Kapitel 17 - in Arbeit -




Hier sind die Rohfassungen und späteren Versionen, so lange noch daran gearbeitet wird

Kapitel 17 - in Arbeit -

Beitragvon Iru » So 25. Okt 2009, 18:21

So.

Was war aus dem ganzen 'Drüber-Hinwegkomm'-Plan geworden, der das sexuelle Interesse an seinem Ersten Offizier betraf?

Tja. Man konnte wohl mit Sicherheit sagen, dass er den gerade in die Tonne getreten hatte.

Jim döste vor sich hin, einen Körper umschlungen haltend, der ungewöhnlich warm und angenehm in seinen Armen lag, in einem Nest aus Decken, die sie von den zu schmalen Pritschen heruntergezerrt und auf dem Boden ausgebreitet hatten. Er wurde etwas wacher, als er bemerkte, dass er berührt wurde. Die Finger seiner linken Hand wurden mit einer präzisen, individuellen Sorgfalt bewegt und liebkost. Spock drehte sie herum und untersuche sie zärtlich, mit seinem Daumen abwesend über die Handfläche streichend.

"Es ist faszinierend." sagte Spock leise, den Blick unverwandt auf ihre Verbindung [contact] haltend. "Menschliche Hände besitzen nicht die selbe interne Komplexität wie die von Vulkaniern. Euer Geist ist nicht mit euren Fingern verbunden wie bei mir. Trotzdem finde ich sie unwiderstehlich."

Jim grinste verschlafen und lehnte sich vor, wobei er bemerkte, dass er exzellenten Zugang zu einer seiner eigenen exotischen Vorlieben hatte. Träge ließ er seine Zunge über die Spitze von Spocks Ohr gleiten und der Halb-Vulkanier wurde ruhig, den Atem anhaltend. "He," flüsterte er. "es gibt auch keinen logischen Grund, warum ich deine Ohren erregend finden sollte. Aber ich tu's." Um das Gesagte zu unterstreichen, biss er leicht in das fragliche Ohr. Spock schlang einen Arm um ihn.

Hmm. Runde zwei? fragte sich Jim angeregt, aber dann drückte ihn Spock nur sanft und ließ ihn wieder los, sich ein wenig von ihm wegschiebend, wobei ihre Hände auseinander fielen.

"Wir hätten das nicht tun sollen." sagte er unversehens.

Die Worte schienen den Raum zwischen ihnen mit plötzlicher Kälte zu füllen.

Jim fühlte sein Herz sinken. Er fröstelte, hielt den Atem an und sah in Spocks unergründliches Gesicht, das noch erhitzt war von ihren Aktivitäten. Nein. Wie hatte er das hier so schnell vermasseln können? Zugegeben, nun da sie miteinander geschlafen hatten, tickte die Uhr, bis die ganze Sache den Bach runterging, aber er hatte gedacht, dass er wenigstens.. dass sie..

"Was?" hauchte er, verzweifelt hoffend, dass er sich verhört hatte. Er zog sich etwas weiter zurück, sich so bewegend, dass er Spock im Blick hatte. Er suchte in seinem Gesicht nach einem Hinweis, was dahinter vor sich ging.

Eine Hand hob sich und Spocks Finger streiften über seine Schläfe. Die Berührung war sanft und elektrisierend und intim.

Es war ein verwirrend widersprüchliches Signal. Aber die Geste beruhigte Jim ein wenig.

"Sogar mit meiner nächtlichen Meditation war ich nicht kontrolliert genug". erklärte Spock ruhig. "Ich ließ meine Unsicherheiten zu dir durchdringen und als Folge haben sich unsere Gedanken in eine Richtung bewegt, in die sie nicht gehen sollten. Unser gegenseitiges... Interesse aneinander führte zu einer verstärkten Reaktion."

Jim betrachtete ihn eingehend. Er vermisste die Berührung seiner Finger, seit sie sein Gesicht verlassen hatten. "So?" fragte er ernsthaft verwirrt. "Wenn es gegenseitig war, wo ist dann das Problem?"

Spock begegnete ruhig seinem Blick. "Es war nicht ratsam." antwortete er. "Und unlogisch."

Richtig, ein Teil von Jim musste ihm zustimmen. Es war einfacher gewesen, den Versuchungen zu widerstehen, solange er noch glaubte, dass sein Erster Offizier sie nicht mit ihm teilen würde. Sobald er entdeckt hatte, dass sie wechelseitig waren - und dass ihnen Spock sogar noch mehr unterlag als er selbst - schien es unmöglich zu sein, ihnen zu widerstehen. Doch nun hatten sie die Grenze überschritten und gerieten in gefährliche Gewässer.

Er seufzte und lehnte spontan seine Stirn an Spocks, strich mit einer Hand über sein Gesicht und durch das weiche, kurze Haar.

"Langweilst du dich schon mit mir?" Er konnte nicht anders als das zu fragen und fühlte sich hin- und hergerissen dabei.

Einen Moment später stahl ihm Spock den Atem, als er nach ihm griff und ihn herumrollte, seinen Mund mit einem Wirbelsturm aus Hitze und Intensität und unverkennbarem Verlangen schließend. "Nein." sagte Spock, als sie sich schließlich heftig atmend voneinander lösten. Dann schob er sich mit einem Geräusch der Frustration wieder vom ihm weg. "Deine Annahme ist nicht korrekt. Aber das hier.." beharrte er und verwies auf ihren gegenwärtigen, höchst kompromittierenden Zustand. "ist... kompliziert."

Jim sah ihn an, während er versuchte, wieder zu Atem zu kommen und die Vernunft zu bewahren. Er begann zu argwöhnen, dass Spock ein Faible für emotionale Achterbahnfahrten hatte.

"Ich weiß nicht." sagte er. "Mir erscheint es ziemlich einfach." Natürlich war es wichtig, dass ein Mann niemals Einfachheit mit Langeweile verwechselte. Er konnte das durch diesen speziellen Gedanken hervorgerufene, eingebildete Grinsen nicht unterdrücken.

Spocks Gesichtsausdruck verdunkelte sich in einer unverkennbaren Mischung aus Hunger und Lust und Verlangen und diese Leidenschaft ließ Jims Lächeln breiter werden. Doch anstatt näher an ihn heranzukommen, bewegte sich Spock weg, brachte Abstand zwischen sie beide und versuchte offensichtlich, sich besser in den Griff zu bekommen.

Jim ließ es zu, obwohl er versucht war, es nicht zu tun.

"Vulkanier" sagte sein Erster Offizier schließlich. "tun das nicht."

Eine peinliche Pause trat ein.

"... Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie bezweifle ich das." antwortete Jim dann und stützte sich auf seine Ellenbogen, um einen besseren Blick auf das Gesicht seines Ersten Offiziers zu bekommen. "Oder wie erklärst du sonst vulkanische Babys?" Bevor er eine Antwort erhalten konnte, kam ihm ein Gedanke. "Oh.. außer du meinst, du weißt schon, Sex zwischen Männern.[oder Schwulensex? gay sex]. Vulkanier haben keinen Sex zwischen Männern?"

Spock sah ihn von der Seite an. "Das ist nicht der Aspekt, auf den ich mich beziehe." antwortete er. "Wie ich dich schon mal informiert habe, beurteilen Vulkanier romantische Interaktionen anders als Menschen. Wir haben beide Varianten von Geschlechtsverkehr, heterosexuell und homosexuell. Aber wir..." Er verstummte, offenbar nach erklärenden Worten suchend.


Während ihrer sehr vergnüglichen Aktivitäten hatte Jim bemerkt, dass Spock offensichtlich recht unerfahren war. Er hatte angenommen, dass es hauptsächlich daran lag, dass er noch nie mit einem anderen Mann zusammen gewesen war. Aber nun begann er sich zu fragen... "He, Spock?" fragte er behutsam. "Das war nicht... Ich meine, du hattest vorher schon Sex, oder?"

Schweigen.

Oh Scheiße.

"Menschen neigen zu leichtfertigen sexuellen Begegnungen." informierte ihn Spock ruhig, seinen Blick meidend. "Vulkanier dagegen nicht. In der vulkanischen Gesellschaft ist Sex ein Äquivalent zur Ehe. Man heiratet denjenigen, mit dem man Sex hat. Man hat Sex mit demjenigen, mit dem man verheiratet ist. Es gibt keinen Ehebruch und keinen unverbindlichen Geschlechtsverkehr. Die meisten Vulkanier nehmen sich in einer bestimmten Phase ihres Lebens einen Ehepartner und bleiben bis zum Tod mit ihm zusammen."

Jim fühlte seinen Mund trocken werden. "Also... sind wir jetzt auf vulkanisch verheiratet?" fragte er zögernd, sich innerlich verfluchend, dass er sich nicht eher darüber informiert hatte. Warum hatte er diesen Scheiß nicht vorher herausgefunden? Oh verdammt. Er hätte es kommen sehen müssen. Keine Kultur, die derartig ihre Emotionen unterdrückt, würde seine Haltung gegenüber Sex teilen.

"Nein." versicherte ihm Spock sofort und er fühlte, wie seine beginnende Panik abebbte. Er war nicht bereit für eine Ehe. Nope, noch lange nicht. "Nach vulkanischen Maßstäben würde ich als zu jung für so eine Sache angesehen werden. Das hier ist völlig menschlich." bekannte er.

"Warte." sagte Jim betroffen. "Also bin ich pädophil im vulkanischen Sinn?" fragte er und fühlte sich ein wenig angewidert.

Spock schüttelte leicht den Kopf.

"Nein, Jim, bist du nicht." antwortete er und legte eine Hand auf seinen Arm. "Die vulkanische sexuelle Reifung ist ein komplizierter Prozess. Ich bin - wie demonstriert - völlig erwachsen, aber es gibt... Faktoren, die erst noch ins Spiel kommen werden." erklärte er. Dann fügte er hinzu. "Und durch meine gemischte Abstammung werden sie vielleicht nie ein Thema sein."

Jim blickte ihn lange an und er schaffte es in bewunderungswürdiger Weise, dass sein Sexualtrieb ihn nicht wieder ablenkte. Aber verdammt, er hätte nichts gegen eine Runde zwei...

Nein. Böser Jim.

In Ordnung. Er sollte darüber nachdenken, was Spock sagte. "OK, also im Wesentlichen... flippst du aus, weil wir all dies hier im Menschen-Stil betreiben?" stellte er klar. He, Menschen-Stil. Wir sollten eine Stellung mit diesem Namen erfinden.

Verdammt, er war schlecht in diesem Nicht-über-Sex-Nachdenk-Geschäft. Besonders wenn er in der Nähe eines sehr nackten Halb-Vulkaniers lag.

Spocks Finger bogen sich nach innen, was Jim als Zeichen seiner Aufregung erkannte. "Zum Teil." stimmte er zu. Dann sah er ihn an und seine Miene war sehr ernst und eindringlich. "Es gibt einen Grund, warum Vulkanier sich nicht in leichtfertigen sexuellen Aktivitäten engagieren." informierte er ihn. "Wir können... verletzend sein, wenn wir den Fokus verlieren." Seine Stimme nahm eine gewisse Schärfe an, als er sprach und Jim war sich nicht sicher, wie er sie deuten sollte. Aber sein Verstand präsentierte ihm einen verirrten Gedanken zur Begutachtung.

... Er ist eine widerliche Kreatur, erbärmlich mit seinen Trieben ...

Spontan streckte er seine Hände aus, zog Spock an sich und umfing ihn in seiner Umarmung. Er fühlte Muskeln, die sich unter seiner Berührung anspannten und verhärteten, aber er ignorierte das, lehnte Spocks Rücken gegen seinen Oberkörper und verschränkte ihre Arme ineinander. Jim legte den Kopf auf seine Schulter. "Niemand wurde verletzt." hauchte er in sein Ohr. "Und du kannst mir nicht erzählen, dass du dabei nicht den Fokus verloren hast. Bestimmt ein paarmal."

Es dauerte einen Moment und er fragte sich kurz, ob seine Instinkte ihn getäuscht hatten. Aber dann entspannte sich Spock, etwas von der Anspannung floss aus seinem Körper und er stieß einen inneren Seufzer der Erleichterung aus.

"Es dürfte nicht immer gleich sein." gab er zu. "Es gab Momente..." er schluckte, was Jim nur bemerkte, weil er ihm so nahe war.

"Erzähl es mir." bat er, nun wirklich neugierig. Seiner Aufforderung folgte ein Moment des Zögerns. Aber er wartete ab.

"... Es ist ein aggressives Gefühl." gestand Spock schließlich. "So schwer zu kontrollieren wie Wut. Ich weiß nicht, was passieren würde, wenn ich wirklich meine Kontrolle darüber verlieren würde. Ich weiß nicht, was ich tun würde, aber ich weiß, dass du nicht in der Lage wärst, mich davon abzuhalten."

Normalerweise hätte so eine Aussage für Jim nach potentiell guten Zeiten klingen können. Aber er empfand Spuren einer Emotion, die er als Furcht erkannte und die diesen Gedanken auslöschten. Ihm gefiel die Tatsache nicht, dass ihr Zusammentreffen Spock auf eine gewisse Art Angst einjagte. Es gab ihm das Gefühl, als hätte er die Situation ausgenutzt.

"Es gibt Geschichten" fuhr Spock fort. "von sexuellen Begegnungen zwischen Vulkaniern, die... schlecht ausgegangen sind. Wir sprechen nicht darüber. Aber wir werden darauf hingewiesen, was passieren könnte, als Warnung." Dann fügte er hinzu. "Einige von uns können extrem gefährlich beim Geschlechtsverkehr werden. Ich könnte so ein Individuum sein."

Jim atmete leise aus, beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf die weiche Haut hinter Spocks Ohr. Das hier war so... anders für ihn. Es gab keinen Grund dafür, aber es war so. Er stellte fest, dass er extrem an Spock interessiert war [eigentlich invested]. Es würde eine schmutzige Trennung zwischen ihnen werden, soviel konnte er jetzt schon sagen. Also war es besser, das so lange wie möglich hinauszuschieben. "Es gibt auch einige Menschen, bei denen das so ist, weißt du." sagte er. "Ich persönlich hätte nichts dagegen, meinem Liebesleben einen kleinen Kick zu geben. Aber ich glaube nicht, dass du mir irgendetwas schreckliches antun würdest."

Er ging mit seinen Händen auf Wanderschaft und legte eine davon flach auf Spocks Seite, dorthin, wo er während ihrer 'Aktivitäten' ein weiches, rhythmisches Flattern ähnlich eines Herzschlags gefühlt hatte. "Ich vertraue dir." fügte er hinzu, was ihm nicht leicht fiel.

Spock erschauerte auf eine köstliche Weise [deliciously]. Aber dann versteifte er sich und zog sich von ihm zurück und Jim fühlte deutlich den Verlust seiner Körperwärme. "Ich nicht." entgegnete er.

Er hoffte, dass Spock damit meinte, dass er sich selbst nicht vertraute und nicht, dass er Jim nicht vertraute, denn letzteres hätte ihm zu weh getan, als dass er damit hätte umgehen können. Er kämpfte darum, nicht getroffen auszusehen. Der Versuch war nicht sehr erfolgreich, aber glücklicherweise sah Spock ihn gerade nicht an. Jeder Trieb, den der hat, erschreckt ihn zu Tode, dachte Jim. Und natürlich machte es die Angst nur noch schlimmer. Wenn man ein Leben führte, in dem man jede kleine Sache kontrollierte, dann musste es um so störender sein, wenn man die Kontrolle über irgendeine kleine Sache verlor, nahm er an. Hinzu kam, dass man Lust kaum als "kleine Sache" bezeichnen konnte.

"Wir könnten dein anderes Ich fragen." schlug er vor.

Endlich schaute ihn Spock wieder an. Seine Augen hatten sich geweitet. "... Du schlägst vor, dass wir uns nach meiner... sexuellen Natur erkundigen?" fragte er und sein Tonfall klang sehr vulkanisch und nach 'du-bist-absolut-verrückt'. Er bediente sich dieser besonderen Fähigkeit der Vulkanier, Beleidigung und Verachtung vermitteln zu können, ohne dass sich dabei technisch gesehen irgendein Gefühl in ihre Stimme einschlich. Jim hatte viele Male die Gelegenheit gehabt, das zu beobachten, während sie das Hohe Konzil zurück zur Erde eskortiert hatten.

"Ja, er wird es wahrscheinlich wissen." gab er vernüftigerweise zu bedenken. Jim persönlich hatte keine Probleme mit dieser Lösung. Wenn er eine ältere Version seiner selbst gehabt hätte, mit der er sich beraten könnte, dann er hätte er schon ein ganzes Notizbuch mit Tipps zusammen. "Trotzdem scheinst du darüber erst nachzudenken." [“Although, I gotta say, you seem to be over-thinking this.”]

Spock sah ihn strafend an. Seine Nacktheit untergrub die Wirkung dieses Blicks. Aber überraschenderweise nicht sehr. "Vulkanier diskutieren nicht über solche Dinge." sagte er.

Wie paradox unlogisch, dachte Jim. Dann zuckte er mit den Achseln. "OK. Ich werde ihn fragen." Er war sich ziemlich sicher, auch eine Antwort zu bekommen. Der alte Mann war offensichtlich regel-beuge-fähiger als sein jüngeres Ich.

Fast im selben Moment versteifte sich Spock. "Ich möchte darum bitten, dass du das Thema meiner sexuellen Praktiken nicht mit meinem alternativen Ich besprichst."

Er hatte seine angespannte eine-irgendwie-schlimme-Reaktion-zurückhaltende Körperhaltung und Jim runzelte die Stirn und versuchte herauszufinden, wodurch er dieses ganze Begegnung in den Sand gesetzt hatte. Er hatte versucht, beruhigend einzuwirken, er hatte sein Vertrauen ausgesprochen - was ihm nie leicht fiel - und hatte versucht, eine Lösung für die Ursache von Spocks Kummer zu finden. Und dann hatte er ihm angeboten, seinetwegen eine seltsame Unterhaltung zu führen. Nun war er ratlos. "Ach, warum nicht?" fragte er und begann langsam etwas ungehalten zu werden.

Spock antwortete nicht. Jim beugte sich vor, streckte eine Hand aus und legte sie leicht auf seine Schulter.

Wham.

In einer schwindelerregenden, unerwarteten Bewegung fand sich Jim hochgehoben und an die nächste Wand gedrückt. Er taumelte, erschrocken darüber, so schnell erfasst und bewegt worden zu sein und unvermutet so nah und eng von Spock gehalten zu werden, der erst kurz zuvor dabei gewesen war, sich von ihm zurückzuziehen. Es war irritierend. Aber es war nicht schmerzhaft, da er er ohne starken Druck gegen die Wand gehalten wurde.

"Ich wünsche nicht, dass du sexuelle Praktiken mit irgendjemandem außer mir besprichst." informierte ihn Spock und obwohl die Worte nach ihm selbst klangen, war der Tonfall viel rauer als sonst.

“Okaaay,” antwortete Jim mit erzwungener Leichtigkeit. "Ich glaube, ich fange an zu verstehen, woher deine Ansicht kommt, dass du ein wenig übertreibst..."

Ein leichtes Beben ging durch Spocks Arme, die ihn hielten. Ein Schaudern. Die Nähe ihrer unbekleideten Körper begann definitiv Wirkung auf beide zu zeigen. "Du bist nicht zu der Art von Monogamie fähig, die eine Beziehung mit einem Vulkanier erfordern würde. Ich kann dir das nicht aufzwingen." flüsterte Spock trotz der widersprüchlichen Signale, die sein Körper aussandte.

Eine seltsame Mischung aus Eis und Feuer breitete sich in Jims Brust aus. Er blickte Spock einen Moment in die Augen. Dann blitzte er ihn an. Verletzt. Stinksauer.

Einen angespannten Moment lang war das alles, was er tat. Nach einer Weile sagte er mit leiser, ruhiger Stimme einfach: "Lass mich los."

Eine Pause trat ein.

Dann trat Spock steif zurück.

Jim sah ihn nicht an, als er entschlossen ins Bad marschierte. Mit gleichgültiger Effizienz säuberte er sich, zog sich an und ging dann nach draußen. Seine Augen huschten nur kurz in Spocks Richtung, bevor er den Raum verließ. Sobald sich die Tür zischend hinter ihm geschlossen hatte, bog er nach rechts ab und lehnte sich schwer gegen die Wand.

Oh, er war so verdammt wütend gerade. Es war noch nicht mal mehr witzig. Es war diese Art von Wut, die man nicht ausdrücken konnte. Sie ließ ihn nicht rumbrüllen oder losschlagen, weil so eine simple Reaktion ihr nicht entsprach. Er hatte Spock schon mehrere Male von Zorn erzittern gesehen. Nun war er dran.

Der Typ hatte in seinen Geist gesehen. Er hatte gesehen, wer Jim war, selbst wenn er nicht alles davon erforscht hatte. Das zu tun und sich dann hinzustellen und zu sagen.... "Du bist nicht zu der Monogamie fähig, die eine Beziehung mit einem Vulkanier erfordern würde."...

Also, was? Glaubte er nicht, dass Jim dies hier ernst nahm? Er hatte nichts anderes getan, als es ernstzunehmen, seit der ganze Schlamassel begonnen hatte. Und das schlimmste war, dass er noch noch nicht einmal völlig sicher war, warum diese Bemerkung ihn so verdammt stark getroffen hatte. Er war nicht gerade bekannt für seine verbindlichen Langzeitbeziehungen. Es hätte eine faire Bemerkung sein sollen.

Stattdessen fühlte es sich an, als wäre ihm eine geheime Furcht bestätigt worden.

Ganz abgesehen davon war es nie nett von jemandem, einem zu unterstellen, dass man ihn betrog. Jim hatte viele Beziehungen gehabt, aber nacheinander, zum Teufel. Gut, ein oder zweimal lief es anders ab, aber alle Beteiligten waren sich dessen völlig bewusst gewesen und total cool damit umgegangen. Er würde sowas jedoch nicht in einer Millionen Jahren von Spock erwarten.

Dunkel, wie die Weite des Weltalls. Wie ein Raum in seinem Geist, in den er noch nicht schauen konnte...

Hart schluckend verschränkte er die Arme über seiner Brust und starrte finster auf einen imaginären Punkt.[scowling at a speck of air]. Diese Gedankenverschmelzung war eine Erfahrung, die er nicht so schnell vergessen würde.

Er hatte sich immer noch nicht beruhigt, als er wieder das leise Whoosh der sich öffnenden Tür hörte und wusste, dass Spock hinter ihm stand.

"Du bist ein Arsch." informierte ihn Jim, ohne sich umzudrehen.

"... In der Tat."

Pause.

"Habe ich dich verletzt?" fragte Spock schließlich.

Ja, dachte Jim. "Pff, nein." sagte er laut. Dann gab er einem inneren Drang nach und drehte sich endlich um, seinen Ersten Offizier misstrauisch beäugend.

Spock stand starr und gerade da, eine Hand steif an der Seite. Die andere streckte er locker in Jims Richtung. Darin hielt er seinen höchst unerwünschten Phaser. Jim sah in sein Gesicht, auf seine neutrale, gezwungen reservierte Miene. Dann blickte er erneut auf die Waffe. Die Botschaft war klar - bewaffne dich wieder gegen mich. Ich bin gefährlich. Ich vertraue dem nicht, der ich in deiner Nähe bin. Erst jetzt erkannte Jim, dass Spocks Misstrauen wenig mit seinem 'Temperament' zu tun hatte.

Er nahm den Phaser, ihn fast gewaltsam aus dem Griff seines Ersten Offiziers reißend, und marschierte dann zurück in ihre Unterkunft. Er knallte ihn zielgerichtet auf den Tisch, öffnete eine der Schubladen und durchsuchte eingehend den standardisierten Inhalt, bis er ein passendes Werkzeug gefunden hatte. Dann begann er mit methodischer Sorgfalt, den Phaser zu zerlegen.

"Was machst du da?" fragte Spock, der ihm gefolgt war, aber etwas zurück blieb.

Jim antwortete ihm nicht. Er fuhr einfach mit seiner Tätigkeit fort, demontierte erst das Gehäuse und dann die empfindliche interne Energiequelle. Die gefährlichsten Teile sortierte er auf einen Haufen. Den Rest auf einen anderen. Es war die beeindruckende Arbeit nur weniger Minuten. Dann marschierte er zum Müllbehälter und kippte die zerlegten Teile ohne Vorrede in den jeweils passenden Schacht.

Sah so aus, als wenn er seinem Arbeitgeber einen Phaser schuldete.

“Jim…”

Er drehte sich um, immer noch total verärgert. "Ein Sternenflottenoffizier muss wissen, wie man mit Angst umgeht." sagte er, seine Wort Spock praktisch an den Kopf werfend.

Genervtheit oder vielleicht auch Ärger blitzte kurz in Spocks Augen auf.

"Es gibt einen Unterschied zwischen dem Umgang mit Angst und sich selbst ohne Notwendigkeit zu gefährden." sagte er und straffte seine Schultern.

Erbittert erwiderte Jim seinen Blick. "Ich spreche nicht über meine Angst." antwortete er. Dann sah er weg und stolzierte an ihm vorbei. "Ich habe heute noch ein paar Dinge zu erledigen. Die Schiffsreparaturen sollten am Abend abgeschlossen sein. Du..." er verstummte und schluckte, seine Kehle war trocken und rau. "Du mach, was du willst." Dann ging er - aber vorher stellte er demonstrativ seine Tasche neben die Innenseite der Tür. So würde Spock wissen, dass er sie hier ließ... womit gemeint war, dass er zurückkommen würde.

Hoffentlich.

Er hätte den Großteil seiner Arbeit vom Computerterminal ihrer Unterkunft aus erledigen können. Aber es gab offensichtlich eine Menge Gründe, das nicht zu tun. Außerdem würde ihm der Zugang zu einer größeren Datenbank, wie der in der Computerbibliothek, die Arbeit erleichtern. Zumindest wäre es schneller.

Etwas von Jims schlechter Laune musste ihn allerdings verfolgen, denn auf dem Weg zum Bibliotheksgebäude bildete sich eine kleine Blase der Vermeidung um ihn herum und als er eine Konsole gefunden hatte, entvölkerte sich seine unmittelbare Umgebung ziemlich schnell. Er versuchte seine Aufmerksamkeit auf die Arbeit zu konzentrieren. Es gab heute einen Scheißhaufen [ shitload] an Papierkram auszufüllen, bevor er wieder das Kommando über sein Schiff übernehmen konnte. Er hoffte, so oft wie möglich sein neues 'nervendes-fünfjähriges-Kind'-Schema anwenden zu können, was einen gewissen Grad an Konzentration erfordern würde. Aber das war schwierig.

Ohne Gesellschaft und mit nichts als ruhigen Dingen, die seinen Verstand beschäftigen konnten, schweifte seine Aufmerksamkeit immer wieder ab, ganz gleich, wie er dagegen ankämpfte.

Spock, sein - nein, der jüngere Spock, sah ihn in einem so seltsamen Licht. Er fürchtete sich fast ein wenig davor und konnte nicht anders als sich zu fragen, ob er sich selbst so falsch dargestellt hatte, obwohl er nicht wirklich einsah, wie das passiert sein sollte. Es war nicht wie das absolute Vertrauen, das ihm der ältere Spock entgegenbrachte - was irgendwie unheimlich gewesen wäre, nun wo er drüber nachdachte. Sein eigener... verdammt, der jüngere Spock hatte ja keine Beziehung in einer alternativen Zeitlinie mit ihm gehabt, worauf das hätte basieren können. Aber er wollte ihn. Ihr Verlangen spiegelte sich gegenseitig.

Die verzwickte Sache mit Vulkaniern war natürlich, dass Verlangen ihnen nicht annähernd so viel bedeutete wie Menschen. Das allgemein vereinbarte ewige Streben [generally agreed-upon eternal quest] der menschlichen Rasse war es, glücklich zu werden. Glücklich zu sein war eine Emotion. Offensichtlich war das allgemein vereinbarte ewige Streben der vulkanischen Rasse ein wenig anders gelagert. Selbst wenn ihr Verlangen gleich war, ihre Herangehensweise würde es nicht sein.

Er bekam Kopfschmerzen davon. Und es tat ihm weh in der Brust. Komm schon, Spock, ich kann nicht immer den ersten Schritt machen, dachte er ärgerlich. Sie begannen die unselige Gewohnheit zu entwickeln, dass Jim ihm die Hand reichte, Spock sie wegstieß und er sie ihm erneut hinhielt. Es wurde ermüdend, trotz des großartigen Sex' und der unvergesslichen psychischen Erfahrungen. Er musste vorher noch nie so viel Aufwand in eine Beziehung stecken und dabei bestand sie noch nicht mal eine Woche.

Was entweder etwas wirklich schlechtes über seine früheren Beziehungen aussagte oder etwas wirklich kompliziertes über diese.

Er starrte finster auf den Computerbildschirm. Ganz abgesehen davon, dass es anscheinend ein furchtbar komplizierter Vorgang war, die blöden Replikatoren so aufzurüsten, dass sie Preiselbeeren erzeugen konnten. Es dürfte schneller sein, einfach wieder Scotty zu schreiben und zu schauen, ob er es erledigen konnte.

Blöde Preiselbeeren.

Er murrte über die vollen zwei Stunden, die er letztlich brauchte, um den Papierkram für die Aufrüstung auszufüllen und einzureichen. Es hätte wahrscheinlich weniger Zeit gekostet, die Sache wirklich selbst zu erledigen.

Inzwischen war es Mittag geworden und er hatte den schlimmsten Dampf abgelassen. Vielleicht war er zu hart zu Spock gewesen. Es war immerhin sein erstes Mal gewesen - so seltsam es auch erschien, darüber nachzudenken. Jedenfalls seltsam für Jim. Anscheinend waren er und Uhura nicht so weit gekommen, obwohl sie sich seit Monaten trafen, mindestens.

Das gab ihm jedoch neue Einsichten in ihre Trennung. Nun, wo er drüber nachdachte - zu den seltenen Gelegenheiten, wo er sie zusammen gesehen hatte, hatte Spock immer irgendwie... herumgestanden. Nicht desinteressiert, aber er sah auch nicht so aus, als würde er viel Mühe in die Geschehnisse investieren. Er hatte angenommen, dass es einfach seine vulkanische Natur war, kombiniert mit der Tatsache, dass Jim, nunja, zusah.

Spock war allerdings keineswegs so passiv, wenn Jim seine Hände an ihm hatte.

Aber andererseits hatte Spock ihre gegenseitige... 'Bereitschaft' dafür verantwortlich gemacht, dass es bei der Gedankenverschmelzung zu der Begegnung gekommen war. Also wollte er vielleicht leidenschaftlicher mit Uhura werden, doch er hatte keinen Anstoß bekommen, der stark genug gewesen wäre, seine vulkanischen Empfindlichkeiten zu durchbrechen.

Und nun war er überzeugt davon, dass er sich jederzeit in eine Art sexverrückten Perversen verwandeln konnte, der sein niederträchtiges Unwesen mit Jim trieb. Was sich aus Jims Perspektive anhörte, als könnte es auf eine abgedrehte Art spaßig werden. Aber Spock dachte wohl eher an so etwas wie brutale Vergewaltigung, ungeachtet der Tatsache, dass 'Spock der Vergewaltiger" für jeden wie unsinniger Quatsch klang, der ihn auch nur flüchtig kannte. Trotzdem, er wusste, dass Spock Angst davor hatte.

War es zu kompliziert zu denken, dass Spock sich selbst vertrauen sollte, weil Jim ihm vertraute? Es war schwierig, denn zum Teil beruhte Jims Vertrauen in sich selbst darauf, dass der andere Spock ihm so sehr vertraut hatte.

Er rieb über seine Schläfen und entschied sich, einfach nicht mehr darüber nachzudenken. Es spielte wirklich keine Rolle. Spock war jetzt am Zug, mehr oder weniger. Er hatte zu entscheiden, was er tun würde mit diesem sinnlichen, unbekümmerten Playboy von Menschen, den er sich geangelt hatte. Denn sogar Jim wusste, dass zu jeder Beziehung immer zwei gehören.

Für seinen Teil war sich Jim zwar noch nicht über die Details im Klaren, aber er war sich sicher, dass er mit Spock zusammen sein wollte. Wann sich das einmal ändern würde, konnte er nicht sagen.

Seine Überlegungen eilten schnell weiter, um diesen Gedanken lieber nicht zu eingehend zu untersuchen.

Die kleinen Ablenkungen seines Geistes verlangsamten den Fortgang seiner Arbeit und so verharrte er immer noch unverändert vor dem Bildschirm, als es Mittagszeit wurde. Es war nicht so wichtig. Er hatte keinen Appetit. Seiner Einschätzung nach schien die Arbeit, die ihm aufgetragen wurde, nur wenige 'Zugaben' zu enthalten, aber dafür konnte es verschiedene Gründe geben. Seine Haupttheorien waren, dass er entweder noch einen langen Weg vor sich hatte, um die Abläufe zu verstehen - was stimmte - oder dass die Sternenflotte ihn nicht so sehr schikanierte, da sie noch nicht auf einer Mission waren. Es war doch irgendwie schwierig, seinen Job als Captain in einem Weltraumhafen komplett zu vergeigen.

Andererseits, seinen Ersten Offizier völlig zu verprellen [alienating], indem man mit ihm schlief, war wahrscheinlich ein guter Anfang.

Inzwischen war es Nachmittag geworden und Jim hatte endlich alles fertiggestellt, was zu tun war, bevor er zum Schiff zurückkehrte. Natürlich gab es noch mehr Arbeit, die auf ihn wartete, aber er wurde nicht vor dem nächsten Morgen zurück erwartet. Dann würde er zusammen mit Scotty und Spock die Abschlussuntersuchung überwachen um sicherzustellen, dass alles in betriebsfähigem Zustand war. Vorausgesetzt, dass keine Katastrophen in letzter Minute passierten, würde der Landurlaub damit offiziell vorbei sein. Sie konnten zum Geschäft der Weltraumerforschung zurückkehren.

Jim lehnte sich in seinem Sessel zurück und streckte sich aus. Er war ein wenig überrascht, als sich zwei Hände auf seine Schultern legten.

"Hab dich!" sprach eine vertraute weibliche Stimme in sein Ohr.

Jim rappelte sich von seinem Sitz auf, knallte mit dem Arm gegen den Tisch und legte sich mit vorübergehender Tolpatschigkeit auf dem Boden lang.

"Scheiße." fluchte er mit Nachdruck, während Marlena auf ihn hinunter grinste. Er war umstellt.

Die nächsten zehn Minuten erwiesen sich als die schlimmsten zehn Minuten seines bisherigen Urlaubs. Was schon etwas heißen wollte. Aber er hatte eine hohe Toleranzschwelle für physische Schmerzen und eine niedrige für verrückte, ihm nachstellende Ex-Freundinnen. Er hob seine Hände in der Geste, die Menschen typischerweise bei wilden Tieren anwenden, die jederzeit zuschlagen können und trat soweit zurück, wie es die kleine Computernische erlaubte, um Marlena wenigstens auf Armlänge von sich weg zu halten.

"Bist du meiner so überdrüssig, Jim?" schnurrte sie und lehnte sich über die Lehne des Sessels, den er gerade geräumt hatte.

"Ja." antwortete er bereitwillig.

Es brachte ihm ein Schmollen ein. "Ach komm schon." sagte sie und streckte eine Hand aus, um ihre sorgfältig manikürten Finger auf seine Brust zu legen. "Ich verlange nichts unmögliches, weißt du. Nur eine weitere Chance." Ihre koketten Lippen verzogen sich zu einem geschmeidigen Lächeln. "Ich weiß, du magst mich heute nicht - aber wie wäre es, wenn du mich deine Meinung ändern lässt?"

Jim war wirklich nicht in der Stimmung. Nicht für ihre Grimassen und nicht für ihre Angebote. Aber seine Möglichkeiten waren begrenzt - er konnte entweder wieder versuchen, an ihr vorbeizuflitzen, mit ungewissem Ausgang, oder stattdessen hier stehen bleiben und versuchen, sie zu entmutigen. Mit etwas Glück würde sie anfangen, sich zu langweilen und aufgeben. Er entschied sich für die zweite Option und drückte sich selbst die Daumen.

So blieb er dort stehen und lauschte ihren zunehmend frustrierten Annäherungsversuchen. Eine qualvolle Minute nach der anderen.

Einige Leute hatten sich versammelt, um ihnen zuzuschauen.

Endlich, nach geraumer Zeit, kippte Marlenas Laune. "Was ist los mit dir?" stieß sie aus.

"Ich mag dich nicht!" antwortete Jim gerade heraus [with absolutely zero subtlety, alle wörtlichen Übersetzungen erscheinen mir zu negativ für Jim], wie er es bereits recht oft getan hatte. Einer der Zuschauer kicherte.

"Das sagst du immer." antwortete Marlena. "Und zum Schluss bekomme ich dich immer zurück. Warum das Unvermeidbare bekämpfen?"

Sie hatte nicht ganz unrecht. Betrachtete man ihre Vorgeschichte, setzte er ihr normalerweise nicht so viel Widerstand entgegen. Zum Teufel, er hatte sich auf eine Affaire mit ihr eingelassen, weil er wusste, dass er danach zurück auf sein Schiff gehen und den nachfolgenden Wahnsinn vermeiden konnte.

"Ihre Einschätzung der Situation berücksichtigt nicht die angeborene Wandlungsfähigkeit der menschlichen Natur."

Jims Kopf fuhr augenblicklich zu einem Punkt an seiner rechten Seite herum. Eine Welle der Erleichterung und Nervosität rollte bei der vertrauten, neutralen Stimme über ihn hinweg.

"Spock!" rief er dankbar aus.

"Sie" sagte Marlena gleichzeitig, mit erheblich weniger positiven Gefühlen.

Jim sah einen Durchschlupf und versuchte einen verrückten Ausbrauchsversuch zu seinem Ersten Offizier. Offensichtlich in einer sehr kratzbürstigen [catty mood, eigentlich also katzenhaft und auch gehässig] Stimmung, griff Marlena nach seinem Arm, als er vorbeikam und er zuckte zusammen, als ihre Fingernägel seine Haut aufritzten.

"Autsch, verdammt." sagte er und befreite sich mit einem Ruck aus ihrem Griff. Dann verstummte er, als Spock einen Schritt auf ihn zukam und seinen Ellenbogen nahm. Sein Blick überflog die Wunde, bevor er auf Marlena niederging.

Durch die nun herrschende Anspannung hätte man mit einem Messer schneiden können. Abgesehen davon wäre das Messer wahrscheinlich dabei zerbrochen.

"Ich werde gezwungen sein, Ihre mentale Instabilität Ihren Ausbildern zu melden." sagte Spock ruhig und ließ Jims Arm los, nachdem er sich neben ihn gestellt hatte.

Marlena bewegte sich nervös und schaute ausgesprochen unbehaglich drein. "Das ist nur ein Missverständnis." beharrte sie. "Sie sind nicht vertraut genug mit den Ritualen der menschlichen Partnersuche." [courtship rituals - Balzrituale erschien mir etwas hmm zoologisch *g*]

Spock hob eine Augenbraue in ihre Richtung. "Ich bin geübt im Erkennen von Verhaltensproblemen." antwortete er gleichmütig, obwohl seine Haltung es irgendwie schaffte, den Eindruck zu vermitteln, dass Marlena hoffnungslos begriffsstutzig war.

Sehr, sehr begriffsstutzig.

Als die Erkenntnis sie traf, hätte Jim fast schwören können, ein Licht in ihrem Kopf angehen zu sehen. Sie blinzelte, ihre Katzenaugen sprangen zwischen ihnen beiden hin und her. Der Finger, den sie vorher auf seine Brust gerichtet hatte, zeigte erst auf Spock und dann auf ihn selbst. "Was, du und er?" fragte sie ungläubig.

Jim ertappte sich selbst ebenfalls dabei, dass er seinen Ersten Offizier erwartungsvoll ansah. Du und ich? echoten seine Gedanken, wenn auch in einem völlig anderen Tonfall.

Spock richtete sich auf, verschränkte die Hände auf seinem Rücken und vermittelte Marlena einen Eindruck, der im wesentlichen auf ein 'Hast du ein Problem damit?' [‘want to make something of it?’] hinauslief. Sein Gesicht und Auftreten passten seltsam perfekt zu dieser Darstellung. "Ich glaube, die für mich angemessene kulturelle Reaktion an diesem Punkt wäre, Sie aufzufordern, sich zurückzuziehen. Ist das korrekt, Jim?" Der zweifelnde Unterton, der sich in seine Frage geschlichen hatte, war kaum zu bemerken. Die Bedeutung war klar - er bat um seine Zustimmung, diese Art von Beziehung zwischen ihnen bestätigen zu dürfen.

Mit einem Lächeln borgte sich Jim eine von Spocks eigenen Gesten und neigte seinen Kopf. "Jepp, da liegst du richtig." antwortete er. Spocks Finger zuckten kurz in seine Richtung.

Er glaubte nun zu wissen, was das bedeutete.

Einen Moment lang schwankte Marlenas Aussehen zwischen schockiert, beleidigt und... ja sogar ein wenig verängstigt. Ihr Blick huschte hinüber zu Spock und dann machte sie mit einem missmutigen Schnauben auf dem Absatz kehrt und stolzierte weg.

Jim sah ihr nach, die Augen geweitet. Als deutlich wurde, dass sie wirklich fortging, sah er hinüber zu seinem Ersten Offizier.

"Wie hast du das gemacht?" fragte er.

Spocks Antwort bestand in diesem kleinen halben Schulterzucken, das typisch für ihn war. "Es scheint, als wenn ich sie eingeschüchtert habe." sagte er nachdenklich. Dann drehte er sich um, um Jim seine volle Aufmerksamkeit zu schenken und für einen Moment dachte Jim, dass er sehen konnte, was Marlena so erfolgreich abgeschreckt hatte. In seinem Blick lag eine bestimmte undurchdringliche Intensität, die ihn auf einer instinktiven Ebene beeinflusste.

Natürlich war Jims Reaktion darauf völlig anders. Man hätte ihn mit Geld und guten Worten nicht dazu gebracht wegzugehen.

".... So ..." sagte er zögernd. "Bist du sicher, dass du soviel durchblicken lassen solltest? Es ist ein bisschen skandalös für einen Captain und ein Mitglied seiner Crew sich zusammenzutun [fraternize - eigentlich verbrüdern, aber das finde ich unpassend.], oder? Marlena wird damit nicht hinterm Berg halten." Genauso wenig wie die herumlungernden, neugierigen Zuschauer.

Spock neigte seinen Kopf und schien darüber nachzudenken. "Es gibt keine Vorschrift dagegen." stellte er fest. "Außerdem bin ich, abgesehen von dir selbst, das ranghöchste Mitglied der Crew. Wenn du dich mit jemandem zusammen tust, dann wäre ich der... logischste Kandidat."

Für eine Minute vergaß Jim zu atmen.

Aber dann erinnerte er sich wieder daran.

"Bist du fertig mit deinen Aufgaben?" fragte Spock, der anscheinend zu schnell das Thema wechselte. Jims Gehirn brauchte einen Moment, um folgen zu können, aber dann nickte er, etwas überrascht von der Frage. Seine Reaktion brachte ihm ein Nicken ein. "In diesem Fall glaube ich, dass eine Unterhaltung zwischen uns überfällig ist." führte sein Erster Offizier aus, drehte sich um und steuerte in Richtung Bibliotheksausgang.

Nach nur kurzem Zögern folgte Jim ihm.
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von Anzeige » So 25. Okt 2009, 18:21

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Re: Kapitel 17 - in Arbeit -

Beitragvon readonly1956 » So 25. Okt 2009, 19:36

So.

Was war aus dem ganzen 'Drüber-Hinwegkomm'-Plan geworden, der das sexuelle Interesse an seinem Ersten Offizier betraf?

Tja. Man konnte wohl mit Sicherheit sagen, dass er den gerade in die Tonne getreten hatte.

Jim döste vor sich hin, einen Körper umschlungen haltend, der ungewöhnlich warm und angenehm in seinen Armen lag, in einem Nest aus Decken, die sie von den zu schmalen Pritschen heruntergezerrt und auf dem Boden ausgebreitet hatten. Er wurde etwas wacher, als er bemerkte, dass er berührt wurde. Die Finger seiner linken Hand wurden mit einer präzisen, individuellen Sorgfalt bewegt und liebkost. Spock drehte sie herum und untersuchte sie zärtlich, mit seinem Daumen abwesend über die Handfläche streichend.

"Es ist faszinierend." sagte Spock leise, den Blick unverwandt auf ihre Verbindung haltend[contact](Alternative: die Berührung gerichtet) . "Menschliche Hände besitzen nicht die selbe interne Komplexität wie die von Vulkaniern. Euer Geist ist nicht mit euren Fingern verbunden wie bei mir. Trotzdem finde ich sie unwiderstehlich."

Jim grinste verschlafen und lehnte sich vor, wobei er bemerkte, dass er exzellenten Zugang zu einer seiner eigenen exotischen Vorlieben hatte. Träge ließ er seine Zunge über die Spitze von Spocks Ohr gleiten und der Halb-Vulkanier wurde ruhig, den Atem anhaltend (hielt in der Bewegung inne und hielt den Atem an.) "He," flüsterte er. "Es gibt auch keinen logischen Grund, warum ich deine Ohren erregend finden sollte. Aber ich tu's." Um das Gesagte zu unterstreichen, biss er leicht in das fragliche Ohr. Spock schlang einen Arm um ihn.

Hmm. Runde zwei? fragte sich Jim angeregt, aber dann drückte ihn Spock nur sanft und ließ ihn wieder los, sich ein wenig von ihm wegschiebend, wobei ihre Hände auseinander fielen.

"Wir hätten das nicht tun sollen.", sagte er unversehens.

Die Worte schienen den Raum zwischen ihnen mit plötzlicher Kälte zu füllen.

Jim fühlte sein Herz sinken. Er fröstelte, hielt den Atem an und sah in Spocks unergründliches Gesicht, das noch erhitzt war von ihren Aktivitäten. Nein. Wie hatte er das hier so schnell vermasseln können? Zugegeben, nun da sie miteinander geschlafen hatten, tickte die Uhr, bis die ganze Sache den Bach runterging, aber er hatte gedacht, dass er wenigstens... dass sie...

"Was?" hauchte er, verzweifelt hoffend, dass er sich verhört hatte. Er zog sich etwas weiter zurück, sich so bewegend, dass er Spock im Blick hatte. Er suchte in seinem Gesicht nach einem Hinweis, was dahinter vor sich ging.

Eine Hand hob sich und Spocks Finger streiften über seine Schläfe. Die Berührung war sanft und elektrisierend und intim.

Es war ein verwirrend widersprüchliches Signal. Aber die Geste beruhigte Jim ein wenig.

"Sogar mit meiner nächtlichen Meditation war ich nicht kontrolliert genug.", erklärte Spock ruhig. "Ich ließ meine Unsicherheiten zu dir durchdringen und als Folge haben sich unsere Gedanken in eine Richtung bewegt, in die sie nicht gehen sollten. Unser gegenseitiges... Interesse aneinander führte zu einer verstärkten Reaktion."

Jim betrachtete ihn eingehend. Er vermisste die Berührung seiner Finger, seit sie sein Gesicht verlassen hatten. "So?" fragte er ernsthaft verwirrt. "Wenn es gegenseitig war, wo ist dann das Problem?"

Spock begegnete ruhig seinem Blick. "Es war nicht ratsam.", antwortete er. "Und unlogisch."

Richtig, ein Teil von Jim musste ihm zustimmen. Es war einfacher gewesen, den Versuchungen zu widerstehen, solange er noch glaubte, dass sein Erster Offizier sie nicht mit ihm teilen würde. Sobald er entdeckt hatte, dass sie wechelseitig waren - und dass ihnen Spock sogar noch mehr unterlag als er selbst - schien es unmöglich zu sein, ihnen zu widerstehen. Doch nun hatten sie die Grenze überschritten und gerieten in gefährliche Gewässer.

Er seufzte und lehnte spontan seine Stirn an Spocks, strich mit einer Hand über sein Gesicht und durch das weiche, kurze Haar.

"Langweilst du dich schon mit mir?" Er konnte nicht anders als das zu fragen und fühlte sich hin- und hergerissen dabei.

Einen Moment später stahl (raubte) ihm Spock den Atem, als er nach ihm griff und ihn herumrollte, seinen Mund mit einem Wirbelsturm aus Hitze und Intensität und unverkennbarem Verlangen schließend. "Nein.", sagte Spock, als sie sich schließlich heftig atmend voneinander lösten. Dann schob er sich mit einem Geräusch (Laut) der Frustration wieder vom ihm weg. "Deine Annahme ist nicht korrekt. Aber das hier...", beharrte er und verwies auf ihren gegenwärtigen, höchst kompromittierenden Zustand, "ist... kompliziert."

Jim sah ihn an, während er versuchte, wieder zu Atem zu kommen und die Vernunft zu bewahren. Er begann zu argwöhnen, dass Spock ein Faible für emotionale Achterbahnfahrten hatte.

"Ich weiß nicht.", sagte er. "Mir erscheint es ziemlich einfach." Natürlich war es wichtig, dass ein Mann niemals Einfachheit mit Langeweile verwechselte. Er konnte das durch diesen speziellen Gedanken hervorgerufene, eingebildete (selbstgefällige) Grinsen nicht unterdrücken.

Spocks Gesichtsausdruck verdunkelte sich in einer unverkennbaren Mischung aus Hunger und Lust und Verlangen und diese Leidenschaft ließ Jims Lächeln breiter werden. Doch anstatt näher an ihn heranzukommen, bewegte sich Spock weg, brachte Abstand zwischen sie beide und versuchte offensichtlich, sich besser in den Griff zu bekommen.

Jim ließ es zu, obwohl er versucht war, es nicht zu tun.

"Vulkanier," sagte sein Erster Offizier schließlich. "Tun das nicht."

Eine peinliche Pause trat ein.

"... Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie bezweifle ich das.", antwortete Jim dann und stützte sich auf seine Ellenbogen, um einen besseren Blick auf das Gesicht seines Ersten Offiziers zu bekommen. "Oder wie erklärst du sonst vulkanische Babys?" Bevor er eine Antwort erhalten konnte, kam ihm ein Gedanke. "Oh... außer du meinst, du weißt schon, Sex zwischen Männern.[oder Schwulensex? gay sex]. (ich wäre hier für 'schwulen Sex') Vulkanier haben keinen Sex zwischen Männern?"

Spock sah ihn von der Seite an. "Das ist nicht der Aspekt, auf den ich mich beziehe." antwortete er. "Wie ich dich schon mal informiert habe, beurteilen Vulkanier romantische Interaktionen anders als Menschen. Wir haben beide Varianten von Geschlechtsverkehr, heterosexuell und homosexuell. Aber wir..." Er verstummte, offenbar nach erklärenden Worten suchend.


Während ihrer sehr vergnüglichen (angenehmen oder erfreulichen?) Aktivitäten hatte Jim bemerkt, dass Spock offensichtlich recht unerfahren war. Er hatte angenommen, dass es hauptsächlich daran lag(es läge hauptsächlich daran), dass er noch nie mit einem anderen Mann zusammen gewesen war. Aber nun begann er sich zu fragen... "He, Spock?" fragte er behutsam. "Das war nicht... Ich meine, du hattest vorher schon Sex, oder?"

Schweigen.

Oh Scheiße.

"Menschen neigen zu leichtfertigen sexuellen Begegnungen.", informierte Spock ihn ruhig, seinen Blick meidend. "Vulkanier dagegen nicht. In der vulkanischen Gesellschaft ist Sex ein Äquivalent zur Ehe. Man heiratet denjenigen, mit dem man Sex hat. Man hat Sex mit demjenigen, mit dem man verheiratet ist. Es gibt keinen Ehebruch und keinen unverbindlichen Geschlechtsverkehr. Die meisten Vulkanier nehmen sich in einer bestimmten Phase ihres Lebens einen Ehepartner und bleiben bis zum Tod mit ihm zusammen."

Jim fühlte seinen Mund trocken werden. "Also... sind wir jetzt auf vulkanisch verheiratet?" fragte er zögernd, sich innerlich verfluchend, dass er sich nicht eher darüber informiert hatte. Warum hatte er diesen Scheiß nicht vorher herausgefunden? Oh verdammt. Er hätte es kommen sehen müssen. Keine Kultur, die derartig ihre Emotionen unterdrückt, würde seine Haltung gegenüber Sex teilen.

"Nein.", versicherte ihm Spock sofort und er fühlte, wie seine beginnende Panik abebbte. Er war nicht bereit für eine Ehe. Nope, noch lange nicht. "Nach vulkanischen Maßstäben würde ich als zu jung für so eine Sache angesehen werden. Das hier ist völlig menschlich.", bekannte er.

"Warte." sagte Jim betroffen. "Also bin ich pädophil im vulkanischen Sinn?" fragte er und fühlte sich ein wenig angewidert.

Spock schüttelte leicht den Kopf.

"Nein, Jim, das bist du nicht.", antwortete er und legte eine Hand auf seinen Arm. "Die vulkanische sexuelle Reifung ist ein komplizierter Prozess. Ich bin - wie demonstriert - völlig erwachsen, aber es gibt... Faktoren, die erst noch ins Spiel kommen werden.", erklärte er. Dann fügte er hinzu. "Und durch meine gemischte Abstammung werden sie vielleicht nie ein Thema sein."

Jim blickte ihn lange an und er schaffte es in bewunderungswürdiger Weise, dass sein Sexualtrieb ihn nicht wieder ablenkte. Aber verdammt, er hätte nichts gegen eine Runde zwei...

Nein. Böser Jim.

In Ordnung. Er sollte darüber nachdenken, was Spock sagte. "OK, also im Wesentlichen... flippst du aus, weil wir all dies hier im Menschen-Stil betreiben?" stellte er klar. He, Menschen-Stil. Wir sollten eine Stellung mit diesem Namen erfinden.
Verdammt, er war schlecht in diesem Nicht-über-Sex-Nachdenk-Geschäft (Angelegenheit?). Besonders wenn er in der Nähe eines sehr nackten Halb-Vulkaniers lag.

Spocks Finger bogen sich nach innen, was Jim als Zeichen seiner Aufregung erkannte. "Zum Teil.", stimmte er zu. Dann sah er ihn an und seine Miene war sehr ernst und eindringlich. "Es gibt einen Grund, warum Vulkanier sich nicht in leichtfertigen sexuellen Aktivitäten engagieren.", informierte er ihn. "Wir können... verletzend sein, wenn wir den Fokus verlieren." Seine Stimme nahm eine gewisse Schärfe an, als er sprach und Jim war sich nicht sicher, wie er sie deuten sollte. Aber sein Verstand präsentierte ihm einen verirrten Gedanken zur Begutachtung.

...Er ist eine widerliche Kreatur, erbärmlich mit seinen Trieben ...

Spontan streckte er seine Hände aus, zog Spock an sich und umfing ihn in seiner Umarmung. Er fühlte Muskeln, die sich unter seiner Berührung anspannten und verhärteten, aber er ignorierte das, lehnte Spocks Rücken gegen seinen Oberkörper und verschränkte ihre Arme ineinander. Jim legte den Kopf auf seine Schulter. "Niemand wurde verletzt.", hauchte er in sein Ohr. "Und du kannst mir nicht erzählen, dass du dabei nicht den Fokus verloren hast. Bestimmt ein paarmal."

Es dauerte einen Moment und er fragte sich kurz, ob seine Instinkte ihn getäuscht hatten. Aber dann entspannte sich Spock, etwas von der Anspannung floss aus seinem Körper und er stieß einen inneren Seufzer der Erleichterung aus.

"Es dürfte nicht immer gleich sein.", gab er zu. "Es gab Momente..." er schluckte, was Jim nur bemerkte, weil er ihm so nahe war.

"Erzähl es mir.", bat er, nun wirklich neugierig. Seiner Aufforderung folgte ein Moment des Zögerns. Aber er wartete ab.

"... Es ist ein aggressives Gefühl.", gestand Spock schließlich. "So schwer zu kontrollieren wie Wut. Ich weiß nicht, was passieren würde, wenn ich wirklich meine Kontrolle darüber verlieren würde. Ich weiß nicht, was ich tun würde, aber ich weiß, dass du nicht in der Lage wärst, mich davon abzuhalten."

Normalerweise hätte so eine Aussage für Jim nach potentiell guten Zeiten klingen können. Aber er empfand Spuren einer Emotion, die er als Furcht erkannte und die diesen Gedanken auslöschten. Ihm gefiel die Tatsache nicht, dass ihr Zusammentreffen Spock auf eine gewisse Art Angst einjagte. Es gab ihm das Gefühl, als hätte er die Situation ausgenutzt.

"Es gibt Geschichten," fuhr Spock fort. "Von sexuellen Begegnungen zwischen Vulkaniern, die... schlecht ausgegangen sind. Wir sprechen nicht darüber. Aber wir werden darauf hingewiesen, was passieren könnte, als Warnung." Dann fügte er hinzu. "Einige von uns können extrem gefährlich beim Geschlechtsverkehr werden. Ich könnte so ein Individuum sein."

Jim atmete leise aus, beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf die weiche Haut hinter Spocks Ohr. Das hier war so... anders für ihn. Es gab keinen Grund dafür, aber es war so. Er stellte fest, dass er extrem an Spock interessiert war [eigentlich invested] (Alternative: Er stellte fest, dass er extrem viel in die Beziehung zu Spock investierte). Es würde eine schmutzige Trennung zwischen ihnen werden, soviel konnte er jetzt schon sagen. Also war es besser, das so lange wie möglich hinauszuschieben. "Es gibt auch einige Menschen, bei denen das so ist, weißt du.", sagte er. "Ich persönlich hätte nichts dagegen, meinem Liebesleben einen kleinen Kick zu geben. Aber ich glaube nicht, dass du mir irgendetwas Schreckliches antun würdest."

Er ging mit seinen Händen auf Wanderschaft und legte eine davon flach auf Spocks Seite, dorthin, wo er während ihrer 'Aktivitäten' ein weiches, rhythmisches Flattern ähnlich eines Herzschlags gefühlt hatte. "Ich vertraue dir.", fügte er hinzu, was ihm nicht leicht fiel.

Spock erschauerte auf eine köstliche Weise [deliciously](Vorschlag: Spock reagierte mit angenehmem Erschauern). Aber dann versteifte er sich und zog sich von ihm zurück, und Jim fühlte deutlich den Verlust seiner Körperwärme. "Ich nicht.", entgegnete er.

Er hoffte, dass Spock damit meinte, dass er sich selbst nicht vertraute und nicht, dass er Jim nicht vertraute, denn Letzteres hätte ihm zu weh getan, als dass er damit hätte umgehen können. Er kämpfte darum, nicht getroffen auszusehen. Der Versuch war nicht sehr erfolgreich, aber glücklicherweise sah Spock ihn gerade nicht an. Jeder Trieb(hier evtl. bei 'Impuls' bleiben?), den er hat, erschreckt ihn zu Tode, dachte Jim. Und natürlich machte es die Angst nur noch schlimmer. Wenn man ein Leben führte, in dem man jede kleine Sache (jedes Detail) kontrollierte, dann musste es um so störender sein, wenn man die Kontrolle über irgendeine kleine Sache (Kleinigkeit) verlor, nahm er an. Hinzu kam, dass man Lust kaum als 'kleine Sache (s.o.:Kleinigkeit)' bezeichnen konnte.

"Wir könnten dein anderes Ich fragen.", schlug er vor.

Endlich schaute ihn Spock wieder an. Seine Augen hatten sich geweitet. "... Du schlägst vor, dass wir uns nach meiner... sexuellen Natur erkundigen?" fragte er und sein Tonfall klang sehr vulkanisch und nach 'du-bist-absolut-verrückt (wahnsinnig)'. Er bediente sich dieser besonderen Fähigkeit der Vulkanier, Beleidigung und Verachtung vermitteln zu können, ohne dass sich dabei technisch gesehen irgendein Gefühl in ihre Stimme einschlich. Jim hatte viele Male die Gelegenheit gehabt, das zu beobachten, während sie das Hohe Konzil (evtl: den Hohen Rat) zurück zur Erde eskortiert hatten.

"Ja, er wird es wahrscheinlich wissen.", gab er vernüftigerweise zu bedenken. Jim persönlich hatte keine Probleme mit dieser Lösung. Wenn er eine ältere Version seiner selbst gehabt hätte, mit der er sich beraten könnte, dann er hätte er schon ein ganzes Notizbuch mit Tipps zusammen. "Trotzdem scheinst du darüber erst nachzudenken." [“Although, I gotta say, you seem to be over-thinking this.”] (Hm... ein hochdeutscher Ausdruck fällt mir gerade nicht ein, bei uns würde man sagen 'Du scheinst dich zu hinterdenken')
Spock sah ihn strafend an. Seine Nacktheit untergrub die Wirkung dieses Blicks. Aber überraschenderweise nicht sehr. "Vulkanier diskutieren nicht über solche Dinge.", sagte er.

Wie paradox unlogisch, dachte Jim. Dann zuckte er mit den Achseln. "OK. Ich werde ihn fragen." Er war sich ziemlich sicher, auch eine Antwort zu bekommen. Der alte Mann war offensichtlich Regel-beuge-fähiger als sein jüngeres Ich.

Fast im selben Moment versteifte sich Spock. "Ich möchte darum bitten, dass du das Thema meiner sexuellen Praktiken nicht mit meinem alternativen Ich besprichst."

Er hatte seine angespannte eine-irgendwie-schlimme-Reaktion-zurückhaltende Körperhaltung und Jim runzelte die Stirn und versuchte herauszufinden, wodurch er dieses ganze Begegnung (Diskussion?Auseinandersetzung?)in den Sand gesetzt hatte. Er hatte versucht, beruhigend einzuwirken, er hatte sein Vertrauen ausgesprochen - was ihm nie leicht fiel -, und er hatte versucht, eine Lösung für die Ursache von Spocks Kummer zu finden. Und dann hatte er ihm angeboten, seinetwegen eine seltsame(peinliche) Unterhaltung zu führen. Nun war er ratlos. "Ach. Warum nicht?", fragte er und begann langsam etwas ungehalten zu werden.

Spock antwortete nicht. Jim beugte sich vor, streckte eine Hand aus und legte sie leicht auf seine Schulter.

Wham.

In einer schwindelerregenden, unerwarteten Bewegung fand sich Jim hochgehoben und an die nächste Wand gedrückt. Er taumelte, erschrocken darüber, so schnell erfasst und bewegt worden zu sein und unvermutet so nah und eng von Spock gehalten zu werden, der erst kurz zuvor dabei gewesen war, sich von ihm zurückzuziehen. Es war irritierend. Aber es war nicht schmerzhaft, da er er ohne starken Druck gegen die Wand gehalten wurde.

"Ich wünsche nicht, dass du sexuelle Praktiken mit irgendjemandem außer mir besprichst.", informierte ihn Spock und obwohl die Worte nach ihm selbst klangen, war der Tonfall viel rauer als sonst.

“Okaaay,” antwortete Jim mit erzwungener Leichtigkeit. "Ich glaube, ich fange an zu verstehen, woher deine Ansicht kommt, dass du ein wenig übertreibst..." (Hier m.E. eher gemeint: dass du ein wenig außer dir bist/außer Fassung bist)

Ein leichtes Beben ging durch Spocks Arme, die ihn hielten. Ein Schaudern. Die Nähe ihrer unbekleideten Körper begann definitiv Wirkung auf beide zu zeigen. "Du bist nicht zu der Art von Monogamie fähig, die eine Beziehung mit einem Vulkanier erfordern würde. Ich kann dir das nicht aufzwingen.", flüsterte Spock trotz der widersprüchlichen Signale, die sein Körper aussandte.

Eine seltsame Mischung aus Eis und Feuer breitete sich in Jims Brust aus. Er blickte Spock einen Moment in die Augen. Dann blitzte er ihn an. Verletzt. Stinksauer.

Einen angespannten Moment lang war das alles, was er tat. Nach einer Weile sagte er mit leiser, ruhiger Stimme einfach: "Lass mich los."

Eine Pause trat ein.

Dann trat Spock steif zurück.

Jim sah ihn nicht an, als er entschlossen ins Bad marschierte. Mit gleichgültiger Effizienz säuberte er sich, zog sich an und ging dann nach draußen. Seine Augen huschten nur kurz in Spocks Richtung, bevor er den Raum verließ. Sobald sich die Tür zischend hinter ihm geschlossen hatte, bog er nach rechts ab und lehnte sich schwer gegen die Wand.

Oh, er war so verdammt wütend gerade. Es war noch nicht mal mehr witzig. Es war diese Art von Wut, die man nicht ausdrücken konnte. Sie ließ ihn nicht rumbrüllen oder losschlagen, weil so eine simple Reaktion ihr nicht entsprach. Er hatte Spock schon mehrere Male von Zorn erzittern gesehen. Nun war er dran.

Der Typ hatte in seinen Geist gesehen. Er hatte gesehen, wer Jim war, selbst wenn er nicht alles davon erforscht hatte. Das zu tun und sich dann hinzustellen und zu sagen.... 'Du bist nicht zu der Monogamie fähig, die eine Beziehung mit einem Vulkanier erfordern würde.'...

Also, was? Glaubte er nicht, dass Jim dies hier ernst nahm? Er hatte nichts anderes getan, als es ernstzunehmen, seit der ganze Schlamassel begonnen hatte. Und das Schlimmste war, dass er noch noch nicht einmal völlig sicher war, warum diese Bemerkung ihn so verdammt stark getroffen hatte. Er war nicht gerade bekannt für seine verbindlichen Langzeitbeziehungen. Es hätte eine faire Bemerkung sein sollen.

Stattdessen fühlte es sich an, als wäre ihm eine geheime Furcht bestätigt worden.

Ganz abgesehen davon war es nie nett von jemandem, einem zu unterstellen, dass man ihn betrog. Jim hatte viele Beziehungen gehabt, aber nacheinander, zum Teufel. Gut, ein oder zweimal lief es anders ab, aber alle Beteiligten waren sich dessen völlig bewusst gewesen und total cool damit umgegangen. Er würde sowas jedoch nicht in einer Million Jahren von Spock erwarten.

Dunkel, wie die Weite des Weltalls. Wie ein Raum in seinem Geist, in den er noch nicht schauen konnte...

Hart schluckend verschränkte er die Arme über seiner Brust und starrte finster auf einen imaginären Punkt. Diese Gedankenverschmelzung war eine Erfahrung, die er nicht so schnell vergessen würde.

Er hatte sich immer noch nicht beruhigt, als er wieder das leise Whoosh der sich öffnenden Tür hörte und wusste, dass Spock hinter ihm stand.

"Du bist ein Arsch.", informierte ihn Jim, ohne sich umzudrehen.

"... In der Tat."

Pause.

"Habe ich dich verletzt?" fragte Spock schließlich.

Ja, dachte Jim. "Pff, nein." sagte er laut. Dann gab er einem inneren Drang nach und drehte sich endlich um, seinen Ersten Offizier misstrauisch beäugend.

Spock stand starr und gerade da, eine Hand steif an der Seite. Die andere streckte er locker in Jims Richtung. Darin hielt er seinen höchst unerwünschten Phaser. Jim sah in sein Gesicht, auf seine neutrale, gezwungen reservierte Miene. Dann blickte er erneut auf die Waffe. Die Botschaft war klar - bewaffne dich wieder gegen mich. Ich bin gefährlich. Ich vertraue dem nicht, der ich in deiner Nähe bin. Erst jetzt erkannte Jim, dass Spocks Misstrauen wenig mit seinem 'Temperament' zu tun hatte.

Er nahm den Phaser, ihn fast gewaltsam aus dem Griff seines Ersten Offiziers reißend (riss ihn fast gewaltsam...), und marschierte dann zurück in ihre Unterkunft. Er knallte ihn zielgerichtet auf den Tisch, öffnete eine der Schubladen und durchsuchte eingehend den standardisierten Inhalt, bis er ein passendes Werkzeug gefunden hatte. Dann begann er mit methodischer Sorgfalt, den Phaser zu zerlegen.

"Was machst du da?", fragte Spock, der ihm gefolgt war, aber etwas zurück blieb.

Jim antwortete ihm nicht. Er fuhr einfach mit seiner Tätigkeit fort, demontierte erst das Gehäuse und dann die empfindliche interne Energiequelle. Die gefährlichsten Teile sortierte er auf einen Haufen. Den Rest auf einen anderen. Es war die beeindruckende Arbeit nur weniger Minuten. Dann marschierte er zum Müllbehälter und kippte die zerlegten Teile ohne Vorrede in den jeweils passenden Schacht.

Sah so aus, als wenn er seinem Arbeitgeber einen Phaser schuldete.

“Jim…”

Er drehte sich um, immer noch total verärgert. "Ein Sternenflottenoffizier muss wissen, wie man mit Angst umgeht.", sagte er, seine Wort Spock praktisch an den Kopf werfend.

Genervtheit oder vielleicht auch Ärger blitzte kurz in Spocks Augen auf.

"Es gibt einen Unterschied zwischen dem Umgang mit Angst und sich selbst ohne Notwendigkeit zu gefährden.", sagte er und straffte seine Schultern.

Erbittert erwiderte Jim seinen Blick. "Ich spreche nicht über meine Angst.", antwortete er. Dann sah er weg und stolzierte an ihm vorbei. "Ich habe heute noch ein paar Dinge zu erledigen. Die Schiffsreparaturen sollten am Abend abgeschlossen sein. Du..." er verstummte und schluckte, seine Kehle war trocken und rau. "Du mach, was du willst." Dann ging er - aber vorher stellte er demonstrativ seine Tasche neben die Innenseite der Tür. So würde Spock wissen, dass er sie hier ließ... womit gemeint war, dass er zurückkommen würde.

Hoffentlich.

Er hätte den Großteil seiner Arbeit vom Computerterminal ihrer Unterkunft aus erledigen können. Aber es gab offensichtlich eine Menge Gründe, das nicht zu tun. Außerdem würde ihm der Zugang zu einer größeren Datenbank, wie der in der Computerbibliothek, die Arbeit erleichtern. Zumindest wäre es schneller.

Etwas von Jims schlechter Laune musste ihn allerdings verfolgen, denn auf dem Weg zum Bibliotheksgebäude bildete sich eine kleine Blase der Vermeidung um ihn herum und als er eine Konsole gefunden hatte, entvölkerte sich seine unmittelbare Umgebung ziemlich schnell. Er versuchte seine Aufmerksamkeit auf die Arbeit zu konzentrieren. Es gab heute einen Scheißhaufen [ shitload] (evtl. riesigen Haufen) an Papierkram auszufüllen, bevor er wieder das Kommando über sein Schiff übernehmen konnte. Er hoffte, so oft wie möglich sein neues 'nervendes-fünfjähriges-Kind'-Schema anwenden zu können, was einen gewissen Grad an Konzentration erfordern würde. Aber das war schwierig.

Ohne Gesellschaft und mit nichts als ruhigen Dingen, die seinen Verstand beschäftigen konnten, schweifte seine Aufmerksamkeit immer wieder ab, ganz gleich, wie er dagegen ankämpfte.

Spock, sein - nein, der jüngere Spock, sah ihn in einem so seltsamen Licht. Er fürchtete sich fast ein wenig davor und konnte nicht anders als sich zu fragen, ob er sich selbst so falsch dargestellt hatte, obwohl er nicht wirklich einsah, wie das passiert sein sollte. Es war nicht wie das absolute Vertrauen, das ihm der ältere Spock entgegenbrachte - was irgendwie unheimlich gewesen wäre, nun wo er drüber nachdachte. Sein eigener... verdammt, der jüngere Spock hatte ja keine Beziehung in einer alternativen Zeitlinie mit ihm gehabt, worauf das hätte basieren können. Aber er wollte ihn. Ihr Verlangen spiegelte sich gegenseitig.

Die verzwickte Sache mit Vulkaniern war natürlich, dass Verlangen ihnen nicht annähernd so viel bedeutete wie Menschen. Das allgemein vereinbarte ewige Streben [generally agreed-upon eternal quest] der menschlichen Rasse war es (das muss man wohl umstellen: Es herrschte allgemeine Übereinstimmung, dass es das ewige Streben der menschlichen Rasse war), glücklich zu werden. Glücklich zu sein war eine Emotion. Offensichtlich war das allgemein vereinbarte(weglassen?) ewige Streben der vulkanischen Rasse (oder hier einfügen: über das sie sich alle einig waren) ein wenig anders gelagert. Selbst wenn ihr Verlangen gleich war, ihre Herangehensweise würde es nicht sein.

Er bekam Kopfschmerzen davon. Und es tat ihm weh in der Brust. Komm schon, Spock, ich kann nicht immer den ersten Schritt machen, dachte er ärgerlich. Sie begannen die unselige Gewohnheit zu entwickeln, dass Jim ihm die Hand reichte, Spock sie wegstieß und er sie ihm erneut hinhielt. Es wurde ermüdend, trotz des großartigen Sex' und der unvergesslichen psychischen Erfahrungen. Er musste vorher noch nie so viel Aufwand in eine Beziehung stecken und dabei bestand sie noch nicht mal eine Woche.

Was entweder etwas wirklich Schlechtes über seine früheren Beziehungen aussagte oder etwas wirklich Kompliziertes über diese.

Er starrte finster auf den Computerbildschirm. Ganz abgesehen davon, dass es anscheinend ein furchtbar komplizierter Vorgang war, die blöden Replikatoren so aufzurüsten, dass sie Preiselbeeren erzeugen konnten. Es dürfte schneller sein, einfach wieder Scotty zu schreiben und zu schauen, ob er es erledigen konnte.

Blöde Preiselbeeren.

Er murrte über die vollen zwei Stunden, die er letztlich brauchte, um den Papierkram für die Aufrüstung auszufüllen und einzureichen. Es hätte wahrscheinlich weniger Zeit gekostet, die Sache wirklich selbst zu erledigen.

Inzwischen war es Mittag geworden und er hatte den schlimmsten Dampf abgelassen. Vielleicht war er zu hart zu Spock gewesen. Es war immerhin sein erstes Mal gewesen - so seltsam es auch erschien, darüber nachzudenken. Jedenfalls seltsam für Jim. Anscheinend waren er und Uhura nicht so weit gekommen, obwohl sie sich seit Monaten trafen, mindestens.

Das gab ihm jedoch neue Einsichten in ihre Trennung. Nun, wo er drüber nachdachte - zu den seltenen Gelegenheiten, wo er sie zusammen gesehen hatte, hatte Spock immer irgendwie... herumgestanden. Nicht desinteressiert, aber er sah auch nicht so aus, als würde er viel Mühe in die Geschehnisse investieren. Er hatte angenommen, dass es einfach seine vulkanische Natur war, kombiniert mit der Tatsache, dass Jim, nun ja, zusah.

Spock war allerdings keineswegs so passiv, wenn Jim seine Hände an ihm hatte.

Aber andererseits hatte Spock ihre gegenseitige... 'Bereitschaft' dafür verantwortlich gemacht, dass es bei der Gedankenverschmelzung zu der Begegnung gekommen war. Also wollte er vielleicht leidenschaftlicher mit Uhura werden, doch er hatte keinen Anstoß bekommen, der stark genug gewesen wäre, seine vulkanischen Empfindlichkeiten zu durchbrechen.

Und nun war er überzeugt davon, dass er sich jederzeit in eine Art sexverrückten Perversen verwandeln konnte, der sein niederträchtiges Unwesen mit Jim trieb. Was sich aus Jims Perspektive anhörte, als könnte es auf eine abgedrehte Art spaßig werden. Aber Spock dachte wohl eher an so etwas wie brutale Vergewaltigung, ungeachtet der Tatsache, dass 'Spock der Vergewaltiger" für jeden wie unsinniger Quatsch klang, der ihn auch nur flüchtig kannte. Trotzdem, er wusste, dass Spock Angst davor hatte.

War es zu kompliziert zu denken, dass Spock sich selbst vertrauen sollte, weil Jim ihm vertraute? Es war schwierig, denn zum Teil beruhte Jims Vertrauen in sich selbst darauf, dass der andere Spock ihm so sehr vertraut hatte.

Er rieb über seine Schläfen und entschied sich, einfach nicht mehr darüber nachzudenken. Es spielte wirklich keine Rolle. Spock war jetzt am Zug, mehr oder weniger. Er hatte zu entscheiden, was er tun würde mit diesem sinnlichen, unbekümmerten Playboy von einem Menschen, den er sich geangelt hatte. Denn sogar Jim wusste, dass zu jeder Beziehung immer zwei gehören.

Für seinen Teil war sich Jim zwar noch nicht über die Details im Klaren, aber er war sich sicher, dass er mit Spock zusammen sein wollte. Wann sich das einmal ändern würde, konnte er nicht sagen.

Seine Überlegungen eilten schnell weiter, um diesen Gedanken lieber nicht zu eingehend zu untersuchen.

Die kleinen Ablenkungen seines Geistes verlangsamten den Fortgang seiner Arbeit und so verharrte er immer noch unverändert vor dem Bildschirm, als es Mittagszeit wurde. Es war nicht so wichtig. Er hatte keinen Appetit. Seiner Einschätzung nach schien die Arbeit, die ihm aufgetragen wurde, nur wenige 'Zugaben' zu enthalten, aber dafür konnte es verschiedene Gründe geben. Seine Haupttheorien waren, dass er entweder noch einen langen Weg vor sich hatte, um die Abläufe zu verstehen - was stimmte - oder dass die Sternenflotte ihn nicht so sehr schikanierte, da sie noch nicht auf einer Mission waren. Es war doch irgendwie schwierig, seinen Job als Captain in einem Weltraumhafen komplett zu vergeigen.

Andererseits, seinen Ersten Offizier völlig zu verprellen, indem man mit ihm schlief, war wahrscheinlich ein guter Anfang.

Inzwischen war es Nachmittag geworden und Jim hatte endlich alles fertiggestellt, was zu tun war, bevor er zum Schiff zurückkehrte. Natürlich gab es noch mehr Arbeit, die auf ihn wartete, aber er wurde nicht vor dem nächsten Morgen zurück erwartet. Dann würde er zusammen mit Scotty und Spock die Abschlussuntersuchung überwachen um sicherzustellen, dass alles in betriebsfähigem Zustand war. Vorausgesetzt, dass keine Katastrophen in letzter Minute passierten, würde der Landurlaub damit offiziell vorbei sein. Sie konnten zum Geschäft der Weltraumerforschung zurückkehren.

Jim lehnte sich in seinem Sessel zurück und streckte sich aus. Er war ein wenig überrascht, als sich zwei Hände auf seine Schultern legten.

"Hab dich!", sprach eine vertraute weibliche Stimme in sein Ohr.

Jim rappelte sich von seinem Sitz auf, knallte mit dem Arm gegen den Tisch und legte sich mit vorübergehender Tolpatschigkeit auf dem Boden lang.

"Scheiße.", fluchte er mit Nachdruck, während Marlena auf ihn hinunter grinste. Er war umstellt.

Die nächsten zehn Minuten erwiesen sich als die schlimmsten zehn Minuten seines bisherigen Urlaubs. Was schon etwas heißen wollte. Aber er hatte eine hohe Toleranzschwelle für physische Schmerzen und eine niedrige für verrückte, ihm nachstellende Ex-Freundinnen. Er hob seine Hände in der Geste, die Menschen typischerweise bei wilden Tieren anwenden, die jederzeit zuschlagen(Tiere schlagen eher selten zu, oder? evtl. lieber 'angreifen' oder 'attackieren') können und trat soweit zurück, wie es die kleine Computernische erlaubte, um Marlena wenigstens auf Armlänge von sich weg zu halten.

"Bist du meiner so überdrüssig, Jim?", schnurrte sie und lehnte sich über die Lehne des Sessels, den er gerade geräumt hatte.

"Ja.", antwortete er bereitwillig.

Es brachte ihm ein Schmollen ein. "Ach komm schon.", sagte sie und streckte eine Hand aus, um ihre sorgfältig manikürten Finger auf seine Brust zu legen. "Ich verlange nichts Unmögliches, weißt du. Nur eine weitere Chance." Ihre koketten Lippen verzogen sich zu einem geschmeidigen Lächeln. "Ich weiß, du magst mich heute nicht - aber wie wäre es, wenn du mich deine Meinung ändern lässt?"

Jim war wirklich nicht in der Stimmung. Nicht für ihre Grimassen (Eskapaden) und nicht für ihre Angebote. Aber seine Möglichkeiten waren begrenzt - er konnte entweder wieder versuchen, an ihr vorbeizuflitzen, mit ungewissem Ausgang, oder stattdessen hier stehen bleiben und versuchen, sie zu entmutigen. Mit etwas Glück würde sie anfangen, sich zu langweilen und aufgeben. Er entschied sich für die zweite Option und drückte sich selbst die Daumen.

So blieb er dort stehen und lauschte ihren zunehmend frustrierten Annäherungsversuchen. Eine qualvolle Minute nach der anderen.

Einige Leute hatten sich versammelt, um ihnen zuzuschauen.

Endlich, nach geraumer Zeit, kippte Marlenas Laune. "Was ist los mit dir?", stieß sie aus (hervor).

"Ich mag dich nicht!", antwortete Jim gerade heraus [with absolutely zero subtlety, alle wörtlichen Übersetzungen erscheinen mir zu negativ für Jim] (und ließ es dabei nicht an Deutlichkeit fehlen?), wie er es bereits recht oft getan hatte. Einer der Zuschauer kicherte.

"Das sagst du immer.", antwortete Marlena. "Und zum Schluss bekomme ich dich immer zurück. Warum das Unvermeidbare bekämpfen?"

Sie hatte nicht ganz unrecht. Betrachtete man ihre Vorgeschichte, setzte er ihr normalerweise nicht so viel Widerstand entgegen. Zum Teufel, er hatte sich auf eine Affäre mit ihr eingelassen, weil er wusste, dass er danach zurück auf sein Schiff gehen und den nachfolgenden Wahnsinn vermeiden konnte.

"Ihre Einschätzung der Situation berücksichtigt nicht die angeborene Wandlungsfähigkeit der menschlichen Natur."

Jims Kopf fuhr augenblicklich zu einem Punkt an seiner rechten Seite herum. Eine Welle der Erleichterung und Nervosität rollte bei der vertrauten, neutralen Stimme über ihn hinweg.

"Spock!" rief er dankbar aus.

"Sie!", sagte Marlena gleichzeitig, mit erheblich weniger positiven Gefühlen.

Jim sah einen Durchschlupf und versuchte einen verrückten Ausbrauchsversuch zu seinem Ersten Offizier. Offensichtlich in einer sehr kratzbürstigen Stimmung, griff Marlena nach seinem Arm, als er vorbeikam und er zuckte zusammen, als ihre Fingernägel seine Haut aufritzten.

"Autsch, verdammt.", sagte er und befreite sich mit einem Ruck aus ihrem Griff. Dann verstummte er, als Spock einen Schritt auf ihn zukam und seinen Ellenbogen nahm. Sein Blick überflog die Wunde, bevor er auf Marlena niederging.

Die nun herrschende Anspannung hätte man mit einem Messer schneiden können. Abgesehen davon wäre das Messer wahrscheinlich dabei zerbrochen.

"Ich werde gezwungen sein, Ihre mentale Instabilität Ihren Ausbildern zu melden.", sagte Spock ruhig und ließ Jims Arm los, nachdem er sich neben ihn gestellt hatte.

Marlena bewegte sich nervös und schaute ausgesprochen unbehaglich drein. "Das ist nur ein Missverständnis.", beharrte sie. "Sie sind nicht vertraut genug mit den Ritualen der menschlichen Partnersuche." [courtship rituals - Balzrituale erschien mir etwas hmm zoologisch *g*] (Argghhh! Mein Trauma: der Begriff 'courtship'! Deine Variante gefällt mir ganz gut :) )

Spock hob eine Augenbraue in ihre Richtung. "Ich bin geübt im Erkennen von Verhaltensproblemen.", antwortete er gleichmütig, obwohl seine Haltung es irgendwie schaffte, den Eindruck zu vermitteln, dass Marlena hoffnungslos begriffsstutzig war.

Sehr, sehr begriffsstutzig.

Als die Erkenntnis sie traf, hätte Jim fast schwören können, ein Licht in ihrem Kopf angehen zu sehen. Sie blinzelte, ihre Katzenaugen sprangen zwischen ihnen beiden hin und her. Der Finger, den sie vorher auf seine Brust gerichtet hatte, zeigte erst auf Spock und dann auf ihn selbst. "Was, du und er?" fragte sie ungläubig.

Jim ertappte sich selbst ebenfalls dabei, dass er seinen Ersten Offizier erwartungsvoll ansah. Du und ich? echoten seine Gedanken, wenn auch in einem völlig anderen Tonfall.

Spock richtete sich auf, verschränkte die Hände auf seinem Rücken und vermittelte Marlena einen Eindruck, der im wesentlichen auf ein 'Hast du ein Problem damit?', hinauslief. Sein Gesicht und Auftreten passten seltsam perfekt zu dieser Darstellung. "Ich glaube, die für mich angemessene kulturelle Reaktion an diesem Punkt wäre, Sie aufzufordern, sich zurückzuziehen. Ist das korrekt, Jim?"(Evtl.: 'Leine zu ziehen' - Spock und die farbigen Metaphern... *gg*) Der zweifelnde Unterton, der sich in seine Frage geschlichen hatte, war kaum zu bemerken. Die Bedeutung war klar - er bat um seine Zustimmung, diese Art von Beziehung zwischen ihnen bestätigen zu dürfen.

Mit einem Lächeln borgte sich Jim eine von Spocks eigenen Gesten und neigte seinen Kopf. "Jepp, da liegst du richtig." antwortete er. Spocks Finger zuckten kurz in seine Richtung.

Er glaubte nun zu wissen, was das bedeutete.

Einen Moment lang schwankte Marlenas Aussehen zwischen schockiert, beleidigt und... ja sogar ein wenig verängstigt. Ihr Blick huschte hinüber zu Spock und dann machte sie mit einem missmutigen Schnauben auf dem Absatz kehrt und stolzierte weg (davon).

Jim sah ihr nach, die Augen geweitet. Als deutlich wurde, dass sie wirklich fortging, sah er hinüber zu seinem Ersten Offizier.

"Wie hast du das gemacht?", fragte er.

Spocks Antwort bestand in diesem kleinen halben Schulterzucken, das typisch für ihn war. "Es scheint, als ob ich sie eingeschüchtert habe.", sagte er nachdenklich. Dann drehte er sich um, um Jim seine volle Aufmerksamkeit zu schenken und für einen Moment dachte Jim, dass er sehen konnte, was Marlena so erfolgreich abgeschreckt hatte. In seinem Blick lag eine bestimmte (gewisse) undurchdringliche Intensität, die ihn auf einer instinktiven Ebene beeinflusste.

Natürlich war Jims Reaktion darauf völlig anders. Man hätte ihn mit Geld und guten Worten nicht dazu gebracht wegzugehen.

".... So ...", sagte er zögernd. "Bist du sicher, dass du soviel durchblicken lassen solltest? Es ist ein bisschen skandalös für einen Captain und ein Mitglied seiner Crew sich zusammenzutun [fraternize - eigentlich verbrüdern, aber das finde ich unpassend.] (Es gibt auch im deutschen den -militärischen- Begriff 'fraternisieren' Wird zB in Kriegszeiten verwendet, wenn Frauen mit Besatzern ein Verhältnis haben), oder? Marlena wird damit nicht hinterm Berg halten." Genauso wenig wie die herumlungernden, neugierigen Zuschauer.

Spock neigte seinen Kopf und schien darüber nachzudenken. "Es gibt keine Vorschrift dagegen.", stellte er fest. "Außerdem bin ich, abgesehen von dir selbst, das ranghöchste Mitglied der Crew. Wenn du dich mit jemandem zusammen tust, dann wäre ich der... logischste Kandidat."

Für eine Minute vergaß Jim zu atmen.

Aber dann erinnerte er sich wieder daran.

"Bist du fertig mit deinen Aufgaben?", fragte Spock, der anscheinend zu schnell das Thema wechselte (anscheinend, um rasch das Thema zu wechseln). Jims Gehirn brauchte einen Moment, um folgen zu können, aber dann nickte er, etwas überrascht von der Frage. Seine Reaktion brachte ihm ein Nicken ein. "In diesem Fall glaube ich, dass eine Unterhaltung zwischen uns überfällig ist.", führte sein Erster Offizier aus, drehte sich um und steuerte in Richtung Bibliotheksausgang.

Nach nur kurzem Zögern folgte Jim ihm.
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Re: Kapitel 17 - in Arbeit -

Beitragvon Iru » So 25. Okt 2009, 20:31

Ich habe wieder viele deiner Vorschläge übernommen, einige kommentiert, du kannst dann entscheiden.


So.

Was war aus dem ganzen 'Drüber-Hinwegkomm'-Plan geworden, der das sexuelle Interesse an seinem Ersten Offizier betraf?

Tja. Man konnte wohl mit Sicherheit sagen, dass er den gerade in die Tonne getreten hatte.

Jim döste vor sich hin, einen Körper umschlungen haltend, der ungewöhnlich warm und angenehm in seinen Armen lag, in einem Nest aus Decken, die sie von den zu schmalen Pritschen heruntergezerrt und auf dem Boden ausgebreitet hatten. Er wurde etwas wacher, als er bemerkte, dass er berührt wurde. Die Finger seiner linken Hand wurden mit einer präzisen, individuellen Sorgfalt bewegt und liebkost. Spock drehte sie herum und untersuchte sie zärtlich, mit seinem Daumen abwesend über die Handfläche streichend.

"Es ist faszinierend." sagte Spock leise, den Blick unverwandt auf die Berührung gerichtet. "Menschliche Hände besitzen nicht die selbe interne Komplexität wie die von Vulkaniern. Euer Geist ist nicht mit euren Fingern verbunden wie bei mir. Trotzdem finde ich sie unwiderstehlich."

Jim grinste verschlafen und lehnte sich vor, wobei er bemerkte, dass er exzellenten Zugang zu einer seiner eigenen exotischen Vorlieben hatte. Träge ließ er seine Zunge über die Spitze von Spocks Ohr gleiten und der Halb-Vulkanier hielt in der Bewegung inne und hielt den Atem an. "He," flüsterte er. "Es gibt auch keinen logischen Grund, warum ich deine Ohren erregend finden sollte. Aber ich tu's." Um das Gesagte zu unterstreichen, biss er leicht in das fragliche Ohr. Spock schlang einen Arm um ihn.

Hmm. Runde zwei? fragte sich Jim angeregt, aber dann drückte ihn Spock nur sanft und ließ ihn wieder los, sich ein wenig von ihm wegschiebend, wobei ihre Hände auseinander fielen.

"Wir hätten das nicht tun sollen.", sagte er unversehens.

Die Worte schienen den Raum zwischen ihnen mit plötzlicher Kälte zu füllen.

Jim fühlte sein Herz sinken. Er fröstelte, hielt den Atem an und sah in Spocks unergründliches Gesicht, das noch erhitzt war von ihren Aktivitäten. Nein. Wie hatte er das hier so schnell vermasseln können? Zugegeben, nun da sie miteinander geschlafen hatten, tickte die Uhr, bis die ganze Sache den Bach runterging, aber er hatte gedacht, dass er wenigstens... dass sie...

"Was?" hauchte er, verzweifelt hoffend, dass er sich verhört hatte. Er zog sich etwas weiter zurück, sich so bewegend, dass er Spock im Blick hatte. Er suchte in seinem Gesicht nach einem Hinweis, was dahinter vor sich ging.

Eine Hand hob sich und Spocks Finger streiften über seine Schläfe. Die Berührung war sanft und elektrisierend und intim.

Es war ein verwirrend widersprüchliches Signal. Aber die Geste beruhigte Jim ein wenig.

"Sogar mit meiner nächtlichen Meditation war ich nicht kontrolliert genug.", erklärte Spock ruhig. "Ich ließ meine Unsicherheiten zu dir durchdringen und als Folge haben sich unsere Gedanken in eine Richtung bewegt, in die sie nicht gehen sollten. Unser gegenseitiges... Interesse aneinander führte zu einer verstärkten Reaktion."

Jim betrachtete ihn eingehend. Er vermisste die Berührung seiner Finger, seit sie sein Gesicht verlassen hatten. "So?" fragte er ernsthaft verwirrt. "Wenn es gegenseitig war, wo ist dann das Problem?"

Spock begegnete ruhig seinem Blick. "Es war nicht ratsam.", antwortete er. "Und unlogisch."

Richtig, ein Teil von Jim musste ihm zustimmen. Es war einfacher gewesen, den Versuchungen zu widerstehen, solange er noch glaubte, dass sein Erster Offizier sie nicht mit ihm teilen würde. Sobald er entdeckt hatte, dass sie wechelseitig waren - und dass ihnen Spock sogar noch mehr unterlag als er selbst - schien es unmöglich zu sein, ihnen zu widerstehen. Doch nun hatten sie die Grenze überschritten und gerieten in gefährliche Gewässer.

Er seufzte und lehnte spontan seine Stirn an Spocks, strich mit einer Hand über sein Gesicht und durch das weiche, kurze Haar.

"Langweilst du dich schon mit mir?" Er konnte nicht anders als das zu fragen und fühlte sich hin- und hergerissen dabei.

Einen Moment später raubte ihm Spock den Atem, als er nach ihm griff und ihn herumrollte, seinen Mund mit einem Wirbelsturm aus Hitze und Intensität und unverkennbarem Verlangen schließend. "Nein.", sagte Spock, als sie sich schließlich heftig atmend voneinander lösten. Dann schob er sich mit einem Laut der Frustration wieder vom ihm weg. "Deine Annahme ist nicht korrekt. Aber das hier...", beharrte er und verwies auf ihren gegenwärtigen, höchst kompromittierenden Zustand, "ist... kompliziert."

Jim sah ihn an, während er versuchte, wieder zu Atem zu kommen und die Vernunft zu bewahren. Er begann zu argwöhnen, dass Spock ein Faible für emotionale Achterbahnfahrten hatte.

"Ich weiß nicht.", sagte er. "Mir erscheint es ziemlich einfach." Natürlich war es wichtig, dass ein Mann niemals Einfachheit mit Langeweile verwechselte. Er konnte das durch diesen speziellen Gedanken hervorgerufene, selbstgefällige Grinsen nicht unterdrücken.

Spocks Gesichtsausdruck verdunkelte sich in einer unverkennbaren Mischung aus Hunger und Lust und Verlangen und diese Leidenschaft ließ Jims Lächeln breiter werden. Doch anstatt näher an ihn heranzukommen, bewegte sich Spock weg, brachte Abstand zwischen sie beide und versuchte offensichtlich, sich besser in den Griff zu bekommen.

Jim ließ es zu, obwohl er versucht war, es nicht zu tun.

"Vulkanier," sagte sein Erster Offizier schließlich. "Tun das nicht."

Eine peinliche Pause trat ein.

"... Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie bezweifle ich das.", antwortete Jim dann und stützte sich auf seine Ellenbogen, um einen besseren Blick auf das Gesicht seines Ersten Offiziers zu bekommen. "Oder wie erklärst du sonst vulkanische Babys?" Bevor er eine Antwort erhalten konnte, kam ihm ein Gedanke. "Oh... außer du meinst, du weißt schon, schwulen Sex. Vulkanier haben keinen schwulen Sex?"

Spock sah ihn von der Seite an. "Das ist nicht der Aspekt, auf den ich mich beziehe." antwortete er. "Wie ich dich schon mal informiert habe, beurteilen Vulkanier romantische Interaktionen anders als Menschen. Wir haben beide Varianten von Geschlechtsverkehr, heterosexuell und homosexuell. Aber wir..." Er verstummte, offenbar nach erklärenden Worten suchend.


Während ihrer sehr vergnüglichen (angenehmen oder erfreulichen?) (Mir gefällt vergnüglich besser *g*) Aktivitäten hatte Jim bemerkt, dass Spock offensichtlich recht unerfahren war. Er hatte angenommen, es läge hauptsächlich daran, dass er noch nie mit einem anderen Mann zusammen gewesen war. Aber nun begann er sich zu fragen... "He, Spock?" fragte er behutsam. "Das war nicht... Ich meine, du hattest vorher schon Sex, oder?"

Schweigen.

Oh Scheiße.

"Menschen neigen zu leichtfertigen sexuellen Begegnungen.", informierte Spock ihn ruhig, seinen Blick meidend. "Vulkanier dagegen nicht. In der vulkanischen Gesellschaft ist Sex ein Äquivalent zur Ehe. Man heiratet denjenigen, mit dem man Sex hat. Man hat Sex mit demjenigen, mit dem man verheiratet ist. Es gibt keinen Ehebruch und keinen unverbindlichen Geschlechtsverkehr. Die meisten Vulkanier nehmen sich in einer bestimmten Phase ihres Lebens einen Ehepartner und bleiben bis zum Tod mit ihm zusammen."

Jim fühlte seinen Mund trocken werden. "Also... sind wir jetzt auf vulkanisch verheiratet?" fragte er zögernd, sich innerlich verfluchend, dass er sich nicht eher darüber informiert hatte. Warum hatte er diesen Scheiß nicht vorher herausgefunden? Oh verdammt. Er hätte es kommen sehen müssen. Keine Kultur, die derartig ihre Emotionen unterdrückt, würde seine Haltung gegenüber Sex teilen.

"Nein.", versicherte ihm Spock sofort und er fühlte, wie seine beginnende Panik abebbte. Er war nicht bereit für eine Ehe. Nope, noch lange nicht. "Nach vulkanischen Maßstäben würde ich als zu jung für so eine Sache angesehen werden. Das hier ist völlig menschlich.", bekannte er.

"Warte." sagte Jim betroffen. "Also bin ich pädophil im vulkanischen Sinn?" fragte er und fühlte sich ein wenig angewidert.

Spock schüttelte leicht den Kopf.

"Nein, Jim, das bist du nicht.", antwortete er und legte eine Hand auf seinen Arm. "Die vulkanische sexuelle Reifung ist ein komplizierter Prozess. Ich bin - wie demonstriert - völlig erwachsen, aber es gibt... Faktoren, die erst noch ins Spiel kommen werden.", erklärte er. Dann fügte er hinzu. "Und durch meine gemischte Abstammung werden sie vielleicht nie ein Thema sein."

Jim blickte ihn lange an und er schaffte es in bewunderungswürdiger Weise, dass sein Sexualtrieb ihn nicht wieder ablenkte. Aber verdammt, er hätte nichts gegen eine Runde zwei...

Nein. Böser Jim.

In Ordnung. Er sollte darüber nachdenken, was Spock sagte. "OK, also im Wesentlichen... flippst du aus, weil wir all dies hier im Menschen-Stil betreiben?" stellte er klar. He, Menschen-Stil. Wir sollten eine Stellung mit diesem Namen erfinden.

Verdammt, er war schlecht in dieser Nicht-über-Sex-Nachdenk-Angelegenheit. Besonders wenn er in der Nähe eines sehr nackten Halb-Vulkaniers lag.

Spocks Finger bogen sich nach innen, was Jim als Zeichen seiner Aufregung erkannte. "Zum Teil.", stimmte er zu. Dann sah er ihn an und seine Miene war sehr ernst und eindringlich. "Es gibt einen Grund, warum Vulkanier sich nicht in leichtfertigen sexuellen Aktivitäten engagieren.", informierte er ihn. "Wir können... verletzend sein, wenn wir den Fokus verlieren." Seine Stimme nahm eine gewisse Schärfe an, als er sprach und Jim war sich nicht sicher, wie er sie deuten sollte. Aber sein Verstand präsentierte ihm einen verirrten Gedanken zur Begutachtung.

...Er ist eine widerliche Kreatur, erbärmlich mit seinen Trieben ...

Spontan streckte er seine Hände aus, zog Spock an sich und umfing ihn in seiner Umarmung. Er fühlte Muskeln, die sich unter seiner Berührung anspannten und verhärteten, aber er ignorierte das, lehnte Spocks Rücken gegen seinen Oberkörper und verschränkte ihre Arme ineinander. Jim legte den Kopf auf seine Schulter. "Niemand wurde verletzt.", hauchte er in sein Ohr. "Und du kannst mir nicht erzählen, dass du dabei nicht den Fokus verloren hast. Bestimmt ein paarmal."

Es dauerte einen Moment und er fragte sich kurz, ob seine Instinkte ihn getäuscht hatten. Aber dann entspannte sich Spock, etwas von der Anspannung floss aus seinem Körper und er stieß einen inneren Seufzer der Erleichterung aus.

"Es dürfte nicht immer gleich sein.", gab er zu. "Es gab Momente..." er schluckte, was Jim nur bemerkte, weil er ihm so nahe war.

"Erzähl es mir.", bat er, nun wirklich neugierig. Seiner Aufforderung folgte ein Moment des Zögerns. Aber er wartete ab.

"... Es ist ein aggressives Gefühl.", gestand Spock schließlich. "So schwer zu kontrollieren wie Wut. Ich weiß nicht, was passieren würde, wenn ich wirklich meine Kontrolle darüber verlieren würde. Ich weiß nicht, was ich tun würde, aber ich weiß, dass du nicht in der Lage wärst, mich davon abzuhalten."

Normalerweise hätte so eine Aussage für Jim nach potentiell guten Zeiten klingen können. Aber er empfand Spuren einer Emotion, die er als Furcht erkannte und die diesen Gedanken auslöschten. Ihm gefiel die Tatsache nicht, dass ihr Zusammentreffen Spock auf eine gewisse Art Angst einjagte. Es gab ihm das Gefühl, als hätte er die Situation ausgenutzt.

"Es gibt Geschichten," fuhr Spock fort. "Von sexuellen Begegnungen zwischen Vulkaniern, die... schlecht ausgegangen sind. Wir sprechen nicht darüber. Aber wir werden darauf hingewiesen, was passieren könnte, als Warnung." Dann fügte er hinzu. "Einige von uns können extrem gefährlich beim Geschlechtsverkehr werden. Ich könnte so ein Individuum sein."

Jim atmete leise aus, beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf die weiche Haut hinter Spocks Ohr. Das hier war so... anders für ihn. Es gab keinen Grund dafür, aber es war so. Er stellte fest, dass er extrem viel in die Beziehung zu Spock investierte. Es würde eine schmutzige Trennung zwischen ihnen werden, soviel konnte er jetzt schon sagen. Also war es besser, das so lange wie möglich hinauszuschieben. "Es gibt auch einige Menschen, bei denen das so ist, weißt du.", sagte er. "Ich persönlich hätte nichts dagegen, meinem Liebesleben einen kleinen Kick zu geben. Aber ich glaube nicht, dass du mir irgendetwas Schreckliches antun würdest."

Er ging mit seinen Händen auf Wanderschaft und legte eine davon flach auf Spocks Seite, dorthin, wo er während ihrer 'Aktivitäten' ein weiches, rhythmisches Flattern ähnlich eines Herzschlags gefühlt hatte. "Ich vertraue dir.", fügte er hinzu, was ihm nicht leicht fiel.

Spock reagierte mit angenehmem Erschauern. Aber dann versteifte er sich und zog sich von ihm zurück, und Jim fühlte deutlich den Verlust seiner Körperwärme. "Ich nicht.", entgegnete er.

Er hoffte, dass Spock damit meinte, dass er sich selbst nicht vertraute und nicht, dass er Jim nicht vertraute, denn Letzteres hätte ihm zu weh getan, als dass er damit hätte umgehen können. Er kämpfte darum, nicht getroffen auszusehen. Der Versuch war nicht sehr erfolgreich, aber glücklicherweise sah Spock ihn gerade nicht an. Jeder Impuls, den er hat, erschreckt ihn zu Tode, dachte Jim. Und natürlich machte es die Angst nur noch schlimmer. Wenn man ein Leben führte, in dem man jedes Detail kontrollierte, dann musste es um so störender sein, wenn man die Kontrolle über irgendeine Kleinigkeit verlor, nahm er an. Hinzu kam, dass man Lust kaum als Kleinigkeit bezeichnen konnte.

"Wir könnten dein anderes Ich fragen.", schlug er vor.

Endlich schaute ihn Spock wieder an. Seine Augen hatten sich geweitet. "... Du schlägst vor, dass wir uns nach meiner... sexuellen Natur erkundigen?" fragte er und sein Tonfall klang sehr vulkanisch und nach 'du-bist-absolut-wahnsinnig'. Er bediente sich dieser besonderen Fähigkeit der Vulkanier, Beleidigung und Verachtung vermitteln zu können, ohne dass sich dabei technisch gesehen irgendein Gefühl in ihre Stimme einschlich. Jim hatte viele Male die Gelegenheit gehabt, das zu beobachten, während sie den Hohen Rat zurück zur Erde eskortiert hatten.

"Ja, er wird es wahrscheinlich wissen.", gab er vernüftigerweise zu bedenken. Jim persönlich hatte keine Probleme mit dieser Lösung. Wenn er eine ältere Version seiner selbst gehabt hätte, mit der er sich beraten könnte, dann er hätte er schon ein ganzes Notizbuch mit Tipps zusammen. "Trotzdem scheinst du darüber erst nachzudenken." [“Although, I gotta say, you seem to be over-thinking this.”] (Hm... ein hochdeutscher Ausdruck fällt mir gerade nicht ein, bei uns würde man sagen 'Du scheinst dich zu hinterdenken')Oh nee, dass muss seeehr regional sein, hab ich noch nie gehört :-))
Spock sah ihn strafend an. Seine Nacktheit untergrub die Wirkung dieses Blicks. Aber überraschenderweise nicht sehr. "Vulkanier diskutieren nicht über solche Dinge.", sagte er.

Wie paradox unlogisch, dachte Jim. Dann zuckte er mit den Achseln. "OK. Ich werde ihn fragen." Er war sich ziemlich sicher, auch eine Antwort zu bekommen. Der alte Mann war offensichtlich Regel-beuge-fähiger als sein jüngeres Ich.

Fast im selben Moment versteifte sich Spock. "Ich möchte darum bitten, dass du das Thema meiner sexuellen Praktiken nicht mit meinem alternativen Ich besprichst."

Er hatte seine angespannte eine-irgendwie-schlimme-Reaktion-zurückhaltende Körperhaltung und Jim runzelte die Stirn und versuchte herauszufinden, wodurch er dieses ganze Diskussion in den Sand gesetzt hatte. Er hatte versucht, beruhigend einzuwirken, er hatte sein Vertrauen ausgesprochen - was ihm nie leicht fiel -, und er hatte versucht, eine Lösung für die Ursache von Spocks Kummer zu finden. Und dann hatte er ihm angeboten, seinetwegen eine peinliche Unterhaltung zu führen. Nun war er ratlos. "Ach. Warum nicht?", fragte er und begann langsam etwas ungehalten zu werden.

Spock antwortete nicht. Jim beugte sich vor, streckte eine Hand aus und legte sie leicht auf seine Schulter.

Wham.

In einer schwindelerregenden, unerwarteten Bewegung fand sich Jim hochgehoben und an die nächste Wand gedrückt. Er taumelte, erschrocken darüber, so schnell erfasst und bewegt worden zu sein und unvermutet so nah und eng von Spock gehalten zu werden, der erst kurz zuvor dabei gewesen war, sich von ihm zurückzuziehen. Es war irritierend. Aber es war nicht schmerzhaft, da er er ohne starken Druck gegen die Wand gehalten wurde.

"Ich wünsche nicht, dass du sexuelle Praktiken mit irgendjemandem außer mir besprichst.", informierte ihn Spock und obwohl die Worte nach ihm selbst klangen, war der Tonfall viel rauer als sonst.

“Okaaay,” antwortete Jim mit erzwungener Leichtigkeit. "Ich glaube, ich fange an zu verstehen, woher deine Ansicht kommt, dass du ein wenig außer dir bist..."

Ein leichtes Beben ging durch Spocks Arme, die ihn hielten. Ein Schaudern. Die Nähe ihrer unbekleideten Körper begann definitiv Wirkung auf beide zu zeigen. "Du bist nicht zu der Art von Monogamie fähig, die eine Beziehung mit einem Vulkanier erfordern würde. Ich kann dir das nicht aufzwingen.", flüsterte Spock trotz der widersprüchlichen Signale, die sein Körper aussandte.

Eine seltsame Mischung aus Eis und Feuer breitete sich in Jims Brust aus. Er blickte Spock einen Moment in die Augen. Dann blitzte er ihn an. Verletzt. Stinksauer.

Einen angespannten Moment lang war das alles, was er tat. Nach einer Weile sagte er mit leiser, ruhiger Stimme einfach: "Lass mich los."

Eine Pause trat ein.

Dann trat Spock steif zurück.

Jim sah ihn nicht an, als er entschlossen ins Bad marschierte. Mit gleichgültiger Effizienz säuberte er sich, zog sich an und ging dann nach draußen. Seine Augen huschten nur kurz in Spocks Richtung, bevor er den Raum verließ. Sobald sich die Tür zischend hinter ihm geschlossen hatte, bog er nach rechts ab und lehnte sich schwer gegen die Wand.

Oh, er war so verdammt wütend gerade. Es war noch nicht mal mehr witzig. Es war diese Art von Wut, die man nicht ausdrücken konnte. Sie ließ ihn nicht rumbrüllen oder losschlagen, weil so eine simple Reaktion ihr nicht entsprach. Er hatte Spock schon mehrere Male von Zorn erzittern gesehen. Nun war er dran.

Der Typ hatte in seinen Geist gesehen. Er hatte gesehen, wer Jim war, selbst wenn er nicht alles davon erforscht hatte. Das zu tun und sich dann hinzustellen und zu sagen.... 'Du bist nicht zu der Monogamie fähig, die eine Beziehung mit einem Vulkanier erfordern würde.'...

Also, was? Glaubte er nicht, dass Jim dies hier ernst nahm? Er hatte nichts anderes getan, als es ernstzunehmen, seit der ganze Schlamassel begonnen hatte. Und das Schlimmste war, dass er noch noch nicht einmal völlig sicher war, warum diese Bemerkung ihn so verdammt stark getroffen hatte. Er war nicht gerade bekannt für seine verbindlichen Langzeitbeziehungen. Es hätte eine faire Bemerkung sein sollen.

Stattdessen fühlte es sich an, als wäre ihm eine geheime Furcht bestätigt worden.

Ganz abgesehen davon war es nie nett von jemandem, einem zu unterstellen, dass man ihn betrog. Jim hatte viele Beziehungen gehabt, aber nacheinander, zum Teufel. Gut, ein oder zweimal lief es anders ab, aber alle Beteiligten waren sich dessen völlig bewusst gewesen und total cool damit umgegangen. Er würde sowas jedoch nicht in einer Million Jahren von Spock erwarten.

Dunkel, wie die Weite des Weltalls. Wie ein Raum in seinem Geist, in den er noch nicht schauen konnte...

Hart schluckend verschränkte er die Arme über seiner Brust und starrte finster auf einen imaginären Punkt. Diese Gedankenverschmelzung war eine Erfahrung, die er nicht so schnell vergessen würde.

Er hatte sich immer noch nicht beruhigt, als er wieder das leise Whoosh der sich öffnenden Tür hörte und wusste, dass Spock hinter ihm stand.

"Du bist ein Arsch.", informierte ihn Jim, ohne sich umzudrehen.

"... In der Tat."

Pause.

"Habe ich dich verletzt?" fragte Spock schließlich.

Ja, dachte Jim. "Pff, nein." sagte er laut. Dann gab er einem inneren Drang nach und drehte sich endlich um, seinen Ersten Offizier misstrauisch beäugend.

Spock stand starr und gerade da, eine Hand steif an der Seite. Die andere streckte er locker in Jims Richtung. Darin hielt er seinen höchst unerwünschten Phaser. Jim sah in sein Gesicht, auf seine neutrale, gezwungen reservierte Miene. Dann blickte er erneut auf die Waffe. Die Botschaft war klar - bewaffne dich wieder gegen mich. Ich bin gefährlich. Ich vertraue dem nicht, der ich in deiner Nähe bin. Erst jetzt erkannte Jim, dass Spocks Misstrauen wenig mit seinem 'Temperament' zu tun hatte.

Er nahm den Phaser, ihn fast gewaltsam aus dem Griff seines Ersten Offiziers reißend (riss ihn fast gewaltsam...), hmm aber es läuft ja nicht nacheinander ab, wenn dann müsste man "indem" oder sowas einfügen und ob das die Sache besser macht? und marschierte dann zurück in ihre Unterkunft. Er knallte ihn zielgerichtet auf den Tisch, öffnete eine der Schubladen und durchsuchte eingehend den standardisierten Inhalt, bis er ein passendes Werkzeug gefunden hatte. Dann begann er mit methodischer Sorgfalt, den Phaser zu zerlegen.

"Was machst du da?", fragte Spock, der ihm gefolgt war, aber etwas zurück blieb.

Jim antwortete ihm nicht. Er fuhr einfach mit seiner Tätigkeit fort, demontierte erst das Gehäuse und dann die empfindliche interne Energiequelle. Die gefährlichsten Teile sortierte er auf einen Haufen. Den Rest auf einen anderen. Es war die beeindruckende Arbeit nur weniger Minuten. Dann marschierte er zum Müllbehälter und kippte die zerlegten Teile ohne Vorrede in den jeweils passenden Schacht.

Sah so aus, als wenn er seinem Arbeitgeber einen Phaser schuldete.

“Jim…”

Er drehte sich um, immer noch total verärgert. "Ein Sternenflottenoffizier muss wissen, wie man mit Angst umgeht.", sagte er, seine Wort Spock praktisch an den Kopf werfend.

Genervtheit oder vielleicht auch Ärger blitzte kurz in Spocks Augen auf.

"Es gibt einen Unterschied zwischen dem Umgang mit Angst und sich selbst ohne Notwendigkeit zu gefährden.", sagte er und straffte seine Schultern.

Erbittert erwiderte Jim seinen Blick. "Ich spreche nicht über meine Angst.", antwortete er. Dann sah er weg und stolzierte an ihm vorbei. "Ich habe heute noch ein paar Dinge zu erledigen. Die Schiffsreparaturen sollten am Abend abgeschlossen sein. Du..." er verstummte und schluckte, seine Kehle war trocken und rau. "Du mach, was du willst." Dann ging er - aber vorher stellte er demonstrativ seine Tasche neben die Innenseite der Tür. So würde Spock wissen, dass er sie hier ließ... womit gemeint war, dass er zurückkommen würde.

Hoffentlich.

Er hätte den Großteil seiner Arbeit vom Computerterminal ihrer Unterkunft aus erledigen können. Aber es gab offensichtlich eine Menge Gründe, das nicht zu tun. Außerdem würde ihm der Zugang zu einer größeren Datenbank, wie der in der Computerbibliothek, die Arbeit erleichtern. Zumindest wäre es schneller.

Etwas von Jims schlechter Laune musste ihn allerdings verfolgen, denn auf dem Weg zum Bibliotheksgebäude bildete sich eine kleine Blase der Vermeidung um ihn herum und als er eine Konsole gefunden hatte, entvölkerte sich seine unmittelbare Umgebung ziemlich schnell. Er versuchte seine Aufmerksamkeit auf die Arbeit zu konzentrieren. Es gab heute einen Scheißhaufen [ shitload] (evtl. riesigen Haufen)Wobei L. hier ganz klar ein vulgäres Wort einsetzt, wohl um Jims Wut zu zeigen. Meine Wahl finde ich auch nicht so toll, aber mir fällt nichts besseres ein. an Papierkram auszufüllen, bevor er wieder das Kommando über sein Schiff übernehmen konnte. Er hoffte, so oft wie möglich sein neues 'nervendes-fünfjähriges-Kind'-Schema anwenden zu können, was einen gewissen Grad an Konzentration erfordern würde. Aber das war schwierig.

Ohne Gesellschaft und mit nichts als ruhigen Dingen, die seinen Verstand beschäftigen konnten, schweifte seine Aufmerksamkeit immer wieder ab, ganz gleich, wie er dagegen ankämpfte.

Spock, sein - nein, der jüngere Spock, sah ihn in einem so seltsamen Licht. Er fürchtete sich fast ein wenig davor und konnte nicht anders als sich zu fragen, ob er sich selbst so falsch dargestellt hatte, obwohl er nicht wirklich einsah, wie das passiert sein sollte. Es war nicht wie das absolute Vertrauen, das ihm der ältere Spock entgegenbrachte - was irgendwie unheimlich gewesen wäre, nun wo er drüber nachdachte. Sein eigener... verdammt, der jüngere Spock hatte ja keine Beziehung in einer alternativen Zeitlinie mit ihm gehabt, worauf das hätte basieren können. Aber er wollte ihn. Ihr Verlangen spiegelte sich gegenseitig.

Die verzwickte Sache mit Vulkaniern war natürlich, dass Verlangen ihnen nicht annähernd so viel bedeutete wie Menschen. Es herrschte allgemeine Übereinstimmung, dass es das ewige Streben der menschlichen Rasse war, glücklich zu werden. Glücklich zu sein war eine Emotion. Offensichtlich war das ewige Streben der vulkanischen Rasse ein wenig anders gelagert. Selbst wenn ihr Verlangen gleich war, ihre Herangehensweise würde es nicht sein.

Er bekam Kopfschmerzen davon. Und es tat ihm weh in der Brust. Komm schon, Spock, ich kann nicht immer den ersten Schritt machen, dachte er ärgerlich. Sie begannen die unselige Gewohnheit zu entwickeln, dass Jim ihm die Hand reichte, Spock sie wegstieß und er sie ihm erneut hinhielt. Es wurde ermüdend, trotz des großartigen Sex' und der unvergesslichen psychischen Erfahrungen. Er musste vorher noch nie so viel Aufwand in eine Beziehung stecken und dabei bestand sie noch nicht mal eine Woche.

Was entweder etwas wirklich Schlechtes über seine früheren Beziehungen aussagte oder etwas wirklich Kompliziertes über diese.

Er starrte finster auf den Computerbildschirm. Ganz abgesehen davon, dass es anscheinend ein furchtbar komplizierter Vorgang war, die blöden Replikatoren so aufzurüsten, dass sie Preiselbeeren erzeugen konnten. Es dürfte schneller sein, einfach wieder Scotty zu schreiben und zu schauen, ob er es erledigen konnte.

Blöde Preiselbeeren.

Er murrte über die vollen zwei Stunden, die er letztlich brauchte, um den Papierkram für die Aufrüstung auszufüllen und einzureichen. Es hätte wahrscheinlich weniger Zeit gekostet, die Sache wirklich selbst zu erledigen.

Inzwischen war es Mittag geworden und er hatte den schlimmsten Dampf abgelassen. Vielleicht war er zu hart zu Spock gewesen. Es war immerhin sein erstes Mal gewesen - so seltsam es auch erschien, darüber nachzudenken. Jedenfalls seltsam für Jim. Anscheinend waren er und Uhura nicht so weit gekommen, obwohl sie sich seit Monaten trafen, mindestens.

Das gab ihm jedoch neue Einsichten in ihre Trennung. Nun, wo er drüber nachdachte - zu den seltenen Gelegenheiten, wo er sie zusammen gesehen hatte, hatte Spock immer irgendwie... herumgestanden. Nicht desinteressiert, aber er sah auch nicht so aus, als würde er viel Mühe in die Geschehnisse investieren. Er hatte angenommen, dass es einfach seine vulkanische Natur war, kombiniert mit der Tatsache, dass Jim, nun ja, zusah.

Spock war allerdings keineswegs so passiv, wenn Jim seine Hände an ihm hatte.

Aber andererseits hatte Spock ihre gegenseitige... 'Bereitschaft' dafür verantwortlich gemacht, dass es bei der Gedankenverschmelzung zu der Begegnung gekommen war. Also wollte er vielleicht leidenschaftlicher mit Uhura werden, doch er hatte keinen Anstoß bekommen, der stark genug gewesen wäre, seine vulkanischen Empfindlichkeiten zu durchbrechen.

Und nun war er überzeugt davon, dass er sich jederzeit in eine Art sexverrückten Perversen verwandeln konnte, der sein niederträchtiges Unwesen mit Jim trieb. Was sich aus Jims Perspektive anhörte, als könnte es auf eine abgedrehte Art spaßig werden. Aber Spock dachte wohl eher an so etwas wie brutale Vergewaltigung, ungeachtet der Tatsache, dass 'Spock der Vergewaltiger" für jeden wie unsinniger Quatsch klang, der ihn auch nur flüchtig kannte. Trotzdem, er wusste, dass Spock Angst davor hatte.

War es zu kompliziert zu denken, dass Spock sich selbst vertrauen sollte, weil Jim ihm vertraute? Es war schwierig, denn zum Teil beruhte Jims Vertrauen in sich selbst darauf, dass der andere Spock ihm so sehr vertraut hatte.

Er rieb über seine Schläfen und entschied sich, einfach nicht mehr darüber nachzudenken. Es spielte wirklich keine Rolle. Spock war jetzt am Zug, mehr oder weniger. Er hatte zu entscheiden, was er tun würde mit diesem sinnlichen, unbekümmerten Playboy von einem Menschen, den er sich geangelt hatte. Denn sogar Jim wusste, dass zu jeder Beziehung immer zwei gehören.

Für seinen Teil war sich Jim zwar noch nicht über die Details im Klaren, aber er war sich sicher, dass er mit Spock zusammen sein wollte. Wann sich das einmal ändern würde, konnte er nicht sagen.

Seine Überlegungen eilten schnell weiter, um diesen Gedanken lieber nicht zu eingehend zu untersuchen.

Die kleinen Ablenkungen seines Geistes verlangsamten den Fortgang seiner Arbeit und so verharrte er immer noch unverändert vor dem Bildschirm, als es Mittagszeit wurde. Es war nicht so wichtig. Er hatte keinen Appetit. Seiner Einschätzung nach schien die Arbeit, die ihm aufgetragen wurde, nur wenige 'Zugaben' zu enthalten, aber dafür konnte es verschiedene Gründe geben. Seine Haupttheorien waren, dass er entweder noch einen langen Weg vor sich hatte, um die Abläufe zu verstehen - was stimmte - oder dass die Sternenflotte ihn nicht so sehr schikanierte, da sie noch nicht auf einer Mission waren. Es war doch irgendwie schwierig, seinen Job als Captain in einem Weltraumhafen komplett zu vergeigen.

Andererseits, seinen Ersten Offizier völlig zu verprellen, indem man mit ihm schlief, war wahrscheinlich ein guter Anfang.

Inzwischen war es Nachmittag geworden und Jim hatte endlich alles fertiggestellt, was zu tun war, bevor er zum Schiff zurückkehrte. Natürlich gab es noch mehr Arbeit, die auf ihn wartete, aber er wurde nicht vor dem nächsten Morgen zurück erwartet. Dann würde er zusammen mit Scotty und Spock die Abschlussuntersuchung überwachen um sicherzustellen, dass alles in betriebsfähigem Zustand war. Vorausgesetzt, dass keine Katastrophen in letzter Minute passierten, würde der Landurlaub damit offiziell vorbei sein. Sie konnten zum Geschäft der Weltraumerforschung zurückkehren.

Jim lehnte sich in seinem Sessel zurück und streckte sich aus. Er war ein wenig überrascht, als sich zwei Hände auf seine Schultern legten.

"Hab dich!", sprach eine vertraute weibliche Stimme in sein Ohr.

Jim rappelte sich von seinem Sitz auf, knallte mit dem Arm gegen den Tisch und legte sich mit vorübergehender Tolpatschigkeit auf dem Boden lang.

"Scheiße.", fluchte er mit Nachdruck, während Marlena auf ihn hinunter grinste. Er war umstellt.

Die nächsten zehn Minuten erwiesen sich als die schlimmsten zehn Minuten seines bisherigen Urlaubs. Was schon etwas heißen wollte. Aber er hatte eine hohe Toleranzschwelle für physische Schmerzen und eine niedrige für verrückte, ihm nachstellende Ex-Freundinnen. Er hob seine Hände in der Geste, die Menschen typischerweise bei wilden Tieren anwenden, die jederzeit angreifen können und trat soweit zurück, wie es die kleine Computernische erlaubte, um Marlena wenigstens auf Armlänge von sich weg zu halten.

"Bist du meiner so überdrüssig, Jim?", schnurrte sie und lehnte sich über die Lehne des Sessels, den er gerade geräumt hatte.

"Ja.", antwortete er bereitwillig.

Es brachte ihm ein Schmollen ein. "Ach komm schon.", sagte sie und streckte eine Hand aus, um ihre sorgfältig manikürten Finger auf seine Brust zu legen. "Ich verlange nichts Unmögliches, weißt du. Nur eine weitere Chance." Ihre koketten Lippen verzogen sich zu einem geschmeidigen Lächeln. "Ich weiß, du magst mich heute nicht - aber wie wäre es, wenn du mich deine Meinung ändern lässt?"

Jim war wirklich nicht in der Stimmung. Nicht für ihre Grimassen (Eskapaden)oder Mätzchen? und nicht für ihre Angebote. Aber seine Möglichkeiten waren begrenzt - er konnte entweder wieder versuchen, an ihr vorbeizuflitzen, mit ungewissem Ausgang, oder stattdessen hier stehen bleiben und versuchen, sie zu entmutigen. Mit etwas Glück würde sie anfangen, sich zu langweilen und aufgeben. Er entschied sich für die zweite Option und drückte sich selbst die Daumen.

So blieb er dort stehen und lauschte ihren zunehmend frustrierten Annäherungsversuchen. Eine qualvolle Minute nach der anderen.

Einige Leute hatten sich versammelt, um ihnen zuzuschauen.

Endlich, nach geraumer Zeit, kippte Marlenas Laune. "Was ist los mit dir?", stieß sie hervor.

"Ich mag dich nicht!", antwortete Jim gerade heraus [with absolutely zero subtlety, alle wörtlichen Übersetzungen erscheinen mir zu negativ für Jim] (und ließ es dabei nicht an Deutlichkeit fehlen?)wollte ich gerade übernehmen, aber irgendwie kommt dann der nächste Halbsatz blöd rüber, wie er es bereits recht oft getan hatte. Einer der Zuschauer kicherte.

"Das sagst du immer.", antwortete Marlena. "Und zum Schluss bekomme ich dich immer zurück. Warum das Unvermeidbare bekämpfen?"

Sie hatte nicht ganz unrecht. Betrachtete man ihre Vorgeschichte, setzte er ihr normalerweise nicht so viel Widerstand entgegen. Zum Teufel, er hatte sich auf eine Affäre mit ihr eingelassen, weil er wusste, dass er danach zurück auf sein Schiff gehen und den nachfolgenden Wahnsinn vermeiden konnte.

"Ihre Einschätzung der Situation berücksichtigt nicht die angeborene Wandlungsfähigkeit der menschlichen Natur."

Jims Kopf fuhr augenblicklich zu einem Punkt an seiner rechten Seite herum. Eine Welle der Erleichterung und Nervosität rollte bei der vertrauten, neutralen Stimme über ihn hinweg.

"Spock!" rief er dankbar aus.

"Sie!", sagte Marlena gleichzeitig, mit erheblich weniger positiven Gefühlen.

Jim sah einen Durchschlupf und versuchte einen verrückten Ausbrauchsversuch zu seinem Ersten Offizier. Offensichtlich in einer sehr kratzbürstigen Stimmung, griff Marlena nach seinem Arm, als er vorbeikam und er zuckte zusammen, als ihre Fingernägel seine Haut aufritzten.

"Autsch, verdammt.", sagte er und befreite sich mit einem Ruck aus ihrem Griff. Dann verstummte er, als Spock einen Schritt auf ihn zukam und seinen Ellenbogen nahm. Sein Blick überflog die Wunde, bevor er auf Marlena niederging.

Die nun herrschende Anspannung hätte man mit einem Messer schneiden können. Abgesehen davon wäre das Messer wahrscheinlich dabei zerbrochen.

"Ich werde gezwungen sein, Ihre mentale Instabilität Ihren Ausbildern zu melden.", sagte Spock ruhig und ließ Jims Arm los, nachdem er sich neben ihn gestellt hatte.

Marlena bewegte sich nervös und schaute ausgesprochen unbehaglich drein. "Das ist nur ein Missverständnis.", beharrte sie. "Sie sind nicht vertraut genug mit den Ritualen der menschlichen Partnersuche."

Spock hob eine Augenbraue in ihre Richtung. "Ich bin geübt im Erkennen von Verhaltensproblemen.", antwortete er gleichmütig, obwohl seine Haltung es irgendwie schaffte, den Eindruck zu vermitteln, dass Marlena hoffnungslos begriffsstutzig war.

Sehr, sehr begriffsstutzig.

Als die Erkenntnis sie traf, hätte Jim fast schwören können, ein Licht in ihrem Kopf angehen zu sehen. Sie blinzelte, ihre Katzenaugen sprangen zwischen ihnen beiden hin und her. Der Finger, den sie vorher auf seine Brust gerichtet hatte, zeigte erst auf Spock und dann auf ihn selbst. "Was, du und er?" fragte sie ungläubig.

Jim ertappte sich selbst ebenfalls dabei, dass er seinen Ersten Offizier erwartungsvoll ansah. Du und ich? echoten seine Gedanken, wenn auch in einem völlig anderen Tonfall.

Spock richtete sich auf, verschränkte die Hände auf seinem Rücken und vermittelte Marlena einen Eindruck, der im wesentlichen auf ein 'Hast du ein Problem damit?', hinauslief. Sein Gesicht und Auftreten passten seltsam perfekt zu dieser Darstellung. "Ich glaube, die für mich angemessene kulturelle Reaktion an diesem Punkt wäre, Sie aufzufordern, sich zurückzuziehen. Ist das korrekt, Jim?"(Evtl.: 'Leine zu ziehen' - Spock und die farbigen Metaphern... *gg*ist mir zu farbig für ihn :-)) Der zweifelnde Unterton, der sich in seine Frage geschlichen hatte, war kaum zu bemerken. Die Bedeutung war klar - er bat um seine Zustimmung, diese Art von Beziehung zwischen ihnen bestätigen zu dürfen.

Mit einem Lächeln borgte sich Jim eine von Spocks eigenen Gesten und neigte seinen Kopf. "Jepp, da liegst du richtig." antwortete er. Spocks Finger zuckten kurz in seine Richtung.

Er glaubte nun zu wissen, was das bedeutete.

Einen Moment lang schwankte Marlenas Aussehen zwischen schockiert, beleidigt und... ja sogar ein wenig verängstigt. Ihr Blick huschte hinüber zu Spock und dann machte sie mit einem missmutigen Schnauben auf dem Absatz kehrt und stolzierte davon.

Jim sah ihr nach, die Augen geweitet. Als deutlich wurde, dass sie wirklich fortging, sah er hinüber zu seinem Ersten Offizier.

"Wie hast du das gemacht?", fragte er.

Spocks Antwort bestand in diesem kleinen halben Schulterzucken, das typisch für ihn war. "Es scheint, als ob ich sie eingeschüchtert habe.", sagte er nachdenklich. Dann drehte er sich um, um Jim seine volle Aufmerksamkeit zu schenken und für einen Moment dachte Jim, dass er sehen konnte, was Marlena so erfolgreich abgeschreckt hatte. In seinem Blick lag eine gewisse undurchdringliche Intensität, die ihn auf einer instinktiven Ebene beeinflusste.

Natürlich war Jims Reaktion darauf völlig anders. Man hätte ihn mit Geld und guten Worten nicht dazu gebracht wegzugehen.

".... So ...", sagte er zögernd. "Bist du sicher, dass du soviel durchblicken lassen solltest? Es ist ein bisschen skandalös für einen Captain und ein Mitglied seiner Crew sich zusammenzutun [fraternize - eigentlich verbrüdern, aber das finde ich unpassend.] (Es gibt auch im deutschen den -militärischen- Begriff 'fraternisieren' Wird zB in Kriegszeiten verwendet, wenn Frauen mit Besatzern ein Verhältnis habenoh wieder was dazugelernt :-) Aber verwenden wollen wir das Wort nicht oder?), oder? Marlena wird damit nicht hinterm Berg halten." Genauso wenig wie die herumlungernden, neugierigen Zuschauer.

Spock neigte seinen Kopf und schien darüber nachzudenken. "Es gibt keine Vorschrift dagegen.", stellte er fest. "Außerdem bin ich, abgesehen von dir selbst, das ranghöchste Mitglied der Crew. Wenn du dich mit jemandem zusammen tust, dann wäre ich der... logischste Kandidat."

Für eine Minute vergaß Jim zu atmen.

Aber dann erinnerte er sich wieder daran.

"Bist du fertig mit deinen Aufgaben?", fragte Spock, anscheinend, um rasch das Thema zu wechseln. Jims Gehirn brauchte einen Moment, um folgen zu können, aber dann nickte er, etwas überrascht von der Frage. Seine Reaktion brachte ihm ein Nicken ein. "In diesem Fall glaube ich, dass eine Unterhaltung zwischen uns überfällig ist.", führte sein Erster Offizier aus, drehte sich um und steuerte in Richtung Bibliotheksausgang.

Nach nur kurzem Zögern folgte Jim ihm.
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Re: Kapitel 17 - in Arbeit -

Beitragvon readonly1956 » So 25. Okt 2009, 21:30

Hinterdenken: Mein Mann kennt den Ausdruck auch. Der ist Schweizer, ich bin aus Südbaden. Hatte schon befürchtet, das 'regioonale' sei wie so oft auf meine Familie beschränkt :) Hab' mich aber jetzt für eine konventionellere Lösung entschieden.

'Leine ziehen': Ich hätte schon gern einen Ausdruck, der eine unterschwellige Drohung ausdrückt (back off, bitches!) Spock würde durchaus so einen ausdruck, quasi als Zitat, benutzen. Gibt's eine Alternative?


So.

Was war aus dem ganzen 'Drüber-Hinwegkomm'-Plan geworden, der das sexuelle Interesse an seinem Ersten Offizier betraf?

Tja. Man konnte wohl mit Sicherheit sagen, dass er den gerade in die Tonne getreten hatte.

Jim döste vor sich hin, einen Körper umschlungen haltend, der ungewöhnlich warm und angenehm in seinen Armen lag, in einem Nest aus Decken, die sie von den zu schmalen Pritschen heruntergezerrt und auf dem Boden ausgebreitet hatten. Er wurde etwas wacher, als er bemerkte, dass er berührt wurde. Die Finger seiner linken Hand wurden mit einer präzisen, individuellen Sorgfalt bewegt und liebkost. Spock drehte sie herum und untersuchte sie zärtlich, mit seinem Daumen abwesend über die Handfläche streichend.

"Es ist faszinierend." sagte Spock leise, den Blick unverwandt auf die Berührung gerichtet. "Menschliche Hände besitzen nicht die selbe interne Komplexität wie die von Vulkaniern. Euer Geist ist nicht mit euren Fingern verbunden wie bei mir. Trotzdem finde ich sie unwiderstehlich."

Jim grinste verschlafen und lehnte sich vor, wobei er bemerkte, dass er exzellenten Zugang zu einer seiner eigenen exotischen Vorlieben hatte. Träge ließ er seine Zunge über die Spitze von Spocks Ohr gleiten und der Halb-Vulkanier hielt in der Bewegung inne und hielt den Atem an. "He," flüsterte er. "Es gibt auch keinen logischen Grund, warum ich deine Ohren erregend finden sollte. Aber ich tu's." Um das Gesagte zu unterstreichen, biss er leicht in das fragliche Ohr. Spock schlang einen Arm um ihn.

Hmm. Runde zwei? fragte sich Jim angeregt, aber dann drückte ihn Spock nur sanft und ließ ihn wieder los, sich ein wenig von ihm wegschiebend, wobei ihre Hände auseinander fielen.

"Wir hätten das nicht tun sollen.", sagte er unversehens.

Die Worte schienen den Raum zwischen ihnen mit plötzlicher Kälte zu füllen.

Jim fühlte sein Herz sinken. Er fröstelte, hielt den Atem an und sah in Spocks unergründliches Gesicht, das noch erhitzt war von ihren Aktivitäten. Nein. Wie hatte er das hier so schnell vermasseln können? Zugegeben, nun da sie miteinander geschlafen hatten, tickte die Uhr, bis die ganze Sache den Bach runterging, aber er hatte gedacht, dass er wenigstens... dass sie...

"Was?" hauchte er, verzweifelt hoffend, dass er sich verhört hatte. Er zog sich etwas weiter zurück, sich so bewegend, dass er Spock im Blick hatte. Er suchte in seinem Gesicht nach einem Hinweis, was dahinter vor sich ging.

Eine Hand hob sich und Spocks Finger streiften über seine Schläfe. Die Berührung war sanft und elektrisierend und intim.

Es war ein verwirrend widersprüchliches Signal. Aber die Geste beruhigte Jim ein wenig.

"Sogar mit meiner nächtlichen Meditation war ich nicht kontrolliert genug.", erklärte Spock ruhig. "Ich ließ meine Unsicherheiten zu dir durchdringen und als Folge haben sich unsere Gedanken in eine Richtung bewegt, in die sie nicht gehen sollten. Unser gegenseitiges... Interesse aneinander führte zu einer verstärkten Reaktion."

Jim betrachtete ihn eingehend. Er vermisste die Berührung seiner Finger, seit sie sein Gesicht verlassen hatten. "So?" fragte er ernsthaft verwirrt. "Wenn es gegenseitig war, wo ist dann das Problem?"

Spock begegnete ruhig seinem Blick. "Es war nicht ratsam.", antwortete er. "Und unlogisch."

Richtig, ein Teil von Jim musste ihm zustimmen. Es war einfacher gewesen, den Versuchungen zu widerstehen, solange er noch glaubte, dass sein Erster Offizier sie nicht mit ihm teilen würde. Sobald er entdeckt hatte, dass sie wechelseitig waren - und dass ihnen Spock sogar noch mehr unterlag als er selbst - schien es unmöglich zu sein, ihnen zu widerstehen. Doch nun hatten sie die Grenze überschritten und gerieten in gefährliche Gewässer.

Er seufzte und lehnte spontan seine Stirn an Spocks, strich mit einer Hand über sein Gesicht und durch das weiche, kurze Haar.

"Langweilst du dich schon mit mir?" Er konnte nicht anders als das zu fragen und fühlte sich hin- und hergerissen dabei.

Einen Moment später raubte ihm Spock den Atem, als er nach ihm griff und ihn herumrollte, seinen Mund mit einem Wirbelsturm aus Hitze und Intensität und unverkennbarem Verlangen schließend. "Nein.", sagte Spock, als sie sich schließlich heftig atmend voneinander lösten. Dann schob er sich mit einem Laut der Frustration wieder vom ihm weg. "Deine Annahme ist nicht korrekt. Aber das hier...", beharrte er und verwies auf ihren gegenwärtigen, höchst kompromittierenden Zustand, "ist... kompliziert."

Jim sah ihn an, während er versuchte, wieder zu Atem zu kommen und die Vernunft zu bewahren. Er begann zu argwöhnen, dass Spock ein Faible für emotionale Achterbahnfahrten hatte.

"Ich weiß nicht.", sagte er. "Mir erscheint es ziemlich einfach." Natürlich war es wichtig, dass ein Mann niemals Einfachheit mit Langeweile verwechselte. Er konnte das durch diesen speziellen Gedanken hervorgerufene, selbstgefällige Grinsen nicht unterdrücken.

Spocks Gesichtsausdruck verdunkelte sich in einer unverkennbaren Mischung aus Hunger und Lust und Verlangen und diese Leidenschaft ließ Jims Lächeln breiter werden. Doch anstatt näher an ihn heranzukommen, bewegte sich Spock weg, brachte Abstand zwischen sie beide und versuchte offensichtlich, sich besser in den Griff zu bekommen.

Jim ließ es zu, obwohl er versucht war, es nicht zu tun.

"Vulkanier," sagte sein Erster Offizier schließlich. "Tun das nicht."

Eine peinliche Pause trat ein.

"... Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie bezweifle ich das.", antwortete Jim dann und stützte sich auf seine Ellenbogen, um einen besseren Blick auf das Gesicht seines Ersten Offiziers zu bekommen. "Oder wie erklärst du sonst vulkanische Babys?" Bevor er eine Antwort erhalten konnte, kam ihm ein Gedanke. "Oh... außer du meinst, du weißt schon, schwulen Sex. Vulkanier haben keinen schwulen Sex?"

Spock sah ihn von der Seite an. "Das ist nicht der Aspekt, auf den ich mich beziehe." antwortete er. "Wie ich dich schon mal informiert habe, beurteilen Vulkanier romantische Interaktionen anders als Menschen. Wir haben beide Varianten von Geschlechtsverkehr, heterosexuell und homosexuell. Aber wir..." Er verstummte, offenbar nach erklärenden Worten suchend.


Während ihrer sehr vergnüglichen Aktivitäten hatte Jim bemerkt, dass Spock offensichtlich recht unerfahren war. Er hatte angenommen, es läge hauptsächlich daran, dass er noch nie mit einem anderen Mann zusammen gewesen war. Aber nun begann er sich zu fragen... "He, Spock?" fragte er behutsam. "Das war nicht... Ich meine, du hattest vorher schon Sex, oder?"

Schweigen.

Oh Scheiße.

"Menschen neigen zu leichtfertigen sexuellen Begegnungen.", informierte Spock ihn ruhig, seinen Blick meidend. "Vulkanier dagegen nicht. In der vulkanischen Gesellschaft ist Sex ein Äquivalent zur Ehe. Man heiratet denjenigen, mit dem man Sex hat. Man hat Sex mit demjenigen, mit dem man verheiratet ist. Es gibt keinen Ehebruch und keinen unverbindlichen Geschlechtsverkehr. Die meisten Vulkanier nehmen sich in einer bestimmten Phase ihres Lebens einen Ehepartner und bleiben bis zum Tod mit ihm zusammen."

Jim fühlte seinen Mund trocken werden. "Also... sind wir jetzt auf vulkanisch verheiratet?" fragte er zögernd, sich innerlich verfluchend, dass er sich nicht eher darüber informiert hatte. Warum hatte er diesen Scheiß nicht vorher herausgefunden? Oh verdammt. Er hätte es kommen sehen müssen. Keine Kultur, die derartig ihre Emotionen unterdrückt, würde seine Haltung gegenüber Sex teilen.

"Nein.", versicherte ihm Spock sofort und er fühlte, wie seine beginnende Panik abebbte. Er war nicht bereit für eine Ehe. Nope, noch lange nicht. "Nach vulkanischen Maßstäben würde ich als zu jung für so eine Sache angesehen werden. Das hier ist völlig menschlich.", bekannte er.

"Warte." sagte Jim betroffen. "Also bin ich pädophil im vulkanischen Sinn?" fragte er und fühlte sich ein wenig angewidert.

Spock schüttelte leicht den Kopf.

"Nein, Jim, das bist du nicht.", antwortete er und legte eine Hand auf seinen Arm. "Die vulkanische sexuelle Reifung ist ein komplizierter Prozess. Ich bin - wie demonstriert - völlig erwachsen, aber es gibt... Faktoren, die erst noch ins Spiel kommen werden.", erklärte er. Dann fügte er hinzu. "Und durch meine gemischte Abstammung werden sie vielleicht nie ein Thema sein."

Jim blickte ihn lange an und er schaffte es in bewunderungswürdiger Weise, dass sein Sexualtrieb ihn nicht wieder ablenkte. Aber verdammt, er hätte nichts gegen eine Runde zwei...

Nein. Böser Jim.

In Ordnung. Er sollte darüber nachdenken, was Spock sagte. "OK, also im Wesentlichen... flippst du aus, weil wir all dies hier im Menschen-Stil betreiben?" stellte er klar. He, Menschen-Stil. Wir sollten eine Stellung mit diesem Namen erfinden.

Verdammt, er war schlecht in dieser Nicht-über-Sex-Nachdenk-Angelegenheit. Besonders wenn er in der Nähe eines sehr nackten Halb-Vulkaniers lag.

Spocks Finger bogen sich nach innen, was Jim als Zeichen seiner Aufregung erkannte. "Zum Teil.", stimmte er zu. Dann sah er ihn an und seine Miene war sehr ernst und eindringlich. "Es gibt einen Grund, warum Vulkanier sich nicht in leichtfertigen sexuellen Aktivitäten engagieren.", informierte er ihn. "Wir können... verletzend sein, wenn wir den Fokus verlieren." Seine Stimme nahm eine gewisse Schärfe an, als er sprach und Jim war sich nicht sicher, wie er sie deuten sollte. Aber sein Verstand präsentierte ihm einen verirrten Gedanken zur Begutachtung.

...Er ist eine widerliche Kreatur, erbärmlich mit seinen Trieben ...

Spontan streckte er seine Hände aus, zog Spock an sich und umfing ihn in seiner Umarmung. Er fühlte Muskeln, die sich unter seiner Berührung anspannten und verhärteten, aber er ignorierte das, lehnte Spocks Rücken gegen seinen Oberkörper und verschränkte ihre Arme ineinander. Jim legte den Kopf auf seine Schulter. "Niemand wurde verletzt.", hauchte er in sein Ohr. "Und du kannst mir nicht erzählen, dass du dabei nicht den Fokus verloren hast. Bestimmt ein paarmal."

Es dauerte einen Moment und er fragte sich kurz, ob seine Instinkte ihn getäuscht hatten. Aber dann entspannte sich Spock, etwas von der Anspannung floss aus seinem Körper und er stieß einen inneren Seufzer der Erleichterung aus.

"Es dürfte nicht immer gleich sein.", gab er zu. "Es gab Momente..." er schluckte, was Jim nur bemerkte, weil er ihm so nahe war.

"Erzähl es mir.", bat er, nun wirklich neugierig. Seiner Aufforderung folgte ein Moment des Zögerns. Aber er wartete ab.

"... Es ist ein aggressives Gefühl.", gestand Spock schließlich. "So schwer zu kontrollieren wie Wut. Ich weiß nicht, was passieren würde, wenn ich wirklich meine Kontrolle darüber verlieren würde. Ich weiß nicht, was ich tun würde, aber ich weiß, dass du nicht in der Lage wärst, mich davon abzuhalten."

Normalerweise hätte so eine Aussage für Jim nach potentiell guten Zeiten klingen können. Aber er empfand Spuren einer Emotion, die er als Furcht erkannte und die diesen Gedanken auslöschten. Ihm gefiel die Tatsache nicht, dass ihr Zusammentreffen Spock auf eine gewisse Art Angst einjagte. Es gab ihm das Gefühl, als hätte er die Situation ausgenutzt.

"Es gibt Geschichten," fuhr Spock fort. "Von sexuellen Begegnungen zwischen Vulkaniern, die... schlecht ausgegangen sind. Wir sprechen nicht darüber. Aber wir werden darauf hingewiesen, was passieren könnte, als Warnung." Dann fügte er hinzu. "Einige von uns können extrem gefährlich beim Geschlechtsverkehr werden. Ich könnte so ein Individuum sein."

Jim atmete leise aus, beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf die weiche Haut hinter Spocks Ohr. Das hier war so... anders für ihn. Es gab keinen Grund dafür, aber es war so. Er stellte fest, dass er extrem viel in die Beziehung zu Spock investierte. Es würde eine schmutzige Trennung zwischen ihnen werden, soviel konnte er jetzt schon sagen. Also war es besser, das so lange wie möglich hinauszuschieben. "Es gibt auch einige Menschen, bei denen das so ist, weißt du.", sagte er. "Ich persönlich hätte nichts dagegen, meinem Liebesleben einen kleinen Kick zu geben. Aber ich glaube nicht, dass du mir irgendetwas Schreckliches antun würdest."

Er ging mit seinen Händen auf Wanderschaft und legte eine davon flach auf Spocks Seite, dorthin, wo er während ihrer 'Aktivitäten' ein weiches, rhythmisches Flattern ähnlich eines Herzschlags gefühlt hatte. "Ich vertraue dir.", fügte er hinzu, was ihm nicht leicht fiel.

Spock reagierte mit angenehmem Erschauern. Aber dann versteifte er sich und zog sich von ihm zurück, und Jim fühlte deutlich den Verlust seiner Körperwärme. "Ich nicht.", entgegnete er.

Er hoffte, dass Spock damit meinte, dass er sich selbst nicht vertraute und nicht, dass er Jim nicht vertraute, denn Letzteres hätte ihm zu weh getan, als dass er damit hätte umgehen können. Er kämpfte darum, nicht getroffen auszusehen. Der Versuch war nicht sehr erfolgreich, aber glücklicherweise sah Spock ihn gerade nicht an. Jeder Impuls, den er hat, erschreckt ihn zu Tode, dachte Jim. Und natürlich machte es die Angst nur noch schlimmer. Wenn man ein Leben führte, in dem man jedes Detail kontrollierte, dann musste es um so störender sein, wenn man die Kontrolle über irgendeine Kleinigkeit verlor, nahm er an. Hinzu kam, dass man Lust kaum als Kleinigkeit bezeichnen konnte.

"Wir könnten dein anderes Ich fragen.", schlug er vor.

Endlich schaute ihn Spock wieder an. Seine Augen hatten sich geweitet. "... Du schlägst vor, dass wir uns nach meiner... sexuellen Natur erkundigen?" fragte er und sein Tonfall klang sehr vulkanisch und nach 'du-bist-absolut-wahnsinnig'. Er bediente sich dieser besonderen Fähigkeit der Vulkanier, Beleidigung und Verachtung vermitteln zu können, ohne dass sich dabei technisch gesehen irgendein Gefühl in ihre Stimme einschlich. Jim hatte viele Male die Gelegenheit gehabt, das zu beobachten, während sie den Hohen Rat zurück zur Erde eskortiert hatten.

"Ja, er wird es wahrscheinlich wissen.", gab er vernüftigerweise zu bedenken. Jim persönlich hatte keine Probleme mit dieser Lösung. Wenn er eine ältere Version seiner selbst gehabt hätte, mit der er sich beraten könnte, dann er hätte er schon ein ganzes Notizbuch mit Tipps zusammen. Obwohl ich den Eindruck habe, du machst dir zu viele Gedanken darüber."

Spock sah ihn strafend an. Seine Nacktheit untergrub die Wirkung dieses Blicks. Aber überraschenderweise nicht sehr. "Vulkanier diskutieren nicht über solche Dinge.", sagte er.

Wie paradox unlogisch, dachte Jim. Dann zuckte er mit den Achseln. "OK. Ich werde ihn fragen." Er war sich ziemlich sicher, auch eine Antwort zu bekommen. Der alte Mann war offensichtlich Regel-beuge-fähiger als sein jüngeres Ich.

Fast im selben Moment versteifte sich Spock. "Ich möchte darum bitten, dass du das Thema meiner sexuellen Praktiken nicht mit meinem alternativen Ich besprichst."

Er hatte seine angespannte eine-irgendwie-schlimme-Reaktion-zurückhaltende Körperhaltung und Jim runzelte die Stirn und versuchte herauszufinden, wodurch er dieses ganze Diskussion in den Sand gesetzt hatte. Er hatte versucht, beruhigend einzuwirken, er hatte sein Vertrauen ausgesprochen - was ihm nie leicht fiel -, und er hatte versucht, eine Lösung für die Ursache von Spocks Kummer zu finden. Und dann hatte er ihm angeboten, seinetwegen eine peinliche Unterhaltung zu führen. Nun war er ratlos. "Ach. Warum nicht?", fragte er und begann langsam etwas ungehalten zu werden.

Spock antwortete nicht. Jim beugte sich vor, streckte eine Hand aus und legte sie leicht auf seine Schulter.

Wham.

In einer schwindelerregenden, unerwarteten Bewegung fand sich Jim hochgehoben und an die nächste Wand gedrückt. Er taumelte, erschrocken darüber, so schnell erfasst und bewegt worden zu sein und unvermutet so nah und eng von Spock gehalten zu werden, der erst kurz zuvor dabei gewesen war, sich von ihm zurückzuziehen. Es war irritierend. Aber es war nicht schmerzhaft, da er er ohne starken Druck gegen die Wand gehalten wurde.

"Ich wünsche nicht, dass du sexuelle Praktiken mit irgendjemandem außer mir besprichst.", informierte ihn Spock und obwohl die Worte nach ihm selbst klangen, war der Tonfall viel rauer als sonst.

“Okaaay,” antwortete Jim mit erzwungener Leichtigkeit. "Ich glaube, ich fange an zu verstehen, woher deine Ansicht kommt, dass du ein wenig außer dir bist..."

Ein leichtes Beben ging durch Spocks Arme, die ihn hielten. Ein Schaudern. Die Nähe ihrer unbekleideten Körper begann definitiv Wirkung auf beide zu zeigen. "Du bist nicht zu der Art von Monogamie fähig, die eine Beziehung mit einem Vulkanier erfordern würde. Ich kann dir das nicht aufzwingen.", flüsterte Spock trotz der widersprüchlichen Signale, die sein Körper aussandte.

Eine seltsame Mischung aus Eis und Feuer breitete sich in Jims Brust aus. Er blickte Spock einen Moment in die Augen. Dann blitzte er ihn an. Verletzt. Stinksauer.

Einen angespannten Moment lang war das alles, was er tat. Nach einer Weile sagte er mit leiser, ruhiger Stimme einfach: "Lass mich los."

Eine Pause trat ein.

Dann trat Spock steif zurück.

Jim sah ihn nicht an, als er entschlossen ins Bad marschierte. Mit gleichgültiger Effizienz säuberte er sich, zog sich an und ging dann nach draußen. Seine Augen huschten nur kurz in Spocks Richtung, bevor er den Raum verließ. Sobald sich die Tür zischend hinter ihm geschlossen hatte, bog er nach rechts ab und lehnte sich schwer gegen die Wand.

Oh, er war so verdammt wütend gerade. Es war noch nicht mal mehr witzig. Es war diese Art von Wut, die man nicht ausdrücken konnte. Sie ließ ihn nicht rumbrüllen oder losschlagen, weil so eine simple Reaktion ihr nicht entsprach. Er hatte Spock schon mehrere Male von Zorn erzittern gesehen. Nun war er dran.

Der Typ hatte in seinen Geist gesehen. Er hatte gesehen, wer Jim war, selbst wenn er nicht alles davon erforscht hatte. Das zu tun und sich dann hinzustellen und zu sagen.... 'Du bist nicht zu der Monogamie fähig, die eine Beziehung mit einem Vulkanier erfordern würde.'...

Also, was? Glaubte er nicht, dass Jim dies hier ernst nahm? Er hatte nichts anderes getan, als es ernstzunehmen, seit der ganze Schlamassel begonnen hatte. Und das Schlimmste war, dass er noch noch nicht einmal völlig sicher war, warum diese Bemerkung ihn so verdammt stark getroffen hatte. Er war nicht gerade bekannt für seine verbindlichen Langzeitbeziehungen. Es hätte eine faire Bemerkung sein sollen.

Stattdessen fühlte es sich an, als wäre ihm eine geheime Furcht bestätigt worden.

Ganz abgesehen davon war es nie nett von jemandem, einem zu unterstellen, dass man ihn betrog. Jim hatte viele Beziehungen gehabt, aber nacheinander, zum Teufel. Gut, ein oder zweimal lief es anders ab, aber alle Beteiligten waren sich dessen völlig bewusst gewesen und total cool damit umgegangen. Er würde sowas jedoch nicht in einer Million Jahren von Spock erwarten.

Dunkel, wie die Weite des Weltalls. Wie ein Raum in seinem Geist, in den er noch nicht schauen konnte...

Hart schluckend verschränkte er die Arme über seiner Brust und starrte finster auf einen imaginären Punkt. Diese Gedankenverschmelzung war eine Erfahrung, die er nicht so schnell vergessen würde.

Er hatte sich immer noch nicht beruhigt, als er wieder das leise Whoosh der sich öffnenden Tür hörte und wusste, dass Spock hinter ihm stand.

"Du bist ein Arsch.", informierte ihn Jim, ohne sich umzudrehen.

"... In der Tat."

Pause.

"Habe ich dich verletzt?" fragte Spock schließlich.

Ja, dachte Jim. "Pff, nein." sagte er laut. Dann gab er einem inneren Drang nach und drehte sich endlich um, seinen Ersten Offizier misstrauisch beäugend.

Spock stand starr und gerade da, eine Hand steif an der Seite. Die andere streckte er locker in Jims Richtung. Darin hielt er seinen höchst unerwünschten Phaser. Jim sah in sein Gesicht, auf seine neutrale, gezwungen reservierte Miene. Dann blickte er erneut auf die Waffe. Die Botschaft war klar - bewaffne dich wieder gegen mich. Ich bin gefährlich. Ich vertraue dem nicht, der ich in deiner Nähe bin. Erst jetzt erkannte Jim, dass Spocks Misstrauen wenig mit seinem 'Temperament' zu tun hatte.

Er nahm den Phaser, wobei er ihn fast gewaltsam aus dem Griff seines Ersten Offiziers riss, und marschierte dann zurück in ihre Unterkunft. Er knallte ihn zielgerichtet auf den Tisch, öffnete eine der Schubladen und durchsuchte eingehend den standardisierten Inhalt, bis er ein passendes Werkzeug gefunden hatte. Dann begann er mit methodischer Sorgfalt, den Phaser zu zerlegen.

"Was machst du da?", fragte Spock, der ihm gefolgt war, aber etwas zurück blieb.

Jim antwortete ihm nicht. Er fuhr einfach mit seiner Tätigkeit fort, demontierte erst das Gehäuse und dann die empfindliche interne Energiequelle. Die gefährlichsten Teile sortierte er auf einen Haufen. Den Rest auf einen anderen. Es war die beeindruckende Arbeit nur weniger Minuten. Dann marschierte er zum Müllbehälter und kippte die zerlegten Teile ohne Vorrede in den jeweils passenden Schacht.

Sah so aus, als wenn er seinem Arbeitgeber einen Phaser schuldete.

“Jim…”

Er drehte sich um, immer noch total verärgert. "Ein Sternenflottenoffizier muss wissen, wie man mit Angst umgeht.", sagte er, seine Wort Spock praktisch an den Kopf werfend.

Genervtheit oder vielleicht auch Ärger blitzte kurz in Spocks Augen auf.

"Es gibt einen Unterschied zwischen dem Umgang mit Angst und sich selbst ohne Notwendigkeit zu gefährden.", sagte er und straffte seine Schultern.

Erbittert erwiderte Jim seinen Blick. "Ich spreche nicht über meine Angst.", antwortete er. Dann sah er weg und stolzierte an ihm vorbei. "Ich habe heute noch ein paar Dinge zu erledigen. Die Schiffsreparaturen sollten am Abend abgeschlossen sein. Du..." er verstummte und schluckte, seine Kehle war trocken und rau. "Du mach, was du willst." Dann ging er - aber vorher stellte er demonstrativ seine Tasche neben die Innenseite der Tür. So würde Spock wissen, dass er sie hier ließ... womit gemeint war, dass er zurückkommen würde.

Hoffentlich.

Er hätte den Großteil seiner Arbeit vom Computerterminal ihrer Unterkunft aus erledigen können. Aber es gab offensichtlich eine Menge Gründe, das nicht zu tun. Außerdem würde ihm der Zugang zu einer größeren Datenbank, wie der in der Computerbibliothek, die Arbeit erleichtern. Zumindest wäre es schneller.

Etwas von Jims schlechter Laune musste ihn allerdings verfolgen, denn auf dem Weg zum Bibliotheksgebäude bildete sich eine kleine Blase der Vermeidung um ihn herum und als er eine Konsole gefunden hatte, entvölkerte sich seine unmittelbare Umgebung ziemlich schnell. Er versuchte seine Aufmerksamkeit auf die Arbeit zu konzentrieren. Es gab heute einen ganzen Misthaufen an Papierkram auszufüllen, bevor er wieder das Kommando über sein Schiff übernehmen konnte. Er hoffte, so oft wie möglich sein neues 'nervendes-fünfjähriges-Kind'-Schema anwenden zu können, was einen gewissen Grad an Konzentration erfordern würde. Aber das war schwierig.

Ohne Gesellschaft und mit nichts als ruhigen Dingen, die seinen Verstand beschäftigen konnten, schweifte seine Aufmerksamkeit immer wieder ab, ganz gleich, wie er dagegen ankämpfte.

Spock, sein - nein, der jüngere Spock, sah ihn in einem so seltsamen Licht. Er fürchtete sich fast ein wenig davor und konnte nicht anders als sich zu fragen, ob er sich selbst so falsch dargestellt hatte, obwohl er nicht wirklich einsah, wie das passiert sein sollte. Es war nicht wie das absolute Vertrauen, das ihm der ältere Spock entgegenbrachte - was irgendwie unheimlich gewesen wäre, nun wo er drüber nachdachte. Sein eigener... verdammt, der jüngere Spock hatte ja keine Beziehung in einer alternativen Zeitlinie mit ihm gehabt, worauf das hätte basieren können. Aber er wollte ihn. Ihr Verlangen spiegelte sich gegenseitig.

Die verzwickte Sache mit Vulkaniern war natürlich, dass Verlangen ihnen nicht annähernd so viel bedeutete wie Menschen. Es herrschte allgemeine Übereinstimmung, dass es das ewige Streben der menschlichen Rasse war, glücklich zu werden. Glücklich zu sein war eine Emotion. Offensichtlich war das ewige Streben der vulkanischen Rasse ein wenig anders gelagert. Selbst wenn ihr Verlangen gleich war, ihre Herangehensweise würde es nicht sein.

Er bekam Kopfschmerzen davon. Und es tat ihm weh in der Brust. Komm schon, Spock, ich kann nicht immer den ersten Schritt machen, dachte er ärgerlich. Sie begannen die unselige Gewohnheit zu entwickeln, dass Jim ihm die Hand reichte, Spock sie wegstieß und er sie ihm erneut hinhielt. Es wurde ermüdend, trotz des großartigen Sex' und der unvergesslichen psychischen Erfahrungen. Er musste vorher noch nie so viel Aufwand in eine Beziehung stecken und dabei bestand sie noch nicht mal eine Woche.

Was entweder etwas wirklich Schlechtes über seine früheren Beziehungen aussagte oder etwas wirklich Kompliziertes über diese.

Er starrte finster auf den Computerbildschirm. Ganz abgesehen davon, dass es anscheinend ein furchtbar komplizierter Vorgang war, die blöden Replikatoren so aufzurüsten, dass sie Preiselbeeren erzeugen konnten. Es dürfte schneller sein, einfach wieder Scotty zu schreiben und zu schauen, ob er es erledigen konnte.

Blöde Preiselbeeren.

Er murrte über die vollen zwei Stunden, die er letztlich brauchte, um den Papierkram für die Aufrüstung auszufüllen und einzureichen. Es hätte wahrscheinlich weniger Zeit gekostet, die Sache wirklich selbst zu erledigen.

Inzwischen war es Mittag geworden und er hatte den schlimmsten Dampf abgelassen. Vielleicht war er zu hart zu Spock gewesen. Es war immerhin sein erstes Mal gewesen - so seltsam es auch erschien, darüber nachzudenken. Jedenfalls seltsam für Jim. Anscheinend waren er und Uhura nicht so weit gekommen, obwohl sie sich seit Monaten trafen, mindestens.

Das gab ihm jedoch neue Einsichten in ihre Trennung. Nun, wo er drüber nachdachte - zu den seltenen Gelegenheiten, wo er sie zusammen gesehen hatte, hatte Spock immer irgendwie... herumgestanden. Nicht desinteressiert, aber er sah auch nicht so aus, als würde er viel Mühe in die Geschehnisse investieren. Er hatte angenommen, dass es einfach seine vulkanische Natur war, kombiniert mit der Tatsache, dass Jim, nun ja, zusah.

Spock war allerdings keineswegs so passiv, wenn Jim seine Hände an ihm hatte.

Aber andererseits hatte Spock ihre gegenseitige... 'Bereitschaft' dafür verantwortlich gemacht, dass es bei der Gedankenverschmelzung zu der Begegnung gekommen war. Also wollte er vielleicht leidenschaftlicher mit Uhura werden, doch er hatte keinen Anstoß bekommen, der stark genug gewesen wäre, seine vulkanischen Empfindlichkeiten zu durchbrechen.

Und nun war er überzeugt davon, dass er sich jederzeit in eine Art sexverrückten Perversen verwandeln konnte, der sein niederträchtiges Unwesen mit Jim trieb. Was sich aus Jims Perspektive anhörte, als könnte es auf eine abgedrehte Art spaßig werden. Aber Spock dachte wohl eher an so etwas wie brutale Vergewaltigung, ungeachtet der Tatsache, dass 'Spock der Vergewaltiger" für jeden wie unsinniger Quatsch klang, der ihn auch nur flüchtig kannte. Trotzdem, er wusste, dass Spock Angst davor hatte.

War es zu kompliziert zu denken, dass Spock sich selbst vertrauen sollte, weil Jim ihm vertraute? Es war schwierig, denn zum Teil beruhte Jims Vertrauen in sich selbst darauf, dass der andere Spock ihm so sehr vertraut hatte.

Er rieb über seine Schläfen und entschied sich, einfach nicht mehr darüber nachzudenken. Es spielte wirklich keine Rolle. Spock war jetzt am Zug, mehr oder weniger. Er hatte zu entscheiden, was er tun würde mit diesem sinnlichen, unbekümmerten Playboy von einem Menschen, den er sich geangelt hatte. Denn sogar Jim wusste, dass zu jeder Beziehung immer zwei gehören.

Für seinen Teil war sich Jim zwar noch nicht über die Details im Klaren, aber er war sich sicher, dass er mit Spock zusammen sein wollte. Wann sich das einmal ändern würde, konnte er nicht sagen.

Seine Überlegungen eilten schnell weiter, um diesen Gedanken lieber nicht zu eingehend zu untersuchen.

Die kleinen Ablenkungen seines Geistes verlangsamten den Fortgang seiner Arbeit und so verharrte er immer noch unverändert vor dem Bildschirm, als es Mittagszeit wurde. Es war nicht so wichtig. Er hatte keinen Appetit. Seiner Einschätzung nach schien die Arbeit, die ihm aufgetragen wurde, nur wenige 'Zugaben' zu enthalten, aber dafür konnte es verschiedene Gründe geben. Seine Haupttheorien waren, dass er entweder noch einen langen Weg vor sich hatte, um die Abläufe zu verstehen - was stimmte - oder dass die Sternenflotte ihn nicht so sehr schikanierte, da sie noch nicht auf einer Mission waren. Es war doch irgendwie schwierig, seinen Job als Captain in einem Weltraumhafen komplett zu vergeigen.

Andererseits, seinen Ersten Offizier völlig zu verprellen, indem man mit ihm schlief, war wahrscheinlich ein guter Anfang.

Inzwischen war es Nachmittag geworden und Jim hatte endlich alles fertiggestellt, was zu tun war, bevor er zum Schiff zurückkehrte. Natürlich gab es noch mehr Arbeit, die auf ihn wartete, aber er wurde nicht vor dem nächsten Morgen zurück erwartet. Dann würde er zusammen mit Scotty und Spock die Abschlussuntersuchung überwachen um sicherzustellen, dass alles in betriebsfähigem Zustand war. Vorausgesetzt, dass keine Katastrophen in letzter Minute passierten, würde der Landurlaub damit offiziell vorbei sein. Sie konnten zum Geschäft der Weltraumerforschung zurückkehren.

Jim lehnte sich in seinem Sessel zurück und streckte sich aus. Er war ein wenig überrascht, als sich zwei Hände auf seine Schultern legten.

"Hab dich!", sprach eine vertraute weibliche Stimme in sein Ohr.

Jim rappelte sich von seinem Sitz auf, knallte mit dem Arm gegen den Tisch und legte sich mit vorübergehender Tolpatschigkeit auf dem Boden lang.

"Scheiße.", fluchte er mit Nachdruck, während Marlena auf ihn hinunter grinste. Er war umstellt.

Die nächsten zehn Minuten erwiesen sich als die schlimmsten zehn Minuten seines bisherigen Urlaubs. Was schon etwas heißen wollte. Aber er hatte eine hohe Toleranzschwelle für physische Schmerzen und eine niedrige für verrückte, ihm nachstellende Ex-Freundinnen. Er hob seine Hände in der Geste, die Menschen typischerweise bei wilden Tieren anwenden, die jederzeit angreifen können und trat soweit zurück, wie es die kleine Computernische erlaubte, um Marlena wenigstens auf Armlänge von sich weg zu halten.

"Bist du meiner so überdrüssig, Jim?", schnurrte sie und lehnte sich über die Lehne des Sessels, den er gerade geräumt hatte.

"Ja.", antwortete er bereitwillig.

Es brachte ihm ein Schmollen ein. "Ach komm schon.", sagte sie und streckte eine Hand aus, um ihre sorgfältig manikürten Finger auf seine Brust zu legen. "Ich verlange nichts Unmögliches, weißt du. Nur eine weitere Chance." Ihre koketten Lippen verzogen sich zu einem geschmeidigen Lächeln. "Ich weiß, du magst mich heute nicht - aber wie wäre es, wenn du mich deine Meinung ändern lässt?"

Jim war wirklich nicht in der Stimmung. Nicht für ihre Mätzchen und nicht für ihre Angebote. Aber seine Möglichkeiten waren begrenzt - er konnte entweder wieder versuchen, an ihr vorbeizuflitzen, mit ungewissem Ausgang, oder stattdessen hier stehen bleiben und versuchen, sie zu entmutigen. Mit etwas Glück würde sie anfangen, sich zu langweilen und aufgeben. Er entschied sich für die zweite Option und drückte sich selbst die Daumen.

So blieb er dort stehen und lauschte ihren zunehmend frustrierten Annäherungsversuchen. Eine qualvolle Minute nach der anderen.

Einige Leute hatten sich versammelt, um ihnen zuzuschauen.

Endlich, nach geraumer Zeit, kippte Marlenas Laune. "Was ist los mit dir?", stieß sie hervor.

"Ich mag dich nicht!", antwortete Jim in aller Deutlichkeit, wie er es bereits recht oft getan hatte. Einer der Zuschauer kicherte.

"Das sagst du immer.", antwortete Marlena. "Und zum Schluss bekomme ich dich immer zurück. Warum das Unvermeidbare bekämpfen?"

Sie hatte nicht ganz unrecht. Betrachtete man ihre Vorgeschichte, setzte er ihr normalerweise nicht so viel Widerstand entgegen. Zum Teufel, er hatte sich auf eine Affäre mit ihr eingelassen, weil er wusste, dass er danach zurück auf sein Schiff gehen und den nachfolgenden Wahnsinn vermeiden konnte.

"Ihre Einschätzung der Situation berücksichtigt nicht die angeborene Wandlungsfähigkeit der menschlichen Natur."

Jims Kopf fuhr augenblicklich zu einem Punkt an seiner rechten Seite herum. Eine Welle der Erleichterung und Nervosität rollte bei der vertrauten, neutralen Stimme über ihn hinweg.

"Spock!" rief er dankbar aus.

"Sie!", sagte Marlena gleichzeitig, mit erheblich weniger positiven Gefühlen.

Jim sah einen Durchschlupf und versuchte einen verrückten Ausbrauchsversuch zu seinem Ersten Offizier. Offensichtlich in einer sehr kratzbürstigen Stimmung, griff Marlena nach seinem Arm, als er vorbeikam und er zuckte zusammen, als ihre Fingernägel seine Haut aufritzten.

"Autsch, verdammt.", sagte er und befreite sich mit einem Ruck aus ihrem Griff. Dann verstummte er, als Spock einen Schritt auf ihn zukam und seinen Ellenbogen nahm. Sein Blick überflog die Wunde, bevor er auf Marlena niederging.

Die nun herrschende Anspannung hätte man mit einem Messer schneiden können. Abgesehen davon wäre das Messer wahrscheinlich dabei zerbrochen.

"Ich werde gezwungen sein, Ihre mentale Instabilität Ihren Ausbildern zu melden.", sagte Spock ruhig und ließ Jims Arm los, nachdem er sich neben ihn gestellt hatte.

Marlena bewegte sich nervös und schaute ausgesprochen unbehaglich drein. "Das ist nur ein Missverständnis.", beharrte sie. "Sie sind nicht vertraut genug mit den Ritualen der menschlichen Partnersuche."

Spock hob eine Augenbraue in ihre Richtung. "Ich bin geübt im Erkennen von Verhaltensproblemen.", antwortete er gleichmütig, obwohl seine Haltung es irgendwie schaffte, den Eindruck zu vermitteln, dass Marlena hoffnungslos begriffsstutzig war.

Sehr, sehr begriffsstutzig.

Als die Erkenntnis sie traf, hätte Jim fast schwören können, ein Licht in ihrem Kopf angehen zu sehen. Sie blinzelte, ihre Katzenaugen sprangen zwischen ihnen beiden hin und her. Der Finger, den sie vorher auf seine Brust gerichtet hatte, zeigte erst auf Spock und dann auf ihn selbst. "Was, du und er?" fragte sie ungläubig.

Jim ertappte sich selbst ebenfalls dabei, dass er seinen Ersten Offizier erwartungsvoll ansah. Du und ich? echoten seine Gedanken, wenn auch in einem völlig anderen Tonfall.

Spock richtete sich auf, verschränkte die Hände auf seinem Rücken und vermittelte Marlena einen Eindruck, der im wesentlichen auf ein 'Hast du ein Problem damit?', hinauslief. Sein Gesicht und Auftreten passten seltsam perfekt zu dieser Darstellung. "Ich glaube, die für mich angemessene kulturelle Reaktion an diesem Punkt wäre, Sie aufzufordern, sich zurück zu ziehen. Ist das korrekt, Jim?" Der zweifelnde Unterton, der sich in seine Frage geschlichen hatte, war kaum zu bemerken. Die Bedeutung war klar - er bat um seine Zustimmung, diese Art von Beziehung zwischen ihnen bestätigen zu dürfen.

Mit einem Lächeln borgte sich Jim eine von Spocks eigenen Gesten und neigte seinen Kopf. "Jepp, da liegst du richtig." antwortete er. Spocks Finger zuckten kurz in seine Richtung.

Er glaubte nun zu wissen, was das bedeutete.

Einen Moment lang schwankte Marlenas Aussehen zwischen schockiert, beleidigt und... ja sogar ein wenig verängstigt. Ihr Blick huschte hinüber zu Spock und dann machte sie mit einem missmutigen Schnauben auf dem Absatz kehrt und stolzierte davon.

Jim sah ihr nach, die Augen geweitet. Als deutlich wurde, dass sie wirklich fortging, sah er hinüber zu seinem Ersten Offizier.

"Wie hast du das gemacht?", fragte er.

Spocks Antwort bestand in diesem kleinen halben Schulterzucken, das typisch für ihn war. "Es scheint, als ob ich sie eingeschüchtert habe.", sagte er nachdenklich. Dann drehte er sich um, um Jim seine volle Aufmerksamkeit zu schenken und für einen Moment dachte Jim, dass er sehen konnte, was Marlena so erfolgreich abgeschreckt hatte. In seinem Blick lag eine gewisse undurchdringliche Intensität, die ihn auf einer instinktiven Ebene beeinflusste.

Natürlich war Jims Reaktion darauf völlig anders. Man hätte ihn mit Geld und guten Worten nicht dazu gebracht wegzugehen.

".... So ...", sagte er zögernd. "Bist du sicher, dass du soviel durchblicken lassen solltest? Es ist ein bisschen skandalös für einen Captain und ein Mitglied seiner Crew sich zusammenzutun, oder? Marlena wird damit nicht hinterm Berg halten." Genauso wenig wie die herumlungernden, neugierigen Zuschauer.

Spock neigte seinen Kopf und schien darüber nachzudenken. "Es gibt keine Vorschrift dagegen.", stellte er fest. "Außerdem bin ich, abgesehen von dir selbst, das ranghöchste Mitglied der Crew. Wenn du dich mit jemandem zusammen tust, dann wäre ich der... logischste Kandidat."

Für eine Minute vergaß Jim zu atmen.

Aber dann erinnerte er sich wieder daran.

"Bist du fertig mit deinen Aufgaben?", fragte Spock, anscheinend, um rasch das Thema zu wechseln. Jims Gehirn brauchte einen Moment, um folgen zu können, aber dann nickte er, etwas überrascht von der Frage. Seine Reaktion brachte ihm ein Nicken ein. "In diesem Fall glaube ich, dass eine Unterhaltung zwischen uns überfällig ist.", führte sein Erster Offizier aus, drehte sich um und steuerte in Richtung Bibliotheksausgang.

Nach nur kurzem Zögern folgte Jim ihm.
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Re: Kapitel 17 - in Arbeit -

Beitragvon Iru » So 25. Okt 2009, 21:39

Gut, dann nimm das mit dem Leine ziehen. Da Spock kurz vorher über kulturelle Gepflogenheiten spricht, wird er da wohl einfach die Menschen zitieren.

Was das regionale angeht, kann ich als Nordlicht nicht mitreden, sowas haben wir nicht oder sagen wir, kaum :)
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