das beengte Gefühl in seiner Brust weg.
„Ja. Na ja, vielleicht dachte er, es wäre lustig“, schlug er vor und ließ den Motor wieder an, nun da es offensichtlich schien, dass Spock nicht ausflippen würde. Eine der Augenbrauen seines Ersten Offiziers wanderte nach oben.
„Das ist zweifelhaft“, sagte er.
„Ich denke, er ist etwas entspannter bezüglich seiner Emotionen als Sie,“, wies Jim ihn darauf hin(erklärte/betonte Jim); sein Ton klang leicht verbittert. Spock fixierte ihn wieder mit diesem konzentrierten Blick.
„Vielleicht“, räumte er ein. „Trotzdem, ich würde keine Freude daraus ziehen(es würde mir keine Freude/keinen Genuss bereiten), Sie zu täuschen. Wenn man die hohe Meinung meines anderen Ichs für Sie in Betracht zieht (wenn man in Betracht zieht, welch hohe Meinung über Sie/Wertschätzung Ihrer Person mein anderes Ich hat), bezweifle ich, dass er in diesem Punkt so abweichend(verschieden von mir) wäre.“ Er hielt inne und schien über etwas nachzudenken. „Er scheint sehr manipulativ zu sein – es ist eher wahrscheinlich, dass ihn diese Eigenschaft motiviert, als ein bösartiger Sinn für Humor.“
Jim rutschte unangenehm berüht hin und her, von der Idee, ‚manipuliert‘ worden zu sein genauso wenig angetan wie davon, ausgelacht zu werden.
„Ja… nun, ich nehme an, Sie sollten wissen, dass dieses ganze ‚Erde als Fokus‘-Ding von ihm kam. Ich habe ihn über vulkanische Meditation befragt,“, gab er zu. Wenn ich wieder mit dem alten Mann rede, dann werde ich… werde ich… Huh. Anscheinend hatte sein Gehirn ein paar Probleme, sich Gewaltakte gegen den Älteren auszudenken. Ich werde als extrem angepisst herüberkommen. Was ich bin. Und werde ein paar Antworten bekommen, verdammt!
Spock neigte seinen Kopf kaum sichtbar(fast unmerklich).
„Sie haben mein anderes Ich kontaktiert, um bezüglich alternativer Meditationspraxen nachzufragen?“, fragte er. Jim nickte abwesend.
„Richtig“, bestätigte er. „Ich hätte nicht darüber gelogen, aber, wissen Sie – ich dachte, es wäre entweder das, oder den Stoff des Universums zerreissen(??).“
„Natürlich“, sagte Spock. „Wenn man Ihre Fehlinformationen bedenkt, war es eine äußerst verständliche Einschätzung. In Zukunft, falls Sie jemals wieder sicher sind, dass es alles Sein beenden könnte, mir ein spezifisches Wissen mitzuteilen, rate ich Ihnen, dass sie mich im Unwissen lassen.“
Okay. Das war irgendwie lustig. Jim schnaubte, dann schüttelte er den Kopf leicht, so etwas wie ein Seufzen von sich gebend.
„Gleichfalls,“, antwortete er.
Denn sowas passierte ja ständig. Also war es gut zu wissen, wo jeder in dieser Sache stand.
Eine weniger nervöse Stimmung legte sich über das Auto, als sie weiterfuhren. Jim konnte trotzdem nicht anders, als innerlich vor Wut darüber zu kochen, warum(dass) der ältere Spock ihn getäuscht hatte. Ihn von Delta Vega an Bord der Enterprise zu beamen, ohne sein Beisein, um die wilden Zeitreisegeschichten zu bestätigen, all die Information über vulkanische Geistespraktiken preiszugeben… warum sollte er lügen, um es zu vermeiden, die Dinge einfacher zu machen?
„…Es ist seltsam,“, sagte Spock nach einer Weile, durch die Wand seines betrogenen(enttäuschten) Sinnierens brechend. (Satz evtl. ganz umformulieren: die Mauer des Grübelns über den Betrug durchbrechend)Es schien, als würde in letzter Zeit jeder sein Spiel mit Jim treiben. Die Sternenflotte. Spock. Der andere Spock. Nochmal Spock.
„Was ist seltsam?“, fragte er, nicht in der Lage, feindselig (Feindseligkeit)gegenüber dem Spock zu fühlen, der wenigstens eine gute Entschuldigung dafür hatte, ihn gelegentlich – metaphorisch oder anders – gegen Wände zu knallen.
„Das Verhalten meines alternativen Ichs“, führte Spock aus. „Ich hatte Grund, seit unserem Treffen darüber zu grübeln. Er ist… von Ihrem Wert überzeugt. Es würde logisch erscheinen anzunehmen, dass Sie in seiner Zeit einen Akt (Handlung, Tat) von ausreichender Bedeutung vollzogen haben, um solche Loyalität hervorzurufen.“
„Er sagte, wir wären Freunde“, bot Jim an. Er dachte nicht wirklich, dass das auch eine Täuschung gewesen war. Überraschenderweise, so sauer wie er darüber war, dass er ausgetrickst worden war, mochte er den alten Kerl(Mann) immer noch. „Er war aber ziemlich fertig von allem, das ihm passiert war“, fügte er hinzu. „Zuerst dachte ich, ich hätte nur irgend so einen verrückten, seltsamen Einsiedler gefunden, bis er darauf bestand, Sie zu sein – was, jetzt wo ich darüber nachdenke, nicht wirklich mit dem verrückt oder seltsam half(gefällt mir nicht... Vorschlag?). Dann fragte er, wie ich ihn gefunden hätte, und überfiel mich fast mit diesem Hirn-rede-Zeug (Hier bin ich wirklich für eine bessere Übersetzung offen. Mir will einfach nichts einfallen) Gedankengerede?.“ Was ein riesiger Haufen Nicht-Spaß (Nicht Lustig) gewesen war. Wie ruhig der Mann auch aussah, unter all dem brauste ein Sturm, und ein paar schreckliche Momente lang hatte Jim Angst gehabt, darin davon getragen (davon weggetragen) zu werden.
„Was?“, fragte Spock scharf. Der abrupte Wechsel im Tonfall überraschte Jim, der in seiner Erinnerung (Rückbesinnung) fast geistesabwesend gewesen war.
„Ähm… was meinen Sie, ‚was‘?“, fragte er zurück, darüber nachdenkend, was er gesagt hatte, und versuchend (wobei/während er versuchte) herauszufinden, welcher Teil die abrupte Frage verdient hatte. Spocks Blick war sehr, sehr hart geworden.
„Was meinen Sie, wenn Sie ‚Gedankengerede‘ sagen?“, erläuterte er. Etwas verwirrt, runzelte Jim die Stirn.
„Sie wissen schon, wie das, was Sie auf der Narada mit diesem romulanischen Kerl gemacht haben“, sagte er. „Er hat seine Hand an mein Gesicht gelegt und mir einige seiner Erinnerungen gezeigt. Oh, und er hat was gesagt… Ich glaube, es war ‚Mein Geist zu deinem Geist…‘“
„…meine Gedanken zu deinen Gedanken“, beendete Spock. Er trug einen Ausdruck wie eine Stahlfalle. „Sie sagten, er habe Sie damit fast überfallen – er hat nicht erklärt, was es war? Oder um Ihre Erlaubnis gebeten?“, fragte er nachdrücklich.
„Irgendwie schon“, verteidigte Jim. „Zuerst kam er auf mich zu, aber als ich ihn fragte, was er da täte, stoppte er und sagte, es wäre einfacher, es mir zu zeigen. Denke ich. Ich weiß nicht, es war ziemlich intensiv.“
Okay. Spock war wütend. Obwohl er keine abrupten Gesten machte und nur sehr, sehr still saß, füllte das Gefühl (die Stimmung?)das Auto fast spürbar. Jim überlegte(erwog), wieder an die Seite zu fahren. Aber irgendwie war er nervös(zögerte er), den stetigen Rhythmus des Automotors zu unterbrechen oder irgend etwas zu tun, um die Stimmung zu verändern, besorgt, es würde den Damm brechen, der sehr offensichtlich errichtet worden war.
„Er benutzte diese Methode, um seine Situation zu erklären?“, fragte Spock nach einer Minute. Jim antwortete mit einem steifen, verlegenen Nicken.
„Ja. Ich konnte irgendwie verstehen warum – ich hätte ansonsten wahrscheinlich Probleme gehabt, ihm zu glauben“, schlußfolgerte er.
Aus irgendeinem Grund schien diese Erklärung Spock ein wenig zu besänftigen, obwohl es nur eine marginale Änderung dessen war, was unter seinem betont neutralen Gesichtsausdruck köchelte.
„Was ist los?“, konnte Jim sich endlich nicht mehr zurückhalten zu fragen.
„… mit dem Geist eines anderen Individuums zu verschmelzen ist keine geringfügige Sache“, antwortete ihm Spock nach einer Minute. Seine Kehle bewegte sich leicht, als er zu schlucken schien. „Es ist ein Akt, der aus Notwendigkeit durchgeführt wird, oder aus Intimität. Er hätte sich diese Freiheit nicht mit Ihnen herausnehmen sollen, insbesondere, da Sie mit dem Prozess nicht vertraut sind.“
Bei der Erwähnung von ‚Intimität‘ konnte Jim sein Gehirn nicht davon abhalten, in all die falschen Richtungen zu gehen. Richtungen, in die er nicht gerade mit einem Mann, der über ein Jahrhundert älter war als er, gehen wollte.
„Was meinen Sie, intim wie – was?“, fragte er, plötzlich beunruhigt, und sich nun auch sehr stark Spocks physischer Präsenz neben ihm bewusst. Der Halbvulkanier atmete leicht aus.
„Er hatte Zugang zu Ihrem Geist – ihren Gedanken, Erinnerungen, Gefühlen, Wahrnehmungen – und Sie zu seinem. Aber Sie waren mit einem solchen Kontakt nicht vertraut, somit wären Sie nicht in der Lage gewesen, diesen Zugang zu beeinflussen. Er hat sich selbst in eine Position mit beträchtlichem Einfluss auf Sie gebracht“, erklärte Spock. Dann fügte er, gleich einem Nachgedanken, hinzu: „Und er ist manipulativ.“
Jim brauchte einen Moment, um alle Implikationen darin zu verstehen. Ihm gefiel der Gedanke nicht, für eine solche Untersuchung offen zu sein. Aber gleichzeitig dachte er nicht – nun ja, fühlte sich nicht, als ob der andere Spock viel in seinem Schädel herumgestochert hätte. Er war da gewesen mit Jim, voll beschäftigt mit den Erinnerung an zwei sterbende Planeten – mit der emotionalen Reaktion, die das bewies.
„Ich denke nicht, dass er viel gemacht hat“, sagte er beruhigend. Er wunderte sich, ob dies eines dieser kulturellen Dinge war, die etwas schwierig zu verstehen waren. Allerdings gab es eine Unzahl telepathischer Wesen im Universum – das psychologische Training der Sternenflotte hatte es erfordert, mit diesem Konzept umgehen zu können. Einige der Wesen waren angeblich freizügiger mit ihren Fähigkeiten als andere.
„Sie wüssten es nicht, wenn er das getan hätte“, informiert Spock ihn stur und überkreuzte seine Arme dann mit einer angespannten Geste vor der Brust. Einen Moment lang dachte Jim, er sähe etwas weniger wütend aus und dafür eher…verärgert(fassungslos, außer sich).
Er kämpfte gegen den Impuls, hinüber zu greifen und eine Hand auf Spocks Schulter zu legen. Wenn ich nicht ausflippe, warum tut er es dann?, wunderte(fragte) er sich, obwohl er annahm, dass es ihn mehr beschäftigen sollte, als es tat (der Fall war). Der andere Spock hatte bereits bewiesen, dass er in der Lage war, ihn zu täuschen. Und, wie Spock gesagt hatte, wenn der Kerl an an seinem Kopf herumgespielt hatte, wie sollte er es wissen?
Aber seine Instinkte gingen einfach nicht mit dieser Idee (diesem Gedanken) konform. Einige seiner Unsicherheiten jagten sie herum (verfolgten ihn), aber überraschenderweise nicht viele. Es beschäftigte ihn immer noch stärker, dass er angelogen worden war.
Spock sah jedoch nicht so aus, als ob er ihm allzu viel Aufmerksamkeit widmete. Er hatte seine Augen geschlossen und murmelte eine Reihe unverständlicher – und einige nicht aussprechbare – Wörter vor sich hin. Jetzt, da er etwas mehr darüber erfahren hatte, vermutete Jim, dass es Mantras waren, um ihm beim Konzentrieren zu helfen.
Klugerweise ließ er Spock in Ruhe und richtete stattdessen seine Aufmerksamkeit wieder auf die feine Kunst, mehrfache, reuelose Verkehrsverstöße zu begehen.(, die er nicht bereute. Gegenvorschlag?)
Aber egal, wie weit er über die erlaubte Geschwindigkeitsgrenze hinausging, so war es doch noch ein weiter Weg, und bald schon machten sich gewisse biologische Gebote(Notwendigkeiten, Bedürfnisse) bemerkbar. Außerdem hatte die Taubheit in seiner Kehle nachgelassen und sie hatte angefangen sich anzufühlen, als ob jemand Sandpapier an ihr entlang gerieben hatte. Eine Pause klang mehr und mehr wie eine gute Idee.
Spock schien nicht einmal zu merken, dass Jim auf den Parkplatz eines Restaurants gefahren war, bevor der Motor stoppte. Dann öffnete er seine Augen und fixierte ihn mit einem fragenden Blick.
Jim grinste, froh darüber, dass ein Großteil der Schärfe aus dem Blick verschwunden war. Nicht dass die Schärfe nicht ihren eigenen seltsamen Reiz gehabt hätte, so heiß und scharf und gefärbt mit – weisst du was? Er würde hier aufhören. Yep.
„Hungrig?“, fragte er und widerstand gerade noch dem Drang, seinen Kopf gegen das Lenkrad zu schlagen, als sein Gehirn die Frage automatisch mit einer Anspielung verband. Nur ein Wort! Gottverdammt, er war verflucht.
Spock neigte seinen Kopf leicht in einem Halbnicken (angedeuteten Nicken) und sie stiegen aus. Jim streckte seine Arme und Beine für einen Moment und dann gingen sie zusammen zu dem ziemlich einheitsmäßig (durchschnittlich, gewöhnlich) aussehenden Etablissement. Es saß (lag) still unter einer übergroßen Plakatwand, irgendwie von seiner eigenen Werbung überschattet.
„Warum suchen Sie uns nicht einen Platz? Ich verschwinde mal kurz,“, sagte er, klopfte Spock kurz auf die Schulter (verdammt, schon wieder vergessen) und ging dann hastig zu den gut erkennbar gekennzeichneten hiesigen Toiletten.
Als er fertig war, gelang es ihm, Spock mit beinahe schwerkraftmäßiger Leichtigkeit zu lokalisieren(mit einer Leichtigkeit ausfindig zu machen, als werde er magnetisch/wie ein Magnet von ihm angezogen). Er fand ihn an einem kleinen Tisch, der ein ganzes Stück abseits des allgemeinen Hin und Her des Etablissements stand. Das Dekor war einfach und blass, die dunklen Farben von Haar und Kleidung seines Ersten Offiziers kontrastierend. Das Fenster neben ihm war in einem sehr passenden hellen Grün gefärbt, was ihn in ein Licht setzte, das sein normalerweise unterschwellig außerirdisches Aussehen stärker betonte. ‚Exotisch‘ beschrieb es nicht mal ansatzweise, aber Jim schob diesen Gedanke beiseite und setzte sich.
„Ich habe mir die Freiheit genommen, Ihnen ein Glas Wasser zu bestellen,“, sagte Spock als eine Art Begrüßung und Jim nickte ein Danke, bevor er das kühle Getränk hob und seine Kehle beruhigte. Das Eis klimperte und warf reflektierte grüne Scherben auf ihn.
„Wie geht es Ihnen?“, fragte er, sobald er ein gutes Drittel des Glases ausgetrunken hatte. Spock machte eine bejahende Geste, seinen Kopf leicht nickend und, nur kurz, die Augen schließend.(indem er leicht den Kopf neigte und kurz die Augen schloss.)
„Zur Zeit bin ich gefasst,“, bestätigte er. „Nachdem Sie letzte Nacht…gegangen waren, habe ich einige meiner Meditationspraktiken geändert.“
„Und hat es geholfen?“, fragte Jim mit ehrlicher Neugier.
Wenn Spock menschlich gewesen wäre, hatte er womöglich die ‚so lala‘ Handbewegung gemacht. Wie es war, brachte er es irgendwie fertig, das selbe Gefühl nur mit der kleinsten Bewegung seines Mundes zu vermitteln.
„Es war… irritierend. Aber auch vielversprechender als meine früheren Versuche“, antwortete er.
Dann kam ein Kellner und sie gerieten etwas ins Stocken, als sie bemerkten, dass die Karte nur begrenzte vegetarische Optionen bot. Jim fand sich mit Spock durch die Karte suchend(studierte zusammen mit Spock die Karte), auf der Jagd nach einem passenden Gericht, das kein einziges tierisches Produkt enthielt. Fast alle enthielten irgendwo zumindest Shrimps, Speck oder Hühnchen. Der Kellner erwies sich als wenig hilfreich. Er stand einfach nur herum mit der abgestumpften Gleichgültigkeit einer Person, die ihren Job nicht unbedingt mochte.
Sich über den Tisch lehnend, beobachtete Jim Spocks Finger, wie sie über die Zeilen der Karte fuhren – eine unnötige Geste für jemanden mit einem so präzisen Gehirn. Sie schien allerdings sehr geistesabwesend, und so vermutete er, dass es seine menschliche Seite war, die sich etwas zeigte.
„Schauen Sie“, meinte Jim schließlich und wandte sich in seiner Verzweiflung an den Kellner. „Sie kochen doch auch für Menschen, die gegen einige Zutaten allergisch sind, oder?“, fragte er. Der Kellner sah ihn komisch an, nickte jedoch.
„Okay“, fuhr Jim fort und wies dann mit einem Daumen in Spocks Richtung. „Er ist gegen alles, das von einem Tier kommt, allergisch. Oder einem Fisch“, fügte er hinzu, da er er Intelligenz des Typen nicht so weit vertraute. „Also egal was er bestellt, stellen Sie sicher, dass es nicht mit irgendetwas, das lebte und sich bewegte, in Berührung kommt“. ‚Oder ich hau dir was auf die Nase‘ blieb ungesagt. aber stark angedeutet. Zumindest das schien den jungen Mann für einen Moment aus seiner apathischen Trance zu reissen.
„Ähm, sicher“, stimmte er zu, unbehaglich zwischen Jims halbfeindlichem Blick und Spocks sorgfältiger Neutralität hin und her blickend. „Das kann ich machen.“
„Gut“, erwiderte Jim fröhlich, bevor er seinen Kopf Spock zuwandte und mit einer spielerisch einladenden Geste auf die Karte zeigte. „ Da. Suchen Sie sich aus, was Sie möchten.“
Spocks Mundwinkel zuckten ein winziges Stück nach oben, aber er tat ihm den Gefallen. Der Kellner schrieb ihre Bestellungen hastig auf, ging dann und überließ sie wieder der Halb-Privatssphäre ihres Tisches.
„Verdammt“, sagte Jim, „das ist ein komisches Restaurant. Kein vegetarisches Gericht?“, sinnierte er, sich etwas verlegen fühlend, als ob er das aufgrund der Fassade hätte vermuten müssen. Aber es war ja nicht so, als wäre da irgendeine Andeutung auf dem Schild gewesen.
„Es gäbe Baguettes,“, meinte Spock diplomatisch, „obwohl die nach der Beschreibung auch mit Käse oder Speck hätten belegt sein können.“
Jim schüttelte den Kopf, ließ ihn etwas hängen und lachte. Danach entstand eine Pause in ihrer Unterhaltung, in dieser betretenen Art, die entsteht, wenn sich einem das nächste Thema entzieht(wenn man kranpfhaft nach Gesprächsstoff sucht). Spock wandte den Blick aus dem Fenster und beobachtete durch den grünen Glasfilter, wie eine leichte Brise über den Parkplatz wehte. Er verschränkte die Finger, lehnte die Arme gegen den Tisch und sah einen Moment lang sehr ruhig und fremdartig und schroff, aber trotzdem auch sehr vertraut und passend aus.
Die Peinlichkeit erstarb, entspannte sich stattdessen in eine angenehme Stille. Eine Akzeptanz der Pause in der Unterhaltung. Jim fuhr geistesabwesend mit dem Daumen über die kühle, kondensfeuchte Oberfläche seines Wasserglases. Er dachte darüber nach, was sie tun würden, wenn sie erst in San Francisco waren. Es gab da ein paar Verwaltungsangestellte der Sternenflotte, die Zielscheibe seines Wutanfalls werden würden. Dann dachte er über die seltsame Idee nach, sich gegen seinen eigenen Ersten Offizier bewaffnen zu müssen. Spock würde jedoch mit dieser neuen Situation zurecht kommen, überlegte er. Er würde es müssen, oder ansonsten müsste Jim sich einen anderen Ersten Offizier suchen. Das wusste er. Die Sternenflotte mochte nicht die gleiche rigorose Gefühlskontrolle erfordern wie die vulkanischen Traditionen, aber es gab dennoch Standards.
Nicht dass er Spock in näherer Zukunft an die psychologische Abteilung verpfeifen würde. Aber er musste jetzt trotzdem wie ein Captain denken, selbst wenn es ihm auf den Geist ging.
„Jim“, sagte Spock, als Jim gerade anfing sich zu fragen, wo ihr Essen blieb. Er schaute hinüber und stellte fest, dass er unerwartet in einem konzentrierten Blick gefangen war. „Wie lautet ihre Einschätzung meines anderen Ichs?“
Mit dieser Frage überrascht, runzelte Jim die Stirn, sein Daumen hielt quietschend in seiner abgelenkten (zerstreuten) Bewegung über sein Glas inne.
„Was meinen Sie mit ‚Einschätzung‘?“, entschied er sich nachzufragen.
„Ich beziehe mich auf Ihre Meinung, Ihre Wahrnehmung“, erklärte Spock. „Alles, was Sie bemerkenswert an ihm fanden. Was Sie über seinen Charakter festgestellt haben. Sie hatten ausgiebiger mit ihm zu tun als ich.“
Als er darüber nachdachte, nahm Jim an, dass er recht hatte, obwohl es seltsam schien, mehr über jemanden zu wissen, als dieser selbst. Irgendwie. Es schien noch seltsamer zu versuchen, seine Ansichten über einen Spock für den anderen in Worte zu fassen.
„Ich weiß nicht“, antwortete er achselzuckend. „Ich verstehe nicht, warum er darüber gelogen hat, sie (eine Begegnung mit Ihnen) vermeiden zu müssen. Aber ansonsten ist er in Ordnung.“
Spock betrachtete ihn einen Moment lang sorgsam. Dann zog er die Augenbraue hoch, als klar wurde, dass er nicht mehr sagen würde.
„Das ist das Ausmaß ihrer Einsicht? Dass er ‚in Ordnung‘ ist?“ Jim zog sich abwehrend zurück.
„Kommen Sie schon, Spock,“, sagte er, „ich habe nur zweimal mit ihm gesprochen. Was wollen Sie hier wissen?“ Aber ihm war klar, dass er nicht gleich eine Antwort kriegen würde. Er konnte schon den Kellner mit dem Essen kommen hören.
Jim und Spock schwiegen beide, während das Essen vor ihnen abgestellt wurde, und erst als die fernen Schritte des wenig begeisterten jungen Mannes verhallten, schaute Jim von seinem Teller auf und zu seinem Ersten Offizier zurück. Spock besah sich sein Essen genau, schien es jedoch akzeptabel zu finden. Zumindest erhob er keine Einwände und begann nach einem Moment seine ordentliche und methodische Aufgabe des Essens. Seine Gabel beladend, schob Jim sie sich achtlos in den Mund. Einfach aus Prinzip. Das Universum brauchte schließlich Balance.
„Ich denke nicht wie er“, gab Spock nach einer Weile zu. Er unterbrach das Essen und schaute schließlich zu Jim auf und kreuzte dessen Blick, der überwiegend auf ihn fixiert gewesen war. Die Enthüllung kam unerwartet. Jim wartete eine Minute, aber das schien alles, was Spock zu sagen hatte.
„Hey“, sagte er letztlich, „falls es hilft, betrachten Sie es so: irgendwann werden Sie das. Sie wissen schon. Wenn Sie ein paar Jahrhunderte hinter sich haben.“ Sein Versuch an Humor brachte ihm nur einen sehr trockenen Blick ein.
„Es ist unwahrscheinlich, dass er so alt ist“, berichtigte Spock ihn. Jims Antwort bestand aus einem Schulterzucken. „Es ist auch möglich, dass ich niemals so wie er sein werde. Meine Existenz ist unwiderruflich verschieden von seiner.“
„Ja, ich weiß“, sagte Jim und fuchtelte mit seiner Gabel durch die Luft, um sein Abtun zu unterstreichen. „Sie sind verschiedene Leute – das verstehe ich. Ich meinte nur, dass es wahrscheinlich so eine Art ‚Altersweisheit‘ ist. Oder Senilität. Suchen Sie es sich aus.“
„Sie verdächtigen ihn des geistigen Verfalls?“, fragte Spock, offensichtlich ernsthaft. Jim sah ihn komisch an.
„Das war ein Witz“, erklärte er. Zu seiner Überraschung schien Spock tatsächlich in sich zusammen zu fallen. „Okay, wissen Sie was“, sagte er schließlich, nicht wütend, aber etwas verärgert. „Ich rede nicht im Kreis, also was auch immer Sie auffrisst, spucken Sie es aus.“ Er konnte sehen, dass sein Erster Offizier das nicht erwartet hatte, da seine Schultern sich ein klein wenig anspannten und so seine Überraschung verrieten.
„Ich werde nicht aufgefressen“, protestierte Spock voll falscher Naivität. Das brachte ihm eine auf ihn gerichtete Gabel ein.
„Stellen Sie sich nicht dumm“, sagte Jim, nicht im geringsten getäuscht. „Das kriegen Sie nicht hin.“ Die Kombination aus Beleidigung und Kompliment in dieser Beobachtung schienen Spock für einen Moment innehalten zu lassen.
„Ich nehme an, Sie wären eine Autorität bezüglich einer solchen Fähigkeit“, antwortete er. Für eine Minute zerbrach auch Jim sich den Kopf darüber, ob er gerade ein Kompliment erhalten hatte oder beleidigt worden war. Er entschied, dass es sich wahrscheinlich ausglich. Aber er würde sich sowieso an die ‚Kompliment‘-Perspektive halten.
„Verdammt richtig. Also, was ist los?“ Spock zögerte. Er sah Jim an, als würde er etwas einschätzen, obwohl nicht zu erkennen war, was.
„Mein alternatives Ich hat sich viel Mühe gegeben, um sicher zu gehen, dass wir interagieren werden“, sagte er nach einer Weile. “Das ist unlogisches Verhalten. Unsere Zeitline wurde Dekaden vor seiner Ankunft darin verändert. Anzunehmen, dass irgendetwas beständig bleiben würde, ist unklug, und doch ist er überzeugt, dass wir uns gut kennen sollten.“ Spocks Gesichtsausdruck veränderte sich zu einem seiner Nicht-Stirnrunzeln. „Sie insbesondere wurden stark durch die von Nero verursachten Veränderungen beeinflusst. Es ist logisch anznehmen, dass Sie von dem James T. Kirk, an den sich mein anderes Ich erinnert, verschieden sein würden.“
Jim hörte zu, überhaupt nicht von dem, was er hörte, überrascht oder sich Gedanken darüber machend. Er wusste, dass der andere Spock zu denken schien, er und sein Erster Offizier sollten Händchen halten und unter Regenbögen hindurchhüpfen, und er selbst hatte sich mehrere Male gedacht, dass er wahrscheinlich sehr verschieden war von dem anderen…ähm, ihm. Es ging nur darum zu erkennen, wo sein Freund damit hinwollte.
Spock atmete ein und schien sich etwas anzuspannen, als ob er sich für etwas Unangenehmes bereit machte.
„Geübte Telepathen sind in der Lage, die Gedanken oder Erinnerungen anderer zu filtern, zu verändern, in eine andere Richtung zu lenken oder sogar sie zu unterdrücken. Es ist möglich, dass mein anderes Ich in seiner Verzweiflung die Geistesverschmelzung als eine Möglichkeit nutzte, Sie zu…verändern. Sie mehr zu dem James T. Kirk zu machen, den er kannte.“
Jim war ruhig. Spock fuhr fort.
„Er könnte mehr in Ihnen gesucht als gefunden haben.“
Wow. Er entschied sich, die potentiell riesige und offensichtlich unbeabsichtigte Beleidigung in dieser Behauptung zu ignorieren.
„…Spock“, sagte Jim schließlich, „ich denke wirklich nicht, dass irgend so etwas passiert ist.“
Er hatte seine Worte beruhigend gemeint, aber aus irgendeinem Grund, funktionierten sie nicht. Spocks Hand verkrampfte sich um sein Besteck, die Gabel unnatürlich in seinem Griff verbiegend.
„Ihre Überzeugung unterstützt meinen Verdacht nur noch mehr“, antwortete er. „Haben sie die ungewöhnliche Neigung, die Sie zeigen, meine Übergriffe zu entschuldigen, nicht in Betracht gezogen? Ihr stures Bestehen darauf, mir zu Hilfe zu kommen?“ Jim sah Spock an, als ob ihm ein zweiter Kopf gewachsen wäre.
„Warten Sie, Sie denken, ich tue das, weil ich einer Gehirnwäsche unterzogen wurde?“, fragte er.
Es würde eine Menge erklären, flüsterte eine böse kleine Stimme in seinem Hinterkopf. Es würde erklären, warum er Spocks Gesellschaft so genoß. Es würde erklären, warum Spocks Beleidigungen oder Angriffe mehr weh taten, als sie es sollten. Es würde sogar seine unerwartete Anziehung zu ihm erklären. Aber es würde nicht alles erklären und er konnte die Löcher in dem Argument sehen – zum Beispiel warum der ältere Spock sein Gehirn verändern würde, um ihn sich von seinem jüngeren Ich angezogen fühlen zu lassen.
„Aber wenn er das getan hätte“, meinte Jim mit Nachdruck, „warum würde er dann gehen? Wenn er sich die ganze Mühe machte, mich einer Gehirnwäsche zu unterziehen, warum würde er das tun und dann einfach ‚Tschüß‘ winken?“
Ein Mischmasch aus Gedanken und Zweifeln wirbelte durch seinen Kopf. Er dachte ehrlich nicht, dass Spock – irgendein Spock – ihm etwas so Abscheuliches und Unmoralisches antun würde. Aber kam dieser impulsive Glaube an seinen Charakter daher, dass er das getan hatte? Andererseits erinnerte er sich an die Verschmelzung mit Spock. Lebhaft. Der alte Mann war ganz bei ihm gewesen, durch seine Erinnerungen gehend, so nah, hätte es sich um eine physische Interaktion gehandelt, sie hätten Händchen halten können. Seine Stimme hatte mit Worten erklärt, sein Geist hatte in Bildern gezeigt und seine Emotionen hatten gefühlt mitgeteilt, was vorgefallen war. Und die Verbindung wurde unterbrochen, sobald das geschehen war. Er hatte nie in Betracht gezogen, dass etwas anderes passiert sein könnte. Es schien einfach nicht, als wäre dafür Zeit oder Gelegenheit gewesen.
Aber es war sein Verstand, der ihm das sagte. Und was, wenn daran herumgespielt worden war… er konnte nicht auf ihn vertrauen. Er blickte über den Tisch zu Spock, der ihn mit kleinsten Spuren von Besorgnis – vielleicht sogar Angst? – betrachtete. Könnte Spock ihm so etwas antun? Konnte er überhaupt seiner eigenen Fähigkeit trauen, dies zu beurteilen? Aber… zumindest konnte er diesem Spock vertrauen, so etwas nicht gut zu heißen. Ansonsten hätte er es nicht aufgebracht (zur Sprache gebracht). Er hatte eine Idee.
„Könnten Sie es erkennen?“, fragte er. Spocks Gesichtsausdruck wechselte leicht von Anspannung zu Verwirrung. Jim erklärte, wobei er eine Hand hob, um an eine seiner Schläfen zu tippen. „Falls Sie einen Blick hier reinwerfen würden – könnten Sie erkennen, ob er etwas verändert hätte oder nicht?“
Hat er nicht, beteuerte der überwiegende Teil von Jims Instinkten. Hätte nicht irgendwer bemerkt, wenn er eine völlig andere Persönlichkeit hätte? Bones oder seine Mutter? Andererseits hatte er sich verändert. Aber er hatte gedacht, das läge eher an all den lebenswichtigen Entscheidungen, die er in den letzten paar Jahren getroffen hatte.
Nach einer Pause, die fast greifbar war, antworte Spock ihm.
„Ich könnte es“, bestätigte er, wobei er die Hände vom Tisch nahm, so dass sie weiter weg von Jim und sicher an seiner Seite lagen. „Allerdings ist es nicht ratsam für mich, so eine Einschätzung zu versuchen, bevor ich eine bessere Selbstkontrolle erreicht habe.“
„…Nun“, kam Jim schließlich zu dem Schluss, „ich nehme an, in diesem Fall müssen wir einfach warten, bis Sie so weit sind, da ich keine anderen telepathischen Freunde habe.“
Er sollte beunruhigt über seine Lage sein. Er sollte besorgt und verletzt und wütend sein – aber er war im Großen und Ganzen immer noch zu sicher, dass nichts passiert war.
„Sie gehen sehr ruhig damit um“, stellte Spock fest. „Das erhärtet meinen Verdacht.“ Jim zuckte mit den Schultern.
„Ich denke einfach nur, dass SIe falsch liegen“, antwortete er offen. Und das tat er. Auch wenn er gleichzeitig schreckliche Angst hatte, dass Spock recht hatte.
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Re: Kapitel 12 - in Arbeit -

Beitragvon Sirina » So 25. Okt 2009, 21:43

Jim war nicht überrascht zu lernen - Vulkanier brachen das Gesetz nicht. Sie taten es einfach nicht. Es war aus so vielen Gründen so offensichtlich unlogisch, dass es ihnen einfach nicht in den Sinn kam. Außerdem glaubten Vulkanier sehr fest an Regeln und daran, sie zu befolgen. Daher war es eine gute Sache, dass Jim hinter dem Steuer saß, oder sie wären am Tempolimit geblieben.
Das Fenster war so weit es ging heruntergerollt (heruntergelassen)und er nutzte den seltenen Moment, das Gefühl des Windes in seinen Haaren zu genießen. Sein Lächeln war so breit wie immer, allen Ärger für den Moment vergessen, als er in der puren menschlichen Freude aufging, schneller zu fahren als erlaubt.

Er nutzte jeden Trick, den er kannte, die patrouillierenden Polizeieinheiten und Systeme mit der Leichtigkeit von mit Übung verbrachter Teenagerjahre vermeidend, (vermied die patrouillierenden Polizeieinheiten und Systeme mit der Leichtigkeit von mit Übung verbrachter Teenagerjahre) sich zwischen den anderen Fahrzeugen mit einer Geschwindigkeit, Geschicklichkeit und Geschmeidigkeit hindurchschlängelnd, (und schlängelte sich zwischen den anderen Fahrzeugen mit einer Geschwindigkeit, Geschicklichkeit und Geschmeidigkeit hindurch), dass seine Durchfahrt nicht mal lange genug dauerte, um Alarm oder gar Erkennen zu verursachen.
(Mein Vorschlag wäre, den Satz komplett umzustellen, da er ansonsten sehr schwer verständlich ist.: Er nutzte jeden Trick, den er aus seinen mit Üben verbrachten Teenagerjahren kannte, um den patrouillierenden Polizeieinheiten und Systemen mit Leichtigkeit zu entgehen. Er schlängelte sich zwischen den anderen Fahrzeugen mit einer Geschwindigkeit, Geschicklichkeit und Geschmeidigkeit hindurch, dass seine Durchfahrt nicht mal lange genug dauerte, um Alarm oder gar Erkennen zu verursachen.)
Es war herrlich. Jim war kein Pilot, aber er war ein verdammt guter Fahrer. Das Auto war auch recht gut, nichts Aufregendes, aber ziemlich neu und reaktionsschnell.

Spock hatte gegen ihre zu hohe Geschwindigkeit und die ersten neun Verkehrsgesetze, die er gebrochen hatte, protestiert, schien aber nach einer Weile zu entscheiden, dass es unlogisch war mit Jim zu reden, wenn dieser nicht zuhörte. Stattdessen begann sein Erster Offizier, ihn zu beobachten. Normalerweise hätte dies Jim befangen gemacht, aber er stellte fest, dass er sich in diesem Moment nicht aufraffen konnte, sich darum zu scheren – die Strasse war herrlich, schnell zu fahren machte Spaß, und nach allem, was passiert war, musste er einfach mal tief durchatmen. Daher kümmerte es ihn nicht, ob er wild oder verrückt wirkte. Genau in diesem Moment schien es nicht wichtig.
Er erinnerte sich daran, wie er es das erste Mal geschafft hatte, auf seinem alten Fahrrad auf dem Hinterrad zu fahren. Der Wind peitschte um seine Ohren und sein Herz schlug ihm bis zum Hals als die Welt kippte, als ob der Planet langsam unter ihm mit den Achseln zuckte, und er hatte einfach seinen Kopf nach hinten geworfen und seine Arme ausgestreckt. In diesem einen Moment war es das Paradies, bevor er einen spektakulären Sturz hinlegte.
Lachend erzählte er Spock davon, seine Augen auf der Strasse lassend, während die Worte über seine Lippen schlüpften.
Spock antwortete nicht, außer mit einem Kopfnicken. Aber Jim hatte seine Aufmerksamkeit. Fixiert, beinahe hingerissen, als ob er in diesem Moment die faszinierendste Sache der gesamten Schöpfung wäre.
Er hatte keine Ahnung, was er getan hatte, um dieses Maß an Interesse zu verdienen, aber für den Moment schwelgte er einfach nur darin, ohne über gute oder schlechte Ideen nachzudenken oder den Grund, warum er das alles so sehr genoss. Er tat es einfach.
Mit Jim hinter dem Steuer verließen sie die Stadt recht schnell. Er hätte sich wahrscheinlich ein paar Mal verfahren, aber Spock gab einen präzisen und effizienten Navigator ab, und nachdem er sich einmal an Jims ‚einzigartigen‘ Fahrstil gewöhnt hatte, wurde er recht gut darin vorauszusehen, wann er kurz davor stand es zu vermasseln.
„Sie sind talentiert“, informierte Spock ihn an einer Stelle, und Jim schlingerte tatsächlich etwas auf der Straße wegen der unerwarteten Aussage und des direkten Kompliments.
„Was?“, stammelte er, einen kurzen Blick hinüberwerfend.
Spock ging ins Detail.
„Ich habe Sie das nun schon mehrere Male tun sehen. Sie sind in der Lage, wünschenswerte Resultate durch nicht ratsame Handlungen zu produzieren(erzeugen Anm.: ich fände ich ‚produzieren’ passender.),“, erklärte er; sein Blick war nachdenklich und abwesend, wie in Erinnerungen versunken. „Zuerst habe ich Ihren Erfolg bei solchen Unternehmungen als bloße statistische Anomalien abgetan. Aber es gibt einen Punkt, an dem statistische Anomalien aufhören, ein anwendbares Konzept zu sein. Die Annahme liegt daher nahe, dass Sie ein Talent besitzen zu wissen, welche nicht ratsamen Handlungen wünschenswerte Ergebnisse erzielen.“
Jim sah noch mal zu ihm hinüber, verwirrt durch den konzentrierten Blick und was Spock versuchte, ihm zu sagen.
„Sie meinen, dass ich Glück habe?“, bot er an.
„Nein“, antwortete Spock. „Wie ich sagte, eine statistische Anomalie kann die Beständigkeit Ihres Erfolgs nicht erklären. Ich meine, dass Sie begabt darin sind auszusuchen, welche Regeln Sie brechen.“
„…Oh.“ Jim war sich nicht wirklich sicher, ob die Feststellung, von dieser Quelle kommend, sich tatsächlich noch als Kompliment qualifizierte. Aber Spock wirkte nichts weniger als aufrichtig und fasziniert. Er entschied sich, das Beste zu vermuten und nahm an, dass es gut gemeint war. „Danke?“
„Es war nur eine Beobachtung“, antwortete Spock. „Obwohl ich nachfragen muss – Wie treffen Sie Ihre Entscheidungen?“
Jim sah wieder zu ihm hinüber, bevor er die Augen wieder auf die Strasse richtete. Sogar er wusste es besser, als seine Konzentration abgelenkt zu lassen, wenn er so schnell fuhr wie jetzt.
„Sie meinen, wie weiß ich, welche Regeln ich brechen kann?“, stellte er klar. Spock machte eine bestätigende Geste und er atmete aus. „Hm… ich habe noch nie wirklich darüber nachgedacht.“
Schweigen folgte seiner Behauptung. Jim begann sich zu fragen, ob sie es dabei belassen würden, als Spock wieder sprach.
„Als Sie das No-Win-Szenario des Kobayashi-Maru-Tests… umgingen, muss Ihnen doch klar gewesen sein, dass die Akademie Ihre unorthodoxen Methoden aufdecken würde und dass diese Methoden leicht als Verstoß gegen mehrere Regeln bezüglich des Verhaltens von Studenten ausgelegt werden könnten. Trotzdem müssen Sie geneigt gewesen sein anzunehmen, man würde über den Verstoß hinwegsehen. Warum?“, fragte er.
Stirnrunzelnd strich Jim mit einer Hand über das Kinn und dachte darüber nach.
„Nun“, sagte er, „ich dachte, es wäre ein Trick.“
„Ein Trick?“ Spocks Augenbraue hob sich. Jim nickte.
„Ja. Ich meine, ich habe den Test davor zweimal gemacht, wissen Sie – und nachdem ich durchgefallen war, habe ich es mir immer wieder durch den Kopf gehen lassen. Jeder hat gesagt, dass der Test nicht zu schlagen sei. Aber… sie lagen falsch. Sie haben nur nicht weit genug außerhalb der Box gedacht (evtl: über den Tellerrand hinaus geschaut; Anm.: Ich würde vorschlagen wir machen es so: Sie habe nur nicht weit genug über das Szenario hinaus gedacht. )“, argumentierte er. „Der Test war nicht unschlagbar. Alles, was man tun musste, war, ihn als das zu behandeln, war er wirklich war – eine Computersimulation. Das war der Trick. In der Realität muss man keine Regeln beachten außer denen, die die Wirklichkeit einem aufzwingt. Ich dachte nicht daran, rausgeworfen zu werden, weil ich der Meinung war, den Test geknackt zu haben – dass der einzige Weg, ihn zu schlagen, der war, ihn zu hacken. Also habe ich es getan“, erklärte er. Es war lustig. Er dachte, das wäre offensichtlich.
„…Faszinierend“, erwiderte Spock. Jim sah ihn an.
„Ja?“, fragte er.
„Allerdings, aus dieser Perspektive hätte keine Simulation einen Sinn, außer als Training fürs Computerhacken, davon ausgehend, dass alle vorgeschlagenen Szenarien sehr einfach dadurch umgangen werden könnten“, argumentierte Spock.
„Ich habe nicht jeden Test, den ich gemacht habe, gehackt“, protestierte Jim. „Nur den einen, den ich nicht auf irgendeine andere Weise schlagen konnte.“
„Das ist mir bewusst“, antwortete Spock. „Ich stelle nicht Ihre Integrität in Frage. Nur Ihre Logik.“ Ein ironisches Grinsen verzog Jims Lippen.
„Nun, da ist Ihr Problem“, sagte er, „ich bin einfach nicht genug Vulkanier dafür.“ Spocks Blick wurde irgendwie unlesbar.
„Logik gibt es nicht ausschließlich bei Vulkaniern. Noch scheint es ein Konzept zu seine, das sich Ihnen entzieht, wie ich einst fälschlicherweise annahm. Sie haben schlicht eine unorthodoxe Denkweise“, sagte er vernünftig(Vorschlag, bitte?; Vorschlag: erläuterte er sachlich/rational/nüchtern[/i] ). „Meine Mutter war sehr logisch nach menschlichen Standards. Aber sie hatte viele surakische Lehren übernommen – als ich zum ersten Mal zur Erde kam, hatte ich geglaubt, dass die Mehrheit der Menschen weniger kompetent sein würde als sie.“
Jim runzelte die Stirn und versuchte sich zu erinnern, wo er das Wort schon einmal gehört hatte. Surakisch…, surakisch…
„Oh!“ Er schlug eine Hand gegen das Lenkrad, als es ihm einfiel. „Surakische Lehren – ich hab’s, nach Surak, nicht wahr?“ Sein Blick war auf die Strasse gerichtet, so dass er die Gelegenheit verpasste zu sehen, wie Spock seine Augen aufriss, oder die Art, wie sein Erster Offizier ihn ansah, als ob er angefangen hätte, in einem uralten vulkanischen Dialekt zu reden.
„Sie kennen Surak?“, fragte er, wobei seine Stimme einen leicht ungläubigen Klang annahm.
Jims Hirn stotterte kurz, als er seinen Schnitzer bemerkte. Oh Scheiße. Das war etwas, das ihm der andere Spock erzählt hatte. Surak war der Gründer der vulkanischen Philosophien von Logik und der Unterdrückung von Emotionen – aber er hatte vergessen, welcher seiner zwei halbvulkanischen Freunde das erwähnt hatte.
„Ähm…“, wich er brillant aus. Spocks Gesichtsausdruck wechselte langsam von Ungläubigkeit zu seiner eher üblichen Maske – doch von einem leichten Hauch von Verdacht überzogen.
„Jim, wo haben Sie von Surak erfahren?“, fragte er. Verzweifelt fischte dieser in seinem Gehirn nach einer Antwort.
„…kulturelle Studien?“ Spocks Augen verengten sich.
„Sie lügen“, sagte er, weniger beschuldigend als feststellend. Jims Augen blieben verlegen auf der Strasse. Er konnte es nicht wirklich verneinen abstreiten – nicht, wenn er so offensichtlich, unverblümt darauf angesprochen wurde. Jeglicher Protest seinerseits würde unglaublich unehrlich klingen. Und er wäre es.
Es wäre wirklich Mist, derjenige zu sein, der Raum und Zeit zerstörte, weil er seine Spocks nicht auseinander halten konnte. Falls es hinterher noch eine Geschichtsschreibung gäbe, würde sie wahrscheinlich kein schmeichelhaftes Bild zeichnen.
„Würden Sie glauben, dass ich einen vulkanischen Brieffreund habe?“, schlug er vor. Was überwiegend wahr war, außer, dass er technisch gesehen halbvulkanisch war und Jim ihm nur einmal geschrieben hatte.
Skepsis zeigte sich auf dem Gesicht seines Ersten Offiziers. Dann Verdacht. Jim sah ihn peinlich berührt an, als der Ausdruck subtil die Bandbreite durchlief, sich von Verdacht zu Begreifen bewegte und letztendlich bei Verärgerung stehen blieb.
„Sie hatten Kontakt zu meinem alternativen Ich“, verdächtigte Spock ihn und nun war es an Jim auszusehen, als hätte jemand gerade einen Kübel Eiswasser über seinen Kopf gekippt.
Er wartete eine Minute. Das Universum kollabierte nicht.
„Sie sollten nichts von ihm wissen“, platzte er schließlich in wenig eloquenter Verwirrung heraus. „Wieso wissen Sie von ihm?“ Aber er begann bereits, die Antwort zu vermuten. Spock bedachte ihn erneut mit einem unlesbaren Blick.
„Jim. Dachten Sie, ich würde nicht schlussfolgern, was passiert war, wenn ein Schiff aus der Zukunft auf mein Stimmmuster reagiert und mich mit ‚Botschafter Spock‘ anredet?“, fragte er steif.
„Nun, ich hoffte, dass Sie es nicht würden“, antwortete Jim. „Insbesondere da der andere Spock mir sagte, dass es Raum und Zeit zerstören würde.“ Allerdings fing er an zu glauben, dass das Bockmist gewesen sein könnte.
„…Als Sie wieder mit ihm sprachen, hat er es Ihnen nicht erzählt?“, fragte Spock und seine Augen verengten sich.
Jim fing an, sich zu fragen, ob er an die Seite fahren sollte. Für den Fall, dass sein Erster Offizier ausflippte, war ein rasendes Fahrzeug wahrscheinlich nicht der beste Platz dafür.
„Mir was erzählen?“, fragte er.
„Dass ich ihn getroffen habe.“
Okay. Yep. Zeit, an die Seite zu fahren. Jetzt. Jim fuhr das Auto von der Strasse, zog die Bremse an und drehte sich um, um Spock seine volle Aufmerksamkeit zu schenken.
„Was?“, fragte er. Spock hielt seinem Blick gleichmütig stand, obwohl da ein irgendwie dunkler Glanz in seinem Auge war.
„Ich habe ihn getroffen“, wiederholte er. „Wir haben kurz gesprochen, als ich darüber nachdachte, bei der Sternenflotte zu kündigen, um an den vulkanischen Kolonisierungsbemühungen teilzunehmen. Er riet mir – im Wesentlichen – auf meinem gegenwärtigen Weg zu bleiben.“
Jims Kiefer klappte runter.
„Was… warum… aber…?“, stammelte er. Dann fing er sich, bemerkte, dass er wahrscheinlich wie ein Idiot aussah, und klappte sofort den Mund zu, während er fühlte, wie enttäuschter Ärger (Enttäuschung und Ärger in ihm aufstiegen) in ihm aufstieg).
„Warum haben Sie mir das nicht gesagt?“, verlangte er zu wissen, schärfer als beabsichtigt. Sein Tonfall schien jedoch keinerlei Defensive bei Spock zu provozieren.
„Ich hatte keinen Grund, das Thema anzusprechen“, antwortete er einfach, „noch einen Grund zu glauben, dass mein alternatives Ich fortfahren würde, seinerseits solche Täuschungen durchzuführen.“
‚Er hat mich angelogen‘, dachte Jim und fühlte sich betrogen. Er hatte… verdammt. Er musste wie ein solcher Idiot ausgesehen haben. Wieder einmal.
„…Jim?“
Sich räuspernd wischte Jim den unangenehmen Gedanken und das beengte Gefühl in seiner Brust weg.
„Ja. Na ja, vielleicht dachte er, es wäre lustig“, schlug er vor und ließ den Motor wieder an, nun da es offensichtlich schien, dass Spock nicht ausflippen würde. Eine der Augenbrauen seines Ersten Offiziers wanderte nach oben.
„Das ist zweifelhaft“, sagte er.
„Ich denke, er ist etwas entspannter bezüglich seiner Emotionen als Sie,“, betonte Jim; sein Ton klang leicht verbittert. Spock fixierte ihn wieder mit diesem konzentrierten Blick.
„Vielleicht“, räumte er ein. „Trotzdem, es würde mir keine Freude bereiten, Sie zu täuschen. Wenn man in Betracht zieht, welch Wertschätzung Ihrer Person mein anderes Ich hat, bezweifle ich, dass er in diesem Punkt so verschieden von mir wäre.“ Er hielt inne und schien über etwas nachzudenken. „Er scheint sehr manipulativ zu sein – es ist eher wahrscheinlich, dass ihn diese Eigenschaft motiviert, als ein bösartiger Sinn für Humor.“
Jim rutschte unangenehm berührt hin und her, von der Idee, ‚manipuliert‘ worden zu sein genauso wenig angetan wie davon, ausgelacht zu werden.
„Ja… nun, ich nehme an, Sie sollten wissen, dass dieses ganze ‚Erde als Fokus‘-Ding von ihm kam. Ich habe ihn über vulkanische Meditation befragt,“, gab er zu. Wenn ich wieder mit dem alten Mann rede, dann werde ich… werde ich… Huh. Anscheinend hatte sein Gehirn ein paar Probleme, sich Gewaltakte gegen den Älteren auszudenken. Ich werde als extrem angepisst herüberkommen. Was ich bin. Und werde ein paar Antworten bekommen, verdammt!
Spock neigte seinen Kopf fast unmerklich.
„Sie haben mein anderes Ich kontaktiert, um bezüglich alternativer Meditationspraxen nachzufragen?“, fragte er. Jim nickte abwesend.
„Richtig“, bestätigte er. „Ich hätte nicht darüber gelogen, aber, wissen Sie – ich dachte, es wäre entweder das, oder den Stoff des Universums zerreissen(??, Vorschlag: ich dachte, entweder lügen, oder die Grundlagen des Universums vernichten.).“
„Natürlich“, sagte Spock. „Wenn man Ihre Fehlinformationen bedenkt, war es eine äußerst verständliche Einschätzung. In Zukunft, falls Sie jemals wieder sicher sind, dass es alles Sein beenden könnte, mir ein spezifisches Wissen mitzuteilen, rate ich Ihnen, dass sie mich im Unwissen lassen.“
Okay. Das war irgendwie lustig. Jim schnaubte, dann schüttelte er den Kopf leicht, so etwas wie ein Seufzen von sich gebend.
„Gleichfalls,“, antwortete er.
Denn so was passierte ja ständig. Also war es gut zu wissen, wo jeder in dieser Sache stand.
Eine weniger nervöse Stimmung legte sich über das Auto, als sie weiterfuhren. Jim konnte trotzdem nicht anders, als innerlich vor Wut darüber zu kochen, dass der ältere Spock ihn getäuscht hatte. Ihn von Delta Vega an Bord der Enterprise zu beamen, ohne sein Beisein, um die wilden Zeitreisegeschichten zu bestätigen, all die Information über vulkanische Geistespraktiken preiszugeben… warum sollte er lügen, um es zu vermeiden, die Dinge einfacher zu machen?
„…Es ist seltsam,“, sagte Spock nach einer Weile, die Mauer des Grübelns über den Betrug durchbrechend. Es schien, als würde in letzter Zeit jeder sein Spiel mit Jim treiben. Die Sternenflotte. Spock. Der andere Spock. Noch mal Spock.
„Was ist seltsam?“, fragte er, nicht in der Lage, Feindseligkeit gegenüber dem Spock zu fühlen, der wenigstens eine gute Entschuldigung dafür hatte, ihn gelegentlich – metaphorisch oder anders – gegen Wände zu knallen.
„Das Verhalten meines alternativen Ichs“, führte Spock aus. „Ich hatte Grund, seit unserem Treffen darüber zu grübeln. Er ist… von Ihrem Wert überzeugt. Es würde logisch erscheinen anzunehmen, dass Sie in seiner Zeit einen Handlung von ausreichender Bedeutung vollzogen haben, um solche Loyalität hervorzurufen.“
„Er sagte, wir wären Freunde“, bot Jim an. Er dachte nicht wirklich, dass das auch eine Täuschung gewesen war. Überraschenderweise, so sauer wie er darüber war, dass er ausgetrickst worden war, mochte er den alten Mann immer noch. „Er war aber ziemlich fertig von allem, das ihm passiert war“, fügte er hinzu. „Zuerst dachte ich, ich hätte nur irgend so einen verrückten, seltsamen Einsiedler gefunden, bis er darauf bestand, Sie zu sein – was, jetzt wo ich darüber nachdenke, nicht wirklich mit dem verrückt oder seltsam half (gefällt mir nicht... Vorschlag?, Vorschlag: nicht wirklich dabei half, die Begegnung nicht als seltsam oder verrückt zu empfinden.). Dann fragte er, wie ich ihn gefunden hätte, und überfiel mich fast mit diesem Gedankengerede-Zeugs?“ Was ein riesiger Haufen Nicht Lustig gewesen war. Wie ruhig der Mann auch aussah, unter all dem brauste ein Sturm, und ein paar schreckliche Momente lang hatte Jim Angst gehabt, davon weggetragen zu werden.
„Was?“, fragte Spock scharf. Der abrupte Wechsel im Tonfall überraschte Jim, der in seiner Erinnerung (Rückbesinnung) (Anm.: hier finde ich Erinnerung besser) fast geistesabwesend gewesen war.
„Ähm… was meinen Sie, ‚was‘?“, fragte er zurück, darüber nachdenkend, was er gesagt hatte, wobei er versuchte herauszufinden, welcher Teil die abrupte Frage verdient hatte. Spocks Blick war sehr, sehr hart geworden.
„Was meinen Sie, wenn Sie ‚Gedankengerede-Zeug‘ sagen?“, erläuterte er. Etwas verwirrt, runzelte Jim die Stirn.
„Sie wissen schon, wie das, was Sie auf der Narada mit diesem romulanischen Kerl gemacht haben“, sagte er. „Er hat seine Hand an mein Gesicht gelegt und mir einige seiner Erinnerungen gezeigt. Oh, und er hat was gesagt… Ich glaube, es war ‚Mein Geist zu deinem Geist…‘“
„…meine Gedanken zu deinen Gedanken“, beendete Spock. Er trug einen Ausdruck wie eine Stahlfalle. „Sie sagten, er habe Sie damit fast überfallen – er hat nicht erklärt, was es war? Oder um Ihre Erlaubnis gebeten?“, fragte er nachdrücklich.
„Irgendwie schon“, verteidigte Jim. „Zuerst kam er auf mich zu, aber als ich ihn fragte, was er da täte, stoppte er und sagte, es wäre einfacher, es mir zu zeigen. Denke ich. Ich weiß nicht, es war ziemlich intensiv.“
Okay. Spock war wütend. Obwohl er keine abrupten Gesten machte und nur sehr, sehr still saß, füllte die Stimmung das Auto fast spürbar. Jim erwog, wieder an die Seite zu fahren. Aber irgendwie zögerte er, den stetigen Rhythmus des Automotors zu unterbrechen oder irgend etwas zu tun, um die Stimmung zu verändern, besorgt, es würde den Damm brechen, der sehr offensichtlich errichtet worden war.
„Er benutzte diese Methode, um seine Situation zu erklären?“, fragte Spock nach einer Minute. Jim antwortete mit einem steifen, verlegenen Nicken.
„Ja. Ich konnte irgendwie verstehen warum – ich hätte ansonsten wahrscheinlich Probleme gehabt, ihm zu glauben“, schlussfolgerte er.
Aus irgendeinem Grund schien diese Erklärung Spock ein wenig zu besänftigen, obwohl es nur eine marginale Änderung dessen war, was unter seinem betont neutralen Gesichtsausdruck köchelte.
„Was ist los?“, konnte Jim sich endlich nicht mehr zurückhalten zu fragen.
„… mit dem Geist eines anderen Individuums zu verschmelzen ist keine geringfügige Sache“, antwortete ihm Spock nach einer Minute. Seine Kehle bewegte sich leicht, als er zu schlucken schien. „Es ist ein Akt, der aus Notwendigkeit durchgeführt wird, oder aus Intimität. Er hätte sich diese Freiheit nicht mit Ihnen herausnehmen sollen, insbesondere, da Sie mit dem Prozess nicht vertraut sind.“
Bei der Erwähnung von ‚Intimität‘ konnte Jim sein Gehirn nicht davon abhalten, in all die falschen Richtungen zu gehen. Richtungen, in die er nicht gerade mit einem Mann, der über ein Jahrhundert älter war als er, gehen wollte.
„Was meinen Sie, intim wie – was?“, fragte er, plötzlich beunruhigt, und sich nun auch sehr stark Spocks physischer Präsenz neben ihm bewusst. Der Halbvulkanier atmete leicht aus.
„Er hatte Zugang zu Ihrem Geist – ihren Gedanken, Erinnerungen, Gefühlen, Wahrnehmungen – und Sie zu seinem. Aber Sie waren mit einem solchen Kontakt nicht vertraut, somit wären Sie nicht in der Lage gewesen, diesen Zugang zu beeinflussen. Er hat sich selbst in eine Position mit beträchtlichem Einfluss auf Sie gebracht“, erklärte Spock. Dann fügte er, gleich einem Nachgedanken, hinzu: „Und er ist manipulativ.“
Jim brauchte einen Moment, um alle Implikationen darin zu verstehen. Ihm gefiel der Gedanke nicht, für eine solche Untersuchung offen zu sein. Aber gleichzeitig dachte er nicht – nun ja, fühlte sich nicht, als ob der andere Spock viel in seinem Schädel herumgestochert hätte. Er war da gewesen mit Jim, voll beschäftigt mit der Erinnerung an zwei sterbende Planeten – mit der emotionalen Reaktion, die das bewies.
„Ich denke nicht, dass er viel gemacht hat“, sagte er beruhigend. Er wunderte sich, ob dies eines dieser kulturellen Dinge war, die etwas schwierig zu verstehen waren. Allerdings gab es eine Unzahl telepathischer Wesen im Universum – das psychologische Training der Sternenflotte hatte es erfordert, mit diesem Konzept umgehen zu können. Einige der Wesen waren angeblich freizügiger mit ihren Fähigkeiten als andere.
„Sie wüssten es nicht, wenn er das getan hätte“, informiert Spock ihn stur und überkreuzte seine Arme dann mit einer angespannten Geste vor der Brust. Einen Moment lang dachte Jim, er sähe etwas weniger wütend aus und dafür eher… außer sich.
Er kämpfte gegen den Impuls, hinüber zu greifen und eine Hand auf Spocks Schulter zu legen. Wenn ich nicht ausflippe, warum tut er es dann?, fragte er sich, obwohl er annahm, dass es ihn mehr beschäftigen sollte, als es der Fall war. Der andere Spock hatte bereits bewiesen, dass er in der Lage war, ihn zu täuschen. Und, wie Spock gesagt hatte, wenn der Kerl in seinem Kopf herumgespielt hatte, wie sollte er es wissen?
Aber seine Instinkte gingen einfach nicht mit diesem Gedanken konform. Einige seiner Unsicherheiten verfolgten ihn, aber überraschenderweise nicht viele. Es beschäftigte ihn immer noch stärker, dass er angelogen worden war.
Spock sah jedoch nicht so aus, als ob er ihm allzu viel Aufmerksamkeit widmete. Er hatte seine Augen geschlossen und murmelte eine Reihe unverständlicher – und einige nicht aussprechbare – Wörter vor sich hin. Jetzt, da er etwas mehr darüber erfahren hatte, vermutete Jim, dass es Mantras waren, um ihm beim Konzentrieren zu helfen.
Klugerweise ließ er Spock in Ruhe und richtete stattdessen seine Aufmerksamkeit wieder auf die feine Kunst, mehrfache, reuelose Verkehrsverstöße zu begehen.(, die er nicht bereute. Gegenvorschlag?; Anm.: ich finde das passend…)
Aber egal, wie weit er über die erlaubte Geschwindigkeitsgrenze hinausging, so war es doch noch ein weiter Weg, und bald schon machten sich gewisse biologische Bedürfnisse bemerkbar. Außerdem hatte die Taubheit in seiner Kehle nachgelassen und sie hatte angefangen sich anzufühlen, als ob jemand Sandpapier an ihr entlang gerieben hatte. Eine Pause klang mehr und mehr wie eine gute Idee.
Spock schien nicht einmal zu merken, dass Jim auf den Parkplatz eines Restaurants gefahren war, bevor der Motor stoppte. Dann öffnete er seine Augen und fixierte ihn mit einem fragenden Blick.
Jim grinste, froh darüber, dass ein Großteil der Schärfe aus dem Blick verschwunden war. Nicht dass die Schärfe nicht ihren eigenen seltsamen Reiz gehabt hätte, so heiß und scharf und gefärbt mit – weißt du was? Er würde hier aufhören. Yep.
„Hungrig?“, fragte er und widerstand gerade noch dem Drang, seinen Kopf gegen das Lenkrad zu schlagen, als sein Gehirn die Frage automatisch mit einer Anspielung verband. Nur ein Wort! Gottverdammt, er war verflucht.
Spock neigte seinen Kopf leicht in einem angedeuteten Nicken und sie stiegen aus. Jim streckte seine Arme und Beine für einen Moment und dann gingen sie zusammen zu dem ziemlich gewöhnlich aussehenden Etablissement. Es lag still unter einer übergroßen Plakatwand, irgendwie von seiner eigenen Werbung überschattet.
„Warum suchen Sie uns nicht einen Platz? Ich verschwinde mal kurz,“, sagte er, klopfte Spock kurz auf die Schulter (verdammt, schon wieder vergessen) und ging dann hastig zu den gut erkennbar gekennzeichneten hiesigen Toiletten.
Als er fertig war, gelang es ihm, Spock mit einer Leichtigkeit ausfindig zu machen, als werde er wie magnetisch von ihm angezogen. Er fand ihn an einem kleinen Tisch, der ein ganzes Stück abseits des allgemeinen Hin und Her des Etablissements stand. Das Dekor war einfach und blass, die dunklen Farben von Haar und Kleidung seines Ersten Offiziers kontrastierend. Das Fenster neben ihm war in einem sehr passenden hellen Grün gefärbt, was ihn in ein Licht setzte, das sein normalerweise unterschwellig außerirdisches Aussehen stärker betonte. ‚Exotisch‘ beschrieb es nicht mal ansatzweise, aber Jim schob diesen Gedanke beiseite und setzte sich.
„Ich habe mir die Freiheit genommen, Ihnen ein Glas Wasser zu bestellen,“, sagte Spock als eine Art Begrüßung und Jim nickte ein Danke, bevor er das kühle Getränk hob und seine Kehle beruhigte. Das Eis klimperte und warf reflektierte grüne Scherben auf ihn.
„Wie geht es Ihnen?“, fragte er, sobald er ein gutes Drittel des Glases ausgetrunken hatte. Spock machte eine bejahende Geste, indem er leicht den Kopf neigte und kurz die Augen schloss.
„Zur Zeit bin ich gefasst,“, bestätigte er. „Nachdem Sie letzte Nacht…gegangen waren, habe ich einige meiner Meditationspraktiken geändert.“
„Und hat es geholfen?“, fragte Jim mit ehrlicher Neugier.
Wenn Spock menschlich gewesen wäre, hatte er womöglich die ‚so lala‘ Handbewegung gemacht. Wie es war, brachte er es irgendwie fertig, das gleiche Gefühl nur mit der kleinsten Bewegung seines Mundes zu vermitteln.
„Es war… irritierend. Aber auch vielversprechender als meine früheren Versuche“, antwortete er.
Dann kam ein Kellner und sie gerieten etwas ins Stocken, als sie bemerkten, dass die Karte nur begrenzte vegetarische Optionen bot. Jim studierte zusammen mit Spock die Karte, auf der Jagd nach einem passenden Gericht, das kein einziges tierisches Produkt enthielt. Fast alle enthielten irgendwo zumindest Shrimps, Speck oder Hühnchen. Der Kellner erwies sich als wenig hilfreich. Er stand einfach nur herum mit der abgestumpften Gleichgültigkeit einer Person, die ihren Job nicht unbedingt mochte.
Sich über den Tisch lehnend, beobachtete Jim Spocks Finger, wie sie über die Zeilen der Karte fuhren – eine unnötige Geste für jemanden mit einem so präzisen Gehirn. Sie schien allerdings sehr geistesabwesend, und so vermutete er, dass es seine menschliche Seite war, die sich etwas zeigte.
„Schauen Sie“, meinte Jim schließlich und wandte sich in seiner Verzweiflung an den Kellner. „Sie kochen doch auch für Menschen, die gegen einige Zutaten allergisch sind, oder?“, fragte er. Der Kellner sah ihn komisch an, nickte jedoch.
„Okay“, fuhr Jim fort und wies dann mit einem Daumen in Spocks Richtung. „Er ist gegen alles, das von einem Tier kommt, allergisch. Oder einem Fisch“, fügte er hinzu, da er der Intelligenz des Typen nicht so weit vertraute. „Also egal was er bestellt, stellen Sie sicher, dass es nicht mit irgendetwas, das lebte und sich bewegte, in Berührung kommt“. ‚Oder ich hau dir was auf die Nase‘ blieb ungesagt. aber stark angedeutet. Zumindest das schien den jungen Mann für einen Moment aus seiner apathischen Trance zu reißen.
„Ähm, sicher“, stimmte er zu, unbehaglich zwischen Jims halbfeindlichem Blick und Spocks sorgfältiger Neutralität hin und her blickend. „Das kann ich machen.“
„Gut“, erwiderte Jim fröhlich, bevor er seinen Kopf Spock zuwandte und mit einer spielerisch einladenden Geste auf die Karte zeigte. „ Da. Suchen Sie sich aus, was Sie möchten.“
Spocks Mundwinkel zuckten ein winziges Stück nach oben, aber er tat ihm den Gefallen. Der Kellner schrieb ihre Bestellungen hastig auf, ging dann und überließ sie wieder der Halb-Privatsphäre ihres Tisches.
„Verdammt“, sagte Jim, „das ist ein komisches Restaurant. Kein vegetarisches Gericht?“, sinnierte er, sich etwas verlegen fühlend, als ob er das aufgrund der Fassade hätte vermuten müssen. Aber es war ja nicht so, als wäre da irgendeine Andeutung auf dem Schild gewesen.
„Es gäbe Baguettes,“, meinte Spock diplomatisch, „obwohl die nach der Beschreibung auch mit Käse oder Speck hätten belegt sein können.“
Jim schüttelte den Kopf, ließ ihn etwas hängen und lachte. Danach entstand eine Pause in ihrer Unterhaltung, in dieser betretenen Art, die entsteht, wenn man krampfhaft nach Gesprächsstoff sucht. Spock wandte den Blick aus dem Fenster und beobachtete durch den grünen Glasfilter, wie eine leichte Brise über den Parkplatz wehte. Er verschränkte die Finger, lehnte die Arme gegen den Tisch und sah einen Moment lang sehr ruhig und fremdartig und schroff, aber trotzdem auch sehr vertraut und passend aus.
Die Peinlichkeit erstarb, entspannte sich stattdessen in eine angenehme Stille. Eine Akzeptanz der Pause in der Unterhaltung. Jim fuhr geistesabwesend mit dem Daumen über die kühle, kondensfeuchte Oberfläche seines Wasserglases. Er dachte darüber nach, was sie tun würden, wenn sie erst in San Francisco waren. Es gab da ein paar Verwaltungsangestellte der Sternenflotte, die Zielscheibe seines Wutanfalls werden würden. Dann dachte er über die seltsame Idee nach, sich gegen seinen eigenen Ersten Offizier bewaffnen zu müssen. Spock würde jedoch mit dieser neuen Situation zurecht kommen, überlegte er. Er würde es müssen, oder ansonsten müsste Jim sich einen anderen Ersten Offizier suchen. Das wusste er. Die Sternenflotte mochte nicht die gleiche rigorose Gefühlskontrolle erfordern wie die vulkanischen Traditionen, aber es gab dennoch Standards.
Nicht dass er Spock in näherer Zukunft an die psychologische Abteilung verpfeifen würde. Aber er musste jetzt trotzdem wie ein Captain denken, selbst wenn es ihm auf den Geist ging.
„Jim“, sagte Spock, als Jim gerade anfing sich zu fragen, wo ihr Essen blieb. Er schaute hinüber und stellte fest, dass er unerwartet in einem konzentrierten Blick gefangen war. „Wie lautet ihre Einschätzung meines anderen Ichs?“
Mit dieser Frage überrascht, runzelte Jim die Stirn, sein Daumen hielt quietschend in seiner zerstreuten Bewegung über sein Glas inne.
„Was meinen Sie mit ‚Einschätzung‘?“, entschied er sich nachzufragen.
„Ich beziehe mich auf Ihre Meinung, Ihre Wahrnehmung“, erklärte Spock. „Alles, was Sie bemerkenswert an ihm fanden. Was Sie über seinen Charakter festgestellt haben. Sie hatten ausgiebiger mit ihm zu tun als ich.“
Als er darüber nachdachte, nahm Jim an, dass er recht hatte, obwohl es seltsam schien, mehr über jemanden zu wissen, als dieser selbst. Irgendwie. Es schien noch seltsamer zu versuchen, seine Ansichten über einen Spock für den anderen in Worte zu fassen.
„Ich weiß nicht“, antwortete er achselzuckend. „Ich verstehe nicht, warum er darüber gelogen hat, eine Begegnung mit Ihnen vermeiden zu müssen. Aber ansonsten ist er in Ordnung.“
Spock betrachtete ihn einen Moment lang sorgsam. Dann zog er die Augenbraue hoch, als klar wurde, dass er nicht mehr sagen würde.
„Das ist das Ausmaß ihrer Einsicht? Dass er ‚in Ordnung‘ ist?“ Jim zog sich abwehrend zurück.
„Kommen Sie schon, Spock,“, sagte er, „ich habe nur zweimal mit ihm gesprochen. Was wollen Sie hier wissen?“ Aber ihm war klar, dass er nicht gleich eine Antwort kriegen würde. Er konnte schon den Kellner mit dem Essen kommen hören.
Jim und Spock schwiegen beide, während das Essen vor ihnen abgestellt wurde, und erst als die fernen Schritte des wenig begeisterten jungen Mannes verhallten, schaute Jim von seinem Teller auf und zu seinem Ersten Offizier zurück. Spock besah sich sein Essen genau, schien es jedoch akzeptabel zu finden. Zumindest erhob er keine Einwände und begann nach einem Moment seine ordentliche und methodische Aufgabe des Essens. Seine Gabel beladend, schob Jim sie sich achtlos in den Mund. Einfach aus Prinzip. Das Universum brauchte schließlich Balance.
„Ich denke nicht wie er“, gab Spock nach einer Weile zu. Er unterbrach das Essen und schaute schließlich zu Jim auf und kreuzte dessen Blick, der überwiegend auf ihn fixiert gewesen war. Die Enthüllung kam unerwartet. Jim wartete eine Minute, aber das schien alles, was Spock zu sagen hatte.
„Hey“, sagte er letztlich, „falls es hilft, betrachten Sie es so: irgendwann werden Sie das. Sie wissen schon. Wenn Sie ein paar Jahrhunderte hinter sich haben.“ Sein Versuch an Humor brachte ihm nur einen sehr trockenen Blick ein.
„Es ist unwahrscheinlich, dass er so alt ist“, berichtigte Spock ihn. Jims Antwort bestand aus einem Schulterzucken. „Es ist auch möglich, dass ich niemals so wie er sein werde. Meine Existenz ist unwiderruflich verschieden von seiner.“
„Ja, ich weiß“, sagte Jim und fuchtelte mit seiner Gabel durch die Luft, um sein Abtun zu unterstreichen. „Sie sind verschiedene Leute – das verstehe ich. Ich meinte nur, dass es wahrscheinlich so eine Art ‚Altersweisheit‘ ist. Oder Senilität. Suchen Sie es sich aus.“
„Sie verdächtigen ihn des geistigen Verfalls?“, fragte Spock, offensichtlich ernsthaft. Jim sah ihn komisch an.
„Das war ein Witz“, erklärte er. Zu seiner Überraschung schien Spock tatsächlich in sich zusammen zu fallen. „Okay, wissen Sie was“, sagte er schließlich, nicht wütend, aber etwas verärgert. „Ich rede nicht im Kreis, also was auch immer Sie auffrisst, spucken Sie es aus.“ Er konnte sehen, dass sein Erster Offizier das nicht erwartet hatte, da seine Schultern sich ein klein wenig anspannten und so seine Überraschung verrieten.
„Ich werde nicht aufgefressen“, protestierte Spock voll falscher Naivität. Das brachte ihm eine auf ihn gerichtete Gabel ein.
„Stellen Sie sich nicht dumm“, sagte Jim, nicht im Geringsten getäuscht. „Das kriegen Sie nicht hin.“ Die Kombination aus Beleidigung und Kompliment in dieser Beobachtung schienen Spock für einen Moment innehalten zu lassen.
„Ich nehme an, Sie wären eine Autorität bezüglich einer solchen Fähigkeit“, antwortete er. Für eine Minute zerbrach auch Jim sich den Kopf darüber, ob er gerade ein Kompliment erhalten hatte oder beleidigt worden war. Er entschied, dass es sich wahrscheinlich ausglich. Aber er würde sich sowieso an die ‚Kompliment‘-Perspektive halten.
„Verdammt richtig. Also, was ist los?“ Spock zögerte. Er sah Jim an, als würde er etwas einschätzen, obwohl nicht zu erkennen war, was.
„Mein alternatives Ich hat sich viel Mühe gegeben, um sicher zu gehen, dass wir interagieren werden“, sagte er nach einer Weile. “Das ist unlogisches Verhalten. Unsere Zeitline wurde Dekaden vor seiner Ankunft darin verändert. Anzunehmen, dass irgendetwas beständig bleiben würde, ist unklug, und doch ist er überzeugt, dass wir uns gut kennen sollten.“ Spocks Gesichtsausdruck veränderte sich zu einem seiner Nicht-Stirnrunzeln. „Sie insbesondere wurden stark durch die von Nero verursachten Veränderungen beeinflusst. Es ist logisch anzunehmen, dass Sie von dem James T. Kirk, an den sich mein anderes Ich erinnert, verschieden sein würden.“
Jim hörte zu, überhaupt nicht von dem, was er hörte, überrascht oder sich Gedanken darüber machend. Er wusste, dass der andere Spock zu denken schien, er und sein Erster Offizier sollten Händchen halten und unter Regenbögen hindurchhüpfen, und er selbst hatte sich mehrere Male gedacht, dass er wahrscheinlich sehr verschieden war von dem anderen…ähm, ihm. Es ging nur darum zu erkennen, wo sein Freund damit hinwollte.
Spock atmete ein und schien sich etwas anzuspannen, als ob er sich für etwas Unangenehmes bereit machte.
„Geübte Telepathen sind in der Lage, die Gedanken oder Erinnerungen anderer zu filtern, zu verändern, in eine andere Richtung zu lenken oder sogar sie zu unterdrücken. Es ist möglich, dass mein anderes Ich in seiner Verzweiflung die Geistesverschmelzung als eine Möglichkeit nutzte, Sie zu…verändern. Sie mehr zu dem James T. Kirk zu machen, den er kannte.“
Jim war ruhig. Spock fuhr fort.
„Er könnte mehr in Ihnen gesucht als gefunden haben.“
Wow. Er entschied sich, die potentiell riesige und offensichtlich unbeabsichtigte Beleidigung in dieser Behauptung zu ignorieren.
„…Spock“, sagte Jim schließlich, „ich denke wirklich nicht, dass irgend so etwas passiert ist.“
Er hatte seine Worte beruhigend gemeint, aber aus irgendeinem Grund, funktionierten sie nicht. Spocks Hand verkrampfte sich um sein Besteck, die Gabel unnatürlich in seinem Griff verbiegend.
„Ihre Überzeugung unterstützt meinen Verdacht nur noch mehr“, antwortete er. „Haben sie die ungewöhnliche Neigung, die Sie zeigen, meine Übergriffe zu entschuldigen, nicht in Betracht gezogen? Ihr stures Bestehen darauf, mir zu Hilfe zu kommen?“ Jim sah Spock an, als ob ihm ein zweiter Kopf gewachsen wäre.
„Warten Sie, Sie denken, ich tue das, weil ich einer Gehirnwäsche unterzogen wurde?“, fragte er.
Es würde eine Menge erklären, flüsterte eine böse kleine Stimme in seinem Hinterkopf. Es würde erklären, warum er Spocks Gesellschaft so genoss. Es würde erklären, warum Spocks Beleidigungen oder Angriffe mehr weh taten, als sie es sollten. Es würde sogar seine unerwartete Anziehung zu ihm erklären. Aber es würde nicht alles erklären und er konnte die Löcher in dem Argument sehen – zum Beispiel warum der ältere Spock sein Gehirn verändern würde, um ihn sich von seinem jüngeren Ich angezogen fühlen zu lassen.
„Aber wenn er das getan hätte“, meinte Jim mit Nachdruck, „warum würde er dann gehen? Wenn er sich die ganze Mühe machte, mich einer Gehirnwäsche zu unterziehen, warum würde er das tun und dann einfach ‚Tschüß‘ winken?“
Ein Mischmasch aus Gedanken und Zweifeln wirbelte durch seinen Kopf. Er dachte ehrlich nicht, dass Spock – irgendein Spock – ihm etwas so Abscheuliches und Unmoralisches antun würde. Aber kam dieser impulsive Glaube an seinen Charakter daher, dass er das getan hatte? Andererseits erinnerte er sich an die Verschmelzung mit Spock. Lebhaft. Der alte Mann war ganz bei ihm gewesen, durch seine Erinnerungen gehend, so nah, hätte es sich um eine physische Interaktion gehandelt, sie hätten Händchen halten können. Seine Stimme hatte mit Worten erklärt, sein Geist hatte in Bildern gezeigt und seine Emotionen hatten gefühlt mitgeteilt, was vorgefallen war. Und die Verbindung wurde unterbrochen, sobald das geschehen war. Er hatte nie in Betracht gezogen, dass etwas anderes passiert sein könnte. Es schien einfach nicht, als wäre dafür Zeit oder Gelegenheit gewesen.
Aber es war sein Verstand, der ihm das sagte. Und was, wenn daran herumgespielt worden war… er konnte nicht auf ihn vertrauen. Er blickte über den Tisch zu Spock, der ihn mit kleinsten Spuren von Besorgnis – vielleicht sogar Angst? – betrachtete. Könnte Spock ihm so etwas antun? Konnte er überhaupt seiner eigenen Fähigkeit trauen, dies zu beurteilen? Aber… zumindest konnte er diesem Spock vertrauen, so etwas nicht gut zu heißen. Ansonsten hätte er es nicht zur Sprache gebracht. Er hatte eine Idee.
„Könnten Sie es erkennen?“, fragte er. Spocks Gesichtsausdruck wechselte leicht von Anspannung zu Verwirrung. Jim erklärte, wobei er eine Hand hob, um an eine seiner Schläfen zu tippen. „Falls Sie einen Blick hier rein werfen würden – könnten Sie erkennen, ob er etwas verändert hätte oder nicht?“
Hat er nicht, beteuerte der überwiegende Teil von Jims Instinkten. Hätte nicht irgendwer bemerkt, wenn er eine völlig andere Persönlichkeit hätte? Bones oder seine Mutter? Andererseits hatte er sich verändert. Aber er hatte gedacht, das läge eher an all den lebenswichtigen Entscheidungen, die er in den letzten paar Jahren getroffen hatte.
Nach einer Pause, die fast greifbar war, antworte Spock ihm.
„Ich könnte es“, bestätigte er, wobei er die Hände vom Tisch nahm, so dass sie weiter weg von Jim und sicher an seiner Seite lagen. „Allerdings ist es nicht ratsam für mich, so eine Einschätzung zu versuchen, bevor ich eine bessere Selbstkontrolle erreicht habe.“
„…Nun“, kam Jim schließlich zu dem Schluss, „ich nehme an, in diesem Fall müssen wir einfach warten, bis Sie so weit sind, da ich keine anderen telepathischen Freunde habe.“
Er sollte beunruhigt über seine Lage sein. Er sollte besorgt und verletzt und wütend sein – aber er war im Großen und Ganzen immer noch zu sicher, dass nichts passiert war.
„Sie gehen sehr ruhig damit um“, stellte Spock fest. „Das erhärtet meinen Verdacht.“ Jim zuckte mit den Schultern.
„Ich denke einfach nur, dass Sie falsch liegen“, antwortete er offen. Und das tat er. Auch wenn er gleichzeitig schreckliche Angst hatte, dass Spock recht hatte.
Sirina
 
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Re: Kapitel 12 - in Arbeit -

Beitragvon readonly1956 » Mo 26. Okt 2009, 20:01

Jim war nicht überrascht, als er erfuhr - Vulkanier brachen das Gesetz nicht. Sie taten es einfach nicht. Es war aus so vielen Gründen so offensichtlich unlogisch, dass es ihnen einfach nicht in den Sinn kam. Außerdem glaubten Vulkanier sehr fest an Regeln und daran, sie zu befolgen. Daher war es eine gute Sache, dass Jim hinter dem Steuer saß, oder sie wären am Tempolimit geblieben.

Das Fenster war so weit es ging heruntergelassen und er nutzte den seltenen Moment, um das Gefühl des Windes in seinen Haaren zu genießen. Sein Lächeln war so breit wie immer, allen Ärger für den Augenblick vergessen, als er in der puren menschlichen Freude aufging, schneller zu fahren als erlaubt.

Er nutzte jeden Trick, den er aus seinen mit Üben verbrachten Teenagerjahren kannte, um den patrouillierenden Polizeieinheiten und Systemen mit Leichtigkeit zu entgehen. Er schlängelte sich zwischen den anderen Fahrzeugen mit einer Geschwindigkeit, Geschicklichkeit und Geschmeidigkeit hindurch, dass seine Durchfahrt nicht mal lange genug dauerte, um Alarm oder gar Erkennen zu verursachen.

Es war herrlich. Jim war kein Pilot, aber er war ein verdammt guter Fahrer. Das Auto war auch recht gut, nichts Aufregendes, aber ziemlich neu und reaktionsschnell.

Spock hatte gegen ihre zu hohe Geschwindigkeit und die ersten neun Verkehrsgesetze, die er gebrochen hatte, protestiert, schien aber nach einer Weile zu entscheiden, dass es unlogisch war mit Jim zu reden, wenn dieser nicht zuhörte. Statt dessen begann sein Erster Offizier, ihn zu beobachten. Normalerweise hätte dies Jim befangen gemacht, aber er stellte fest, dass er sich in diesem Fall nicht aufraffen konnte, sich darum zu scheren – die Strasse war herrlich, schnell zu fahren machte Spaß, und nach allem, was passiert war, musste er einfach mal tief durchatmen. Daher kümmerte es ihn nicht, ob er wild oder verrückt wirkte. Jetzt, in diesem Moment, schien es nicht wichtig.

Er erinnerte sich daran, wie er es das erste Mal geschafft hatte, auf seinem alten Fahrrad auf dem Hinterrad zu fahren. Der Wind peitschte um seine Ohren und sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als die Welt kippte, so als ob der Planet langsam unter ihm mit den Achseln zuckte, und er hatte einfach seinen Kopf nach hinten geworfen und seine Arme ausgestreckt. In diesem einen Moment war es das Paradies, bevor er einen spektakulären Sturz hinlegte.

Lachend erzählte er Spock davon, ließ aber die Augen auf der Straße, während die Worte über seine Lippen schlüpften.

Spock antwortete nicht, außer mit einem Kopfnicken. Aber Jim hatte seine Aufmerksamkeit. Fixiert, beinahe hingerissen, als ob er in diesem Moment die faszinierendste Sache der gesamten Schöpfung wäre.

Er hatte keine Ahnung, was er getan hatte, um dieses Maß an Interesse zu verdienen, aber für den Moment schwelgte er einfach nur darin, ohne über gute oder schlechte Ideen nachzudenken oder den Grund, warum er das alles so sehr genoss. Er tat es einfach.

Mit Jim hinter dem Steuer verließen sie die Stadt recht schnell. Er hätte sich wahrscheinlich ein paar Mal verfahren, aber Spock gab einen präzisen und effizienten Navigator ab, und nachdem er sich einmal an Jims ‚einzigartigen‘ Fahrstil gewöhnt hatte, wurde er recht gut darin vorauszusehen, wann er kurz davor stand, es zu vermasseln.

„Sie sind talentiert,“, informierte Spock ihn an einer Stelle, und Jim schlingerte tatsächlich etwas auf der Straße wegen der unerwarteten Aussage und des direkten Kompliments.

„Was?“, stammelte er, einen kurzen Blick hinüberwerfend.

Spock ging ins Detail.

„Ich habe Sie das nun schon mehrere Male tun sehen. Sie sind in der Lage, wünschenswerte Resultate durch nicht ratsame Handlungen zu produzieren,“, erklärte er; sein Blick war nachdenklich und abwesend, wie in Erinnerungen versunken. „Zuerst habe ich Ihren Erfolg bei solchen Unternehmungen als bloße statistische Anomalien abgetan. Aber es gibt einen Punkt, an dem statistische Anomalien aufhören, ein anwendbares Konzept zu sein. Die Annahme liegt daher nahe, dass Sie ein Talent besitzen zu wissen, welche nicht ratsamen Handlungen wünschenswerte Ergebnisse erzielen.“

Jim sah noch mal zu ihm hinüber, verwirrt durch den konzentrierten Blick und was Spock versuchte, ihm zu sagen.

„Sie meinen, dass ich Glück habe?“, bot er an.

„Nein“, antwortete Spock. „Wie ich sagte, eine statistische Anomalie kann die Beständigkeit Ihres Erfolgs nicht erklären. Ich meine, dass Sie begabt darin sind auszusuchen, welche Regeln Sie brechen.“

„…Oh.“ Jim war sich nicht wirklich sicher, ob die Feststellung, von dieser Quelle kommend, sich tatsächlich noch als Kompliment qualifizierte. Aber Spock wirkte nichts weniger als (wirklich) aufrichtig und fasziniert. Er entschied sich, das Beste zu vermuten und nahm an, dass es gut gemeint war. „Danke?“

„Es war nur eine Beobachtung“, antwortete Spock. „Obwohl ich nachfragen muss – Wie treffen Sie Ihre Entscheidungen?“

Jim sah wieder zu ihm hinüber, bevor er die Augen wieder auf die Strasse richtete. Sogar er wusste es besser, als seine Konzentration abgelenkt zu lassen (sich ablenken zu lassen oder seine Konzentration stören zu lassen), wenn er so schnell fuhr wie jetzt.

„Sie meinen, wie weiß ich, welche Regeln ich brechen kann?“, stellte er klar. Spock machte eine bestätigende Geste und er atmete aus. „Hm… ich habe noch nie wirklich darüber nachgedacht.“

Schweigen folgte seiner Behauptung. Jim begann sich zu fragen, ob sie es dabei belassen würden, als Spock wieder sprach.
„Als Sie das No-Win-Szenario des Kobayashi-Maru-Tests… umgingen, muss Ihnen doch klar gewesen sein, dass die Akademie Ihre unorthodoxen Methoden aufdecken würde und dass diese Methoden leicht als Verstoß gegen mehrere Regeln bezüglich des Verhaltens von Studenten ausgelegt werden könnten. Trotzdem müssen Sie geneigt gewesen sein anzunehmen, man würde über den Verstoß hinwegsehen. Warum?“, fragte er.

Stirnrunzelnd strich Jim mit einer Hand über das Kinn und dachte darüber nach.

„Nun“, sagte er, „ich dachte, es wäre ein Trick.“

„Ein Trick?“ Spocks Augenbraue hob sich. Jim nickte.

„Ja. Ich meine, ich habe den Test davor zweimal gemacht, wissen Sie – und nachdem ich durchgefallen war, habe ich es mir immer wieder durch den Kopf gehen lassen. Jeder hat gesagt, dass der Test nicht zu schlagen sei. Aber… sie lagen falsch. Sie haben nur nicht weit genug über das Szenario hinaus gedacht. “, argumentierte er. „Der Test war nicht unschlagbar. Alles, was man tun musste, war, ihn als das zu behandeln, war er wirklich war – eine Computersimulation. Das war der Trick. In der Realität muss man keine Regeln beachten außer denen, die die Wirklichkeit einem aufzwingt. Ich dachte nicht daran, rausgeworfen zu werden, weil ich der Meinung war, den Test geknackt zu haben – dass der einzige Weg, ihn zu schlagen, der war, ihn zu hacken. Also habe ich es getan“, erklärte er.

Es war lustig. Er dachte, das wäre offensichtlich.

„…Faszinierend“, erwiderte Spock. Jim sah ihn an.

„Ja?“, fragte er.

„Allerdings, aus dieser Perspektive hätte keine Simulation einen Sinn, außer als Training fürs Computerhacken, davon ausgehend, dass alle vorgeschlagenen Szenarien sehr einfach dadurch umgangen werden könnten“, argumentierte Spock.

„Ich habe nicht jeden Test, den ich gemacht habe, gehackt,“, protestierte Jim. „Nur den einen, den ich nicht auf irgendeine andere Weise schlagen konnte.“

„Das ist mir bewusst,“, antwortete Spock. „Ich stelle nicht Ihre Integrität in Frage. Nur Ihre Logik.“

Ein ironisches Grinsen verzog Jims Lippen.

„Nun, da ist Ihr Problem“, sagte er, „ich bin einfach nicht genug Vulkanier dafür.“

Spocks Blick wurde irgendwie nahezu unlesbar. „Logik gibt es nicht ausschließlich bei Vulkaniern. Noch scheint es ein Konzept zu sein, das sich Ihnen entzieht, wie ich einst fälschlicherweise annahm. Sie haben schlicht eine unorthodoxe Denkweise“, sagte er erläuterte er sachlich. „Meine Mutter war sehr logisch nach menschlichen Standards. Aber sie hatte viele surakische Lehren übernommen – als ich zum ersten Mal zur Erde kam, hatte ich geglaubt, dass die Mehrheit der Menschen weniger kompetent sein würde als sie.“

Jim runzelte die Stirn und versuchte sich zu erinnern, wo er das Wort schon einmal gehört hatte. Surakisch…, surakisch…
„Oh!“ Er schlug eine Hand gegen das Lenkrad, als es ihm einfiel. „Surakische Lehren – ich hab’s, nach Surak, nicht wahr?“

Sein Blick war auf die Strasse gerichtet, so dass er die Gelegenheit verpasste zu sehen, wie Spock seine Augen aufriss, oder die Art, wie sein Erster Offizier ihn ansah, als ob er angefangen hätte, in einem uralten vulkanischen Dialekt zu reden.

„Sie kennen Surak?“, fragte er, wobei seine Stimme einen leicht ungläubigen Klang annahm.

Jims Hirn stotterte kurz, als er seinen Schnitzer bemerkte. Oh Scheiße. Das war etwas, das ihm der andere Spock erzählt hatte. Surak war der Gründer der vulkanischen Philosophien von Logik und der Unterdrückung von Emotionen – aber er hatte vergessen, welcher seiner zwei halbvulkanischen Freunde das erwähnt hatte.„Ähm…“, wich er brillant aus.

Spocks Gesichtsausdruck wechselte langsam von Ungläubigkeit zu seiner eher üblichen Maske – doch von einem leichten Hauch von Verdacht überzogen.

„Jim, wo haben Sie von Surak erfahren?“, fragte er.

Verzweifelt fischte dieser in seinem Gehirn nach einer Antwort.

„…kulturelle Studien?“

Spocks Augen verengten sich. „Sie lügen,“, sagte er, weniger beschuldigend als feststellend. Jims Augen blieben verlegen auf der Strasse. Er konnte es nicht ganz abstreiten – nicht, wenn er so offensichtlich und unverblümt darauf angesprochen wurde. Jeglicher Protest seinerseits würde unglaublich unehrlich klingen. Und er wäre es.

Es wäre wirklich Mist, derjenige zu sein, der Raum und Zeit zerstörte, weil er seine Spocks nicht auseinander halten konnte. Falls es hinterher noch eine Geschichtsschreibung gäbe, würde sie wahrscheinlich kein schmeichelhaftes Bild zeichnen.

„Würden Sie glauben, dass ich einen vulkanischen Brieffreund habe?“, schlug er vor. Was überwiegend wahr war, außer, dass er technisch gesehen halbvulkanisch war und Jim ihm nur einmal geschrieben hatte.

Skepsis zeigte sich auf dem Gesicht seines Ersten Offiziers. Dann Verdacht. Jim sah ihn peinlich berührt an, als der Ausdruck subtil die Bandbreite durchlief, (hat jemand eine andere Idee? Das klingt seltsam) sich von Verdacht zu Begreifen bewegte und letztendlich bei Verärgerung stehen blieb.

„Sie hatten Kontakt zu meinem alternativen Ich“, verdächtigte Spock ihn und nun war es an Jim auszusehen, als hätte jemand gerade einen Kübel Eiswasser über seinen Kopf gekippt.

Er wartete eine Minute. Das Universum kollabierte nicht.

„Sie sollten nichts von ihm wissen“, platzte er schließlich in wenig eloquenter Verwirrung heraus. „Wieso wissen Sie von ihm?“ Aber er begann bereits, die Antwort zu vermuten.

Spock bedachte ihn erneut mit einem unlesbaren Blick. „Jim. Dachten Sie, ich würde nicht schlussfolgern, was passiert war, wenn ein Schiff aus der Zukunft auf mein Stimmmuster reagiert und mich mit ‚Botschafter Spock‘ anredet?“, fragte er steif.

„Nun, ich hoffte, dass Sie es nicht würden (Sie würden es nicht tun),“, antwortete Jim. „Insbesondere da der andere Spock mir sagte, dass es Raum und Zeit zerstören würde.“ Allerdings fing er an zu glauben, dass das Bockmist gewesen sein könnte.

„…Als Sie wieder mit ihm sprachen, hat er es Ihnen nicht erzählt?“, fragte Spock und seine Augen verengten sich.

Jim fing an, sich zu fragen, ob er an die Seite fahren sollte. Für den Fall, dass sein Erster Offizier ausflippte, war ein rasendes Fahrzeug wahrscheinlich nicht der beste Platz dafür. „Mir was erzählen?“, fragte er.

„Dass ich ihn getroffen habe.“

Okay. Yep. Zeit, an die Seite zu fahren. Jetzt. Jim fuhr das Auto von der Strasse, zog die Bremse an und drehte sich um, um Spock seine volle Aufmerksamkeit zu schenken.

„Was?“, fragte er.

Spock hielt seinem Blick gleichmütig stand, obwohl da ein irgendwie (eine Art, etwas wie ein), dunkler Glanz in seinem Auge war. „Ich habe ihn getroffen“, wiederholte er. „Wir haben kurz gesprochen, als ich darüber nachdachte, bei der Sternenflotte zu kündigen, um an den vulkanischen Kolonisierungsbemühungen teilzunehmen. Er riet mir – im Wesentlichen – auf meinem gegenwärtigen Weg zu bleiben.“

Jims Kiefer klappte runter.

„Was… warum… aber…?“, stammelte er. Dann fing er sich, bemerkte, dass er wahrscheinlich wie ein Idiot aussah, und klappte sofort den Mund zu, während er fühlte, wie Enttäuschung und Ärger in ihm aufstiegen. "Warum haben Sie mir das nicht gesagt?“, verlangte er zu wissen, schärfer als beabsichtigt.

Sein Tonfall schien jedoch keinerlei Defensive bei Spock zu provozieren. „Ich hatte keinen Grund, das Thema anzusprechen“, antwortete er einfach, „noch einen Grund zu glauben, dass mein alternatives Ich fortfahren würde, seinerseits solche Täuschungen durchzuführen.“

Er hat mich angelogen, dachte Jim und fühlte sich betrogen (verraten, im Stich gelassen). Er hatte… verdammt. Er musste wie ein solcher Idiot ausgesehen haben. Wieder einmal.

„…Jim?“

Sich räuspernd wischte Jim den unangenehmen Gedanken und das beengte Gefühl in seiner Brust weg. „Ja. Na ja, vielleicht dachte er, es wäre lustig,“, schlug er vor und ließ den Motor wieder an, nun da es offensichtlich schien, dass Spock nicht ausflippen würde.
Eine der Augenbrauen seines Ersten Offiziers wanderte nach oben. „Das ist zweifelhaft“, sagte er.

„Ich denke, er ist etwas entspannter bezüglich seiner Emotionen als Sie,“, betonte Jim; sein Ton klang leicht verbittert.

Spock fixierte ihn wieder mit diesem konzentrierten Blick. „Vielleicht,“, räumte er ein. „Trotzdem, es würde mir keine Freude bereiten, Sie zu täuschen. Wenn man in Betracht zieht, welche Wertschätzung Ihrer Person mein anderes Ich hat, bezweifle ich, dass er in diesem Punkt so verschieden von mir wäre.“ Er hielt inne und schien über etwas nachzudenken. „Er scheint sehr manipulativ zu sein – es ist eher wahrscheinlich, dass ihn diese Eigenschaft motiviert, als ein bösartiger Sinn für Humor.“

Jim rutschte unangenehm berührt hin und her, von der Idee, ‚manipuliert‘ worden zu sein genauso wenig angetan wie davon, ausgelacht zu werden. „Ja… nun, ich nehme an, Sie sollten wissen, dass dieses ganze ‚Erde als Fokus‘-Ding von ihm kam. Ich habe ihn über vulkanische Meditation befragt,“, gab er zu. Wenn ich wieder mit dem alten Mann rede, dann werde ich… werde ich… Huh. Anscheinend hatte sein Gehirn ein paar Probleme, sich Gewaltakte gegen den Älteren auszudenken. Ich werde als extrem angepisst herüberkommen. Was ich bin. Und werde ein paar Antworten bekommen, verdammt!

Spock neigte seinen Kopf fast unmerklich. „Sie haben mein anderes Ich kontaktiert, um bezüglich alternativer Meditationspraxen nachzufragen?“, fragte er.

Jim nickte abwesend. „Richtig“, bestätigte er. „Ich hätte nicht darüber gelogen, aber, wissen Sie – ich dachte, entweder lügen, oder die Grundlagen des Universums vernichten.“

„Natürlich“, sagte Spock. „Wenn man Ihre Fehlinformationen bedenkt, war es eine äußerst verständliche Einschätzung. In Zukunft, falls Sie jemals wieder sicher sind, dass es alles Sein beenden könnte, mir ein spezifisches Wissen mitzuteilen, rate ich Ihnen, dass Sie mich im Unwissen lassen.“

Okay. Das war irgendwie lustig. Jim schnaubte, dann schüttelte er den Kopf leicht, so etwas wie ein Seufzen von sich gebend.
„Gleichfalls,“, antwortete er.

Denn so was passierte ja ständig. Also war es gut zu wissen, wo jeder in dieser Sache (Frage) stand.

Eine weniger nervöse Stimmung legte sich über das Auto, als sie weiterfuhren.[(/u](Als sie weiterfuhren, war die Stimmung nicht mehr so nervös/angespannt) Jim konnte trotzdem nicht anders, als innerlich vor Wut darüber zu kochen, dass der ältere Spock ihn getäuscht hatte. Ihn von Delta Vega an Bord der Enterprise zu beamen, [u]ohne sein Beisein (ohne dass er dabei war/mitkam), um die wilden Zeitreisegeschichten zu bestätigen und all die Information über vulkanische Geistespraktiken preiszugeben… warum sollte er lügen, um dadurch zu vermeiden, die Dinge einfacher zu machen?

„…Es ist seltsam,“, sagte Spock nach einer Weile, die Mauer des Grübelns über den Betrug durchbrechend. Es schien, als würde in letzter Zeit jeder sein Spiel mit Jim treiben. Die Sternenflotte. Spock. Der andere Spock.

Noch mal Spock.

Was ist seltsam?“, fragte er, nicht in der Lage, Feindseligkeit gegenüber dem Spock zu fühlen, der wenigstens eine gute Entschuldigung dafür hatte, ihn gelegentlich – metaphorisch oder anders – gegen Wände zu knallen.

„Das Verhalten meines alternativen Ichs“, führte Spock aus. „Ich hatte Grund, seit unserem Treffen darüber zu grübeln. Er ist… von Ihrem Wert überzeugt. Es würde logisch erscheinen anzunehmen, dass Sie in seiner Zeit eine Handlung von ausreichender Bedeutung vollzogen haben, um solche Loyalität hervorzurufen.“

„Er sagte, wir wären Freunde“, bot Jim an. Er dachte nicht wirklich, dass das auch eine Täuschung gewesen war. Überraschenderweise, so sauer wie er darüber war, dass er ausgetrickst worden war, mochte er den alten Mann immer noch. „Er war aber ziemlich fertig von allem, das ihm passiert war“, fügte er hinzu. „Zuerst dachte ich, ich hätte nur irgend so einen verrückten, seltsamen Einsiedler gefunden, bis er darauf bestand, Sie zu sein – was, jetzt wo ich darüber nachdenke, nicht wirklich (eigentlich nicht) dabei half, die Begegnung nicht als seltsam oder verrückt zu empfinden. Dann fragte er, wie ich ihn gefunden hätte, und überfiel mich fast mit diesem - Gedankengerede-Zeugs?“ Was ein riesiger Haufen Nicht Lustig gewesen war. Wie ruhig der Mann auch aussah, unter all dem brauste ein Sturm, und ein paar schreckliche Momente lang hatte Jim Angst gehabt, davon weggetragen zu werden.

„Was?“, fragte Spock scharf. Der abrupte Wechsel im Tonfall überraschte Jim, der in seiner Erinnerung (Rückbesinnung) (Anm.: hier finde ich Erinnerung besser) (Ich finde 'Erinnerung' hier sinnentstellend. Der Bezug lässt darauf schließen, dass es Spocks Erinnerung sei, es ist aber Jim, der dadurch abgelenkt wird) fast geistesabwesend gewesen war.

„Ähm… was meinen Sie, ‚was‘?“, fragte er zurück, darüber nachdenkend, was er gesagt hatte, wobei er versuchte herauszufinden, (dachte darüber nach, was er gesagt hatte und versuchte dabei herauszufinden), welcher Teil die abrupte Frage verdient hatte.

Spocks Blick war sehr, sehr hart geworden.

„Was meinen Sie, wenn Sie ‚Gedankengerede-Zeug‘ sagen?“, erläuterte er.

Etwas verwirrt runzelte Jim die Stirn. „Sie wissen schon, wie das, was Sie auf der Narada mit diesem romulanischen Kerl gemacht haben,“, sagte er. „Er hat seine Hand an mein Gesicht gelegt und mir einige seiner Erinnerungen gezeigt. Oh, und er hat was gesagt… Ich glaube, es war ‚Mein Geist zu deinem Geist…‘“

„…meine Gedanken zu deinen Gedanken“, beendete Spock. Er trug einen Ausdruck wie eine Stahlfalle. „Sie sagten, er habe Sie damit fast überfallen – er hat nicht erklärt, was es war? Oder um Ihre Erlaubnis gebeten?“, fragte er nachdrücklich.

„Irgendwie schon“, verteidigte Jim. „Zuerst kam er auf mich zu, aber als ich ihn fragte, was er da täte, stoppte er und sagte, es wäre einfacher, es mir zu zeigen. Denke ich. Ich weiß nicht, es war ziemlich intensiv.“

Okay. Spock war wütend. Obwohl er keine abrupten Gesten machte und nur sehr, sehr still saß, füllte die Stimmung das Auto fast spürbar. Jim erwog, wieder an die Seite zu fahren. Aber irgendwie zögerte er, den stetigen Rhythmus des Automotors zu unterbrechen oder irgend etwas zu tun, um die Stimmung zu verändern, besorgt, es würde den Damm brechen, der sehr offensichtlich errichtet worden war.

„Er benutzte diese Methode, um seine Situation zu erklären?“, fragte Spock nach einer Minute (einem Augenblick).

Jim antwortete mit einem steifen, verlegenen Nicken.

„Ja. Ich konnte irgendwie verstehen warum – ich hätte ansonsten wahrscheinlich Probleme gehabt, ihm zu glauben“, schlussfolgerte er.

Aus irgendeinem Grund schien diese Erklärung Spock ein wenig zu besänftigen, obwohl es nur eine marginale Änderung dessen war, was unter seinem betont neutralen Gesichtsausdruck köchelte.

„Was ist los?“, konnte Jim sich endlich nicht mehr zurückhalten zu fragen.

„… mit dem Geist eines anderen Individuums zu verschmelzen ist keine geringfügige Sache“, antwortete ihm Spock nach einer Minute. Seine Kehle bewegte sich leicht, als er zu schlucken schien. „Es ist ein Akt, der aus Notwendigkeit durchgeführt wird, oder aus Intimität. Er hätte sich diese Freiheit nicht mit Ihnen herausnehmen sollen, insbesondere, da Sie mit dem Prozess nicht vertraut sind.“

Bei der Erwähnung von ‚Intimität‘ konnte Jim sein Gehirn nicht davon abhalten, in all die falschen Richtungen zu gehen. Richtungen, in die er nicht gerade mit einem Mann gehen wollte, der über ein Jahrhundert älter war als er.

„Was meinen Sie, intim wie – was?“, fragte er, plötzlich beunruhigt, und sich nun auch sehr stark Spocks physischer Präsenz neben ihm bewusst.

Der Halbvulkanier atmete leicht aus.

„Er hatte Zugang zu Ihrem Geist – ihren Gedanken, Erinnerungen, Gefühlen, Wahrnehmungen – und Sie zu seinem. Aber Sie waren mit einem solchen Kontakt nicht vertraut, somit wären Sie nicht in der Lage gewesen, diesen Zugang zu beeinflussen. Er hat sich selbst in eine Position mit beträchtlichem Einfluss auf Sie gebracht“, erklärte Spock. Dann fügte er, gleich einem Nachgedanken, hinzu: „Und er ist manipulativ.“

Jim brauchte einen Moment, um alle Implikationen darin zu verstehen. Ihm gefiel der Gedanke nicht, für eine solche Untersuchung offen zu sein. Aber gleichzeitig dachte er nicht – nun ja, fühlte sich nicht, als ob der andere Spock viel in seinem Schädel herumgestochert hätte. Er war da gewesen mit Jim, voll beschäftigt mit der Erinnerung an zwei sterbende Planeten – mit der emotionalen Reaktion, die das bewies.

„Ich denke nicht, dass er viel gemacht hat“, sagte er beruhigend. Er wunderte sich, ob dies eines dieser kulturellen Dinge war, die etwas schwierig zu verstehen waren. Allerdings gab es eine Unzahl telepathischer Wesen im Universum – das psychologische Training der Sternenflotte hatte es erfordert, mit diesem Konzept umgehen zu können. Einige der Wesen waren angeblich freizügiger mit ihren Fähigkeiten als andere.

„Sie wüssten es nicht, wenn er das getan hätte“, informiert Spock ihn stur und überkreuzte seine Arme dann mit einer angespannten Geste vor der Brust. Einen Moment lang dachte Jim, er sähe etwas weniger wütend aus und dafür eher… außer sich.

Er kämpfte gegen den Impuls, hinüber zu greifen und eine Hand auf Spocks Schulter zu legen. Wenn ich nicht ausflippe, warum tut er es dann?, fragte er sich, obwohl er annahm, dass es ihn mehr beschäftigen sollte, als es der Fall war. Der andere Spock hatte bereits bewiesen, dass er in der Lage war, ihn zu täuschen. Und, wie Spock gesagt hatte, wenn der Kerl in seinem Kopf herumgespielt hatte, wie sollte er es wissen?

Aber seine Instinkte gingen einfach nicht mit diesem Gedanken konform. Einige seiner Unsicherheiten verfolgten ihn, aber überraschenderweise nicht viele. Es beschäftigte ihn immer noch stärker, dass er angelogen worden war.

Spock sah jedoch nicht so aus, als ob er ihm allzu viel Aufmerksamkeit widmete. Er hatte seine Augen geschlossen und murmelte eine Reihe unverständlicher – und einige nicht aussprechbare – Wörter vor sich hin. Jetzt, da er etwas mehr darüber erfahren hatte, vermutete Jim, dass es Mantras waren, um ihm beim Konzentrieren zu helfen.

Klugerweise ließ er Spock in Ruhe und richtete stattdessen seine Aufmerksamkeit wieder auf die feine Kunst, mehrfache reuelose Verkehrsverstöße zu begehen. Aber egal, wie weit er über die erlaubte Geschwindigkeitsgrenze hinausging, so war es doch noch ein weiter Weg, und bald schon machten sich gewisse biologische Bedürfnisse bemerkbar. Außerdem hatte die Taubheit in seiner Kehle nachgelassen und sie hatte angefangen sich anzufühlen, als ob jemand Sandpapier an ihr entlang gerieben hatte. Eine Pause klang mehr und mehr wie eine gute Idee.

Spock schien nicht einmal zu merken, dass Jim auf den Parkplatz eines Restaurants gefahren war, bevor der Motor stoppte. Dann öffnete er seine Augen und fixierte ihn mit einem fragenden Blick.

Jim grinste, froh darüber, dass ein Großteil der Schärfe aus dem Blick verschwunden war. Nicht dass die Schärfe nicht ihren eigenen seltsamen Reiz gehabt hätte, so heiß und scharf und gefärbt mit – weißt du was? Er würde hier aufhören. Yep.

„Hungrig?“, fragte er und widerstand gerade noch dem Drang, seinen Kopf gegen das Lenkrad zu schlagen, als sein Gehirn die Frage automatisch mit einer Anspielung verband. Nur ein Wort! Gottverdammt, er war verflucht.

Spock neigte den Kopf leicht in einem angedeuteten Nicken und sie stiegen aus. Jim streckte seine Arme und Beine für einen Moment und dann gingen sie zusammen zu dem ziemlich gewöhnlich aussehenden Etablissement. Es lag still unter einer übergroßen Plakatwand, irgendwie von seiner eigenen Werbung überschattet.

„Warum suchen Sie uns nicht einen Platz? Ich verschwinde mal kurz,“, sagte er, klopfte Spock kurz auf die Schulter -(verdammt, schon wieder vergessen)- und ging dann hastig zu den gut erkennbar gekennzeichneten hiesigen Toiletten.

Als er fertig war, gelang es ihm, Spock mit einer Leichtigkeit ausfindig zu machen, als werde er wie magnetisch von ihm angezogen. Er fand ihn an einem kleinen Tisch, der ein ganzes Stück abseits des allgemeinen Hin und Her des Etablissements stand. Das Dekor war einfach und blass, die dunklen Farben von Haar und Kleidung seines Ersten Offiziers kontrastierend. Das Fenster neben ihm war in einem sehr passenden hellen Grün gefärbt, was ihn in ein Licht setzte, das sein normalerweise unterschwellig außerirdisches Aussehen stärker betonte. ‚Exotisch‘ beschrieb es nicht mal ansatzweise, aber Jim schob diesen Gedanken beiseite und setzte sich.

„Ich habe mir die Freiheit genommen, Ihnen ein Glas Wasser zu bestellen,“, sagte Spock als eine Art Begrüßung und Jim nickte ein Danke, bevor er das kühle Getränk hob und seine Kehle beruhigte. Das Eis klimperte und warf reflektierte grüne Scherben Hm. Das Eis wirft nicht wirklich mit Scherben. 'Reflexionen grüner Scherben' trifft es aber auch nicht. Ich versuche mir das bildlich vorzustellen... 'Lichtreflexe wie grüne Scherben'...?? auf ihn.

„Wie geht es Ihnen?“, fragte er, sobald er ein gutes Drittel des Glases ausgetrunken hatte. Spock machte eine bejahende Geste, indem er leicht den Kopf neigte und kurz die Augen schloss.

„Zur Zeit bin ich gefasst,“, bestätigte er. „Nachdem Sie letzte Nacht… gegangen waren, habe ich einige meiner Meditationspraktiken geändert.“

„Und hat es geholfen?“, fragte Jim mit ehrlicher Neugier.

Wenn Spock menschlich gewesen wäre, hatte er womöglich die ‚so lala‘ Handbewegung gemacht. Wie es war, brachte er es irgendwie fertig, das gleiche Gefühl nur mit der kleinsten Bewegung seines Mundes zu vermitteln. „Es war… irritierend. Aber auch vielversprechender als meine früheren Versuche“, antwortete er.

Dann kam ein Kellner und sie gerieten etwas ins Stocken, als sie bemerkten, dass die Karte nur begrenzte vegetarische Optionen bot. Jim studierte zusammen mit Spock die Karte, auf der Jagd nach einem passenden Gericht, das kein einziges tierisches Produkt enthielt. Fast alle enthielten irgendwo zumindest Shrimps, Speck oder Hühnchen. Der Kellner erwies sich als wenig hilfreich. Er stand einfach nur herum mit der abgestumpften Gleichgültigkeit einer Person, die ihren Job nicht unbedingt mochte.

Sich über den Tisch lehnend, beobachtete Jim Spocks Finger, wie sie über die Zeilen der Karte fuhren – eine unnötige Geste für jemanden mit einem so präzisen Gehirn. Sie schien allerdings sehr geistesabwesend, und so vermutete er, dass es seine menschliche Seite war, die sich etwas zeigte.

„Schauen Sie,“, meinte Jim schließlich und wandte sich in seiner Verzweiflung an den Kellner. „Sie kochen doch auch für Menschen, die gegen einige Zutaten allergisch sind, oder?“, fragte er.

Der Kellner sah ihn komisch an, nickte jedoch.

„Okay“, fuhr Jim fort und wies dann mit einem Daumen in Spocks Richtung. „Er ist gegen alles, das von einem Tier kommt, allergisch. Oder einem Fisch,“, fügte er hinzu, da er der Intelligenz des Typen nicht so weit vertraute. „Also egal was er bestellt, stellen Sie sicher, dass es nicht mit irgendetwas, das lebte und sich bewegte, in Berührung kommt“. ‚Oder ich hau dir was auf die Nase‘ blieb ungesagt, aber stark angedeutet. Zumindest das schien den jungen Mann für einen Moment aus seiner apathischen Trance zu reißen.

„Ähm, sicher“, stimmte er zu, unbehaglich zwischen Jims halbfeindlichem Blick und Spocks sorgfältiger Neutralität hin und her blickend. „Das kann ich machen.“

„Gut“, erwiderte Jim fröhlich, bevor er seinen Kopf Spock zuwandte und mit einer spielerisch einladenden Geste auf die Karte zeigte. „ Da. Suchen Sie sich aus, was Sie möchten.“

Spocks Mundwinkel zuckten ein winziges Stück nach oben, aber er tat ihm den Gefallen. Der Kellner schrieb ihre Bestellungen hastig auf, ging dann und überließ sie wieder der Halb-Privatsphäre ihres Tisches.

„Verdammt“, sagte Jim, „das ist ein komisches Restaurant. Kein vegetarisches Gericht?“, sinnierte er, sich etwas verlegen fühlend, als ob er das aufgrund der Fassade hätte vermuten müssen. Aber es war ja nicht so, als wäre da irgendeine Andeutung auf dem Schild gewesen.

„Es gäbe Baguettes,“, meinte Spock diplomatisch, „obwohl die nach der Beschreibung auch mit Käse oder Speck hätten belegt sein können.“

Jim schüttelte den Kopf, ließ ihn etwas hängen und lachte. Danach entstand eine Pause in ihrer Unterhaltung, in dieser betretenen Art, die entsteht, wenn man krampfhaft nach Gesprächsstoff sucht. Spock wandte den Blick aus dem Fenster und beobachtete durch den grünen Glasfilter, wie eine leichte Brise über den Parkplatz wehte. Er verschränkte die Finger, lehnte die Arme gegen den Tisch und sah einen Moment lang sehr gelassen und fremdartig und schroff, aber trotzdem auch sehr vertraut und passend aus.

Die Peinlichkeit erstarb, entspannte sich stattdessen in eine angenehme Stille. Eine Akzeptanz der Pause in der Unterhaltung. Jim fuhr geistesabwesend mit dem Daumen über die kühle, kondensfeuchte Oberfläche seines Wasserglases. Er dachte darüber nach, was sie tun würden, wenn sie erst in San Francisco waren. Es gab da ein paar Verwaltungsangestellte der Sternenflotte, die Zielscheibe seines Wutanfalls werden würden. Dann dachte er über die seltsame Idee nach, sich gegen seinen eigenen Ersten Offizier bewaffnen zu müssen. Spock würde jedoch mit dieser neuen Situation zurecht kommen, überlegte er. Er würde es müssen, oder ansonsten müsste Jim sich einen anderen Ersten Offizier suchen. Das wusste er. Die Sternenflotte mochte nicht die gleiche rigorose Gefühlskontrolle erfordern wie die vulkanischen Traditionen, aber es gab dennoch Standards.

Nicht dass er Spock in näherer Zukunft an die psychologische Abteilung verpfeifen würde. Aber er musste jetzt trotzdem wie ein Captain denken, selbst wenn es ihm auf den Geist ging.

„Jim“, sagte Spock, als Jim gerade anfing sich zu fragen, wo ihr Essen blieb. Er schaute hinüber und stellte fest, dass er unerwartet in einem konzentrierten Blick gefangen war. „Wie lautet ihre Einschätzung meines anderen Ichs?“

Mit dieser Frage überrascht, runzelte Jim die Stirn, sein Daumen hielt quietschend in seiner zerstreuten Bewegung über sein Glas inne.

„Was meinen Sie mit ‚Einschätzung‘?“, entschied er sich nachzufragen.

„Ich beziehe mich auf Ihre Meinung, Ihre Wahrnehmung“, erklärte Spock. „Alles, was Sie bemerkenswert an ihm fanden. Was Sie über seinen Charakter festgestellt haben. Sie hatten ausgiebiger mit ihm zu tun als ich.“

Als er darüber nachdachte, nahm Jim an, dass er recht hatte, obwohl es seltsam schien, mehr über jemanden zu wissen, als dieser selbst. Irgendwie (in gewisser Weise, in gewissem Sinn). Es schien noch seltsamer (Noch seltsamer schien es) zu versuchen, seine Ansichten über einen Spock für den anderen in Worte zu fassen.

„Ich weiß nicht“, antwortete er achselzuckend. „Ich verstehe nicht, warum er darüber gelogen hat, eine Begegnung mit Ihnen vermeiden zu müssen. Aber ansonsten ist er in Ordnung.“

Spock betrachtete ihn einen Moment lang sorgsam. Dann zog er die Augenbraue hoch, als klar wurde, dass er nicht mehr sagen würde. „Das ist das Ausmaß ihrer Einsicht? Dass er ‚in Ordnung‘ ist?“

Jim zog sich abwehrend zurück. „Kommen Sie schon, Spock,“, sagte er, „ich habe nur zweimal mit ihm gesprochen. Was wollen Sie hier wissen?“

Aber ihm war klar, dass er nicht gleich eine Antwort kriegen würde. Er konnte schon den Kellner mit dem Essen kommen hören.

Jim und Spock schwiegen beide, während das Essen vor ihnen abgestellt wurde, und erst als die fernen Schritte des wenig begeisterten jungen Mannes verhallten, schaute Jim von seinem Teller auf und zu seinem Ersten Offizier zurück. Spock besah sich sein Essen genau, schien es jedoch akzeptabel zu finden. Zumindest erhob er keine Einwände und begann nach einem Moment seine ordentliche und methodische Aufgabe des Essens.

Seine Gabel beladend, schob Jim sie sich achtlos in den Mund. Einfach aus Prinzip. Das Universum brauchte schließlich Balance.

„Ich denke nicht wie er,“, gab Spock nach einer Weile zu. Er unterbrach das Essen und schaute schließlich zu Jim auf und kreuzte dessen Blick, der überwiegend auf ihn fixiert gewesen war. Die Enthüllung kam unerwartet.

Jim wartete eine Minute, aber das schien alles, was Spock zu sagen hatte.

„Hey“, sagte er letztlich, „falls es hilft, betrachten Sie es so: irgendwann werden Sie das. Sie wissen schon. Wenn Sie ein paar Jahrhunderte hinter sich haben.“

Sein Versuch an Humor (humorvoll/witzig zu sein) brachte ihm nur einen sehr trockenen Blick ein.

„Es ist unwahrscheinlich, dass er so alt ist“, berichtigte Spock ihn. Jims Antwort bestand aus einem Schulterzucken. „Es ist auch möglich, dass ich niemals so wie er sein werde. Meine Existenz ist unwiderruflich verschieden von seiner.“

„Ja, ich weiß“, sagte Jim und fuchtelte mit seiner Gabel durch die Luft, um sein Abtun zu unterstreichen. „Sie sind verschiedene Leute – das verstehe ich. Ich meinte nur, dass es wahrscheinlich so eine Art ‚Altersweisheit‘ ist. Oder Senilität. Suchen Sie es sich aus.“

„Sie verdächtigen ihn des geistigen Verfalls?“, fragte Spock, offensichtlich ernsthaft.

Jim sah ihn komisch an. „Das war ein Witz“, erklärte er. Zu seiner Überraschung schien Spock tatsächlich in sich zusammen zu fallen. „Okay, wissen Sie was“, sagte er schließlich, nicht wütend, aber etwas verärgert. „Ich rede nicht im Kreis, also was auch immer Sie auffrisst, spucken Sie es aus.“

Er konnte sehen, dass sein Erster Offizier das nicht erwartet hatte, da seine Schultern sich ein klein wenig anspannten und so seine Überraschung verrieten.

„Ich werde nicht aufgefressen“, protestierte Spock voll falscher Naivität.

Das brachte ihm eine auf ihn gerichtete Gabel ein.

„Stellen Sie sich nicht dumm“, sagte Jim, nicht im Geringsten getäuscht. „Das kriegen Sie nicht hin.“

Die Kombination aus Beleidigung und Kompliment in dieser Beobachtung schienen Spock für einen Moment innehalten zu lassen. „Ich nehme an, Sie wären eine Autorität bezüglich einer solchen Fähigkeit“, antwortete er. Für eine Minute zerbrach auch Jim sich den Kopf darüber, ob er gerade ein Kompliment erhalten hatte oder beleidigt worden war.

Er entschied, dass es sich wahrscheinlich ausglich. Aber er würde sich sowieso an die ‚Kompliment‘-Perspektive halten.

„Verdammt richtig. Also, was ist los?“

Spock zögerte. Er sah Jim an, als würde er etwas einschätzen (abwägen), obwohl nicht zu erkennen war, was. „Mein alternatives Ich hat sich viel Mühe gegeben, um sicher zu gehen, dass wir interagieren werden“, sagte er nach einer Weile. “Das ist unlogisches Verhalten. Unsere Zeitline wurde Dekaden vor seiner Ankunft darin verändert. Anzunehmen, dass irgendetwas beständig bleiben würde, ist unklug, und doch ist er überzeugt, dass wir uns gut kennen sollten.“ Spocks Gesichtsausdruck veränderte sich zu einem seiner Nicht-Stirnrunzeln. „Sie insbesondere wurden stark durch die von Nero verursachten Veränderungen beeinflusst. Es ist logisch anzunehmen, dass Sie von dem James T. Kirk, an den sich mein anderes Ich erinnert, verschieden sein würden.“

Jim hörte zu, überhaupt nicht von dem, was er hörte, überrascht oder sich Gedanken darüber machend (überhaupt nicht überrascht oder verstimmt/verärgert von dem ,was er hörte.) Er wusste, dass der andere Spock zu denken schien, er und sein Erster Offizier sollten Händchen halten und unter Regenbögen hindurchhüpfen, und er selbst hatte sich mehrere Male gedacht, dass er wahrscheinlich sehr verschieden war von dem anderen… ähm, ihm. Es ging nur darum zu erkennen, wo sein Freund damit hinwollte.

Spock atmete ein und schien sich etwas anzuspannen, als ob er sich für etwas Unangenehmes bereit machte. „Geübte Telepathen sind in der Lage, die Gedanken oder Erinnerungen anderer zu filtern, zu verändern, in eine andere Richtung zu lenken oder sogar sie zu unterdrücken. Es ist möglich, dass mein anderes Ich in seiner Verzweiflung die Geistesverschmelzung als eine Möglichkeit nutzte, Sie zu… verändern. Sie mehr zu dem James T. Kirk zu machen, den er kannte.“

Jim war ruhig. Spock fuhr fort.„Er könnte mehr in Ihnen gesucht als gefunden haben.“

Wow. Er entschied sich, die potentiell riesige und offensichtlich unbeabsichtigte Beleidigung in dieser Behauptung zu ignorieren.

„…Spock“, sagte Jim schließlich, „ich denke wirklich nicht, dass irgend so etwas passiert ist.“

Er hatte seine Worte beruhigend gemeint, aber aus irgendeinem Grund, funktionierten sie nicht. Spocks Hand verkrampfte sich um sein Besteck, die Gabel unnatürlich in seinem Griff verbiegend. „Ihre Überzeugung unterstützt meinen Verdacht nur noch meh,r“, antwortete er. „Haben Sie Ihre ungewöhnliche Neigung, meine Übergriffe zu entschuldigen, nicht in Betracht gezogen? Ihr stures Bestehen darauf, mir zu Hilfe zu kommen?“

Jim sah Spock an, als ob ihm ein zweiter Kopf gewachsen wäre.

„Warten Sie. Sie denken, ich tue das, weil ich einer Gehirnwäsche unterzogen wurde?“, fragte er.

Es würde eine Menge erklären, flüsterte eine böse kleine Stimme in seinem Hinterkopf. Es würde erklären, warum er Spocks Gesellschaft so genoss. Es würde erklären, warum Spocks Beleidigungen oder Angriffe mehr weh taten, als sie es sollten. Es würde sogar seine unerwartete Anziehung zu ihm erklären. Aber es würde nicht alles erklären und er konnte die Löcher in dem Argument sehen – zum Beispiel warum der ältere Spock sein Gehirn verändern sollte, um ihn sich von seinem jüngeren Ich angezogen fühlen zu lassen.

„Aber wenn er das getan hätte,“, meinte Jim mit Nachdruck, „warum würde er dann gehen? Wenn er sich die ganze Mühe machte, mich einer Gehirnwäsche zu unterziehen, warum würde er das tun und dann einfach ‚Tschüß‘ winken?“

Ein Mischmasch aus Gedanken und Zweifeln wirbelte durch seinen Kopf. Er dachte ehrlich nicht, dass Spock – irgendein Spock – ihm etwas so Abscheuliches und Unmoralisches antun würde. Aber kam dieser impulsive Glaube an seinen Charakter daher, dass er das getan hatte? Andererseits erinnerte er sich an die Verschmelzung mit Spock. Lebhaft. Der alte Mann war ganz bei ihm gewesen, durch seine Erinnerungen gehend, so nah, hätte es sich um eine physische Interaktion gehandelt, sie hätten Händchen halten können. Seine Stimme hatte mit Worten erklärt, sein Geist hatte in Bildern gezeigt und seine Emotionen hatten gefühlt mitgeteilt, was vorgefallen war. Und die Verbindung wurde unterbrochen, sobald das geschehen war. Er hatte nie in Betracht gezogen, dass etwas anderes passiert sein könnte. Es schien einfach nicht, als wäre dafür Zeit oder Gelegenheit gewesen.

Aber es war sein Verstand, der ihm das sagte. Und was, wenn daran herumgespielt worden war… er konnte nicht auf ihn vertrauen.

Er blickte über den Tisch zu Spock, der ihn mit kleinsten Spuren von Besorgnis – vielleicht sogar Angst? – betrachtete.

Könnte Spock ihm so etwas antun? Konnte er überhaupt seiner eigenen Fähigkeit trauen, dies zu beurteilen? Aber… zumindest konnte er diesem Spock vertrauen, so etwas nicht gut zu heißen. Ansonsten hätte er es nicht zur Sprache gebracht.

Er hatte eine Idee.

„Könnten Sie es erkennen?“, fragte er.

Spocks Gesichtsausdruck wechselte leicht von Anspannung zu Verwirrung. Jim erklärte, wobei er eine Hand hob, um an eine seiner Schläfen zu tippen. „Falls Sie einen Blick hier rein werfen würden – könnten Sie erkennen, ob er etwas verändert hätte oder nicht?“

Hat er nicht, beteuerte der überwiegende Teil von Jims Instinkten. Hätte nicht irgendwer bemerkt, wenn er eine völlig andere Persönlichkeit hätte? Bones oder seine Mutter? Andererseits hatte er sich verändert. Aber er hatte gedacht, das läge eher an all den lebenswichtigen Entscheidungen, die er in den letzten paar Jahren getroffen hatte.

Nach einer Pause, die fast greifbar war, antworte Spock ihm.

„Ich könnte es“, bestätigte er, wobei er die Hände vom Tisch nahm, so dass sie weiter weg von Jim und sicher an seiner Seite lagen. „Allerdings ist es nicht ratsam für mich, so eine Einschätzung zu versuchen, bevor ich eine bessere Selbstkontrolle erreicht habe.“

„… Nun“, kam Jim schließlich zu dem Schluss, „ich nehme an, in diesem Fall müssen wir einfach warten, bis Sie so weit
sind, da ich keine anderen telepathischen Freunde habe.“

Er sollte beunruhigt über seine Lage sein. Er sollte besorgt und verletzt und wütend sein – aber er war im Großen und Ganzen immer noch zu sicher, dass nichts passiert war.

„Sie gehen sehr ruhig damit um“, stellte Spock fest. „Das erhärtet meinen Verdacht.“

Jim zuckte mit den Schultern.

„Ich denke einfach nur, dass Sie falsch liegen“, antwortete er offen. Und das tat er. Auch wenn er gleichzeitig schreckliche Angst hatte, dass Spock recht hatte.
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Re: Kapitel 12 - in Arbeit -

Beitragvon Sirina » Mo 26. Okt 2009, 22:58

Der Rest in von mir aus ok, hier nur noch zwei Sachen:

Jim sah ihn peinlich berührt an, als der Ausdruck subtil die Bandbreite durchlief, (hat jemand eine andere Idee? Das klingt seltsam)
sich von Verdacht zu Begreifen bewegte und letztendlich bei Verärgerung stehen blieb.

Vorschlag:
Jim beobachtete peinlich berührt, wie der Gesichtsausdruck verschiedene Phasen durchlief, sich von Verdach zu Begreifen änderte und letztlich bei Verärgerung stehen blieb.




Das Eis klimperte und warf reflektierte grüne Scherben Hm. Das Eis wirft nicht wirklich mit Scherben. 'Reflexionen grüner Scherben' trifft es aber auch nicht. Ich versuche mir das bildlich vorzustellen... 'Lichtreflexe wie grüne Scherben'...?? auf ihn.

Vorschlag:
Das Eis klimperte und reflektierte das grüne Licht der Scheibe auf Spocks Gesicht.
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Re: Kapitel 12 - in Arbeit -

Beitragvon readonly1956 » Di 27. Okt 2009, 07:16

Jim war nicht überrascht, als er erfuhr - Vulkanier brachen das Gesetz nicht. Sie taten es einfach nicht. Es war aus so vielen Gründen so offensichtlich unlogisch, dass es ihnen einfach nicht in den Sinn kam. Außerdem glaubten Vulkanier sehr fest an Regeln und daran, sie zu befolgen. Daher war es eine gute Sache, dass Jim hinter dem Steuer saß, oder sie wären am Tempolimit geblieben.

Das Fenster war so weit es ging heruntergelassen und er nutzte den seltenen Moment, um das Gefühl des Windes in seinen Haaren zu genießen. Sein Lächeln war so breit wie immer, allen Ärger für den Augenblick vergessen, als er in der puren menschlichen Freude aufging, schneller zu fahren als erlaubt.

Er nutzte jeden Trick, den er aus seinen mit Üben verbrachten Teenagerjahren kannte, um den patrouillierenden Polizeieinheiten und Systemen mit Leichtigkeit zu entgehen. Er schlängelte sich zwischen den anderen Fahrzeugen mit einer Geschwindigkeit, Geschicklichkeit und Geschmeidigkeit hindurch, dass seine Durchfahrt nicht mal lange genug dauerte, um Alarm oder gar Erkennen zu verursachen.

Es war herrlich. Jim war kein Pilot, aber er war ein verdammt guter Fahrer. Das Auto war auch recht gut, nichts Aufregendes, aber ziemlich neu und reaktionsschnell.

Spock hatte gegen ihre zu hohe Geschwindigkeit und die ersten neun Verkehrsgesetze, die er gebrochen hatte, protestiert, schien aber nach einer Weile zu entscheiden, dass es unlogisch war mit Jim zu reden, wenn dieser nicht zuhörte. Statt dessen begann sein Erster Offizier, ihn zu beobachten. Normalerweise hätte dies Jim befangen gemacht, aber er stellte fest, dass er sich in diesem Fall nicht aufraffen konnte, sich darum zu scheren – die Strasse war herrlich, schnell zu fahren machte Spaß, und nach allem, was passiert war, musste er einfach mal tief durchatmen. Daher kümmerte es ihn nicht, ob er wild oder verrückt wirkte. Jetzt, in diesem Moment, schien es nicht wichtig.

Er erinnerte sich daran, wie er es das erste Mal geschafft hatte, auf seinem alten Fahrrad auf dem Hinterrad zu fahren. Der Wind peitschte um seine Ohren und sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als die Welt kippte, so als ob der Planet langsam unter ihm mit den Achseln zuckte, und er hatte einfach seinen Kopf nach hinten geworfen und seine Arme ausgestreckt. In diesem einen Moment war es das Paradies, bevor er einen spektakulären Sturz hinlegte.

Lachend erzählte er Spock davon, ließ aber die Augen auf der Straße, während die Worte über seine Lippen schlüpften.

Spock antwortete nicht, außer mit einem Kopfnicken. Aber Jim hatte seine Aufmerksamkeit. Fixiert, beinahe hingerissen, als ob er in diesem Moment die faszinierendste Sache der gesamten Schöpfung wäre.

Er hatte keine Ahnung, was er getan hatte, um dieses Maß an Interesse zu verdienen, aber für den Moment schwelgte er einfach nur darin, ohne über gute oder schlechte Ideen nachzudenken oder den Grund, warum er das alles so sehr genoss. Er tat es einfach.

Mit Jim hinter dem Steuer verließen sie die Stadt recht schnell. Er hätte sich wahrscheinlich ein paar Mal verfahren, aber Spock gab einen präzisen und effizienten Navigator ab, und nachdem er sich einmal an Jims ‚einzigartigen‘ Fahrstil gewöhnt hatte, wurde er recht gut darin vorauszusehen, wann er kurz davor stand, es zu vermasseln.

„Sie sind talentiert,“, informierte Spock ihn an einer Stelle, und Jim schlingerte tatsächlich etwas auf der Straße wegen der unerwarteten Aussage und des direkten Kompliments.

„Was?“, stammelte er, einen kurzen Blick hinüberwerfend.

Spock ging ins Detail.

„Ich habe Sie das nun schon mehrere Male tun sehen. Sie sind in der Lage, wünschenswerte Resultate durch nicht ratsame Handlungen zu produzieren,“, erklärte er; sein Blick war nachdenklich und abwesend, wie in Erinnerungen versunken. „Zuerst habe ich Ihren Erfolg bei solchen Unternehmungen als bloße statistische Anomalien abgetan. Aber es gibt einen Punkt, an dem statistische Anomalien aufhören, ein anwendbares Konzept zu sein. Die Annahme liegt daher nahe, dass Sie ein Talent besitzen zu wissen, welche nicht ratsamen Handlungen wünschenswerte Ergebnisse erzielen.“

Jim sah noch mal zu ihm hinüber, verwirrt durch den konzentrierten Blick und was Spock versuchte, ihm zu sagen.

„Sie meinen, dass ich Glück habe?“, bot er an.

„Nein“, antwortete Spock. „Wie ich sagte, eine statistische Anomalie kann die Beständigkeit Ihres Erfolgs nicht erklären. Ich meine, dass Sie begabt darin sind auszusuchen, welche Regeln Sie brechen.“

„…Oh.“ Jim war sich nicht wirklich sicher, ob die Feststellung, von dieser Quelle kommend, sich tatsächlich noch als Kompliment qualifizierte. Aber Spock wirkte wirklich aufrichtig und fasziniert. Er entschied sich, das Beste zu vermuten und nahm an, dass es gut gemeint war. „Danke?“

„Es war nur eine Beobachtung“, antwortete Spock. „Obwohl ich nachfragen muss – Wie treffen Sie Ihre Entscheidungen?“

Jim sah wieder zu ihm hinüber, bevor er die Augen wieder auf die Strasse richtete. Sogar er wusste es besser, als seine Konzentration stören zu lassen, wenn er so schnell fuhr wie jetzt.

„Sie meinen, wie weiß ich, welche Regeln ich brechen kann?“, stellte er klar. Spock machte eine bestätigende Geste und er atmete aus. „Hm… ich habe noch nie wirklich darüber nachgedacht.“

Schweigen folgte seiner Behauptung. Jim begann sich zu fragen, ob sie es dabei belassen würden, als Spock wieder sprach.
„Als Sie das No-Win-Szenario des Kobayashi-Maru-Tests… umgingen, muss Ihnen doch klar gewesen sein, dass die Akademie Ihre unorthodoxen Methoden aufdecken würde und dass diese Methoden leicht als Verstoß gegen mehrere Regeln bezüglich des Verhaltens von Studenten ausgelegt werden könnten. Trotzdem müssen Sie geneigt gewesen sein anzunehmen, man würde über den Verstoß hinwegsehen. Warum?“, fragte er.

Stirnrunzelnd strich Jim mit einer Hand über das Kinn und dachte darüber nach.

„Nun“, sagte er, „ich dachte, es wäre ein Trick.“

„Ein Trick?“ Spocks Augenbraue hob sich. Jim nickte.

„Ja. Ich meine, ich habe den Test davor zweimal gemacht, wissen Sie – und nachdem ich durchgefallen war, habe ich es mir immer wieder durch den Kopf gehen lassen. Jeder hat gesagt, dass der Test nicht zu schlagen sei. Aber… sie lagen falsch. Sie haben nur nicht weit genug über das Szenario hinaus gedacht. “, argumentierte er. „Der Test war nicht unschlagbar. Alles, was man tun musste, war, ihn als das zu behandeln, war er wirklich war – eine Computersimulation. Das war der Trick. In der Realität muss man keine Regeln beachten außer denen, die die Wirklichkeit einem aufzwingt. Ich dachte nicht daran, rausgeworfen zu werden, weil ich der Meinung war, den Test geknackt zu haben – dass der einzige Weg, ihn zu schlagen, der war, ihn zu hacken. Also habe ich es getan“, erklärte er.

Es war lustig. Er dachte, das wäre offensichtlich.

„…Faszinierend“, erwiderte Spock. Jim sah ihn an.

„Ja?“, fragte er.

„Allerdings, aus dieser Perspektive hätte keine Simulation einen Sinn, außer als Training fürs Computerhacken, davon ausgehend, dass alle vorgeschlagenen Szenarien sehr einfach dadurch umgangen werden könnten“, argumentierte Spock.

„Ich habe nicht jeden Test, den ich gemacht habe, gehackt,“, protestierte Jim. „Nur den einen, den ich nicht auf irgendeine andere Weise schlagen konnte.“

„Das ist mir bewusst,“, antwortete Spock. „Ich stelle nicht Ihre Integrität in Frage. Nur Ihre Logik.“

Ein ironisches Grinsen verzog Jims Lippen.

„Nun, da ist Ihr Problem“, sagte er, „ich bin einfach nicht genug Vulkanier dafür.“

Spocks Blick wurde nahezu unlesbar. „Logik gibt es nicht ausschließlich bei Vulkaniern. Noch scheint es ein Konzept zu sein, das sich Ihnen entzieht, wie ich einst fälschlicherweise annahm. Sie haben schlicht eine unorthodoxe Denkweise“, sagte er erläuterte er sachlich. „Meine Mutter war sehr logisch nach menschlichen Standards. Aber sie hatte viele surakische Lehren übernommen – als ich zum ersten Mal zur Erde kam, hatte ich geglaubt, dass die Mehrheit der Menschen weniger kompetent sein würde als sie.“

Jim runzelte die Stirn und versuchte sich zu erinnern, wo er das Wort schon einmal gehört hatte. Surakisch…, surakisch…
„Oh!“ Er schlug eine Hand gegen das Lenkrad, als es ihm einfiel. „Surakische Lehren – ich hab’s, nach Surak, nicht wahr?“

Sein Blick war auf die Strasse gerichtet, so dass er die Gelegenheit verpasste zu sehen, wie Spock seine Augen aufriss, oder die Art, wie sein Erster Offizier ihn ansah, als ob er angefangen hätte, in einem uralten vulkanischen Dialekt zu reden.

„Sie kennen Surak?“, fragte er, wobei seine Stimme einen leicht ungläubigen Klang annahm.

Jims Hirn stotterte kurz, als er seinen Schnitzer bemerkte. Oh Scheiße. Das war etwas, das ihm der andere Spock erzählt hatte. Surak war der Gründer der vulkanischen Philosophien von Logik und der Unterdrückung von Emotionen – aber er hatte vergessen, welcher seiner zwei halbvulkanischen Freunde das erwähnt hatte.„Ähm…“, wich er brillant aus.

Spocks Gesichtsausdruck wechselte langsam von Ungläubigkeit zu seiner eher üblichen Maske – doch von einem leichten Hauch von Verdacht überzogen.

„Jim, wo haben Sie von Surak erfahren?“, fragte er.

Verzweifelt fischte dieser in seinem Gehirn nach einer Antwort.

„…kulturelle Studien?“

Spocks Augen verengten sich. „Sie lügen,“, sagte er, weniger beschuldigend als feststellend. Jims Augen blieben verlegen auf der Strasse. Er konnte es nicht ganz abstreiten – nicht, wenn er so offensichtlich und unverblümt darauf angesprochen wurde. Jeglicher Protest seinerseits würde unglaublich unehrlich klingen. Und er wäre es.

Es wäre wirklich Mist, derjenige zu sein, der Raum und Zeit zerstörte, weil er seine Spocks nicht auseinander halten konnte. Falls es hinterher noch eine Geschichtsschreibung gäbe, würde sie wahrscheinlich kein schmeichelhaftes Bild zeichnen.

„Würden Sie glauben, dass ich einen vulkanischen Brieffreund habe?“, schlug er vor. Was überwiegend wahr war, außer, dass er technisch gesehen halbvulkanisch war und Jim ihm nur einmal geschrieben hatte.

Skepsis zeigte sich auf dem Gesicht seines Ersten Offiziers. Dann Verdacht. Jim beobachtete peinlich berührt, wie der Gesichtsausdruck verschiedene Phasen durchlief, sich von Verdacht zu Begreifen änderte und letztlich bei Verärgerung stehen blieb.

„Sie hatten Kontakt zu meinem alternativen Ich“, verdächtigte Spock ihn und nun war es an Jim auszusehen, als hätte jemand gerade einen Kübel Eiswasser über seinen Kopf gekippt.

Er wartete eine Minute. Das Universum kollabierte nicht.

„Sie sollten nichts von ihm wissen“, platzte er schließlich in wenig eloquenter Verwirrung heraus. „Wieso wissen Sie von ihm?“ Aber er begann bereits, die Antwort zu vermuten.

Spock bedachte ihn erneut mit einem unlesbaren Blick. „Jim. Dachten Sie, ich würde nicht schlussfolgern, was passiert war, wenn ein Schiff aus der Zukunft auf mein Stimmmuster reagiert und mich mit ‚Botschafter Spock‘ anredet?“, fragte er steif.

„Nun, ich hoffte, Sie würden es nicht tun,“, antwortete Jim. „Insbesondere da der andere Spock mir sagte, dass es Raum und Zeit zerstören würde.“ Allerdings fing er an zu glauben, dass das Bockmist gewesen sein könnte.

„…Als Sie wieder mit ihm sprachen, hat er es Ihnen nicht erzählt?“, fragte Spock und seine Augen verengten sich.

Jim fing an, sich zu fragen, ob er an die Seite fahren sollte. Für den Fall, dass sein Erster Offizier ausflippte, war ein rasendes Fahrzeug wahrscheinlich nicht der beste Platz dafür. „Mir was erzählen?“, fragte er.

„Dass ich ihn getroffen habe.“

Okay. Yep. Zeit, an die Seite zu fahren. Jetzt. Jim fuhr das Auto von der Strasse, zog die Bremse an und drehte sich um, um Spock seine volle Aufmerksamkeit zu schenken.

„Was?“, fragte er.

Spock hielt seinem Blick gleichmütig stand, obwohl da eine Art dunkler Glanz in seinem Auge war. „Ich habe ihn getroffen“, wiederholte er. „Wir haben kurz gesprochen, als ich darüber nachdachte, bei der Sternenflotte zu kündigen, um an den vulkanischen Kolonisierungsbemühungen teilzunehmen. Er riet mir – im Wesentlichen – auf meinem gegenwärtigen Weg zu bleiben.“

Jims Kiefer klappte runter.

„Was… warum… aber…?“, stammelte er. Dann fing er sich, bemerkte, dass er wahrscheinlich wie ein Idiot aussah, und klappte sofort den Mund zu, während er fühlte, wie Enttäuschung und Ärger in ihm aufstiegen. "Warum haben Sie mir das nicht gesagt?“, verlangte er zu wissen, schärfer als beabsichtigt.

Sein Tonfall schien jedoch keinerlei Defensive bei Spock zu provozieren. „Ich hatte keinen Grund, das Thema anzusprechen“, antwortete er einfach, „noch einen Grund zu glauben, dass mein alternatives Ich fortfahren würde, seinerseits solche Täuschungen durchzuführen.“

Er hat mich angelogen, dachte Jim und fühlte sich verraten. Er hatte… verdammt. Er musste wie ein solcher Idiot ausgesehen haben. Wieder einmal.

„…Jim?“

Sich räuspernd wischte Jim den unangenehmen Gedanken und das beengte Gefühl in seiner Brust weg. „Ja. Na ja, vielleicht dachte er, es wäre lustig,“, schlug er vor und ließ den Motor wieder an, nun da es offensichtlich schien, dass Spock nicht ausflippen würde.
Eine der Augenbrauen seines Ersten Offiziers wanderte nach oben. „Das ist zweifelhaft“, sagte er.

„Ich denke, er ist etwas entspannter bezüglich seiner Emotionen als Sie,“, betonte Jim; sein Ton klang leicht verbittert.

Spock fixierte ihn wieder mit diesem konzentrierten Blick. „Vielleicht,“, räumte er ein. „Trotzdem, es würde mir keine Freude bereiten, Sie zu täuschen. Wenn man in Betracht zieht, welche Wertschätzung Ihrer Person mein anderes Ich hat, bezweifle ich, dass er in diesem Punkt so verschieden von mir wäre.“ Er hielt inne und schien über etwas nachzudenken. „Er scheint sehr manipulativ zu sein – es ist eher wahrscheinlich, dass ihn diese Eigenschaft motiviert, als ein bösartiger Sinn für Humor.“

Jim rutschte unangenehm berührt hin und her, von der Idee, ‚manipuliert‘ worden zu sein genauso wenig angetan wie davon, ausgelacht zu werden. „Ja… nun, ich nehme an, Sie sollten wissen, dass dieses ganze ‚Erde als Fokus‘-Ding von ihm kam. Ich habe ihn über vulkanische Meditation befragt,“, gab er zu. Wenn ich wieder mit dem alten Mann rede, dann werde ich… werde ich… Huh. Anscheinend hatte sein Gehirn ein paar Probleme, sich Gewaltakte gegen den Älteren auszudenken. Ich werde als extrem angepisst herüberkommen. Was ich bin. Und werde ein paar Antworten bekommen, verdammt!

Spock neigte seinen Kopf fast unmerklich. „Sie haben mein anderes Ich kontaktiert, um bezüglich alternativer Meditationspraxen nachzufragen?“, fragte er.

Jim nickte abwesend. „Richtig“, bestätigte er. „Ich hätte nicht darüber gelogen, aber, wissen Sie – ich dachte, entweder lügen, oder die Grundlagen des Universums vernichten.“

„Natürlich“, sagte Spock. „Wenn man Ihre Fehlinformationen bedenkt, war es eine äußerst verständliche Einschätzung. In Zukunft, falls Sie jemals wieder sicher sind, dass es alles Sein beenden könnte, mir ein spezifisches Wissen mitzuteilen, rate ich Ihnen, dass Sie mich im Unwissen lassen.“

Okay. Das war irgendwie lustig. Jim schnaubte, dann schüttelte er den Kopf leicht, so etwas wie ein Seufzen von sich gebend.
„Gleichfalls,“, antwortete er.

Denn so was passierte ja ständig. Also war es gut zu wissen, wo jeder in dieser Frage stand.

Als sie weiterfuhren, war die Stimmung nicht mehr so angespannt. Jim konnte trotzdem nicht anders, als innerlich vor Wut darüber zu kochen, dass der ältere Spock ihn getäuscht hatte. Ihn von Delta Vega an Bord der Enterprise zu beamen, sein ohne dass er dabei war, um die wilden Zeitreisegeschichten zu bestätigen und all die Information über vulkanische Geistespraktiken preiszugeben… warum sollte er lügen, um dadurch zu vermeiden, die Dinge einfacher zu machen?

„…Es ist seltsam,“, sagte Spock nach einer Weile, die Mauer des Grübelns über den Betrug durchbrechend. Es schien, als würde in letzter Zeit jeder sein Spiel mit Jim treiben. Die Sternenflotte. Spock. Der andere Spock.

Noch mal Spock.

Was ist seltsam?“, fragte er, nicht in der Lage, Feindseligkeit gegenüber dem Spock zu fühlen, der wenigstens eine gute Entschuldigung dafür hatte, ihn gelegentlich – metaphorisch oder anders – gegen Wände zu knallen.

„Das Verhalten meines alternativen Ichs“, führte Spock aus. „Ich hatte Grund, seit unserem Treffen darüber zu grübeln. Er ist… von Ihrem Wert überzeugt. Es würde logisch erscheinen anzunehmen, dass Sie in seiner Zeit eine Handlung von ausreichender Bedeutung vollzogen haben, um solche Loyalität hervorzurufen.“

„Er sagte, wir wären Freunde“, bot Jim an. Er dachte nicht wirklich, dass das auch eine Täuschung gewesen war. Überraschenderweise, so sauer wie er darüber war, dass er ausgetrickst worden war, mochte er den alten Mann immer noch. „Er war aber ziemlich fertig von allem, das ihm passiert war“, fügte er hinzu. „Zuerst dachte ich, ich hätte nur irgend so einen verrückten, seltsamen Einsiedler gefunden, bis er darauf bestand, Sie zu sein – was, jetzt wo ich darüber nachdenke, eigentlich nicht dabei half, die Begegnung nicht als seltsam oder verrückt zu empfinden. Dann fragte er, wie ich ihn gefunden hätte, und überfiel mich fast mit diesem - Gedankengerede-Zeugs?“ Was ein riesiger Haufen Nicht Lustig gewesen war. Wie ruhig der Mann auch aussah, unter all dem brauste ein Sturm, und ein paar schreckliche Momente lang hatte Jim Angst gehabt, davon weggetragen zu werden.

„Was?“, fragte Spock scharf. Der abrupte Wechsel im Tonfall überraschte Jim, der in seiner Rückbesinnung fast geistesabwesend gewesen war.

„Ähm… was meinen Sie, ‚was‘?“, fragte er zurück, dachte darüber nach, was er gesagt hatte und versuchte dabei herauszufinden, welcher Teil die abrupte Frage verdient hatte.

Spocks Blick war sehr, sehr hart geworden.

„Was meinen Sie, wenn Sie ‚Gedankengerede-Zeug‘ sagen?“, erläuterte er.

Etwas verwirrt runzelte Jim die Stirn. „Sie wissen schon, wie das, was Sie auf der Narada mit diesem romulanischen Kerl gemacht haben,“, sagte er. „Er hat seine Hand an mein Gesicht gelegt und mir einige seiner Erinnerungen gezeigt. Oh, und er hat was gesagt… Ich glaube, es war ‚Mein Geist zu deinem Geist…‘“

„…meine Gedanken zu deinen Gedanken“, beendete Spock. Er trug einen Ausdruck wie eine Stahlfalle. „Sie sagten, er habe Sie damit fast überfallen – er hat nicht erklärt, was es war? Oder um Ihre Erlaubnis gebeten?“, fragte er nachdrücklich.

„Irgendwie schon“, verteidigte Jim. „Zuerst kam er auf mich zu, aber als ich ihn fragte, was er da täte, stoppte er und sagte, es wäre einfacher, es mir zu zeigen. Denke ich. Ich weiß nicht, es war ziemlich intensiv.“

Okay. Spock war wütend. Obwohl er keine abrupten Gesten machte und nur sehr, sehr still saß, füllte die Stimmung das Auto fast spürbar. Jim erwog, wieder an die Seite zu fahren. Aber irgendwie zögerte er, den stetigen Rhythmus des Automotors zu unterbrechen oder irgend etwas zu tun, um die Stimmung zu verändern, besorgt, es würde den Damm brechen, der sehr offensichtlich errichtet worden war.

„Er benutzte diese Methode, um seine Situation zu erklären?“, fragte Spock nach einem Augenblick.

Jim antwortete mit einem steifen, verlegenen Nicken.

„Ja. Ich konnte irgendwie verstehen warum – ich hätte ansonsten wahrscheinlich Probleme gehabt, ihm zu glauben“, schlussfolgerte er.

Aus irgendeinem Grund schien diese Erklärung Spock ein wenig zu besänftigen, obwohl es nur eine marginale Änderung dessen war, was unter seinem betont neutralen Gesichtsausdruck köchelte.

„Was ist los?“, konnte Jim sich endlich nicht mehr zurückhalten zu fragen.

„… mit dem Geist eines anderen Individuums zu verschmelzen ist keine geringfügige Sache“, antwortete ihm Spock nach einer Minute. Seine Kehle bewegte sich leicht, als er zu schlucken schien. „Es ist ein Akt, der aus Notwendigkeit durchgeführt wird, oder aus Intimität. Er hätte sich diese Freiheit nicht mit Ihnen herausnehmen sollen, insbesondere, da Sie mit dem Prozess nicht vertraut sind.“

Bei der Erwähnung von ‚Intimität‘ konnte Jim sein Gehirn nicht davon abhalten, in all die falschen Richtungen zu gehen. Richtungen, in die er nicht gerade mit einem Mann gehen wollte, der über ein Jahrhundert älter war als er.

„Was meinen Sie, intim wie – was?“, fragte er, plötzlich beunruhigt, und sich nun auch sehr stark Spocks physischer Präsenz neben ihm bewusst.

Der Halbvulkanier atmete leicht aus.

„Er hatte Zugang zu Ihrem Geist – ihren Gedanken, Erinnerungen, Gefühlen, Wahrnehmungen – und Sie zu seinem. Aber Sie waren mit einem solchen Kontakt nicht vertraut, somit wären Sie nicht in der Lage gewesen, diesen Zugang zu beeinflussen. Er hat sich selbst in eine Position mit beträchtlichem Einfluss auf Sie gebracht“, erklärte Spock. Dann fügte er, gleich einem Nachgedanken, hinzu: „Und er ist manipulativ.“

Jim brauchte einen Moment, um alle Implikationen darin zu verstehen. Ihm gefiel der Gedanke nicht, für eine solche Untersuchung offen zu sein. Aber gleichzeitig dachte er nicht – nun ja, fühlte sich nicht, als ob der andere Spock viel in seinem Schädel herumgestochert hätte. Er war da gewesen mit Jim, voll beschäftigt mit der Erinnerung an zwei sterbende Planeten – mit der emotionalen Reaktion, die das bewies.

„Ich denke nicht, dass er viel gemacht hat“, sagte er beruhigend. Er wunderte sich, ob dies eines dieser kulturellen Dinge war, die etwas schwierig zu verstehen waren. Allerdings gab es eine Unzahl telepathischer Wesen im Universum – das psychologische Training der Sternenflotte hatte es erfordert, mit diesem Konzept umgehen zu können. Einige der Wesen waren angeblich freizügiger mit ihren Fähigkeiten als andere.

„Sie wüssten es nicht, wenn er das getan hätte“, informiert Spock ihn stur und überkreuzte seine Arme dann mit einer angespannten Geste vor der Brust. Einen Moment lang dachte Jim, er sähe etwas weniger wütend aus und dafür eher… außer sich.

Er kämpfte gegen den Impuls, hinüber zu greifen und eine Hand auf Spocks Schulter zu legen. Wenn ich nicht ausflippe, warum tut er es dann?, fragte er sich, obwohl er annahm, dass es ihn mehr beschäftigen sollte, als es der Fall war. Der andere Spock hatte bereits bewiesen, dass er in der Lage war, ihn zu täuschen. Und, wie Spock gesagt hatte, wenn der Kerl in seinem Kopf herumgespielt hatte, wie sollte er es wissen?

Aber seine Instinkte gingen einfach nicht mit diesem Gedanken konform. Einige seiner Unsicherheiten verfolgten ihn, aber überraschenderweise nicht viele. Es beschäftigte ihn immer noch stärker, dass er angelogen worden war.

Spock sah jedoch nicht so aus, als ob er ihm allzu viel Aufmerksamkeit widmete. Er hatte seine Augen geschlossen und murmelte eine Reihe unverständlicher – und einige nicht aussprechbare – Wörter vor sich hin. Jetzt, da er etwas mehr darüber erfahren hatte, vermutete Jim, dass es Mantras waren, um ihm beim Konzentrieren zu helfen.

Klugerweise ließ er Spock in Ruhe und richtete stattdessen seine Aufmerksamkeit wieder auf die feine Kunst, mehrfache reuelose Verkehrsverstöße zu begehen. Aber egal, wie weit er über die erlaubte Geschwindigkeitsgrenze hinausging, so war es doch noch ein weiter Weg, und bald schon machten sich gewisse biologische Bedürfnisse bemerkbar. Außerdem hatte die Taubheit in seiner Kehle nachgelassen und sie hatte angefangen sich anzufühlen, als ob jemand Sandpapier an ihr entlang gerieben hatte. Eine Pause klang mehr und mehr wie eine gute Idee.

Spock schien nicht einmal zu merken, dass Jim auf den Parkplatz eines Restaurants gefahren war, bevor der Motor stoppte. Dann öffnete er seine Augen und fixierte ihn mit einem fragenden Blick.

Jim grinste, froh darüber, dass ein Großteil der Schärfe aus dem Blick verschwunden war. Nicht dass die Schärfe nicht ihren eigenen seltsamen Reiz gehabt hätte, so heiß und scharf und gefärbt mit – weißt du was? Er würde hier aufhören. Yep.

„Hungrig?“, fragte er und widerstand gerade noch dem Drang, seinen Kopf gegen das Lenkrad zu schlagen, als sein Gehirn die Frage automatisch mit einer Anspielung verband. Nur ein Wort! Gottverdammt, er war verflucht.

Spock neigte den Kopf leicht in einem angedeuteten Nicken und sie stiegen aus. Jim streckte seine Arme und Beine für einen Moment und dann gingen sie zusammen zu dem ziemlich gewöhnlich aussehenden Etablissement. Es lag still unter einer übergroßen Plakatwand, irgendwie von seiner eigenen Werbung überschattet.

„Warum suchen Sie uns nicht einen Platz? Ich verschwinde mal kurz,“, sagte er, klopfte Spock kurz auf die Schulter -(verdammt, schon wieder vergessen)- und ging dann hastig zu den gut erkennbar gekennzeichneten hiesigen Toiletten.

Als er fertig war, gelang es ihm, Spock mit einer Leichtigkeit ausfindig zu machen, als werde er wie magnetisch von ihm angezogen. Er fand ihn an einem kleinen Tisch, der ein ganzes Stück abseits des allgemeinen Hin und Her des Etablissements stand. Das Dekor war einfach und blass, die dunklen Farben von Haar und Kleidung seines Ersten Offiziers kontrastierend. Das Fenster neben ihm war in einem sehr passenden hellen Grün gefärbt, was ihn in ein Licht setzte, das sein normalerweise unterschwellig außerirdisches Aussehen stärker betonte. ‚Exotisch‘ beschrieb es nicht mal ansatzweise, aber Jim schob diesen Gedanken beiseite und setzte sich.

„Ich habe mir die Freiheit genommen, Ihnen ein Glas Wasser zu bestellen,“, sagte Spock als eine Art Begrüßung und Jim nickte ein Danke, bevor er das kühle Getränk hob und seine Kehle beruhigte. Das Eis klimperte und warf Reflexionen grüner Scherben auf ihn.

„Wie geht es Ihnen?“, fragte er, sobald er ein gutes Drittel des Glases ausgetrunken hatte. Spock machte eine bejahende Geste, indem er leicht den Kopf neigte und kurz die Augen schloss.

„Zur Zeit bin ich gefasst,“, bestätigte er. „Nachdem Sie letzte Nacht… gegangen waren, habe ich einige meiner Meditationspraktiken geändert.“

„Und hat es geholfen?“, fragte Jim mit ehrlicher Neugier.

Wenn Spock menschlich gewesen wäre, hatte er womöglich die ‚so lala‘ Handbewegung gemacht. Wie es war, brachte er es irgendwie fertig, das gleiche Gefühl nur mit der kleinsten Bewegung seines Mundes zu vermitteln. „Es war… irritierend. Aber auch vielversprechender als meine früheren Versuche“, antwortete er.

Dann kam ein Kellner und sie gerieten etwas ins Stocken, als sie bemerkten, dass die Karte nur begrenzte vegetarische Optionen bot. Jim studierte zusammen mit Spock die Karte, auf der Jagd nach einem passenden Gericht, das kein einziges tierisches Produkt enthielt. Fast alle enthielten irgendwo zumindest Shrimps, Speck oder Hühnchen. Der Kellner erwies sich als wenig hilfreich. Er stand einfach nur herum mit der abgestumpften Gleichgültigkeit einer Person, die ihren Job nicht unbedingt mochte.

Sich über den Tisch lehnend, beobachtete Jim Spocks Finger, wie sie über die Zeilen der Karte fuhren – eine unnötige Geste für jemanden mit einem so präzisen Gehirn. Sie schien allerdings sehr geistesabwesend, und so vermutete er, dass es seine menschliche Seite war, die sich etwas zeigte.

„Schauen Sie,“, meinte Jim schließlich und wandte sich in seiner Verzweiflung an den Kellner. „Sie kochen doch auch für Menschen, die gegen einige Zutaten allergisch sind, oder?“, fragte er.

Der Kellner sah ihn komisch an, nickte jedoch.

„Okay“, fuhr Jim fort und wies dann mit einem Daumen in Spocks Richtung. „Er ist gegen alles, das von einem Tier kommt, allergisch. Oder einem Fisch,“, fügte er hinzu, da er der Intelligenz des Typen nicht so weit vertraute. „Also egal was er bestellt, stellen Sie sicher, dass es nicht mit irgendetwas, das lebte und sich bewegte, in Berührung kommt“. ‚Oder ich hau dir was auf die Nase‘ blieb ungesagt, aber stark angedeutet. Zumindest das schien den jungen Mann für einen Moment aus seiner apathischen Trance zu reißen.

„Ähm, sicher“, stimmte er zu, unbehaglich zwischen Jims halbfeindlichem Blick und Spocks sorgfältiger Neutralität hin und her blickend. „Das kann ich machen.“

„Gut“, erwiderte Jim fröhlich, bevor er seinen Kopf Spock zuwandte und mit einer spielerisch einladenden Geste auf die Karte zeigte. „ Da. Suchen Sie sich aus, was Sie möchten.“

Spocks Mundwinkel zuckten ein winziges Stück nach oben, aber er tat ihm den Gefallen. Der Kellner schrieb ihre Bestellungen hastig auf, ging dann und überließ sie wieder der Halb-Privatsphäre ihres Tisches.

„Verdammt“, sagte Jim, „das ist ein komisches Restaurant. Kein vegetarisches Gericht?“, sinnierte er, sich etwas verlegen fühlend, als ob er das aufgrund der Fassade hätte vermuten müssen. Aber es war ja nicht so, als wäre da irgendeine Andeutung auf dem Schild gewesen.

„Es gäbe Baguettes,“, meinte Spock diplomatisch, „obwohl die nach der Beschreibung auch mit Käse oder Speck hätten belegt sein können.“

Jim schüttelte den Kopf, ließ ihn etwas hängen und lachte. Danach entstand eine Pause in ihrer Unterhaltung, in dieser betretenen Art, die entsteht, wenn man krampfhaft nach Gesprächsstoff sucht. Spock wandte den Blick aus dem Fenster und beobachtete durch den grünen Glasfilter, wie eine leichte Brise über den Parkplatz wehte. Er verschränkte die Finger, lehnte die Arme gegen den Tisch und sah einen Moment lang sehr gelassen und fremdartig und schroff, aber trotzdem auch sehr vertraut und passend aus.

Die Peinlichkeit erstarb, entspannte sich stattdessen in eine angenehme Stille. Eine Akzeptanz der Pause in der Unterhaltung. Jim fuhr geistesabwesend mit dem Daumen über die kühle, kondensfeuchte Oberfläche seines Wasserglases. Er dachte darüber nach, was sie tun würden, wenn sie erst in San Francisco waren. Es gab da ein paar Verwaltungsangestellte der Sternenflotte, die Zielscheibe seines Wutanfalls werden würden. Dann dachte er über die seltsame Idee nach, sich gegen seinen eigenen Ersten Offizier bewaffnen zu müssen. Spock würde jedoch mit dieser neuen Situation zurecht kommen, überlegte er. Er würde es müssen, oder ansonsten müsste Jim sich einen anderen Ersten Offizier suchen. Das wusste er. Die Sternenflotte mochte nicht die gleiche rigorose Gefühlskontrolle erfordern wie die vulkanischen Traditionen, aber es gab dennoch Standards.

Nicht dass er Spock in näherer Zukunft an die psychologische Abteilung verpfeifen würde. Aber er musste jetzt trotzdem wie ein Captain denken, selbst wenn es ihm auf den Geist ging.

„Jim“, sagte Spock, als Jim gerade anfing sich zu fragen, wo ihr Essen blieb. Er schaute hinüber und stellte fest, dass er unerwartet in einem konzentrierten Blick gefangen war. „Wie lautet ihre Einschätzung meines anderen Ichs?“

Mit dieser Frage überrascht, runzelte Jim die Stirn, sein Daumen hielt quietschend in seiner zerstreuten Bewegung über sein Glas inne.

„Was meinen Sie mit ‚Einschätzung‘?“, entschied er sich nachzufragen.

„Ich beziehe mich auf Ihre Meinung, Ihre Wahrnehmung“, erklärte Spock. „Alles, was Sie bemerkenswert an ihm fanden. Was Sie über seinen Charakter festgestellt haben. Sie hatten ausgiebiger mit ihm zu tun als ich.“

Als er darüber nachdachte, nahm Jim an, dass er recht hatte, obwohl es seltsam schien, mehr über jemanden zu wissen, als dieser selbst. In gewisser Weise. Noch seltsamer schien es zu versuchen, seine Ansichten über einen Spock für den anderen in Worte zu fassen.

„Ich weiß nicht“, antwortete er achselzuckend. „Ich verstehe nicht, warum er darüber gelogen hat, eine Begegnung mit Ihnen vermeiden zu müssen. Aber ansonsten ist er in Ordnung.“

Spock betrachtete ihn einen Moment lang sorgsam. Dann zog er die Augenbraue hoch, als klar wurde, dass er nicht mehr sagen würde. „Das ist das Ausmaß ihrer Einsicht? Dass er ‚in Ordnung‘ ist?“

Jim zog sich abwehrend zurück. „Kommen Sie schon, Spock,“, sagte er, „ich habe nur zweimal mit ihm gesprochen. Was wollen Sie hier wissen?“

Aber ihm war klar, dass er nicht gleich eine Antwort kriegen würde. Er konnte schon den Kellner mit dem Essen kommen hören.

Jim und Spock schwiegen beide, während das Essen vor ihnen abgestellt wurde, und erst als die fernen Schritte des wenig begeisterten jungen Mannes verhallten, schaute Jim von seinem Teller auf und zu seinem Ersten Offizier zurück. Spock besah sich sein Essen genau, schien es jedoch akzeptabel zu finden. Zumindest erhob er keine Einwände und begann nach einem Moment seine ordentliche und methodische Aufgabe des Essens.

Seine Gabel beladend, schob Jim sie sich achtlos in den Mund. Einfach aus Prinzip. Das Universum brauchte schließlich Balance.

„Ich denke nicht wie er,“, gab Spock nach einer Weile zu. Er unterbrach das Essen und schaute schließlich zu Jim auf und kreuzte dessen Blick, der überwiegend auf ihn fixiert gewesen war. Die Enthüllung kam unerwartet.

Jim wartete eine Minute, aber das schien alles, was Spock zu sagen hatte.

„Hey“, sagte er letztlich, „falls es hilft, betrachten Sie es so: irgendwann werden Sie das. Sie wissen schon. Wenn Sie ein paar Jahrhunderte hinter sich haben.“

Sein Versuch, witzig zu sein, brachte ihm nur einen sehr trockenen Blick ein.

„Es ist unwahrscheinlich, dass er so alt ist“, berichtigte Spock ihn. Jims Antwort bestand aus einem Schulterzucken. „Es ist auch möglich, dass ich niemals so wie er sein werde. Meine Existenz ist unwiderruflich verschieden von seiner.“

„Ja, ich weiß“, sagte Jim und fuchtelte mit seiner Gabel durch die Luft, um sein Abtun zu unterstreichen. „Sie sind verschiedene Leute – das verstehe ich. Ich meinte nur, dass es wahrscheinlich so eine Art ‚Altersweisheit‘ ist. Oder Senilität. Suchen Sie es sich aus.“

„Sie verdächtigen ihn des geistigen Verfalls?“, fragte Spock, offensichtlich ernsthaft.

Jim sah ihn komisch an. „Das war ein Witz“, erklärte er. Zu seiner Überraschung schien Spock tatsächlich in sich zusammen zu fallen. „Okay, wissen Sie was“, sagte er schließlich, nicht wütend, aber etwas verärgert. „Ich rede nicht im Kreis, also was auch immer Sie auffrisst, spucken Sie es aus.“

Er konnte sehen, dass sein Erster Offizier das nicht erwartet hatte, da seine Schultern sich ein klein wenig anspannten und so seine Überraschung verrieten.

„Ich werde nicht aufgefressen“, protestierte Spock voll falscher Naivität.

Das brachte ihm eine auf ihn gerichtete Gabel ein.

„Stellen Sie sich nicht dumm“, sagte Jim, nicht im Geringsten getäuscht. „Das kriegen Sie nicht hin.“

Die Kombination aus Beleidigung und Kompliment in dieser Beobachtung schienen Spock für einen Moment innehalten zu lassen. „Ich nehme an, Sie wären eine Autorität bezüglich einer solchen Fähigkeit“, antwortete er. Für eine Minute zerbrach auch Jim sich den Kopf darüber, ob er gerade ein Kompliment erhalten hatte oder beleidigt worden war.

Er entschied, dass es sich wahrscheinlich ausglich. Aber er würde sich sowieso an die ‚Kompliment‘-Perspektive halten.

„Verdammt richtig. Also, was ist los?“

Spock zögerte. Er sah Jim an, als würde er etwas]abwägen, obwohl nicht zu erkennen war, was. „Mein alternatives Ich hat sich viel Mühe gegeben, um sicher zu gehen, dass wir interagieren werden“, sagte er nach einer Weile. “Das ist unlogisches Verhalten. Unsere Zeitline wurde Dekaden vor seiner Ankunft darin verändert. Anzunehmen, dass irgendetwas beständig bleiben würde, ist unklug, und doch ist er überzeugt, dass wir uns gut kennen sollten.“ Spocks Gesichtsausdruck veränderte sich zu einem seiner Nicht-Stirnrunzeln. „Sie insbesondere wurden stark durch die von Nero verursachten Veränderungen beeinflusst. Es ist logisch anzunehmen, dass Sie von dem James T. Kirk, an den sich mein anderes Ich erinnert, verschieden sein würden.“

Jim hörte zu, überhaupt nicht überrascht oder verstimmt von dem ,was er hörte. Er wusste, dass der andere Spock zu denken schien, er und sein Erster Offizier sollten Händchen halten und unter Regenbögen hindurchhüpfen, und er selbst hatte sich mehrere Male gedacht, dass er wahrscheinlich sehr verschieden war von dem anderen… ähm, ihm. Es ging nur darum zu erkennen, wo sein Freund damit hinwollte.

Spock atmete ein und schien sich etwas anzuspannen, als ob er sich für etwas Unangenehmes bereit machte. „Geübte Telepathen sind in der Lage, die Gedanken oder Erinnerungen anderer zu filtern, zu verändern, in eine andere Richtung zu lenken oder sogar sie zu unterdrücken. Es ist möglich, dass mein anderes Ich in seiner Verzweiflung die Geistesverschmelzung als eine Möglichkeit nutzte, Sie zu… verändern. Sie mehr zu dem James T. Kirk zu machen, den er kannte.“

Jim war ruhig. Spock fuhr fort.„Er könnte mehr in Ihnen gesucht als gefunden haben.“

Wow. Er entschied sich, die potentiell riesige und offensichtlich unbeabsichtigte Beleidigung in dieser Behauptung zu ignorieren.

„…Spock“, sagte Jim schließlich, „ich denke wirklich nicht, dass irgend so etwas passiert ist.“

Er hatte seine Worte beruhigend gemeint, aber aus irgendeinem Grund, funktionierten sie nicht. Spocks Hand verkrampfte sich um sein Besteck, die Gabel unnatürlich in seinem Griff verbiegend. „Ihre Überzeugung unterstützt meinen Verdacht nur noch mehr“, antwortete er. „Haben Sie Ihre ungewöhnliche Neigung, meine Übergriffe zu entschuldigen, nicht in Betracht gezogen? Ihr stures Bestehen darauf, mir zu Hilfe zu kommen?“

Jim sah Spock an, als ob ihm ein zweiter Kopf gewachsen wäre.

„Warten Sie. Sie denken, ich tue das, weil ich einer Gehirnwäsche unterzogen wurde?“, fragte er.

Es würde eine Menge erklären, flüsterte eine böse kleine Stimme in seinem Hinterkopf. Es würde erklären, warum er Spocks Gesellschaft so genoss. Es würde erklären, warum Spocks Beleidigungen oder Angriffe mehr weh taten, als sie es sollten. Es würde sogar seine unerwartete Anziehung zu ihm erklären. Aber es würde nicht alles erklären und er konnte die Löcher in dem Argument sehen – zum Beispiel warum der ältere Spock sein Gehirn verändern sollte, um ihn sich von seinem jüngeren Ich angezogen fühlen zu lassen.

„Aber wenn er das getan hätte,“, meinte Jim mit Nachdruck, „warum würde er dann gehen? Wenn er sich die ganze Mühe machte, mich einer Gehirnwäsche zu unterziehen, warum würde er das tun und dann einfach ‚Tschüß‘ winken?“

Ein Mischmasch aus Gedanken und Zweifeln wirbelte durch seinen Kopf. Er dachte ehrlich nicht, dass Spock – irgendein Spock – ihm etwas so Abscheuliches und Unmoralisches antun würde. Aber kam dieser impulsive Glaube an seinen Charakter daher, dass er das getan hatte? Andererseits erinnerte er sich an die Verschmelzung mit Spock. Lebhaft. Der alte Mann war ganz bei ihm gewesen, durch seine Erinnerungen gehend, so nah, hätte es sich um eine physische Interaktion gehandelt, sie hätten Händchen halten können. Seine Stimme hatte mit Worten erklärt, sein Geist hatte in Bildern gezeigt und seine Emotionen hatten gefühlt mitgeteilt, was vorgefallen war. Und die Verbindung wurde unterbrochen, sobald das geschehen war. Er hatte nie in Betracht gezogen, dass etwas anderes passiert sein könnte. Es schien einfach nicht, als wäre dafür Zeit oder Gelegenheit gewesen.

Aber es war sein Verstand, der ihm das sagte. Und was, wenn daran herumgespielt worden war… er konnte nicht auf ihn vertrauen.

Er blickte über den Tisch zu Spock, der ihn mit kleinsten Spuren von Besorgnis – vielleicht sogar Angst? – betrachtete.

Könnte Spock ihm so etwas antun? Konnte er überhaupt seiner eigenen Fähigkeit trauen, dies zu beurteilen? Aber… zumindest konnte er diesem Spock vertrauen, so etwas nicht gut zu heißen. Ansonsten hätte er es nicht zur Sprache gebracht.

Er hatte eine Idee.

„Könnten Sie es erkennen?“, fragte er.

Spocks Gesichtsausdruck wechselte leicht von Anspannung zu Verwirrung. Jim erklärte, wobei er eine Hand hob, um an eine seiner Schläfen zu tippen. „Falls Sie einen Blick hier rein werfen würden – könnten Sie erkennen, ob er etwas verändert hätte oder nicht?“

Hat er nicht, beteuerte der überwiegende Teil von Jims Instinkten. Hätte nicht irgendwer bemerkt, wenn er eine völlig andere Persönlichkeit hätte? Bones oder seine Mutter? Andererseits hatte er sich verändert. Aber er hatte gedacht, das läge eher an all den lebenswichtigen Entscheidungen, die er in den letzten paar Jahren getroffen hatte.

Nach einer Pause, die fast greifbar war, antworte Spock ihm.

„Ich könnte es“, bestätigte er, wobei er die Hände vom Tisch nahm, so dass sie weiter weg von Jim und sicher an seiner Seite lagen. „Allerdings ist es nicht ratsam für mich, so eine Einschätzung zu versuchen, bevor ich eine bessere Selbstkontrolle erreicht habe.“

„… Nun“, kam Jim schließlich zu dem Schluss, „ich nehme an, in diesem Fall müssen wir einfach warten, bis Sie so weit
sind, da ich keine anderen telepathischen Freunde habe.“

Er sollte beunruhigt über seine Lage sein. Er sollte besorgt und verletzt und wütend sein – aber er war im Großen und Ganzen immer noch zu sicher, dass nichts passiert war.

„Sie gehen sehr ruhig damit um“, stellte Spock fest. „Das erhärtet meinen Verdacht.“

Jim zuckte mit den Schultern.

„Ich denke einfach nur, dass Sie falsch liegen“, antwortete er offen. Und das tat er. Auch wenn er gleichzeitig schreckliche Angst hatte, dass Spock recht hatte.
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