Kapitel 16 - in Arbeit -




Hier sind die Rohfassungen und späteren Versionen, so lange noch daran gearbeitet wird

Kapitel 16 - in Arbeit -

Beitragvon Iru » Mi 21. Okt 2009, 21:52

Jim überbrückte die Zeit, während sie auf den Rückruf des älteren Spocks warteten, indem er den jüngeren löcherte, Geräusche zu machen, zu denen Menschen nicht fähig waren. Zum Glück dachte sich Spock nichts dabei und tat ihm den Gefallen, indem er eine Auswahl an Tönen vorführte, die seine Kehle erzeugen konnte. Zusammen teilten sie sie dann in diejenigen auf, die Jim nachahmen konnte und die, wo er es nicht schaffte. Es war wirklich ziemlich unterhaltsam.

Sie mussten nicht viel Zeit totschlagen, bis der Alarm der Computerkonsole ertönte. Jim drehte sich in die Richtung, akzeptierte das eingehende Videosignal und wurde durch das gewohnt gelassene Gesicht begrüßt.

Zuerst jedenfalls. Dann hob der ältere Spock leicht eine Augenbraue.

"Jim." grüßte er mit milder Überraschung. Sein Blick bewegte sich zwischen den beiden jungen Männern hin und her, die ihn erwartungsvoll anstarrten. Dann schloss er kurz die Augen. "Ich verstehe, ihr habt meinen irreführenden Ratschlag entlarvt. Ich entschuldige mich." sagte er mit aufrichtig klingender Stimme.

"He, das ist OK." antwortete Jim, fast automatisch. Der andere Spock blickte ihn schnell an und er fing sich hastig . "Aber warum hast du das gemacht?"

Es war auf eine bestimmte Art unwirklich, mit den beiden gleichzeitig zu sprechen. Zum einen hatten sie den selben Namen und so war er sich nicht sicher, ob er sie beide damit ansprechen sollte. Irgendwie dachte er, dass es nicht besonders klug wäre, 'alter Mann' und 'mein Spock' zu verwenden, wie er es innerlich zu tun pflegte. "Alter Mann" würde ohne Probleme gehen, da war er sicher. Es war der andere, der ihn zögern ließ.

"Es war meine Absicht, die Umstände so zu beeinflussen, dass ihr beide die Möglichkeit bekommt, euch gegenseitig kennenzulernen." antwortete der ältere Spock rundheraus. Er sah wie ein Mann aus, der seine Handlungen nicht so sehr bedauerte wie deren Notwendigkeit.

"Das ist der Grund, den du mir für deine erste Täuschung genannt hast." sagte der jüngere Spock, bevor Jim antworten konnte. Sein Ton war spürbar kalt, ohne Betonung und doch gleichzeitig ein wenig bissig. "Warum hast du diese Fehlinformation nicht beim zweiten Gespräch korrigiert?"

Sein Gegenstück begegnete ruhig seinem starren Blick, unerschüttert durch das, wie Jim begriff, nach ihren Gesprächsstandards eine Anklage gewesen war. "Es ist so, wie ich gesagt habe." versicherte er beiden, offensichtlich Jim in das Gespräch einbeziehend, obwohl er ihn nicht anschaute. Er fühlte dabei erneut, wie sehr er den alten Mann mochte, da er nicht gern ausgeschlossen wurde. "Wenn du gewusst hättest, dass ich mit mir selbst sprechen kann, Jim," fuhr er fort und ließ seinen Blick zu ihm schweifen. "Dann hättest du wahrscheinlich einfach ein Gespräch zwischen uns arrangiert. Ich wollte euch nicht der Gelegenheit berauben, selbst zu einem Ergebnis zu kommen. Es schien eine logische Schlussfolgerung zu sein, dass Hilfe, die von dir geleistet wird, offener angenommen wird als Ratschläge, die ich gebe."

Der jüngere Spock versteifte sich. "Ich habe deinen Rat in der Vergangenheit angenommen. Worauf basierte deine Logik?" fragte er fordernd.

Sein älteres Ich schenkte ihm den gleichen geduldigen Blick, den er ein paar Minuten vorher an Jim gerichtet hatte. "Sie basierte auf den wahrscheinlichsten Gründen für das Scheitern der Versuche, deine meditative Praktiken selbstständig anzupassen." antwortete er. "Du bist intelligent genug, das zu erreichen. Daher lag es nahe, dass das Scheitern auf einem emotionalen Problem beruhte. Freunde sind meiner Erfahrung nach besser geeignet, bei solchen zu helfen, als verwirrende alte Männer."

"Richtig," sagte Jim. "Du hast gesagt, dass er durch dich verdammt verwirrt wurde."[You did say he confused the hell out of you.] So sehr er es auch nicht mochte, manipuliert zu werden, dies war wohl der beste Grund, den er sich hatte erhoffen können. Der ältere Spock war, ganz offensichtlich, ein sehr guter Freund seines alternativen Ichs gewesen. Jim konnte nur annehmen, dass der Mann sich entweder nicht von ihm angezogen gefühlt oder starke Hemmungen gehabt hatte oder, wie Jim es plante, er hatte es einfach ausgesessen. Er war fest entschlossen sicherzustellen, dass er und sein eigener Spock eine gute Chance bekamen, die gleiche Freundschaft aufzubauen.

Er mochte beide Spocks. Er konnte damit leben. Und er konnte zugeben, sogar unter diesen Umständen[with the set-up], dass es seine eigene Wahl war, ob er eine Freundschaft mit dem jüngeren Spock wollte oder nicht. Da war kein Drängen gewesen. Ein kleiner Anstoß, aber das war so, als würde man zwei Leute zu einem Blind Date einladen - eine romantische Empfehlung, nicht mehr. Du kannst sie beide an einen Tisch bringen, aber was sie danach tun, ist ihre Sache.

Dennoch, nur um sicher zu gehen: "Du hast es nicht lustig gefunden, oder?" fragte er.

Beide Spocks sahen ihn an - einer mit undurchdringlicher Miene, der andere etwas traurig.

"Nein, Jim" informierte ihn der ältere Spock. "Es war nicht meine Absicht, dich zu verspotten oder herabzusetzen. Ich habe ausschließlich Respekt vor deiner Intelligenz und Integrität und in der Tat waren genau diese Qualitäten notwendig um sicherzustellen, dass meine Täuschung erfolgreich war. Ein geringerer Mann hätte vielleicht das Universum riskiert."

Jims Kehle verengte sich und er fühlte, wie ihm warm ums Herz wurde bei der Ehrlichkeit, mit der diese Aussage gemacht wurde.

Er war ein wenig überrascht, als sein Sessel zur Seite geschoben wurde und der jüngere Spock sich plötzlich zwischen sie beide stellte und ihm damit den Blick auf den Bildschirm fast völlig verstellte.

"Sehr schön. Die Sache wäre geklärt und wir haben nun nachgewiesen, dass du tatsächlich manipulativer bist als ich." sagte Spock. Jim blinzelte und fragte sich, warum er gewaltsam aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit entfernt worden war. Er mochte es, dort zu sein. Besonders wenn die Aufmerksamkeit von zwei sehr engagierten Halb-Vulkaniern ausging. "Nun wüsste ich gern Details über deine Gedankenverschmelzung mit Jim."

"Was möchtest du wissen?" fragte der ältere Spock und obwohl Jim seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte, glaubte er ein wenig Erheiterung in seiner Stimme zu hören.

Jim versuchte, seinen Sitz langsam zurück in Richtung des Computerbildschirms zu schieben. Das wurde von einer Hand des jüngeren Spocks verhindert, die er auf die Lehne des Sessels gelegt hatte, um damit seine Bewegung aufzuhalten. Natürlich hätte er aufstehen können oder laut protestieren, aber er war etwas neugierig, was sein Erster Offizier erreichen wollte. Möglicherweise wollte er sicher gehen, dass er selbst die volle Aufmerksamkeit seines anderen Ichs bekam? Vielleicht war eine emotionale Instabilität eingetreten und er befand sich in einem seltsamen Machtrausch?

Es war auf jeden Fall besser abzuwarten.

"Hast du irgendwas in der Sphäre seines Bewusstseins manipuliert, während du Kontakt zu seinem Geist hattest?" fragte Spock und kam damit direkt zum Kern der Sache.

Es blieb eine Weile still auf dem Bildschirm. Jim verspannte sich und schreckte innerlich zurück. Er fühlte sich schuldig wegen dieser Frage, auch wenn er auf Grund seiner Unsicherheit mit angehaltenem Atem auf eine Antwort wartete. Es war nicht seine Idee. Es war nicht sein Vorwurf. Es war insbesondere noch nicht mal seine Befürchtung, aber er fühlte sich trotzdem, als hätte er seinen Phaser genommen und damit auf den alten Mann geschossen.

Und wie er hier so saß, die Hand des anderen Spocks nahe bei sich, erschien es ihm, als hätte er sich wirklich verändert.. Wollte er sich zurückverwandeln? Er glaubte nicht, dass die Person, die er gewesen war, bevor er Spock traf, besser war als die jetzige.

Tatsächlich war er sich verdammt sicher, dass sie es nicht war.

"Bist du zu so etwas imstande?" fragte der ältere Spock den jüngeren, seine Stimme nun leise und sehr ernst. Neben Jim stand sein eigener Spock steif da und hielt mit der Hand den Sessel fest.

"Ich weiß nicht, was für eine Person ich in einer anderen Welt und viele Jahre später sein könnte." antwortete er und distanzierte sich damit auf eine eindringliche Art.

"Es gibt Grenzen, die wir niemals überschreiten werden, weil wir nicht dazu fähig sind."

"Also ist deine Antwort 'Nein'?" beharrte Spock.

Eine weitere Pause trat ein. Jim reckte den Hals, um einen besseren Blick auf den Bildschirm zu bekommen, aber er wurde wieder abgeblockt. Er sah finster drein, genervt hinter Spocks Rücken.

"Meine Antwort ist die, die ich gegeben habe." antwortete der alte Spock, in neutralem, aber noch recht ernstem Ton. "Jetzt muss ich diese Übertragung unterbrechen, es gibt viele dringende Angelegenheiten, die meine Aufmerksamkeit erfordern." fuhr er fort und Jim fragte sich, ob sein Spock die Lehne des Sessel zerbrechen würde. Seine Finger gruben kleine Furchen hinein. "Ich entschuldige mich noch einmal, Jim, für meine Irreführung."

"Alles ist vergeben." versicherte Jim ihm und schwenkte einen Arm um Spock herum und vor den Bildschirm.

"Zwischen dir und mir war es das immer." antwortete der ältere Spock und es schlich sich wieder etwas Freundlichkeit in seine Stimme.

Der jüngere Spock griff nach seinem Arm und senkte ihn, behutsam, trotz seiner Anspannung, die er vorher demonstriert hatte. "Er ist nicht der Jim Kirk, den du kennst." erinnerte er sein anderes Ich.

"Er kommt ihm so nahe, wie ich es jemals wieder erleben werde." sagte der ältere Spock und aus irgendeinem Grund fühlte sich Jim, als würde eine Hand in seine Brust greifen und zudrücken. "Lebt lange und in Frieden."

Dann endete die Übertragung.

"Warum waren Sie so gemein zu ihm?" fragte er seinen Spock, sobald der Bildschirm schwarz geworden war.

"Er ist manipulativ und weicht gezielt aus." antwortete Spock. "Und ich war nicht 'gemein'."

Jim schnaubte. Großartig. Nun fühlte er sich wie Scheiße. "Sie waren ein Arsch." beschuldigte er ihn. "Hätten Sie ihn nicht ein wenig netter fragen können? Sie wissen schon, so tun, als wenn Sie glauben, dass es ein Unfall war oder etwas in der Richtung?"

Spock drehte sich zu ihm um. "Finden Sie es nicht eher ungewöhnlich, dass sie ihn so verteidigen?" fragte er zurück, die Augen zusammengezogen. "Womit hat er so ein Vertrauen von Ihnen verdient?" Sein Tonfall wirkte argwöhnisch. Er war wieder auf seinem alten Trip. [Back on this old kick again.]

"Er hat zum Beispiel mein Leben gerettet!" antwortete Jim. Dann seufzte er und sackte etwas in sich zusammen. Auf der anderen Seite schien sich Spock ebenfalls abzuregen. Allerdings sehr langsam. "Warum sollte ich ihn nicht mögen? Er ist ein netter alter Mann, der - soweit ich das beurteilen kann - mich nur einmal angelogen hat. Und da er es getan hat, damit ich Sie kennenlernen kann, werde ich es positiv auslegen und ad acta legen."[I’m going to take the high road on that one and let it slide.]

Er war ein wenig in Gedanken versunken und daher nicht darauf vorbereitet, als Spock sich vorbeugte und ihre Blicke ineinander verschränkte. Jim sah im direkt in die Augen. Sie waren todernst, nicht ärgerlich, aber sehr streng und ernst.

Er fragte sich, ob sie so ausdrucksstark bleiben würden, wenn sein Erster Offizier die volle Kontrolle über seine Emotionen zurückerlangt haben würde

"Was würden Sie von mir erwarten, wenn er Ihren Verstand vergewaltigt [oder abgeschlachtet?butchered] hätte?" fragte Spock ruhig. "Wenn er genommen hätte, was Sie ausmacht und es in jemand anderen umgeformt hätte? Soll ich solche Übergriffe als zulässig ansehen?"

Jim zuckte zusammen. Dann schluckte er hart und widerstand dem Drang, die Hand nach seinem Freund auszustrecken, der so offensichtlich etwas brauchte. "Spock," sagte er. "Mein Verstand ist eine Menge, aber nicht vergewaltigt." Zumindest darin war er sich verdammt sicher. Sie starrten sich einen weiteren Moment lang an. Dann lenkte Spock ein.

"Es war eine schlechte Wahl der Worte." gab er zu.

"Es war eine schlechte Wahl der Gedanken." konterte Jim. "Sie haben ihn gehört. Er hat soviel gesagt wie, dass das Durcheinanderbringen meines Gehirns eine Grenze ist, die er niemals überschreiten könnte."

"Er hat es impliziert." korrigierte ihn sein Erster Offizier. "Und wie er bereits demonstriert hat, sind seine Implikationen nicht sehr verlässlich."

Frustriert streckte Jim plötzlich die Hand nach Spock aus und griff nach seinem Handgelenk. Er zog die Hand zu sich, so dass sie an der Seite seines Kopfes schwebte. Spock erstarrte, unbeweglich wie Stein, seine Haut warm unter Jims Fingern, die Augen im Schock geweitet. "Dann überprüfen Sie es." riet ihm Jim und schluckte all die Nervosität und Angst runter, die durch ihn rann wie Feuer und sein Herz pochen ließ. Ein Teil von ihm brannte vor Neugier - wie würde eine Gedankenverschmelzung mit Spock sein? War er irgendwie anders, würden Sie Veränderungen in seinem Geist finden?

Ein anderer Teil von ihm fürchtete sich davor, was passieren könnte, wenn Spock nicht gefallen würde, was er sah. Wenn er wirklich keine Ahnung davon hatte, dass Jim sich von ihm angezogen gefühlt hatte oder immer noch angezogen fühlte und wenn so eine Entdeckung ihn noch mehr abstoßen würde. Er könnte hassen, was er in seinem Geist sah. Er könnte etwas finden, das geändert worden war und es rückgängig machen und dann wäre Jim ein anderer, als er jetzt war. Vielleicht würde er dann Spock wirklich nicht mehr mögen.

Möglicherweise wäre das eine Erleichterung.

Spocks Finger zuckten. Jim warf einen Blick auf sein Gesicht und erkannte, dass er ein Schuft gewesen war. Er ließ ihn los. Sofort wurde die Hand eilig zurückgezogen und sein Freund trat einen Schritt zurück.

"Ich kann nicht." sagte Spock ruhig. "Es wäre gefährlich für mich, es zu versuchen, während ich instabil bin."

Jim nickte, seinen Blick vermeidend.

"Ich.."

Bei seinem zögernden Tonfall sah Jim ihn schließlich doch an und bemerkte einen leichten Anschein von Unsicherheit in Spocks Gesicht. Er war so schnell wieder gegangen, wie er gekommen war, ersetzt durch eine Art ruhiger Entschlossenheit. "Ich werde meditieren." sagte er. "Er werde die Nacht dafür nutzen. Wenn wir am Morgen einen Versuch machen, während mein Fokus stabil ist - dann sollte es ausreichen."

Dankbar, nervös und verschiedene andere Dinge empfindend, denen er keinen Namen geben konnte, nickte Jim. Er fühlte den starken Drang, irgendetwas zu tun. Spock zu berühren, eine Verbindung herzustellen, ihm zu versichern, dass er ihm vertraute, wie es Menschen mit einer Berührung taten. Aber er widerstand diesem Wunsch.

Allerdings erkannte er, dass er nicht länger in ihrer Unterkunft bleiben konnte.

"Vielleicht sollte ich Bones kontaktieren." schlug er vor. "Fragen, ob er mich während der Nacht aufnehmen kann. Dann können Sie sich besser fokussieren."

Spock zögerte einen Moment mit seiner Antwort, aber dann nickte er leicht. "Das ist logisch." stimmte er zu.

Entschieden bewegte Jim seinen Sessel so, dass er vor dem Computer zu stehen kam und sah seinen Ersten Offizier dann nachdenklich an. "Warum haben Sie mich überhaupt vorhin weggeschoben?" fragte er. Spock versteifte sich.

"Sie haben eine extrem positive Reaktion auf mein alternatives Ich gezeigt" antwortete er, sich fast ein wenig verteidigend. "Wenn ihr Verstand manipuliert wurde, dann ist es logisch anzunehmen, dass dies ein erzwungener Impuls war. Ich hatte den Wunsch, ihn zu minimieren."

Jim sah ihn verblüfft an.

Manchmal klang Spock ziemlich verrückt. Er schüttelte seinen Kopf, aber beließ es dabei.

Leider war Bones' Unterkunft ein Einzelzimmer, aber er war mehr als bereit, Jim seinen Flur zu überlassen. Jim entschloss sich, ihn anzunehmen - es würde keine bequeme Nacht werden, aber er fand, dass Spock und er etwas Abstand voneinander brauchten. Als er seine Absichten verkündete, sah ihn Spock seltsam an.

"Ich glaube, ich kenne eine logischere Lösung." sagte er und begann, seine Sachen zusammenzusammeln. "Wenn der Doktor einverstanden ist, können er und ich für heute Nacht unsere Schlafplätze tauschen."

Jim blinzelte. Gut, es machte Sinn, den einzelnen Mann in das Einzelzimmer zu schicken. Besser als zwei Leute hineinzustopfen. Er kontaktierte noch mal Bones und erklärte es ihm.

"Jesus, schön, wenn es hilft." stimmte er zu. "Ich werde dann mal meine Sachen hinbringen. Wo seid ihr eigentlich?"

Er nannte ihm die Position der ihnen zugeteilten Unterkunft.

"Gottverdammt, einmal durch den halben verdammten Komplex.." murrte Bones und packte seine verstreut herumliegenden Habseligkeiten in eine Tasche. Jim sah ihm amüsiert zu, seine hektischen Bewegungen mit Spocks sorgfältiger Methodik vergleichend. Ziemlich witzig, wenn man bedachte, dass beide seine Freunde waren.

"Ich unterbreche jetzt die Verbindung." bot Jim liebenswürdig an, da er erkannt hatte, dass der gute Doktor nun wirklich abgelenkt war. "Wir sehen uns in einer Minute."

"Hä?" murmelte Bones. "Oh ja, mach mal."

Jim nahm ein letztes Bild von seinem Freund mit, wie er herumwirbelte und die Luft nach dem Aufenthaltsort seiner Socken befragte. Dann schaltete er die Konsole aus und wandte sich an Spock, der jetzt ordentlich bepackt und geduldig wartete. Er zögerte, nicht wirklich sicher, welche Form des Abschieds angemessen wäre.

"Wir sehen uns morgen." bot Spock diplomatisch an. Jim nickte ihm zu und beobachtete, wie er den Raum verließ.

Dann blieb er für gute zwanzig Minuten sich selbst überlassen. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, starrte die nackte, leere Decke über sich an und schaukelte ein wenig auf dem Schwenksockel hin und her. Nach einer Minute entfuhr ihm ein verärgerter Seufzer und er strich sich mit der Hand über das Gesicht. Diese ganze Spock-Geschichte - vielleicht wäre es besser, wenn sie sich als eine Täuschung herausstellte. Aber der Gedanke erschien ihm sehr hohl. Das war ihm zu einfach.

Er fragte sich, wie Spocks Gesichtsausdruck gewesen sein musste, dass sich Merlena derart erschrocken hatte. Und er fragte sich, was Spock gedacht hatte - nicht nur heute. Es war wohl ziemlich ironisch, wissen zu wollen, was im Kopf eines Telepathen vor sich ging. Es war definitiv nervig.

Verdammt.

Hatte er eine Gehirnwäsche verpasst bekommen?

Er fing an zu denken, dass der ganze Vergleich in den Wahnsinn führen würde. Er würde verrückt werden, wenn er sich ständig fragte, wer gerade in seinem Kopf steckte. Wahrscheinlich war es aber sowieso egal, weil man ihm nicht mehr erlauben würde, sein Raumschiff zu führen. Spock würde wahrscheinlich wieder zum Captain befördert werden.

Wenn er ihn nicht kennen würde, hätte Jim vielleicht angefangen, seinen Ersten Offizier einer sehr umständlichen Form der Sabotage zu verdächtigen.

Er sprang von seinem Sitz auf, als die Türglocke ertönte. Aber Bones ließ sich ohnehin schon selbst herein.

"Wusstest du schon, dass diese verrückte Frau, mit der du dich mal getroffen hast, hier herumjagt?" fragte er ohne Einleitung und warf seine Tasche neben die Tür. Jim machte ein langes Gesicht.

"Was, immer noch?" fragte er.

"Sie hat dich schon mal erwischt, was?" fragte Bones zurück, beugte sich runter, steckte eine Hand in seine Tasche und zog eine Flasche heraus. Er legte sie in Jims Hände. "Hier, Brandy."

Jim sah auf die Flasche und dann auf seinen Freund und dann wieder auf die Flasche. "Ich liebe dich, Bones." erklärte er mit viel Gefühl. McCoy rollte nur mit den Augen.

"Oh sicher, das hast du zumindest rausgefunden." murmelte er bei sich selbst, was einen Moment der Verblüffung bei Jim bewirkte, die er mit der Jagd nach Gläsern wieder vertrieb. Etwas zu trinken schien eine gute Idee zu sein. Er war sich allerdings der Tatsache bewusst, dass er sich jetzt nicht betrinken durfte - nicht, wenn er die für den nächsten Morgen geplanten Aktivitäten durchziehen wollte. Irgendwie glaubte er nicht, dass Spock sehr kooperativ sein würde, wenn er ihm auf die Schuhe kotzte.

Er füllte zwei Gläser, machte es sich mit Bones in den zwei gemütlichen Sessel der kleinen Unterkunft bequem und entspannte sich in seiner ungezwungenen Gesellschaft.

"Wie geht es deiner Kehle?" fragte der Doktor.

Jim zuckte mit den Schultern. "Besser. Sogar richtig gut." antwortete er. "Du kennst mich, ich komm schnell wieder auf die Beine."

Er erhielt ein Grunzen als Antwort. Dem folgte ein langer, ruhiger Moment, als die beiden Männer ihre Drinks schlürften und Gedanken in ihren Köpfen wälzten.

"So." sagte Bones schließlich. "Du und dein übergroßer Elf, ihr habt Krach?" Jim blitzte ihn an. Er hob abwehrend eine Hand. "Zum Teufel, Jim, was soll ich sonst denken, wenn du mich fragst, ob wir zusammen kampieren, damit du von ihm weg kommst? Was ist passiert? Oder will ich es lieber nicht wissen?"

Er hörte für einen Moment auf, Bones anzublitzen und gab dann mit einem Seufzen nach. "Nicht ist passiert." sagte er. "Er muss einfach meditieren. Ist eine vulkanische Sache."

Bones sah ihn abwägend an. "... Sicher." sagte er. "Weißt du, ich bin mir nicht sicher, ob mir diese Sache mit dir und Spock gefällt. Ich habe noch nie zuvor erlebt, dass du so viele Geheimnisse hast."

Zuerst sträubte sich Jim. Aber seine abwehrenden Gefühle schienen nicht lange vorzuhalten und nach einer Minute verflüchtigten sie sich völlig. Er streckte einen seiner Füße aus und lehnte sich in den prallen Stoff seines Sessels zurück. "Es ist nur ein Geheimnis, Bones." gab er zu. "Und es ist Spocks - nicht meins." Als Zugabe ergänzte er: "Meins habe ich dir schon erzählt."

Sein Freund musterte ihn einen Moment lang schweigend. Dann schüttelte er den Kopf. "Verdammt. Ich hoffe, er ist es wert." murmelte er in sein Glas und trank einen Schluck. "OK, wenn er irgendwas versucht, denk dran, dass du einen Freund mit legalem Zugang zu diversen tödlichen Substanzen hast."

Jim blickte ihn schief an. "Hast du mir gerade angeboten, meine Tugend vor Spock zu beschützen?" fragte er.

Bones schnaubte. "Tugend? Du?" antwortete er. "Zum Teufel nein, Jim. Um Himmels willen, ich bin Arzt, kein Idiot. Du hast allerdings eine weiche und nachgiebige Seite." Er nippte an seinem Glas. "Daher werde ich es im Auge behalten."

"Weiche und nachgiebige Seite?" fragte Jim und sah etwas entsetzt aus. "Woher hast du denn diesen Scheiß?"

Die eloquente Reaktion seines Freundes bestand darin, sich an die Schläfe zu tippen und abzuwinken.

"Mach dir keine Sorgen." beruhigte ihn McCoy. "Dieses Geheimnis ist bei mir ebenfalls sicher."

Jim konnte nur noch den Kopf schütteln. Er kippte etwas von dem Drink hinunter und fragte sich, wann er so durchschaubar geworden war. Ein Ruf als Softie war etwas, dass er vermeiden wollte. Obwohl, jetzt wo er so drüber nachdachte, als knallharter Typ wollte er ebensowenig gelten. Einfach allgemein fantastisch zu sein wäre wünschenswert.

"Obwohl ich sagen muss," fuhr Bones fort. "dass du mir keinen Gefallen damit getan hast, mir dieses Bild von dir und Spock in den Kopf zu setzen. Ich werde es einfach nicht mehr los."

Jim sah ihn fasziniert an. "Bild?" fragte er, bevor er es sich anders überlegen konnte. Verdammt. Würde er nie über diese ganze Spock-plus-Sex-Geschichte hinwegkommen?

Er musste sich aber keine schrecklichen Sorgen machen. "Jepp." grummelte der gute Doktor. "Von dir und ihm auf einem Feld mit Gänseblümchen." Er schauderte. "Nun kann ich mich nicht mal mehr an Gänseblümchen erfreuen."

"Ich weiß, die Leute sagen, dass ich der verkorkste Typ von uns beiden bin, Bones, aber manchmal bezweifle ich das." antwortete Jim und überdachte seine Entscheidung, sich nicht komplett zu betrinken. Aber nein, das war immer noch eine schlechte Idee, alles in allem. Verlockend, aber schlecht. Und er wurde immer besser darin, Verlockungen zu widerstehen.

"Wenn ich verkorkst bin, dann nur wegen meines schlechten Umgangs." versicherte ihm Bones. "Ich schwöre, alle in der Sternenflotte haben ihren verdammten Verstand verloren. Psychologische Bewertungen, dass ich nicht lache. Wenn sie das wirklich mit dem Scheiß durchziehen, aus dem die Flotte besteht.. Gott, ich kann mir das bei keinem vorstellen." gab er zu. "Wer macht es zu seinem Lebenstraum, sich selbst in einer metallenen Kiste, an der eine Bombe festgeschnallt ist, durch ein tödliches Vakuum zu schießen? Wir sind alle total verrückt."

"Zumindest lernen wir sexy Aliens kennen." hob Jim optimistisch hervor.

Bones sah ihn trocken an. "Ich würde dir zustimmen, wenn ich nicht die Richtung kennen würde, in die dein Geschmack derzeit geht." antwortete er. Dann schüttelte er den Kopf, als wäre allein der Gedanke an eine Person, die Spock attraktiv findet, pure Verrücktheit. "Es muss dein Grün-Tick sein. Ich meine, ich weiß, dass es nicht seine Persönlichkeit ist."

Er meinte diesen Kommentar nicht wirklich gehässig, aber Jim versteifte sich trotzdem. "Es ist.."

"Nein, sag es mir nicht." verlangte Bones. "Ich nehme es zurück. Du kannst so verrückt nach seiner Persönlichkeit sein, wie du willst. Nichts davon macht auch nur eine Spur von Sinn für mich."

Ein wenig rachsüchtig blitzte ihn Jim aus den Augenwinkeln an. "Spitze Ohren haben etwas unvorstellbar erotisches." sagte er schnell, bevor er unterbrochen werden konnte. Der Blick auf Bones' Gesicht war unbezahlbar. Er brauchte einen Moment, um die Information zu verarbeiten, aber als er es erstmal getan hatte, war es, als hätte er ein Glas des andorianischen Kater-Mittels geleert.

"Oh Jesus." fluchte er, schluckte dann den Rest seine Drinks runter und füllte sich nach. "Du bist wirklich ein Bastard, Jim, weißt du das? Jetzt wird es Monate dauern, bevor ich dem Mann wieder an den Kopf schauen kann, ohne dass mir schlecht wird."

Jim zuckte mit den Achseln. "Vielleicht hast du Glück und er lässt seine Haare wachsen." schlug er mit geheuchelter Unschuld vor. Bones lehnte sich rüber und quetschte seinen Arm zusammen.

"Wenn du mir das nochmal antust, werde ich beantragen, dass sie Marlene oder Mary Anne, oder wie zum Teufel ihr Name lautet, auf die Enterprise versetzen." drohte er.

"Bones," antwortete Jim bestürzt. "Sag das nicht mal im Scherz. Das ist nicht lustig."

Der gute Doktor blickte ihn an. "Wer sagt, dass ich scherze?" entgegnete er. "Zumindest wirst du viel Übung darin bekommen, über die Decks zu rennen."

Er schüttelte den Kopf. "Nee. Ich werde nur die ganze Zeit damit verbringen, mich hinter Spock zu verstecken." Dann, denn es schien ihm eine gute Idee zu sein, ergriff er die Gelegenheit, von der wilden Jagd und der anschließenden Rettung zu berichten. Bones hörte sich seinen Bericht mit einigem Interesse an. Als er zu dem Teil kam, wo Spock die Frau aus ihrer Türöffnung vertrieb, kicherte sein Freund.

"Verdammt. Ich hätte gutes Geld bezahlt, um das zu sehen." gestand er. "Spock, der dich vor deiner eigenen Taktlosigkeit rettet - ihm ist wahrscheinlich noch ganz wirr davon im Kopf, wie 'unlogisch' du bist."

Jim runzelte die Stirn. "Was? Meinst du?" fragte er. Bones blickte in seine Richtung und seufzte gereizt.

"Gott Jim, versuch dich ein bisschen weniger wie ein vierzehnjähriges Mädchen aufzuführen, OK?" flehte er. "Davon bekomme ich eine Gänsehaut."

Seine Bemerkung brachte ihm einen bösen Blick ein. "Wenn ich etwas zum Werfen hätte, würde ich es tun. Aber ich will nicht meinen Drink verschwenden." informierte ihn Jim großmütig. Bones gluckste nur.

"Guter Mann." sagte der Doktor zustimmend.

Das Gespräch wandte sich dann von Spock ab, da Jim eine Weile nicht mehr darüber nachdenken wollte und Bones das Ganze noch nicht so recht in seinen Kopf bekam. Stattdessen sprachen sie über die Neuigkeiten und das Schiff und Bones' medizinische Studien (nur kurz, da Jim anfing einzuschlafen) und wie es McCoys Tochter ging, was dann zu gegrummelten Beschwerden über bestimmte Ex-Frauen und deren widerliche neue Partner führte.

Er lauschte eine Weile dem Wortschwall seines Freundes, bis der Abend zu Ende ging und er sich schließlich immer noch in seinem Sessel sitzend vorfand, im Dunkeln, mit einem leeren Glas, während Bones in einem der beiden schmalen Betten vor sich hin schnarchte. Es gab außerirdische Bestien, die leiser brüllten. Trotzdem sprach in seinen Augen etwas für die Geräusche - die Gewissheit, dass er nicht allein im Zimmer war.

Ob Vulkanier jemals schnarchten?

Wahrscheinlich nicht.



War das als der Beginn einer ungesunden Voreingenommenheit zu bewerten?

Jim beschloss mit einem Seufzen, dass er zu müde war, sich deswegen Gedanken zu machen und so schleppte er sich in sein Bett. Glücklicherweise hatte er keinen leichten Schlaf, ansonsten hätte er nie mit Bones zusammen übernachten können. Nicht ohne seinen Verstand zu verlieren.

Am nächsten Morgen wachte er sehr früh auf. Seine Augen öffneten sich im matten, grauen Licht der Dämmerung. Bones hatte aufgehört zu schnarchen. Er drehte sich prüfend herum, aber sein Freund war noch da und schlief - nur zur Abwechslung ungewöhnlich leise. Er fragte sich, ob ihn die Stille geweckt hatte. Wahrscheinlich waren es eher seine eigenen Nerven. So oder so schien er nicht in der Lage zu sein, wieder einzuschlafen.

Mit einem leichten Seufzen kletterte er aus dem Bett. Er empfand dieses schlingernde, unerfreuliche Gefühl, das entsteht, wenn man unausgeschlafen und etwas nervös ist. Bones drehte sich in seinem Bett herum, etwas unverständliches in seinen Bart murmelnd und Jim ersparte seiner schlafenden Gestalt ein liebevolles Schnauben [and Jim spared his sleeping form a fond snort], bevor er sich daran machte, seine morgendliche Aufwachprozedur abzuschließen. Ein paar Minuten später verließ er den Raum. Er ging nicht weit, sondern folgte nur einem Weg nach draußen, in die stille Kälte des Morgens.

Die Luft tat seinen Lungen gut. Sie war ein wenig schneidend, aber nicht so sehr, dass es ihn störte. Das waren diese kleinen Dinge, die man in einem Raumschiff wirklich vermisste - Dinge wie Jahreszeiten und der Geruch des Morgens. Hier im Freien zu stehen, mit nichts als dem Himmel über sich und Temperaturen fühlend, die nicht reguliert wurden, um mit den für seinen Körper optimalen Werten übereinzustimmen. Er lehnte sich gegen die äußere Wand des Gebäudes und lauschte der Stille.

Menschen waren nicht telepathisch. Oder empathisch. Es gab ein paar Studien, die darauf hindeuteten, dass sie, als Spezies, zu einem gewissen Level des Wahrnehmungsvermögens imstande waren, das solchen Fähigkeiten entfernt ähnelte, aber die waren selten. Den Resultaten solcher Studien wurde außerdem allgemein mit viel Skepsis begegnet. Aber Jim wusste mit Bestimmtheit, dass kein Mensch zu Dingen fähig war, wie er sie auf Delta Vega erlebt hatte.

In gewisser Weise gab ihm dieser Umstand das Gefühl, eine ausgeprägte Schwachstelle zu haben. Es gab viele Dinge, die Spock tun konnte, zu denen er selbst einfach nicht in der Lage war. Die Telepathie und die Tatsache, dass er dreimal stärker war und in einer Hitze überleben konnte, die Jim ziemlich schnell töten würde. Sein fotografisches Gedächtnis. Das waren merkwürdige Fähigkeiten, die ihn manchmal einschüchterten, auf eine unterschwellige, nervende Art, die er sich nicht immer eingestehen konnte. Er fragte sich, wie es für die früheren Menschen gewesen war, als der Erste Kontakt stattgefunden hatte. Du begreifst mit einem Mal nicht nur, dass du nicht allein im Universum bist. Sondern auch, dass die Außerirdischen, die vorbeikommen, um Hallo zu sagen, Runden in deinem Verstand drehen können, ohne auch nur ins Schwitzen zu kommen.

Demütigend, nahm er an. Abgesehen davon, dass niemand jemals Vulkanier beneidet hatte. Gut, offenkundig würde sie jetzt niemand beneiden, aber sogar, als sie auf dem Höhepunkt ihres Einflusses und Ansehens in der Föderation gewesen waren, stellte das nie ein Problem dar. Die Menschheit war Vulkaniern begegnet und zur Abwechslung hatte sie plötzlich Zufriedenheit mit sich selbst entwickelt - ungewöhnlich für seine Spezies zu jener Zeit.

Jim musste zugeben, sollte man ihn irgendwie vor die Wahl stellen, er ziemlich glücklich wäre, ein Mensch zu bleiben. Wobei, ein paar zusätzliche telepathische Kräfte wären auch nicht verkehrt.

"Er hatte Zugang zu Ihrem Geist – Ihren Gedanken, Erinnerungen, Gefühlen, Wahrnehmungen..."

Er fröstelte ein wenig.

Er tadelte sich selbst und stärkte seine Entschlossenheit. Wie er mal zu einem seiner Ausbilder gesagt hatte, nachdem eine Reihe unvorhersehbarer Störfälle ihn gezwungen hatte, nackt über den Hof zu flitzen - er hatte nichts zu verbergen.

Selbst wenn er eine Menge zu verbergen hatte.

Letzten Endes war es nicht so, dass er einfach den ganzen Plan aus dem Fenster schmeißen konnte. Wenn er es täte, dann würde er sich selbst immer in Frage stellen und Spock würde ihn immer in Frage stellen, egal, was seine Instinkte ihm sagten. Außerdem, wenn es annähernd so war wie beim letzten Mal, dann würde sein Freund nicht seinen ganzen Geist durchwühlen. Er würde nur - nur diese Dinge tun und herausfinden, ob es dort Teile gab, die durcheinandergebracht worden waren. Richtig?

Man musste nicht den ganzen Geist durchgehen, um das zu tun, oder?

Verdammt. Er wusste es nicht. Er würde fragen müssen.

Es war die Hölle zu warten und besorgt zu sein, wie er jetzt. Wenn er könnte, würde er direkt losmarschieren, Spock finden und es hinter sich bringen. Besser sich einfach hineinstürzen und es später bereuen als sich herumzudrücken und zuviel über eine Sache nachzudenken. Aber er war nicht der einzige Beteiligte hierbei. Auch wenn sein Verstand der fragliche Gegenstand war, um den es ging.

Einige Stunden später fand ihn Bones, wie er zum Horizont blickte und ein Bild der Anspannung bot. Der gute Doktor schüttelte den Kopf und lehnte sich gegen die Wand neben ihm.

Eine Zeit lang standen sie einfach nur da.

"Wie kann ich helfen?" fragte Bones schließlich. Jim zuckte bei dem Klang seiner Stimme ein wenig zusammen und sah zu ihm hinüber, verwirrt und fragend. Sein Freund sah ruhig zurück. Als er keine Antwort bekam, seufzte er und lehnte seinen Kopf gegen die Wand. "Verdammt, Jim, ich mag ja nicht wissen, was los ist, aber ich weiß, dass etwas los ist. Du grübelst und trägst einen Phaser mit dir herum - und normalerweise tust du keins von beidem."

Jim wusste nicht wirklich, was er dazu sagen sollte. So ließ er das Schweigen zwischen ihnen für eine Weile bestehen. Schließlich entspannte er sich ein wenig und verschränkte die Arme vor der Brust.

"He, Bones?" begann er und Bones sah ihn erwartungsvoll an. "Würdest du sagen, dass ich.. dass ich anders bin seit, du weißt schon, das alles passiert ist?"

Er sah seinen Freund nicht an, während er auf die Antwort wartete, sondern hielt stattdessen seinen Blick auf den Horizont fixiert. Aber er hörte, wie er sich ein wenig bewegte. [But he heard him shift a little.]

"Naja.." sagte Bones abwägend. "Ja, auf eine gewisse Weise schon."

Jim nickte und er spürte, wie sein Herz etwas sank. "Nein, überhaupt nicht." wäre eine beruhigendere Antwort gewesen. Aber andererseits wusste er ja schon selbst, dass er sich verändert hatte. Die wirkliche Frage war nicht 'ob' sondern vielmehr 'warum'.

"Findest du.. " begann er und zögerte ein wenig. Aber Bones war geduldig. Er fand die Kraft, um weiterzusprechen [He found his footing again.] "Bin ich - bin ich jetzt besser als ich vorher war?"

Schweigen.

Er schaffte es, all seinen Mut zusammenzuraffen, schon immer eine seiner Stärken, und sah hinüber zu Bones, der sich ebenfalls zu ihm gedreht hatte und ihn abwägend ansah. Nach einem Moment schenkte ihm der Doktor ein einzelnes, entscheidendes Nicken. "Jepp." fasste er zusammen.

Irgendwie schien es nichts mehr zu geben, das Jim ihn danach noch fragen wollte. So nickte er nur und drückte sich von der Wand weg. Bones folgte ihm.

"Spock wartet auf dich." wurde er informiert und dann klopfte ihm eine warme Hand auf die Schulter. "So, was zum Teufel hier auch abgeht, viel Glück. Aus ihm konnte ich auch kein einziges verdammtes Wort herausbekommen." Bones klang etwas verärgert deswegen, aber als Jim sich mit einem entschuldigenden Blick zu ihm wandte, ging er schon davon. Die Hände in den Taschen.

Er schluckte.

Spock wartete. Gut, wenigstens konnte er es jetzt hinter sich bringen. Er betrat wieder das unscheinbare Gebäude und ging zurück zu ihrer Unterkunft. Als er bei der Tür ankam, zögerte er nicht - ansonsten hätte es vielleicht damit geendet, dass er sich umgedreht hätte und in die andere Richtung gerannt wäre. So marschierte er stattdessen einfach hindurch, seine Schultern aufrecht und seine Schritte eine Sicherheit ausdrückend, die ausschließlich an der Oberfläche bestand. Er wurde fast sofort von Spocks ruhigem, neutralen Gesichtsausdruck begrüßt. Sein Freund stand isoliert in der Mitte des Raums. [his friend islanded in the middle of the room]

"Wir sollten anfangen." sagte er, ohne jede Einleitung. Jim nickte entschlossen.

Dann standen sie beide eine Zeit lang dort.

Jim blickte sich im Raum um, der in den vergangenen paar Stunden nicht plötzlich seine Ausstattung geändert hatte. Dann sah er wieder zu Spock, der einfach dastand und ihn beobachtete.

Er machte eine Bewegung [he shifted] und räusperte sich.

Das schien zu funktionieren.

Spock trat einen Schritt nach vorn, die Augen fast leer, das Gesicht ausdruckslos. Aber da war eine bestimmte Langsamkeit seiner Bewegung, die auf einen Mangel an Sicherheit hinwies. "Es wird nicht weh tun." versicherte er. "Außerdem werde ich mein Bestes tun, um eine Verletzung ihrer Privatsphäre zu verhindern. Wenn es irgendwelche Gedanken gibt, von denen Sie nicht möchten, dass ich sie sehe, dann vermeiden Sie es einfach, daran zu denken. Nehmen Sie sie aus ihrem Geist." riet er. "Ich werde Ihre Hilfe anfordern, um meine Suche ausschließlich auf die relevanten Gebiete zu lenken."

Jim zwang sich selbst, bei dieser Aussage und Spocks offensichtlichen Versuchen, ihn zu beruhigen, ein wenig zu entspannen. Er schluckte und nickte, eine Geste, die dieses Mal mehr Freundlichkeit enthielt.

"Lassen Sie es uns einfach zu Ende bringen." empfahl er.

Dunkle Augen suchten für einen Moment seine eigenen. Jim wusste nicht, wonach sie suchten oder was sie fanden. Aber nach einer Minute senkte sein Erster Offizier den Kopf und hob seine Hand.

Seine Finger waren zuerst leicht, als sie sich auf Jims Gesicht legten. Leichter als die seines älteren Gegenparts gewesen waren. Er schluckte, als er das seltsame, verräterische Surren unter seiner Haut spürte, besonders dort, wo Spocks Zeige- und Mittelfinger ihn berührten. Dann verstärkte sich der Druck und leise Geräusche drangen an sein Ohr.

"Mein Geist zu deinem Geist." sagte er.

"Meine Gedanken zu deinen Gedanken" echote seine Stimme in Jims Bewusstsein, als wenn Jim selbst die Worte gedacht hätte, aber sie mit Spocks Stimme hörte. Und plötzlich war er nicht mehr allein innerhalb der Grenzen seines Schädels - noch war er auf seinen eigenen Schädel begrenzt. Eine Präsenz von Spock erreichte ihn. Es war nicht wie seine körperliche Gestalt, es ähnelte eher einem Klang. Und trotzdem auch viel gewaltiger als diese vagen gedanklichen Wahrnehmungen. Farben, Gerüche, Eindrücke, Dinge, die Jims Verstand mit seinem Ersten Offizier verband und solche, die der Verstand seines Ersten Offiziers mit ihm selbst verband, verschmolzen miteinander und formten den psychischen Eindruck. Es war nicht nur Spock, der diese Wahrnehmungen empfing, sondern beide.

Jim hatte sich nie selbst mit dem Sonnenlicht assoziiert. Doch an diesem Ort hatte er die Farbe von Gold.

Er fühlte seine Überraschung und Spocks Überraschung, denn Spock war ein funkelndes Schwarz, wie die unermessliche Weite des Weltraums. Wunderschön und geheimnisvoll, mit einer Dunkelheit, die mehr Versprechen als Schrecken in sich barg. Für einen Moment verweilten sie einfach nur dort, sich gegenseitig betrachtend. Jeder herumirrende Gedanke, den einer der beiden hatte, trieb an die Oberfläche - Jims Staunen und Neugierde über diese außerirdische Erfahrung und Spocks...

Spocks Schock, einen Geist gefunden zu haben, der so gut zu seinem eigenen passte.

Wir passen zueinander? überlegte Jim, die Frage seinem Gegenüber stellend, sobald sie ihm selbst bewusst wurde.

Es hat den Anschein [bevorstehend? Imminently, it would seem] antwortete Spock und eine zaghafte Mischung aus Angst und Hoffnung und Staunen durchlief ihn.

Das schien ein Signal für Spock zu sein, dass der Moment des Verweilens vorbei war und Jim konnte nur neben ihm dahintreiben, als der Vorgang begrenzter und gezielter wurde.

Denk an die Gedankenverschmelzung mit meinem anderen Ich, riet ihm sein Erster Offizier und Jim kam seinem Wunsch erfolgreich nach. Er erinnerte sich an die beißende Kälte auf Delta Vega - Ärger, Verbitterung, Beschämung darüber, vom Schiff geworfen worden zu sein, Angst davor, was passieren würde, wenn sie nicht tun würden, wovon er wusste, dass sie es tun mussten - Schuldgefühle von Spock, der schnell diese Emotion ausschaltete. Er erinnerte sich an den Schrecken auf der Flucht vor dem namenlosen Untier, das durch Eis und Schnee hervorbrach und auf einen gefrorenen See stürzte. Das Auffinden der Höhle und seine Rettung durch einen seltsamen alten Mann...

Finger drückten sich gegen sein Gesicht und dann wurde er gepackt und vorwärts gezogen. Keine Unsicherheit, wie es bei seinem Spock gewesen war.

Dein Spock?

Der Spock aus seiner Zeit, der gleichen. Nicht der Spock, der seine besten Jahre hinter sich hatte. Er hatte Müdigkeit empfunden, eine erschöpfte und schmerzhafte Qual, zermürbende Sorgen und Schuldgefühle und trotzdem, tief darunter, ein Gefühl der Hoffnung. Vertrauen. Der Geist, mit dem er verschmolz, glaubte daran, dass er irgendwie in der Lage war zu helfen. Vertrauen in seine Fähigkeiten schimmerte hindurch, wie er es nie zuvor erfahren hatte. Liebe. Ein junger Jim Kirk, am Leben und gesund! Er konnte es schaffen! Er konnte das Sterben beenden, denn er war Jim und es gab nur herzlich wenige Dinge, die er nicht erreichen konnte, wenn er es sich in den Kopf gesetzt hatte. Die Wärme in seiner Seele, die Vorstellung, dass jemand so sehr an ihn glaubte, auch wenn es nur ein Zucken [tremor] war, ein Unterton in all den qualvollen Gefühlen, hinterließ einen Eindruck. Er wurde durch die Erinnerungen an Romulus' und Vulkans Zerstörung geführt, aber dies - dies war die einzige Sache, die die Gedankenverschmelzung in ihm hinterlassen hatte, die einzige Art, auf die er - bis zu einem bestimmten Grad - verändert worden war.

Jemand dort draußen glaubte an ihn. Nicht nur an sein Potential, sondern an das, was er war und an seine Fähigkeit, den Weg zu wählen, der ihn sein Potential ausschöpfen lassen würde. Er war sich dessen nicht bewusst gewesen. Die Botschaft war unter allem anderen in ihn hinein geschlüpft, überdeckt von Not und Gefahr und einer so tiefen Sorge, dass es schmerzte. Aber es war real gewesen und das Vertrauen eines anderen gab ihm Vertrauen in sich selbst. Nicht nur eine verteidigende, großspurige Zuversicht, dass er talentiert war. Ein wahrer Glauben daran, dass er gut war.

Und dann wurde er von Leid getroffen. Nicht das Leid des älteren Spocks, sondern des jüngeren, der darum ankämpfte, dass es nicht zu ihm durchkam. Aber er konnte es sehen, konnte es in seinem eigenen Herzen spüren. Denn Jim kennt mich nicht wirklich, sieht mich nicht wirklich. Er greift instinktiv nach der Zuneigung, die ihm von meinem anderen Ich gewährt wurde. Es ist wahr, seine Aufmerksamkeit mir gegenüber ist nicht natürlich...

Jim ist zu gut, um wahr zu sein.

Aber er ist es nicht.

Er ist fehlerhaft und kaputt und warum denkt Spock, dass er ihn nicht sieht, wie er ist? Jim weiß, wie es ist, für etwas gehalten zu werden, das man nicht ist. Er hat den älteren Spock nie in diesem Licht gesehen, er sucht nicht aus diesem Grund den Kontakt zu ihm, auch nicht unbewusst. Er suchte bei ihm nach Trost, nach Rückversicherung. In dem jüngeren sieht er...

Er sieht Tiefe und eine verwandte Seele, so intelligent und fremd und doch überhaupt nicht so anders. Scherze, mit einer Stimme vorgebracht, die sorgfältig durch Neutralität getarnt ist. Schmerz und Kraft und eine aufrichtige Güte, die nicht nur aus einer pazifistischen Moral stammen kann. Spock ist hypnotisierend. Er ist wie grüne Scherben in Eiswürfeln und nie einschätzbar und lange, warme Finger, die Jims Arm umschließen und Hitze und Lust und Bedürfnis und Angst. Angst, weil er Spock will, aber ihn nicht haben kann, er wird nicht von ihm begehrt [is not wanted back] und er würde nicht das, was er hat, aufs Spiel setzen, nur für eine Berührung und einen Geschmack und gelegentliche Begegnungen ihrer Körper, die er bekommen würde, bevor alles auseinanderbricht, wie er bisher mit jedem seiner Liebhaber gebrochen hatte...

Angst vor dem dunklen Raum, der flüstert, dass seine Gefühle für Spock völlig anders sind als die, die er für die Liebhaber vor ihm hatte...

Dann wird Jim getroffen, überwältigt davon - dass er das Sonnenlicht ist. Er ist das Lächeln, das er trägt, das Spock den Atem raubt und droht, jede Mauer niederzureißen, die er je errichtet hat. Dass er unglaublich ist, denn er sieht Spock in seinen schlimmsten Momenten, aber er kümmert sich nicht darum, er kommt zurück, immer, sogar wenn er es nicht sollte. Und Spock ist entsetzt, getroffen bis ins Mark, weil dieses Sonnenlicht ihn durchleuchtet und hinter seine Oberfläche scheint und trotzdem möchte er durchschaut werden. Jim ist so viele Dinge, die keinen Sinn für ihn machen sollten, Dinge, die kein Vulkanier verstehen würde. Aber Spock versteht sie und möchte mehr verstehen. Wünsche, ihn zu erforschen, alles von ihm, ihn an sich ziehen und die Hitze kühler Haut unter seiner Berührung fühlen, diese Hände an seinen eigenen spüren, aber er kann nicht. Er ist zu instabil. Er ist eine widerliche Kreatur, erbärmlich mit seinen Trieben, denn er fürchtet, sie nicht stoppen zu können, wenn er ihnen nachgibt. Er würde sich in seiner Lust verlieren, wie er sich in seiner Wut verloren hatte und was Jim will, würde keine Rolle spielen, nichts würde eine Rolle spielen, er würde ihn in Besitz nehmen, ihn verschlingen mit der Gewalttätigkeit seiner Vorfahren...

Jim blinzelte, als er fühlte, dass Spock sich plötzlich zurückzog. Ein scharfes Keuchen entfuhr den Lippen des Halb-Vulkaniers, als er die Berührung unterbrach. Er öffnete seine Augen, auch wenn er sie nie wirklich geschlossen hatte. Beide atmeten schwer, obwohl es bei ihm offensichtlicher war. Er fühlte seinen Puls unter der Haut rasen.

Oh.

Oh zum Teufel damit.

Bevor er sich selbst stoppen konnte, bevor eine andere Bewegung gemacht werden konnte, trat Jim schnell einen Schritt vor. Er fasste mit einer Hand hinter Spocks Kopf und brachte dann ihre Münder zusammen. Trotz der Entschlossenheit seiner Bewegungen war der Kuss selbst fast zaghaft. Weich. Einfach eine Berührung ihrer Lippen, aber Spocks Mund war warm und schon allein der Kick des Kontakts ließ seine Nerven vibrieren.

Er war sich nicht sicher, wie es ablaufen würde. Würde es so sein, wie er es bei Spock und Uhura auf der Transporterplattform beobachtet hatte, wo er hauptsächlich nur herumstand und sie sich gegen ihn lehnte? Das schien nicht furchtbar aufregend zu sein, doch weil es Spock war, sollte ihn das vielleicht nicht stören. Sogar diese einfache Berührung brachte mehr Erregung mit sich, als er seit langer Zeit empfunden hatte. Und wer weiß? Vielleicht würde er auch einfach wieder gegen eine Wand geworfen werden. So begann Jim langsam, seinen Mund auf dem reglosen anderen Mund zu bewegen.

Arme legten sich um ihn. Eine Hand kroch sein Rückrad hinauf, um sein Haar zu verwirren. Die andere Hand bewegte sich abwärts, bis sie auf seinem Kreuz anhielt und die gespreizten Finger sandten herrliche Stromstöße durch ihn, als Spocks Hand unter sein Shirt glitt. Spocks Lippen bewegten sich mit Bestimmtheit, aber etwas unsicher. Er war es nicht gewohnt zu küssen, entschied Jim oder zumindest zu küssen und sich dabei wirklich selbst einzubringen. Das verwunderte ihn und für einen Moment war ihm unbehaglich. Aber dann bewegte er seine eigenen Hände, schob die eine Hand von Spocks Nacken zu seinem Rücken hinunter und umfasste mit der anderen seine Wange und Kiefer. Er führte geduldig die Bewegungen seines Partners, trotz der Hitze, die sich durch ihre Berührung rasch in seinen unteren Regionen ausbreitete. Kurz darauf hatte er es bewerkstelligt, in den heißen Mund einzudringen und fand, dass die Zunge darin rauer war als die meisten und ungemein stimulierend. Er stöhnte in den Kuss hinein.

Spock verstärkte seinen Griff und brachte sie noch dichter aneinander. Ihre Münder brachen auseinander, als ihrer beider Bedürfnisse anwuchsen... Eine gewisse Dringlichkeit wurde offensichtlich. Jim rang nach Atem [sucked in a ragged breath] und Spock nahm seine Hand aus Jims Haaren und griff damit stattdessen nach der Hand, die auf seiner Wange lag. Während er zusah, verschränkte der Halb-Vulkanier ihre Finger ineinander. Seine Haut war von einem kräftigeren Grün als normalerweise und seine Augen dunkel von einem Gefühl, das Jim benennen konnte, wie er jetzt begriff.

Er war vorher nur nicht mutig genug gewesen, um diesen Schluss zu ziehen.

"Spock." hauchte er und fühlte ein seltsames Kribbeln, das seinen Arm hinauf stieg, von dort aus, wo ihre Hände miteinander verbunden waren. Offensichtlich war es eine erotische Geste und er betrachtete aufmerksam ihre ineinander greifenden Finger. Ihre Hände hielten sich weiterhin umfasst, als Spock sich an ihn lehnte und sehr langsam seinen Mund über Jims Kiefer gleiten ließ, bis hoch zu der runden Wölbung seines Ohrs.

"Das ist ein vulkanischer Kuss." flüsterte Spock, als ob das ein heiliges Geheimnis wäre.

Ihm kam eine Eingebung und ein intensiver spitzbübischer Schimmer trat in seine Augen. Jim hob ihre miteinander verbundenen Hände an seine Lippen. Er glitt mit seinen Fingern über Spocks und erkannte, dass er hiermit zwar nicht vertraut war, aber sich trotzdem bereit fühlte. Er trennte ihre Hände, was ihm einen kurzen, winzigen Laut der Enttäuschung einbrachte - wie bei einem Kuss, der für den Geschmack des Geliebten zu schnell endet. Dann nahm er Spocks Zeige- und Mittelfinger, deren Wirkung an seiner Haut am intensivsten gewesen war und umschloss sie mit seinem Mund, sanft an ihnen saugend.

Manchmal hatte Jim wirklich gute Ideen.

Spock machte ein äußerst interessantes Geräusch und ein Feuerstrahl bohrte sich direkt durch ihn hindurch, als sich das erotische Kribbeln in seinem Mund entlud. Es war wie ein Zungenkuss mit einem freundlichen Kraftfeld, auf die bestmögliche Weise.

Danach hätte er es nicht mehr stoppen können, selbst wenn er gewollt hätte.
Benutzeravatar
Iru
 
Beiträge: 130
Registriert: Sa 10. Okt 2009, 21:31

von Anzeige » Mi 21. Okt 2009, 21:52

Anzeige
 

Re: Kapitel 16 - in Arbeit -

Beitragvon readonly1956 » Do 22. Okt 2009, 19:33

Jim überbrückte die Zeit, während sie auf den Rückruf des älteren Spocks warteten, indem er den jüngeren löcherte, Geräusche zu machen, zu denen Menschen nicht fähig waren. Zum Glück dachte sich Spock nichts dabei (schien Spock nicht viel dagegen zu haben) und tat ihm den Gefallen, indem er eine Auswahl an Tönen vorführte, die seine Kehle erzeugen konnte. Zusammen teilten sie sie dann in diejenigen auf, die Jim nachahmen konnte und die, wo er es nicht schaffte. Es war wirklich ziemlich unterhaltsam.

Sie mussten nicht viel Zeit totschlagen, bis der Alarm der Computerkonsole ertönte. Jim drehte sich in die Richtung, akzeptierte das eingehende Videosignal und wurde durch das gewohnt gelassene Gesicht begrüßt.

Zuerst jedenfalls. Dann hob der ältere Spock leicht eine Augenbraue.

"Jim.", grüßte er mit milder Überraschung. Sein Blick bewegte sich zwischen den beiden jungen Männern hin und her, die ihn erwartungsvoll anstarrten. Dann schloss er kurz die Augen. "Ich verstehe, ihr habt meinen irreführenden Ratschlag entlarvt. Ich entschuldige mich." sagte er mit aufrichtig klingender Stimme.

"He, das ist OK," antwortete Jim, fast automatisch. Der andere Spock blickte ihn schnell an und er fing sich hastig. "Aber warum hast du das gemacht?"

Es war auf eine bestimmte Art ( in gewisser Weise) unwirklich, mit den beiden gleichzeitig zu sprechen. Zum einen hatten sie den selben Namen und so war er sich nicht sicher, ob er sie beide damit ansprechen sollte. Irgendwie dachte er, dass es nicht besonders klug wäre, 'alter Mann' und 'mein Spock' zu verwenden, wie er es innerlich zu tun pflegte. 'Alter Mann' würde ohne Probleme gehen, da war er sicher. Es war der andere, der ihn zögern ließ.

"Es war meine Absicht, die Umstände so zu beeinflussen, dass ihr beide die Möglichkeit bekommt, euch gegenseitig kennenzulernen.", antwortete der ältere Spock rundheraus. Er sah wie ein Mann aus, der seine Handlungen nicht so sehr bedauerte wie deren Notwendigkeit.

"Das ist der Grund, den du mir für deine erste Täuschung genannt hast." sagte der jüngere Spock, bevor Jim antworten konnte. Sein Ton war spürbar kalt, ohne Betonung und doch gleichzeitig ein wenig bissig. "Warum hast du diese Fehlinformation nicht beim zweiten Gespräch korrigiert?"

Sein Gegenstück begegnete ruhig seinem starren Blick, unerschüttert durch das, wie Jim begriff, nach ihren Gesprächsstandards eine Anklage gewesen war. (Hier fehlt ein 'was', aber das einzuflicken klingt auch nicht schön.
Vorschlag: unerschüttert durch die Anklage, die das nach ihren Maßstäben war, wie Jim klar wurde
.)"Es ist so, wie ich gesagt habe.", versicherte er beiden, offensichtlich Jim in das Gespräch einbeziehend, obwohl er ihn nicht anschaute. Er fühlte dabei erneut, wie sehr er den alten Mann mochte, da er nicht gern ausgeschlossen wurde. "Wenn du gewusst hättest, dass ich mit mir selbst sprechen kann, Jim," fuhr er fort und ließ seinen Blick zu ihm schweifen, "dann hättest du wahrscheinlich einfach ein Gespräch zwischen uns arrangiert. Ich wollte euch nicht der Gelegenheit berauben, selbst zu einem Ergebnis zu kommen. Es schien eine logische Schlussfolgerung zu sein, dass Hilfe, die von dir geleistet wird, offener angenommen wird als Ratschläge, die ich gebe."

Der jüngere Spock versteifte sich. "Ich habe deinen Rat in der Vergangenheit angenommen. Worauf basierte deine Logik?" fragte er fordernd.

Sein älteres Ich schenkte ihm den gleichen geduldigen Blick, den er ein paar Minuten vorher an Jim gerichtet hatte. "Sie basierte auf den wahrscheinlichsten Gründen für das Scheitern der Versuche, deine meditative Praktiken selbstständig anzupassen.", antwortete er. "Du bist intelligent genug, das zu erreichen (den Grund selbst herauszufinden). Daher lag es nahe, dass das Scheitern auf einem emotionalen Problem beruhte. Freunde sind meiner Erfahrung nach besser geeignet, bei solchen zu helfen, als verwirrende (evtl. irritierende?) alte Männer."

"Richtig," sagte Jim. "Du hast gesagt, dass er durch dich verdammt verwirrt wurde."(You did say he confused the hell out of you.) (Ich glaube, er spricht hier den jungen Spock an: Sie haben gesagt, dass er sie höllisch irritiert/verwirrt)So sehr er es auch nicht mochte (So wenig er es auch mochte), manipuliert zu werden, dies war wohl der beste Grund, den er sich hatte erhoffen können. Der ältere Spock war, ganz offensichtlich, ein sehr guter Freund seines alternativen Ichs gewesen. Jim konnte nur annehmen, dass der Mann sich entweder nicht von ihm angezogen gefühlt oder starke Hemmungen(Selbstbeherrschung oder Zurückhaltung) gehabt hatte oder, wie Jim es plante, er hatte es einfach ausgesessen. Er war fest entschlossen sicherzustellen, dass er und sein eigener Spock eine gute Chance bekamen, die gleiche Freundschaft aufzubauen.

Er mochte beide Spocks. Er konnte damit leben. Und er konnte zugeben, sogar unter diesen Umständen[with the set-up] (kann man wahrscheinlich so lassen. Gemeint ist: obwohl der alte Spock ihn in diese Richtung beeinflusst hatte, aber das ist schwierig zu formulieren), dass es seine eigene Wahl war, ob er eine Freundschaft mit dem jüngeren Spock wollte oder nicht. Da war kein Drängen gewesen. Ein kleiner Anstoß, aber das war so, als würde man zwei Leute zu einem Blind Date einladen - eine romantische Empfehlung, nicht mehr. Du kannst sie beide an einen Tisch bringen, aber was sie danach tun, ist ihre Sache.

Dennoch, nur um sicher zu gehen: "Du hast es nicht lustig gefunden, oder?" fragte er.

Beide Spocks sahen ihn an - einer mit undurchdringlicher Miene, der andere etwas traurig.

"Nein, Jim," informierte ihn der ältere Spock. "Es war nicht meine Absicht, dich zu verspotten oder herabzusetzen. Ich habe ausschließlich Respekt vor deiner Intelligenz und Integrität und in der Tat waren genau diese Qualitäten notwendig um sicherzustellen, dass meine Täuschung erfolgreich war. Ein geringerer Mann hätte vielleicht das Universum riskiert."

Jims Kehle verengte sich und er fühlte, wie ihm warm ums Herz wurde bei der Ehrlichkeit, mit der diese Aussage gemacht wurde.

Er war ein wenig überrascht, als sein Sessel zur Seite geschoben wurde und der jüngere Spock sich plötzlich zwischen sie beide stellte und ihm damit den Blick auf den Bildschirm fast völlig verstellte.

"Sehr schön. Die Sache wäre geklärt und wir haben nun nachgewiesen, dass du tatsächlich manipulativer bist als ich.", sagte Spock. Jim blinzelte und fragte sich, warum er gewaltsam aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit entfernt worden war. Er mochte es, dort zu sein. Besonders wenn die Aufmerksamkeit von zwei sehr engagierten (das wäre 'engaged'; 'engaging'= gewinnend, einnehmend, hier vielleicht attraktiv oder sypmpathisch)Halb-Vulkaniern ausging. "Nun wüsste ich gern Details über deine Gedankenverschmelzung mit Jim."

"Was möchtest du wissen?", fragte der ältere Spock, und obwohl Jim seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte, glaubte er ein wenig Erheiterung in seiner Stimme zu hören.

Jim versuchte, seinen Sitz langsam zurück in Richtung des Computerbildschirms zu schieben. Das wurde von einer Hand des jüngeren Spocks verhindert, die er auf die Lehne des Sessels gelegt hatte, um damit seine Bewegung aufzuhalten. Natürlich hätte er aufstehen können oder laut protestieren, aber er war etwas neugierig, was sein Erster Offizier erreichen wollte. Möglicherweise wollte er sicher gehen, dass er selbst die volle Aufmerksamkeit seines anderen Ichs bekam? Vielleicht war eine emotionale Instabilität eingetreten und er befand sich in einem seltsamen Machtrausch?

Es war auf jeden Fall besser abzuwarten.

"Hast du irgendwas in der Sphäre seines Bewusstseins manipuliert, während du Kontakt zu seinem Geist hattest?", fragte Spock und kam damit direkt zum Kern der Sache.

Es blieb eine Weile still auf dem Bildschirm. Jim verspannte sich und schreckte innerlich zurück. Er fühlte sich schuldig wegen dieser Frage, auch wenn er auf Grund seiner Unsicherheit mit angehaltenem Atem auf eine Antwort wartete. Es war nicht seine Idee. Es war nicht sein Vorwurf. Es war insbesondere noch nicht mal seine Befürchtung, aber er fühlte sich trotzdem, als hätte er seinen Phaser genommen und damit auf den alten Mann geschossen.

Und wie er hier so saß, die Hand des anderen Spocks nahe bei sich, erschien es ihm, als hätte er sich wirklich verändert.. (kam ihm der Gedanke: falls er wirklich verändert worden war...) Wollte er sich zurückverwandeln? Er glaubte nicht, dass die Person, die er gewesen war, bevor er Spock traf, besser war als die jetzige.

Tatsächlich war er sich verdammt sicher, dass sie es nicht war.

"Bist du zu so etwas imstande?", fragte der ältere Spock den jüngeren, seine Stimme nun leise und sehr ernst. Neben Jim stand sein eigener Spock steif da und hielt mit der Hand den Sessel fest.

"Ich weiß nicht, was für eine Person ich in einer anderen Welt und viele Jahre später sein könnte.", antwortete er und distanzierte sich damit auf eine eindringliche Art. (mit qualvoller Distanziertheit)

"Es gibt Grenzen, die wir niemals überschreiten werden, weil wir nicht dazu fähig sind."

"Also ist deine Antwort 'Nein'?", beharrte Spock.

Eine weitere Pause trat ein. Jim reckte den Hals, um einen besseren Blick auf den Bildschirm zu bekommen, aber er wurde wieder abgeblockt. Er sah finster drein, genervt hinter Spocks Rücken. (Er betrachtete Spocks Rücken mit ärgerlichem Stirnrunzeln).

"Meine Antwort ist die, die ich gegeben habe.", antwortete der alte Spock, in neutralem, aber noch recht ernstem Ton. "Jetzt muss ich diese Übertragung unterbrechen, es gibt viele dringende Angelegenheiten, die meine Aufmerksamkeit erfordern.", fuhr er fort und Jim fragte sich, ob sein Spock die Lehne des Sessel zerbrechen würde. Seine Finger gruben kleine Furchen hinein. "Ich entschuldige mich noch einmal, Jim, für meine Irreführung."

"Alles ist vergeben.", versicherte Jim ihm und schwenkte einen Arm um Spock herum und vor den Bildschirm.

"Zwischen dir und mir war es das immer.", antwortete der ältere Spock und es schlich sich wieder etwas Freundlichkeit in seine Stimme.

Der jüngere Spock griff nach seinem Arm und senkte ihn, behutsam, trotz seiner Anspannung, die er vorher demonstriert hatte. "Er ist nicht der Jim Kirk, den du kennst.", erinnerte er sein anderes Ich.

"Er kommt ihm so nahe, wie ich es jemals wieder erleben werde.", sagte der ältere Spock und aus irgendeinem Grund fühlte sich Jim, als würde eine Hand in seine Brust greifen und zudrücken. "Lebt lange und in Frieden."

Dann endete die Übertragung.

"Warum waren Sie so gemein zu ihm?", fragte er seinen Spock, sobald der Bildschirm schwarz geworden war.

"Er ist manipulativ und weicht gezielt aus.", antwortete Spock. "Und ich war nicht 'gemein'."

Jim schnaubte. Großartig. Nun fühlte er sich wie Scheiße. "Sie waren ein Arsch.", beschuldigte er ihn. "Hätten Sie ihn nicht ein wenig netter fragen können? Sie wissen schon, so tun, als wenn Sie glauben, dass es ein Unfall war oder etwas in der Richtung?"

Spock drehte sich zu ihm um. "Finden Sie es nicht eher ungewöhnlich, dass sie ihn so verteidigen?" fragte er zurück, die Augen zusammengezogen. "Womit hat er so ein Vertrauen von Ihnen verdient?" Sein Tonfall wirkte argwöhnisch. Er war wieder auf seinem alten Trip.

"Er hat zum Beispiel mein Leben gerettet!", antwortete Jim. Dann seufzte er und sackte etwas in sich zusammen. Auf der anderen Seite schien sich Spock ebenfalls abzuregen. Allerdings sehr langsam. "Warum sollte ich ihn nicht mögen? Er ist ein netter alter Mann, der - soweit ich das beurteilen kann - mich nur einmal angelogen hat. Und da er es getan hat, damit ich Sie kennenlernen kann, werde ich es positiv auslegen und ad acta legen." (darüber hinwegsehen?)

Er war ein wenig in Gedanken versunken und daher nicht darauf vorbereitet, als Spock sich vorbeugte und ihre Blicke ineinander verschränkte (kann man Blicke verschränken? wie wäre 'ihn zwang, ihm in die Augen zu sehen'? Aber was machen wir dann mit dem nächsten Satz?). Jim sah im direkt in die Augen. Sie waren todernst, nicht ärgerlich, aber sehr streng und ernst.

Er fragte sich, ob sie so ausdrucksstark bleiben würden, wenn sein Erster Offizier die volle Kontrolle über seine Emotionen zurückerlangt haben würde.

"Was würden Sie von mir erwarten, wenn er Ihren Verstand vergewaltigt hätte?" ,fragte Spock ruhig. "Wenn er genommen hätte, was Sie ausmacht und es in jemand anderen umgeformt hätte? Soll ich solche Übergriffe als zulässig ansehen?"

Jim zuckte zusammen. Dann schluckte er hart und widerstand dem Drang, die Hand nach seinem Freund auszustrecken, der so offensichtlich etwas brauchte. "Spock," sagte er. "Mein Verstand ist eine Menge, aber nicht vergewaltigt." Zumindest darin war er sich verdammt sicher. Sie starrten sich einen weiteren Moment lang an. Dann lenkte Spock ein.

"Es war eine schlechte Wahl der Worte.", gab er zu.

"Es war eine schlechte Wahl der Gedanken.", konterte Jim. "Sie haben ihn gehört. Er hat soviel gesagt wie, dass das Durcheinanderbringen meines Gehirns eine Grenze ist, die er niemals überschreiten könnte."

"Er hat es impliziert.", korrigierte ihn sein Erster Offizier. "Und wie er bereits demonstriert hat, sind seine Implikationen nicht sehr verlässlich."

Frustriert streckte Jim plötzlich die Hand nach Spock aus und griff nach seinem Handgelenk. Er zog die Hand zu sich, so dass sie an der Seite seines Kopfes schwebte. Spock erstarrte, unbeweglich wie Stein, seine Haut warm unter Jims Fingern, die Augen im Schock geweitet. "Dann überprüfen Sie es.", riet ihm Jim und schluckte all die Nervosität und Angst hinunter, die durch ihn rann wie Feuer und sein Herz pochen ließ. Ein Teil von ihm brannte vor Neugier - wie würde eine Gedankenverschmelzung mit Spock sein? War er irgendwie anders, würden sie Veränderungen in seinem Geist finden?

Ein anderer Teil von ihm fürchtete sich davor, was passieren könnte, wenn Spock nicht gefallen würde, was er sah. Wenn er wirklich keine Ahnung davon hatte, dass Jim sich von ihm angezogen gefühlt hatte oder immer noch angezogen fühlte und wenn so eine Entdeckung ihn noch mehr abstoßen würde. Er könnte hassen, was er in seinem Geist sah. Er könnte etwas finden, das geändert worden war und es rückgängig machen und dann wäre Jim ein anderer, als er jetzt war. Vielleicht würde er dann Spock wirklich nicht mehr mögen.

Möglicherweise wäre das eine Erleichterung.

Spocks Finger zuckten. Jim warf einen Blick auf sein Gesicht und erkannte, dass er ein Schuft gewesen war (da bin ich nicht sicher, was gemeint ist. Vielleicht eher, auf Spock bezogen, 'dass er an der Grenze dessen war, was er ertragen konnte' oder so). Er ließ ihn los. Sofort wurde die Hand eilig zurückgezogen und sein Freund trat einen Schritt zurück.

"Ich kann nicht.", sagte Spock ruhig. "Es wäre gefährlich für mich, es zu versuchen, während ich instabil bin."

Jim nickte, seinen Blick vermeidend.

"Ich..."

Bei seinem zögernden Tonfall sah Jim ihn schließlich doch an und bemerkte einen leichten Anschein (Anflug)von Unsicherheit in Spocks Gesicht. Er war so schnell wieder gegangen, wie er gekommen war, ersetzt durch eine Art ruhiger Entschlossenheit. "Ich werde meditieren.," sagte er. "Ich werde die Nacht dafür nutzen. Wenn wir am Morgen einen Versuch machen, während mein Fokus stabil ist - dann sollte es ausreichen."

Dankbar, nervös und verschiedene andere Dinge empfindend, denen er keinen Namen geben konnte, nickte Jim. Er fühlte den starken Drang, irgendetwas zu tun. Spock zu berühren, eine Verbindung herzustellen, ihm zu versichern, dass er ihm vertraute, wie es Menschen mit einer Berührung taten. Aber er widerstand diesem Wunsch.

Allerdings erkannte er, dass er nicht länger in ihrer Unterkunft bleiben konnte.

"Vielleicht sollte ich Bones kontaktieren.", schlug er vor. "Fragen, ob er mich während der Nacht aufnehmen kann. Dann können Sie sich besser fokussieren."

Spock zögerte einen Moment mit seiner Antwort, aber dann nickte er leicht. "Das ist logisch.", stimmte er zu.

Entschieden bewegte Jim seinen Sessel so, dass er vor dem Computer zu stehen kam und sah seinen Ersten Offizier dann nachdenklich an. "Warum haben Sie mich überhaupt vorhin weggeschoben?", fragte er. Spock versteifte sich.

"Sie haben eine extrem positive Reaktion auf mein alternatives Ich gezeigt," antwortete er, sich fast ein wenig verteidigend. "Wenn ihr Verstand manipuliert wurde, dann ist es logisch anzunehmen, dass dies ein erzwungener Impuls war. Ich hatte den Wunsch, ihn zu minimieren."

Jim sah ihn verblüfft an.

Manchmal klang Spock ziemlich verrückt. Er schüttelte seinen Kopf, aber beließ es dabei.

Leider war Bones' Unterkunft ein Einzelzimmer, aber er war mehr als bereit, Jim seinen Flur (Fußboden)zu überlassen. Jim entschloss sich, ihn anzunehmen - es würde keine bequeme Nacht werden, aber er fand, dass Spock und er etwas Abstand voneinander brauchten. Als er seine Absichten verkündete, sah ihn Spock seltsam an.

"Ich glaube, ich kenne eine logischere Lösung.", sagte er und begann, seine Sachen zusammenzusammeln. "Wenn der Doktor einverstanden ist, können er und ich für heute Nacht unsere Schlafplätze tauschen."

Jim blinzelte. Gut, es machte Sinn, den einzelnen Mann in das Einzelzimmer zu schicken. Besser als zwei Leute hineinzustopfen. Er kontaktierte noch mal Bones und erklärte es ihm.

"Jesus, schön, wenn es hilft.", stimmte er zu. "Ich werde dann mal meine Sachen hinbringen. Wo seid ihr eigentlich?"

Er nannte ihm die Position der ihnen zugeteilten Unterkunft.

"Gottverdammt, einmal durch den halben verdammten Komplex..." murrte Bones und packte seine verstreut herumliegenden Habseligkeiten in eine Tasche. Jim sah ihm amüsiert zu, seine hektischen Bewegungen mit Spocks sorgfältiger Methodik vergleichend. Ziemlich witzig, wenn man bedachte, dass beide seine Freunde waren.

"Ich unterbreche jetzt die Verbindung.", bot Jim liebenswürdig an, da er erkannt hatte, dass der gute Doktor nun wirklich abgelenkt war. "Wir sehen uns in einer Minute."

"Hä?" murmelte Bones. "Oh ja, mach mal."

Jim nahm ein letztes Bild von seinem Freund mit, wie er herumwirbelte und die Luft nach dem Aufenthaltsort seiner Socken befragte. Dann schaltete er die Konsole aus und wandte sich an Spock, der jetzt ordentlich bepackt und geduldig wartete. Er zögerte, nicht wirklich sicher, welche Form des Abschieds angemessen wäre.

"Wir sehen uns morgen.", bot Spock diplomatisch an. Jim nickte ihm zu und beobachtete, wie er den Raum verließ.

Dann blieb er für gute zwanzig Minuten sich selbst überlassen. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, starrte die nackte, leere Decke über sich an und schaukelte ein wenig auf dem Schwenksockel hin und her. Nach einer Minute entfuhr ihm ein verärgerter Seufzer und er strich sich mit der Hand über das Gesicht. Diese ganze Spock-Geschichte - vielleicht wäre es tatsächlich besser, wenn sie sich als eine Täuschung herausstellte. Aber der Gedanke erschien ihm sehr hohl. Das war ihm zu einfach. (Er mochte ihn nicht, so einfach war das.)
Er fragte sich, wie Spocks Gesichtsausdruck gewesen sein musste, dass sich Marlena derart erschrocken hatte. Und er fragte sich, was Spock gedacht hatte - nicht nur heute. Es war wohl ziemlich ironisch, wissen zu wollen, was im Kopf eines Telepathen vor sich ging. Es war definitiv nervig.

Verdammt.

Hatte er eine Gehirnwäsche verpasst bekommen?

Er fing an zu denken, dass der ganze Vergleich in den Wahnsinn führen würde. Er würde verrückt werden, wenn er sich ständig fragte, wer gerade in seinem Kopf steckte. Wahrscheinlich war es aber sowieso egal, weil man ihm nicht mehr erlauben würde, sein Raumschiff zu führen. Spock würde wahrscheinlich wieder zum Captain befördert werden.

Wenn er ihn nicht kennen würde, hätte Jim vielleicht angefangen, seinen Ersten Offizier einer sehr umständlichen Form der Sabotage zu verdächtigen.

Er sprang von seinem Sitz auf, als die Türglocke ertönte. Aber Bones ließ sich ohnehin schon selbst herein.

"Wusstest du schon, dass diese verrückte Frau, mit der du dich mal getroffen hast, hier herumjagt?" fragte er ohne Einleitung und warf seine Tasche neben die Tür. Jim machte ein langes Gesicht.

"Was, immer noch?" fragte er.

"Sie hat dich schon mal erwischt, was?", fragte Bones zurück, beugte sich runter, steckte eine Hand in seine Tasche und zog eine Flasche heraus. Er legte sie in Jims Hände. "Hier, Brandy."

Jim sah auf die Flasche und dann auf seinen Freund und dann wieder auf die Flasche. "Ich liebe dich, Bones.", erklärte er mit viel Gefühl. McCoy rollte nur mit den Augen.

"Oh sicher, das hast du zumindest rausgefunden.", murmelte er bei sich selbst, was einen Moment der Verblüffung bei Jim bewirkte, die er mit der Jagd nach Gläsern wieder vertrieb. Etwas zu trinken schien eine gute Idee zu sein. Er war sich allerdings der Tatsache bewusst, dass er sich jetzt nicht betrinken durfte - nicht, wenn er die für den nächsten Morgen geplanten Aktivitäten durchziehen wollte. Irgendwie glaubte er nicht, dass Spock sehr kooperativ sein würde, wenn er ihm auf die Schuhe kotzte.

Er füllte zwei Gläser, machte es sich mit Bones in den zwei gemütlichen Sesseln der kleinen Unterkunft bequem und entspannte sich in seiner ungezwungenen Gesellschaft.

"Wie geht es deiner Kehle?", fragte der Doktor.

Jim zuckte mit den Schultern. "Besser. Sogar richtig gut.", antwortete er. "Du kennst mich, ich komm schnell wieder auf die Beine."

Er erhielt ein Grunzen als Antwort. Dem folgte ein langer, ruhiger Moment, als die beiden Männer ihre Drinks schlürften und Gedanken in ihren Köpfen wälzten.

"So." sagte Bones schließlich. "Du und dein übergroßer Elf, ihr habt Krach?" Jim blitzte ihn an. Er hob abwehrend eine Hand. "Zum Teufel, Jim, was soll ich sonst denken, wenn du mich fragst, ob wir zusammen kampieren, damit du von ihm weg kommst? Was ist passiert? Oder will ich es lieber nicht wissen?"

Er hörte für einen Moment auf, Bones anzublitzen und gab dann mit einem Seufzen nach. "Nichts ist passiert.", sagte er. "Er muss einfach meditieren. Ist eine vulkanische Sache."

Bones sah ihn abwägend an. "... Sicher.", sagte er. "Weißt du, ich bin mir nicht sicher, ob mir diese Sache mit dir und Spock gefällt. Ich habe noch nie zuvor erlebt, dass du so viele Geheimnisse hast."

Zuerst sträubte sich Jim. Aber seine abwehrenden Gefühle schienen nicht lange vorzuhalten und nach einer Minute verflüchtigten sie sich völlig. Er streckte einen seiner Füße aus und lehnte sich in den prallen Stoff seines Sessels zurück. "Es ist nur ein Geheimnis, Bones.", gab er zu. "Und es ist Spocks - nicht meins." Als Zugabe ergänzte er: "Meins habe ich dir schon erzählt."

Sein Freund musterte ihn einen Moment lang schweigend. Dann schüttelte er den Kopf. "Verdammt. Ich hoffe, er ist es wert.", murmelte er in sein Glas und trank einen Schluck. "OK, wenn er irgendwas versucht, denk dran, dass du einen Freund mit legalem Zugang zu diversen tödlichen Substanzen hast."

Jim blickte ihn schief an. "Hast du mir gerade angeboten, meine Tugend vor Spock zu beschützen?", fragte er.

Bones schnaubte. "Tugend? Du?", antwortete er. "Zum Teufel nein, Jim. Um Himmels willen, ich bin Arzt, kein Idiot. Du hast allerdings eine weiche und nachgiebige Seite." Er nippte an seinem Glas. "Daher werde ich es im Auge behalten."

"Weiche und nachgiebige Seite?", fragte Jim und sah etwas entsetzt aus. "Woher hast du denn diesen Scheiß?"

Die eloquente Reaktion seines Freundes bestand darin, sich an die Schläfe zu tippen und abzuwinken.

"Mach dir keine Sorgen.", beruhigte ihn McCoy. "Dieses Geheimnis ist bei mir ebenfalls sicher."

Jim konnte nur noch den Kopf schütteln. Er kippte etwas von dem Drink hinunter und fragte sich, wann er so durchschaubar geworden war. Ein Ruf als Softie war etwas, das er vermeiden wollte. Obwohl, jetzt wo er so darüber nachdachte, als knallharter Typ wollte er ebensowenig gelten. Einfach allgemein fantastisch zu sein wäre wünschenswert.

"Obwohl ich sagen muss," fuhr Bones fort, "dass du mir keinen Gefallen damit getan hast, mir dieses Bild von dir und Spock in den Kopf zu setzen. Ich werde es einfach nicht mehr los."

Jim sah ihn fasziniert an. "Bild?", fragte er, bevor er es sich anders überlegen konnte. Verdammt. Würde er nie über diese ganze Spock-plus-Sex-Geschichte hinwegkommen?

Er musste sich aber keine schrecklichen Sorgen machen. "Jepp.", grummelte der gute Doktor. "Von dir und ihm auf einem Feld mit Gänseblümchen." Er schauderte. "Nun kann ich mich nicht mal mehr an Gänseblümchen erfreuen."

"Ich weiß, die Leute sagen, dass ich der verkorkste Typ von uns beiden bin, Bones, aber manchmal bezweifle ich das." antwortete Jim und überdachte seine Entscheidung, sich nicht komplett zu betrinken. Aber nein, das war immer noch eine schlechte Idee, alles in allem. Verlockend, aber schlecht. Und er wurde immer besser darin, Verlockungen zu widerstehen.

"Wenn ich verkorkst bin, dann nur wegen meines schlechten Umgangs.", versicherte ihm Bones. "Ich schwöre, alle in der Sternenflotte haben ihren verdammten Verstand verloren. Psychologische Bewertungen, dass ich nicht lache. Wenn sie wirklich den Scheiß durchziehen, aus dem die Flotte besteht.. Gott, ich kann mir das bei keinem vorstellen." (würde die Flotte aus... Gott, ich mag mir gar nicht vorstellen, woraus - bestehen), gab er zu. "Wer macht es zu seinem Lebenstraum, sich selbst in einer metallenen Kiste, an der eine Bombe festgeschnallt ist, durch ein tödliches Vakuum zu schießen? Wir sind alle total verrückt."

"Zumindest lernen wir sexy Aliens kennen.", hob Jim optimistisch hervor.

Bones sah ihn trocken an. "Ich würde dir zustimmen, wenn ich nicht die Richtung kennen würde, in die dein Geschmack derzeit geht.", antwortete er. Dann schüttelte er den Kopf, als wäre allein der Gedanke an eine Person, die Spock attraktiv findet, pure Verrücktheit. "Es muss dein Grün-Tick sein. Ich meine, ich weiß, dass es nicht seine Persönlichkeit ist."

Er meinte diesen Kommentar nicht wirklich gehässig, aber Jim versteifte sich trotzdem. "Es ist..."

"Nein, sag es mir nicht." verlangte Bones. "Ich nehme es zurück. Du kannst so verrückt nach seiner Persönlichkeit sein, wie du willst. Nichts davon macht auch nur eine Spur von Sinn für mich."

Ein wenig rachsüchtig blitzte ihn Jim aus den Augenwinkeln an. "Spitze Ohren haben etwas unvorstellbar Erotisches.", sagte er schnell, bevor er unterbrochen werden konnte. Der Blick auf Bones' Gesicht war unbezahlbar. Er brauchte einen Moment, um die Information zu verarbeiten, aber als er es erstmal getan hatte, war es, als hätte er ein Glas des andorianischen Kater-Mittels geleert.

"Oh Jesus.", fluchte er, schluckte dann den Rest seine Drinks runter und füllte sich nach. "Du bist wirklich ein Bastard, Jim, weißt du das? Jetzt wird es Monate dauern, bevor ich dem Mann wieder an den Kopf schauen kann, ohne dass mir schlecht wird."

Jim zuckte mit den Achseln. "Vielleicht hast du Glück und er lässt seine Haare wachsen.", schlug er mit geheuchelter Unschuld vor. Bones lehnte sich rüber und quetschte seinen Arm zusammen.

"Wenn du mir das nochmal antust, werde ich beantragen, dass sie Marlene oder Mary Anne, oder wie zum Teufel ihr Name lautet, auf die Enterprise versetzen.", drohte er.

"Bones," antwortete Jim bestürzt. "Sag das nicht mal im Scherz. Das ist nicht lustig."

Der gute Doktor blickte ihn an. "Wer sagt, dass ich scherze?", entgegnete er. "Zumindest wirst du viel Übung darin bekommen, über die Decks zu rennen."

Er schüttelte den Kopf. "Nee. Ich werde nur die ganze Zeit damit verbringen, mich hinter Spock zu verstecken." Dann, denn es schien ihm eine gute Idee zu sein, ergriff er die Gelegenheit, von der wilden Jagd und der anschließenden Rettung zu berichten. Bones hörte sich seinen Bericht mit einigem Interesse an. Als er zu dem Teil kam, wo Spock die Frau aus ihrer Türöffnung vertrieb, kicherte sein Freund.

"Verdammt. Ich hätte gutes Geld bezahlt, um das zu sehen.", gestand er. "Spock, der dich vor deiner eigenen Taktlosigkeit (Affäre oder Fehltritt) rettet - ihm ist wahrscheinlich noch ganz wirr davon im Kopf, wie 'unlogisch' du bist."

Jim runzelte die Stirn. "Was? Meinst du?", fragte er. Bones blickte in seine Richtung und seufzte gereizt.

"Gott Jim, versuch dich ein bisschen weniger wie ein vierzehnjähriges Mädchen aufzuführen, OK?" flehte er. "Davon bekomme ich eine Gänsehaut."

Seine Bemerkung brachte ihm einen bösen Blick ein. "Wenn ich etwas zum Werfen hätte, würde ich es tun. Aber ich will nicht meinen Drink verschwenden.", informierte ihn Jim großmütig. Bones gluckste nur.

"Guter Mann.", sagte der Doktor zustimmend.

Das Gespräch wandte sich dann von Spock ab, da Jim eine Weile nicht mehr darüber nachdenken wollte und Bones das Ganze noch nicht so recht in seinen Kopf bekam. Stattdessen sprachen sie über die Neuigkeiten und das Schiff und Bones' medizinische Studien (nur kurz, da Jim anfing einzuschlafen) und wie es McCoys Tochter ging, was dann zu gegrummelten Beschwerden über bestimmte Ex-Frauen und deren widerliche neue Partner führte.

Er lauschte eine Weile dem Wortschwall seines Freundes, bis der Abend zu Ende ging und er sich schließlich immer noch in seinem Sessel sitzend vorfand, im Dunkeln, mit einem leeren Glas, während Bones in einem der beiden schmalen Betten vor sich hin schnarchte. Es gab außerirdische Bestien, die leiser brüllten. Trotzdem sprach in seinen Augen etwas für die Geräusche - die Gewissheit, dass er nicht allein im Zimmer war.

Ob Vulkanier jemals schnarchten?

Wahrscheinlich nicht.



War das als der Beginn einer ungesunden Voreingenommenheit (Vorliebe) zu bewerten?

Jim beschloss mit einem Seufzen, dass er zu müde war, sich deswegen Gedanken zu machen, und so schleppte er sich in sein Bett. Glücklicherweise hatte er keinen leichten Schlaf, ansonsten hätte er nie mit Bones zusammen übernachten können. Nicht ohne seinen Verstand zu verlieren.

Am nächsten Morgen wachte er sehr früh auf. Seine Augen öffneten sich im matten, grauen Licht der Dämmerung. Bones hatte aufgehört zu schnarchen. Er drehte sich prüfend herum, aber sein Freund war noch da und schlief - nur zur Abwechslung ungewöhnlich leise. Er fragte sich, ob ihn die Stille geweckt hatte. Wahrscheinlich waren es eher seine eigenen Nerven. So oder so schien er nicht in der Lage zu sein, wieder einzuschlafen.

Mit einem leichten Seufzen kletterte er aus dem Bett. Er empfand dieses schlingernde, unerfreuliche Gefühl, das entsteht, wenn man unausgeschlafen und etwas nervös ist. Bones drehte sich in seinem Bett herum, etwas Unverständliches in seinen Bart murmelnd, und Jim ersparte (gönnte) seiner schlafenden Gestalt ein liebevolles Schnauben [and Jim spared his sleeping form a fond snort], bevor er sich daran machte, seine morgendliche Aufwachprozedur abzuschließen. Ein paar Minuten später verließ er den Raum. Er ging nicht weit, sondern folgte nur einem Weg nach draußen, in die stille Kälte des Morgens.

Die Luft tat seinen Lungen gut. Sie war ein wenig schneidend, aber nicht so sehr, dass es ihn störte. Das waren diese kleinen Dinge, die man in einem Raumschiff wirklich vermisste - Dinge wie Jahreszeiten und der Geruch des Morgens. Hier im Freien zu stehen, mit nichts als dem Himmel über sich und Temperaturen fühlend, die nicht reguliert wurden, um mit den für seinen Körper optimalen Werten übereinzustimmen. Er lehnte sich gegen die äußere Wand des Gebäudes und lauschte der Stille.

Menschen waren nicht telepathisch. Oder empathisch. Es gab ein paar Studien, die darauf hindeuteten, dass sie, als Spezies, zu einem gewissen Level des Wahrnehmungsvermögens imstande waren, das solchen Fähigkeiten entfernt ähnelte, aber die waren selten. Den Resultaten solcher Studien wurde außerdem allgemein mit viel Skepsis begegnet. Aber Jim wusste mit Bestimmtheit, dass kein Mensch zu Dingen fähig war, wie er sie auf Delta Vega erlebt hatte.

In gewisser Weise gab ihm dieser Umstand das Gefühl, eine ausgeprägte Schwachstelle zu haben. Es gab viele Dinge, die Spock tun konnte, zu denen er selbst einfach nicht in der Lage war. Die Telepathie und die Tatsache, dass er dreimal stärker war und in einer Hitze überleben konnte, die Jim ziemlich schnell töten würde. Sein fotografisches Gedächtnis. Das waren merkwürdige Fähigkeiten, die ihn manchmal einschüchterten, auf eine unterschwellige, nervende Art, die er sich nicht immer eingestehen konnte. Er fragte sich, wie es für die früheren Menschen gewesen war, als der Erste Kontakt stattgefunden hatte. Du begreifst mit einem Mal nicht nur, dass du nicht allein im Universum bist. Sondern auch, dass die Außerirdischen, die vorbeikommen, um Hallo zu sagen, Runden in deinem Verstand drehen können, ohne auch nur ins Schwitzen zu kommen.

Demütigend, nahm er an. Abgesehen davon, dass niemand jemals Vulkanier beneidet hatte. Gut, offenkundig würde sie jetzt niemand beneiden, aber sogar, als sie auf dem Höhepunkt ihres Einflusses und Ansehens in der Föderation gewesen waren, stellte das nie ein Problem dar. Die Menschheit war Vulkaniern begegnet und zur Abwechslung hatte sie plötzlich Zufriedenheit mit sich selbst entwickelt - ungewöhnlich für seine Spezies zu jener Zeit.

Jim musste zugeben, dass er -sollte man ihn irgendwie vor die Wahl stellen - ziemlich glücklich wäre, ein Mensch zu bleiben. Wobei, ein paar zusätzliche telepathische Kräfte wären auch nicht verkehrt.

"Er hatte Zugang zu Ihrem Geist – Ihren Gedanken, Erinnerungen, Gefühlen, Wahrnehmungen..."

Er fröstelte ein wenig.

Er tadelte sich selbst und stärkte seine Entschlossenheit. Wie er mal zu einem seiner Ausbilder gesagt hatte, nachdem eine Reihe unvorhersehbarer Störfälle ihn gezwungen hatte, nackt über den Hof zu flitzen - er hatte nichts zu verbergen.

Selbst wenn er eine Menge zu verbergen hatte.

Letzten Endes war es nicht so, dass er einfach den ganzen Plan aus dem Fenster schmeißen konnte. Wenn er es täte, dann würde er sich selbst immer in Frage stellen und Spock würde ihn immer in Frage stellen, egal, was seine Instinkte ihm sagten. Außerdem, wenn es annähernd so war wie beim letzten Mal, dann würde sein Freund nicht seinen ganzen Geist durchwühlen. Er würde nur - nur diese Dinge tun und herausfinden, ob es dort Teile gab, die durcheinandergebracht worden waren. Richtig?

Man musste nicht den ganzen Geist durchgehen (durchstöbern?), um das zu tun, oder?

Verdammt. Er wusste es nicht. Er würde fragen müssen.

Es war die Hölle zu warten und besorgt zu sein, wie er jetzt. Wenn er könnte, würde er direkt losmarschieren, Spock finden und es hinter sich bringen. Besser sich einfach hineinstürzen und es später bereuen als sich herumzudrücken und zuviel über eine Sache nachzudenken. Aber er war nicht der einzige Beteiligte hierbei. Auch wenn sein Verstand der fragliche Gegenstand war, um den es ging.

Einige Stunden später fand ihn Bones, wie er zum Horizont blickte und ein Bild der Anspannung bot. Der gute Doktor schüttelte den Kopf und lehnte sich an die Wand neben ihm.

Eine Zeit lang standen sie einfach nur da.

"Wie kann ich helfen?", fragte Bones schließlich. Jim zuckte bei dem Klang seiner Stimme ein wenig zusammen und sah zu ihm hinüber, verwirrt und fragend. Sein Freund sah ruhig zurück. Als er keine Antwort bekam, seufzte er und lehnte seinen Kopf gegen die Wand. "Verdammt, Jim, ich mag ja nicht wissen, was los ist, aber ich weiß, dass etwas los ist. Du grübelst und trägst einen Phaser mit dir herum - und normalerweise tust du keins von beidem."

Jim wusste nicht wirklich, was er dazu sagen sollte. So ließ er das Schweigen zwischen ihnen für eine Weile bestehen. Schließlich entspannte er sich ein wenig und verschränkte die Arme vor der Brust.

"He, Bones?", begann er und Bones sah ihn erwartungsvoll an. "Würdest du sagen, dass ich... dass ich anders bin seit, du weißt schon, das alles passiert ist?"

Er sah seinen Freund nicht an, während er auf die Antwort wartete, sondern hielt stattdessen seinen Blick auf den Horizont fixiert. Aber er hörte, wie er sich ein wenig bewegte.

"Naja..." sagte Bones abwägend. "Ja, in gewisser Weise schon."

Jim nickte und er spürte, wie sein Herz etwas sank. "Nein, überhaupt nicht" wäre eine beruhigendere Antwort gewesen. Aber andererseits wusste er ja schon selbst, dass er sich verändert hatte. Die wirkliche Frage war nicht 'ob' sondern vielmehr 'warum'.

"Findest du... " begann er und zögerte ein wenig. Aber Bones war geduldig. Er fand die Kraft, um weiterzusprechen "Bin ich - bin ich jetzt besser als ich vorher war?"

Schweigen.

Er schaffte es, all seinen Mut zusammenzuraffen, schon immer eine seiner Stärken, und sah hinüber zu Bones, der sich ebenfalls zu ihm gedreht hatte und ihn abwägend ansah. Nach einem Moment schenkte ihm der Doktor ein einzelnes, entscheidendes Nicken. "Jepp.", fasste er zusammen.

Irgendwie schien es nichts mehr zu geben, das Jim ihn danach noch fragen wollte. So nickte er nur und drückte sich von der Wand weg. Bones folgte ihm.

"Spock wartet auf dich.", wurde er informiert und dann klopfte ihm eine warme Hand auf die Schulter. "So, was zum Teufel hier auch abgeht, viel Glück. Aus ihm konnte ich auch kein einziges verdammtes Wort herausbekommen." Bones klang etwas verärgert deswegen, aber als Jim sich mit einem entschuldigenden Blick zu ihm wandte, ging er schon davon. Die Hände in den Taschen.

Er schluckte.

Spock wartete. Gut, wenigstens konnte er es jetzt hinter sich bringen. Er betrat wieder das unscheinbare Gebäude und ging zurück zu ihrer Unterkunft. Als er bei der Tür ankam, zögerte er nicht - ansonsten hätte es vielleicht damit geendet, dass er sich umgedreht hätte und in die andere Richtung gerannt wäre. So marschierte er statt dessen einfach hindurch, seine Schultern aufrecht und seine Schritte eine Sicherheit ausdrückend, die ausschließlich an der Oberfläche bestand. Er wurde fast sofort von Spocks ruhigem, neutralen Gesichtsausdruck begrüßt. Sein Freund stand isoliert in der Mitte des Raums.

"Wir sollten anfangen.", sagte er, ohne jede Einleitung. Jim nickte entschlossen.

Dann standen sie beide eine Zeit lang dort.

Jim blickte sich im Raum um, der in den vergangenen paar Stunden nicht plötzlich seine Ausstattung geändert hatte. Dann sah er wieder zu Spock, der einfach dastand und ihn beobachtete.

Er machte eine Bewegung und räusperte sich.

Das schien zu funktionieren.

Spock trat einen Schritt nach vorn, die Augen fast leer, das Gesicht ausdruckslos. Aber da war eine gewisse Langsamkeit in seinen Bewegungen, die auf einen Mangel an Sicherheit hinwies. "Es wird nicht weh tun.", versicherte er. "Außerdem werde ich mein Bestes tun, um eine Verletzung ihrer Privatsphäre zu verhindern. Wenn es irgendwelche Gedanken gibt, von denen Sie nicht möchten, dass ich sie sehe, dann vermeiden Sie es einfach, daran zu denken. Nehmen Sie sie aus ihrem Geist.", riet er. "Ich werde Ihre Hilfe anfordern (in Anspruch nehmen), um meine Suche ausschließlich auf die relevanten Gebiete zu lenken."

Jim zwang sich selbst, bei dieser Aussage und Spocks offensichtlichen Versuchen, ihn zu beruhigen, ein wenig zu entspannen. Er schluckte und nickte, eine Geste, die dieses Mal mehr Freundlichkeit enthielt.

"Lassen Sie es uns einfach zu Ende bringen.", empfahl er.

Dunkle Augen suchten für einen Moment seine eigenen. Jim wusste nicht, wonach sie suchten oder was sie fanden. Aber nach einer Minute senkte sein Erster Offizier den Kopf und hob seine Hand.

Seine Finger waren zuerst leicht, als sie sich auf Jims Gesicht legten. Leichter als die seines älteren Gegenparts gewesen waren. Er schluckte, als er das seltsame, verräterische Surren unter seiner Haut spürte, besonders dort, wo Spocks Zeige- und Mittelfinger ihn berührten. Dann verstärkte sich der Druck und leise Geräusche drangen an sein Ohr.

"Mein Geist zu deinem Geist.", sagte er.

"Meine Gedanken zu deinen Gedanken," echote seine Stimme in Jims Bewusstsein, als wenn Jim selbst die Worte gedacht hätte, aber sie mit Spocks Stimme hörte. Und plötzlich war er nicht mehr allein innerhalb der Grenzen seines Schädels - noch war er auf seinen eigenen Schädel begrenzt. Eine Präsenz von Spock erreichte ihn. Es war nicht wie seine körperliche Gestalt, es ähnelte eher einem Klang. Und trotzdem auch viel gewaltiger als diese vagen gedanklichen Wahrnehmungen. Farben, Gerüche, Eindrücke, Dinge, die Jims Verstand mit seinem Ersten Offizier verband und solche, die der Verstand seines Ersten Offiziers mit ihm selbst verband, verschmolzen miteinander und formten den psychischen Eindruck. Es war nicht nur Spock, der diese Wahrnehmungen empfing, sondern beide.

Jim hatte sich nie selbst mit dem Sonnenlicht assoziiert. Doch an diesem Ort hatte er die Farbe von Gold.

Er fühlte seine Überraschung und Spocks Überraschung, denn Spock war ein funkelndes Schwarz, wie die unermessliche Weite des Weltraums. Wunderschön und geheimnisvoll, mit einer Dunkelheit, die mehr Versprechen als Schrecken in sich barg. Für einen Moment verweilten sie einfach nur dort, sich gegenseitig betrachtend. Jeder herumirrende Gedanke, den einer der beiden hatte, trieb an die Oberfläche - Jims Staunen und Neugierde über diese außerirdische (fremdartige) Erfahrung und Spocks...

Spocks Schock, einen Geist gefunden zu haben, der so gut zu seinem eigenen passte.

Wir passen zueinander? überlegte Jim, die Frage seinem Gegenüber stellend, sobald sie ihm selbst bewusst wurde.

Es hat den Anschein [bevorstehend? Imminently, it would seem] (Wir sind kurz davor, wie es scheint ?)antwortete Spock und eine zaghafte Mischung aus Angst und Hoffnung und Staunen durchlief ihn.

Das schien ein Signal für Spock zu sein, dass der Moment des Verweilens vorbei war und Jim konnte nur neben ihm dahintreiben, als der Vorgang begrenzter und gezielter wurde.

Denk an die Gedankenverschmelzung mit meinem anderen Ich, riet ihm sein Erster Offizier und Jim kam seinem Wunsch erfolgreich nach. Er erinnerte sich an die beißende Kälte auf Delta Vega - Ärger, Verbitterung, Beschämung darüber, vom Schiff geworfen worden zu sein, Angst davor, was passieren würde, wenn sie nicht tun würden, wovon er wusste, dass sie es tun mussten - Schuldgefühle von Spock, der schnell diese Emotion ausschaltete. Er erinnerte sich an den Schrecken auf der Flucht vor dem namenlosen Untier, das durch Eis und Schnee hervorbrach und auf einen gefrorenen See stürzte. Das Auffinden der Höhle und seine Rettung durch einen seltsamen alten Mann...

Finger drückten sich gegen sein Gesicht und dann wurde er gepackt und vorwärts gezogen. Keine Unsicherheit, wie es bei seinem Spock gewesen war.

Dein Spock?

Der Spock aus seiner Zeit, der gleichen (der seinesgleichen war). Nicht der Spock, der seine besten Jahre hinter sich hatte. Er hatte Müdigkeit empfunden, eine erschöpfte und schmerzhafte Qual, zermürbende Sorgen und Schuldgefühle und trotzdem, tief darunter, ein Gefühl der Hoffnung. Vertrauen. Der Geist, mit dem er verschmolz, glaubte daran, dass er irgendwie in der Lage war zu helfen. Vertrauen in seine Fähigkeiten schimmerte hindurch, wie er es nie zuvor erfahren hatte. Liebe. Ein junger Jim Kirk, am Leben und gesund! Er konnte es schaffen! Er konnte das Sterben beenden, denn er war Jim und es gab nur herzlich wenige Dinge, die er nicht erreichen konnte, wenn er es sich in den Kopf gesetzt hatte. Die Wärme in seiner Seele, die Vorstellung, dass jemand so sehr an ihn glaubte, auch wenn es nur ein Zucken (Beben)[tremor] war, ein Unterton in all den qualvollen Gefühlen, hinterließ einen Eindruck. Er wurde durch die Erinnerungen an Romulus' und Vulkans Zerstörung geführt, aber dies - dies war die einzige Sache, die die Gedankenverschmelzung in ihm hinterlassen hatte, die einzige Art, auf die er - bis zu einem bestimmten Grad - verändert worden war.

Jemand dort draußen glaubte an ihn. Nicht nur an sein Potential, sondern an das, was er war und an seine Fähigkeit, den Weg zu wählen, der ihn sein Potential ausschöpfen lassen würde. Er war sich dessen nicht bewusst gewesen. Die Botschaft war unter allem anderen in ihn hinein geschlüpft, überdeckt von Not und Gefahr und einer so tiefen Sorge, dass es schmerzte (für 'flayed him open' hätte ich gerne einen stärkeren, bildhafteren Ausdruck. Wir haben das schon im alten Forum länger diskutiert, weil der Ausdruck auch mehrfach vorkommt, kamen aber zu keinem Ergebnis. Hat jemand eine Idee?) Aber es war real gewesen und das Vertrauen eines anderen gab ihm Vertrauen in sich selbst. Nicht nur eine verteidigende, großspurige Zuversicht, dass er talentiert war. Ein wahrer Glauben daran, dass er gut war.

Und dann wurde er von Leid (Trauer?) getroffen. Nicht das Leid des älteren Spocks, sondern des jüngeren, der darum ankämpfte, dass es nicht zu ihm durchkam. Aber er konnte es sehen, konnte es in seinem eigenen Herzen spüren. Denn ... Jim kennt mich nicht wirklich, sieht mich nicht wirklich. Er greift instinktiv nach der Zuneigung, die ihm von meinem anderen Ich gewährt wurde. Es ist wahr, seine Aufmerksamkeit mir gegenüber ist nicht natürlich...

Jim ist zu gut, um wahr zu sein.

Aber er ist es nicht.

Er ist fehlerhaft und kaputt und warum denkt Spock, dass er ihn nicht sieht, wie er ist? Jim weiß, wie es ist, für etwas gehalten zu werden, das man nicht ist. Er hat den älteren Spock nie in diesem Licht gesehen, er sucht nicht aus diesem Grund den Kontakt zu ihm, auch nicht unbewusst. Er suchte bei ihm nach Trost, nach Rückversicherung. In dem jüngeren sieht er...

Er sieht Tiefe und eine verwandte Seele, so intelligent und fremd und doch überhaupt nicht so anders. Scherze, mit einer Stimme vorgebracht, die sorgfältig durch Neutralität getarnt ist. Schmerz und Kraft und eine aufrichtige Güte, die nicht nur aus einer pazifistischen Moral stammen kann. Spock ist hypnotisierend. Er ist wie grüne Scherben in Eiswürfeln und nie einschätzbar und lange, warme Finger, die Jims Arm umschließen und Hitze und Lust und Bedürfnis und Angst. Angst, weil er Spock will, aber ihn nicht haben kann, er wird nicht von ihm begehrt und er würde nicht das, was er hat, aufs Spiel setzen, nur für eine Berührung und einen Geschmack und gelegentliche Begegnungen ihrer Körper, die er bekommen würde, bevor alles auseinanderbricht, wie er bisher mit jedem seiner Liebhaber gebrochen hatte (das finde ich wichtig: es ist genau umgekehrt, 'wie bisher jeder seiner Liebhaber mit ihm gebrochen hat/ ihn hat fallen lassen')...

Angst vor dem dunklen Raum, der flüstert, dass seine Gefühle für Spock völlig anders sind als die, die er für die Liebhaber vor ihm hatte...

Dann wird Jim getroffen, überwältigt davon - dass er das Sonnenlicht ist. Er ist das Lächeln, das er trägt, das Spock den Atem raubt und droht, jede Mauer niederzureißen, die er je errichtet hat. Dass er unglaublich ist, denn er sieht Spock in seinen schlimmsten Momenten, aber er kümmert sich nicht darum, er kommt zurück, immer, sogar wenn er es nicht sollte. Und Spock ist entsetzt, getroffen bis ins Mark, weil dieses Sonnenlicht ihn durchleuchtet und hinter seine Oberfläche scheint und trotzdem möchte er durchschaut werden. Jim ist so viele Dinge, die keinen Sinn für ihn machen sollten, Dinge, die kein Vulkanier verstehen würde. Aber Spock versteht sie und möchte mehr verstehen. Wünsche(er wünscht sich/möchte), ihn zu erforschen, alles von ihm (vollkommen/vollständig), ihn an sich ziehen und die Hitze kühler Haut unter seiner Berührung fühlen, diese Hände an seinen eigenen spüren, aber er kann nicht. Er ist zu instabil. Er ist eine widerliche Kreatur, erbärmlich mit seinen Trieben, denn er fürchtet, sie nicht stoppen zu können, wenn er ihnen nachgibt. Er würde sich in seiner Lust verlieren, wie er sich in seiner Wut verloren hatte und was Jim will, würde keine Rolle spielen, nichts würde eine Rolle spielen, er würde ihn in Besitz nehmen, ihn verschlingen mit der Gewalttätigkeit seiner Vorfahren...

Jim blinzelte, als er fühlte, dass Spock sich plötzlich zurückzog. Ein scharfes Keuchen entfuhr den Lippen des Halb-Vulkaniers, als er die Berührung unterbrach. Er öffnete seine Augen, auch wenn er sie nie wirklich geschlossen hatte. Beide atmeten schwer, obwohl es bei ihm offensichtlicher war. Er fühlte seinen Puls unter der Haut rasen.

Oh.

Oh zum Teufel damit.

Bevor er sich selbst stoppen konnte, bevor eine andere Bewegung gemacht werden konnte, trat Jim schnell einen Schritt vor. Er fasste mit einer Hand hinter Spocks Kopf und brachte dann ihre Münder zusammen. Trotz der Entschlossenheit seiner Bewegungen war der Kuss selbst fast zaghaft. Weich. Einfach eine Berührung ihrer Lippen, aber Spocks Mund war warm und schon allein der Kick des Kontakts ließ seine Nerven vibrieren.

Er war sich nicht sicher, wie es ablaufen würde. Würde es so sein, wie er es bei Spock und Uhura auf der Transporterplattform beobachtet hatte, wo er hauptsächlich nur herumstand und sie sich gegen ihn lehnte? Das schien nicht furchtbar aufregend zu sein, doch weil es Spock war, sollte ihn das vielleicht nicht stören. Sogar diese einfache Berührung brachte mehr Erregung mit sich, als er seit langer Zeit empfunden hatte. Und wer weiß? Vielleicht würde er auch einfach wieder gegen eine Wand geworfen werden. So begann Jim langsam, seinen Mund auf dem reglosen anderen Mund zu bewegen.

Arme legten sich um ihn. Eine Hand kroch sein Rückgrat hinauf, um sein Haar zu verwirren. Die andere Hand bewegte sich abwärts, bis sie auf seinem Kreuz anhielt und die gespreizten Finger sandten herrliche Stromstöße durch ihn, als Spocks Hand unter sein Shirt glitt. Spocks Lippen bewegten sich mit Bestimmtheit, aber etwas unsicher. Er war es nicht gewohnt zu küssen, entschied Jim, oder zumindest zu küssen und sich dabei wirklich selbst einzubringen. Das verwunderte ihn und für einen Moment war ihm unbehaglich. Aber dann bewegte er seine eigenen Hände, schob die eine Hand von Spocks Nacken zu seinem Rücken hinunter und umfasste mit der anderen seine Wange und Kiefer. Er führte geduldig die Bewegungen seines Partners, trotz der Hitze, die sich durch ihre Berührung rasch in seinen unteren Regionen ausbreitete. Kurz darauf hatte er es bewerkstelligt, in den heißen Mund einzudringen und fand, dass die Zunge darin rauer war als die meisten und ungemein stimulierend. Er stöhnte in den Kuss hinein.

Spock verstärkte seinen Griff und brachte sie noch dichter aneinander. Ihre Münder brachen auseinander, als ihrer beider Bedürfnisse anwuchsen... Eine gewisse Dringlichkeit wurde offensichtlich. Jim rang nach Atem und Spock nahm seine Hand aus Jims Haaren und griff damit statt dessen nach der Hand, die auf seiner Wange lag. Während er zusah, verschränkte der Halb-Vulkanier ihre Finger ineinander. Seine Haut war von einem kräftigeren Grün als normalerweise und seine Augen dunkel von einem Gefühl, das Jim benennen konnte, wie er jetzt begriff.

Er war vorher nur nicht mutig genug gewesen, um diesen Schluss zu ziehen.

"Spock.", hauchte er und fühlte ein seltsames Kribbeln, das seinen Arm hinauf stieg, von dort aus, wo ihre Hände miteinander verbunden waren. Offensichtlich war es eine erotische Geste und er betrachtete aufmerksam ihre ineinander greifenden Finger. Ihre Hände hielten sich weiterhin umfasst, als Spock sich an ihn lehnte und sehr langsam seinen Mund über Jims Kiefer gleiten ließ, bis hoch zu der runden Wölbung seines Ohrs.

"Das ist ein vulkanischer Kuss.", flüsterte Spock, als ob das ein heiliges Geheimnis wäre.

Ihm kam eine Eingebung und ein intensiver spitzbübischer Schimmer trat in seine Augen. Jim hob ihre miteinander verbundenen Hände an seine Lippen. Er glitt mit seinen Fingern über Spocks und erkannte, dass er hiermit zwar nicht vertraut war, aber sich trotzdem bereit fühlte. Er trennte ihre Hände, was ihm einen kurzen, winzigen Laut der Enttäuschung einbrachte - wie bei einem Kuss, der für den Geschmack des Geliebten zu schnell endet. Dann nahm er Spocks Zeige- und Mittelfinger, deren Wirkung an seiner Haut am intensivsten gewesen war, und umschloss sie mit seinem Mund, sanft an ihnen saugend.

Manchmal hatte Jim wirklich gute Ideen.

Spock machte ein äußerst interessantes Geräusch und ein Feuerstrahl bohrte sich direkt durch ihn hindurch, als sich das erotische Kribbeln in seinem Mund entlud. Es war wie ein Zungenkuss mit einem freundlichen Kraftfeld, auf die bestmögliche Weise.

Danach hätte er es nicht mehr stoppen können, selbst wenn er gewollt hätte.
Benutzeravatar
readonly1956
Administrator
 
Beiträge: 189
Registriert: Di 8. Sep 2009, 16:12

Re: Kapitel 16 - in Arbeit -

Beitragvon Iru » Do 22. Okt 2009, 21:31

Ich habe viele deiner Vorschläge übernommen und einige in Fettschrift kommentiert. Die letzte Entscheidung kannst du treffen und das Kapitel dann übernehmen, keine weitere Rücksprache nötig aus meiner Sicht.

Jim überbrückte die Zeit, während sie auf den Rückruf des älteren Spocks warteten, indem er den jüngeren löcherte, Geräusche zu machen, zu denen Menschen nicht fähig waren. Zum Glück schien Spock nicht viel dagegen zu haben und tat ihm den Gefallen, indem er eine Auswahl an Tönen vorführte, die seine Kehle erzeugen konnte. Zusammen teilten sie sie dann in diejenigen auf, die Jim nachahmen konnte und die, wo er es nicht schaffte. Es war wirklich ziemlich unterhaltsam.

Sie mussten nicht viel Zeit totschlagen, bis der Alarm der Computerkonsole ertönte. Jim drehte sich in die Richtung, akzeptierte das eingehende Videosignal und wurde durch das gewohnt gelassene Gesicht begrüßt.

Zuerst jedenfalls. Dann hob der ältere Spock leicht eine Augenbraue.

"Jim.", grüßte er mit milder Überraschung. Sein Blick bewegte sich zwischen den beiden jungen Männern hin und her, die ihn erwartungsvoll anstarrten. Dann schloss er kurz die Augen. "Ich verstehe, ihr habt meinen irreführenden Ratschlag entlarvt. Ich entschuldige mich." sagte er mit aufrichtig klingender Stimme.

"He, das ist OK," antwortete Jim, fast automatisch. Der andere Spock blickte ihn schnell an und er fing sich hastig. "Aber warum hast du das gemacht?"

Es war in gewisser Weise unwirklich, mit den beiden gleichzeitig zu sprechen. Zum einen hatten sie den selben Namen und so war er sich nicht sicher, ob er sie beide damit ansprechen sollte. Irgendwie dachte er, dass es nicht besonders klug wäre, 'alter Mann' und 'mein Spock' zu verwenden, wie er es innerlich zu tun pflegte. 'Alter Mann' würde ohne Probleme gehen, da war er sicher. Es war der andere, der ihn zögern ließ.

"Es war meine Absicht, die Umstände so zu beeinflussen, dass ihr beide die Möglichkeit bekommt, euch gegenseitig kennenzulernen.", antwortete der ältere Spock rundheraus. Er sah wie ein Mann aus, der seine Handlungen nicht so sehr bedauerte wie deren Notwendigkeit.

"Das ist der Grund, den du mir für deine erste Täuschung genannt hast." sagte der jüngere Spock, bevor Jim antworten konnte. Sein Ton war spürbar kalt, ohne Betonung und doch gleichzeitig ein wenig bissig. "Warum hast du diese Fehlinformation nicht beim zweiten Gespräch korrigiert?"

Sein Gegenstück begegnete ruhig seinem starren Blick, unerschüttert durch die Anklage, die das nach ihren Maßstäben war, wie Jim klar wurde. "Es ist so, wie ich gesagt habe.", versicherte er beiden, offensichtlich Jim in das Gespräch einbeziehend, obwohl er ihn nicht anschaute. Er fühlte dabei erneut, wie sehr er den alten Mann mochte, da er nicht gern ausgeschlossen wurde. "Wenn du gewusst hättest, dass ich mit mir selbst sprechen kann, Jim," fuhr er fort und ließ seinen Blick zu ihm schweifen, "dann hättest du wahrscheinlich einfach ein Gespräch zwischen uns arrangiert. Ich wollte euch nicht der Gelegenheit berauben, selbst zu einem Ergebnis zu kommen. Es schien eine logische Schlussfolgerung zu sein, dass Hilfe, die von dir geleistet wird, offener angenommen wird als Ratschläge, die ich gebe."

Der jüngere Spock versteifte sich. "Ich habe deinen Rat in der Vergangenheit angenommen. Worauf basierte deine Logik?" fragte er fordernd.

Sein älteres Ich schenkte ihm den gleichen geduldigen Blick, den er ein paar Minuten vorher an Jim gerichtet hatte. "Sie basierte auf den wahrscheinlichsten Gründen für das Scheitern der Versuche, deine meditative Praktiken selbstständig anzupassen.", antwortete er. "Du bist intelligent genug, das zu erreichen (den Grund selbst herauszufinden). Ich denke, es geht hier darum, dass Spock eigentlich intelligent genug wäre, seine Meditation an die neue Praktik anzupassen, siehe oben.Daher lag es nahe, dass das Scheitern auf einem emotionalen Problem beruhte. Freunde sind meiner Erfahrung nach besser geeignet, bei solchen zu helfen, als verwirrende alte Männer."

"Richtig," sagte Jim. "Sie haben gesagt, dass er sie höllisch verwirrt. So wenig er es auch mochte, manipuliert zu werden, dies war wohl der beste Grund, den er sich hatte erhoffen können. Der ältere Spock war, ganz offensichtlich, ein sehr guter Freund seines alternativen Ichs gewesen. Jim konnte nur annehmen, dass der Mann sich entweder nicht von ihm angezogen gefühlt oder starke Hemmungen(Selbstbeherrschung oder Zurückhaltung)Selbstbeherrschung wäre allerdings kein Unterschied zu Fall 3: Aussitzen gehabt hatte oder, wie Jim es plante, er hatte es einfach ausgesessen. Er war fest entschlossen sicherzustellen, dass er und sein eigener Spock eine gute Chance bekamen, die gleiche Freundschaft aufzubauen.

Er mochte beide Spocks. Er konnte damit leben. Und er konnte zugeben, sogar unter diesen Umständen, dass es seine eigene Wahl war, ob er eine Freundschaft mit dem jüngeren Spock wollte oder nicht. Da war kein Drängen gewesen. Ein kleiner Anstoß, aber das war so, als würde man zwei Leute zu einem Blind Date einladen - eine romantische Empfehlung, nicht mehr. Du kannst sie beide an einen Tisch bringen, aber was sie danach tun, ist ihre Sache.

Dennoch, nur um sicher zu gehen: "Du hast es nicht lustig gefunden, oder?" fragte er.

Beide Spocks sahen ihn an - einer mit undurchdringlicher Miene, der andere etwas traurig.

"Nein, Jim," informierte ihn der ältere Spock. "Es war nicht meine Absicht, dich zu verspotten oder herabzusetzen. Ich habe ausschließlich Respekt vor deiner Intelligenz und Integrität und in der Tat waren genau diese Qualitäten notwendig um sicherzustellen, dass meine Täuschung erfolgreich war. Ein geringerer Mann hätte vielleicht das Universum riskiert."

Jims Kehle verengte sich und er fühlte, wie ihm warm ums Herz wurde bei der Ehrlichkeit, mit der diese Aussage gemacht wurde.

Er war ein wenig überrascht, als sein Sessel zur Seite geschoben wurde und der jüngere Spock sich plötzlich zwischen sie beide stellte und ihm damit den Blick auf den Bildschirm fast völlig verstellte.

"Sehr schön. Die Sache wäre geklärt und wir haben nun nachgewiesen, dass du tatsächlich manipulativer bist als ich.", sagte Spock. Jim blinzelte und fragte sich, warum er gewaltsam aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit entfernt worden war. Er mochte es, dort zu sein. Besonders wenn die Aufmerksamkeit von zwei sehr sypmpathischen Halb-Vulkaniern ausging. "Nun wüsste ich gern Details über deine Gedankenverschmelzung mit Jim."

"Was möchtest du wissen?", fragte der ältere Spock, und obwohl Jim seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte, glaubte er ein wenig Erheiterung in seiner Stimme zu hören.

Jim versuchte, seinen Sitz langsam zurück in Richtung des Computerbildschirms zu schieben. Das wurde von einer Hand des jüngeren Spocks verhindert, die er auf die Lehne des Sessels gelegt hatte, um damit seine Bewegung aufzuhalten. Natürlich hätte er aufstehen können oder laut protestieren, aber er war etwas neugierig, was sein Erster Offizier erreichen wollte. Möglicherweise wollte er sicher gehen, dass er selbst die volle Aufmerksamkeit seines anderen Ichs bekam? Vielleicht war eine emotionale Instabilität eingetreten und er befand sich in einem seltsamen Machtrausch?

Es war auf jeden Fall besser abzuwarten.

"Hast du irgendwas in der Sphäre seines Bewusstseins manipuliert, während du Kontakt zu seinem Geist hattest?", fragte Spock und kam damit direkt zum Kern der Sache.

Es blieb eine Weile still auf dem Bildschirm. Jim verspannte sich und schreckte innerlich zurück. Er fühlte sich schuldig wegen dieser Frage, auch wenn er auf Grund seiner Unsicherheit mit angehaltenem Atem auf eine Antwort wartete. Es war nicht seine Idee. Es war nicht sein Vorwurf. Es war insbesondere noch nicht mal seine Befürchtung, aber er fühlte sich trotzdem, als hätte er seinen Phaser genommen und damit auf den alten Mann geschossen.

Und wie er hier so saß, die Hand des anderen Spocks nahe bei sich, kam ihm der Gedanke: falls er wirklich verändert worden war...Wollte er sich zurückverwandeln? Er glaubte nicht, dass die Person, die er gewesen war, bevor er Spock traf, besser war als die jetzige.

Tatsächlich war er sich verdammt sicher, dass sie es nicht war.

"Bist du zu so etwas imstande?", fragte der ältere Spock den jüngeren, seine Stimme nun leise und sehr ernst. Neben Jim stand sein eigener Spock steif da und hielt mit der Hand den Sessel fest.

"Ich weiß nicht, was für eine Person ich in einer anderen Welt und viele Jahre später sein könnte.", antwortete er mit qualvoller Distanziertheit.

"Es gibt Grenzen, die wir niemals überschreiten werden, weil wir nicht dazu fähig sind."

"Also ist deine Antwort 'Nein'?", beharrte Spock.

Eine weitere Pause trat ein. Jim reckte den Hals, um einen besseren Blick auf den Bildschirm zu bekommen, aber er wurde wieder abgeblockt. Er betrachtete Spocks Rücken mit ärgerlichem Stirnrunzeln.

"Meine Antwort ist die, die ich gegeben habe.", antwortete der alte Spock, in neutralem, aber noch recht ernstem Ton. "Jetzt muss ich diese Übertragung unterbrechen, es gibt viele dringende Angelegenheiten, die meine Aufmerksamkeit erfordern.", fuhr er fort und Jim fragte sich, ob sein Spock die Lehne des Sessel zerbrechen würde. Seine Finger gruben kleine Furchen hinein. "Ich entschuldige mich noch einmal, Jim, für meine Irreführung."

"Alles ist vergeben.", versicherte Jim ihm und schwenkte einen Arm um Spock herum und vor den Bildschirm.

"Zwischen dir und mir war es das immer.", antwortete der ältere Spock und es schlich sich wieder etwas Freundlichkeit in seine Stimme.

Der jüngere Spock griff nach seinem Arm und senkte ihn, behutsam, trotz seiner Anspannung, die er vorher demonstriert hatte. "Er ist nicht der Jim Kirk, den du kennst.", erinnerte er sein anderes Ich.

"Er kommt ihm so nahe, wie ich es jemals wieder erleben werde.", sagte der ältere Spock und aus irgendeinem Grund fühlte sich Jim, als würde eine Hand in seine Brust greifen und zudrücken. "Lebt lange und in Frieden."

Dann endete die Übertragung.

"Warum waren Sie so gemein zu ihm?", fragte er seinen Spock, sobald der Bildschirm schwarz geworden war.

"Er ist manipulativ und weicht gezielt aus.", antwortete Spock. "Und ich war nicht 'gemein'."

Jim schnaubte. Großartig. Nun fühlte er sich wie Scheiße. "Sie waren ein Arsch.", beschuldigte er ihn. "Hätten Sie ihn nicht ein wenig netter fragen können? Sie wissen schon, so tun, als wenn Sie glauben, dass es ein Unfall war oder etwas in der Richtung?"

Spock drehte sich zu ihm um. "Finden Sie es nicht eher ungewöhnlich, dass sie ihn so verteidigen?" fragte er zurück, die Augen zusammengezogen. "Womit hat er so ein Vertrauen von Ihnen verdient?" Sein Tonfall wirkte argwöhnisch. Er war wieder auf seinem alten Trip.

"Er hat zum Beispiel mein Leben gerettet!", antwortete Jim. Dann seufzte er und sackte etwas in sich zusammen. Auf der anderen Seite schien sich Spock ebenfalls abzuregen. Allerdings sehr langsam. "Warum sollte ich ihn nicht mögen? Er ist ein netter alter Mann, der - soweit ich das beurteilen kann - mich nur einmal angelogen hat. Und da er es getan hat, damit ich Sie kennenlernen kann, werde ich es positiv auslegen und darüber hinwegsehen.

Er war ein wenig in Gedanken versunken und daher nicht darauf vorbereitet, als Spock sich vorbeugte und ihre Blicke ineinander verschränktevielleicht "so dass sich ihre Blicke kreuzten" oder "begegneten", allerdings entfällt dann das zwingende Moment (kann man Blicke verschränken? wie wäre 'ihn zwang, ihm in die Augen zu sehen'? Aber was machen wir dann mit dem nächsten Satz?). Jim sah im direkt in die Augen. Sie waren todernst, nicht ärgerlich, aber sehr streng und ernst.

Er fragte sich, ob sie so ausdrucksstark bleiben würden, wenn sein Erster Offizier die volle Kontrolle über seine Emotionen zurückerlangt haben würde.

"Was würden Sie von mir erwarten, wenn er Ihren Verstand vergewaltigt hätte?" ,fragte Spock ruhig. "Wenn er genommen hätte, was Sie ausmacht und es in jemand anderen umgeformt hätte? Soll ich solche Übergriffe als zulässig ansehen?"

Jim zuckte zusammen. Dann schluckte er hart und widerstand dem Drang, die Hand nach seinem Freund auszustrecken, der so offensichtlich etwas brauchte. "Spock," sagte er. "Mein Verstand ist eine Menge, aber nicht vergewaltigt." Zumindest darin war er sich verdammt sicher. Sie starrten sich einen weiteren Moment lang an. Dann lenkte Spock ein.

"Es war eine schlechte Wahl der Worte.", gab er zu.

"Es war eine schlechte Wahl der Gedanken.", konterte Jim. "Sie haben ihn gehört. Er hat soviel gesagt wie, dass das Durcheinanderbringen meines Gehirns eine Grenze ist, die er niemals überschreiten könnte."

"Er hat es impliziert.", korrigierte ihn sein Erster Offizier. "Und wie er bereits demonstriert hat, sind seine Implikationen nicht sehr verlässlich."

Frustriert streckte Jim plötzlich die Hand nach Spock aus und griff nach seinem Handgelenk. Er zog die Hand zu sich, so dass sie an der Seite seines Kopfes schwebte. Spock erstarrte, unbeweglich wie Stein, seine Haut warm unter Jims Fingern, die Augen im Schock geweitet. "Dann überprüfen Sie es.", riet ihm Jim und schluckte all die Nervosität und Angst hinunter, die durch ihn rann wie Feuer und sein Herz pochen ließ. Ein Teil von ihm brannte vor Neugier - wie würde eine Gedankenverschmelzung mit Spock sein? War er irgendwie anders, würden sie Veränderungen in seinem Geist finden?

Ein anderer Teil von ihm fürchtete sich davor, was passieren könnte, wenn Spock nicht gefallen würde, was er sah. Wenn er wirklich keine Ahnung davon hatte, dass Jim sich von ihm angezogen gefühlt hatte oder immer noch angezogen fühlte und wenn so eine Entdeckung ihn noch mehr abstoßen würde. Er könnte hassen, was er in seinem Geist sah. Er könnte etwas finden, das geändert worden war und es rückgängig machen und dann wäre Jim ein anderer, als er jetzt war. Vielleicht würde er dann Spock wirklich nicht mehr mögen.

Möglicherweise wäre das eine Erleichterung.

Spocks Finger zuckten. Jim warf einen Blick auf sein Gesicht und erkannte, dass er ein Schuft gewesen war (da bin ich nicht sicher, was gemeint ist. Vielleicht eher, auf Spock bezogen, 'dass er an der Grenze dessen war, was er ertragen konnte' oder so). Ich vermute, dass gemeint ist, dass er Spock zu einer Gedankenverschmelzung überreden will. Also meint er sich selbst damit.Er ließ ihn los. Sofort wurde die Hand eilig zurückgezogen und sein Freund trat einen Schritt zurück.

"Ich kann nicht.", sagte Spock ruhig. "Es wäre gefährlich für mich, es zu versuchen, während ich instabil bin."

Jim nickte, seinen Blick vermeidend.

"Ich..."

Bei seinem zögernden Tonfall sah Jim ihn schließlich doch an und bemerkte einen leichten Anflug von Unsicherheit in Spocks Gesicht. Er war so schnell wieder gegangen, wie er gekommen war, ersetzt durch eine Art ruhiger Entschlossenheit. "Ich werde meditieren.," sagte er. "Ich werde die Nacht dafür nutzen. Wenn wir am Morgen einen Versuch machen, während mein Fokus stabil ist - dann sollte es ausreichen."

Dankbar, nervös und verschiedene andere Dinge empfindend, denen er keinen Namen geben konnte, nickte Jim. Er fühlte den starken Drang, irgendetwas zu tun. Spock zu berühren, eine Verbindung herzustellen, ihm zu versichern, dass er ihm vertraute, wie es Menschen mit einer Berührung taten. Aber er widerstand diesem Wunsch.

Allerdings erkannte er, dass er nicht länger in ihrer Unterkunft bleiben konnte.

"Vielleicht sollte ich Bones kontaktieren.", schlug er vor. "Fragen, ob er mich während der Nacht aufnehmen kann. Dann können Sie sich besser fokussieren."

Spock zögerte einen Moment mit seiner Antwort, aber dann nickte er leicht. "Das ist logisch.", stimmte er zu.

Entschieden bewegte Jim seinen Sessel so, dass er vor dem Computer zu stehen kam und sah seinen Ersten Offizier dann nachdenklich an. "Warum haben Sie mich überhaupt vorhin weggeschoben?", fragte er. Spock versteifte sich.

"Sie haben eine extrem positive Reaktion auf mein alternatives Ich gezeigt," antwortete er, sich fast ein wenig verteidigend. "Wenn ihr Verstand manipuliert wurde, dann ist es logisch anzunehmen, dass dies ein erzwungener Impuls war. Ich hatte den Wunsch, ihn zu minimieren."

Jim sah ihn verblüfft an.

Manchmal klang Spock ziemlich verrückt. Er schüttelte seinen Kopf, aber beließ es dabei.

Leider war Bones' Unterkunft ein Einzelzimmer, aber er war mehr als bereit, Jim seinen Fußboden zu überlassen. Jim entschloss sich, ihn anzunehmen - es würde keine bequeme Nacht werden, aber er fand, dass Spock und er etwas Abstand voneinander brauchten. Als er seine Absichten verkündete, sah ihn Spock seltsam an.

"Ich glaube, ich kenne eine logischere Lösung.", sagte er und begann, seine Sachen zusammenzusammeln. "Wenn der Doktor einverstanden ist, können er und ich für heute Nacht unsere Schlafplätze tauschen."

Jim blinzelte. Gut, es machte Sinn, den einzelnen Mann in das Einzelzimmer zu schicken. Besser als zwei Leute hineinzustopfen. Er kontaktierte noch mal Bones und erklärte es ihm.

"Jesus, schön, wenn es hilft.", stimmte er zu. "Ich werde dann mal meine Sachen hinbringen. Wo seid ihr eigentlich?"

Er nannte ihm die Position der ihnen zugeteilten Unterkunft.

"Gottverdammt, einmal durch den halben verdammten Komplex..." murrte Bones und packte seine verstreut herumliegenden Habseligkeiten in eine Tasche. Jim sah ihm amüsiert zu, seine hektischen Bewegungen mit Spocks sorgfältiger Methodik vergleichend. Ziemlich witzig, wenn man bedachte, dass beide seine Freunde waren.

"Ich unterbreche jetzt die Verbindung.", bot Jim liebenswürdig an, da er erkannt hatte, dass der gute Doktor nun wirklich abgelenkt war. "Wir sehen uns in einer Minute."

"Hä?" murmelte Bones. "Oh ja, mach mal."

Jim nahm ein letztes Bild von seinem Freund mit, wie er herumwirbelte und die Luft nach dem Aufenthaltsort seiner Socken befragte. Dann schaltete er die Konsole aus und wandte sich an Spock, der jetzt ordentlich bepackt und geduldig wartete. Er zögerte, nicht wirklich sicher, welche Form des Abschieds angemessen wäre.

"Wir sehen uns morgen.", bot Spock diplomatisch an. Jim nickte ihm zu und beobachtete, wie er den Raum verließ.

Dann blieb er für gute zwanzig Minuten sich selbst überlassen. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, starrte die nackte, leere Decke über sich an und schaukelte ein wenig auf dem Schwenksockel hin und her. Nach einer Minute entfuhr ihm ein verärgerter Seufzer und er strich sich mit der Hand über das Gesicht. Diese ganze Spock-Geschichte - vielleicht wäre es tatsächlich besser, wenn sie sich als eine Täuschung herausstellte. Aber der Gedanke erschien ihm sehr hohl. Er mochte ihn nicht, so einfach war das.

Er fragte sich, wie Spocks Gesichtsausdruck gewesen sein musste, dass sich Marlena derart erschrocken hatte. Und er fragte sich, was Spock gedacht hatte - nicht nur heute. Es war wohl ziemlich ironisch, wissen zu wollen, was im Kopf eines Telepathen vor sich ging. Es war definitiv nervig.

Verdammt.

Hatte er eine Gehirnwäsche verpasst bekommen?

Er fing an zu denken, dass der ganze Vergleich in den Wahnsinn führen würde. Er würde verrückt werden, wenn er sich ständig fragte, wer gerade in seinem Kopf steckte. Wahrscheinlich war es aber sowieso egal, weil man ihm nicht mehr erlauben würde, sein Raumschiff zu führen. Spock würde wahrscheinlich wieder zum Captain befördert werden.

Wenn er ihn nicht kennen würde, hätte Jim vielleicht angefangen, seinen Ersten Offizier einer sehr umständlichen Form der Sabotage zu verdächtigen.

Er sprang von seinem Sitz auf, als die Türglocke ertönte. Aber Bones ließ sich ohnehin schon selbst herein.

"Wusstest du schon, dass diese verrückte Frau, mit der du dich mal getroffen hast, hier herumjagt?" fragte er ohne Einleitung und warf seine Tasche neben die Tür. Jim machte ein langes Gesicht.

"Was, immer noch?" fragte er.

"Sie hat dich schon mal erwischt, was?", fragte Bones zurück, beugte sich runter, steckte eine Hand in seine Tasche und zog eine Flasche heraus. Er legte sie in Jims Hände. "Hier, Brandy."

Jim sah auf die Flasche und dann auf seinen Freund und dann wieder auf die Flasche. "Ich liebe dich, Bones.", erklärte er mit viel Gefühl. McCoy rollte nur mit den Augen.

"Oh sicher, das hast du zumindest rausgefunden.", murmelte er bei sich selbst, was einen Moment der Verblüffung bei Jim bewirkte, die er mit der Jagd nach Gläsern wieder vertrieb. Etwas zu trinken schien eine gute Idee zu sein. Er war sich allerdings der Tatsache bewusst, dass er sich jetzt nicht betrinken durfte - nicht, wenn er die für den nächsten Morgen geplanten Aktivitäten durchziehen wollte. Irgendwie glaubte er nicht, dass Spock sehr kooperativ sein würde, wenn er ihm auf die Schuhe kotzte.

Er füllte zwei Gläser, machte es sich mit Bones in den zwei gemütlichen Sesseln der kleinen Unterkunft bequem und entspannte sich in seiner ungezwungenen Gesellschaft.

"Wie geht es deiner Kehle?", fragte der Doktor.

Jim zuckte mit den Schultern. "Besser. Sogar richtig gut.", antwortete er. "Du kennst mich, ich komm schnell wieder auf die Beine."

Er erhielt ein Grunzen als Antwort. Dem folgte ein langer, ruhiger Moment, als die beiden Männer ihre Drinks schlürften und Gedanken in ihren Köpfen wälzten.

"So." sagte Bones schließlich. "Du und dein übergroßer Elf, ihr habt Krach?" Jim blitzte ihn an. Er hob abwehrend eine Hand. "Zum Teufel, Jim, was soll ich sonst denken, wenn du mich fragst, ob wir zusammen kampieren, damit du von ihm weg kommst? Was ist passiert? Oder will ich es lieber nicht wissen?"

Er hörte für einen Moment auf, Bones anzublitzen und gab dann mit einem Seufzen nach. "Nichts ist passiert.", sagte er. "Er muss einfach meditieren. Ist eine vulkanische Sache."

Bones sah ihn abwägend an. "... Sicher.", sagte er. "Weißt du, ich bin mir nicht sicher, ob mir diese Sache mit dir und Spock gefällt. Ich habe noch nie zuvor erlebt, dass du so viele Geheimnisse hast."

Zuerst sträubte sich Jim. Aber seine abwehrenden Gefühle schienen nicht lange vorzuhalten und nach einer Minute verflüchtigten sie sich völlig. Er streckte einen seiner Füße aus und lehnte sich in den prallen Stoff seines Sessels zurück. "Es ist nur ein Geheimnis, Bones.", gab er zu. "Und es ist Spocks - nicht meins." Als Zugabe ergänzte er: "Meins habe ich dir schon erzählt."

Sein Freund musterte ihn einen Moment lang schweigend. Dann schüttelte er den Kopf. "Verdammt. Ich hoffe, er ist es wert.", murmelte er in sein Glas und trank einen Schluck. "OK, wenn er irgendwas versucht, denk dran, dass du einen Freund mit legalem Zugang zu diversen tödlichen Substanzen hast."

Jim blickte ihn schief an. "Hast du mir gerade angeboten, meine Tugend vor Spock zu beschützen?", fragte er.

Bones schnaubte. "Tugend? Du?", antwortete er. "Zum Teufel nein, Jim. Um Himmels willen, ich bin Arzt, kein Idiot. Du hast allerdings eine weiche und nachgiebige Seite." Er nippte an seinem Glas. "Daher werde ich es im Auge behalten."

"Weiche und nachgiebige Seite?", fragte Jim und sah etwas entsetzt aus. "Woher hast du denn diesen Scheiß?"

Die eloquente Reaktion seines Freundes bestand darin, sich an die Schläfe zu tippen und abzuwinken.

"Mach dir keine Sorgen.", beruhigte ihn McCoy. "Dieses Geheimnis ist bei mir ebenfalls sicher."

Jim konnte nur noch den Kopf schütteln. Er kippte etwas von dem Drink hinunter und fragte sich, wann er so durchschaubar geworden war. Ein Ruf als Softie war etwas, das er vermeiden wollte. Obwohl, jetzt wo er so darüber nachdachte, als knallharter Typ wollte er ebensowenig gelten. Einfach allgemein fantastisch zu sein wäre wünschenswert.

"Obwohl ich sagen muss," fuhr Bones fort, "dass du mir keinen Gefallen damit getan hast, mir dieses Bild von dir und Spock in den Kopf zu setzen. Ich werde es einfach nicht mehr los."

Jim sah ihn fasziniert an. "Bild?", fragte er, bevor er es sich anders überlegen konnte. Verdammt. Würde er nie über diese ganze Spock-plus-Sex-Geschichte hinwegkommen?

Er musste sich aber keine schrecklichen Sorgen machen. "Jepp.", grummelte der gute Doktor. "Von dir und ihm auf einem Feld mit Gänseblümchen." Er schauderte. "Nun kann ich mich nicht mal mehr an Gänseblümchen erfreuen."

"Ich weiß, die Leute sagen, dass ich der verkorkste Typ von uns beiden bin, Bones, aber manchmal bezweifle ich das." antwortete Jim und überdachte seine Entscheidung, sich nicht komplett zu betrinken. Aber nein, das war immer noch eine schlechte Idee, alles in allem. Verlockend, aber schlecht. Und er wurde immer besser darin, Verlockungen zu widerstehen.

"Wenn ich verkorkst bin, dann nur wegen meines schlechten Umgangs.", versicherte ihm Bones. "Ich schwöre, alle in der Sternenflotte haben ihren verdammten Verstand verloren. Psychologische Bewertungen, dass ich nicht lache. Wenn sie wirklich den Scheiß durchziehen, würde die Flotte aus... Gott, ich mag mir gar nicht vorstellen, woraus - bestehen, gab er zu. "Wer macht es zu seinem Lebenstraum, sich selbst in einer metallenen Kiste, an der eine Bombe festgeschnallt ist, durch ein tödliches Vakuum zu schießen? Wir sind alle total verrückt."

"Zumindest lernen wir sexy Aliens kennen.", hob Jim optimistisch hervor.

Bones sah ihn trocken an. "Ich würde dir zustimmen, wenn ich nicht die Richtung kennen würde, in die dein Geschmack derzeit geht.", antwortete er. Dann schüttelte er den Kopf, als wäre allein der Gedanke an eine Person, die Spock attraktiv findet, pure Verrücktheit. "Es muss dein Grün-Tick sein. Ich meine, ich weiß, dass es nicht seine Persönlichkeit ist."

Er meinte diesen Kommentar nicht wirklich gehässig, aber Jim versteifte sich trotzdem. "Es ist..."

"Nein, sag es mir nicht." verlangte Bones. "Ich nehme es zurück. Du kannst so verrückt nach seiner Persönlichkeit sein, wie du willst. Nichts davon macht auch nur eine Spur von Sinn für mich."

Ein wenig rachsüchtig blitzte ihn Jim aus den Augenwinkeln an. "Spitze Ohren haben etwas unvorstellbar Erotisches.", sagte er schnell, bevor er unterbrochen werden konnte. Der Blick auf Bones' Gesicht war unbezahlbar. Er brauchte einen Moment, um die Information zu verarbeiten, aber als er es erstmal getan hatte, war es, als hätte er ein Glas des andorianischen Kater-Mittels geleert.

"Oh Jesus.", fluchte er, schluckte dann den Rest seine Drinks runter und füllte sich nach. "Du bist wirklich ein Bastard, Jim, weißt du das? Jetzt wird es Monate dauern, bevor ich dem Mann wieder an den Kopf schauen kann, ohne dass mir schlecht wird."

Jim zuckte mit den Achseln. "Vielleicht hast du Glück und er lässt seine Haare wachsen.", schlug er mit geheuchelter Unschuld vor. Bones lehnte sich rüber und quetschte seinen Arm zusammen.

"Wenn du mir das nochmal antust, werde ich beantragen, dass sie Marlene oder Mary Anne, oder wie zum Teufel ihr Name lautet, auf die Enterprise versetzen.", drohte er.

"Bones," antwortete Jim bestürzt. "Sag das nicht mal im Scherz. Das ist nicht lustig."

Der gute Doktor blickte ihn an. "Wer sagt, dass ich scherze?", entgegnete er. "Zumindest wirst du viel Übung darin bekommen, über die Decks zu rennen."

Er schüttelte den Kopf. "Nee. Ich werde nur die ganze Zeit damit verbringen, mich hinter Spock zu verstecken." Dann, denn es schien ihm eine gute Idee zu sein, ergriff er die Gelegenheit, von der wilden Jagd und der anschließenden Rettung zu berichten. Bones hörte sich seinen Bericht mit einigem Interesse an. Als er zu dem Teil kam, wo Spock die Frau aus ihrer Türöffnung vertrieb, kicherte sein Freund.

"Verdammt. Ich hätte gutes Geld bezahlt, um das zu sehen.", gestand er. "Spock, der dich vor deiner eigenen Affäre rettet - ihm ist wahrscheinlich noch ganz wirr davon im Kopf, wie 'unlogisch' du bist."

Jim runzelte die Stirn. "Was? Meinst du?", fragte er. Bones blickte in seine Richtung und seufzte gereizt.

"Gott Jim, versuch dich ein bisschen weniger wie ein vierzehnjähriges Mädchen aufzuführen, OK?" flehte er. "Davon bekomme ich eine Gänsehaut."

Seine Bemerkung brachte ihm einen bösen Blick ein. "Wenn ich etwas zum Werfen hätte, würde ich es tun. Aber ich will nicht meinen Drink verschwenden.", informierte ihn Jim großmütig. Bones gluckste nur.

"Guter Mann.", sagte der Doktor zustimmend.

Das Gespräch wandte sich dann von Spock ab, da Jim eine Weile nicht mehr darüber nachdenken wollte und Bones das Ganze noch nicht so recht in seinen Kopf bekam. Stattdessen sprachen sie über die Neuigkeiten und das Schiff und Bones' medizinische Studien (nur kurz, da Jim anfing einzuschlafen) und wie es McCoys Tochter ging, was dann zu gegrummelten Beschwerden über bestimmte Ex-Frauen und deren widerliche neue Partner führte.

Er lauschte eine Weile dem Wortschwall seines Freundes, bis der Abend zu Ende ging und er sich schließlich immer noch in seinem Sessel sitzend vorfand, im Dunkeln, mit einem leeren Glas, während Bones in einem der beiden schmalen Betten vor sich hin schnarchte. Es gab außerirdische Bestien, die leiser brüllten. Trotzdem sprach in seinen Augen etwas für die Geräusche - die Gewissheit, dass er nicht allein im Zimmer war.

Ob Vulkanier jemals schnarchten?

Wahrscheinlich nicht.



War das als der Beginn einer ungesunden Vorliebe zu bewerten?

Jim beschloss mit einem Seufzen, dass er zu müde war, sich deswegen Gedanken zu machen, und so schleppte er sich in sein Bett. Glücklicherweise hatte er keinen leichten Schlaf, ansonsten hätte er nie mit Bones zusammen übernachten können. Nicht ohne seinen Verstand zu verlieren.

Am nächsten Morgen wachte er sehr früh auf. Seine Augen öffneten sich im matten, grauen Licht der Dämmerung. Bones hatte aufgehört zu schnarchen. Er drehte sich prüfend herum, aber sein Freund war noch da und schlief - nur zur Abwechslung ungewöhnlich leise. Er fragte sich, ob ihn die Stille geweckt hatte. Wahrscheinlich waren es eher seine eigenen Nerven. So oder so schien er nicht in der Lage zu sein, wieder einzuschlafen.

Mit einem leichten Seufzen kletterte er aus dem Bett. Er empfand dieses schlingernde, unerfreuliche Gefühl, das entsteht, wenn man unausgeschlafen und etwas nervös ist. Bones drehte sich in seinem Bett herum, etwas Unverständliches in seinen Bart murmelnd, und Jim gönnte seiner schlafenden Gestalt ein liebevolles Schnauben, bevor er sich daran machte, seine morgendliche Aufwachprozedur abzuschließen. Ein paar Minuten später verließ er den Raum. Er ging nicht weit, sondern folgte nur einem Weg nach draußen, in die stille Kälte des Morgens.

Die Luft tat seinen Lungen gut. Sie war ein wenig schneidend, aber nicht so sehr, dass es ihn störte. Das waren diese kleinen Dinge, die man in einem Raumschiff wirklich vermisste - Dinge wie Jahreszeiten und der Geruch des Morgens. Hier im Freien zu stehen, mit nichts als dem Himmel über sich und Temperaturen fühlend, die nicht reguliert wurden, um mit den für seinen Körper optimalen Werten übereinzustimmen. Er lehnte sich gegen die äußere Wand des Gebäudes und lauschte der Stille.

Menschen waren nicht telepathisch. Oder empathisch. Es gab ein paar Studien, die darauf hindeuteten, dass sie, als Spezies, zu einem gewissen Level des Wahrnehmungsvermögens imstande waren, das solchen Fähigkeiten entfernt ähnelte, aber die waren selten. Den Resultaten solcher Studien wurde außerdem allgemein mit viel Skepsis begegnet. Aber Jim wusste mit Bestimmtheit, dass kein Mensch zu Dingen fähig war, wie er sie auf Delta Vega erlebt hatte.

In gewisser Weise gab ihm dieser Umstand das Gefühl, eine ausgeprägte Schwachstelle zu haben. Es gab viele Dinge, die Spock tun konnte, zu denen er selbst einfach nicht in der Lage war. Die Telepathie und die Tatsache, dass er dreimal stärker war und in einer Hitze überleben konnte, die Jim ziemlich schnell töten würde. Sein fotografisches Gedächtnis. Das waren merkwürdige Fähigkeiten, die ihn manchmal einschüchterten, auf eine unterschwellige, nervende Art, die er sich nicht immer eingestehen konnte. Er fragte sich, wie es für die früheren Menschen gewesen war, als der Erste Kontakt stattgefunden hatte. Du begreifst mit einem Mal nicht nur, dass du nicht allein im Universum bist. Sondern auch, dass die Außerirdischen, die vorbeikommen, um Hallo zu sagen, Runden in deinem Verstand drehen können, ohne auch nur ins Schwitzen zu kommen.

Demütigend, nahm er an. Abgesehen davon, dass niemand jemals Vulkanier beneidet hatte. Gut, offenkundig würde sie jetzt niemand beneiden, aber sogar, als sie auf dem Höhepunkt ihres Einflusses und Ansehens in der Föderation gewesen waren, stellte das nie ein Problem dar. Die Menschheit war Vulkaniern begegnet und zur Abwechslung hatte sie plötzlich Zufriedenheit mit sich selbst entwickelt - ungewöhnlich für seine Spezies zu jener Zeit.

Jim musste zugeben, dass er -sollte man ihn irgendwie vor die Wahl stellen - ziemlich glücklich wäre, ein Mensch zu bleiben. Wobei, ein paar zusätzliche telepathische Kräfte wären auch nicht verkehrt.

"Er hatte Zugang zu Ihrem Geist – Ihren Gedanken, Erinnerungen, Gefühlen, Wahrnehmungen..."

Er fröstelte ein wenig.

Er tadelte sich selbst und stärkte seine Entschlossenheit. Wie er mal zu einem seiner Ausbilder gesagt hatte, nachdem eine Reihe unvorhersehbarer Störfälle ihn gezwungen hatte, nackt über den Hof zu flitzen - er hatte nichts zu verbergen.

Selbst wenn er eine Menge zu verbergen hatte.

Letzten Endes war es nicht so, dass er einfach den ganzen Plan aus dem Fenster schmeißen konnte. Wenn er es täte, dann würde er sich selbst immer in Frage stellen und Spock würde ihn immer in Frage stellen, egal, was seine Instinkte ihm sagten. Außerdem, wenn es annähernd so war wie beim letzten Mal, dann würde sein Freund nicht seinen ganzen Geist durchwühlen. Er würde nur - nur diese Dinge tun und herausfinden, ob es dort Teile gab, die durcheinandergebracht worden waren. Richtig?

Man musste nicht den ganzen Geist durchstöbern, um das zu tun, oder?

Verdammt. Er wusste es nicht. Er würde fragen müssen.

Es war die Hölle zu warten und besorgt zu sein, wie er jetzt. Wenn er könnte, würde er direkt losmarschieren, Spock finden und es hinter sich bringen. Besser sich einfach hineinstürzen und es später bereuen als sich herumzudrücken und zuviel über eine Sache nachzudenken. Aber er war nicht der einzige Beteiligte hierbei. Auch wenn sein Verstand der fragliche Gegenstand war, um den es ging.

Einige Stunden später fand ihn Bones, wie er zum Horizont blickte und ein Bild der Anspannung bot. Der gute Doktor schüttelte den Kopf und lehnte sich an die Wand neben ihm.

Eine Zeit lang standen sie einfach nur da.

"Wie kann ich helfen?", fragte Bones schließlich. Jim zuckte bei dem Klang seiner Stimme ein wenig zusammen und sah zu ihm hinüber, verwirrt und fragend. Sein Freund sah ruhig zurück. Als er keine Antwort bekam, seufzte er und lehnte seinen Kopf gegen die Wand. "Verdammt, Jim, ich mag ja nicht wissen, was los ist, aber ich weiß, dass etwas los ist. Du grübelst und trägst einen Phaser mit dir herum - und normalerweise tust du keins von beidem."

Jim wusste nicht wirklich, was er dazu sagen sollte. So ließ er das Schweigen zwischen ihnen für eine Weile bestehen. Schließlich entspannte er sich ein wenig und verschränkte die Arme vor der Brust.

"He, Bones?", begann er und Bones sah ihn erwartungsvoll an. "Würdest du sagen, dass ich... dass ich anders bin seit, du weißt schon, das alles passiert ist?"

Er sah seinen Freund nicht an, während er auf die Antwort wartete, sondern hielt stattdessen seinen Blick auf den Horizont fixiert. Aber er hörte, wie er sich ein wenig bewegte.

"Naja..." sagte Bones abwägend. "Ja, in gewisser Weise schon."

Jim nickte und er spürte, wie sein Herz etwas sank. "Nein, überhaupt nicht" wäre eine beruhigendere Antwort gewesen. Aber andererseits wusste er ja schon selbst, dass er sich verändert hatte. Die wirkliche Frage war nicht 'ob' sondern vielmehr 'warum'.

"Findest du... " begann er und zögerte ein wenig. Aber Bones war geduldig. Er fand die Kraft, um weiterzusprechen "Bin ich - bin ich jetzt besser als ich vorher war?"

Schweigen.

Er schaffte es, all seinen Mut zusammenzuraffen, schon immer eine seiner Stärken, und sah hinüber zu Bones, der sich ebenfalls zu ihm gedreht hatte und ihn abwägend ansah. Nach einem Moment schenkte ihm der Doktor ein einzelnes, entscheidendes Nicken. "Jepp.", fasste er zusammen.

Irgendwie schien es nichts mehr zu geben, das Jim ihn danach noch fragen wollte. So nickte er nur und drückte sich von der Wand weg. Bones folgte ihm.

"Spock wartet auf dich.", wurde er informiert und dann klopfte ihm eine warme Hand auf die Schulter. "So, was zum Teufel hier auch abgeht, viel Glück. Aus ihm konnte ich auch kein einziges verdammtes Wort herausbekommen." Bones klang etwas verärgert deswegen, aber als Jim sich mit einem entschuldigenden Blick zu ihm wandte, ging er schon davon. Die Hände in den Taschen.

Er schluckte.

Spock wartete. Gut, wenigstens konnte er es jetzt hinter sich bringen. Er betrat wieder das unscheinbare Gebäude und ging zurück zu ihrer Unterkunft. Als er bei der Tür ankam, zögerte er nicht - ansonsten hätte es vielleicht damit geendet, dass er sich umgedreht hätte und in die andere Richtung gerannt wäre. So marschierte er statt dessen einfach hindurch, seine Schultern aufrecht und seine Schritte eine Sicherheit ausdrückend, die ausschließlich an der Oberfläche bestand. Er wurde fast sofort von Spocks ruhigem, neutralen Gesichtsausdruck begrüßt. Sein Freund stand isoliert in der Mitte des Raums.

"Wir sollten anfangen.", sagte er, ohne jede Einleitung. Jim nickte entschlossen.

Dann standen sie beide eine Zeit lang dort.

Jim blickte sich im Raum um, der in den vergangenen paar Stunden nicht plötzlich seine Ausstattung geändert hatte. Dann sah er wieder zu Spock, der einfach dastand und ihn beobachtete.

Er machte eine Bewegung und räusperte sich.

Das schien zu funktionieren.

Spock trat einen Schritt nach vorn, die Augen fast leer, das Gesicht ausdruckslos. Aber da war eine gewisse Langsamkeit in seinen Bewegungen, die auf einen Mangel an Sicherheit hinwies. "Es wird nicht weh tun.", versicherte er. "Außerdem werde ich mein Bestes tun, um eine Verletzung ihrer Privatsphäre zu verhindern. Wenn es irgendwelche Gedanken gibt, von denen Sie nicht möchten, dass ich sie sehe, dann vermeiden Sie es einfach, daran zu denken. Nehmen Sie sie aus ihrem Geist.", riet er. "Ich werde Ihre Hilfe in Anspruch nehmen), um meine Suche ausschließlich auf die relevanten Gebiete zu lenken."

Jim zwang sich selbst, bei dieser Aussage und Spocks offensichtlichen Versuchen, ihn zu beruhigen, ein wenig zu entspannen. Er schluckte und nickte, eine Geste, die dieses Mal mehr Freundlichkeit enthielt.

"Lassen Sie es uns einfach zu Ende bringen.", empfahl er.

Dunkle Augen suchten für einen Moment seine eigenen. Jim wusste nicht, wonach sie suchten oder was sie fanden. Aber nach einer Minute senkte sein Erster Offizier den Kopf und hob seine Hand.

Seine Finger waren zuerst leicht, als sie sich auf Jims Gesicht legten. Leichter als die seines älteren Gegenparts gewesen waren. Er schluckte, als er das seltsame, verräterische Surren unter seiner Haut spürte, besonders dort, wo Spocks Zeige- und Mittelfinger ihn berührten. Dann verstärkte sich der Druck und leise Geräusche drangen an sein Ohr.

"Mein Geist zu deinem Geist.", sagte er.

"Meine Gedanken zu deinen Gedanken," echote seine Stimme in Jims Bewusstsein, als wenn Jim selbst die Worte gedacht hätte, aber sie mit Spocks Stimme hörte. Und plötzlich war er nicht mehr allein innerhalb der Grenzen seines Schädels - noch war er auf seinen eigenen Schädel begrenzt. Eine Präsenz von Spock erreichte ihn. Es war nicht wie seine körperliche Gestalt, es ähnelte eher einem Klang. Und trotzdem auch viel gewaltiger als diese vagen gedanklichen Wahrnehmungen. Farben, Gerüche, Eindrücke, Dinge, die Jims Verstand mit seinem Ersten Offizier verband und solche, die der Verstand seines Ersten Offiziers mit ihm selbst verband, verschmolzen miteinander und formten den psychischen Eindruck. Es war nicht nur Spock, der diese Wahrnehmungen empfing, sondern beide.

Jim hatte sich nie selbst mit dem Sonnenlicht assoziiert. Doch an diesem Ort hatte er die Farbe von Gold.

Er fühlte seine Überraschung und Spocks Überraschung, denn Spock war ein funkelndes Schwarz, wie die unermessliche Weite des Weltraums. Wunderschön und geheimnisvoll, mit einer Dunkelheit, die mehr Versprechen als Schrecken in sich barg. Für einen Moment verweilten sie einfach nur dort, sich gegenseitig betrachtend. Jeder herumirrende Gedanke, den einer der beiden hatte, trieb an die Oberfläche - Jims Staunen und Neugierde über diese fremdartige Erfahrung und Spocks...

Spocks Schock, einen Geist gefunden zu haben, der so gut zu seinem eigenen passte.

Wir passen zueinander? überlegte Jim, die Frage seinem Gegenüber stellend, sobald sie ihm selbst bewusst wurde.

Wir sind kurz davor, wie es scheint, antwortete Spock und eine zaghafte Mischung aus Angst und Hoffnung und Staunen durchlief ihn.

Das schien ein Signal für Spock zu sein, dass der Moment des Verweilens vorbei war und Jim konnte nur neben ihm dahintreiben, als der Vorgang begrenzter und gezielter wurde.

Denk an die Gedankenverschmelzung mit meinem anderen Ich, riet ihm sein Erster Offizier und Jim kam seinem Wunsch erfolgreich nach. Er erinnerte sich an die beißende Kälte auf Delta Vega - Ärger, Verbitterung, Beschämung darüber, vom Schiff geworfen worden zu sein, Angst davor, was passieren würde, wenn sie nicht tun würden, wovon er wusste, dass sie es tun mussten - Schuldgefühle von Spock, der schnell diese Emotion ausschaltete. Er erinnerte sich an den Schrecken auf der Flucht vor dem namenlosen Untier, das durch Eis und Schnee hervorbrach und auf einen gefrorenen See stürzte. Das Auffinden der Höhle und seine Rettung durch einen seltsamen alten Mann...

Finger drückten sich gegen sein Gesicht und dann wurde er gepackt und vorwärts gezogen. Keine Unsicherheit, wie es bei seinem Spock gewesen war.

Dein Spock?

Der Spock aus seiner Zeit, der seinesgleichen war. Nicht der Spock, der seine besten Jahre hinter sich hatte. Er hatte Müdigkeit empfunden, eine erschöpfte und schmerzhafte Qual, zermürbende Sorgen und Schuldgefühle und trotzdem, tief darunter, ein Gefühl der Hoffnung. Vertrauen. Der Geist, mit dem er verschmolz, glaubte daran, dass er irgendwie in der Lage war zu helfen. Vertrauen in seine Fähigkeiten schimmerte hindurch, wie er es nie zuvor erfahren hatte. Liebe. Ein junger Jim Kirk, am Leben und gesund! Er konnte es schaffen! Er konnte das Sterben beenden, denn er war Jim und es gab nur herzlich wenige Dinge, die er nicht erreichen konnte, wenn er es sich in den Kopf gesetzt hatte. Die Wärme in seiner Seele, die Vorstellung, dass jemand so sehr an ihn glaubte, auch wenn es nur ein Beben war, ein Unterton in all den qualvollen Gefühlen, hinterließ einen Eindruck. Er wurde durch die Erinnerungen an Romulus' und Vulkans Zerstörung geführt, aber dies - dies war die einzige Sache, die die Gedankenverschmelzung in ihm hinterlassen hatte, die einzige Art, auf die er - bis zu einem bestimmten Grad - verändert worden war.

Jemand dort draußen glaubte an ihn. Nicht nur an sein Potential, sondern an das, was er war und an seine Fähigkeit, den Weg zu wählen, der ihn sein Potential ausschöpfen lassen würde. Er war sich dessen nicht bewusst gewesen. Die Botschaft war unter allem anderen in ihn hinein geschlüpft, überdeckt von Not und Gefahr und einer so tiefen Sorge, dass es schmerzte (für 'flayed him open' hätte ich gerne einen stärkeren, bildhafteren Ausdruck. Wir haben das schon im alten Forum länger diskutiert, weil der Ausdruck auch mehrfach vorkommt, kamen aber zu keinem Ergebnis. Hat jemand eine Idee?) was bildhaftes fällt mir gerade nicht ein, höchstens sowas wie "dass es ihn fast zerriss" o.ä.Aber es war real gewesen und das Vertrauen eines anderen gab ihm Vertrauen in sich selbst. Nicht nur eine verteidigende, großspurige Zuversicht, dass er talentiert war. Ein wahrer Glauben daran, dass er gut war.

Und dann wurde er von Leid (Trauer?) vielleicht Kummer? Trauer ist mir zu "abschließend"getroffen. Nicht das Leid des älteren Spocks, sondern des jüngeren, der darum ankämpfte, dass es nicht zu ihm durchkam. Aber er konnte es sehen, konnte es in seinem eigenen Herzen spüren. Denn ... Jim kennt mich nicht wirklich, sieht mich nicht wirklich. Er greift instinktiv nach der Zuneigung, die ihm von meinem anderen Ich gewährt wurde. Es ist wahr, seine Aufmerksamkeit mir gegenüber ist nicht natürlich...

Jim ist zu gut, um wahr zu sein.

Aber er ist es nicht.

Er ist fehlerhaft und kaputt und warum denkt Spock, dass er ihn nicht sieht, wie er ist? Jim weiß, wie es ist, für etwas gehalten zu werden, das man nicht ist. Er hat den älteren Spock nie in diesem Licht gesehen, er sucht nicht aus diesem Grund den Kontakt zu ihm, auch nicht unbewusst. Er suchte bei ihm nach Trost, nach Rückversicherung. In dem jüngeren sieht er...

Er sieht Tiefe und eine verwandte Seele, so intelligent und fremd und doch überhaupt nicht so anders. Scherze, mit einer Stimme vorgebracht, die sorgfältig durch Neutralität getarnt ist. Schmerz und Kraft und eine aufrichtige Güte, die nicht nur aus einer pazifistischen Moral stammen kann. Spock ist hypnotisierend. Er ist wie grüne Scherben in Eiswürfeln und nie einschätzbar und lange, warme Finger, die Jims Arm umschließen und Hitze und Lust und Bedürfnis und Angst. Angst, weil er Spock will, aber ihn nicht haben kann, er wird nicht von ihm begehrt und er würde nicht das, was er hat, aufs Spiel setzen, nur für eine Berührung und einen Geschmack und gelegentliche Begegnungen ihrer Körper, die er bekommen würde, bevor alles auseinanderbricht, wie er bisher mit jedem seiner Liebhaber gebrochen hatte (das finde ich wichtig: es ist genau umgekehrt, 'wie bisher jeder seiner Liebhaber mit ihm gebrochen hat/ ihn hat fallen lassen')du hast recht, zuerst hatte ich es auch so, aber irgendwie kam mir das inhaltlich falsch vor hmm.. ist nicht Kirk der, der immer abhaut? Aber L. wird sich an so einer Stelle wohl kaum verschrieben haben hmm.

Angst vor dem dunklen Raum, der flüstert, dass seine Gefühle für Spock völlig anders sind als die, die er für die Liebhaber vor ihm hatte...

Dann wird Jim getroffen, überwältigt davon - dass er das Sonnenlicht ist. Er ist das Lächeln, das er trägt, das Spock den Atem raubt und droht, jede Mauer niederzureißen, die er je errichtet hat. Dass er unglaublich ist, denn er sieht Spock in seinen schlimmsten Momenten, aber er kümmert sich nicht darum, er kommt zurück, immer, sogar wenn er es nicht sollte. Und Spock ist entsetzt, getroffen bis ins Mark, weil dieses Sonnenlicht ihn durchleuchtet und hinter seine Oberfläche scheint und trotzdem möchte er durchschaut werden. Jim ist so viele Dinge, die keinen Sinn für ihn machen sollten, Dinge, die kein Vulkanier verstehen würde. Aber Spock versteht sie und möchte mehr verstehen. Er wünscht sich, ihn zu erforschen, alles von ihm (vollkommen/vollständig), ich finde meins ließt sich flüssiger ihn an sich ziehen und die Hitze kühler Haut unter seiner Berührung fühlen, diese Hände an seinen eigenen spüren, aber er kann nicht. Er ist zu instabil. Er ist eine widerliche Kreatur, erbärmlich mit seinen Trieben, denn er fürchtet, sie nicht stoppen zu können, wenn er ihnen nachgibt. Er würde sich in seiner Lust verlieren, wie er sich in seiner Wut verloren hatte und was Jim will, würde keine Rolle spielen, nichts würde eine Rolle spielen, er würde ihn in Besitz nehmen, ihn verschlingen mit der Gewalttätigkeit seiner Vorfahren...

Jim blinzelte, als er fühlte, dass Spock sich plötzlich zurückzog. Ein scharfes Keuchen entfuhr den Lippen des Halb-Vulkaniers, als er die Berührung unterbrach. Er öffnete seine Augen, auch wenn er sie nie wirklich geschlossen hatte. Beide atmeten schwer, obwohl es bei ihm offensichtlicher war. Er fühlte seinen Puls unter der Haut rasen.

Oh.

Oh zum Teufel damit.

Bevor er sich selbst stoppen konnte, bevor eine andere Bewegung gemacht werden konnte, trat Jim schnell einen Schritt vor. Er fasste mit einer Hand hinter Spocks Kopf und brachte dann ihre Münder zusammen. Trotz der Entschlossenheit seiner Bewegungen war der Kuss selbst fast zaghaft. Weich. Einfach eine Berührung ihrer Lippen, aber Spocks Mund war warm und schon allein der Kick des Kontakts ließ seine Nerven vibrieren.

Er war sich nicht sicher, wie es ablaufen würde. Würde es so sein, wie er es bei Spock und Uhura auf der Transporterplattform beobachtet hatte, wo er hauptsächlich nur herumstand und sie sich gegen ihn lehnte? Das schien nicht furchtbar aufregend zu sein, doch weil es Spock war, sollte ihn das vielleicht nicht stören. Sogar diese einfache Berührung brachte mehr Erregung mit sich, als er seit langer Zeit empfunden hatte. Und wer weiß? Vielleicht würde er auch einfach wieder gegen eine Wand geworfen werden. So begann Jim langsam, seinen Mund auf dem reglosen anderen Mund zu bewegen.

Arme legten sich um ihn. Eine Hand kroch sein Rückgrat hinauf, um sein Haar zu verwirren. Die andere Hand bewegte sich abwärts, bis sie auf seinem Kreuz anhielt und die gespreizten Finger sandten herrliche Stromstöße durch ihn, als Spocks Hand unter sein Shirt glitt. Spocks Lippen bewegten sich mit Bestimmtheit, aber etwas unsicher. Er war es nicht gewohnt zu küssen, entschied Jim, oder zumindest zu küssen und sich dabei wirklich selbst einzubringen. Das verwunderte ihn und für einen Moment war ihm unbehaglich. Aber dann bewegte er seine eigenen Hände, schob die eine Hand von Spocks Nacken zu seinem Rücken hinunter und umfasste mit der anderen seine Wange und Kiefer. Er führte geduldig die Bewegungen seines Partners, trotz der Hitze, die sich durch ihre Berührung rasch in seinen unteren Regionen ausbreitete. Kurz darauf hatte er es bewerkstelligt, in den heißen Mund einzudringen und fand, dass die Zunge darin rauer war als die meisten und ungemein stimulierend. Er stöhnte in den Kuss hinein.

Spock verstärkte seinen Griff und brachte sie noch dichter aneinander. Ihre Münder brachen auseinander, als ihrer beider Bedürfnisse anwuchsen... Eine gewisse Dringlichkeit wurde offensichtlich. Jim rang nach Atem und Spock nahm seine Hand aus Jims Haaren und griff damit statt dessen nach der Hand, die auf seiner Wange lag. Während er zusah, verschränkte der Halb-Vulkanier ihre Finger ineinander. Seine Haut war von einem kräftigeren Grün als normalerweise und seine Augen dunkel von einem Gefühl, das Jim benennen konnte, wie er jetzt begriff.

Er war vorher nur nicht mutig genug gewesen, um diesen Schluss zu ziehen.

"Spock.", hauchte er und fühlte ein seltsames Kribbeln, das seinen Arm hinauf stieg, von dort aus, wo ihre Hände miteinander verbunden waren. Offensichtlich war es eine erotische Geste und er betrachtete aufmerksam ihre ineinander greifenden Finger. Ihre Hände hielten sich weiterhin umfasst, als Spock sich an ihn lehnte und sehr langsam seinen Mund über Jims Kiefer gleiten ließ, bis hoch zu der runden Wölbung seines Ohrs.

"Das ist ein vulkanischer Kuss.", flüsterte Spock, als ob das ein heiliges Geheimnis wäre.

Ihm kam eine Eingebung und ein intensiver spitzbübischer Schimmer trat in seine Augen. Jim hob ihre miteinander verbundenen Hände an seine Lippen. Er glitt mit seinen Fingern über Spocks und erkannte, dass er hiermit zwar nicht vertraut war, aber sich trotzdem bereit fühlte. Er trennte ihre Hände, was ihm einen kurzen, winzigen Laut der Enttäuschung einbrachte - wie bei einem Kuss, der für den Geschmack des Geliebten zu schnell endet. Dann nahm er Spocks Zeige- und Mittelfinger, deren Wirkung an seiner Haut am intensivsten gewesen war, und umschloss sie mit seinem Mund, sanft an ihnen saugend.

Manchmal hatte Jim wirklich gute Ideen.

Spock machte ein äußerst interessantes Geräusch und ein Feuerstrahl bohrte sich direkt durch ihn hindurch, als sich das erotische Kribbeln in seinem Mund entlud. Es war wie ein Zungenkuss mit einem freundlichen Kraftfeld, auf die bestmögliche Weise.

Danach hätte er es nicht mehr stoppen können, selbst wenn er gewollt hätte.
Benutzeravatar
Iru
 
Beiträge: 130
Registriert: Sa 10. Okt 2009, 21:31

Re: Kapitel 16 - in Arbeit -

Beitragvon readonly1956 » Sa 24. Okt 2009, 10:31

Jim überbrückte die Zeit, während sie auf den Rückruf des älteren Spocks warteten, indem er den jüngeren löcherte, Geräusche zu machen, zu denen Menschen nicht fähig waren. Zum Glück schien Spock nicht viel dagegen zu haben und tat ihm den Gefallen, indem er eine Auswahl an Tönen vorführte, die seine Kehle erzeugen konnte. Zusammen teilten sie sie dann in diejenigen auf, die Jim nachahmen konnte und die, wo er es nicht schaffte. Es war wirklich ziemlich unterhaltsam.

Sie mussten nicht viel Zeit totschlagen, bis der Alarm der Computerkonsole ertönte. Jim drehte sich in die Richtung, akzeptierte das eingehende Videosignal und wurde durch das gewohnt gelassene Gesicht begrüßt.

Zuerst jedenfalls. Dann hob der ältere Spock leicht eine Augenbraue.

"Jim.", grüßte er mit milder Überraschung. Sein Blick bewegte sich zwischen den beiden jungen Männern hin und her, die ihn erwartungsvoll anstarrten. Dann schloss er kurz die Augen. "Ich verstehe, ihr habt meinen irreführenden Ratschlag entlarvt. Ich entschuldige mich." sagte er mit aufrichtig klingender Stimme.

"He, das ist OK," antwortete Jim, fast automatisch. Der andere Spock blickte ihn schnell an und er fing sich hastig. "Aber warum hast du das gemacht?"

Es war in gewisser Weise unwirklich, mit den beiden gleichzeitig zu sprechen. Zum einen hatten sie den selben Namen und so war er sich nicht sicher, ob er sie beide damit ansprechen sollte. Irgendwie dachte er, dass es nicht besonders klug wäre, 'alter Mann' und 'mein Spock' zu verwenden, wie er es innerlich zu tun pflegte. 'Alter Mann' würde ohne Probleme gehen, da war er sicher. Es war der andere, der ihn zögern ließ.

"Es war meine Absicht, die Umstände so zu beeinflussen, dass ihr beide die Möglichkeit bekommt, euch gegenseitig kennenzulernen.", antwortete der ältere Spock rundheraus. Er sah wie ein Mann aus, der seine Handlungen nicht so sehr bedauerte wie deren Notwendigkeit.

"Das ist der Grund, den du mir für deine erste Täuschung genannt hast." sagte der jüngere Spock, bevor Jim antworten konnte. Sein Ton war spürbar kalt, ohne Betonung und doch gleichzeitig ein wenig bissig. "Warum hast du diese Fehlinformation nicht beim zweiten Gespräch korrigiert?"

Sein Gegenstück begegnete ruhig seinem starren Blick, unerschüttert durch die Anklage, die das nach ihren Maßstäben war, wie Jim klar wurde. "Es ist so, wie ich gesagt habe.", versicherte er beiden, offensichtlich Jim in das Gespräch einbeziehend, obwohl er ihn nicht anschaute. Er fühlte dabei erneut, wie sehr er den alten Mann mochte, da er nicht gern ausgeschlossen wurde. "Wenn du gewusst hättest, dass ich mit mir selbst sprechen kann, Jim," fuhr er fort und ließ seinen Blick zu ihm schweifen, "dann hättest du wahrscheinlich einfach ein Gespräch zwischen uns arrangiert. Ich wollte euch nicht der Gelegenheit berauben, selbst zu einem Ergebnis zu kommen. Es schien eine logische Schlussfolgerung zu sein, dass Hilfe, die von dir geleistet wird, offener angenommen wird als Ratschläge, die ich gebe."

Der jüngere Spock versteifte sich. "Ich habe deinen Rat in der Vergangenheit angenommen. Worauf basierte deine Logik?" fragte er fordernd.

Sein älteres Ich schenkte ihm den gleichen geduldigen Blick, den er ein paar Minuten vorher an Jim gerichtet hatte. "Sie basierte auf den wahrscheinlichsten Gründen für das Scheitern der Versuche, deine meditative Praktiken selbstständig anzupassen.", antwortete er. "Du bist intelligent genug, das zu erreichen, daher lag es nahe, dass das Scheitern auf einem emotionalen Problem beruhte. Freunde sind meiner Erfahrung nach besser geeignet, bei solchen zu helfen, als verwirrende alte Männer."

"Richtig," sagte Jim. "Sie haben gesagt, dass er sie höllisch verwirrt. So wenig er es auch mochte, manipuliert zu werden, dies war wohl der beste Grund, den er sich hatte erhoffen können. Der ältere Spock war, ganz offensichtlich, ein sehr guter Freund seines alternativen Ichs gewesen. Jim konnte nur annehmen, dass der Mann sich entweder nicht von ihm angezogen gefühlt oder starke Zurückhaltung geübt hatte oder, wie Jim es plante, er hatte es einfach ausgesessen. Er war fest entschlossen sicherzustellen, dass er und sein eigener Spock eine gute Chance bekamen, die gleiche Freundschaft aufzubauen.

Er mochte beide Spocks. Er konnte damit leben. Und er konnte zugeben, sogar unter diesen Umständen, dass es seine eigene Wahl war, ob er eine Freundschaft mit dem jüngeren Spock wollte oder nicht. Da war kein Drängen gewesen. Ein kleiner Anstoß, aber das war so, als würde man zwei Leute zu einem Blind Date einladen - eine romantische Empfehlung, nicht mehr. Du kannst sie beide an einen Tisch bringen, aber was sie danach tun, ist ihre Sache.

Dennoch, nur um sicher zu gehen: "Du hast es nicht lustig gefunden, oder?" fragte er.

Beide Spocks sahen ihn an - einer mit undurchdringlicher Miene, der andere etwas traurig.

"Nein, Jim," informierte ihn der ältere Spock. "Es war nicht meine Absicht, dich zu verspotten oder herabzusetzen. Ich habe ausschließlich Respekt vor deiner Intelligenz und Integrität und in der Tat waren genau diese Qualitäten notwendig um sicherzustellen, dass meine Täuschung erfolgreich war. Ein geringerer Mann hätte vielleicht das Universum riskiert."

Jims Kehle verengte sich und er fühlte, wie ihm warm ums Herz wurde bei der Ehrlichkeit, mit der diese Aussage gemacht wurde.

Er war ein wenig überrascht, als sein Sessel zur Seite geschoben wurde und der jüngere Spock sich plötzlich zwischen sie beide stellte und ihm damit den Blick auf den Bildschirm fast völlig verstellte.

"Sehr schön. Die Sache wäre geklärt und wir haben nun nachgewiesen, dass du tatsächlich manipulativer bist als ich.", sagte Spock. Jim blinzelte und fragte sich, warum er gewaltsam aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit entfernt worden war. Er mochte es, dort zu sein. Besonders wenn die Aufmerksamkeit von zwei sehr sypmpathischen Halb-Vulkaniern ausging. "Nun wüsste ich gern Details über deine Gedankenverschmelzung mit Jim."

"Was möchtest du wissen?", fragte der ältere Spock, und obwohl Jim seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte, glaubte er ein wenig Erheiterung in seiner Stimme zu hören.

Jim versuchte, seinen Sitz langsam zurück in Richtung des Computerbildschirms zu schieben. Das wurde von einer Hand des jüngeren Spocks verhindert, die er auf die Lehne des Sessels gelegt hatte, um damit seine Bewegung aufzuhalten. Natürlich hätte er aufstehen können oder laut protestieren, aber er war etwas neugierig, was sein Erster Offizier erreichen wollte. Möglicherweise wollte er sicher gehen, dass er selbst die volle Aufmerksamkeit seines anderen Ichs bekam? Vielleicht war eine emotionale Instabilität eingetreten und er befand sich in einem seltsamen Machtrausch?

Es war auf jeden Fall besser abzuwarten.

"Hast du irgendwas in der Sphäre seines Bewusstseins manipuliert, während du Kontakt zu seinem Geist hattest?", fragte Spock und kam damit direkt zum Kern der Sache.

Es blieb eine Weile still auf dem Bildschirm. Jim verspannte sich und schreckte innerlich zurück. Er fühlte sich schuldig wegen dieser Frage, auch wenn er auf Grund seiner Unsicherheit mit angehaltenem Atem auf eine Antwort wartete. Es war nicht seine Idee. Es war nicht sein Vorwurf. Es war insbesondere noch nicht mal seine Befürchtung, aber er fühlte sich trotzdem, als hätte er seinen Phaser genommen und damit auf den alten Mann geschossen.

Und wie er hier so saß, die Hand des anderen Spocks nahe bei sich, kam ihm der Gedanke: falls er wirklich verändert worden war...Wollte er sich zurückverwandeln? Er glaubte nicht, dass die Person, die er gewesen war, bevor er Spock traf, besser war als die jetzige.

Tatsächlich war er sich verdammt sicher, dass sie es nicht war.

"Bist du zu so etwas imstande?", fragte der ältere Spock den jüngeren, seine Stimme nun leise und sehr ernst. Neben Jim stand sein eigener Spock steif da und hielt mit der Hand den Sessel fest.

"Ich weiß nicht, was für eine Person ich in einer anderen Welt und viele Jahre später sein könnte.", antwortete er mit qualvoller Distanziertheit.

"Es gibt Grenzen, die wir niemals überschreiten werden, weil wir nicht dazu fähig sind."

"Also ist deine Antwort 'Nein'?", beharrte Spock.

Eine weitere Pause trat ein. Jim reckte den Hals, um einen besseren Blick auf den Bildschirm zu bekommen, aber er wurde wieder abgeblockt. Er betrachtete Spocks Rücken mit ärgerlichem Stirnrunzeln.

"Meine Antwort ist die, die ich gegeben habe.", antwortete der alte Spock, in neutralem, aber noch recht ernstem Ton. "Jetzt muss ich diese Übertragung unterbrechen, es gibt viele dringende Angelegenheiten, die meine Aufmerksamkeit erfordern.", fuhr er fort und Jim fragte sich, ob sein Spock die Lehne des Sessel zerbrechen würde. Seine Finger gruben kleine Furchen hinein. "Ich entschuldige mich noch einmal, Jim, für meine Irreführung."

"Alles ist vergeben.", versicherte Jim ihm und schwenkte einen Arm um Spock herum und vor den Bildschirm.

"Zwischen dir und mir war es das immer.", antwortete der ältere Spock und es schlich sich wieder etwas Freundlichkeit in seine Stimme.

Der jüngere Spock griff nach seinem Arm und senkte ihn, behutsam, trotz seiner Anspannung, die er vorher demonstriert hatte. "Er ist nicht der Jim Kirk, den du kennst.", erinnerte er sein anderes Ich.

"Er kommt ihm so nahe, wie ich es jemals wieder erleben werde.", sagte der ältere Spock und aus irgendeinem Grund fühlte sich Jim, als würde eine Hand in seine Brust greifen und zudrücken. "Lebt lange und in Frieden."

Dann endete die Übertragung.

"Warum waren Sie so gemein zu ihm?", fragte er seinen Spock, sobald der Bildschirm schwarz geworden war.

"Er ist manipulativ und weicht gezielt aus.", antwortete Spock. "Und ich war nicht 'gemein'."

Jim schnaubte. Großartig. Nun fühlte er sich wie Scheiße. "Sie waren ein Arsch.", beschuldigte er ihn. "Hätten Sie ihn nicht ein wenig netter fragen können? Sie wissen schon, so tun, als wenn Sie glauben, dass es ein Unfall war oder etwas in der Richtung?"

Spock drehte sich zu ihm um. "Finden Sie es nicht eher ungewöhnlich, dass sie ihn so verteidigen?" fragte er zurück, die Augen zusammengezogen. "Womit hat er so ein Vertrauen von Ihnen verdient?" Sein Tonfall wirkte argwöhnisch. Er war wieder auf seinem alten Trip.

"Er hat zum Beispiel mein Leben gerettet!", antwortete Jim. Dann seufzte er und sackte etwas in sich zusammen. Auf der anderen Seite schien sich Spock ebenfalls abzuregen. Allerdings sehr langsam. "Warum sollte ich ihn nicht mögen? Er ist ein netter alter Mann, der - soweit ich das beurteilen kann - mich nur einmal angelogen hat. Und da er es getan hat, damit ich Sie kennenlernen kann, werde ich es positiv auslegen und darüber hinwegsehen.

Er war ein wenig in Gedanken versunken und daher nicht darauf vorbereitet, als Spock sich vorbeugte und seinen Blick festhielt. Jim sah im direkt in die Augen. Sie waren todernst, nicht ärgerlich, aber sehr streng und ernst.

Er fragte sich, ob sie so ausdrucksstark bleiben würden, wenn sein Erster Offizier die volle Kontrolle über seine Emotionen zurückerlangt haben würde.

"Was würden Sie von mir erwarten, wenn er Ihren Verstand vergewaltigt hätte?" ,fragte Spock ruhig. "Wenn er genommen hätte, was Sie ausmacht und es in jemand anderen umgeformt hätte? Soll ich solche Übergriffe als zulässig ansehen?"

Jim zuckte zusammen. Dann schluckte er hart und widerstand dem Drang, die Hand nach seinem Freund auszustrecken, der so offensichtlich etwas brauchte. "Spock," sagte er. "Mein Verstand ist eine Menge, aber nicht vergewaltigt." Zumindest darin war er sich verdammt sicher. Sie starrten sich einen weiteren Moment lang an. Dann lenkte Spock ein.

"Es war eine schlechte Wahl der Worte.", gab er zu.

"Es war eine schlechte Wahl der Gedanken.", konterte Jim. "Sie haben ihn gehört. Er hat soviel gesagt wie, dass das Durcheinanderbringen meines Gehirns eine Grenze ist, die er niemals überschreiten könnte."

"Er hat es impliziert.", korrigierte ihn sein Erster Offizier. "Und wie er bereits demonstriert hat, sind seine Implikationen nicht sehr verlässlich."

Frustriert streckte Jim plötzlich die Hand nach Spock aus und griff nach seinem Handgelenk. Er zog die Hand zu sich, so dass sie an der Seite seines Kopfes schwebte. Spock erstarrte, unbeweglich wie Stein, seine Haut warm unter Jims Fingern, die Augen im Schock geweitet. "Dann überprüfen Sie es.", riet ihm Jim und schluckte all die Nervosität und Angst hinunter, die durch ihn rann wie Feuer und sein Herz pochen ließ. Ein Teil von ihm brannte vor Neugier - wie würde eine Gedankenverschmelzung mit Spock sein? War er irgendwie anders, würden sie Veränderungen in seinem Geist finden?

Ein anderer Teil von ihm fürchtete sich davor, was passieren könnte, wenn Spock nicht gefallen würde, was er sah. Wenn er wirklich keine Ahnung davon hatte, dass Jim sich von ihm angezogen gefühlt hatte oder immer noch angezogen fühlte und wenn so eine Entdeckung ihn noch mehr abstoßen würde. Er könnte hassen, was er in seinem Geist sah. Er könnte etwas finden, das geändert worden war und es rückgängig machen und dann wäre Jim ein anderer, als er jetzt war. Vielleicht würde er dann Spock wirklich nicht mehr mögen.

Möglicherweise wäre das eine Erleichterung.

Spocks Finger zuckten. Jim warf einen Blick auf sein Gesicht und erkannte, dass er ein Schuft gewesen war. Er ließ ihn los. Sofort wurde die Hand eilig zurückgezogen und sein Freund trat einen Schritt zurück.

"Ich kann nicht.", sagte Spock ruhig. "Es wäre gefährlich für mich, es zu versuchen, während ich instabil bin."

Jim nickte, seinen Blick vermeidend.

"Ich..."

Bei seinem zögernden Tonfall sah Jim ihn schließlich doch an und bemerkte einen leichten Anflug von Unsicherheit in Spocks Gesicht. Er war so schnell wieder gegangen, wie er gekommen war, ersetzt durch eine Art ruhiger Entschlossenheit. "Ich werde meditieren.," sagte er. "Ich werde die Nacht dafür nutzen. Wenn wir am Morgen einen Versuch machen, während mein Fokus stabil ist - dann sollte es ausreichen."

Dankbar, nervös und verschiedene andere Dinge empfindend, denen er keinen Namen geben konnte, nickte Jim. Er fühlte den starken Drang, irgendetwas zu tun. Spock zu berühren, eine Verbindung herzustellen, ihm zu versichern, dass er ihm vertraute, wie es Menschen mit einer Berührung taten. Aber er widerstand diesem Wunsch.

Allerdings erkannte er, dass er nicht länger in ihrer Unterkunft bleiben konnte.

"Vielleicht sollte ich Bones kontaktieren.", schlug er vor. "Fragen, ob er mich während der Nacht aufnehmen kann. Dann können Sie sich besser fokussieren."

Spock zögerte einen Moment mit seiner Antwort, aber dann nickte er leicht. "Das ist logisch.", stimmte er zu.

Entschieden bewegte Jim seinen Sessel so, dass er vor dem Computer zu stehen kam und sah seinen Ersten Offizier dann nachdenklich an. "Warum haben Sie mich überhaupt vorhin weggeschoben?", fragte er. Spock versteifte sich.

"Sie haben eine extrem positive Reaktion auf mein alternatives Ich gezeigt," antwortete er, sich fast ein wenig verteidigend. "Wenn ihr Verstand manipuliert wurde, dann ist es logisch anzunehmen, dass dies ein erzwungener Impuls war. Ich hatte den Wunsch, ihn zu minimieren."

Jim sah ihn verblüfft an.

Manchmal klang Spock ziemlich verrückt. Er schüttelte seinen Kopf, aber beließ es dabei.

Leider war Bones' Unterkunft ein Einzelzimmer, aber er war mehr als bereit, Jim seinen Fußboden zu überlassen. Jim entschloss sich, ihn anzunehmen - es würde keine bequeme Nacht werden, aber er fand, dass Spock und er etwas Abstand voneinander brauchten. Als er seine Absichten verkündete, sah ihn Spock seltsam an.

"Ich glaube, ich kenne eine logischere Lösung.", sagte er und begann, seine Sachen zusammenzusammeln. "Wenn der Doktor einverstanden ist, können er und ich für heute Nacht unsere Schlafplätze tauschen."

Jim blinzelte. Gut, es machte Sinn, den einzelnen Mann in das Einzelzimmer zu schicken. Besser als zwei Leute hineinzustopfen. Er kontaktierte noch mal Bones und erklärte es ihm.

"Jesus, schön, wenn es hilft.", stimmte er zu. "Ich werde dann mal meine Sachen hinbringen. Wo seid ihr eigentlich?"

Er nannte ihm die Position der ihnen zugeteilten Unterkunft.

"Gottverdammt, einmal durch den halben verdammten Komplex..." murrte Bones und packte seine verstreut herumliegenden Habseligkeiten in eine Tasche. Jim sah ihm amüsiert zu, seine hektischen Bewegungen mit Spocks sorgfältiger Methodik vergleichend. Ziemlich witzig, wenn man bedachte, dass beide seine Freunde waren.

"Ich unterbreche jetzt die Verbindung.", bot Jim liebenswürdig an, da er erkannt hatte, dass der gute Doktor nun wirklich abgelenkt war. "Wir sehen uns in einer Minute."

"Hä?" murmelte Bones. "Oh ja, mach mal."

Jim nahm ein letztes Bild von seinem Freund mit, wie er herumwirbelte und die Luft nach dem Aufenthaltsort seiner Socken befragte. Dann schaltete er die Konsole aus und wandte sich an Spock, der jetzt ordentlich bepackt und geduldig wartete. Er zögerte, nicht wirklich sicher, welche Form des Abschieds angemessen wäre.

"Wir sehen uns morgen.", bot Spock diplomatisch an. Jim nickte ihm zu und beobachtete, wie er den Raum verließ.

Dann blieb er für gute zwanzig Minuten sich selbst überlassen. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, starrte die nackte, leere Decke über sich an und schaukelte ein wenig auf dem Schwenksockel hin und her. Nach einer Minute entfuhr ihm ein verärgerter Seufzer und er strich sich mit der Hand über das Gesicht. Diese ganze Spock-Geschichte - vielleicht wäre es tatsächlich besser, wenn sie sich als eine Täuschung herausstellte. Aber der Gedanke erschien ihm sehr hohl. Er mochte ihn nicht, so einfach war das.

Er fragte sich, wie Spocks Gesichtsausdruck gewesen sein musste, dass sich Marlena derart erschrocken hatte. Und er fragte sich, was Spock gedacht hatte - nicht nur heute. Es war wohl ziemlich ironisch, wissen zu wollen, was im Kopf eines Telepathen vor sich ging. Es war definitiv nervig.

Verdammt.

Hatte er eine Gehirnwäsche verpasst bekommen?

Er fing an zu denken, dass der ganze Vergleich in den Wahnsinn führen würde. Er würde verrückt werden, wenn er sich ständig fragte, wer gerade in seinem Kopf steckte. Wahrscheinlich war es aber sowieso egal, weil man ihm nicht mehr erlauben würde, sein Raumschiff zu führen. Spock würde wahrscheinlich wieder zum Captain befördert werden.

Wenn er ihn nicht kennen würde, hätte Jim vielleicht angefangen, seinen Ersten Offizier einer sehr umständlichen Form der Sabotage zu verdächtigen.

Er sprang von seinem Sitz auf, als die Türglocke ertönte. Aber Bones ließ sich ohnehin schon selbst herein.

"Wusstest du schon, dass diese verrückte Frau, mit der du dich mal getroffen hast, hier herumjagt?" fragte er ohne Einleitung und warf seine Tasche neben die Tür. Jim machte ein langes Gesicht.

"Was, immer noch?" fragte er.

"Sie hat dich schon mal erwischt, was?", fragte Bones zurück, beugte sich runter, steckte eine Hand in seine Tasche und zog eine Flasche heraus. Er legte sie in Jims Hände. "Hier, Brandy."

Jim sah auf die Flasche und dann auf seinen Freund und dann wieder auf die Flasche. "Ich liebe dich, Bones.", erklärte er mit viel Gefühl. McCoy rollte nur mit den Augen.

"Oh sicher, das hast du zumindest rausgefunden.", murmelte er bei sich selbst, was einen Moment der Verblüffung bei Jim bewirkte, die er mit der Jagd nach Gläsern wieder vertrieb. Etwas zu trinken schien eine gute Idee zu sein. Er war sich allerdings der Tatsache bewusst, dass er sich jetzt nicht betrinken durfte - nicht, wenn er die für den nächsten Morgen geplanten Aktivitäten durchziehen wollte. Irgendwie glaubte er nicht, dass Spock sehr kooperativ sein würde, wenn er ihm auf die Schuhe kotzte.

Er füllte zwei Gläser, machte es sich mit Bones in den zwei gemütlichen Sesseln der kleinen Unterkunft bequem und entspannte sich in seiner ungezwungenen Gesellschaft.

"Wie geht es deiner Kehle?", fragte der Doktor.

Jim zuckte mit den Schultern. "Besser. Sogar richtig gut.", antwortete er. "Du kennst mich, ich komm schnell wieder auf die Beine."

Er erhielt ein Grunzen als Antwort. Dem folgte ein langer, ruhiger Moment, als die beiden Männer ihre Drinks schlürften und Gedanken in ihren Köpfen wälzten.

"So." sagte Bones schließlich. "Du und dein übergroßer Elf, ihr habt Krach?" Jim blitzte ihn an. Er hob abwehrend eine Hand. "Zum Teufel, Jim, was soll ich sonst denken, wenn du mich fragst, ob wir zusammen kampieren, damit du von ihm weg kommst? Was ist passiert? Oder will ich es lieber nicht wissen?"

Er hörte für einen Moment auf, Bones anzublitzen und gab dann mit einem Seufzen nach. "Nichts ist passiert.", sagte er. "Er muss einfach meditieren. Ist eine vulkanische Sache."

Bones sah ihn abwägend an. "... Sicher.", sagte er. "Weißt du, ich bin mir nicht sicher, ob mir diese Sache mit dir und Spock gefällt. Ich habe noch nie zuvor erlebt, dass du so viele Geheimnisse hast."

Zuerst sträubte sich Jim. Aber seine abwehrenden Gefühle schienen nicht lange vorzuhalten und nach einer Minute verflüchtigten sie sich völlig. Er streckte einen seiner Füße aus und lehnte sich in den prallen Stoff seines Sessels zurück. "Es ist nur ein Geheimnis, Bones.", gab er zu. "Und es ist Spocks - nicht meins." Als Zugabe ergänzte er: "Meins habe ich dir schon erzählt."

Sein Freund musterte ihn einen Moment lang schweigend. Dann schüttelte er den Kopf. "Verdammt. Ich hoffe, er ist es wert.", murmelte er in sein Glas und trank einen Schluck. "OK, wenn er irgendwas versucht, denk dran, dass du einen Freund mit legalem Zugang zu diversen tödlichen Substanzen hast."

Jim blickte ihn schief an. "Hast du mir gerade angeboten, meine Tugend vor Spock zu beschützen?", fragte er.

Bones schnaubte. "Tugend? Du?", antwortete er. "Zum Teufel nein, Jim. Um Himmels willen, ich bin Arzt, kein Idiot. Du hast allerdings eine weiche und nachgiebige Seite." Er nippte an seinem Glas. "Daher werde ich es im Auge behalten."

"Weiche und nachgiebige Seite?", fragte Jim und sah etwas entsetzt aus. "Woher hast du denn diesen Scheiß?"

Die eloquente Reaktion seines Freundes bestand darin, sich an die Schläfe zu tippen und abzuwinken.

"Mach dir keine Sorgen.", beruhigte ihn McCoy. "Dieses Geheimnis ist bei mir ebenfalls sicher."

Jim konnte nur noch den Kopf schütteln. Er kippte etwas von dem Drink hinunter und fragte sich, wann er so durchschaubar geworden war. Ein Ruf als Softie war etwas, das er vermeiden wollte. Obwohl, jetzt wo er so darüber nachdachte, als knallharter Typ wollte er ebensowenig gelten. Einfach allgemein fantastisch zu sein wäre wünschenswert.

"Obwohl ich sagen muss," fuhr Bones fort, "dass du mir keinen Gefallen damit getan hast, mir dieses Bild von dir und Spock in den Kopf zu setzen. Ich werde es einfach nicht mehr los."

Jim sah ihn fasziniert an. "Bild?", fragte er, bevor er es sich anders überlegen konnte. Verdammt. Würde er nie über diese ganze Spock-plus-Sex-Geschichte hinwegkommen?

Er musste sich aber keine schrecklichen Sorgen machen. "Jepp.", grummelte der gute Doktor. "Von dir und ihm auf einem Feld mit Gänseblümchen." Er schauderte. "Nun kann ich mich nicht mal mehr an Gänseblümchen erfreuen."

"Ich weiß, die Leute sagen, dass ich der verkorkste Typ von uns beiden bin, Bones, aber manchmal bezweifle ich das." antwortete Jim und überdachte seine Entscheidung, sich nicht komplett zu betrinken. Aber nein, das war immer noch eine schlechte Idee, alles in allem. Verlockend, aber schlecht. Und er wurde immer besser darin, Verlockungen zu widerstehen.

"Wenn ich verkorkst bin, dann nur wegen meines schlechten Umgangs.", versicherte ihm Bones. "Ich schwöre, alle in der Sternenflotte haben ihren verdammten Verstand verloren. Psychologische Bewertungen, dass ich nicht lache. Wenn sie wirklich den Scheiß durchziehen, würde die Flotte aus... Gott, ich mag mir gar nicht vorstellen, woraus - bestehen, gab er zu. "Wer macht es zu seinem Lebenstraum, sich selbst in einer metallenen Kiste, an der eine Bombe festgeschnallt ist, durch ein tödliches Vakuum zu schießen? Wir sind alle total verrückt."

"Zumindest lernen wir sexy Aliens kennen.", hob Jim optimistisch hervor.

Bones sah ihn trocken an. "Ich würde dir zustimmen, wenn ich nicht die Richtung kennen würde, in die dein Geschmack derzeit geht.", antwortete er. Dann schüttelte er den Kopf, als wäre allein der Gedanke an eine Person, die Spock attraktiv findet, pure Verrücktheit. "Es muss dein Grün-Tick sein. Ich meine, ich weiß, dass es nicht seine Persönlichkeit ist."

Er meinte diesen Kommentar nicht wirklich gehässig, aber Jim versteifte sich trotzdem. "Es ist..."

"Nein, sag es mir nicht." verlangte Bones. "Ich nehme es zurück. Du kannst so verrückt nach seiner Persönlichkeit sein, wie du willst. Nichts davon macht auch nur eine Spur von Sinn für mich."

Ein wenig rachsüchtig blitzte ihn Jim aus den Augenwinkeln an. "Spitze Ohren haben etwas unvorstellbar Erotisches.", sagte er schnell, bevor er unterbrochen werden konnte. Der Blick auf Bones' Gesicht war unbezahlbar. Er brauchte einen Moment, um die Information zu verarbeiten, aber als er es erstmal getan hatte, war es, als hätte er ein Glas des andorianischen Kater-Mittels geleert.

"Oh Jesus.", fluchte er, schluckte dann den Rest seine Drinks runter und füllte sich nach. "Du bist wirklich ein Bastard, Jim, weißt du das? Jetzt wird es Monate dauern, bevor ich dem Mann wieder an den Kopf schauen kann, ohne dass mir schlecht wird."

Jim zuckte mit den Achseln. "Vielleicht hast du Glück und er lässt seine Haare wachsen.", schlug er mit geheuchelter Unschuld vor. Bones lehnte sich rüber und quetschte seinen Arm zusammen.

"Wenn du mir das nochmal antust, werde ich beantragen, dass sie Marlene oder Mary Anne, oder wie zum Teufel ihr Name lautet, auf die Enterprise versetzen.", drohte er.

"Bones," antwortete Jim bestürzt. "Sag das nicht mal im Scherz. Das ist nicht lustig."

Der gute Doktor blickte ihn an. "Wer sagt, dass ich scherze?", entgegnete er. "Zumindest wirst du viel Übung darin bekommen, über die Decks zu rennen."

Er schüttelte den Kopf. "Nee. Ich werde nur die ganze Zeit damit verbringen, mich hinter Spock zu verstecken." Dann, denn es schien ihm eine gute Idee zu sein, ergriff er die Gelegenheit, von der wilden Jagd und der anschließenden Rettung zu berichten. Bones hörte sich seinen Bericht mit einigem Interesse an. Als er zu dem Teil kam, wo Spock die Frau aus ihrer Türöffnung vertrieb, kicherte sein Freund.

"Verdammt. Ich hätte gutes Geld bezahlt, um das zu sehen.", gestand er. "Spock, der dich vor deiner eigenen Affäre rettet - ihm ist wahrscheinlich noch ganz wirr davon im Kopf, wie 'unlogisch' du bist."

Jim runzelte die Stirn. "Was? Meinst du?", fragte er. Bones blickte in seine Richtung und seufzte gereizt.

"Gott Jim, versuch dich ein bisschen weniger wie ein vierzehnjähriges Mädchen aufzuführen, OK?" flehte er. "Davon bekomme ich eine Gänsehaut."

Seine Bemerkung brachte ihm einen bösen Blick ein. "Wenn ich etwas zum Werfen hätte, würde ich es tun. Aber ich will nicht meinen Drink verschwenden.", informierte ihn Jim großmütig. Bones gluckste nur.

"Guter Mann.", sagte der Doktor zustimmend.

Das Gespräch wandte sich dann von Spock ab, da Jim eine Weile nicht mehr darüber nachdenken wollte und Bones das Ganze noch nicht so recht in seinen Kopf bekam. Stattdessen sprachen sie über die Neuigkeiten und das Schiff und Bones' medizinische Studien (nur kurz, da Jim anfing einzuschlafen) und wie es McCoys Tochter ging, was dann zu gegrummelten Beschwerden über bestimmte Ex-Frauen und deren widerliche neue Partner führte.

Er lauschte eine Weile dem Wortschwall seines Freundes, bis der Abend zu Ende ging und er sich schließlich immer noch in seinem Sessel sitzend vorfand, im Dunkeln, mit einem leeren Glas, während Bones in einem der beiden schmalen Betten vor sich hin schnarchte. Es gab außerirdische Bestien, die leiser brüllten. Trotzdem sprach in seinen Augen etwas für die Geräusche - die Gewissheit, dass er nicht allein im Zimmer war.

Ob Vulkanier jemals schnarchten?

Wahrscheinlich nicht.



War das als der Beginn einer ungesunden Vorliebe zu bewerten?

Jim beschloss mit einem Seufzen, dass er zu müde war, sich deswegen Gedanken zu machen, und so schleppte er sich in sein Bett. Glücklicherweise hatte er keinen leichten Schlaf, ansonsten hätte er nie mit Bones zusammen übernachten können. Nicht ohne seinen Verstand zu verlieren.

Am nächsten Morgen wachte er sehr früh auf. Seine Augen öffneten sich im matten, grauen Licht der Dämmerung. Bones hatte aufgehört zu schnarchen. Er drehte sich prüfend herum, aber sein Freund war noch da und schlief - nur zur Abwechslung ungewöhnlich leise. Er fragte sich, ob ihn die Stille geweckt hatte. Wahrscheinlich waren es eher seine eigenen Nerven. So oder so schien er nicht in der Lage zu sein, wieder einzuschlafen.

Mit einem leichten Seufzen kletterte er aus dem Bett. Er empfand dieses schlingernde, unerfreuliche Gefühl, das entsteht, wenn man unausgeschlafen und etwas nervös ist. Bones drehte sich in seinem Bett herum, etwas Unverständliches in seinen Bart murmelnd, und Jim gönnte seiner schlafenden Gestalt ein liebevolles Schnauben, bevor er sich daran machte, seine morgendliche Aufwachprozedur abzuschließen. Ein paar Minuten später verließ er den Raum. Er ging nicht weit, sondern folgte nur einem Weg nach draußen, in die stille Kälte des Morgens.

Die Luft tat seinen Lungen gut. Sie war ein wenig schneidend, aber nicht so sehr, dass es ihn störte. Das waren diese kleinen Dinge, die man in einem Raumschiff wirklich vermisste - Dinge wie Jahreszeiten und der Geruch des Morgens. Hier im Freien zu stehen, mit nichts als dem Himmel über sich und Temperaturen fühlend, die nicht reguliert wurden, um mit den für seinen Körper optimalen Werten übereinzustimmen. Er lehnte sich gegen die äußere Wand des Gebäudes und lauschte der Stille.

Menschen waren nicht telepathisch. Oder empathisch. Es gab ein paar Studien, die darauf hindeuteten, dass sie, als Spezies, zu einem gewissen Level des Wahrnehmungsvermögens imstande waren, das solchen Fähigkeiten entfernt ähnelte, aber die waren selten. Den Resultaten solcher Studien wurde außerdem allgemein mit viel Skepsis begegnet. Aber Jim wusste mit Bestimmtheit, dass kein Mensch zu Dingen fähig war, wie er sie auf Delta Vega erlebt hatte.

In gewisser Weise gab ihm dieser Umstand das Gefühl, eine ausgeprägte Schwachstelle zu haben. Es gab viele Dinge, die Spock tun konnte, zu denen er selbst einfach nicht in der Lage war. Die Telepathie und die Tatsache, dass er dreimal stärker war und in einer Hitze überleben konnte, die Jim ziemlich schnell töten würde. Sein fotografisches Gedächtnis. Das waren merkwürdige Fähigkeiten, die ihn manchmal einschüchterten, auf eine unterschwellige, nervende Art, die er sich nicht immer eingestehen konnte. Er fragte sich, wie es für die früheren Menschen gewesen war, als der Erste Kontakt stattgefunden hatte. Du begreifst mit einem Mal nicht nur, dass du nicht allein im Universum bist. Sondern auch, dass die Außerirdischen, die vorbeikommen, um Hallo zu sagen, Runden in deinem Verstand drehen können, ohne auch nur ins Schwitzen zu kommen.

Demütigend, nahm er an. Abgesehen davon, dass niemand jemals Vulkanier beneidet hatte. Gut, offenkundig würde sie jetzt niemand beneiden, aber sogar, als sie auf dem Höhepunkt ihres Einflusses und Ansehens in der Föderation gewesen waren, stellte das nie ein Problem dar. Die Menschheit war Vulkaniern begegnet und zur Abwechslung hatte sie plötzlich Zufriedenheit mit sich selbst entwickelt - ungewöhnlich für seine Spezies zu jener Zeit.

Jim musste zugeben, dass er -sollte man ihn irgendwie vor die Wahl stellen - ziemlich glücklich wäre, ein Mensch zu bleiben. Wobei, ein paar zusätzliche telepathische Kräfte wären auch nicht verkehrt.

"Er hatte Zugang zu Ihrem Geist – Ihren Gedanken, Erinnerungen, Gefühlen, Wahrnehmungen..."

Er fröstelte ein wenig.

Er tadelte sich selbst und stärkte seine Entschlossenheit. Wie er mal zu einem seiner Ausbilder gesagt hatte, nachdem eine Reihe unvorhersehbarer Störfälle ihn gezwungen hatte, nackt über den Hof zu flitzen - er hatte nichts zu verbergen.

Selbst wenn er eine Menge zu verbergen hatte.

Letzten Endes war es nicht so, dass er einfach den ganzen Plan aus dem Fenster schmeißen konnte. Wenn er es täte, dann würde er sich selbst immer in Frage stellen und Spock würde ihn immer in Frage stellen, egal, was seine Instinkte ihm sagten. Außerdem, wenn es annähernd so war wie beim letzten Mal, dann würde sein Freund nicht seinen ganzen Geist durchwühlen. Er würde nur - nur diese Dinge tun und herausfinden, ob es dort Teile gab, die durcheinandergebracht worden waren. Richtig?

Man musste nicht den ganzen Geist durchstöbern, um das zu tun, oder?

Verdammt. Er wusste es nicht. Er würde fragen müssen.

Es war die Hölle zu warten und besorgt zu sein, wie er jetzt. Wenn er könnte, würde er direkt losmarschieren, Spock finden und es hinter sich bringen. Besser sich einfach hineinstürzen und es später bereuen als sich herumzudrücken und zuviel über eine Sache nachzudenken. Aber er war nicht der einzige Beteiligte hierbei. Auch wenn sein Verstand der fragliche Gegenstand war, um den es ging.

Einige Stunden später fand ihn Bones, wie er zum Horizont blickte und ein Bild der Anspannung bot. Der gute Doktor schüttelte den Kopf und lehnte sich an die Wand neben ihm.

Eine Zeit lang standen sie einfach nur da.

"Wie kann ich helfen?", fragte Bones schließlich. Jim zuckte bei dem Klang seiner Stimme ein wenig zusammen und sah zu ihm hinüber, verwirrt und fragend. Sein Freund sah ruhig zurück. Als er keine Antwort bekam, seufzte er und lehnte seinen Kopf gegen die Wand. "Verdammt, Jim, ich mag ja nicht wissen, was los ist, aber ich weiß, dass etwas los ist. Du grübelst und trägst einen Phaser mit dir herum - und normalerweise tust du keins von beidem."

Jim wusste nicht wirklich, was er dazu sagen sollte. So ließ er das Schweigen zwischen ihnen für eine Weile bestehen. Schließlich entspannte er sich ein wenig und verschränkte die Arme vor der Brust.

"He, Bones?", begann er und Bones sah ihn erwartungsvoll an. "Würdest du sagen, dass ich... dass ich anders bin seit, du weißt schon, das alles passiert ist?"

Er sah seinen Freund nicht an, während er auf die Antwort wartete, sondern hielt stattdessen seinen Blick auf den Horizont fixiert. Aber er hörte, wie er sich ein wenig bewegte.

"Naja..." sagte Bones abwägend. "Ja, in gewisser Weise schon."

Jim nickte und er spürte, wie sein Herz etwas sank. "Nein, überhaupt nicht" wäre eine beruhigendere Antwort gewesen. Aber andererseits wusste er ja schon selbst, dass er sich verändert hatte. Die wirkliche Frage war nicht 'ob' sondern vielmehr 'warum'.

"Findest du... " begann er und zögerte ein wenig. Aber Bones war geduldig. Er fand die Kraft, um weiterzusprechen "Bin ich - bin ich jetzt besser als ich vorher war?"

Schweigen.

Er schaffte es, all seinen Mut zusammenzuraffen, schon immer eine seiner Stärken, und sah hinüber zu Bones, der sich ebenfalls zu ihm gedreht hatte und ihn abwägend ansah. Nach einem Moment schenkte ihm der Doktor ein einzelnes, entscheidendes Nicken. "Jepp.", fasste er zusammen.

Irgendwie schien es nichts mehr zu geben, das Jim ihn danach noch fragen wollte. So nickte er nur und drückte sich von der Wand weg. Bones folgte ihm.

"Spock wartet auf dich.", wurde er informiert und dann klopfte ihm eine warme Hand auf die Schulter. "So, was zum Teufel hier auch abgeht, viel Glück. Aus ihm konnte ich auch kein einziges verdammtes Wort herausbekommen." Bones klang etwas verärgert deswegen, aber als Jim sich mit einem entschuldigenden Blick zu ihm wandte, ging er schon davon. Die Hände in den Taschen.

Er schluckte.

Spock wartete. Gut, wenigstens konnte er es jetzt hinter sich bringen. Er betrat wieder das unscheinbare Gebäude und ging zurück zu ihrer Unterkunft. Als er bei der Tür ankam, zögerte er nicht - ansonsten hätte es vielleicht damit geendet, dass er sich umgedreht hätte und in die andere Richtung gerannt wäre. So marschierte er statt dessen einfach hindurch, seine Schultern aufrecht und seine Schritte eine Sicherheit ausdrückend, die ausschließlich an der Oberfläche bestand. Er wurde fast sofort von Spocks ruhigem, neutralen Gesichtsausdruck begrüßt. Sein Freund stand isoliert in der Mitte des Raums.

"Wir sollten anfangen.", sagte er, ohne jede Einleitung. Jim nickte entschlossen.

Dann standen sie beide eine Zeit lang dort.

Jim blickte sich im Raum um, der in den vergangenen paar Stunden nicht plötzlich seine Ausstattung geändert hatte. Dann sah er wieder zu Spock, der einfach dastand und ihn beobachtete.

Er machte eine Bewegung und räusperte sich.

Das schien zu funktionieren.

Spock trat einen Schritt nach vorn, die Augen fast leer, das Gesicht ausdruckslos. Aber da war eine gewisse Langsamkeit in seinen Bewegungen, die auf einen Mangel an Sicherheit hinwies. "Es wird nicht weh tun.", versicherte er. "Außerdem werde ich mein Bestes tun, um eine Verletzung ihrer Privatsphäre zu verhindern. Wenn es irgendwelche Gedanken gibt, von denen Sie nicht möchten, dass ich sie sehe, dann vermeiden Sie es einfach, daran zu denken. Nehmen Sie sie aus ihrem Geist.", riet er. "Ich werde Ihre Hilfe in Anspruch nehmen), um meine Suche ausschließlich auf die relevanten Gebiete zu lenken."

Jim zwang sich selbst, bei dieser Aussage und Spocks offensichtlichen Versuchen, ihn zu beruhigen, ein wenig zu entspannen. Er schluckte und nickte, eine Geste, die dieses Mal mehr Freundlichkeit enthielt.

"Lassen Sie es uns einfach zu Ende bringen.", empfahl er.

Dunkle Augen suchten für einen Moment seine eigenen. Jim wusste nicht, wonach sie suchten oder was sie fanden. Aber nach einer Minute senkte sein Erster Offizier den Kopf und hob seine Hand.

Seine Finger waren zuerst leicht, als sie sich auf Jims Gesicht legten. Leichter als die seines älteren Gegenparts gewesen waren. Er schluckte, als er das seltsame, verräterische Surren unter seiner Haut spürte, besonders dort, wo Spocks Zeige- und Mittelfinger ihn berührten. Dann verstärkte sich der Druck und leise Geräusche drangen an sein Ohr.

"Mein Geist zu deinem Geist.", sagte er.

"Meine Gedanken zu deinen Gedanken," echote seine Stimme in Jims Bewusstsein, als wenn Jim selbst die Worte gedacht hätte, aber sie mit Spocks Stimme hörte. Und plötzlich war er nicht mehr allein innerhalb der Grenzen seines Schädels - noch war er auf seinen eigenen Schädel begrenzt. Eine Präsenz von Spock erreichte ihn. Es war nicht wie seine körperliche Gestalt, es ähnelte eher einem Klang. Und trotzdem auch viel gewaltiger als diese vagen gedanklichen Wahrnehmungen. Farben, Gerüche, Eindrücke, Dinge, die Jims Verstand mit seinem Ersten Offizier verband und solche, die der Verstand seines Ersten Offiziers mit ihm selbst verband, verschmolzen miteinander und formten den psychischen Eindruck. Es war nicht nur Spock, der diese Wahrnehmungen empfing, sondern beide.

Jim hatte sich nie selbst mit dem Sonnenlicht assoziiert. Doch an diesem Ort hatte er die Farbe von Gold.

Er fühlte seine Überraschung und Spocks Überraschung, denn Spock war ein funkelndes Schwarz, wie die unermessliche Weite des Weltraums. Wunderschön und geheimnisvoll, mit einer Dunkelheit, die mehr Versprechen als Schrecken in sich barg. Für einen Moment verweilten sie einfach nur dort, sich gegenseitig betrachtend. Jeder herumirrende Gedanke, den einer der beiden hatte, trieb an die Oberfläche - Jims Staunen und Neugierde über diese fremdartige Erfahrung und Spocks...

Spocks Schock, einen Geist gefunden zu haben, der so gut zu seinem eigenen passte.

Wir passen zueinander? überlegte Jim, die Frage seinem Gegenüber stellend, sobald sie ihm selbst bewusst wurde.

Wir sind kurz davor, wie es scheint, antwortete Spock und eine zaghafte Mischung aus Angst und Hoffnung und Staunen durchlief ihn.

Das schien ein Signal für Spock zu sein, dass der Moment des Verweilens vorbei war und Jim konnte nur neben ihm dahintreiben, als der Vorgang begrenzter und gezielter wurde.

Denk an die Gedankenverschmelzung mit meinem anderen Ich, riet ihm sein Erster Offizier und Jim kam seinem Wunsch erfolgreich nach. Er erinnerte sich an die beißende Kälte auf Delta Vega - Ärger, Verbitterung, Beschämung darüber, vom Schiff geworfen worden zu sein, Angst davor, was passieren würde, wenn sie nicht tun würden, wovon er wusste, dass sie es tun mussten - Schuldgefühle von Spock, der schnell diese Emotion ausschaltete. Er erinnerte sich an den Schrecken auf der Flucht vor dem namenlosen Untier, das durch Eis und Schnee hervorbrach und auf einen gefrorenen See stürzte. Das Auffinden der Höhle und seine Rettung durch einen seltsamen alten Mann...

Finger drückten sich gegen sein Gesicht und dann wurde er gepackt und vorwärts gezogen. Keine Unsicherheit, wie es bei seinem Spock gewesen war.

Dein Spock?

Der Spock aus seiner Zeit, der seinesgleichen war. Nicht der Spock, der seine besten Jahre hinter sich hatte. Er hatte Müdigkeit empfunden, eine erschöpfte und schmerzhafte Qual, zermürbende Sorgen und Schuldgefühle und trotzdem, tief darunter, ein Gefühl der Hoffnung. Vertrauen. Der Geist, mit dem er verschmolz, glaubte daran, dass er irgendwie in der Lage war zu helfen. Vertrauen in seine Fähigkeiten schimmerte hindurch, wie er es nie zuvor erfahren hatte. Liebe. Ein junger Jim Kirk, am Leben und gesund! Er konnte es schaffen! Er konnte das Sterben beenden, denn er war Jim und es gab nur herzlich wenige Dinge, die er nicht erreichen konnte, wenn er es sich in den Kopf gesetzt hatte. Die Wärme in seiner Seele, die Vorstellung, dass jemand so sehr an ihn glaubte, auch wenn es nur ein Beben war, ein Unterton in all den qualvollen Gefühlen, hinterließ einen Eindruck. Er wurde durch die Erinnerungen an Romulus' und Vulkans Zerstörung geführt, aber dies - dies war die einzige Sache, die die Gedankenverschmelzung in ihm hinterlassen hatte, die einzige Art, auf die er - bis zu einem bestimmten Grad - verändert worden war.

Jemand dort draußen glaubte an ihn. Nicht nur an sein Potential, sondern an das, was er war und an seine Fähigkeit, den Weg zu wählen, der ihn sein Potential ausschöpfen lassen würde. Er war sich dessen nicht bewusst gewesen. Die Botschaft war unter allem anderen in ihn hinein geschlüpft, überdeckt von Not und Gefahr und einer so tiefen Sorge, dass es ihn fast zerriss. Aber es war real gewesen und das Vertrauen eines anderen gab ihm Vertrauen in sich selbst. Nicht nur eine verteidigende, großspurige Zuversicht, dass er talentiert war. Ein wahrer Glauben daran, dass er gut war.

Und dann wurde er von Leid getroffen. Nicht das Leid des älteren Spocks, sondern des jüngeren, der darum kämpfte, dass es nicht zu ihm durchkam. Aber er konnte es sehen, konnte es in seinem eigenen Herzen spüren. Denn ... Jim kennt mich nicht wirklich, sieht mich nicht wirklich. Er greift instinktiv nach der Zuneigung, die ihm von meinem anderen Ich gewährt wurde. Es ist wahr, seine Aufmerksamkeit mir gegenüber ist nicht natürlich...

Jim ist zu gut, um wahr zu sein.


Aber er ist es nicht.

Er ist fehlerhaft und kaputt und warum denkt Spock, dass er ihn nicht sieht, wie er ist? Jim weiß, wie es ist, für etwas gehalten zu werden, das man nicht ist. Er hat den älteren Spock nie in diesem Licht gesehen, er sucht nicht aus diesem Grund den Kontakt zu ihm, auch nicht unbewusst. Er suchte bei ihm nach Trost, nach Rückversicherung. In dem jüngeren sieht er...

Er sieht Tiefe und eine verwandte Seele, so intelligent und fremd und doch überhaupt nicht so anders. Scherze, mit einer Stimme vorgebracht, die sorgfältig durch Neutralität getarnt ist. Schmerz und Kraft und eine aufrichtige Güte, die nicht nur aus einer pazifistischen Ethik stammen kann. Spock ist hypnotisierend. Er ist wie grüne Scherben in Eiswürfeln und nie einschätzbar und lange, warme Finger, die Jims Arm umschließen und Hitze und Lust und Bedürfnis und Angst. Angst, weil er Spock will, aber ihn nicht haben kann, er wird nicht von ihm begehrt und er würde nicht das, was er hat, aufs Spiel setzen, nur für eine Berührung und einen Geschmack und gelegentliche Begegnungen ihrer Körper, die er bekommen würde, bevor alles auseinanderbricht, wie bisher jeder seiner Liebhaber mit ihm gebrochen hat.

Angst vor dem dunklen Raum, der flüstert, dass seine Gefühle für Spock völlig anders sind als die, die er für die Liebhaber vor ihm hatte...

Dann wird Jim getroffen, überwältigt davon - dass er das Sonnenlicht ist. Er ist das Lächeln, das er trägt, das Spock den Atem raubt und droht, jede Mauer niederzureißen, die er je errichtet hat. Dass er unglaublich ist, denn er sieht Spock in seinen schlimmsten Momenten, aber er kümmert sich nicht darum, er kommt zurück, immer, sogar wenn er es nicht sollte. Und Spock ist entsetzt, getroffen bis ins Mark, weil dieses Sonnenlicht ihn durchleuchtet und hinter seine Oberfläche scheint und trotzdem möchte er durchschaut werden. Jim ist so viele Dinge, die keinen Sinn für ihn machen sollten, Dinge, die kein Vulkanier verstehen würde. Aber Spock versteht sie und möchte mehr verstehen. Er wünscht sich, ihn zu erforschen, alles von ihm, ihn an sich ziehen und die Hitze kühler Haut unter seiner Berührung fühlen, diese Hände an seinen eigenen spüren, aber er kann nicht. Er ist zu instabil. Er ist eine widerliche Kreatur, erbärmlich mit seinen Trieben, denn er fürchtet, sie nicht stoppen zu können, wenn er ihnen nachgibt. Er würde sich in seiner Lust verlieren, wie er sich in seiner Wut verloren hatte und was Jim will, würde keine Rolle spielen, nichts würde eine Rolle spielen, er würde ihn in Besitz nehmen, ihn verschlingen mit der Gewalttätigkeit seiner Vorfahren...

Jim blinzelte, als er fühlte, dass Spock sich plötzlich zurückzog. Ein scharfes Keuchen entfuhr den Lippen des Halb-Vulkaniers, als er die Berührung unterbrach. Er öffnete seine Augen, auch wenn er sie nie wirklich geschlossen hatte. Beide atmeten schwer, obwohl es bei ihm offensichtlicher war. Er fühlte seinen Puls unter der Haut rasen.

Oh.

Oh zum Teufel damit.

Bevor er sich selbst stoppen konnte, bevor eine andere Bewegung gemacht werden konnte, trat Jim schnell einen Schritt vor. Er fasste mit einer Hand hinter Spocks Kopf und brachte dann ihre Münder zusammen. Trotz der Entschlossenheit seiner Bewegungen war der Kuss selbst fast zaghaft. Weich. Einfach eine Berührung ihrer Lippen, aber Spocks Mund war warm und schon allein der Kick des Kontakts ließ seine Nerven vibrieren.

Er war sich nicht sicher, wie es ablaufen würde. Würde es so sein, wie er es bei Spock und Uhura auf der Transporterplattform beobachtet hatte, wo er hauptsächlich nur herumstand und sie sich gegen ihn lehnte? Das schien nicht furchtbar aufregend zu sein, doch weil es Spock war, sollte ihn das vielleicht nicht stören. Sogar diese einfache Berührung brachte mehr Erregung mit sich, als er seit langer Zeit empfunden hatte. Und wer weiß? Vielleicht würde er auch einfach wieder gegen eine Wand geworfen werden. So begann Jim langsam, seinen Mund auf dem reglosen anderen Mund zu bewegen.

Arme legten sich um ihn. Eine Hand kroch sein Rückgrat hinauf, um sein Haar zu verwirren. Die andere Hand bewegte sich abwärts, bis sie auf seinem Kreuz anhielt und die gespreizten Finger sandten herrliche Stromstöße durch ihn, als Spocks Hand unter sein Shirt glitt. Spocks Lippen bewegten sich mit Bestimmtheit, aber etwas unsicher. Er war es nicht gewohnt zu küssen, entschied Jim, oder zumindest zu küssen und sich dabei wirklich selbst einzubringen. Das verwunderte ihn und für einen Moment war ihm unbehaglich. Aber dann bewegte er seine eigenen Hände, schob die eine Hand von Spocks Nacken zu seinem Rücken hinunter und umfasste mit der anderen seine Wange und Kiefer. Er führte geduldig die Bewegungen seines Partners, trotz der Hitze, die sich durch ihre Berührung rasch in seinen unteren Regionen ausbreitete. Kurz darauf hatte er es bewerkstelligt, in den heißen Mund einzudringen und fand, dass die Zunge darin rauer war als die meisten und ungemein stimulierend. Er stöhnte in den Kuss hinein.

Spock verstärkte seinen Griff und brachte sie noch dichter aneinander. Ihre Münder brachen auseinander, als ihrer beider Bedürfnisse anwuchsen... Eine gewisse Dringlichkeit wurde offensichtlich. Jim rang nach Atem und Spock nahm seine Hand aus Jims Haaren und griff damit statt dessen nach der Hand, die auf seiner Wange lag. Während er zusah, verschränkte der Halb-Vulkanier ihre Finger ineinander. Seine Haut war von einem kräftigeren Grün als normalerweise und seine Augen dunkel von einem Gefühl, das Jim benennen konnte, wie er jetzt begriff.

Er war vorher nur nicht mutig genug gewesen, um diesen Schluss zu ziehen.

"Spock.", hauchte er und fühlte ein seltsames Kribbeln, das seinen Arm hinauf stieg, von dort aus, wo ihre Hände miteinander verbunden waren. Offensichtlich war es eine erotische Geste und er betrachtete aufmerksam ihre ineinander greifenden Finger. Ihre Hände hielten sich weiterhin umfasst, als Spock sich an ihn lehnte und sehr langsam seinen Mund über Jims Kiefer gleiten ließ, bis hoch zu der runden Wölbung seines Ohrs.

"Das ist ein vulkanischer Kuss.", flüsterte Spock, als ob das ein heiliges Geheimnis wäre.

Ihm kam eine Eingebung und ein intensiver spitzbübischer Schimmer trat in seine Augen. Jim hob ihre miteinander verbundenen Hände an seine Lippen. Er glitt mit seinen Fingern über Spocks und erkannte, dass er hiermit zwar nicht vertraut war, aber sich trotzdem bereit fühlte. Er trennte ihre Hände, was ihm einen kurzen, winzigen Laut der Enttäuschung einbrachte - wie bei einem Kuss, der für den Geschmack des Geliebten zu schnell endet. Dann nahm er Spocks Zeige- und Mittelfinger, deren Wirkung an seiner Haut am intensivsten gewesen war, und umschloss sie mit seinem Mund, sanft an ihnen saugend.

Manchmal hatte Jim wirklich gute Ideen.

Spock machte ein äußerst interessantes Geräusch und ein Feuerstrahl bohrte sich direkt durch ihn hindurch, als sich das erotische Kribbeln in seinem Mund entlud. Es war wie ein Zungenkuss mit einem freundlichen Kraftfeld, auf die bestmögliche Weise.

Danach hätte er es nicht mehr stoppen können, selbst wenn er gewollt hätte.
Benutzeravatar
readonly1956
Administrator
 
Beiträge: 189
Registriert: Di 8. Sep 2009, 16:12


Zurück zu Kapitel in Arbeit

Wer ist online?

0 Mitglieder

cron