Kapitel 7 - in Arbeit -




Hier sind die Rohfassungen und späteren Versionen, so lange noch daran gearbeitet wird

Kapitel 7 - in Arbeit -

Beitragvon readonly1956 » Mo 14. Sep 2009, 21:53

Rohfassung: Kotori1981

Beta: Corax da Ravna

Stanley war nicht der schlimmste Stiefvater gewesen, den sich ein Kind hätte wünschen konnte. Aber er kam recht nah. Sam neigte dazu sich meist unscheinbar zu verhalten um unter dem Radar zu bleiben und ihm aus dem Weg zu gehen, aber Jim war nicht so gut darin gewesen. Er konnte nicht anders, wirklich. Ignoriert zu werden war etwas, dass er hasste – weshalb es für ihn gar nicht in Frage kam, sich aus der Gefahrenzone zu stehlen.

Stan war einer der Typen, die 50% der Zeit, recht nett zu sein schienen. Als er noch mit Jims Mutter ausging, brachte er den Jungs manchmal Geschenke mit – Modellschiffe, Eis, Spielzeugphaser. Die Art von Sachen halt, die einfach zu beschaffen sind für ein paar Kinder, wenn man diese nicht wirklich kennt. Er teilte Winonas Liebe für antiquierte Technologie und seine Persönlichkeit war selbstsicher und ungestüm. Aber er hatte ein ausgesprochenes Temperament, und wenn er einmal in die Luft ging, dann beruhigte er sich für eine ganze Weile nicht. Jim war dem Mann gegenüber recht zwiespältig eingestellt, bis er einzog. Dann fingen die Dinge an sehr sehr schnell den Bach runter zu gehen. Er und Sam waren Stan ‚im Wege‘, wie er es nannte. Er hatte seine Projekte, und obwohl beide sich nicht dafür interessierten um was es dabei ging, war es immer ihre Schulde, wann immer aus einem Projekt nix wurde oder es nicht klappte. Wenn etwas im Haus zu Bruch ging, war es, weil jemand von ihnen nicht ordentlich damit umgegangen war. Wenn eine seiner neuesten ‚Erfindungen‘ nicht in Gang kam, dann war es weil sie immer umher rannten und ihn ablenkten. Und seit Sam es schaffte Ärger immer aus dem Weg ging, war 9 von 10 Malen ‚sie‘ vielmehr nur Jim.

Oh, nein, Stanley hatte ihn nie geschlagen. Aber er explodierte im gleichen Maße. Der Mann konnte schreien, bis er blau im Gesicht anlief und zischte Worte, die keine geistig gesunde Person jemals an ein Kind richten würde. Und weil Jim ebenso wütend zurück reagierte, schien ihn dies sofort zum ‚Delinquenten‘ zu machen. Aber er konnte nicht anders. Er war nicht der einzige an den sich Stans Tiraden richteten. Die Streitigkeiten in die er und Jims Mutter manchmal verfielen, schienen als könnten sie das ganze Haus erschüttern und endeten immer auf die selbe Art – Sam in seinem Zimmer mit geschlossener Tür, seine Mutter leise im Badezimmer weinend und Jim wütend oben auf der Treppe. Deshalb fing er an Stans Temperament zu erwidern. Spöttisch und unausstehlich, wie es nur ein Kind vermag, verdrehte er die Flüche des Mannes zwischen seine eigenen Lippen. Und wenn sein ‚Stiefvater‘ mit Tellern oder Gläsern oder mit dem Hahn-Schickschnack seiner Mutter warf, weil er so wütend war, dass er irgendwas zerbrechen musste und intelligent genug war Jim nicht zu schlagen, dann warf, zerschlug und zerbrach er irgendetwas von Stan. Denn es war Jims Haus und alles darin gehörte Jims Familie, zu der Stanley ganz entschieden nicht gehörte.

Die Spannungen zwischen ihnen schaukelten sich schnell bis zum Siedepunkt auf. Es wurde so schlimm, dass Jim tatsächlich wollte, dass Stanley ihn schlug. Er tat alles ihm Mögliche um ihn dazu zu bringen, denn er wusste wenn diese eine kleine Linie erst einmal überschritten war, dann würde der Arsch echt rausgeschmissen. Wer wäre dann für den Knast bestimmt?

Damals als seine Mutter noch gelegentlich außerplanetare Kolonie Arbeit erledigte, erreichten sie Kritische Masse einmal die Woche. Sie mochte es den Kolonien zu helfen, weil diese nicht dieselben Ressourcen hatten, wie sie auf der Erde verfügbar waren und weil Arbeiten um autark zu werden ein interessantes Ziel war. Sam und Jim hatten sie beide oft darum gebeten auf diese Reisen mitgenommen zu werden, ohne Erfolg.

Sie lies sie nicht ins Weltall fliegen.

Also wurde sie zurück gelassen. Sam zog sich, wie immer, zurück und Jim war allein mit Stan. Der in einer ungewöhnlich guten Laune war.

„Du wirst nicht länger ein Problem für mich sein, Junge,“ hatte ihn Stan informiert als er sein Werkzeug zusammensuchte und sich fertig machte um in den Schuppen zu gehen wo er an seinen selbst ernannten ‚Erfindungen‘ arbeitete.

„Wieso, gehst du endlich?“ hatte Jim vollkommen unverfroren zurückgestichelt und sich ein Glas Limonade aus dem Replikator genommen. Aber Stanley sah nicht verärgert aus. Stattdessen lächelte er nur.

„Nö,“ sagte er. „Du gehst.“

Jim hatte ihn angesehen, als sei er verrückt. „Was?“ sagte er und mochte den Blick in Stans Gesicht kein Stückchen. „Ich gehe nicht. Das ist mein Haus!“

„Nicht mehr,“ erwiderte Stan und hätte man den Kotext ihrer Unterhaltung nicht gekannt, hätte man denken können sie redeten über das Wetter. „Ich bin es, der mit deiner Mutter verheiratet ist, Junge. Ihr Haus ist mein Haus – und es ist kein Zimmer mehr für dich frei.“ Mit diesen Worten lehnte er sich ein wenig nach unten, sein Auftreten irgendwie verspottend angeberisch. „Ich hab deine Eignungstest gesehen, Punk. Du bist eine Art Freak, denn ich hab keine Ahnung wie du betrogen hast, aber es sind gute Neuigkeiten für mich. Ich glaub ich brauch eine Woche, nachdem deine Mutter zurück ist, um sie zu überzeugen, dich auf eins dieser speziellen Internate zu schicken. Sollen die sich doch ne Weile mit dir rumschlagen,“ kicherte er.

Jim spürte wie er rot im Gesicht wurde, Ärger und Angst und Erniedrigung erfüllten ihn in einem unangenehmen Wirrwarr. Seine Mutter würde – sie würde ihn nicht auf irgendeine Schule schicken. Nicht wenn er nicht gehen wollte.

Aber Stan hatte sie schon zu Dingen überreden können, die er nicht von ihr erwartet hatte. Und Jim wusste… er wusste, dass es etwas gab, was seine Mutter nicht an ihm mochte. Ganz gleich was er tat oder versuchte, er konnte es nicht richten. Möglicherweise würde sie ihn wegschickte, weg von Sam und ihr.

Als ob er seine Gedanken lesen könnte, stahl sich ein breites Grinsen auf Stanleys Gesicht.

Jim bewarf ihn mit seiner Limonade. „Fick dich, Arschloch,“ sagte er mit Worten die eigens dafür gedacht waren zu provozieren und wütend zu machen. Als Stan ihn an seinem T-Shirt packte und heftig und stark an ihm zog, durchdrang ihn Furcht und gemischter Sieg. Er war darauf gefasst – aber der Mann fing sich rechtzeitig.

Anstatt ihn zu schlagen, ließ er, immer noch lächelnd, los, und wischte sich die Limonade vom Gesicht. Jim war wütend und schrie und beleidigte ihn um ihn erneut zu reizen. Doch dieser Ärger wandelte sich in Furcht, als Stan ins Wohnzimmer ging und eine der Vitrinen im Eingangsbereich öffnete.

Die Vitrine, die Sachen von Jims Vater enthielt.

„Was tust du da? verlangte er zu wissen und rannte hinüber als er hörte, wie das Scharnier quietschte und eine von George Samuel Kirks Akademie Trophäen von ihrem rechtmäßigen Platz genommen wurde.

„Ich?“ fragte Stanley und hielt die empfindliche Auszeichnung für den 3. Platz in einem Shuttlerennen zwischen seinen Händen. „Ich tue gar nichts, Junge. Du hast die Vitrine geöffnet,“ sagte er, Jim wurde bewusst was er vorhatte und versuchte nach der bronzefarbenen Trophäe zu greifen – Augenblicke zu spät.

„Du hast sie fallen lassen,“ sagte Stan abfällig bevor er sie hart zu Boden warf. Der Sockel brach und es gab einen scharfes ‚Knacken‘ als das kleine Modellshuttle zerbrach und zerfiel.

„Wird deine Mutter nicht enttäuscht sein.“

Jim hörte die Worte nur entfernt, als er auf die zerstörte kleine Trophäe blickte. Er beugte sich nach unten und sah Stan nicht mal an, als dieser fröhlich vor sich hin pfeifend aus dem Zimmer ging. Stattdessen sammelte er vorsichtig alle Teile zusammen – und lies sie mit einem empörten Schrei wieder fallen.

Er benötigte fast 10 Minuten um zu entscheiden, was er machen sollte.

Stan war in seinem Schuppen und pfiff fröhlich vor sich hin, während er an was auch immer für einer idiotischen Kreation arbeitete, die niemals auch nur halb die Bedeutung haben würde, wie das kleine bronzene Shuttle. Jim fand den Schlüssel unschuldig und ungeschützt auf einem der Unterschränke in der Küche liegen. Er umklammerte ihn fest mit einer Hand und schlüpfte aus der Haustür die Zufahrt hinunter wo eine synthetische blaue Plane das Auto vor den Elementen schützte.

Er entfernte sie ohne Rücksicht, Adrenalin schäfte seine Sinne und pochte in seinen Ohren als er ein Ohr auf Stans fernes Pfeifen hatte. So leise er konnte hob er die Klinke für die Tür und schlüpfte in den Fahrersitz. Sein Augen blickten abschätzend und untersuchend umher und er rief sich ins Gedächtnis die, sehr wenigen Male zurück , die er und Sam mit Stan im Fahrzeug mitgefahren waren und leitete durch reine Logik die Schritte ab, die er unternehmen musste. Wenn der Motor einmal gestartet war, würde es laut werden. Er hatte nur einen Versuch.

Zufrieden, dass er alles verstand, schloss Jim die Tür hinter sich, steckte den Schlüssel ins Zündschloss und drehte ihn. Die verhätschelte Maschine erwachte mit einem Schnurren gehorsam zum Leben und er lümmelte sich in den Sitz und das Gaspedal zu treten – er konnte kaum aus den alten Fenstern sehen. Das Auto machten einen unangenehmen Satz nach vorn – zu schnell. Er bewegte seinen Fuß von Pedal aber verärgertes Geschrei spurtete ihn an, es noch einmal zu versuchen, das Fahrzeug wühlte Staub und Dreck auf als es sich auf dem Boden drehte. Das Lenkrad fühlte sich schwer und ungewohnt in seinen Händen an, aber diszipliniert und schwerfällig schaffte er es die Corvette auf die Straße zu bekommen.

Ein Blick in den Spiegel zeigte wie Stan schreiend von der anderen Seite des Hauses unvermittelt auftauchte und schwerfällig hinterherrannte um ihn einzuholen.

Immer noch wütend, trat Jim das Gaspedal bis zum Boden durch. Er wusste wohin er wollte. Stanley sollte ihn ruhig verfolgen – vielleicht würde er ja seinem kostbaren Auto über die Klippe folgen, denn Jim würde nicht anhalten, bis dieses Ding Schrott war.

Der Polizist war ein unerwarteter Nebeneffekt aber der Wind der um ihn wehte, lies ihn seine Angst und seinen Ärger vergessen. Er konnte seinen Puls in den Ohren singen hören als das altmodische Gefährt Staub aufwirbelte und seiner Vernichtung entgegen fuhr.

Beinahe wär er mit in den Tod gefahren.

Für einen düsteren Moment dachte Jim daran einfach sitzen zu bleiben, als die Klippe näher kam. Er war nur ein Kind – er sollte nicht solche Gedanken haben. Aber er war an der Schwelle zu seinen Teenager Jahren und in Wahrheit mehr als intelligent genug für diesen Gedanken, als er durch seinen Kopf flog. Er konnte mit Glanz und Gloria abtreten. Seine Mutter würde Stan verlassen und sie und Sam würden begreifen wie sehr sie Jim vermissten und dass sie ihn nicht so hätten ignorieren sollen. Vielleicht müsste Stan sogar ins Gefängnis. Als die verbleibende Strecke an Boden immer weniger wurde dachte er darüber nach. Was gab es zudem er zurückkehren konnte? Niemand würde glauben, dass Stanley die Trophäe zerbrochen hatte und selbst wenn sie es taten, dann würde das niemals das Auto entschuldigen. Er würde wahrscheinlich ins Gefängnis kommen, wie Stan gesagt hatte. Anderenfalls ins Internat, wo sie ihn löchern und ihn zu einer gehorsamen, dummen, leblosen Drohne machen würden.

Wenn er jetzt sterben würde, müsste ihn all das nicht kümmern. Er könnte sogar seinen Vater treffen. Sein Vater… der gestorben war um ihm das Leben zu retten.

Jim trat auf die Bremse, schickte das Auto über die Klippe und sprang in Sicherheit.

Später versuchte er sich einzureden, dass er nur Abstand und Geschwindigkeit unterschätzt hatte und dabei fast starb, oder dass er sich selbst stoppte weil er nicht wirklich sterben wollte. Aber er kannte immer den wahren Grund.

Was auch immer ein Leben nach dem Tot ihn erwarten würde, wie konnte er seinem Vater so wie er war entgegentreten. Wie konnte er dem großartigen und guten George Samuel Kirk in die Augen sehen, wenn er… wenn er nur ein armseliges kriminelles Kind war? Zu undankbar sein Leben tatsächlich zu leben?

Wie konnte er seinem Vater entgegentreten wenn er sein Opfer mit Füßen trat.

Also hatte er sich hinauf gezogen, und sagte seinen Namen, auf Anfrage des Roboterpolizisten, beinahe verzweifelt auf.

In dem Moment, wo er im Staub und Dreck stand und ihm das Blut in den Ohren rauschte, sein Herz raste und sein Körper vom Aufprall mit dem Boden schmerzte, fühlte er sich so lebendig wie nie zuvor. Davor war er immer draufgängerisch gewesen. Aber danach flirtete er so oft und dreist mit der Gefahr wie er nur konnte.

Stan hatte versucht ihn in Gewahrsam nehmen zu lassen. Sein Mutter hatte sich endlich für eine Seite bei der ganzen Angelegenheit entschieden und Schluss gemacht. Es hätte nach Jims Maßstäben ein Triumph sein müssen.

Aber er konnte nicht an den Vorfall denken, ohne an den Moment zu denken, als er sehr sehr nah kam das Schicksal der Corvette zu teilen. Es brannte in ihm wie ein Leuchtfeuer der Scham und der Unentschlossenheit und der Dunkelheit, und dem ‚was wenn‘? Als er älter wurde schien es ihm mehr und mehr erbärmlich, wenn er daran dachte, dass er sich wegen Stanley fast umgebracht hätte. Dies schien die Argumente derer zu unterstützen, die ihm gesagt hatten, dass er wertlos und verquer sei und es nie zu etwas bringen würde. Irgendwann hatte er Sam davon erzählt und sein Bruder hatte geschrien bis er blau im Gesicht anlief. Er war verärgert darüber gewesen, dass Jim überhaupt an so etwas gedacht hatte. Es war das erste und letzte Mal gewesen, dass sein Bruder ihn jemals geschlagen hatte.

„Ich will nie wieder so etwas aus deinem Mund hören“ hatte Sam gebrüllt. Also hatte sich Jim dran gehalten. Er erzählte es niemanden, bewahrte Stillschweigen darüber und erwähnte nie den Moment vor dem Rand der Klippe.

Aber als er einmal angefangen hatte mit Spock zu reden, stellte er fest, dass er es nicht weg lassen konnte.

Sein Tonfall war ruhig und gleichmäßig als er die gesamte Geschichte komplett und ehrlich erzählte. Er verlor sich in der Erinnerung und der ruhigen Stille seines Zuhörers, und erzählte die gesamte Sache von Anfang bis Ende ohne die Details zu vertuschen oder irgendetwas auszulassen. Es war die gesamte, unverhüllte Geschichte – nach wie vor so bildhaft obwohl sie lange nicht erzählt wurde. Es schien, als ob sein verbissenes Verlangen die ganze Sache zu vergessen nur dazu geführt hatte es gänzlich in sein Gedächtnis zu brennen.

Spock sagte kein Wort als er sprach, bis er sich schließlich an Kraft und Energie verloren hatte und einen ausgiebigen Schluck von seinem Glas nahm. Er fühlte sich gleichzeitig besorgt und erleichtert, was wirklich eine bizarre Kombination war. Auf der einen Seite, fühlte es sich gut an, sich durch jemand anderen als Sam, dessen Reaktion… weniger als Ideal gewesen war, von dem Vorfall zu befreien. Auf der anderen Seite erwartete er jetzt teilweise, dass Spock blanke Abscheu zeigen und gehen würde.

„Und das ist der Auto und Klippen Vorfall,“ sagte Jim nachdem er den gesamten Inhalt des Glases geleert hatte und nur auf den Tisch blickte. Für einen Augenblick fühlte er sich wie ein Mann, der seinen Kopf gerade auf einen Richtblock gelegt hatte. Ein Beil war da, seine Hände gebunden – es blieb nur abzuwarten ob Spock schwingen würde.

Für einen Moment herrschte Stille.

„Ich war in annähernd dem selben Alter, als ich das erste Mal einem anderen Kind die Nase brach,“ sagte Spock stattdessen und Jim blickte ihn augenblicklich an, er war überrascht von der unerwarteten Enthüllung. Der Gesichtsausdruck des Halb-Vulkaniers war nicht verachtend oder verurteilend. Stattdessen sah er nur nachdenklich aus – und noch etwas anderes was er schwer zuordnen konnte. „Eine kleine Gruppe von Schülern an der pädagogischen Einrichtung, die ich besuchte, übten sich täglich darin mich auf verschiedene Weise zu beleidigen in der Absicht mich zu einer emotionalen Reaktion zu provozieren. Letztendlich hatten sie Erfolg.“

Jim sah ihn fast eine ganze Minute lang an und nahm seinen ehrlichen Gesichtsausdruck und die sanfte Ruhe in seinen eindrucksvollen, verräterischen Augen war. Er fühlte wie sich etwas in ihm entknotete.

„Ja?“ sagte er. „Was haben sie gesagt?“

„Ich werde die näheren Einzelheiten nicht erläutern. Jedoch kam meine Mutter zur Sprache,“ antwortete Spock.

„Und sie haben das Kind geschlagen?“

„Genau genommen brach seine Nase, als ich es in eine der Prüfungskammern stieß,“ klärte Spock ihn auf. „Aber ich habe es auch einige Male geschlagen.“

Jim lachte und versuchte sich einen Miniatur Spock als einen Wirbelwind kindlichen Zorns vorzustellen. „Schön für sie,“ sagte er. Spock blickte ihn schief an.

„Jahrhunderte an vulkanischer Philosophie und mein Vater würden dieser Einschätzung widersprechen,“ entgegnete er.

„Nun,“ sagte Jim und konnte sich sein Lächeln nicht verkneifen. „ Ich mach denen keinen Vorwurf. Ich weiß nicht jeder hat das Potential meine Level an Weisheit zu erreichen.“ Und dann, weil es klug schien, sprühte er sich noch mehr Sahne in den Mund. Er wurde mit einem klitzekleinen Zucken von Spocks Lippen belohnt.

Einen Augenblick später war die Verspieltheit vorüber, aber auf eine gute Weise. Spocks Blick wurde erst nachdenklich und dann bedacht und Jim musste sehr schwer schlucken, als dieser seinen traf, unausgesprochenem Wissen tanzte dahinter. „Ich denke ich muss mich erneut für meine Worte von vorhin entschuldigen,“ gab Spock zu. „Sie waren in hohem Maße ungenau.“

Mir einem kurzem, leichtem bescheiden Lachen, winkte Jim ihn ab. „Hey, machen sie sich keinen Kopf. Man hat mich schon schlimmer genannt,“ versicherte er ihn. „Außerdem lagen sie gar nicht so daneben.“ Wenn überhaupt hätte ihn der Auto-und –Kippen Geschichte davon überzeugen sollen, dass er komplett richtig lag. Aber den Blick, den sein Erster Offizier an ihn richtete, stoppte weitere Zurückweisungen auf seinen Lippen.

„Ich lag falsch,“ beharrte Spock. „Sie sind mehr als intelligent genug ihre Impulse zu steuern – wie sie bereits demonstriert haben. Ich wäre nachlässig, wenn ich sie in dem Eindruck ließ, dass ich etwas anderes glaube.“

Wenn er nicht besser gewusst hätte, dann hätte Jim das darauffolgende Gefühl, das sich in seiner Brust formte, als ‚verwirrt‘ /‚erregt‘ bezeichnet. Erhielt den Blickkontakt mit Spock als er sprach, aber als die ehrlichen, nüchternen dennoch eigenartig fesselnden Worte endeten, stellte er fest, dass er nur seinen Kopf ducken und den Zwang mit der Sahnesprühdose zu spielen unterdrücken konnte. Stattdessen räusperte er sich und stelle sie mit einer gleichmäßigen Bewegung auf den Tisch.

„Nun… Danke,“ sagte er ein kleines bisschen unbehaglich bevor er sich räusperte. Als er Spock schließlich wieder ansehen konnte, sah er wie dieser seine Serviette auf den Tisch legte und ihn mit einem neugierigen Blick ansah.

„Ich glaube wir sind hier vorerst fertig,“ bemerkte sein Erster Offizier. Mit einem Nicken stimmte er zu und beide erhoben sich gleichzeitig.

Jim fühlte sich, als wär eine unsichtbare Last von seiner Brust genommen wurden als sie, mit der Absicht ihre Taschen zu holen und – in Jims Fall – ein paar Nachrichten zu versenden, zu ihren Unterkünften zurück gingen. Anscheinend hatte Spock weniger Leute mit denen er sprechen wollte als Jim.

Was eigentlich irgendwie deprimierend war. Und ne Menge erklärte.

***************

Falls Jim besorgt war, sein Erster Offizier könnte sich ausgeschlossen fühlen, dann war diese Sorge unbegründet. Sobald er seine Transmission nach Hause abgeschickt hatte antwortete seine Mutter. Er war ein wenig enttäuscht darüber, da er gehofft hatte, sie wäre nicht zu Hause und er könnte einfach eine Nachricht hinterlassen. Aber das war sie nicht. Stattdessen war sie auf dem Bildschirm zu sehen und grinste fröhlich, bis sie Jim sah. Dann fiel ihr Ausdruck wie ein Stein.

„Verdammt nochmal, Jimmy!“ fluchte und schimpfte sie zugleich. Er zuckte aus Reflex. „Ein Tag ist vergangen. Was hast du gemacht? Hast das Shuttle verlassen und bist direkt in eine Wand gelaufen?“

Einen Augenblick lang erwog er dies.

„.. Ja?“ antwortete hoffnungsvoll. Sie blickte ihn finster an.

„Netter Versuch. Und wo ist Spock?“

Jim zwinkerte. Wo ist Spock? „Eh… er steht beim Fenster. Wieso?“ sein Block flog zu seinem Freund hinüber, der den Ausblick betrachtete. Als sein Name fiel, hatte Spock sich gedreht und betrachtete ihn und die Konsole neugierig.

„Er soll hier rüber kommen,“ sagte seine Mutter ungeduldig, als sei es etwas Selbstverständliches und Jim einfach nur zum Verzweifeln schwer von Begriff. „Ich will sehen ob er im selben Zustand ist wie du.“

„Ist er nicht,“ versicherte er, aber Spock hatte sich trotzdem zuvorkommender Weise in Blickweite des Monitors bewegt.

Als hätte man einen Lichtschalter betätigt, erhellte sich der Gesichtsausdruck seiner Mutter sofort und sie begrüßte Spock mit munterer Begeisterung. Von da an, fühlte sich Jim wie das 3. Rad am Wagen seines Anrufs nach Hause – seine Mutter richtete fast alle Fragen über ihn an seinen Ersten Offizier. Was hatte er diesmal getan, ob er sich benommen hatte, ob sie eine nette Reise hatten, usw. Spock beantwortete alle ihre Fragen ehrlich und effizient, obwohl er, sehr zu Jims Zustimmung, einige der weniger angenehmen Details auslies. Nach ein paar Minuten hatte er genug und Jim lehnte sich zurück ins seinen Sitz und tat so als würde er einige der Dekorationen auf dem Tisch untersuchen.

Seine Mutter sah ihn an und rollte mit ihren Augen.

„Fühlst du dich ausgeschlossen, Jimmy?“ fragte sie und Spock folgte ihrem Blick zu ihm, wie er träge die Blätter einer Kunstpflanze anschlug.

„Oh, nein, nein,“ versicherte er sie, nimm meinen Ersten Offizier ruhig weiter durch die Mangel. Tu so, als wär ich gar nicht da.“

Sie sah ihn abschätzend an. „Nun, wenn du mir nicht immer Lügen und Halb-Wahrheiten erzählen würdest, dann könnt ich deinen Antworten ein wenig öfters trauen,“ betonte sie, aber Jim bemerkte, dass sie es nur teilweise ernst meinte – sie tat dies größtenteils um ihm auf dem Geist zu gehen.

Vielleicht wäre es besser wenn ich gehe,“ wies Spock hin.

„Nein,“ sagten Jim und seine Mutter gleichzeitig, was dazu führte, dass er seine Augenbrauen ein wenig hob und zwischen ihnen hin und her blickte. „Ich werde gehen,“ fuhr Jim weiter fort er erhob sich abrupt von seinem Sitz und richtete sein Hemd. „Ich wünsch euch ein nettes Gespräch.“

Aber als er sich umdrehte um zu gehen stellte er fest, dass sein Weg versperrt war.

„Jim,“ sagte Spock. Das war alles was er tat. Aber es funktionierte.

Da war etwas in seinem Ton. Nicht zurechtweisend oder ersuchend. Es war fast eine Warnung, obwohl nicht ganz – mehr das es ihn stoppen lies. Hör auf dich dumm zu benehmen, schien dieses eine kleine Wort zu vermitteln, dennoch geschah dies nicht auf eine verärgernde Art. Es war eher so, wie Jims eigene Gedanken es ihm sagen würden, wenn ihm bewusst war, dass er über reagierte oder außer Kontrolle geriet. Die leise und tiefe Stimme der Vernunft und des Verstandes zerrte ihn aus seiner egozentrischen Wolke.

Und alles was er getan hatte, war seinen Namen zu sagen.

Jim seufzte auf und setzt sich wieder hin. Seine Mutter beobachtete stumm diesen Austausch. Dann gab sie Spock einen abschätzenden Blick, gefolgt von einem langen pfeifen. „Also Spock, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken sie haben irgendeine Art magische Macht über ihn,“ bemerkte sie und ihre Stimme lachte als läge irgendein versteckter Witz in ihren Worten. Spock blickte sie interessiert an.

„Ich war mir nicht bewusst, dass die Menschen immer noch solchen Glauben nachgehen,“ antwortete er.

„Oh das tun wir nicht,“ versicherte sie ihn. „Das ist nur eine Redensart.“

Jim fühlte sich erneut leicht entnervt und lehnte seinen Arm in die Nähe der Konsole und fragte sich wie lange er den beiden noch beim ‚plaudern‘ zuhören müsste.

So wie sich herausstellte, waren es mehrere Minuten. Spock versuchte, es hatte zumindest den anschein, die Unterhaltung so zu lenken, dass seine Mutter anfing ihn anzusprechen als sich auf ihn in der dritten Person zu beziehen. Allerdings mit begrenztem Erfolg. Sie schien sich entschieden zu haben, dass es einfacher war mit Spock zu reden – und Jim würde in diesem Moment zugeben, dass sie wahrscheinlich nicht falsch lag. Spock hingegen schien darüber ein wenig… nun, eigentlich sah er besorgt darüber aus. Sein Blick bewegte sich immer wieder abschätzend zu Jim, als ob er meinte, irgendeine Grenze zu überschreiten. Als seine Mutter ihnen endlich auf Wiedersehen sagte, atmete Jim erleichtert aus und lies seinen Kopf auf seine Arme fallen.

„Mann! War das ein Spaß,“ sagte er mehr entnervt als alles andere.

Spock bewegte sich ein wenig da wo er stand. „Ich muss mich entschuldigen, Jim. Es war nicht meine Absicht die Kontrolle – “

Jim unterbrach ihn mit einer abwinkenden Geste. „Hei, nein, ich weiß,“ bestand er sofort.“ Sie standen zu Beginn des Gespräches sogar auf der anderen Seite des Raumes. Es war sie allein – ich bin daran gewöhnt,“ gab er zu. „Sie mag es nicht mit mir zu reden, wenn ich aussehe, als wenn ich mich geprügelt hätte.“

„Nichtsdestotrotz, meine Entschuldigung steht,“ beharrte Spock. Jim schüttelte mit dem Kopf und ergriff Spocks Oberarm in einer versichernden Geste.

„Wenn sie mir heute noch einmal sagen, dass es ihnen leid tut, muss ich ihnen den Mund zukleben,“ drohte er scherzhaft. Der Arm unter seiner Hand spannte sich ein wenig an, und er erinnerte sich daran, dass Spock es nicht mochte, wenn man ihm zu nah kam, wie eine reale Blase die sich schützend um ihn herum ersteckte (Anm: hab versuch personal space irgendwie zu umschreiben, aber falls euch was besseres einfällt.. ^^). Er lies hastig los. „Mist, ich vergesse ständig, dass sie es nicht mögen angefasst zu werden,“ rügte er sich.

Die Muskeln in Spocks Hals bewegten sich leicht, als er zu schlucken schien. „Machen sie sich darüber keine Gedanken, Jim,“ bestand er höflich.

Eine Sekunde lang fragte Jim sich, ob ihm gerade Genehmigung erteilt wurde, gelegentlich die unsichtbare Bitte-Nicht-Anfassen Aura, die seinen Ersten Offizier umgab zu durchbrechen. Aber dann erkannte er, der Kommentar bedeutete eher, dass er sich nicht schlecht fühlen sollte weil er es vergessen hatte. Es war seltsamerweise enttäuschend – was ein wenig verwirrend war, denn er wusste nicht, warum er sich enttäuscht fühlen sollte, außer, dass er die Idee mochte, dass Spock für ihn Zugeständnisse machte. Oder vielleicht mochte er nur die Idee, die Erlaubnis zu haben, Spock anzufassen.

Seine Augen weiteten sich für einen kurzen Augenblick, als dieser besondere Gedanke aus heiterem Himmel in sein Gehirn schoss. Statt bei diesem Gedanken zu verweilen – was nichts weiter als eine schlechte Idee sein könnte – entschied sich Jim seine Gedanken sofort auf anderes Thema zu lenken. Weit weg von diesem sehr schlechten, seltsamen und gar nicht gutem Thema.

„Richtig!“ sagte er stattdessen. „Bones.“

Spock sah ihn mit einer erhobenen Augenbraue an.

„Ich sollte Bones anrufen. Ich hab ihm gesagt, dass ich es tun würde. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt dafür,“ plapperte er und dreht sich sofort in seinem Sitz um eine Verbindung herzustellen. Er hielt den Atem, als sich seine Finger über die Konsole bewegten und er versuchte – erfolglos – die leichte Welle an Körperwärme, die sein Erster Offizier ausströmte zu ignorieren. Vulkanier hatten wirklich eine höhere Körpertemperatur, oder nicht? Es war lustig, wenn man darüber nachdachte, sollten sie doch ein wenig kühler als normal sein. Wenn man bedachte, dass sie von einem Wüstenplaneten kamen. Aber vielleicht hatten sich ihre Körper einfach so entwickelt, stattdessen mit mehr Wärme zu arbeiten… Bones könnte es ihm wahrscheinlich sagen. Er sollte ihn fragen. Jedoch war Bones nicht wirklich auf Xenobiologie spezialisiert, also könnte er diese Frage vielleicht nicht beantworten. Er war eher ein Arzt für menschliche Physiologie, was für die Sternenflotte gut genug war, da die meisten Kadetten nach wie vor Menschen waren. Obwohl die Anzahl an Bewerbern von anderen Rassen neuerdings anstieg …

Jims überstürtzte Gedanken wurden glücklicherweise gestoppt, als das Gesicht des leitenden Schiffsarztes(Anm: Stabsarzt klingt mir persönlich zu militärisch, kann mich nicht erinnern was in TOS gesagt wird, was klingt besser für euch?) auf dem Bildschirm ihm gegenüber erschien. McCoy wirkte zuerst völlig locker. Aber dann wurde sein Blick schärfer und driftete zwischen Jim und dem halb-Vulkanier, der nach wie vor in der Nähe stand.

„Ah, Scheiße,“ fluchte der Doktor kräftig. „Was ist los? Irgendein Notfall ist eingetreten, nicht wahr? Verflucht nochmal, Ich wusste doch, dass ich keine 5 Tage Landeurlaub haben würde…“

„Bones, Bones,“ unterbrach Jim und fühlte sich merklich verwirrt. „Von was redest du?“

Bones zwinkerte. „Was meinst du, ‚Über was rede ich‘?“ verlangte er zu wissen. „Irgendwas muss los sein, Jim, oder warum solltest du und ausgerechnet Spock mich zusammen anrufen?“

Jim und Spock blickten sich kurz an.

„Also was ist los?“ bestand er. „Hat der total-verrückte Weltraumstaub irgendeinen tödlichen Parasiten an Bord des Schiffes ins Leben gerufen? Verflucht nochmal, Ich wusste ich hätte das Desinfektionssystem aktivieren sollen bevor ich gegangen bin. Gottverfluchter außerirdischer Weltraum-Staub und seine gottverfluchten verunreinigenden Substanzen, die Computer essen(Anm: ??, sich am Kopf kratzt und keine Ahnung hat auf was Bones hier anspielt), so’n Quatsch! Ich wusste, dabei würde es nicht bleiben…“

„Bones, entspann dich,“ wies Jim ihn an, unterbrach damit seine Tirade und versuchte nicht über den verstimmten Gesichtsausdruck auf seinem Gesicht zu lachen. „Alles ist ok, Spock und ich haben uns nur entschieden zusammen eine kleine Sight-Seeing Tour zu machen.“

Diese Ausage wurde mit einer Todesstille begrüßt. Bones sah ihn mit einem ausdruckslosen Gesicht an.

„…Du willst mir wohl einen Bären aufbinden, Jim. Erzähl mir doch keinen Blödsinn“ sagte er.

Jim konnte sich ein Lachen daraufhin nicht verkneifen. „Nein, wirklich,“ bestand er, bevor er sich auf konspirative Art näher an die Konsole lehnte. „Eigentlich leistet er mir ziemlich gute Gesellschaft.“

Der Gesichtsausdruck seines Freundes war einmalig. „Das..Das meinst du ernst?“ verlangte er zu wissen und sein Blick schnellte zwischen Jim und Spock hin und her, als wären sie eine Gleichung die nicht recht aufging. „Mein Gott, Jim. Spock?“

Besagter Halb-Vulkanier atmete tief ein – was völlig unbemerkt geblieben wär, hätte Jim nicht direkt neben ihm gesessen. „Ihre Eloquenz ist, wie immer, schockierend Doktor,“ bemerkte Spock. McCoy blickte ihn mit zusammengekniffenen Augen an.

„Ich habe nicht mit ihnen geredet,“ sagte er, erhob eine Hand und richtete einen Finger zur Betonung in seine Richtung. Dann drehte er sich zu Jim zurück und untersuchte dessen Gesicht ein wenig genauer. „Und warum siehst du aus, als hättest du versucht eine Wand mit deinem Gesicht aufzuhalten. Du hast ihn nicht schon wieder provoziert, oder?“

Als diese Frage über die Lippen des Doktors kam, spannten sich Spocks Schultern nur ganz fein an, aber Jim bemerkte es trotzdem und sah sofort zu ihm hinüber. Er schaute missbilligend. „Nö, ich hab nur ein paar Runden mit einem Arschloch in einer Bar gedreht,“ bestand er. Dann lächelte er ein wenig amüsiert. „Aber witzig, dass du Wände erwähnst. Als ich meine Mutter angerufen haben, fragte sie ob ich in eine gelaufen wär.“ Als er wieder zu Spock hinüber blickte, schien er sich ein wenig entspannt zu haben. Dunkle Augen trafen kurz seine eigenen und sie teilten den wortlosen Witz.

Bones sah einfach nur verwirrt aus. „… In Ordnung,“ sagte er und nickte langsam, wie jemand, der eben erst bemerkt hatte, dass er sich in einem Raum voller Verrückter befand. „Sag mal Jim, wie hart hast du dir den Kopf angestoßen?“

Jim rollte mit seinen Augen. „Die Prügelei in der Bar war nach dem Sight-Seeing,“ antwortete er und kam gleich auf den Punkt. Bones sah ihn ausdruckslos an.

„Bist du dir da sicher?“ fragte er. „Denn im Oberstübchen kann schon mal was durcheinander kommen, wenn man rumgeschubst wird.“

„Doktor,“ sagte Spock und unterbrach. „Wollen sie damit sagen, dass jemand unter einem Hirn Trauma leiden muss, um seinen Landeurlaub in meiner Gegenwart zu verbringen?“

Es herrschte langes Schweigen. Zwischen 3 anderen Personen wäre es wahrscheinlich eine unangenehme Situation gewesen, aber Jim stellte fest, dass eigentlich keine echte Spannung in der Luft lag. Es war fast so, als würden sie an eine Art sonderbarem Sportwettbewerb teilnehmen, das einen Zweck und ein Ziel und eine Art Wettstreit hatte, aber alles ohne negative Absichten.

„Yep. Das hört sich in etwa richtig an,“ stimmte Bones nach sorgfältiger Überlegung zu.

Spock sah ihn mit erhobener Augenbraue an. „Ihre Hypothese ist höchst unlogisch, da der Kapitän keine Verletzungen aufwies, als er sich in der Shuttlebucht an mich wandte kurz nachdem wir das Space Dock verlassen hatten,“ sagte er gelassen. „Es sei denn sie wollen damit sagen, dass sie in ihren Pflichten als leitender Schiffsarzt nachlässig waren, da jede Verletzung die er vor diesem Zeitpunkt erlitt, sich unter ihrer Aufsicht ereignet haben muss?“

Bones fiel die Kinnlade runter. „Was?“ sagte er und sah sie abwechselnd an. „Du meinst ihr zwei habt bis jetzt den gesamten Landeurlaub miteinander verbracht?“

„In der Tat,“ bestätigte Spock bevor Jim etwas sagen konnte. „Es ist unsere Absicht, den Rest des Landeurlaubs ebenfalls zusammen zu verbringen.“

Hätte Jim es nicht besser gewusst, hätte er gesagt, dass Spock sich beinahe hämisch freute. Er lehnte sich erneut an den Tisch und machte es sich in seinem Sitz bequem und sah zu wie Bones rumstotterte und seine Zweifel kund tat. Sein Erster Offizier stachelte ihn ruhig, methodisch und logisch an, und drückte die richtigen Knöpfe bei ihm um einen explosiven Gefühlsausbruch wie bei einem Vulkan hervorzurufen.

Huh, dachte Jim und beobachtet, wie die beiden sich wie zwei alte Weiber zankten. Es ist als ob sie beide versuchen sich gegenseitig so weit wie möglich auf die Palme zu bringen.

Erneut war er wieder die dritte Partei in seiner eigenen Transmission. Ein wenig genervt, fing er wieder an mit der Dekoration herum zu spielen. Er hörte erst auf, als er bemerkte, dass das Gespräch um ihn herum gestoppt hatte.

Als er aufsah, bemerkte er, dass Spock und Bones ihn jetzt ansahen.

„Schmollt er?“ fragte Bones, und bezog sich auf Jim in der Dritten Person, obwohl er anwesend war und ihn direkt ansah.

Mit einem genervten schnaufen zeigt er mit dem Finger auf ihn. „Weißt du, Spock hat Recht. Du bist meiner Mutter wirklich zu ähnlich,“ sagte er.

Damit unterbrach er die Verbindung.
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Re: Kapitel 7 - in Arbeit -

Beitragvon Sirina » Di 22. Sep 2009, 22:42

Stanley war nicht der schlimmste Stiefvater gewesen, den sich ein Kind hätte wünschen konnte. Aber er kam dem recht nah. Sam neigte dazu sich meist unscheinbar zu verhalten um unter dem Radar zu bleiben und ihm aus dem Weg zu gehen, aber Jim war nicht so gut darin gewesen. Er konnte nicht anders, wirklich. Ignoriert zu werden war etwas, dass er hasste – weshalb es für ihn gar nicht in Frage kam, sich aus der Gefahrenzone zu stehlen.

Stan war einer der Typen, die 50% der Zeit, recht nett zu sein schienen. Als er noch mit Jims Mutter ausging, brachte er den Jungs manchmal Geschenke mit – Modellschiffe, Eis, Spielzeugphaser. Die Art von Sachen halt (Vorschlag: eben), die einfach zu beschaffen sind für ein paar Kinder, wenn man diese nicht wirklich kennt. Er teilte Winonas Liebe für antiquierte Technologie und seine Persönlichkeit war selbstsicher und ungestüm. Aber er hatte ein ausgesprochenes Temperament, und wenn er einmal in die Luft ging, dann beruhigte er sich für eine ganze Weile nicht. Jim war dem Mann gegenüber recht zwiespältig eingestellt, bis er einzog. Dann fingen die Dinge an sehr sehr schnell den Bach runter zu gehen. Er und Sam waren Stan ‚im Wege‘, wie er es nannte. Er hatte seine Projekte, und obwohl beide sich nicht dafür interessierten um was es dabei ging, war es immer ihre Schulde, wann immer aus einem Projekt nichts wurde oder es nicht klappte. Wenn etwas im Haus zu Bruch ging, war es, weil jemand von ihnen nicht ordentlich damit umgegangen war. Wenn eine seiner neuesten ‚Erfindungen‘ nicht in Gang kam, dann war es weil sie immer umher rannten und ihn ablenkten. Und seit Sam es schaffte Ärger immer aus dem Weg ging, war 9 von 10 Malen ‚sie‘ vielmehr nur Jim.

Oh, nein, Stanley hatte ihn nie geschlagen. Aber er explodierte im gleichen Maße. Der Mann konnte schreien, bis er blau im Gesicht anlief und zischte Worte, die keine geistig gesunde Person jemals an ein Kind richten würde. Und weil Jim ebenso wütend zurück reagierte, schien ihn dies sofort zum ‚Delinquenten‘ zu machen. Aber er konnte nicht anders. Er war nicht der einzige an den sich Stans Tiraden richteten. Die Streitigkeiten in die er und Jims Mutter manchmal verfielen, schienen als könnten sie das ganze Haus erschüttern und endeten immer auf die selbe Art – Sam in seinem Zimmer mit geschlossener Tür, seine Mutter leise weinend im Badezimmer und Jim wütend oben auf der Treppe. Deshalb fing er an Stans Temperament zu erwidern. Spöttisch und unausstehlich, wie es nur ein Kind vermag, verdrehte er die Flüche des Mannes zwischen seine eigenen Lippen. Und wenn sein ‚Stiefvater‘ mit Tellern oder Gläsern oder mit dem Hahn-Schickschnack seiner Mutter warf, weil er so wütend war, dass er irgendwas zerbrechen musste und intelligent genug war Jim nicht zu schlagen, dann warf, zerschlug und zerbrach er irgendetwas von Stan. Denn es war Jims Haus und alles darin gehörte Jims Familie, zu der Stanley ganz entschieden nicht gehörte.

Die Spannungen zwischen ihnen schaukelten sich schnell bis zum Siedepunkt auf. Es wurde so schlimm, dass Jim tatsächlich wollte, dass Stanley ihn schlug. Er tat alles ihm Mögliche um ihn dazu zu bringen, denn er wusste wenn diese eine kleine Linie erst einmal überschritten war, dann würde der Arsch echt rausgeschmissen. Wer wäre dann für den Knast bestimmt?

Damals als seine Mutter noch gelegentlich außerplanetare Kolonie Arbeit erledigte, erreichten sie Kritische Masse (Vorschlag: die kritische Phase – Anm.: Ich bin mir hier wirklich nicht sicher, was damit gemeint ist) einmal die Woche. Sie mochte es den Kolonien zu helfen, weil diese nicht dieselben Ressourcen hatten, wie sie auf der Erde verfügbar waren und weil Arbeiten um autark zu werden ein interessantes Ziel war. Sam und Jim hatten sie beide oft darum gebeten auf diese Reisen mitgenommen zu werden, ohne Erfolg.
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Re: Kapitel 7 - in Arbeit -

Beitragvon Sirina » Fr 25. Sep 2009, 21:47

Sie lies sie nicht ins Weltall fliegen.

Also wurde sie zurück gelassen. Sam zog sich, wie immer, zurück und Jim war allein mit Stan. Der in einer ungewöhnlich guten Laune war.

„Du wirst nicht länger ein Problem für mich sein, Junge,“ hatte ihn Stan informiert als er sein Werkzeug zusammen suchte und sich fertig machte um in den Schuppen zu gehen, wo er an seinen selbst ernannten ‚Erfindungen‘ arbeitete.

„Wieso, gehst du endlich?“ hatte Jim vollkommen unverfroren zurückgestichelt und sich ein Glas Limonade aus dem Replikator genommen. Aber Stanley sah nicht verärgert aus. Stattdessen lächelte er nur.

„Nö,“ sagte er. „Du gehst.“

Jim hatte ihn angesehen, als sei er verrückt. „Was?“ sagte er und mochte den Blick in Stans Gesicht kein Stückchen. „Ich gehe nicht. Das ist mein Haus!“

„Nicht mehr,“ erwiderte Stan und hätte man den Kontext ihrer Unterhaltung nicht gekannt, hätte man denken können sie redeten über das Wetter. „Ich bin es, der mit deiner Mutter verheiratet ist, Junge. Ihr Haus ist mein Haus – und es ist kein Zimmer mehr für dich frei.“ Mit diesen Worten lehnte er sich ein wenig nach unten, sein Auftreten irgendwie verspottend angeberisch. „Ich hab deine Eignungstest gesehen, Punk. Du bist eine Art Freak, denn ich hab keine Ahnung wie du betrogen hast, aber es sind gute Neuigkeiten für mich. Ich glaub ich brauch eine Woche, nachdem deine Mutter zurück ist, um sie zu überzeugen, dich auf eins dieser speziellen Internate zu schicken. Sollen die sich doch eine Weile mit dir rumschlagen,“ kicherte er.

Jim spürte wie er rot im Gesicht wurde, Ärger und Angst und Erniedrigung erfüllten ihn in einem unangenehmen Wirrwarr. Seine Mutter würde – sie würde ihn nicht auf irgendeine Schule schicken. Nicht wenn er nicht gehen wollte.

Aber Stan hatte sie schon zu Dingen überreden können, die er nicht von ihr erwartet hatte. Und Jim wusste… er wusste, dass es etwas gab, was seine Mutter nicht an ihm mochte. Ganz gleich was er tat oder versuchte, er konnte es nicht richten. Möglicherweise würde sie ihn wegschickte, weg von Sam und ihr.

Als ob er seine Gedanken lesen könnte, stahl sich ein breites Grinsen auf Stanleys Gesicht.

Jim bewarf ihn mit seiner Limonade. „Fick dich, Arschloch,“ sagte er mit Worten die eigens dafür gedacht waren zu provozieren und wütend zu machen. Als Stan ihn an seinem T-Shirt packte und heftig und stark an ihm zog, durchdrang ihn Furcht und gemischter Sieg. Er war darauf gefasst – aber der Mann fing sich rechtzeitig.

Anstatt ihn zu schlagen, ließ er, immer noch lächelnd, los, und wischte sich die Limonade vom Gesicht. Jim war wütend und schrie und beleidigte ihn um ihn erneut zu reizen. Doch dieser Ärger wandelte sich in Furcht, als Stan ins Wohnzimmer ging und eine der Vitrinen im Eingangsbereich öffnete.

Die Vitrine, die Sachen von Jims Vater enthielt.

„Was tust du da?“ verlangte er zu wissen und rannte hinüber als er hörte, wie das Scharnier quietschte und eine von George Samuel Kirks Akademie Trophäen von ihrem rechtmäßigen Platz genommen wurde.

„Ich?“ fragte Stanley und hielt die empfindliche Auszeichnung für den 3. Platz in einem Shuttlerennen zwischen seinen Händen. „Ich tue gar nichts, Junge. Du hast die Vitrine geöffnet,“ sagte er, Jim wurde bewusst was er vorhatte und versuchte nach der bronzefarbenen Trophäe zu greifen – Augenblicke zu spät.

„Du hast sie fallen lassen,“ sagte Stan abfällig bevor er sie hart zu Boden warf. Der Sockel brach und es gab einen scharfes ‚Knacken‘ als das kleine Modellshuttle zerbrach und zerfiel.

„Wird deine Mutter nicht enttäuscht sein?“

Jim hörte die Worte nur entfernt, als er auf die zerstörte kleine Trophäe blickte. Er beugte sich nach unten und sah Stan nicht mal an, als dieser fröhlich vor sich hin pfeifend aus dem Zimmer ging. Stattdessen sammelte er vorsichtig alle Teile zusammen – und lies sie mit einem empörten Schrei wieder fallen.

Er benötigte fast 10 Minuten um zu entscheiden, was er machen sollte.

Stan war in seinem Schuppen und pfiff fröhlich vor sich hin, während er an was auch immer für eine seiner idiotischen Kreation arbeitete, die niemals auch nur halb die Bedeutung haben würde, wie das kleine bronzene Shuttle. Jim fand den Schlüssel unschuldig und ungeschützt auf einem der Unterschränke in der Küche liegen. Er umklammerte ihn fest mit einer Hand und schlüpfte aus der Haustür die Zufahrt hinunter wo eine synthetische blaue Plane das Auto vor den Elementen schützte.

Er entfernte sie ohne Rücksicht, Adrenalin schärfte seine Sinne und pochte in seinen Ohren als er ein Ohr auf Stans fernes Pfeifen hatte. So leise er konnte hob er die Klinke für die Tür und schlüpfte in den Fahrersitz. Seine Augen blickten abschätzend und untersuchend umher und er rief sich ins Gedächtnis die, sehr wenigen Male zurück, die er und Sam mit Stan im Fahrzeug mitgefahren waren und leitete durch reine Logik die Schritte ab, die er unternehmen musste. Wenn der Motor einmal gestartet war, würde es laut werden. Er hatte nur einen Versuch.

Zufrieden, dass er alles verstand, schloss Jim die Tür hinter sich, steckte den Schlüssel ins Zündschloss und drehte ihn. Die verhätschelte Maschine erwachte mit einem Schnurren gehorsam zum Leben und er lümmelte sich in den Sitz und das Gaspedal zu treten – er konnte kaum aus den alten Fenstern sehen. Das Auto machten einen unangenehmen Satz nach vorn – zu schnell. Er bewegte seinen Fuß von Pedal aber verärgertes Geschrei spurtete ihn an, es noch einmal zu versuchen, das Fahrzeug wühlte Staub und Dreck auf als es sich über dem Boden drehte. Das Lenkrad fühlte sich schwer und ungewohnt in seinen Händen an, aber diszipliniert und schwerfällig schaffte er es die Corvette auf die Straße zu bekommen.

Ein Blick in den Spiegel zeigte wie Stan schreiend von der anderen Seite des Hauses unvermittelt auftauchte und schwerfällig hinterher rannte, um ihn einzuholen.

Immer noch wütend, trat Jim das Gaspedal bis zum Boden durch. Er wusste wohin er wollte. Stanley sollte ihn ruhig verfolgen – vielleicht würde er ja seinem kostbaren Auto über die Klippe folgen, denn Jim würde nicht anhalten, bis dieses Ding Schrott war.

Der Polizist war ein unerwarteter Nebeneffekt aber der Wind der um ihn wehte, lies ihn seine Angst und seinen Ärger vergessen. Er konnte seinen Puls in den Ohren singen hören als das altmodische Gefährt Staub aufwirbelte und seiner Vernichtung entgegen fuhr.

Beinahe wehre er mit in den Tod gefahren.

Für einen düsteren Moment dachte Jim daran einfach sitzen zu bleiben, als die Klippe näher kam. Er war nur ein Kind – er sollte nicht solche Gedanken haben. Aber er war an der Schwelle zu seinen Teenager Jahren und in Wahrheit mehr als intelligent genug für diesen Gedanken, als er durch seinen Kopf flog. Er konnte mit Glanz und Gloria abtreten. Seine Mutter würde Stan verlassen und sie und Sam würden begreifen wie sehr sie Jim vermissten und dass sie ihn nicht so hätten ignorieren sollen. Vielleicht müsste Stan sogar ins Gefängnis. Als die verbleibende Strecke an Boden immer weniger wurde dachte er darüber nach. Was gab es zu dem er zurückkehren konnte? Niemand würde glauben, dass Stanley die Trophäe zerbrochen hatte und selbst wenn sie es taten, dann würde das niemals das Auto entschuldigen. Er würde wahrscheinlich ins Gefängnis kommen, wie Stan gesagt hatte. Anderenfalls ins Internat, wo sie ihn löchern und ihn zu einer gehorsamen, dummen, leblosen Drohne machen würden.

Wenn er jetzt sterben würde, müsste ihn all das nicht kümmern. Er könnte sogar seinen Vater treffen. Sein Vater… der gestorben war um ihm das Leben zu retten.

Jim trat auf die Bremse, schickte das Auto über die Klippe und sprang in Sicherheit.

Später versuchte er sich einzureden, dass er nur Abstand und Geschwindigkeit unterschätzt hatte und dabei fast starb, oder dass er sich selbst stoppte weil er nicht wirklich sterben wollte. Aber er kannte immer den wahren Grund.

Was auch immer ein Leben nach dem Tot ihn erwarten würde, wie konnte er seinem Vater so wie er war entgegen treten? Wie konnte er dem großartigen und guten George Samuel Kirk in die Augen sehen, wenn er… wenn er nur ein armseliges kriminelles Kind war? Zu undankbar sein Leben tatsächlich zu leben?

Wie konnte er seinem Vater entgegentreten wenn er sein Opfer mit Füßen trat.

Also hatte er sich hinauf gezogen, und sagte seinen Namen, auf Anfrage des Roboterpolizisten (Anm.: Das hier war ein Highwaypolizist. Ignorieren wir das?), beinahe verzweifelt auf.

In dem Moment, wo er im Staub und Dreck stand und ihm das Blut in den Ohren rauschte, sein Herz raste und sein Körper vom Aufprall mit dem Boden schmerzte, fühlte er sich so lebendig wie nie zuvor. Davor war er immer draufgängerisch gewesen. Aber danach flirtete er so oft und dreist mit der Gefahr wie er nur konnte.

Stan hatte versucht ihn in Gewahrsam nehmen zu lassen. Seine Mutter hatte sich endlich für eine Seite bei der ganzen Angelegenheit entschieden und Schluss gemacht. Es hätte nach Jims Maßstäben ein Triumph sein müssen.

Aber er konnte nicht an den Vorfall denken, ohne an den Moment zu denken, als er sehr sehr nah kam das Schicksal der Corvette zu teilen. Es brannte in ihm wie ein Leuchtfeuer der Scham und der Unentschlossenheit und der Dunkelheit, und dem ‚was wenn‘? Als er älter wurde schien es ihm mehr und mehr erbärmlich, wenn er daran dachte, dass er sich wegen Stanley fast umgebracht hätte. Dies schien die Argumente derer zu unterstützen, die ihm gesagt hatten, dass er wertlos und verquer sei und es nie zu etwas bringen würde. Irgendwann hatte er Sam davon erzählt und sein Bruder hatte geschrien bis er blau im Gesicht anlief. Er war verärgert darüber gewesen, dass Jim überhaupt an so etwas gedacht hatte. Es war das erste und letzte Mal gewesen, dass sein Bruder ihn jemals geschlagen hatte.

„Ich will nie wieder so etwas aus deinem Mund hören“ hatte Sam gebrüllt. Also hatte sich Jim dran gehalten. Er erzählte es niemanden, bewahrte Stillschweigen darüber und erwähnte nie den Moment vor dem Rand der Klippe.

Aber als er einmal angefangen hatte mit Spock zu reden, stellte er fest, dass er es nicht weg lassen konnte.

Sein Tonfall war ruhig und gleichmäßig als er die gesamte Geschichte komplett und ehrlich erzählte. Er verlor sich in der Erinnerung und der ruhigen Stille seines Zuhörers, und erzählte die gesamte Sache von Anfang bis Ende ohne die Details zu vertuschen oder irgendetwas auszulassen. Es war die gesamte, unverhüllte Geschichte – nach wie vor so bildhaft, obwohl sie lange nicht erzählt wurde. Es schien, als ob sein verbissenes Verlangen die ganze Sache zu vergessen nur dazu geführt hatte, es gänzlich in sein Gedächtnis zu brennen.

Spock sagte kein Wort als er sprach, bis er sich schließlich an Kraft und Energie verloren hatte und einen ausgiebigen Schluck von seinem Glas nahm. Er fühlte sich gleichzeitig besorgt und erleichtert, was wirklich eine bizarre Kombination war. Auf der einen Seite, fühlte es sich gut an, sich durch jemand anderen als Sam, dessen Reaktion… weniger als Ideal gewesen war, von dem Vorfall zu befreien. Auf der anderen Seite erwartete er jetzt teilweise, dass Spock blanke Abscheu zeigen und gehen würde.

„Und das ist der Auto und Klippen Vorfall,“ sagte Jim nachdem er den gesamten Inhalt des Glases geleert hatte und nur auf den Tisch blickte. Für einen Augenblick fühlte er sich wie ein Mann, der seinen Kopf gerade auf einen Richtblock gelegt hatte. Ein Beil war da, seine Hände gebunden – es blieb nur abzuwarten ob Spock schwingen würde.

Für einen Moment herrschte Stille.

„Ich war in annähernd dem selben Alter, als ich das erste Mal einem anderen Kind die Nase brach,“ sagte Spock stattdessen und Jim blickte ihn augenblicklich an, er war überrascht von der unerwarteten Enthüllung. Der Gesichtsausdruck des Halb-Vulkaniers war nicht verachtend oder verurteilend. Stattdessen sah er nur nachdenklich aus – und noch etwas anderes, was er schwer zuordnen konnte. „Eine kleine Gruppe von Schülern an der pädagogischen Einrichtung, die ich besuchte, übten sich täglich darin mich auf verschiedene Weise zu beleidigen in der Absicht mich zu einer emotionalen Reaktion zu provozieren. Letztendlich hatten sie Erfolg.“

Jim sah ihn fast eine ganze Minute lang an und nahm seinen ehrlichen Gesichtsausdruck und die sanfte Ruhe in seinen eindrucksvollen, verräterischen Augen war. Er fühlte wie sich etwas in ihm entknotete.

„Ja?“ sagte er. „Was haben sie gesagt?“

„Ich werde die näheren Einzelheiten nicht erläutern. Jedoch kam meine Mutter zur Sprache,“ antwortete Spock.
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Re: Kapitel 7 - in Arbeit -

Beitragvon Sirina » Fr 25. Sep 2009, 22:32

Die Rechtschreibfehler ändere ich weiter ohne Rücksprache mit dir ab, wenn das ok ist.

„Und sie haben das Kind geschlagen?“

„Genau genommen brach seine Nase, als ich es in eine der Prüfungskammern (Anm.: Lernmulden) stieß,“ klärte Spock ihn auf. „Aber ich habe es auch einige Male geschlagen.“

Jim lachte und versuchte sich einen Miniatur Spock als einen Wirbelwind kindlichen Zorns vorzustellen. „Schön für sie,“ sagte er. Spock blickte ihn schief an.

„Jahrhunderte an vulkanischer Philosophie und mein Vater würden dieser Einschätzung widersprechen,“ entgegnete er.

„Nun,“ sagte Jim und konnte sich sein Lächeln nicht verkneifen. „ Ich mach denen keinen Vorwurf. Ich weiß, nicht jeder hat das Potential meine Level an Weisheit zu erreichen.“ Und dann, weil es klug schien, sprühte er sich noch mehr Sahne in den Mund. Er wurde mit einem klitzekleinen Zucken von Spocks Lippen belohnt.

Einen Augenblick später war die Verspieltheit vorüber, aber auf eine gute Weise. Spocks Blick wurde erst nachdenklich und dann bedacht und Jim musste sehr schwer schlucken, als dieser seinen traf, unausgesprochenem Wissen tanzte dahinter. „Ich denke ich muss mich erneut für meine Worte von vorhin entschuldigen,“ gab Spock zu. „Sie waren in hohem Maße ungenau.“

Mir einem kurzem, leichtem bescheiden Lachen, winkte Jim ihn ab. „Hey, machen sie sich keinen Kopf. Man hat mich schon schlimmer genannt,“ versicherte er ihn. „Außerdem lagen sie gar nicht so daneben.“ Wenn überhaupt hätte ihn der Auto - und – Klippen Geschichte davon überzeugen sollen, dass er komplett richtig lag. Aber den Blick, den sein Erster Offizier an ihn richtete, stoppte weitere Zurückweisungen auf seinen Lippen.

„Ich lag falsch,“ beharrte Spock. „Sie sind mehr als intelligent genug ihre Impulse zu steuern – wie sie bereits demonstriert haben. Ich wäre nachlässig, wenn ich sie in dem Eindruck ließ, dass ich etwas anderes glaube.“

Wenn er nicht besser gewusst hätte, dann hätte Jim das darauffolgende Gefühl, das sich in seiner Brust formte, als ‚verwirrt‘ /‚erregt‘ bezeichnet. Er hielt den Blickkontakt mit Spock als er sprach, aber als die ehrlichen, nüchternen dennoch eigenartig fesselnden Worte endeten, stellte er fest, dass er nur seinen Kopf ducken und den Zwang mit der Sahnesprühdose zu spielen unterdrücken konnte. Stattdessen räusperte er sich und stelle sie mit einer gleichmäßigen Bewegung auf den Tisch.

„Nun… Danke,“ sagte er ein kleines bisschen unbehaglich bevor er sich räusperte. Als er Spock schließlich wieder ansehen konnte, sah er wie dieser seine Serviette auf den Tisch legte und ihn mit einem neugierigen Blick ansah.

„Ich glaube wir sind hier vorerst fertig,“ bemerkte sein Erster Offizier. Mit einem Nicken stimmte er zu und beide erhoben sich gleichzeitig.

Jim fühlte sich, als wäre eine unsichtbare Last von seiner Brust genommen wurden als sie, mit der Absicht ihre Taschen zu holen und – in Jims Fall – ein paar Nachrichten zu versenden, zu ihren Unterkünften zurück gingen. Anscheinend hatte Spock weniger Leute mit denen er sprechen wollte als Jim.

Was eigentlich irgendwie deprimierend war. Und eine Menge erklärte.

***************

Falls Jim besorgt war, sein Erster Offizier könnte sich ausgeschlossen fühlen, dann war diese Sorge unbegründet. Sobald er seine Transmission nach Hause abgeschickt hatte antwortete seine Mutter. Er war ein wenig enttäuscht darüber, da er gehofft hatte, sie wäre nicht zu Hause und er könnte einfach eine Nachricht hinterlassen. Aber das war sie nicht. Stattdessen war sie auf dem Bildschirm zu sehen und grinste fröhlich, bis sie Jim sah. Dann fiel ihr Ausdruck wie ein Stein.

„Verdammt noch mal, Jimmy!“ fluchte und schimpfte sie zugleich. Er zuckte aus Reflex zusammen. „Ein Tag ist vergangen. Was hast du gemacht? Hast das Shuttle verlassen und bist direkt in eine Wand gelaufen?“

Einen Augenblick lang erwog er dies.

„.. Ja?“ antwortete hoffnungsvoll. Sie blickte ihn finster an.

„Netter Versuch. Und wo ist Spock?“

Jim zwinkerte. Wo ist Spock? „Eh… er steht beim Fenster. Wieso?“ sein Blick flog zu seinem Freund hinüber, der den Ausblick betrachtete. Als sein Name fiel, hatte Spock sich gedreht und betrachtete ihn und die Konsole neugierig.

„Er soll hier rüber kommen,“ sagte seine Mutter ungeduldig, als sei es etwas Selbstverständliches und Jim einfach nur zum Verzweifeln schwer von Begriff. „Ich will sehen ob er im selben Zustand ist wie du.“

„Ist er nicht,“ versicherte er, aber Spock hatte sich trotzdem zuvorkommender Weise in Blickweite des Monitors bewegt.

Als hätte man einen Lichtschalter betätigt, erhellte sich der Gesichtsausdruck seiner Mutter sofort und sie begrüßte Spock mit munterer Begeisterung. Von da an, fühlte sich Jim wie das 3. Rad am Wagen seines Anrufs nach Hause – seine Mutter richtete fast alle Fragen über ihn an seinen Ersten Offizier. Was hatte er diesmal getan, ob er sich benommen hatte, ob sie eine nette Reise hatten, usw. Spock beantwortete alle ihre Fragen ehrlich und effizient, obwohl er, sehr zu Jims Zustimmung, einige der weniger angenehmen Details aus lies. Nach ein paar Minuten hatte er genug und Jim lehnte sich zurück ins seinen Sitz und tat so als würde er einige der Dekorationen auf dem Tisch untersuchen.

Seine Mutter sah ihn an und rollte mit ihren Augen.

„Fühlst du dich ausgeschlossen, Jimmy?“ fragte sie und Spock folgte ihrem Blick zu ihm, wie er träge die Blätter einer Kunstpflanze anschlug.

„Oh, nein, nein,“ versicherte er ihr, „nimm meinen Ersten Offizier ruhig weiter durch die Mangel. Tu so, als wär ich gar nicht da.“

Sie sah ihn abschätzend an. „Nun, wenn du mir nicht immer Lügen und Halb-Wahrheiten erzählen würdest, dann könnt ich deinen Antworten ein wenig öfters trauen,“ betonte sie, aber Jim bemerkte, dass sie es nur teilweise ernst meinte – sie tat dies größtenteils um ihm auf dem Geist zu gehen.

„Vielleicht wäre es besser wenn ich gehe,“ wies Spock hin.

„Nein,“ sagten Jim und seine Mutter gleichzeitig, was dazu führte, dass er seine Augenbrauen ein wenig hob und zwischen ihnen hin und her blickte. „Ich werde gehen,“ fuhr Jim weiter fort er sich abrupt von seinem Sitz erhob und sein Hemd richtete. „Ich wünsch euch ein nettes Gespräch.“

Aber als er sich umdrehte um zu gehen stellte er fest, dass sein Weg versperrt war.

„Jim,“ sagte Spock. Das war alles was er tat. Aber es funktionierte.

Da war etwas in seinem Ton. Nicht zurechtweisend oder ersuchend. Es war fast eine Warnung, obwohl nicht ganz – es war mehr was ihn stoppen lies. Hör auf dich dumm zu benehmen, schien dieses eine kleine Wort zu vermitteln, dennoch geschah dies nicht auf eine verärgernde Art. Es war eher so, wie Jims eigene Gedanken es ihm sagen würden, wenn ihm bewusst war, dass er über reagierte oder außer Kontrolle geriet. Die leise und tiefe Stimme der Vernunft und des Verstandes zerrte ihn aus seiner egozentrischen Wolke.

Und alles was er getan hatte, war seinen Namen zu sagen.

Jim seufzte auf und setzt sich wieder hin. Seine Mutter beobachtete stumm diesen Austausch. Dann gab sie Spock einen abschätzenden Blick, gefolgt von einem langen pfeifen. „Also Spock, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken sie haben irgendeine Art magische Macht über ihn,“ bemerkte sie und ihre Stimme lachte als läge irgendein versteckter Witz in ihren Worten. Spock blickte sie interessiert an.

„Ich war mir nicht bewusst, dass die Menschen immer noch solchen Glauben nachgehen,“ antwortete er.

„Oh das tun wir nicht,“ versicherte sie ihn. „Das ist nur eine Redensart.“

Jim fühlte sich erneut leicht entnervt und lehnte seinen Arm in die Nähe der Konsole und fragte sich wie lange er den beiden noch beim ‚plaudern‘ zuhören müsste.

So wie sich herausstellte, waren es mehrere Minuten. Spock versuchte, es hatte zumindest den Anschein, die Unterhaltung so zu lenken, dass seine Mutter anfing ihn anzusprechen als sich auf ihn in der dritten Person zu beziehen. Allerdings mit begrenztem Erfolg. Sie schien sich entschieden zu haben, dass es einfacher war mit Spock zu reden – und Jim würde in diesem Moment zugeben, dass sie wahrscheinlich nicht falsch lag. Spock hingegen schien darüber ein wenig… nun, eigentlich sah er besorgt darüber aus. Sein Blick bewegte sich immer wieder abschätzend zu Jim, als ob er meinte, irgendeine Grenze zu überschreiten. Als seine Mutter ihnen endlich auf Wiedersehen sagte, atmete Jim erleichtert aus und lies seinen Kopf auf seine Arme fallen.

„Mann! War das ein Spaß,“ sagte er mehr entnervt als alles andere.

Spock bewegte sich ein wenig da wo er stand. „Ich muss mich entschuldigen, Jim. Es war nicht meine Absicht die Kontrolle – “

Jim unterbrach ihn mit einer abwinkenden Geste. „Hei, nein, ich weiß,“ bestand er sofort.“ Sie standen zu Beginn des Gespräches sogar auf der anderen Seite des Raumes. Es war sie allein – ich bin daran gewöhnt,“ gab er zu. „Sie mag es nicht mit mir zu reden, wenn ich aussehe, als wenn ich mich geprügelt hätte.“

„Nichtsdestotrotz, meine Entschuldigung steht,“ beharrte Spock. Jim schüttelte mit dem Kopf und ergriff Spocks Oberarm in einer versichernden Geste.

„Wenn sie mir heute noch einmal sagen, dass es ihnen leid tut, muss ich ihnen den Mund zukleben,“ drohte er scherzhaft. Der Arm unter seiner Hand spannte sich ein wenig an, und er erinnerte sich daran, dass Spock es nicht mochte, wenn man ihm zu nah kam. Wie eine reale Blase die sich schützend um ihn herum erstreckte (Anm.: Dieses „personal space“ würde ich mit „persönlichen Freiraum“ übersetzen. Vorschlag: Wie ein persönlicher Freiraum der ihn schützend umgab.). Er lies hastig los. „Mist, ich vergesse ständig, dass sie es nicht mögen angefasst zu werden,“ rügte er sich.

Die Muskeln in Spocks Hals bewegten sich leicht, als er zu schlucken schien. „Machen sie sich darüber keine Gedanken, Jim,“ bestand er höflich.

Eine Sekunde lang fragte Jim sich, ob ihm gerade Genehmigung erteilt wurde, gelegentlich die unsichtbare Bitte-Nicht-Anfassen Aura, die seinen Ersten Offizier umgab, zu durchbrechen. Aber dann erkannte er, der Kommentar bedeutete eher, dass er sich nicht schlecht fühlen sollte weil er es vergessen hatte. Es war seltsamerweise enttäuschend – was ein wenig verwirrend war, denn er wusste nicht, warum er sich enttäuscht fühlen sollte, außer, dass er die Idee mochte, dass Spock für ihn Zugeständnisse machte. Oder vielleicht mochte er nur die Idee, die Erlaubnis zu haben, Spock anzufassen.

Seine Augen weiteten sich für einen kurzen Augenblick, als dieser besondere Gedanke aus heiterem Himmel in sein Gehirn schoss. Statt bei diesem Gedanken zu verweilen – was nichts weiter als eine schlechte Idee sein konnte – entschied sich Jim seine Gedanken sofort auf ein anderes Thema zu lenken. Weit weg von diesem sehr schlechten, seltsamen und gar nicht gutem Thema.

„Richtig!“ sagte er stattdessen. „Bones.“

Spock sah ihn mit einer erhobenen Augenbraue an.

„Ich sollte Bones anrufen. Ich hab ihm gesagt, dass ich es tun würde. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt dafür,“ plapperte er und dreht sich sofort in seinem Sitz um eine Verbindung herzustellen. Er hielt den Atem, als sich seine Finger über die Konsole bewegten und er versuchte – erfolglos – die leichte Welle an Körperwärme, die sein Erster Offizier ausströmte zu ignorieren. Vulkanier hatten wirklich eine höhere Körpertemperatur, oder nicht? Es war lustig, wenn man darüber nachdachte, sollten sie doch ein wenig kühler als normal sein. Wenn man bedachte, dass sie von einem Wüstenplaneten kamen. Aber vielleicht hatten sich ihre Körper einfach so entwickelt, stattdessen mit mehr Wärme zu arbeiten… Bones könnte es ihm wahrscheinlich sagen. Er sollte ihn fragen. Jedoch war Bones nicht wirklich auf Xenobiologie spezialisiert, also könnte er diese Frage vielleicht nicht beantworten. Er war eher ein Arzt für menschliche Physiologie, was für die Sternenflotte gut genug war, da die meisten Kadetten nach wie vor Menschen waren. Obwohl die Anzahl an Bewerbern von anderen Rassen neuerdings anstieg …

Jims überstürzte Gedanken wurden glücklicherweise gestoppt, als das Gesicht des leitenden Schiffsarztes (Anm: Stabsarzt klingt mir persönlich zu militärisch, kann mich nicht erinnern was in TOS gesagt wird, was klingt besser für euch?) Würde ich auch sagen oder Chefarzt) auf dem Bildschirm ihm gegenüber erschien. McCoy wirkte zuerst völlig locker. Aber dann wurde sein Blick schärfer und driftete zwischen Jim und dem halb-Vulkanier, der nach wie vor in der Nähe stand.
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Re: Kapitel 7 - in Arbeit -

Beitragvon Sirina » Sa 26. Sep 2009, 15:09

Hier kommt der Rest des Kapitels...


„Ah, Scheiße,“ fluchte der Doktor kräftig. „Was ist los? Irgendein Notfall ist eingetreten, nicht wahr? Verflucht noch mal, Ich wusste doch, dass ich keine 5 Tage Landeurlaub haben würde…“

„Bones, Bones,“ unterbrach Jim und fühlte sich merklich verwirrt. „Von was redest du?“

Bones zwinkerte (Anm.: „blinzelte“ würde hier besser passen). „Was meinst du, ‚Über was rede ich‘?“ verlangte er zu wissen. „Irgendwas muss los sein, Jim, oder warum solltest du und ausgerechnet Spock mich zusammen anrufen?“

Jim und Spock blickten sich kurz an.

„Also was ist los?“ bestand er. „Hat der total-verrückte Weltraumstaub irgendeinen tödlichen Parasiten an Bord des Schiffes ins Leben gerufen? Verflucht noch mal, Ich wusste ich hätte das Desinfektionssystem aktivieren sollen bevor ich gegangen bin. Gottverfluchter außerirdischer Weltraum-Staub und seine gottverfluchten verunreinigenden Substanzen, die Computer essen (Ich versteh es auch nicht  Anm: ??, sich am Kopf kratzt und keine Ahnung hat auf was Bones hier anspielt), so’n Quatsch! Ich wusste, dabei würde es nicht bleiben…“

„Bones, entspann dich,“ wies Jim ihn an, unterbrach damit seine Tirade und versuchte nicht über den verstimmten Gesichtsausdruck auf seinem Gesicht zu lachen. „Alles ist ok, Spock und ich haben uns nur entschieden zusammen eine kleine Sight-Seeing Tour zu machen.“

Diese Aussage wurde mit einer Todesstille begrüßt. Bones sah ihn mit einem ausdruckslosen Gesicht an.

„…Du willst mir wohl einen Bären aufbinden, Jim. Erzähl mir doch keinen Blödsinn“ sagte er.

Jim konnte sich ein Lachen daraufhin nicht verkneifen. „Nein, wirklich,“ bestand er, bevor er sich auf konspirative Art näher an die Konsole lehnte. „Eigentlich leistet er mir ziemlich gute Gesellschaft.“

Der Gesichtsausdruck seines Freundes war einmalig. „Das... Das meinst du ernst?“ verlangte er zu wissen und sein Blick schnellte zwischen Jim und Spock hin und her, als wären sie eine Gleichung die nicht recht aufging. „Mein Gott, Jim. Spock?“

Besagter Halb-Vulkanier atmete tief ein – was völlig unbemerkt geblieben wäre, hätte Jim nicht direkt neben ihm gesessen. „Ihre Eloquenz ist, wie immer, schockierend Doktor,“ bemerkte Spock. McCoy blickte ihn mit zusammengekniffenen Augen an.

„Ich habe nicht mit ihnen geredet,“ sagte er, er hob eine Hand und richtete einen Finger zur Betonung in seine Richtung. Dann drehte er sich zu Jim zurück und untersuchte dessen Gesicht ein wenig genauer. „Und warum siehst du aus, als hättest du versucht eine Wand mit deinem Gesicht aufzuhalten. Du hast ihn nicht schon wieder provoziert, oder?“

Als diese Frage über die Lippen des Doktors kam, spannten sich Spocks Schultern nur ganz fein an, aber Jim bemerkte es trotzdem und sah sofort zu ihm hinüber. Er schaute missbilligend. „Nö, ich hab nur ein paar Runden mit einem Arschloch in einer Bar gedreht,“ gestand er. Dann lächelte er ein wenig amüsiert. „Aber witzig, dass du Wände erwähnst. Als ich meine Mutter angerufen haben, fragte sie ob ich in eine gelaufen wäre.“ Als er wieder zu Spock hinüber blickte, schien er sich ein wenig entspannt zu haben. Dunkle Augen trafen kurz seine eigenen und sie teilten den wortlosen Witz.

Bones sah einfach nur verwirrt aus. „… In Ordnung,“ sagte er und nickte langsam, wie jemand, der eben erst bemerkt hatte, dass er sich in einem Raum voller Verrückter befand. „Sag mal Jim, wie hart hast du dir den Kopf angestoßen?“

Jim rollte mit seinen Augen. „Die Prügelei in der Bar war nach der Sight-Seeing,“ antwortete er und kam gleich auf den Punkt. Bones sah ihn ausdruckslos an.

„Bist du dir da sicher?“ fragte er. „Denn im Oberstübchen kann schon mal was durcheinander kommen, wenn man rumgeschubst wird.“

„Doktor,“ sagte Spock und unterbrach. „Wollen sie damit sagen, dass jemand unter einem Hirn Trauma leiden muss, um seinen Landeurlaub in meiner Gegenwart zu verbringen?“

Es herrschte langes Schweigen. Zwischen 3 anderen Personen wäre es wahrscheinlich eine unangenehme Situation gewesen, aber Jim stellte fest, dass eigentlich keine echte Spannung in der Luft lag. Es war fast so, als würden sie an eine Art sonderbarem Sportwettbewerb teilnehmen, das einen Zweck und ein Ziel und eine Art Wettstreit hatte, aber alles ohne negative Absichten.

„Yep. Das hört sich in etwa richtig an,“ stimmte Bones nach sorgfältiger Überlegung zu.

Spock sah ihn mit erhobener Augenbraue an. „Ihre Hypothese ist höchst unlogisch, da der Kapitän keine Verletzungen aufwies, als er sich in der Shuttlebucht an mich wandte kurz nachdem wir das Space Dock (Vorschlag: den Hangar) verlassen hatten,“ sagte er gelassen. „Es sei denn sie wollen damit sagen, dass sie in ihren Pflichten als leitender Schiffsarzt nachlässig waren, da jede Verletzung die er vor diesem Zeitpunkt erlitt (Vorschlag: „erlitten haben könnte“ steht da zwar nicht, aber ist für mich logischer) , sich unter ihrer Aufsicht ereignet haben muss?“

Bones fiel die Kinnlade runter. „Was?“ sagte er und sah sie abwechselnd an. „Du meinst ihr zwei habt bis jetzt den gesamten Landeurlaub miteinander verbracht?“

„In der Tat,“ bestätigte Spock bevor Jim etwas sagen konnte. „Es ist unsere Absicht, den Rest des Landeurlaubs ebenfalls zusammen zu verbringen.“

Hätte Jim es nicht besser gewusst, hätte er gesagt, dass Spock sich beinahe hämisch freute. Er lehnte sich erneut an den Tisch und machte es sich in seinem Sitz bequem und sah zu wie Bones rumstotterte und seine Zweifel kund tat. Sein Erster Offizier stachelte ihn ruhig, methodisch und logisch weiter an, und drückte die richtigen Knöpfe bei ihm, um einen explosiven Gefühlsausbruch wie bei einem Vulkan hervorzurufen.

Huh, dachte Jim und beobachtet, wie die beiden sich wie zwei alte Weiber zankten. Es ist als ob sie beide versuchen sich gegenseitig so weit wie möglich auf die Palme zu bringen.

Erneut war er wieder die dritte Partei in seiner eigenen Transmission. Ein wenig genervt, fing er wieder an mit der Dekoration herum zu spielen. Er hörte erst auf, als er bemerkte, dass das Gespräch um ihn herum gestoppt hatte.

Als er aufsah, bemerkte er, dass Spock und Bones ihn jetzt ansahen.

„Schmollt er?“ fragte Bones, und bezog sich auf Jim in der Dritten Person, obwohl er anwesend war und ihn direkt ansah.

Mit einem genervten schnaufen zeigt er mit dem Finger auf ihn. „Weißt du, Spock hat Recht. Du bist meiner Mutter wirklich zu ähnlich,“ sagte er.

Damit unterbrach er die Verbindung.
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Re: Kapitel 7 - in Arbeit -

Beitragvon readonly1956 » So 27. Sep 2009, 13:05

Stanley war nicht der schlimmste Stiefvater gewesen, den sich ein Kind hätte wünschen können. Aber er kam dem recht nah. Sam neigte dazu, sich unauffällig zu verhalten, um unbemerkt zu bleiben und ihm aus dem Weg zu gehen, aber Jim war nicht so gut darin gewesen. Er konnte nicht anders, wirklich. Ignoriert zu werden war etwas, das er hasste – weshalb es für ihn gar nicht in Frage kam, sich aus der Gefahrenzone zu stehlen.

Stan war einer der Typen, die die Hälfte der Zeit recht nett zu sein schienen. Als er noch mit Jims Mutter ausging, brachte er den Jungs manchmal Geschenke mit – Modellschiffe, Eis, Spielzeugphaser. Die Art von Sachen eben, die einfach zu beschaffen sind für ein paar Kinder, wenn man diese nicht wirklich kennt. Er teilte Winonas Liebe für antiquierte Technologie und seine Persönlichkeit war selbstsicher und ungestüm. Aber er hatte ein heftigesTemperament, und wenn er einmal in die Luft ging, dann beruhigte er sich für eine ganze Weile nicht. Jim war dem Mann gegenüber recht zwiespältig eingestellt, bis er einzog. Danach ging es sehr, sehr schnell abwärts. Stan konnte es nicht leiden, wenn Jim und Sam ihm am Rockzipfel hingen, wie er es nannte. Er hatte seine Projekte, und obwohl beide sich herzlich wenig dafür interessierten, war es immer ihre Schuld, wann immer aus einem Projekt nichts wurde oder es nicht klappte. Wenn etwas im Haus zu Bruch ging, war es, weil jemand von ihnen nicht vorsichtig damit umgegangen war. Wenn eine seiner neuesten ‚Erfindungen‘ nicht in Gang kam, dann war es, weil sie immer umher rannten und ihn ablenkten. Und da Sam es schaffte, Ärger weitgehend aus dem Weg zu gehen, war neun von zehn mal ‚sie‘ einfach nur Jim.

Oh, nein, Stanley hatte ihn nie geschlagen. Aber dennoch explodierte er. Der Mann konnte schreien, bis er blau im Gesicht anlief und zischte Worte, die keine geistig gesunde Person jemals an ein Kind richten würde. Und weil Jims Reaktion ebenso große Wut war, schien ihn dies sofort zum ‚Delinquenten‘ zu machen. Aber er konnte nicht anders. Er war nicht der einzige, an den sich Stans Tiraden richteten. Die Streitigkeiten, in die er und Jims Mutter manchmal verfielen, schienen, als könnten sie das ganze Haus erschüttern und endeten immer auf die selbe Art – Sam in seinem Zimmer mit geschlossener Tür, seine Mutter leise im Badezimmer weinend und Jim wütend oben auf der Treppe. Deshalb fing er an, Stans Temperament auf dieselbe Art zurückzugeben. Spöttisch und unausstehlich, wie es nur ein Kind vermag, verdrehte er die Flüche des Mannes zwischen seine eigenen Lippen. Und wenn sein ‚Stiefvater‘ mit Tellern oder Gläsern oder mit dem Hahn-Schickschnack seiner Mutter warf, weil er so wütend war, dass er irgendwas zerbrechen musste und intelligent genug war, Jim nicht zu schlagen, dann warf, zerschlug und zerbrach er irgendetwas von Stan. Denn es war Jims Haus und alles darin gehörte Jims Familie, zu der Stanley ganz entschieden nicht gehörte.

Die Spannung zwischen ihnen baute sich schnell bis zum Siedepunkt auf. Es wurde so schlimm, dass Jim tatsächlich wollte, dass Stanley ihn schlug. Er tat alles ihm Mögliche, um ihn dazu zu bringen, denn er wusste, wenn diese eine kleine Linie erst einmal überschritten war, dann würde der Arsch echt rausgeschmissen. Wer wäre dann für den Knast bestimmt?

Die kritische Masse wurde in einer Woche erreicht, als seine Mutter noch gelegentlich in den Koloniene auf anderen Planeten arbeitete. Anm: Definition der kritischen Masse: Kritische Masse bezeichnet in der Kernphysik und Kerntechnik diejenige Mindestmasse eines aus einem spaltbaren Nuklid bestehenden Objektes, ab der die effektive Neutronenproduktion eine Kettenreaktion der Kernspaltung aufrechterhalten kann. Ich glaube, das ist gemeint. Sie half gerne in den Kolonien aus, weil diese nicht die Ressourcen hatten, die auf der Erde zur Verfügung standen, und weil die Arbeit daran, Autarkie zu erreichen, ein interessantes Ziel war. Sam und Jim hatten sie beide oft gebeten, auf diese Reisen mitgenommen zu werden, aber ohne Erfolg.[/quote]
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Re: Kapitel 7 - in Arbeit -

Beitragvon readonly1956 » So 27. Sep 2009, 14:35

Sie ließ sie nicht ins Weltall fliegen.

Also wurden sie zurück gelassen. Sam zog sich, wie immer, zurück und Jim war allein mit Stan. Der in einer ungewöhnlich guten Laune war.

„Du wirst nicht länger ein Problem für mich sein, Junge,“ hatte ihn Stan informiert, als er sein Werkzeug zusammen suchte und sich fertig machte, um in den Schuppen zu gehen, wo er an seinen selbst ernannten ‚Erfindungen‘ arbeitete.

„Wieso, gehst du endlich?“ hatte Jim frech zurückgestichelt und sich ein Glas Limonade aus dem Replikator genommen. Aber Stanley sah nicht verärgert aus. Stattdessen lächelte er nur.

„Nö,“ sagte er. „Du gehst.“

Jim hatte ihn angesehen, als sei er verrückt. „Was?“ sagte er und mochte den Blick in Stans Gesicht absolut nicht. „Ich gehe nicht. Das ist mein Haus!“

„Nicht mehr,“ erwiderte Stan, und hätte man den Kontext ihrer Unterhaltung nicht gekannt, hätte man denken können, sie redeten vom Wetter. „Ich bin es, der mit deiner Mutter verheiratet ist, Junge. Ihr Haus ist mein Haus – und es ist kein Zimmer mehr für dich frei. (Alternativ: und wir haben einfach keinen Platz mehr für dich.)“ Mit diesen Worten lehnte er sich ein wenig nach unten, wobei seine Haltung eine Art spöttischer Prahlerei vermittelte. „Ich habe deine Eignungstests gesehen, Punk. Du bist eine Art Freak, denn ich habe keine Ahnung, wie du betrogen hast, aber es sind gute Neuigkeiten für mich. Ich glaube, wenn deine Mutter zurück ist, kann ich sie innerhalb einer Woche überzeugen, dich auf eins dieser speziellen Internate zu schicken. Sollen die sich doch eine Weile mit dir rumschlagen,“ kicherte er.

Jim spürte wie er rot anlief, Ärger und Angst und Erniedrigung erfüllten ihn in einer unangenehmen Mischung. Seine Mutter würde nicht – sie würde ihn nicht auf irgendeine Schule schicken. Nicht wenn er nicht gehen wollte.

Aber Stan hatte sie schon zu Dingen überreden können, die er nicht von ihr erwartet hatte. Und Jim wusste… er wusste, dass er etwas an sich hatte, was seine Mutter einfach nicht mochte. Ganz gleich was er tat oder versuchte, er konnte es nicht in Ordnung bringen.Also könnte es durchaus sein. Es könnte sein, dass sie ihn wegschickte, weg von Sam und ihr.

Als ob er seine Gedanken lesen könnte, stahl sich ein breites Grinsen auf Stanleys Gesicht.

Jim bewarf ihn mit seiner Limonade. „Fick dich, Arschloch,“ sagte er mit Worten, die eigens dafür gedacht waren, zu provozieren und wütend zu machen. Als Stan ihn an seinem T-Shirt packte und heftig an ihm zog, durchdrang ihn Furcht und gleichzeitig das Gefühl, gewonnen zu haben. Er war darauf gefasst – aber der Mann fing sich rechtzeitig.

Anstatt ihn zu schlagen, ließ er, immer noch lächelnd, los, und wischte sich die Limonade vom Gesicht. Jim kochte vor Wut und schrie Beleidigungen, um ihn erneut zu reizen. Doch dieser Ärger wandelte sich in Furcht, als Stan ins Wohnzimmer ging und eine der Vitrinen im Eingangsbereich öffnete.

Die Vitrine, die die Sachen von Jims Vater enthielt.

„Was tust du da?“ verlangte er zu wissen und rannte hinüber, als er hörte, wie das Scharnier quietschte und eine von George Samuel Kirks Akademiepreisen von ihrem rechtmäßigen Platz genommen wurde.

„Ich?“ fragte Stanley und hielt die empfindliche Auszeichnung für den 3. Platz in einem Shuttlerennen zwischen seinen Händen. „Ich tue gar nichts, Junge. Du hast die Vitrine geöffnet,“ sagte er, Jim realisierte, was er vorhatte, und versuchte nach der bronzefarbenen Trophäe zu greifen – Augenblicke zu spät.

Du hast sie fallen lassen,“ sagte Stan abfällig, bevor er sie hart zu Boden warf. Der Sockel brach, und es gab einen scharfes ‚Knacken‘, als das kleine Modellshuttle zerbrach und zerfiel. Und weil er zu groß war, als daß Jim ihn hätte stoppen können, stampfte er mit dem Stiefel auf die Überreste und zermalmte sie noch mehr. (Anm.: Der Satz hat gefehlt)

„Wird deine Mutter nicht enttäuscht sein?“

Jim hörte die Worte nur entfernt, als er auf die zerstörte kleine Trophäe blickte. Er beugte sich nach unten und sah Stan nicht einmal an, als dieser fröhlich vor sich hin pfeifend aus dem Zimmer ging. Stattdessen sammelte er vorsichtig alle Teile zusammen – und ließ sie mit einem empörten Schrei wieder fallen.

Er brauchte fast zehn Minuten, um zu entscheiden, was er tun würde.

Stan war in seinem Schuppen, immer noch pfeifend, und arbeitete an einer seiner idiotischen Kreationen, die niemals auch nur halb die Bedeutung haben würde, wie das kleine bronzene Shuttle. Jim fand den Schlüssel unschuldig und ungeschützt auf einem der Unterschränke in der Küche liegen. Er umklammerte ihn fest mit einer Hand und schlüpfte aus der Haustür die Zufahrt hinunter, wo eine blaue Plastikplane das Auto vor der Witterung schützte.

Er entfernte sie unsanft, Adrenalin schärfte seine Sinne und pochte in seinen Ohren, als er mit einem Ohr auf Stans fernes Pfeifen lauschte. So leise er konnte hob er den Türgriff und schlüpfte in den Fahrersitz. Er sah sich abschätzend und untersuchend um, rief sich die, sehr wenigen, Male ins Gedächtnis zurück, die er und Sam mit Stan im Fahrzeug mitgefahren waren, und leitete durch reine Logik die Schritte ab, die er unternehmen musste. Wenn der Motor einmal gestartet war, würde es laut werden. Er hatte nur einen Versuch.

Zufrieden, dass er alles verstand, schloss Jim die Tür hinter sich, steckte den Schlüssel ins Zündschloss und drehte ihn. Die verhätschelte Maschine erwachte mit einem Schnurren gehorsam zum Leben und er lümmelte sich in den Sitz, um das Gaspedal zu treten – er konnte kaum aus den alten Fenstern sehen. Das Auto machten einen unangenehmen Satz nach vorn – zu schnell. Er nahm seinen Fuß von Pedal, aber verärgertes Geschrei spornte ihn an, es noch einmal zu versuchen, das Fahrzeug wühlte Staub und Dreck auf, als es sich über dem Boden drehte. Das Lenkrad fühlte sich schwer und ungewohnt in seinen Händen an, aber diszipliniert und schwerfällig schaffte er es, die Corvette auf die Straße zu bekommen.

Ein Blick in den Spiegel zeigte, wie Stan schreiend von der anderen Seite des Hauses unvermittelt auftauchte und schwerfällig hinterher rannte, um ihn einzuholen.

Immer noch wütend, trat Jim das Gaspedal bis zum Boden durch. Er wusste, wohin er wollte. Stanley sollte ihn ruhig verfolgen – vielleicht würde er ja seinem kostbaren Auto über die Klippe folgen, denn Jim würde nicht anhalten, bis dieses Ding Schrott war.

Der Polizist war ein unerwarteter Nebeneffekt, aber der Wind, der um ihn wehte, ließ ihn seine Angst und seinen Ärger vergessen. Er konnte seinen Puls in den Ohren singen hören, als das altmodische Gefährt in einer Staubwolke seiner Vernichtung entgegen fuhr.

Beinahe wäre er mit in den Tod gefahren.

Einen düsteren Moment lang dachte Jim daran, einfach sitzen zu bleiben, als die Klippe näher kam. Er war nur ein Kind – er sollte nicht solche Gedanken haben. Aber er war an der Schwelle zu seinen Teenagerjahren und in Wahrheit mehr als intelligent genug für den Gedanken, der ihm flüchtig durch den Kopf ging. Er konnte mit Glanz und Gloria abtreten. Seine Mutter würde Stan verlassen und sie und Sam würden begreifen, wie sehr sie Jim vermissten, und dass sie ihn nicht so hätten ignorieren sollen. Vielleicht müsste Stan sogar ins Gefängnis. Als die verbleibende Strecke immer kürzer wurde, dachte er darüber nach. Was gab es, zu dem er zurückkehren konnte? Niemand würde glauben, dass Stanley die Trophäe zerbrochen hatte, und selbst wenn sie es taten, dann würde das niemals das Auto entschuldigen. Er würde wahrscheinlich ins Gefängnis kommen, wie Stan gesagt hatte. Anderenfalls ins Internat, wo sie ihn löchern und ihn zu einer gehorsamen, dummen, leblosen Drohne machen würden.

Wenn er jetzt sterben würde, müsste ihn all das nicht kümmern. Er könnte sogar seinen Vater treffen. Sein Vater… der gestorben war, um ihm das Leben zu retten.

Jim trat auf die Bremse, schickte das Auto über die Klippe und sprang in Sicherheit.

Später versuchte er sich einzureden, dass er nur Abstand und Geschwindigkeit unterschätzt hatte und dabei fast starb, oder dass er sich selbst stoppte, weil er nicht wirklich sterben wollte. Aber er kannte immer den wahren Grund.

Was auch immer ihn im Leben nach dem Tod erwarten würde, wie konnte er seinem Vater, so wie er war, entgegen treten? Wie konnte er dem großen, guten George Samuel Kirk in die Augen sehen, wenn er… wenn er nur ein armseliges kriminelles Kind war? Zu undankbar, sein Leben tatsächlich zu leben?

Wie konnte er seinem Vater entgegentreten, wenn er sein Opfer mit Füßen trat.

Also hatte er sich hinauf gezogen und sagte seinen Namen auf die Frage des Robotpolizisten beinahe verzweifelt auf.

In dem Moment, wo er im Staub und Dreck stand und ihm das Blut in den Ohren rauschte, sein Herz raste und sein Körper vom Aufprall schmerzte, fühlte er sich so lebendig wie nie zuvor. Davor war er immer draufgängerisch gewesen. Aber danach flirtete er so oft und dreist mit der Gefahr, wie er nur konnte.

Stan hatte versucht, ihn in Gewahrsam nehmen zu lassen. Seine Mutter hatte sich endlich für eine Seite bei der ganzen Angelegenheit entschieden und Schluss gemacht. Es hätte nach Jims Maßstäben ein Triumph sein müssen.

Aber er konnte nicht an den Vorfall denken, ohne daß ihm gleichzeitig der Moment in den Sinn kam, als er sehr, sehr nahe daran war, das Schicksal der Corvette zu teilen. Es brannte in ihm wie ein Leuchtfeuer der Scham und der Unentschlossenheit und der FInsternis, und des ‚was, wenn...?' Als er älter wurde, schien es ihm mehr und mehr erbärmlich, wenn er daran dachte, dass er sich wegen Stanley fast umgebracht hätte. Dies schien die Argumente derer zu unterstützen, die ihm gesagt hatten, er sei wertlos und verquer und würde es nie zu etwas bringen. Irgendwann hatte er Sam davon erzählt und sein Bruder hatte geschrien, bis er blau im Gesicht anlief. Er war so wütend darüber gewesen, dass Jim überhaupt an so etwas gedacht hatte. Es war das erste und letzte Mal gewesen, dass sein Bruder ihn jemals geschlagen hatte.

„Ich will nie wieder so etwas aus deinem Mund hören,“ hatte Sam gebrüllt. Also hatte Jim sich daran gehalten. Er erzählte es niemanden, bewahrte Stillschweigen darüber und erwähnte nie den Moment vor dem Rand der Klippe.

Aber als er einmal angefangen hatte, mit Spock zu reden, stellte er fest, dass er es nicht weglassen konnte.

Sein Tonfall war ruhig und gleichmäßig, als er die gesamte Geschichte vollständig und ehrlich erzählte. Er verlor sich in der Erinnerung und dem ruhigen Schweigen seines Zuhörers, und erzählte die gesamte Sache von Anfang bis Ende, ohne die Details zu vertuschen oder irgendetwas auszulassen. Es war die gesamte, unverhüllte Geschichte – nach wie vor so bildhaft, obwohl sie lange nicht erzählt worden war. Es schien, als habe sein verbissenes Verlangen, die ganze Sache zu vergessen, nur dazu geführt, es gänzlich in sein Gedächtnis zu brennen.

Spock sagte kein Wort,während er sprach, bis er sich schließlich völlig verausgabt hatte und einen ausgiebigen Schluck aus seinem Glas nahm. Er fühlte sich gleichzeitig beklommen und erleichtert, was wirklich eine bizarre Kombination war. Einerseits fühlte es sich gut an, sich durch jemand anderen als Sam, dessen Reaktion… weniger als ideal gewesen war, von dem Vorfall zu befreien. Andererseits erwartete er jetzt halb, dass Spock blanken Abscheu zum Ausdruck bringen und gehen würde.

„Und das ist der Auto- und Klippen- Vorfall,“ sagte Jim, nachdem er den gesamten Inhalt des Glases geleert hatte, und hielt den Blick auf den Tisch gerichtet. Einen Augenblick lang fühlte er sich wie ein Mann, den Kopf gerade auf einen Richtblock gelegt hatte. Das Beil war da, seine Hände gebunden – es blieb nur abzuwarten. ob Spock ausholen würde.

Für einen Moment herrschte Stille.

„Ich war in annähernd dem selben Alter, als ich das erste Mal einem anderen Kind die Nase brach,“ sagte Spock stattdessen und Jim sah rasch zu ihm auf, überrascht von der unerwarteten Enthüllung. Der Gesichtsausdruck des Halb-Vulkaniers war absolut nicht geringschätzig oder verächtlich. Stattdessen sah er nur nachdenklich aus – und noch etwas anderes, was er schwer einordnen konnte. „Eine kleine Gruppe von Schülern an der pädagogischen Einrichtung, die ich besuchte, übten sich täglich darin, mich auf unterschiedliche Weise zu beleidigen, in der Absicht mich zu einer emotionalen Reaktion zu provozieren. Letztendlich hatten sie Erfolg.“

Jim sah ihn fast eine volle Minute lang an und nahm seinen ehrlichen Gesichtsausdruck und die gelassene Ruhe in seinen gewinnenden, eindrucksvollen Augen in sich auf. Er fühlte, wie sich etwas in ihm entknotete.

„Ach ja?“ sagte er. „Was haben sie gesagt?“

„Ich werde die näheren Einzelheiten nicht erläutern. Jedoch kam meine Mutter zur Sprache,“ antwortete Spock.]
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Re: Kapitel 7 - in Arbeit -

Beitragvon Sirina » Mo 28. Sep 2009, 19:55

Stanley war nicht der schlimmste Stiefvater gewesen, den sich ein Kind hätte wünschen können. Aber er kam dem recht nah. Sam neigte dazu, sich unauffällig zu verhalten, um unbemerkt zu bleiben und ihm aus dem Weg zu gehen, aber Jim war nicht so gut darin gewesen. Er konnte nicht anders, wirklich. Ignoriert zu werden war etwas, das er hasste – weshalb es für ihn gar nicht in Frage kam, sich aus der Gefahrenzone zu stehlen.

Stan war einer der Typen, die die Hälfte der Zeit recht nett zu sein schienen. Als er noch mit Jims Mutter ausging, brachte er den Jungs manchmal Geschenke mit – Modellschiffe, Eis, Spielzeugphaser. Die Art von Sachen eben, die einfach zu beschaffen sind für ein paar Kinder, wenn man diese nicht wirklich kennt. Er teilte Winonas Liebe für antiquierte Technologie und seine Persönlichkeit war selbstsicher und ungestüm. Aber er hatte ein heftiges Temperament, und wenn er einmal in die Luft ging, dann beruhigte er sich für eine ganze Weile nicht. Jim war dem Mann gegenüber recht zwiespältig eingestellt, bis er einzog. Danach ging es sehr, sehr schnell abwärts. Stan konnte es nicht leiden, wenn Jim und Sam ihm am Rockzipfel hingen, wie er es nannte. Er hatte seine Projekte, und obwohl beide sich herzlich wenig dafür interessierten, war es immer ihre Schuld, wann immer aus einem Projekt nichts wurde oder es nicht klappte. Wenn etwas im Haus zu Bruch ging, war es, weil jemand von ihnen nicht vorsichtig damit umgegangen war. Wenn eine seiner neuesten ‚Erfindungen‘ nicht in Gang kam, dann war es, weil sie immer umher rannten und ihn ablenkten. Und da Sam es schaffte, Ärger weitgehend aus dem Weg zu gehen, war neun von zehn mal ‚sie‘ einfach nur Jim.

Oh, nein, Stanley hatte ihn nie geschlagen. Aber dennoch explodierte er. Der Mann konnte schreien, bis er blau im Gesicht anlief und zischte Worte, die keine geistig gesunde Person jemals an ein Kind richten würde. Und weil Jims Reaktion ebenso große Wut war (Vorschlag: voller Wut war), schien ihn dies sofort zum ‚Delinquenten‘ zu machen. Aber er konnte nicht anders. Er war nicht der einzige, an den sich Stans Tiraden richteten. Die Streitigkeiten, in die er und Jims Mutter manchmal verfielen, schienen, als könnten sie das ganze Haus erschüttern und endeten immer auf die selbe Art – Sam in seinem Zimmer mit geschlossener Tür, seine Mutter leise im Badezimmer weinend und Jim wütend oben auf der Treppe. Deshalb fing er an, Stans Temperament auf dieselbe Art zurückzugeben. Spöttisch und unausstehlich, wie es nur ein Kind vermag, verdrehte er die Flüche des Mannes zwischen seine eigenen Lippen. Und wenn sein ‚Stiefvater‘ mit Tellern oder Gläsern oder mit dem Hahn-Schickschnack seiner Mutter warf, weil er so wütend war, dass er irgendwas zerbrechen musste und intelligent genug war, Jim nicht zu schlagen, dann warf, zerschlug und zerbrach er irgendetwas von Stan. Denn es war Jims Haus und alles darin gehörte Jims Familie, zu der Stanley ganz entschieden nicht gehörte.

Die Spannung zwischen ihnen baute sich schnell bis zum Siedepunkt auf. Es wurde so schlimm, dass Jim tatsächlich wollte, dass Stanley ihn schlug. Er tat alles ihm Mögliche, um ihn dazu zu bringen, denn er wusste, wenn diese eine kleine Linie erst einmal überschritten war, dann würde der Arsch echt rausgeschmissen. Wer wäre dann für den Knast bestimmt?

Die kritische Masse wurde in einer Woche erreicht, als seine Mutter noch gelegentlich in den Koloniene auf anderen Planeten arbeitete. Anm: Definition der kritischen Masse: Kritische Masse bezeichnet in der Kernphysik und Kerntechnik diejenige Mindestmasse eines aus einem spaltbaren Nuklid bestehenden Objektes, ab der die effektive Neutronenproduktion eine Kettenreaktion der Kernspaltung aufrechterhalten kann. Ich glaube, das ist gemeint. Anm.: Schon klar, aber das sagt man doch eher nicht. Wir sollten es vielleicht doch lieber bei „kritischer Punkt“ oder „kritische Phase“ nehmen, das ist leichter verständlich.

Sie half gerne in den Kolonien aus, weil diese nicht die Ressourcen hatten, die auf der Erde zur Verfügung standen, und weil die Arbeit daran, Autarkie zu erreichen, ein interessantes Ziel war.

Sam und Jim hatten sie beide oft gebeten, auf diese Reisen mitgenommen zu werden, aber ohne Erfolg.

Sie ließ sie nicht ins Weltall fliegen.

Also wurden sie zurück gelassen. Sam zog sich, wie immer, zurück und Jim war allein mit Stan. Der in einer ungewöhnlich guten Laune war.

„Du wirst nicht länger ein Problem für mich sein, Junge,“ hatte ihn Stan informiert, als er sein Werkzeug zusammen suchte und sich fertig machte, um in den Schuppen zu gehen, wo er an seinen selbst ernannten ‚Erfindungen‘ arbeitete.

„Wieso, gehst du endlich?“ hatte Jim frech zurückgestichelt und sich ein Glas Limonade aus dem Replikator genommen. Aber Stanley sah nicht verärgert aus. Stattdessen lächelte er nur.

„Nö,“ sagte er. „Du gehst.“

Jim hatte ihn angesehen, als sei er verrückt. „Was?“ sagte er und mochte den Blick in Stans Gesicht absolut nicht. „Ich gehe nicht. Das ist mein Haus!“

„Nicht mehr,“ erwiderte Stan, und hätte man den Kontext ihrer Unterhaltung nicht gekannt, hätte man denken können, sie redeten vom Wetter. „Ich bin es, der mit deiner Mutter verheiratet ist, Junge. Ihr Haus ist mein Haus –und wir haben einfach keinen Platz mehr für dich.“ Mit diesen Worten lehnte er sich ein wenig nach unten, wobei seine Haltung eine Art spöttischer Prahlerei vermittelte. „Ich habe deine Eignungstests gesehen, Punk. Du bist eine Art Freak, denn ich habe keine Ahnung, wie du betrogen hast, aber es sind gute Neuigkeiten für mich. Ich glaube, wenn deine Mutter zurück ist, kann ich sie innerhalb einer Woche überzeugen, dich auf eins dieser speziellen Internate zu schicken. Sollen die sich dort doch eine Weile mit dir rumschlagen,“ kicherte er.

Jim spürte wie er rot anlief, Ärger und Angst und Erniedrigung erfüllten ihn in einer unangenehmen Mischung. Seine Mutter würde nicht – sie würde ihn nicht auf irgendeine Schule schicken. Nicht wenn er nicht gehen wollte.

Aber Stan hatte sie schon zu Dingen überreden können, die er nicht von ihr erwartet hatte. Und Jim wusste… er wusste, dass er etwas an sich hatte, was seine Mutter einfach nicht mochte. Ganz gleich was er tat oder versuchte, er konnte es nicht in Ordnung bringen.Also könnte es durchaus sein. Es könnte sein, dass sie ihn wegschickte, weg von Sam und ihr.

Als ob er seine Gedanken lesen könnte, stahl sich ein breites Grinsen auf Stanleys Gesicht.

Jim bewarf ihn mit seiner Limonade. „Fick dich, Arschloch,“ sagte er mit Worten, die eigens dafür gedacht waren, zu provozieren und wütend zu machen. Als Stan ihn an seinem T-Shirt packte und heftig an ihm zog, durchdrang ihn Furcht und gleichzeitig das Gefühl, gewonnen zu haben. Er war darauf gefasst – aber der Mann fing sich rechtzeitig.

Anstatt ihn zu schlagen, ließ er, immer noch lächelnd, los, und wischte sich die Limonade vom Gesicht. Jim kochte vor Wut und schrie Beleidigungen, um ihn erneut zu reizen. Doch dieser Ärger wandelte sich in Furcht, als Stan ins Wohnzimmer ging und eine der Vitrinen im Eingangsbereich öffnete.

Die Vitrine, die die Sachen von Jims Vater enthielt.

„Was tust du da?“ verlangte er zu wissen und rannte hinüber, als er hörte, wie das Scharnier quietschte und eine von George Samuel Kirks Akademiepreisen von ihrem rechtmäßigen Platz genommen wurde.

„Ich?“ fragte Stanley und hielt die empfindliche Auszeichnung für den 3. Platz in einem Shuttlerennen zwischen seinen Händen. „Ich tue gar nichts, Junge. Du hast die Vitrine geöffnet,“ sagte er, Jim realisierte, was er vorhatte, und versuchte nach der bronzefarbenen Trophäe zu greifen – Augenblicke zu spät.

Du hast sie fallen lassen,“ sagte Stan abfällig, bevor er sie hart zu Boden warf. Der Sockel brach, und es gab einen scharfes ‚Knacken‘, als das kleine Modellshuttle zerbrach und zerfiel. Und weil er zu groß war, als dass Jim ihn hätte stoppen können, stampfte er mit dem Stiefel auf die Überreste und zermalmte sie noch mehr.

„Wird deine Mutter nicht enttäuscht sein?“

Jim hörte die Worte nur entfernt, als er auf die zerstörte kleine Trophäe blickte. Er beugte sich nach unten und sah Stan nicht einmal an, als dieser fröhlich vor sich hin pfeifend aus dem Zimmer ging. Stattdessen sammelte er vorsichtig alle Teile zusammen – und ließ sie mit einem empörten Schrei wieder fallen.

Er brauchte fast zehn Minuten, um zu entscheiden, was er tun würde.

Stan war in seinem Schuppen, immer noch pfeifend, und arbeitete an einer seiner idiotischen Kreationen, die niemals auch nur halb die Bedeutung haben würde, wie das kleine bronzene Shuttle. Jim fand den Schlüssel unschuldig und ungeschützt auf einem der Unterschränke in der Küche liegen. Er umklammerte ihn fest mit einer Hand und schlüpfte aus der Haustür die Zufahrt hinunter, wo eine blaue Plastikplane das Auto vor der Witterung schützte.

Er entfernte sie unsanft, Adrenalin schärfte seine Sinne und pochte in seinen Ohren, als er mit einem Ohr auf Stans fernes Pfeifen lauschte. So leise er konnte hob er den Türgriff und schlüpfte in den Fahrersitz. Er sah sich abschätzend und untersuchend um, rief sich die, sehr wenigen, Male ins Gedächtnis zurück, die er und Sam mit Stan im Fahrzeug mitgefahren waren, und leitete durch reine Logik die Schritte ab, die er unternehmen musste. Wenn der Motor einmal gestartet war, würde es laut werden. Er hatte nur einen Versuch.

Zufrieden, dass er alles verstand, schloss Jim die Tür hinter sich, steckte den Schlüssel ins Zündschloss und drehte ihn. Die verhätschelte Maschine erwachte mit einem Schnurren gehorsam zum Leben und er lümmelte sich in den Sitz, um das Gaspedal zu treten – er konnte kaum aus den alten Fenstern sehen. Das Auto machten einen unangenehmen Satz nach vorn – zu schnell. Er nahm seinen Fuß von Pedal, aber verärgertes Geschrei spornte ihn an, es noch einmal zu versuchen, das Fahrzeug wühlte Staub und Dreck auf, als es sich über dem Boden drehte. Das Lenkrad fühlte sich schwer und ungewohnt in seinen Händen an, aber diszipliniert und schwerfällig schaffte er es, die Corvette auf die Straße zu bekommen.

Ein Blick in den Spiegel zeigte, wie Stan schreiend von der anderen Seite des Hauses unvermittelt auftauchte und schwerfällig hinterher rannte, um ihn einzuholen.

Immer noch wütend, trat Jim das Gaspedal bis zum Boden durch. Er wusste, wohin er wollte. Stanley sollte ihn ruhig verfolgen – vielleicht würde er ja seinem kostbaren Auto über die Klippe folgen, denn Jim würde nicht anhalten, bis dieses Ding Schrott war.

Der Polizist war ein unerwarteter Nebeneffekt, aber der Wind, der um ihn wehte, ließ ihn seine Angst und seinen Ärger vergessen. Er konnte seinen Puls in den Ohren singen hören, als das altmodische Gefährt in einer Staubwolke (Vorschlag: eine Staubwolke hinter sich lassend) seiner Vernichtung entgegen fuhr.

Beinahe wäre er mit in den Tod gefahren.

Einen düsteren Moment lang dachte Jim daran, einfach sitzen zu bleiben, als die Klippe näher kam. Er war nur ein Kind – er sollte nicht solche Gedanken haben. Aber er war an der Schwelle zu seinen Teenagerjahren und in Wahrheit mehr als intelligent genug für den Gedanken, der ihm flüchtig durch den Kopf ging. Er konnte mit Glanz und Gloria abtreten. Seine Mutter würde Stan verlassen und sie und Sam würden begreifen, wie sehr sie Jim vermissten, und dass sie ihn nicht so hätten ignorieren sollen. Vielleicht müsste Stan sogar ins Gefängnis. Als die verbleibende Strecke immer kürzer wurde, dachte er darüber nach. Was gab es, zu dem er zurückkehren konnte? Niemand würde glauben, dass Stanley die Trophäe zerbrochen hatte, und selbst wenn sie es taten, dann würde das niemals das Auto entschuldigen. Er würde wahrscheinlich ins Gefängnis kommen, wie Stan gesagt hatte. Anderenfalls ins Internat, wo sie ihn löchern und ihn zu einer gehorsamen, dummen, leblosen Drohne machen würden.

Wenn er jetzt sterben würde, müsste ihn all das nicht kümmern. Er könnte sogar seinen Vater treffen. Sein Vater… der gestorben war, um ihm das Leben zu retten.

Jim trat auf die Bremse, schickte das Auto über die Klippe und sprang in Sicherheit.

Später versuchte er sich einzureden, dass er nur Abstand und Geschwindigkeit unterschätzt hatte und dabei fast starb, oder dass er sich selbst stoppte, weil er nicht wirklich sterben wollte. Aber er kannte immer den wahren Grund.

Was auch immer ihn im Leben nach dem Tod erwarten würde, wie konnte er seinem Vater, so wie er war, entgegen treten? Wie konnte er dem großen, guten George Samuel Kirk in die Augen sehen, wenn er… wenn er nur ein armseliges kriminelles Kind war? Zu undankbar, sein Leben tatsächlich zu leben?

Wie konnte er seinem Vater entgegentreten, wenn er sein Opfer mit Füßen trat.

Also hatte er sich hinauf gezogen und sagte seinen Namen auf die Frage des Robotpolizisten beinahe verzweifelt auf.

In dem Moment, wo er im Staub und Dreck stand und ihm das Blut in den Ohren rauschte, sein Herz raste und sein Körper vom Aufprall schmerzte, fühlte er sich so lebendig wie nie zuvor. Davor war er immer draufgängerisch gewesen. Aber danach flirtete er so oft und dreist mit der Gefahr, wie er nur konnte.

Stan hatte versucht, ihn in Gewahrsam nehmen zu lassen. Seine Mutter hatte sich endlich für eine Seite bei der ganzen Angelegenheit entschieden und Schluss gemacht. Es hätte nach Jims Maßstäben ein Triumph sein müssen.

Aber er konnte nicht an den Vorfall denken, ohne dass ihm gleichzeitig der Moment in den Sinn kam, [/u]als er sehr, sehr nahe daran war, das Schicksal der Corvette zu teilen. Es brannte in ihm wie ein Leuchtfeuer der Scham und der Unentschlossenheit und der Finsternis, und des ‚was, wenn...?' Als er älter wurde, schien es ihm mehr und mehr erbärmlich, wenn er daran dachte, dass er sich wegen Stanley fast umgebracht hätte. Dies schien die Argumente derer zu unterstützen, die ihm gesagt hatten, er sei wertlos und verquer und würde es nie zu etwas bringen. Irgendwann hatte er Sam davon erzählt und sein Bruder hatte geschrien, bis er blau im Gesicht anlief. Er war so wütend darüber gewesen, dass Jim überhaupt an so etwas gedacht hatte. Es war das erste und letzte Mal gewesen, dass sein Bruder ihn jemals geschlagen hatte.

„Ich will nie wieder so etwas aus deinem Mund hören,“ hatte Sam gebrüllt. Also hatte Jim sich daran gehalten. Er erzählte es niemanden, bewahrte Stillschweigen darüber und erwähnte nie den Moment vor dem Rand der Klippe.

Aber als er einmal angefangen hatte, mit Spock zu reden, stellte er fest, dass er es nicht weglassen konnte.

Sein Tonfall war ruhig und gleichmäßig, als er die gesamte Geschichte vollständig und ehrlich erzählte. Er verlor sich in der Erinnerung und dem ruhigen Schweigen seines Zuhörers, und erzählte die gesamte Sache von Anfang bis Ende, ohne die Details zu vertuschen oder irgendetwas auszulassen. Es war die gesamte, unverhüllte Geschichte – nach wie vor so bildhaft, obwohl sie lange nicht erzählt worden war. Es schien, als habe sein verbissenes Verlangen, die ganze Sache zu vergessen, nur dazu geführt, es gänzlich in sein Gedächtnis zu brennen.

Spock sagte kein Wort, während er sprach, bis er sich schließlich völlig verausgabt hatte und einen ausgiebigen Schluck aus seinem Glas nahm. Er fühlte sich gleichzeitig beklommen und erleichtert, was wirklich eine bizarre Kombination war. Einerseits fühlte es sich gut an, sich durch jemand anderen als Sam, dessen Reaktion… weniger als ideal gewesen war, von dem Vorfall zu befreien. Andererseits erwartete er jetzt halb, dass Spock blanken Abscheu zum Ausdruck bringen und gehen würde.

„Und das ist der Auto- und Klippen- Vorfall,“ sagte Jim, nachdem er den gesamten Inhalt des Glases geleert hatte, und hielt den Blick auf den Tisch gerichtet. Einen Augenblick lang fühlte er sich wie ein Mann, den Kopf gerade auf einen Richtblock gelegt hatte. Das Beil war da, seine Hände gebunden – es blieb nur abzuwarten. ob Spock ausholen würde.

Für einen Moment herrschte Stille.

„Ich war in annähernd dem selben Alter, als ich das erste Mal einem anderen Kind die Nase brach,“ sagte Spock stattdessen und Jim sah rasch zu ihm auf, überrascht von der unerwarteten Enthüllung. Der Gesichtsausdruck des Halb-Vulkaniers war absolut nicht geringschätzig oder verächtlich. Stattdessen sah er nur nachdenklich aus – und noch etwas anderes, was er schwer einordnen konnte. „Eine kleine Gruppe von Schülern an der pädagogischen Einrichtung, die ich besuchte, übten sich täglich darin, mich auf unterschiedliche Weise zu beleidigen, in der Absicht mich zu einer emotionalen Reaktion zu provozieren. Letztendlich hatten sie Erfolg.“

Jim sah ihn fast eine volle Minute lang an und nahm seinen ehrlichen Gesichtsausdruck und die gelassene Ruhe in seinen gewinnenden, eindrucksvollen Augen in sich auf. Er fühlte, wie sich etwas in ihm entknotete.

„Ach ja?“ sagte er. „Was haben sie gesagt?“

„Ich werde die näheren Einzelheiten nicht erläutern. Jedoch kam meine Mutter zur Sprache,“ antwortete Spock.
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Re: Kapitel 7 - in Arbeit -

Beitragvon readonly1956 » So 4. Okt 2009, 16:53

„Und Sie haben das Kind geschlagen?“

„Genau genommen brach seine Nase, als ich es in eine der Lernmulden stieß,“ klärte Spock ihn auf. „Aber ich habe es auch einige Male geschlagen.“

Jim lachte und versuchte sich einen Miniatur-Spock als einen Wirbelwind kindlichen Zorns vorzustellen. „Schön für Sie,“ sagte er. Spock warf ihm einen ironischen Blick zu.

„Jahrhunderte an vulkanischer Philosophie und mein Vater würden dieser Einschätzung widersprechen,“ entgegnete er.

„Nun,“ sagte Jim und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „ Ich mache denen keinen Vorwurf. Ich weiß, nicht jeder hat das Potential, mein Level an Weisheit zu erreichen.“ Und dann, weil es angemessen schien, sprühte er sich noch mehr Sahne in den Mund. Er wurde mit einem fast unmerklichen Zucken von Spocks Lippen belohnt.

Einen Augenblick später war die heitere Stimmung vorüber, aber auf eine gute Weise. Spocks Blick wurde nachdenklich, dann konzentriert, und Jim musste schwer schlucken, als dieser Blick, hinter dem unausgesprochenes Wissen tanzte, den seinen traf. „Ich denke, ich muss mich erneut für meine Worte von vorhin entschuldigen,“ gab Spock zu. „Sie waren in hohem Maße unzutreffend.“

Mit einem kurzen, leicht abwehrenden Lachen winkte Jim ab. „Hey, machen Sie sich keinen Kopf. Man hat mich schon schlimmer genannt,“ versicherte er ihm. „Außerdem lagen Sie gar nicht so daneben.“ Wenn überhaupt, hätte ihn die Auto - und – Klippen - Geschichte davon überzeugen sollen, dass er komplett richtig lag. Aber den Blick, den sein Erster Offizier ihm zuwarf, ließ weitere Zurückweisungen auf seinen Lippen ersterben.

„Ich lag falsch,“ beharrte Spock. „Sie sind mehr als intelligent genug, ihre Impulse zu steuern – wie sie bereits demonstriert haben. Ich wäre nachlässig, wenn ich Sie in dem Eindruck ließe, dass ich etwas anderes glaube.“

Wenn Jim nicht besser gewusst hätte, er hätte das darauffolgende Gefühl, das sich in seiner Brust formte, als ‚nervös‘ bezeichnet. Er hielt den Blickkontakt mit Spock, als er sprach, aber als die aufrichtigen, nüchternen und doch eigenartig fesselnden Worte endeten, stellte er fest, dass er nur den Kopf einziehen und den Zwang, mit der Sahnesprühdose zu spielen, unterdrücken konnte. Stattdessen räusperte er sich und stellte sie ruhig fest auf den Tisch.

„Nun… danke,“ sagte er leicht verlegen und räusperte sich. Als er Spock schließlich wieder ansehen konnte, sah er, wie dieser seine Serviette auf den Tisch legte und den Blick flüchtig fragend auf ihn richtete.

„Ich glaube, wir sind hier vorerst fertig,“ stellte sein Erster Offizier fest. Mit einem Nicken stimmte er zu und beide erhoben sich gleichzeitig.

Jim fühlte sich, als sei eine unsichtbare Last von seiner Brust genommen worden, als sie zum Hotel zurückgingen, in der Absicht, ihre Taschen zu holen und - in Jims Fall - ein paar Nachrichten zu versenden. Anscheinend hatte Spock weniger Leute, mit denen er sprechen wollte, als Jim.

Was eigentlich irgendwie deprimierend war. Und eine Menge erklärte.

Falls Jim besorgt war, sein Erster Offizier könne sich ausgeschlossen fühlen, dann war diese Sorge unbegründet. Sobald er seine Nachricht nach Hause übertragen hatte, antwortete seine Mutter. Er war ein wenig enttäuscht darüber, da er gehofft hatte, sie wäre nicht zu Hause, und er könnte einfach eine Nachricht hinterlassen. Aber das war sie nicht. Stattdessen war sie auf dem Bildschirm zu sehen und grinste fröhlich, bis sie Jim sah. Dann fiel ihr Ausdruck wie ein Stein.

„Verdammt noch mal, Jimmy!“ fluchte und schimpfte sie zugleich. Er zuckte reflexartig zusammen. „Ein Tag ist vergangen. Was hast du gemacht? Hast das Shuttle verlassen und bist direkt in eine Wand gelaufen?“

Einen Augenblick lang erwog er dies.

„.. Ja?“ antwortete er hoffnungsvoll. Sie sah ihn finster an.

„Netter Versuch. Und wo ist Spock?“

Jim blinzelte. Wo ist Spock? „Eh… er steht beim Fenster. Wieso?“ Sein Blick flog zu seinem Freund hinüber, der die Aussicht betrachtete. Als sein Name fiel, hatte Spock sich gedreht und betrachtete ihn und die Konsole neugierig.

„Er soll hier rüber kommen,“ sagte seine Mutter ungeduldig, als sei es etwas Selbstverständliches und Jim einfach nur zum Verzweifeln schwer von Begriff. „Ich will sehen, ob er im selben Zustand ist wie du.“

„Ist er nicht,“ versicherte er, aber Spock hatte sich trotzdem zuvorkommender Weise in Blickweite des Monitors bewegt.

Als hätte man einen Lichtschalter betätigt, erhellte sich der Gesichtsausdruck seiner Mutter sofort und sie begrüßte Spock mit munterer Begeisterung. Von da an fühlte sich Jim wie das fünfte Rad am Wagen bei seinem eigenen Anruf nach Hause – seine Mutter richtete fast alle Fragen über ihn an seinen Ersten Offizier. Was hatte er diesmal getan, ob er sich benommen hatte, ob sie eine nette Reise hatten, und so weiter. Spock beantwortete alle ihre Fragen ehrlich und effizient, obwohl er, sehr zu Jims Zustimmung, einige der weniger angenehmen Details ausließ. Nach ein paar Minuten hatte Jim genug, und er lehnte sich in seinem Sitz zurück und untersuchte demonstrativ einige der Dekorationen auf dem Tisch.

Seine Mutter sah ihn an und rollte mit den Augen.

„Fühlst du dich ausgeschlossen, Jimmy?“ fragte sie und Spock folgte ihrem Blick zu ihm, wie er träge die Blätter einer Kunstpflanze anschlug.

„Oh, nein, nein,“ versicherte er ihr, „nimm meinen Ersten Offizier ruhig weiter in die Mangel. Tu so, als wäre ich gar nicht da.“

Sie sah ihn abschätzend an. „Nun, wenn du mir nicht immer Lügen und Halb-Wahrheiten erzählen würdest, dann könnte ich deinen Antworten ein wenig öfter trauen,“ betonte sie, aber Jim bemerkte, dass sie es nur teilweise ernst meinte – sie tat dies größtenteils, um ihm auf dem Geist zu gehen.

„Vielleicht wäre es besser, wenn ich gehe,“ schlug Spock vor.

„Nein,“ sagten Jim und seine Mutter gleichzeitig, was dazu führte, dass er seine Augenbrauen ein wenig hob und zwischen ihnen hin und her blickte. „Ich werde gehen,“ fuhr Jim fort, erhob sich abrupt von seinem Sitz und zupfte sein Hemd zurecht. „Ich wünsche euch eine angenehme Unterhaltung.“

Aber als er sich umdrehte, um zu gehen, stellte er fest, dass sein Weg versperrt war.

„Jim,“ sagte Spock. Das war alles, was er tat. Aber es funktionierte.

Da war etwas in seinem Ton. Nicht zurechtweisend oder bittend. Es war fast eine Warnung, obwohl nicht ganz; eher holte es ihn auf den Boden zurück. Hör auf, dich dumm zu benehmen, schien dieses eine kleine Wort zu vermitteln, aber nicht so, dass es ihn zum Widerstand reizte. Es war eher so, wie Jims eigene Gedanken es ihm sagen würden, wenn ihm bewusst war, dass er überreagierte oder außer Kontrolle geriet. Die leise und tiefe Stimme der Vernunft und des Verstandes zerrte ihn aus seiner egozentrischen Wolke.

Und alles, was er getan hatte, war seinen Namen zu sagen.

Jim seufzte auf und setzt sich wieder hin. Seine Mutter beobachtete stumm diesen Austausch. Dann gab sie Spock einen abschätzenden Blick, gefolgt von einem langen Pfiff. „Also Spock, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, Sie haben eine Art magischer Macht über ihn,“ bemerkte sie, und ihre Stimme lachte, als läge irgendein versteckter Witz in ihren Worten. Spock blickte sie interessiert an.

„Ich war mir nicht bewusst, dass die Menschen immer noch solchen Glaubenslehren anhängen,“ antwortete er.

„Oh, das tun wir nicht,“ versicherte sie ihm. „Das ist nur eine Redensart.“

Jim fühlte sich erneut leicht entnervt, stützte seinen Arm in der Nähe der Konsole auf und fragte sich, wie lange er den beiden noch beim ‚Plaudern‘ zuhören musste.
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Re: Kapitel 7 - in Arbeit -

Beitragvon readonly1956 » Mi 7. Okt 2009, 20:43

Wie sich herausstellte, waren es mehrere Minuten. Spock versuchte anscheinend, die Unterhaltung so zu lenken, dass seine Mutter anfing ihn anzusprechen anstatt sich auf ihn in der dritten Person zu beziehen. Allerdings mit begrenztem Erfolg. Sie schien sich entschieden zu haben, dass es einfacher war mit Spock zu reden – und Jim würde in diesem Moment zugeben, dass sie wahrscheinlich nicht falsch lag. Spock hingegen schien darüber ein wenig… nun, eigentlich sah er besorgt darüber aus. Sein Blickmusterte Blick immer wieder, als ob er den Eindruck hatte, irgendeine Grenze zu überschreiten. Als seine Mutter ihnen endlich auf Wiedersehen sagte, atmete Jim erleichtert aus und ließ den Kopf auf die Arme fallen.

„Mann! War das ein Spaß,“ sagte er mehr entnervt als alles andere.

Spock bewegte sich ein wenig da wo er stand. „Ich muss mich entschuldigen, Jim. Es war nicht meine Absicht die Kontrolle–“

Jim unterbrach ihn mit einer abwinkenden Geste. „Hey, nein, ich weiß,“ beharrte er sofort. “Sie standen zu Beginn des Gesprächs sogar auf der anderen Seite des Raumes. Es war sie allein – ich bin daran gewöhnt,“ gab er zu. „Sie mag es nicht, mit mir zu reden, wenn ich aussehe, als ob ich mich geprügelt hätte.“

„Dennoch, meine Entschuldigung steht,“ beharrte Spock. Jim schüttelte den Kopf und ergriff Spocks Arm mit einer beruhigenden Geste.

„Wenn sie mir heute noch einmal sagen, dass es ihnen leid tut, muss ich ihren Mund versiegeln,“ drohte er scherzhaft. Der Arm unter seiner Hand spannte sich ein wenig an, und er wurde sich seiner selbst bewußt und Spocks sehr realer Schutzhülle des persönlichen Freiraums. Er ließ hastig los. „Mist, ich vergesse ständig, dass Sie es nicht mögen, angefasst zu werden,“ rügte er sich.

Die Muskeln in Spocks Hals bewegten sich leicht, als er zu schlucken schien. „Machen Sie sich darüber keine Gedanken, Jim,“ bestand er höflich.

Eine Sekunde lang fragte Jim sich, ob ihm gerade die Genehmigung erteilt worden war, gelegentlich die unsichtbare Bitte-Nicht-Anfassen-Aura, die seinen Ersten Offizier umgab, zu durchbrechen. Aber dann erkannte er, der Kommentar bedeutete eher, dass er sich nicht schlecht fühlen sollte, weil er es vergessen hatte. Es war seltsamerweise enttäuschend – was ein wenig verwirrend war, denn er wusste nicht, warum er sich enttäuscht fühlen sollte, außer, dass er die Idee mochte, dass Spock für ihn Zugeständnisse machte. Oder vielleicht mochte er nur die Idee, die Erlaubnis zu haben, Spock anzufassen.

Seine Augen weiteten sich kurz, als dieser spezielle Gedanke aus heiterem Himmel in sein Gehirn schoss. Statt bei diesem Gedanken zu verweilen – was nichts weiter als eine schlechte Idee sein konnte – entschied sich Jim, seine Gedanken sofort auf ein anderes Thema zu lenken. Weit weg von diesem sehr schlechten, seltsamen und gar nicht guten Thema.

„Richtig!“ sagte er stattdessen. „Bones.“

Spock sah ihn mit einer erhobenen Augenbraue an.

„Ich sollte Bones anrufen. Ich habe ihm gesagt, dass ich es tun würde. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt dafür,“ plapperte er und dreht sich sofort in seinem Sitz, um eine Verbindung herzustellen. Er hielt den Atem an, als sich seine Finger über die Konsole bewegten und er versuchte – erfolglos – die leichte Welle an Körperwärme, die sein Erster Offizier ausströmte, zu ignorieren. Vulkanier hatten wirklich eine höhere Körpertemperatur, oder nicht? Es war lustig, wenn man darüber nachdachte, sollten sie doch ein wenig kühler als normal sein. Wenn man bedachte, dass sie von einem Wüstenplaneten kamen. Aber vielleicht hatten sich ihre Körper einfach so entwickelt, stattdessen mit mehr Wärme zu arbeiten… Bones könnte es ihm wahrscheinlich sagen. Er sollte ihn fragen. Jedoch war Bones nicht wirklich auf Xenobiologie spezialisiert, also könnte er diese Frage vielleicht nicht beantworten. Er war eher Arzt für menschliche Physiologie, was für die Sternenflotte gut genug war, da die meisten Kadetten nach wie vor Menschen waren. Obwohl die Anzahl an Bewerbern von anderen Rassen neuerdings anstieg …

Jims überstürzte Gedanken wurden glücklicherweise gestoppt, als das Gesicht des leitenden Schiffsarztes auf dem Bildschirm ihm gegenüber erschien. McCoy wirkte zuerst völlig locker. Aber dann wurde sein Blick schärfer und wanderte zwischen Jim und dem Halb-Vulkanier, der nach wie vor in der Nähe stand, hin und her.

"Ach du Scheiße," fluchte er herzhaft. "Was ist los? Irgendein Notfall ist eingetreten, oder? Verdammt, ich wußte, daß mir keine vollen fünf Tage Landurlaub gegönnt würden..."

„Bones, Bones,“ unterbrach Jim und fühlte sich merklich verwirrt. „Wovon redest du?“

Bones blinzelte. „Was soll das heißen, ‚wovon rede ich‘?“ verlangte er zu wissen. „Irgendwas muss los sein, Jim, oder warum solltest du und ausgerechnet Spock mich zusammen anrufen?“

Jim und Spock blickten sich kurz an.

„Also was ist los?“ bestand er. „Hat der total-verrückte Weltraumstaub irgendeinen tödlichen Parasiten an Bord des Schiffes ins Leben gerufen? Verflucht noch mal, ich wusste, ich hätte das Desinfektionssystem aktivieren sollen, bevor ich gegangen bin. Gottverfluchter außerirdischer Weltraum-Staub und seine gottverfluchten verunreinigenden Substanzen, die Computer auffressen, so einn Quatsch! Ich wusste, dabei würde es nicht bleiben…“

„Bones, entspann dich,“ wies Jim ihn an, unterbrach damit seine Tirade und versuchte, nicht über seinen verstimmten Gesichtsausdruck zu lachen. „Alles ist ok, Spock und ich haben uns nur entschieden, zusammen eine kleine Sight-Seeing Tour zu machen.“

Diese Aussage wurde mit Totenstille begrüßt. Bones sah ihn ausdruckslos an.

„…Du willst mir wohl einen Bären aufbinden, Jim. Erzähl mir doch keinen Blödsinn,“ sagte er.

Jim konnte sich ein Lachen daraufhin nicht verkneifen. „Nein, wirklich,“ beharrte er, bevor er sich auf konspirative Art näher an die Konsole lehnte. „Tatsächlich leistet er mir ziemlich gute Gesellschaft.“

Der Gesichtsausdruck seines Freundes war einmalig. „Das... Das meinst du ernst?“, verlangte er zu wissen und sein Blick schnellte zwischen Jim und Spock hin und her, als wären sie eine Gleichung, die nicht recht aufging. „Mein Gott, Jim. Spock?“

Besagter Halb-Vulkanier atmete tief ein – was völlig unbemerkt geblieben wäre, hätte Jim nicht direkt neben ihm gesessen. „Ihre Eloquenz ist, wie immer, erstaunlich, Doktor,“ bemerkte Spock. McCoy blickte ihn mit zusammengekniffenen Augen an.

„Ich habe nicht mit Ihnen geredet,“ sagte er, hob eine Hand und richtete einen Finger zur Betonung in seine Richtung. Dann drehte er sich zu Jim zurück und untersuchte dessen Gesicht ein wenig genauer. „Und warum siehst du aus, als hättest du versucht, eine Wand mit deinem Gesicht aufzuhalten? Du hast ihn nicht schon wieder provoziert, oder?“

Als diese Frage über die Lippen des Doktors kam, spannten sich Spocks Schultern nur ganz leicht an, aber Jim bemerkte es trotzdem und sah sofort zu ihm hinüber. Er schaute missbilligend. „Nö, ich habe nur ein paar Runden mit einem Arschloch in einer Bar gedreht,“ gestand er. Dann lächelte er ein wenig amüsiert. „Aber witzig, dass du Wände erwähnst. Als ich meine Mutter angerufen haben, fragte sie ob ich in eine gelaufen wäre.“ Als er wieder zu Spock hinüber blickte, schien er sich ein wenig entspannt zu haben. Dunkle Augen trafen kurz seine eigenen und sie teilten den wortlosen Witz.

Bones sah einfach nur verwirrt aus. „… In Ordnung,“ sagte er und nickte langsam, wie jemand, der eben erst bemerkt hatte, dass er sich in einem Raum voller Verrückter befand. „Sag mal, Jim, wie hart hast du dir den Kopf angestoßen?“

Jim rollte mit seinen Augen. „Die Prügelei in der Bar war nach der Sight-Seeing,“ antwortete er und kam gleich auf den Punkt. Bones sah ihn ausdruckslos an.

„Bist du dir da sicher?“ fragte er. „Denn im Oberstübchen kann schon mal was durcheinander kommen, wenn man rumgeschubst wird.“

„Doktor,“ sagte Spock und unterbrach. „Wollen sie damit sagen, dass jemand unter einem Hirntrauma leiden muss, um seinen Landurlaub in meiner Gegenwart zu verbringen?“

Es herrschte langes Schweigen. Zwischen drei anderen Personen wäre es wahrscheinlich eine unangenehme Situation gewesen, aber Jim stellte fest, dass eigentlich keine echte Spannung in der Luft lag. Es war fast so, als würden sie an eine Art sonderbarem Wettbewerb teilnehmen, der einen Zweck und ein Ziel und eine Art Konkurrenz hatte, aber alles ohne böse Absicht.

„Yep. Das hört sich in etwa richtig an,“ stimmte Bones nach sorgfältiger Überlegung zu.

Spock sah ihn mit erhobener Augenbraue an. „Ihre Hypothese ist höchst unlogisch, da der Captain keine Verletzungen aufwies, als er sich in der Shuttlebucht an mich wandte, kurz nachdem wir den Hangar verlassen hatten,“ sagte er gelassen. „Es sei denn, Sie wollen damit sagen, dass sie in Ihren Pflichten als leitender Schiffsarzt nachlässig waren, da jede Verletzung. die er vor diesem Zeitpunkt erlitten haben könnte, sich unter ihrer Aufsicht ereignet haben muss?“

Bones fiel die Kinnlade herunter. „Was?“ sagte er und sah sie abwechselnd an. „Du meinst, ihr zwei habt bis jetzt den gesamten Landurlaub miteinander verbracht?“

„In der Tat,“ bestätigte Spock, bevor Jim etwas sagen konnte. „Es ist unsere Absicht, den Rest des Landurlaubs ebenfalls zusammen zu verbringen.“

Hätte Jim es nicht besser gewusst, hätte er gesagt, dass Spock sich beinahe hämisch freute. Er lehnte sich erneut an den Tisch, machte es sich in seinem Sitz bequem und sah zu, wie Bones sich ereiferte und seine Zweifel kund tat. Sein Erster Offizier stachelte ihn ruhig, methodisch und logisch weiter an und drückte die richtigen Knöpfe bei ihm, um einen explosiven Gefühlsausbruch wie bei einem Vulkan hervorzurufen.

Huh, dachte Jim und beobachtet, wie die beiden sich wie zwei alte Weiber zankten. Es ist, als ob sie beide versuchen, sich gegenseitig so weit wie möglich auf die Palme zu bringen.
Erneut war er die dritte Partei in seiner eigenen Transmission. Ein wenig genervt, fing er wieder an mit der Dekoration herumzuspielen. Er hörte erst auf, als er bemerkte, dass das Gespräch geendet hatte.

Als er aufsah, bemerkte er, dass Spock und Bones ihn jetzt ansahen.

Schmollt er?“ fragte Bones, und bezog sich auf Jim in der Dritten Person, obwohl er anwesend war und ihn direkt ansah.

Mit einem genervten Schnauben zeigte er mit dem Finger auf ihn. „Weißt du, Spock hat Recht. Du bist meiner Mutter wirklich zu ähnlich,“ sagte er.

Damit unterbrach er die Verbindung.
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